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Veröffentlicht am 20.11.2021

konnte mich leider nicht abholen

Teufelsnetz
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„Aber interessiert dich die Wahrheit nicht? Ist sie letztlich nicht der einzige Grund, warum wir das hier machen?“
(Rasmus zu Jusuf in Teufelsnetz)

Worum geht’s?

Zwei erfolgreiche Blogger sind spurlos ...

„Aber interessiert dich die Wahrheit nicht? Ist sie letztlich nicht der einzige Grund, warum wir das hier machen?“
(Rasmus zu Jusuf in Teufelsnetz)

Worum geht’s?

Zwei erfolgreiche Blogger sind spurlos verschwunden. Kurz darauf wird deren Tod in den sozialen Medien gemeldet. Ein geschmackloser PR-Gag? Als eine junge Frau, gekleidet wie ein Manga-Mädchen, am Strand tot angespült wird, vermutet die Kriminalpolizei einen Zusammenhang. Jessica Niemi übernimmt die Ermittlungen, und sie kommt schon bald einem skrupellosen Netzwerk auf die Spur, das offenbar Mädchen an Manga-Fetischisten vermittelt. Zum Sex - und zum Töten ...

Teufelsnetz ist Band 2 der Jessica Niemi-Reihe und unabhängig lesbar.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Erzählersicht verfasst und wechselt im Fokus zwischen den einzelnen Ermittlungsbeamten hin und her. Der Schreibstil ist gut lesbar, der Satzbau nicht sonderlich komplex. Das Buch beinhaltet keine grafische Darstellung von Gewalt oder ähnlichen.

Meine Meinung

Teufelsnetz ist mein erstes Buch von dem Autor und auch das erste Buch aus der Reihe. Gerade bei solchen Reihen ist es kein Problem, in die Reihe einzusteigen, weswegen mich das nicht gestört hat. Ich fand den Klappentext einfach zu ansprechend. Leider verspicht der aber deutlich mehr, als er hält.
In dem Buch geht es um die Influencerin Lisa und den Influencer Jason, die beide plötzlich verschwinden. Auf Lisas Account taucht am Tag darauf ein Foto auf, was einen Leuchtturm zeigt. Hier in der Nähe wird zeitnah eine Leiche gefunden, allerdings von einer anderen Frau. Die Polizei ist ratlos – ist es ein Gag oder hat jemand den beiden etwas angetan? Sie durchkämmen die sozialen Medien, überprüfen Kommentare und Profile und stoßen so auf „Das Gespenst“, den sie als Schlüssel des ganzen Rätsels vermuten. Aber je weiter sie graben, desto mehr Fragen kommen auf und auf einmal geht es um einen Sexring. Doch wie hängt vor allem Lisa hier mit drin?

Ganz ehrlich? Teufelsnetz war eine wahnsinnig zähe Geburt. Der Beginn ist noch ganz nett, als Lisa verschwindet. Doch dann verliert das Buch schnell seinen Reiz. Seiten um Seiten begleitet man Polizistin Jessica, ihren Kollegen Jusuf und den schrulligen Rasmus. Man erfährt, dass Jessica offenbar Geister sieht (bzw. ihr immer mal wieder ihre Mutter erscheint, die bereits tot ist), Rasmus massive körperliche Probleme hat und Jusuf seiner Ex hinterhertrauert. Man erfährt ebenfalls, dass die Polizei bzw. die neue Teamchefin ordentlich an Jessicas Stuhl sägt und nebenbei fallen zufällig kleine Puzzleteile vom Rätsel um die verschwundenen Influencer ins Bild. Mehr als einmal habe ich überlegt, das Buch einfach wegzulegen. Die versprochene Geschichte verkommt irgendwie total im Hintergrund, das Buch hatte über 2/3 keinen wirklichen Spannungsbogen und vor allem die Protagonistin Jessica ist leider von Anfang an mehr als unsympathisch. Die polizeiliche Arbeit wirkt wahllos, willkürlich und zufällig, die sich hieraus ergebenen Hinweise führen oft auf falsche Fährten und einiges erschließt sich auch anfangs überhaupt nicht. Der Weg ist mehr als steinig und mehr als einmal hatte ich das Gefühl, hier fehlt der rote Faden. Vor allem Jessica habe ich andauernd nicht verstanden, ihre Verhaltensweisen sind teilweise fragwürdig und ihre Hintergrundgeschichte hat mich sehr irritiert. Auch die Idee, was hinter dem Gespenst stecken soll, war für mich nicht wirklich greifbar und hat in einigen Punkten irritiert. Es wirkte fast so, als hätte der Autor viele wilde Gedanken zusammengezimmert, koste es was es wolle.

