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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.08.2023

Ein Sachbuchwerk über das Thema der Eleganz

Eleganz
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Die Autorin dieses Buches, die Kulturhistorikerin und Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken hat sich dem Thema Eleganz gewidmet. Was ist Eleganz, das ist die Frage und hier wird sie, auf unterschiedlichen ...

Die Autorin dieses Buches, die Kulturhistorikerin und Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken hat sich dem Thema Eleganz gewidmet. Was ist Eleganz, das ist die Frage und hier wird sie, auf unterschiedlichen Zeitebenen und bezogen auf verschiedenste Bereiche, beantwortet. Die Annäherung erfolgt recht wissenschaftlich und macht es dem Leser mit seiner durchaus anspruchsvollen fachlastigen Sprache nicht ganz leicht. Aber man stellt sich darauf ein und fügt sich so beim Lesen in dieses durchaus umfassende Werk ein . Es gibt viel Neues zu erfahren. Und man findet Formulierungen, die dann wirklich genau das widerspiegeln, was der Begriff Eleganz für einen selbst zum Ausdruck bringt. Und genau danach hat man ja gesucht.
Ein interessantes Werk, das fordert, das Grundlagen schafft und die Eleganz ein bisschen aus seiner 'unmodernen' Ecke herausholt. Denn Eleganz ist zeitlos und Eleganz ist auch heute.

Veröffentlicht am 21.08.2023

Jugendliches Treiben auf Usedom und wo endet das Reale und beginnt der Fake

Scheißglitzertage
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Ein Sommer auf Usedom, die Touristen verleben hier ihren Urlaub, der 17-jährige Finnley dagegen ist hier zu Hause. Er lebt im Plattenbau, geht auf eine Förderschule und verkauft zum Geldverdienen Eis in ...

Ein Sommer auf Usedom, die Touristen verleben hier ihren Urlaub, der 17-jährige Finnley dagegen ist hier zu Hause. Er lebt im Plattenbau, geht auf eine Förderschule und verkauft zum Geldverdienen Eis in Zinnowitz, um den gemeinsamen Traum, mit seinen Freunden Leif und Neil nach Berlin zu entfliehen, voranzutreiben. Ihrer aller Leben scheint desillusionierend und trostlos, als plötzlich die geheimnisvolle Ulja auftaucht. Angeblich vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet, erzählt sie obskure Dinge, die das Trio nicht so richtig einordnen kann. Aber gleichzeitig sind sie fasziniert. Und dann wird es mysteriös, Nachrichten machen die Runde, von einem russischen Angriff ist die Rede und die FURU-Sticker, die plötzlich in Umlauf sind, was soll das bedeuten. Die Lage fühlt sich bedrohlich an und eine gefundene Leiche ist ja auch mehr wie eine Randerscheinung.
Die Geschichte dieses, ihres Sommers, letztendlich von Zusammenhalt und Freundschaft getragen, sie nimmt uns Leser mit auf eine Reise. Die Haare flattern im Usedomer Wind und man ist ganz nah dran am Geschehen, das die Autorin in einer ganz eigenen Taktung voranbringt. Es beginnt langsam, das Leben der jungen Leute bekommt ein Gesicht und dann nimmt die Geschichte Fahrt auf, bis hin zu einem fesselnden Finale, das wirklich überzeugt. Sprachlich präzise und authentisch hat das Buch eine Menge relevanter Themen mit dabei, die nicht nur für Jugendliche wichtig und aktuell sind.
Ein Roman, der anders ist und jede Menge zu bieten hat, auch wenn man zu denen gehört, die sich erwachsen nennen.

Veröffentlicht am 26.07.2023

Die Katzendetektivin löst ihren ersten kniffligen Fall

Miss Kat - Fall 1 - der entführte Kanari
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Die Katzendetektivin Miss Kat hofft auf einem neuen Fall. Es läuft gerade nicht so gut und ihr Essen ist somit recht karg. Doch dann betritt ein alter trauriger Herr ihr Büro und erzählt, dass sein Kanarienvogel ...

Die Katzendetektivin Miss Kat hofft auf einem neuen Fall. Es läuft gerade nicht so gut und ihr Essen ist somit recht karg. Doch dann betritt ein alter trauriger Herr ihr Büro und erzählt, dass sein Kanarienvogel Harry entführt worden ist. Geld wäre nicht das Problem, die Hauptsache, sein Freund, der ihm in seiner Einsamkeit in den letzten Monaten beigestanden hat, würde gefunden. Kat hört das natürlich gern, der Fall scheint nicht schwer zu lösen zu sein und sie bekommt auch gleich einen ordentlichen Vorschuss. Und dann, nach ersten Recherchen, merkt die Katzendektektivin, dass da eine richtig knifflige Sache dahinter steckt, in die nicht nur Herr Titula, der alte Herr selbst, sondern auch seine Schwiegertochter und ein ganz komischer Hund, der sprechen kann, verwickelt sind.
Diese Geschichte ist schon ziemlich anders. In einer Mischung aus Comic und Textpassagen trifft man hier auf Magie und anderes Fantastisches. Es geht um Familie, um die Liebe und darum, dass man Dinge tut, die einem nachher sehr leid tun. Aber vielleicht schafft man es ja, seine Fehler in Ordnung zu bringen und dass am Ende alle wieder gut miteinander sind. Ein bisschen schwingt dabei auch mit, dass Toleranz wichtig ist und zu einem funktionierenden Zusammenleben einfach dazu gehört.
Das Buch bietet ein fantasievolles Leseerlebnis, dass richtig Spaß macht.

