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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2022

Kinder- und Jugendjahre im Hessischen und wie das Leben so spielt

Falschgeld
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'Ich bin Matthias Matschke', so fängt jedes der einzelnen Hörbuchkapitel an und es ist tatsächlich die Stimme des Schauspielers und 'jetzt auch'-Autors selbst, die hier das eigene Erstlingswerk wiedergibt. ...

'Ich bin Matthias Matschke', so fängt jedes der einzelnen Hörbuchkapitel an und es ist tatsächlich die Stimme des Schauspielers und 'jetzt auch'-Autors selbst, die hier das eigene Erstlingswerk wiedergibt. Ohne vorherige Hintergrundinformationen kommt die Geschichte sehr autobiographisch herüber, die Kindheit und Jugend eben von Matthias Matschke, irgendwo in einem Ort im Hessischen. Der Vater des Protagonisten und Ich-Erzählers ist hier Pfarrer, auf dem zweiten Bildungsweg und vom Katholizismus zum Evangelischen hin konvertiert. Dieser Mann hat schon so seine Eigenarten, aber da ist auch eine sehr enge und liebevolle Beziehung zwischen ihm und seinem Sohn. Matthias hat eine gute Kindheit und auch die Jugend ist eigentlich ziemlich normal. Wir erfahren viel über diese Zeit, über die nicht sehr zahlreiche Verwandtschaft und auch der Großvater wird erwähnt. Doch dann, Matthias steht kurz vor dem Abitur, passiert etwas und alles wird komplett anders. Gerade dieser Teil kommt sehr berührend und authentisch daher. Und auch das Ende, die endgültige Auflösung, der Zerfall der Familie auf der einen Seite und der Aufbruch hin zu etwas Neuem, auf dem Weg dahin, jetzt ein Erwachsener zu sein und eben sein Leben zu leben, das fand ich sehr echt.
Diese Geschichte, man nimmt sie erstmal durchaus positiv, auch mit einem kleinen Nachhall, wahr, wobei es da ein nachgelagertes Aber gibt. Ich habe das Werk als persönliche Aufarbeitung von Matthias Matschkes eigenen Kinder- und Jugendjahren verstanden und so fand ich es auch sehr passend und plausibel, wie es vom Autor selbst dargeboten wurde. Das es sich aber 'nur' um eine vom eigenen Erleben inspirierte weitgehend fiktive Geschichte handelt, hat mich dann schon etwas befremdet, denn der 'Ich-Bezug' des Autors war doch sehr ausgeprägt.
Und so lässt mich, alles in allem, das Hörbuch bzw. die Geschichte dazu, dann doch mit einem ja, aber-Gefühl zurück, das sich so auch nicht wieder auflösen lässt.

Veröffentlicht am 29.10.2022

Ein sehr eigenes Genregemix und natürlich eine ordentliche Portion 'Titanic'-Flair

Der Boulevard des Schreckens
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Martin Kreuzer ist Volontär und heute als vermeintlicher stiller Zuhörer bei der Redaktionskonferenz dabei, als der Name Lukas Moretti fällt, ein im Moment sehr angesagter Performance-Künstler. Martin ...

Martin Kreuzer ist Volontär und heute als vermeintlicher stiller Zuhörer bei der Redaktionskonferenz dabei, als der Name Lukas Moretti fällt, ein im Moment sehr angesagter Performance-Künstler. Martin wittert seine große Chance. Da er mit Moretti studiert hat, verspricht er vollmundig, auf jeden Fall ein Interview mit diesem zu bekommen, best Bodies eben. Und so wird er nach München geschickt, um zu liefern. Doch Moretti denkt natürlich im Traum nicht daran, dem Irgenwie-Kommilitonen bei seinem Karriereaufstieg entsprechend behilflich zu sein und so bleibt nur 'Kreativität'. Martin erfindet dieses dann sehr bedeutende weil letzte Interview, denn am nächsten Morgen ist Moretti tot. Martins Redaktion ist begeistert, jetzt heißt es am Ball bleiben und da ihr Volontär sehr aussichtsreich mitten im wilden Pressegewirr angekommen ist, soll er jetzt zum 'Aus der ersten Reihe'-Berichterstatter werden, wo immer die Musik spielt, im Mordfall Moretti und Co. Also ab geht die Fahrt. Erst wird relativ normal der erste Gang eingelegt. Aber man hat ja schließlich etwas unter der Haube und so erhöht die Geschichte die Geschwindigkeit. Und natürlich geht es nicht nur geradeaus, sondern schnell werden die gängigen leicht schleimigen mit dem ein oder anderen kreativen Zusatzsätzchen versehenen Pfade verlassen und - im Film würde man sagen – jetzt gibt es ganz großes Kino. Gibt es dann auch, aber gleichzeitig auch kein Halten mehr. Eine Absurdität jagt die nächste, mal kurz verschaufen gibt’s nicht. Schräg, ironisch, sarkastisch, Medienschelte, Fakenews, Fakegeschichte, wo führt das hin. Beim Autor den Magazins Titanic sicherlich sehr weit außerhalb der gängigen Grenzen. Das war zu erwarten, aber hier reißt nach meinem Gefühl irgendwann die Leine, die da ist, damit der Leser dem Ganzen, mit sicher vorhandenem schrägem Humor, noch folgen kann. Und dann gibt es tatsächlich noch ein Ende, eins, dass passt, wenn man bis hier noch wohlwollend oder vielleicht auch total begeistert mit dabei gewesen ist. Ich gehöre zu denen, die innerlich irgendwann die Biege gemacht haben, aber trotzdem bis zum Schluss bei der Stange gebleiben sind, denn 'man weiß ja nie'.
Dieses Buch, ein wahrlicher 'Boulevard des Schreckens', eine Bewertung auf einer Skala von gut zu schlecht bleibt hier außen vor. Es ist einfach nur für jemanden gemacht oder eben auch nicht. Bei halb so vielen Seiten wäre ich vielleicht sogar noch bei den ersteren mit dabei gewesen, hätte mich good amused, aber bei diesem Marathon eben eher nicht.