Erst nach gut 2/3 des Buches hat man einen gewissen „Jetzt geht’s los“-Moment. Von da an rennt das Buch regelrecht vorwärts, springt über Stock und Stein, nimmt Wendung um Wendung (egal, ob diese gerade logisch wirken oder nicht) und man wird von Erkenntnissen, Zufallsfunden und Fragezeichen regelrecht erschlagen. Etwas Großes steckt dahinter, internationale Geschütze werden aufgefahren, mehr als fragwürdige Methoden kommen auf und am Ende ist es fast schon einem Zufall geschuldet, dass der wahre Täter doch noch auffliegt. War es vorhersehbar, dass es ein anderer Täter ist, als alle glauben? Absolut. Überraschte mich die finale Auflösung? Ohne Frage. Konnte sich mich überzeugen? Nicht wirklich. Ich habe das Buch mit einem durchaus unbefriedigten Gefühl verlassen, dass eigentlich nur durch Zufälle hier eine Lösung eintrat und für meinen Geschmack blieben einige Punkte auch zu sehr offen oder wirkten zu überdehnt. Gepaart mit den Fragen um das persönliche Leben der Polizisten, den zahlreichen Blendgaranten, die als solche erkennbar sind und der steten Frage, wieso man das Gefühl hat, sich nur im Kreis zu drehen, hat dieses Buch mich nicht gerade abgeholt. Natürlich gab es ein gewisses Grundbedürfnis, zu verstehen, wie alles zusammengehört und warum hier vorgeht, was vorgeht. Aber gleichzeitig fehlte mir der Zugriff auf das Buch, die Verbindung zu den Charakteren. Ich fand es nervig, wie Jessicas Chefin permanent gegen sie gegiftet hat, wie Jessica andauernd wie ein Sonderling herüberkommt und auch sonst das Drumherum so platt und zufällig herüberkam, dass es gar nicht wirklich Spaß gemacht hat, weiterzulesen.

Mein Fazit

Teufelsnetz ist ein Thriller, der mit einer echt interessanten Idee daherkommt, mich aber leider wenig überzeugen kann. Die Charaktere waren für mich nicht greifbar, die Auflösung wirkte holprig und nur wenig glaubwürdig und der finale Twist kam zwar überraschend, aber vermochte mich auch nicht zu überzeugen. Ich werde leider kein Fan von dem Autor.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 23.07.2021

konnte mich leider nicht abholen

A Reason To Stay (Intensive New-Adult-Romance von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau) (Liverpool-Reihe 1)
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„Ihr Geschmack vernebelt mir den Verstand.“
(Cedric in A reason to stay)

Worum geht’s?

Irgendwo ankommen, nicht mehr weglaufen und vor allem: nie wieder in ihrem alten Auto schlafen. Nichts wünscht ...

„Ihr Geschmack vernebelt mir den Verstand.“
(Cedric in A reason to stay)

Worum geht’s?

Irgendwo ankommen, nicht mehr weglaufen und vor allem: nie wieder in ihrem alten Auto schlafen. Nichts wünscht sich Sibyl, genannt Billy, mehr, als endlich ein Zuhause zu finden. Was sie gar nicht braucht, ist noch mehr Chaos in ihrem Leben – bis sie Cedric buchstäblich in die Arme läuft. Mit dem schiefen Lächeln, dem trockenen Humor und der entwaffnenden Ehrlichkeit berührt er etwas in Billy, das sie verloren glaubte. Doch die Gerüchte, die man auf dem Liverpooler Uni-Campus über ihn erzählt, entsprechen der Wahrheit: Cedric verbringt nie mehr als eine Nacht mit einer Frau. Als Billy den Grund erfährt, weiß sie, dass sie sich von ihm und seiner Dunkelheit fernhalten sollte. Nicht nur zu ihrem Schutz, sondern auch zu seinem …

A reason to stay ist Band 1 der Liverpool-Reihe und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist chronologisch aufgebaut und wird aus der Ich-Perspektive durch Billy und Cedric erzählt. Das Buch lässt sich recht flüssig lesen, der Schreibstil ist an vielen Stellen auch modern und jugendlich angehaucht.

Meine Meinung

A reason to stay war eines der Bücher, auf welches ich mich sehr gefreut habe, ohne genau benennen zu können, wieso eigentlich. Ein schönes Cover, ein zwar recht alltäglich klingelnder, aber gleichzeitig ansprechender Klappentext und umfangeiche Lobhymnen über die Autorin, welche im Fantasy-Bereich sehr gut sein soll, haben mich wahrscheinlich mitgerissen. Doch leider ist nicht alles Gold, was glänzt, und so habe ich nach extrem langer Zeit das erste Mal wieder ein Buch abgesprochen, weil – egal, was ich versucht habe und wie oft ich es in die Hand genommen habe – mich die Geschichte einfach nicht abholen konnte.

Bereits der Anfang stand für mich auf recht wackligen Beinen. Billy ist nach Liverpool gekommen, um hier ein neues Leben aufzubauen. Sie hat alles zurückgelassen und möchte auf eigenen Beinen stehen, ohne Unterstützung ihres Vaters. Man merkt, dass etwas vorgefallen ist, es bleibt aber (zumindest bis zu dem Punkt, wo ich gelesen habe) offen. Bei ihrer überstürzten Flucht aus einem Museum läuft sie Cedric in die Arme. Es werden wenige Worte gewechselt, bevor Olivia, Billys beste Freundin, sie weiterjagt. Olivia ist es dann aber auch, die Cedric über Social Media kontaktiert und ihn darum bittet, sich mit Billy zu treffen. Es kommt dieser Bitte nach und überrascht sie nach einem Bewerbungsgespräch. Irgendwie funkt es bei den beiden, gleichzeitig matchen sie so gar nicht. Billy zweifelt Cedric an, Cedric hält Billy auf Abstand und zahlreiche Randfiguren geben auch ihren Senf dazu ab. Dennoch lässt sich Billy auf ein Date mit Cedric ein, obwohl dieser direkt klarmacht, dass er kein Beziehungsmensch ist. Zu sehr hemmt ihn sein Geheimnis und das Geschehene der Vergangenheit. Sein Geheimnis ist ein potenziell triggerndes Thema, was aber zumindest von seiner Seite aus recht solide eingearbeitet wird. Billys Reaktionen hierauf hingegen fand ich ultimativ befremdlich und unangenehm. Kurz danach habe ich leider aufgegeben, weshalb ich nicht sagen kann, wie es weitergeht.