Veröffentlicht am 24.07.2023

Die zaghafte Reflexion eines Lebens, zu dem man erst zurück finden muss

Kleine Schule des Fliegens
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Alexander Höch, durch eine Krebserkrankung geradezu herauskatapultiert aus dem eigenen Leben, wird nach einer erfolgreichen Chemotherapie entlassen und findet sich, eher fremdbestimmt, in der kurzzeitig ...

Alexander Höch, durch eine Krebserkrankung geradezu herauskatapultiert aus dem eigenen Leben, wird nach einer erfolgreichen Chemotherapie entlassen und findet sich, eher fremdbestimmt, in der kurzzeitig verwaisten Wohnung seines Bruders wieder. Hier soll er sich langsam erholen, während seine Frau mit der Renovierung ihrer beiden eigentlichen Zuhauses beschäftigt ist. Alexanders nahezu einziger Kontakt in dem fremden Domizil sind die Krähen, die der beim Nestbau in einer in der Nähe stehenden Platane beobachtet. Er, der verunsicherte und durch die zurückliegenden Monate in seinen Grundfesten erschütterte Mann, erfreut sich an dem Tun der Vögel, genauso wie die Bewohner der nebenstehenden Senieorenresidenz. Doch dann formiert sich Widerstand gegen die Tiere. Melitta Miller, die organisierte Hilfe, zuständig sowohl für die Bewässerung der Pflanzen wie auch der Versorgung seiner Person, sie will die Anwohner dazu bringen, die Vögel zu verjagen und dafür müssen teils schon recht drastische Mittel herhalten. Und Alexander, er fühlt sich den Wesen dort im Baum eigentümlich verbunden und sie schwingen mit, in seinem Kopf, in dem es so viel zu ordnen gibt, in Zuständen, Träumereien und dazu diese surreale Realität, dieser abstruse Streit um nichts oder symbolisch doch um ganz viel.
Dies ist eine von der Schwere eines längeren Lebensmoments getragene Geschichte, an sich einfach gestaltet, aber voller Metaphern und Symbolkraft für das reale Leben, versehen auch mit einem leisen Hauch von Humor, der dann aber auch manchmal bitter wirkt, ein Werk, das nachhallt und offen genug bleibt, um seine eigenen Gedanken wanderen zu lassen, wo immer hin es sie gerade trägt.

Veröffentlicht am 23.07.2023

Die raue Naturwelt der Hochprovence spiegelt es wieder, das Innere eines Menschen

Mistral
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Marie, die älteste Tochter einer großen Bauernfamilie, ist tief eingebunden in ihre Welt, ein hart arbeitendes Familienmitglied in Haus und Hof und herzlichst die jüngeren Geschwister betreuend. Das Leben ...

Marie, die älteste Tochter einer großen Bauernfamilie, ist tief eingebunden in ihre Welt, ein hart arbeitendes Familienmitglied in Haus und Hof und herzlichst die jüngeren Geschwister betreuend. Das Leben ist schwer, aus dem Einklang mit der Natur ist inzwischen ein stetiger Kampf darum geworden, dem Klima, den ausgemergelten Böden noch etwas abzugewinnen, genug zu ernten, um die Familie durch das Jahr zu bringen. Und trotzdem liebt das junge Mädchen ihr Dasein, die Natur um sie herum. Für sie ist sie mehr Einklang wie Feind. Doch dann macht Marie die Bekanntschaft eines jungen Knechts, dem sie erste Zärtlichkeiten gewährt. Für sie ist es die große Liebe, für ihn ein Spiel, denn bald darauf heiratet er eine Mitgiftstarke junge Frau aus der Umgebung. Marie wirft dies vollkommen aus der Bahn. Es reißt sie hinab in einen Strudel voller Verzweiflung und überwallenden Gefühlen. Und an ihrer Seite ist dabei nur der Mistral, ein Fallwind, der ähnlich ihrer inneren Verletztheit, über das Land hinwegweht und ihr ihr einst sonniges harmonisches Gemüt entreißt. Wird sie die Kraft aufbringen, sich ihm zu entwinden und wieder aufzustehen, die Balance zu ihrer Seite hin zurückzugewinnen, wie es den Menschen, die hier leben und ihrem bäuerlichen Tagewerk nachgehen, immer wieder geradeso gelingt.
Dies ist ein hochgradig poetisches vom Naturerleben geprägtes kleines auf seine ganz eigene Art faszinierendes Werk, das einen, nach einer gewissen Anlaufzeit, hineinzieht in einen
Takt, der bald zu einem fulminanten Strudel wird, der einen immer tiefer hineinzieht in sein und ihr inneres Sein und bei dem die Entscheidung noch aussteht, ob Marie dieser Rausch entgültig verschlingt oder man ihm obsiegt.
Man würde diese Geschichte wohl dem Genre Naturewriting zuordnen, verbunden mit einem menschlichen Gegenüber, dem 'sein Schicksal' widerfährt. Für mich steht dies hier einfach für die Kunst des Wortes, welches die Autorin bis an die Grenzen 'naturbelassen' ausreizt.
Und das sollte man sich unbedingt einmal erleben lassen.