Veröffentlicht am 10.10.2022

Wenn eine Weihnachtsplanerin es gerade biegen soll und Zeit eine Rolle spielt, Geld aber nicht

Die Weihnachtsagentur. Das schönste Fest aller Zeiten
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Bald ist es wieder so weit, die Vorweihnachtszeit beginnt und die Zwillingskinder Oskar und Olga sind schon mächtig aufgeregt. Ob ihre Eltern wohl dieses Jahr etwas gemeinsame Zeit erübrigen können. Mama ...

Bald ist es wieder so weit, die Vorweihnachtszeit beginnt und die Zwillingskinder Oskar und Olga sind schon mächtig aufgeregt. Ob ihre Eltern wohl dieses Jahr etwas gemeinsame Zeit erübrigen können. Mama und Papa haben eine gutgehende Firma, aber es gibt immer so viel zu tun, dass sie letztes Jahr Weihnachten sogar ganz vergessen haben. Dieses Jahr soll das nicht passieren, deshalb legen die zwei überall Sachen hin, die an Weihnachten erinnern. Aber die Eltern hatten sich sowieso vorgenommen, dass dieses Jahr alles anders und sehr weihnachtlich wird und dafür soll eine Weihnachtsplanerin sorgen, die dann die Sache allerdings auf eine Weise in die Hand nimmt, Geld spielt ja keine Rolle, die jedes reale Maß weit übersteigt. Eine weltbekannte Sängerin wird eingeflogen, täglich aufs Neue, um Oskar und Olga jeden Morgen ein Weihnachtslied zu singen. Für das Krippenspiel kommt ein ebenfalls sehr berühmtes (ehemaliges) amerikanisches Schauspielerehepaar vorbei und spielt Maria und Josef und ein privater Weihnachtsmarkt wird aufgebaut, ganz allein für die Zwillinge, mit allem, was das Herz begehrt. Dass das alles nicht wirklich funktioniert, es soll die Kinder ja glücklich machen, das kann man sich ja denken, und ob es am Ende doch noch ein Weihnachten wird, wie es sich die Kinder die ganze Zeit gewünscht haben, nämlich ein heimeliges Beisammensein mit ihren Eltern, ohne all den Prunk, für den so viel Geld ausgegeben worden ist, das wird sich zeigen.
Eigentlich sieht hier alles nach einer schön schrägen lustigen Weihnachtsgeschichte aus, mit einer passenden Quintessenz. Welche das ist, ist ja kein Geheimnis. Nicht Geld macht glücklich, sondern miteinander verbrachte Zeit ist das größte Geschenk, das man sich gegenseitig machen kann, gerade wo doch heutzutage keiner mehr welche zu haben scheint. Leider ist bei der Umsetzung nach meinem Gefühl alles ein bisschen too much auf die Spitze getrieben worden, sodass es dann eher etwas nervig und einfach über alle Maßen unrealistisch rüber kommt. Aber natürlich hat jeder seinen eigenen 'schrägen Humor'-Level. Für uns hätte es ein paar Gänge runter auch getan und dann wäre es genau die 'echte Kerzen Weihnachtsbaum'-5-Sterne-Geschichte' gewesen, die man sich gewünscht hätte. Aber auch ein Baum mit etwas weniger Sterne-Beschmückung kann natürlich total weihnachtlich sein und kuschelig, mit Familie sowieso.