Ich wollte das Buch wirklich mögen. Ich habe so viele Anläufe wie lange nicht mehr gebraucht, bis ich mich mal mehr als 20 Seiten am Stück für das Buch begeistern konnte. Aber es half alles nichts. Ich weiß nicht, ob es am Schreibstil lag, ob ich mit meinem Alter mittlerweile zu weit aus der Zielgruppe herausfalle (wobei vergleichbare Bücher mich begeistern konnten) oder ob es einfach an der Geschichte lag. Sie wirkte auf mich planlos, durcheinander, ohne roten Faden. Die Charaktere stolpern so durch das Buch, es gibt jede Menge belangloses Drumherum und vermeintlich witzige Unterhaltungen, die ich allesamt nicht fühlen konnte. Insbesondere Billy als Charakter hat es mir wahnsinnig schwer gemacht. Ich fand sie von Anfang an eher anstrengend, unberechenbar und sprunghaft. Cedric spielt eine untergeordnete Rolle und hat weniger Spielraum, obwohl er für mich der interessantere Charakter ist. Das wenige, was ich über ihn erfahren habe, wirkte aber eher wie ein Rätsel aus losen Puzzleteilen, die irgendwie noch nicht zusammenpassen. Die für meinen Geschmack übermäßig moderne Art des Buches mit ganz viel Umgangssprache und jeder Menge zwanghaften Witz war einfach nichts für mich. Ich habe mich durch das Buch gequält, stets gehofft, dass es besser wird, mir von anderen sagen lassen, dass es schon wird. Aber man muss sich manchmal auch einfach eingestehen, dass nicht jedes Buch einem gefallen kann und muss. Deswegen habe ich schweren Herzens nach etwa einem Drittel das Buch final aus der Hand gelegt und mir gedacht, dass ich mich nicht weiter quälen möchte. Das Buch zieht nun aus zu jemandem, der es hoffentlich lieber mag. Es sollte einfach nicht mein Buch sein.

Mein Fazit

A reason to stay konnte mich leider nicht begeistern. Es ist eines der wenigen Male, dass ich ein Buch nach mehreren Anläufen endgültig aufgegeben und abgebrochen habe, da mich absolut gar nichts an dem Buch fesseln konnte und Billy und Cedric mich einfach gar nicht abholen. Auch wenn viele positive Rezensionen versprechen, dass das Buch noch gut wird, konnte ich mich einfach nicht motivieren, weiterzulesen. Es ist einfach nicht mein Buch.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 22.04.2021

konnte mich leider nicht mitreißen

Deluxe Dreams
1

„Wir alle brauchen Gefühle, auch die schlechten. Das macht uns zu Menschen.“
(Sadie zu Olivier in Deluxe Dreams)

Worum geht’s?

Nachdem ihr Exfreund Tom sie betrogen hat, reist Sadie allein als Rucksacktouristin ...

„Wir alle brauchen Gefühle, auch die schlechten. Das macht uns zu Menschen.“
(Sadie zu Olivier in Deluxe Dreams)

Worum geht’s?

Nachdem ihr Exfreund Tom sie betrogen hat, reist Sadie allein als Rucksacktouristin durch Europa. Gerade als sie in Nizza nachts auf dem Weg zum Bahnhof ist, wird sie von einem Unbekannten überfallen und verletzt sich dabei. Zum Glück wird sie von Olivier gerettet, bevor ihr etwas Schlimmeres passiert. Olivier Dumont, Erbe der Dumont-Dynastie, ist in Frankreich ein bekannter Playboy und braucht sich um Geld keine Sorgen zu machen. Kurzum entschließt er, Sadie mit zu sich zu nehmen, damit sie sich erholen kann. Beide ahnen nicht, dass dies der Startschuss für mehr als nur einen kleinen Sommerflirt ist…

Deluxe Dreams ist Band 1 der Dumont-Saga um die Familie Dumont. Das Buch ist in sich abgeschlossen, die Haupthandlung geht jedoch weiter.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Nach einem kurzen Prolog zehn Jahre zuvor ist das Buch ist in der Gegenwart chronologisch aufgebaut. Das Buch wird von Sadie und Olivier in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch lässt sich flüssig lesen, die sprachliche Darstellung ist stets verständlich und sehr leichtfüßig. Das Buch beinhaltet sexuellen Content und explizite Sprache.

Meine Meinung

Wenn es in einem Buch um Glamour geht, bin ich dabei. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Entsprechend groß war meine Vorfreude auf die Dumont-Reihe, die gleichzeitig auch meine erste Reihe der Autorin sein sollte. Leider muss ich nach Band 1 bereits sagen, dass es für mich kein Wiedersehen mit den Dumonts geben wird – und ich erkläre euch jetzt auch gern, wieso.

Das Buch startet stark. Der geheimnisvolle Prolog, der bereits andeutet, dass es in diesem Buch noch um ein großes Geheimnis von Olivier gehen wird, was die komplette Familie zerstören könnte, weckt natürlich mein Interesse. Aber auch das Aufeinandertreffen von Sadie und Olivier hat mir gut gefallen. Der Überfall hat mich gefesselt, man konnte die Situation wahrlich spüren und Olivier als der große Retter? Wunderbar großes Kino. Ich war anfangs also wirklich begeistert von dem Buch und freute mich immer, wenn ich Zeit fand, weiterzulesen. Die Begeisterung fing das erste Mal nach etwa einem Viertel des Buches an zu kippen. Sadie bleibt bei Olivier, der sie rundum verwöhnt, denn Geld spielt keine Rolle und irgendetwas an Sadie fasziniert ihn. Es ist ein kleines bisschen wie bei Cinderella Story, wo das arme Mädchen den reichen Prinzen trifft, der sie umsorgt, obwohl Sadie das gar nicht will. Kurz danach geht es aber los, dass die Anziehung der beiden sich in Sex entlädt – seitenlang, ausführlich, in keinem Verhältnis zu der wenigen Handlung, die bisher kam. Leider war dies auch einer der Punkte, ab dem das Buch für mich bergab ging, denn nachdem beide miteinander in der Kiste waren, gibt es eigentlich nur noch das Thema. Der belanglose Sommerflirt, tausende One-Night-Stands, der Reiz davon, dass Sadie irgendwann gehen wird, aber die Zeit mit Olivier genießen will. An irgendeiner Stelle (die in einem Zeitraum von unter 2 Wochen liegen muss) merken beide, dass da aber doch so viel mehr ist – was, das bleibt offen. Denn die Autorin hetzt so sehr durch alles, was dem Buch ein wenig Tiefe bringen könnte, dass man fast denken könnte, es wären Nebensächlichkeiten. Von 0 auf 100 ist Sadie also mehr für Olivier, gleichzeitig hat er aber Sorge wegen seiner Familie.

Denn die Familie Dumont ist kompliziert. Auch hier konnte mich die Autorin nicht abholen. Nach dem geheimnisvollen Prolog, bei dem bereits zahlreiche Namen fallen, habe ich immer darauf gewartet, die Familie ein wenig kennenzulernen. Aber daran besteht nur eingeschränkt ein Interesse. Familienmitglieder, die auftauchen, werden nur kurz eingebracht und kaum vorgestellt. Das führte dazu, dass ich anfangs gar nicht verstanden habe, wer hier zu wem gehört und mit wem wieso einen Zwist hat. Zwar sorgt das in einigen Punkten auch für einen annehmbaren Spannungsbogen und jede Menge Fragen, aber eben auch für jede Menge Verwirrung. Besonders als sich die Ereignisse überschlagen, eine Tragödie über die Familie hereinbricht und die Allianzen sich eventuell etwas verschieben, wirkt alles so hingeworfen. Es fehlte für mich ein Grundgerüst, wo ich alles ein wenig einordnen konnte. Ich muss auch sagen, dass der Klappentext, der von Glamour, Intrigen und einem legendären Modeimperium spricht, hier vielleicht ein wenig übertreibt. Zwar wird immer wieder betont, wie bekannt die Dumonts sind und dass sie quasi mit Chanel vergleichbar sind, aber wirklich Input bringt das ganze Thema nicht. Die Dumonts hätten auch Gemüsehändler sein können. Da kann auch der vermeintlich imposante Maskenball, von dessen Atmosphäre man eigentlich kaum was mitbekommt, nichts dran retten.

Eigentlich hat mich an diesem Buch echt wahnsinnig viel gestört. So viel, dass ich mehr als einmal darüber nachgedacht habe, abzubrechen. Denn während Sadie und Olivier anfangs nur Bettaktivitäten jeglicher Art thematisieren und ich das Gefühl hatte, die Geschichte entwickelt sich gar nicht weiter, wird dann am Dramaregler ein wenig zu sehr geschraubt. Auf einmal passiert so viel, aber leider auch so schnell, dass man gar nicht die Zeit hatte, alles zu verarbeiten – Olivier übrigens auch nicht. Die Autorin ist wirklich nur so durch die Ereignisse gehetzt, als wolle sie alles schnell abhaken, um irgendwo hinzukommen, worauf sie wirklich Bock hatte. Was dieses irgendwo ist, kann ich aber leider auch nicht sagen, denn das Ende hat bei mir nur noch für Kopfschütteln gesorgt. Aber dazu gleich mehr. Zunächst möchte ich beim Spannungsbogen bleiben. Der war da, das bestreite ich gar nicht. Er greift vor allem die Frage um Oliviers Geheimnis auf und umfasst dann noch eine überraschende Entwicklung hinsichtlich Oliviers Vater. Ich muss jedoch sagen, dass mich die Vermutungen und Ereignisse, die folgen, wenig überrascht haben, denn das meiste habe ich so vorhergesagt (oder vielleicht befürchtet) – vor allem, als die ersten Spekulationen zu dem Vater kommen und man erfährt, was die Hintergrundgeschichte des Geheimnisses ist. Nicht das Geheimnis selbst, das habe ich nicht vorhergesagt. Und wieso? Weil es so wahnsinnig simpel ist, dass ich viel zu kompliziert gedacht habe. Niemals hätte ich gedacht, dass so etwas fast schon Banales 10 Jahre lang so einen heftigen Einfluss auf Olivier haben kann und ihn dann sogar noch zu einer Entscheidung bringt, die seinem Vater das Herz brechen würde. Er tut es trotzdem und ich war dezent verwirrt. War das alles? Deswegen der ganze Zirkus? Ich bin mir fast sicher, dass das Veröffentlichen des Geheimnisses für paar Schlagzeilen gesorgt hätte, aber mehr auch nicht. Ich habe wirklich das krasseste Geheimnis erwartet – und nicht geliefert bekommen. Ist leider sehr schwierig, weil so alles auf sehr wackligen Beinen steht und man das Gefühl hat, hier wird übertrieben. Leider nicht nur in diesem Punkt, denn auch im Handlungsverlauf gab es so einige Momente, wo ich nur die Augen verdrehen konnte. Ich weiß nicht, ob die Autorin unsicher war, ob sie einen Thriller, einen Actionfilm oder eine Romanze wollte, denn so ist Deluxe Dreams von alle ein bisschen, aber nichts so wirklich. Und das meine ich leider nicht positiv.