Veröffentlicht am 26.08.2022

Ein bisschen wie 'Des Kaisers neue Kleider', aufgebauscht und doch sehr nackt

Ich verliebe mich so leicht
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Manchmal sind ja eher schmal gehaltene Bücher wahre Schätze, Kleinode mit literarischer Exklusivität, die einem regelrecht ans Herz wachsen und ein besonderes Plätzchen im Bücherregal finden. Zumindest ...

Manchmal sind ja eher schmal gehaltene Bücher wahre Schätze, Kleinode mit literarischer Exklusivität, die einem regelrecht ans Herz wachsen und ein besonderes Plätzchen im Bücherregal finden. Zumindest im Ansatz ging meine Erwartung bei dieser Geschichte in diese Richtung, zumal dem Buch im Vorfeld doch schon ein beachtliches Maß an sehr wohlwollender Aufmerksamkeit zuteil wurde. Doch es kam anders.
Die Geschlechterrollen sind ausgewogen verteilt, pari pari gibt es hier 'Held' und 'Heldin'. In Paris hattten die beiden, er um einiges älter wie sie, ein leidenschaftliches Verhältnis. Dass sie in eine feste Beziehung eingebunden ist, war bekannt. Und nun sitzt der inzwischen eher als abserviert anzusehende Mann im Flugzeug nach Schottland, um sie dort zu überraschen. Sie wird sich sicher freuen, ihn zu sehen, das redet er sich zumindest ein. Als sie sich dann treffen, gibt sie ihm eindeutige Signale, dass so etwas wie Liebe nie im Raum stand und dass sie seinen Besuch lästig und sehr daneben findet. Und so setzt sich der auf dem Hinweg noch von Liebesflügeln getragene Mann erneut ins Flugzeug und macht sich, dieses Mal deutlich niedergedrückt, aber noch nicht hoffungslos, auf den Weg, zurück nach Hause.
Das ist die Geschichte, eine kleine Episode im Leben zweier Menschen. Sprachlich gibt es hier nichts auszusetzen, dem Humor ist der Autor reichlich zugetan und manchmal wird regelrecht mit Worten jongliert. Aber irgendwie ist die Motor nicht richtig durchgestartet, es geht doch um die Liebe und wenn man das Gefühl hat, jetzt ist der Anfang für eine gute Geschichte gemacht, ist die Fahrt auch schon zu Ende.
Mir hat das einfach nicht gereicht. Aber vielleicht kann man ja in diesem Fall auch sagen, die Erwartungen nicht zu hoch setzen, dann klappts auch mit dem Lesen.

Veröffentlicht am 05.08.2022

Wenn ein Kind stirbt und dann als Engel nach dem Rechten sehen will

Holly im Himmel
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Hollys Eltern haben sich getrennt und Mama hat jetzt einen neuen Freund, der bei ihnen wohnt. Ihr Bruder hat damit kein Problem, sie aber schon. Sie versucht verzweifelt, ihre Eltern wieder zusammenzubringen, ...

Hollys Eltern haben sich getrennt und Mama hat jetzt einen neuen Freund, der bei ihnen wohnt. Ihr Bruder hat damit kein Problem, sie aber schon. Sie versucht verzweifelt, ihre Eltern wieder zusammenzubringen, doch das endet in einer Katastrophe. Es kommt zu einem Unfall und Holly stirbt dabei. Aber nach dem Dunkel geht es weiter. Sie findet sich im Himmel wieder und hier ist echt was los. Doch Holly möchte vor allem eins, zurück auf die Erde, um nachzusehen, wie ihre Familie klarkommt. Aber dafür müsste sie ein Engel sein, wie ihr ihre neue Freundin Frida erklärt. Und die Zustimmung vom Oberengel bräuchte sie auch und nett ist dieser ganz und gar nicht.
Was sich daraus entwickelt, ist ein richtiges Abenteuer, das einen gut unterhält, trotz der schweren Thematik rund um Tod und Trauer. Die Geschichte hat so ihre ganz eigenen Art, sich damit auseinanderzusetzen und an das kindliche Lesepublikum heranzutreten. Diese beim Lesen durch einen Erwachsenen zu begleiten, ich würde mich dann wohler fühlen, wenn auch die Handhabung der Emotionen, man hätte hier ein wenig mehr Tiefe erwartet, für die jungen Leser vielleicht sogar einen Ansatz bieten, Ängste zu vermeiden und das Thema ohne Scheu zu erleben.