Durchgehalten habe ich trotzdem bis zum Ende. Zu sehr wollte ich wissen, ob ich zumindest hier einigermaßen befriedigt herausgehen werde. Es folgen mögliche Spoiler zum Buch: Nein, bin ich nicht. Nachdem so viel hingeworfen wurde (wir haben immerhin das Geheimnis von Olivier, die Enthüllungen zum Hintergrund des Geheimnisses, einige Bedrohungsszenarien, die Frage um den Vater), endet das Buch nämlich einfach damit, dass alles offen bleibt und Sadie und Olivier sich der Situation entziehen. Ich war verwirrt. Das war’s? So viel Drama, so viel Drumherum und dann setzen beide einfach einen Haken darunter? Kann man machen, bei mir sorgte es aber nur für ganz viel Frust. Ich weiß nicht, ob die Autorin beabsichtigt, die noch offenen Themen in den Folgebänden abzuarbeiten, aber das Ende war so unglaublich unspektakulär, dass man fast denken konnte, die Autorin hatte keine Lust mehr und ist einfach aus der Situation geflüchtet. Maximaler Frust bei mir und das sichere Wissen, dass ich nicht zu den Dumonts zurückkehren werde, egal wie viel noch offen ist.

Mein Fazit

Deluxe Dreams hätte in meinen Augen ein gutes Buch werden können, kann mich aber mit einer schwachen Beziehungsentwicklung von 0 auf 100 und einem zwar soliden Spannungsbogen aber einer halbgaren (Nicht-)Auflösung nicht überzeugen. Zwar gilt, dass in der Kürze die Würze liegt, aber hier hat die Autorin das zu sehr übertrieben. Ein gehetztes Buch, bei dem zu viele Fragezeichen auf dem Weg liegen bleiben und die Tiefe irgendwie komplett fehlt.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 29.03.2021

zäh, ohne große Twists und voller schlichter Dramen

Die Neue
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„Du solltest dich nicht bedroht, sondern geschmeichelt fühlen, Go.“
(Margots Mann zu Margot in Die Neue)

Worum geht’s?

Als Margot in Elternzeit geht, übernimmt Maggie ihren Job als Vertretung. Doch ...

„Du solltest dich nicht bedroht, sondern geschmeichelt fühlen, Go.“
(Margots Mann zu Margot in Die Neue)

Worum geht’s?

Als Margot in Elternzeit geht, übernimmt Maggie ihren Job als Vertretung. Doch kaum zuhause angekommen und mit ihrem Baby gesegnet, muss Margot feststellen, dass Maggie viel beliebter ist als sie es je war. Zunehmend scheint sich Maggie auch in Margots privates Leben zu drängen oder bildet sie sich das nur ein? Am liebsten würde Margot das mit ihrer besten Freundin Winnie besprechen, doch seitdem diese ihr Baby verloren hat, herrscht Funkstille. Als zunehmend Ereignisse in Margots Leben drängen, die ihr Angst machen, muss sie sich fragen, ob hier vielleicht ein Spiel gespielt wird, von dem sie noch nicht weiß. Und falls ja: Was ist das Ziel?

Die Neue ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Gegenwart chronologisch aufgebaut, hat jedoch zwischendurch Rückmelden zur Schulzeit von Margot und Winnie. Das Buch wird von Margot und Winnie in der Ich-Perspektive und von Maggie in der Erzählerperspektive erzählt, wobei Margots Kapitel deutlich überwiegen. Das Buch wird ausschließlich von Rachel in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch lässt sich flüssig lesen, die sprachliche Darstellung ist stets verständlich. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Themen.

Meine Meinung

Die Neue war keines dieser Bücher, was mich mit seinem Cover begeistern konnte. Es war der Kurz-Klappentext (mein größter Fehler) und das Schlagwörter (Mode, Fashion), die mich dazu gebracht haben, das Buch zu lesen. Nach einem soliden Start habe ich das aber schon bald bereut.

Im Buch geht es um Margot, die schwanger ist und nun bald ihren Stuhl als beliebte Moderedakteurin beim Magazin Haute räumen muss. Hierfür sucht sie eine Elternzeitvertretung. Aus nur angedeuteten Gründen entscheidet sie sich für Maggie – eigentlich Margot. Margot denkt, dass Maggie perfekt sei, denn sie ist jemand, der Margot dankbar sein wird für ihre Hilfe und deswegen den Platz wieder räumen wird, gleichzeitig aber Margot auch würdig vertritt. So war zumindest der Plan. Denn recht schnell fängt Maggie an, ins Team integriert zu werden und sich Stück für Stück einen Namen zu machen. Margot sitzt währenddessen zuhause, zwischen Windeln und Babybrei, und kann durch Instagram an Maggies Leben, das ihrem alten so ähnlich und gleichzeitig so unterschiedlich ist, teilnehmen. Margot sorgt sich aber auch um ihre beste Freundin Winnie, die vor kurzem ihr Kind verloren hat und jetzt die Freundschaft merklich hat abkühlen lassen. Dabei verbindet sie beide ein Geheimnis der Vergangenheit. Zunehmend fängt Margot an, den Kopf zu verlieren, als ein Internettroll auftaucht und in ihre tiefsten Ängste sticht. Sind sie und ihr Baby wirklich in Gefahr oder reimt sich Margot nur falsch etwas zusammen? Das bleibt bis zum dramatischen Ende vorerst unklar.

Ich bin ehrlich. Ich habe so oft nachgedacht, das Buch abzubrechen. Der Start hat mir gut gefallen, Margot ist zwar nicht übermäßig sympathisch, aber die Grundidee klang gut. Tragischer Fall im Freundeskreis, Sorge wegen des Arbeitsplatzes und der selbst auferlegte Druck bringen gute Themen mit. Doch irgendwie wurde nichts daraus. Die ganze Zeit habe ich auf das „jetzt geht’s los“ gewartet. Die Hauptidee der Autorin ist es, damit zu spielen, was die einzelnen Charaktere wahrnehmen (insbesondere Maggie und Margot) und wie sie darauf reagieren. Es sollte wahrscheinlich so angelegt sein, dass man nicht weiß, was Wahrheit und was Wahn ist, denn es geschehen durchaus einige Sachen, die man erst einmal nicht richtig einordnen kann, bei mir führte es aber nur zu Frust und Unverständnis. Mir fehlte der rote Faden – steht die Angst um den Job im Vordergrund? Die Angst ums eigene Baby? Die Vergangenheit? Alles ist wirr und zugleich sehr lose miteinander verflochten. Es war nichts Halbes und auch nichts Ganzes. Auch die Thematik um den Job gerät fix eher in den Hintergrund, zwar stalkt Margot Maggie regelrecht online, gleichzeitig erhält man wenig Einblicke. Die Geschichte plätschert unsicher vor sich hin, obwohl eigentlich angelegt ist, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen kann. Für mich konnte die Autorin das nur nicht transportieren. Ich war verwirrt, einiges kam mir widersprüchlich vor und einige Twists habe ich eigentlich so auch erwartet.

Wer ist Freund, wer ist Feind - das ist hier am Ende egal, weil es eh nur eine lauwarme Auflösung gibt. Der Klappentext macht das Ganze viel größer und interessanter, als es letztendlich ist und war. Der Spannungsbogen des Buches war für mich sehr flach. An vielen Stellen habe ich zunächst gar nicht verstanden, wieso Margot Sorgen hat bzw. wie Margot Sachen so falsch interpretieren kann. Auch Maggies innere Zerrissenheit war in erster Linie menschlich und wenig darauf ausgelegt, unberechenbar oder gar gefährlich zu wirken. Selbst die wenigen Kapitel aus Winnies Sicht haben bei mir nie den Effekt ausgelöst, den ich vermutlich haben sollte. Es war schade, denn vielleicht hätte es ein Pageturner sein können, für mich war es einfach ein mäßig dramatisches Buch um eine Frau, die von ihren Selbstzweifeln zerfressen wird und deren Vergangenheit sie mutmaßlich einholt, weshalb sie teilweise (teilweise aber auch nicht) Gespenster sieht. Abe allein schon durch die schwache Charakterausarbeitung wirkt alles an diesem Buch irgendwie flüchtig und nicht gut in Szene gesetzt.

Gerade der Job von Margot und Maggie war ein Faktor, weshalb ich das Buch unbedingt lesen wollte. Ich liebe Filme wie Der Teufel trägt Prada und The September Issue. Und die Autorin war selbst Mode-Redakteurin, weiß also, wovon sie schreibt. Doch für meinen Geschmack kam das Thema viel zu kurz. Hier und da wurden die Vor- und Nachteile erwähnt, gerade im Hinblick auf Maggie werden die wundervollen Seiten betont. Aber ehrlich gesagt hätte es auch jeder andere Job sein können, denn es hat wirklich eine absolut untergeordnete Rolle in meinen Augen gespielt. Ich habe fast mehr über das Mutterdasein erfahren als über diesen angeblichen Traumjob. Wer also deswegen zu diesem Buch greifen möchte, könnte enttäuscht werden.

Das Ende kam überraschend seicht daher. Ich gestehe, dass ich dachte, es knallt jetzt richtig. Stattdessen kommt die Auflösung eher undramatisch daher und selbst in dieser Krisensituation wirkt das Buch ungewohnt entspannt und zurückhaltend. Es war wirklich komisch, wie trotz durchaus spannender Möglichkeiten das Buch so unspannend sein kann. Die Erklärung für das Ganze ist in Ordnung. Kein Highlight, aber auch keine Vollblamage. Auf jeden Fall gilt aber, dass hier verdammt viel Lärm um fast Nichts gemacht wurde. Etwas kurios fand ich dann allerdings, wie das Buch schlussendlich beendet wird. Es war so ein gekünsteltes Ende, was auch vor dem Hintergrund der Vergangenheit sehr erzwungen wirkt. Dennoch war es zumindest so, dass ich am Ende sagen kann, dass zumindest das Ende die vorige Lesezeit ein wenig wiedergutmachen konnten. Aber eben auch nur ein wenig.

Mein Fazit

Die Neue ist ein Schaf im Wolfspelz. Klingt gut, fängt gut an, verpufft aber leider zu einer recht belanglosen, zähen Geschichte ohne große Wow-Momente. Im Fokus stehen eher die Selbstzweifel der Protagonisten. Spannung habe ich vergebens gesucht. Eher ein etwas wirres Drama als ein im Klappentext angekündigter spannender Roman.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 01.03.2021

konnte mich leider nicht mitreißen

Infinity Plus One
5

„Hast du schon mal das Gefühl gehabt, du hättest etwas vergessen, und dann fällt dir auf, dass du nicht etwas, sondern jemanden vergessen hast...?“
(Bonnie zu Finn in Infinity plus one)

Worum geht’s? ...

„Hast du schon mal das Gefühl gehabt, du hättest etwas vergessen, und dann fällt dir auf, dass du nicht etwas, sondern jemanden vergessen hast...?“
(Bonnie zu Finn in Infinity plus one)

Worum geht’s?

Superstar Bonnie Rae Shelby ist nach dem Verlust ihrer Schwester und dem Ende ihrer Tour komplett aus der Bahn geraten. In einer Nacht und Nebel-Aktion verschwindet sie und steht plötzlich am Geländer einer Brücke, fest entschlossen zu springen. Zufälligerweise kommt Finn Clyde vorbei, der sich auf dem Weg von New York nach Las Vegas befindet, um sein Leben neuzubeginnen. Spontan hält er an – und rettet Bonnie das Leben. Beide starten in einen ungewöhnlichen Roadtrip, über den schon bald das ganze Land berichtet. Doch vielleicht ist diese verrückte Reise genau das, was beide brauchen, um sich selbst wiederzufinden.

Infinity plus one ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch startet mit einem kurzen Prolog, der vor allem die Geschichte des Gangsterpärchens Bonnie und Clyde erzählt. Im Anschluss springt die Geschichte 11 Tage zurück und wird dann linear erzählt, die Protagonisten haben zwischenzeitlich jedoch Erinnerungsflashbacks. Einige Kapitel starten mit Medienberichten, die durch Kursivschrift hervorgehoben sind. Die Geschichte wird von Bonnie in der Ich-Perspektive und von einem Erzähler mit Fokus auf Clydes Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist leicht und mitreißend, das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Thematiken wie Suizidversuch und Verlust.

Meine Meinung

Zweite Chancen. Nicht nur in Büchern ein beliebtes Thema, sondern auch bei Büchern. Amy Harmon konnte mich mit ihrem “Making Faces” leider nur bedingt überzeugen. Zu wenig Tiefe, dabei waren es so emotionale Themen. Zu viel Drumherum, zu viel auf einmal und alles so sehr gewollt. Dann kam “Infinity plus one” und ich wusste beim Klappentext, ich muss dieses Buch lesen. Es klang einfach zu gut, ebenso wie die Leseprobe. Doch was die Autorin hier abgeliefert hat, war für mich am Ende leider einfach nur noch eine Enttäuschung.

Bonnie und Clyde. Ein Klassiker der Geschichte, ein sagenumwobenes Gangsterpärchen, ein vielfach erzählter Mythos. Die Autorin hat sich von dieser Geschichte inspirieren lassen, aber eine ganz eigene Version darauf gemacht. Bonnie ist hier eine weltbekannte Sängerin, junge 21 Jahre, doch schon am Ende ihrer Kräfte. Ihre Großmutter treibt sie zu Höchstleistungen, sie finanziert die komplette Familie und ihre Gedanken werden immer dunkler. Als sie dann noch ihre Zwillingsschwester Minnie verliert – und sich nicht einmal verabschieden kann – brennt eine letzte Sicherung durch. Bonnie verschwindet, mit der geklauten Handtasche der Großmutter, hastig abgeschnittenen Haaren und keinem Plan. So landet sie auf einer Brücke, im Begriff, sich mit Minnie wiederzuvereinen. Doch dann kommt Clyde. Dieser heißt eigentlich Finn Clyde bzw. Infinity James Clyde, wird im Buch passenderweise jedoch größtenteils Clyde genannt. Ex-Häftling, der nach einem misslungenen Raubversuch seines Bruders im Gefängnis saß und hierbei auch noch seinen Zwillingsbruder Fish verlieren musste, auf der Suche nach einem neuen Leben, auf dem Weg nach Vegas und irgendwie von der Gestalt am Straßenrand angezogen. So rettet er Bonnie und gewinnt eine ungewöhnliche Wegbegleiterin auf seiner Reise. Es ist ein Roadtrip der etwas anderen Art, quer durch das Land, mit unglaublich vielen Erlebnissen, immer mal wieder aufkeimenden Gesprächen und jeder Menge Fragezeichen. Bonnie und Clyde in der Neuauflage, nur ohne die Straftaten. Theoretisch zumindest. Denn parallel zur Geschichte wird in einigen Kapiteln die Medienberichtserstattung abgedruckt. Von Entführung der Bonnie über Lösegelderpressung, Autodiebstahl und angeblichen Raubüberfällen wird hier alles breitgetreten. Der allgemeine Tenor: Bonnie ist nicht freiwillig mit Clyde unterwegs. Die Wahrheit? Eher ist Bonnie eine Klette an Clyde als andersherum. Auf ihrem Weg reden sie über Bonnies Leben als Star, was stark an Burnout erinnert und auch an Schicksale wie Britney Spears und Taylor Swift, sie reden über Clydes Zeit im Gefängnis, welche mehr als erschütternd war, jedoch verhältnismäßig wenig behandelt wird. Und sie begegnen zahlreichen Menschen und Geschichten. Es ist ein verrückter, wilder Trip, ungeplant, unvorhersehbar und unkontrolliert.

Klingt soweit gut, würde man denken. Das war es anfangs auch. Mich konnte die Energie des Buches mitnehmen, ich habe gern weitergelesen und war gespannt, was beide als nächstes erleben würde. Doch zunehmend wurde die Tour für mich zu einer Farce. Bonnie klaut Clyde das Auto, später wird das Auto abgeschleppt und sie müssen improvisieren. Mehr als einmal verlassen sie fluchtartig einen Ort und lassen ihre Sachen zurück, sie geraten in komische Situationen, landen an verrückten Orten und tun noch verrücktere Sachen. Irgendwann ab der Hälfte ging es los, dass ich das Buch als zunehmend anstrengend empfand. Vor allem an Bonnie lag dies. Die Autorin legt sehr wenig wert auf Tiefe und Gefühl. Bonnie redet ungefiltert, springt von einem Thema zum nächsten, hat fixe Ideen und jede Menge naive Vorstellungen. Ihr Inneres wird nur gelegentlich offengelegt, dabei wäre dies doch genau das gewesen, was für eine greifbare Geschichte sinnvoll gewesen wäre. Clyde bleibt – vielleicht auch aufgrund der Erzählperspektive – relativ unnahbar. Er ist ein sehr kontrollierter Mensch, der nur bei Bonnie die Kontrolle verliert. Er ist fasziniert von ihr und fängt schnell an, sie zu begehren. Wieso? Kann ich ehrlich gesagt nicht sagen. Beide Charaktere reden immer wieder von einer Spannung, haben Vorstellungen vom gemeinsamen Sex – aber ich konnte weder eine emotionale Verbindung noch eine gewisse Anziehung vernehmen. Beide sind einfach nur lose Freunde, die sich zufällig kennengelernt haben. Entsprechend schwer nachvollziehbar wurde es dann für mich, als Entwicklung um Entwicklung von statten ging und beide Entscheidungen treffen, die einfach für mich komplett unlogisch waren. Im letzten Drittel des Buches setzt die Autorin auf Ereignisse, die für mich nur lachhaft und vollkommen wirr daherkamen. Gelinde gesagt empfand ich das komplette Finale des Buches schlichtweg als komplett übertrieben. Selten habe ich beim Lesen eines Buches so häufig mit dem Kopf schütteln müssen wie hier. Man muss sich auch vor Augen halten, dass das Buch eine Zeitspanne von unter zwei Wochen, minimal mehr als eine Woche abdeckt. Ich bin an das Buch herangegangen, weil ich dachte, hier gibt es eine schöne, emotionale Geschichte. Das wird in meinen Augen nicht bedient. Emotionen bleiben auf der Strecke, spontane Einfälle bestimmen die Geschichte und beide Charaktere verbergen mehr voreinander als dass sie offenlegen. Auch der verzweifelte Versuch, am Ende ein wenig Drama reinzubringen, verkommt vollkommen, da es so schnell und simpel aufgelöst wird, dass man es auch direkt hätte lassen können. Sicher gibt es hier und da kleinere Überraschungen, aber an diesen konnte ich mich wenig erfreuen, wenn der komplette Rest einen mehr irritiert als begeistert. Ich weiß nicht, wie nach einem so starken Anfang und so viel Potenzial so eine Entwicklung entstehen konnte. Zwar hat die Geschichte so in vielen Punkten Ähnlichkeit zu Original Bonnie und Clyde, aber der Preis dafür ist, dass jegliches Gefühl und jeglicher Realismus auf der Strecke bleiben. Als dann im Epilog auch noch eine der unterwegs aufgelesenen Personen mit einer Nachricht aus dem Jenseits daherkommt, hatte mich das Buch schlussendlich endgültig verloren.

Ich habe für mich festgestellt, dass Amy Harmon offenbar nicht meine Autorin ist, da ich hier ähnliche Punkte wie bei Making faces kritisiere, insbesondere die fehlende Tiefe, die rasante Entwicklung der Geschichte und das viele Drumherum. Bei Infinity plus one empfand ich das aber alles tatsächlich noch schlimmer. Die Autorin jagt mit einer Geschwindigkeit durch das Buch, dass es zwar einerseits hochspannend bleibt, andererseits aber eben für mich auch einfach „zu viel“ ist. Zu viele Zufälle, zu viele zu perfekte Puzzleteile und dazu leider noch jede Menge hohlphrasiges Blabla, was zu gewollt, zu perfekt, zu konstruiert wirkt. In meien Augen hätte man aus der Geschichte extrem viel machen können, die Autorin hat aber einen Weg gewählt, der mich schlichtweg nicht abholen konnte bzw. nach anfänglicher Begeisterung schnell verloren hat. Bei Infinity plus one sieht man in meinen Augen gut, wann viel einfach zu viel ist. Dazu kommt leider, dass vor allem Bonnie ab einige gewissen Zeitpunkt unberechenbar wird und mit ihrer Art, ihren Taten und ihren Stimmungsschwankungen vermehrt für Probleme sorgt – sowohl in der Geschichte als auch bei mir mit der Sympathie. Während ich Clyde wirklich ins Herz geschlossen habe und es schade finde, so wenig eigentlich über ihn erfahren zu haben (außer einiger Knastmomente und jeder Menge Mathematik, die er als mathematisches Superhirn zwischendurch erzählt, gibt es wenig bis nichts), hat Bonnie wirklich schnell meine Faszination verloren. Leider wird auch nur bedingt angesprochen, inwiefern ihre Gedanken und Probleme psychischer Natur sind. Einziges Highlight bleibt für mich am Ende die Thematisierung der medialen Aufmerksamkeit, die zu jeder Zeit von der Wirklichkeit abweicht. Hieran kann man die Dynamiken, die teilweise in solchen Geschichten liegen, gut erkennen. Doch auch hieraus wurde am Ende eigentlich nichts mehr gemacht.

Mein Fazit

Am Ende war Infinity plus one definitiv nicht mein Buch. Nach einem starken Start und ganz viel Hoffnung bleibt leider nur eine wahnsinnig konstruierte, überladene Geschichte, in deren Verlauf die Autorin es für mich einfach übertrieben hat. Das Fehlen von Tiefe und vor allem die Abwesenheit von Gefühl machten die Enttäuschung nur komplett. So viel Potenzial, was aber nur für eine schnelllebige, etwas wirre Roadtripstory voller spontaner Entscheidungen genutzt wurde. Für mich leider keine Leseempfehlung.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

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