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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2023

Beziehungsstatus (von mir und diesem Buch): Es ist kompliziert.

Flame & Arrow, Band 1: Drachenprinz
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Mein Verhältnis zu „Flame & Arrow“ lässt sich am besten mit den Worten „Es ist kompliziert“ beschreiben. Einerseits gibt es Aspekte, die mich wahnsinnig an dem Buch gestört haben, andererseits hat die ...

Mein Verhältnis zu „Flame & Arrow“ lässt sich am besten mit den Worten „Es ist kompliziert“ beschreiben. Einerseits gibt es Aspekte, die mich wahnsinnig an dem Buch gestört haben, andererseits hat die Geschichte auch einen sonderbaren Sog auf mich ausgewirkt und ich wollte doch irgendwie wissen, wo das Ganze hinführt. Man könnte es fast irgendwie als „Guilty Pleasure“ bezeichnen.

Was mich auf den ersten hundert Seiten unfassbar abgeschreckt hat, war die Tatsache, dass Schreibstil und Handlung „Teenie-Romantasy“ schrien. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sich die Handlung an einem College in der „Menschenwelt“ abspielen würde, was zwangsweise zur Folge hatte, dass die Geschehnisse sehr „normal“ waren: Vorlesungen, Theaterproben, Partys… Darauf hatte ich eigentlich keine Lust, weil ich Fantasy lesen wollte. Wenn ich einen College-Liebesroman hätte lesen wollen, hätte ich schließlich nach diesem gegriffen. Gleichzeitig waren die Denk- und Verhaltensweisen der Figuren so „teeniemäßig“, dass sich mir teilweise die Nackenhaare aufstellten.

Vor allem aber störte mich das Body-Shaming, denn sowohl Kaileys Gedanken als auch ihre „Ratschläge“ gegenüber ihrer Mitbewohnerin und ersten Freundin Cassandra waren alles andere als nett – und überaus bedenklich, wenn man sich vor Augen ruft, an welche Zielgruppe sich dieses Buch richtet. „Ein oder zwei Kilo zu viel“ werden hier so dargestellt, als dürfe man sich kein Gramm zu viel erlauben, weil man sonst nicht mehr als hübsch gilt. Cassandra, die sich in ihrem Körper und in engeren Kleidern wohlzufühlen scheint, wird hier kleingemacht und zurechtgewiesen, dass sie solche Kleider nicht tragen sollte, weil es nicht schön aussieht. Anstatt hier also Body Positivity mit einer selbstbewussten Figur zu vermitteln, wird exakt das Gegenteil getan. Das hat mich beim Lesen sehr aufgeregt. Glücklicherweise gibt es dahingehend nur zwei Szenen und danach kommt das Thema nie wieder zur Sprache. Andernfalls hätte ich dieses Buch auch definitiv irgendwann abgebrochen.

Trotzdem hat die Geschichte einen merkwürdigen Sog auf mich ausgewirkt, weil sie doch recht ungewöhnlich gestrickt ist. Wir lesen aus drei verschiedenen Sichten – Aiden, einem Drachen; Kailey, einer Fae; und Sharni, Aidens Schwester – und erleben damit auch eine jahrhundertelange Feindschaft aus verschiedenen Perspektiven. Wir erfahren von verschiedenen Vorkommnissen, die aber unterschiedlich wahrgenommen bzw. erzählt werden, was das Ganze sehr interessant gestaltet hat, da man zwangsläufig mitfiebert und sich fragt, wer hier jetzt eigentlich ein falsches Spiel spielt: die Drachen oder die Fae? Man kann beide Gruppen weder richtig mögen noch hassen, weil man bis zuletzt im Dunkeln tappt.

Aufgrund dessen ist der Plot durchaus mitreißend, auch wenn die Kampfszenen, die spannend sein sollen, dies leider nicht wirklich sind. Vor allem Sharnis Kapitel, in denen eigentlich am meisten passiert, haben mich ziemlich genervt, weil ich lieber wissen wollte, was bei Aiden und Kailey passiert. Ihre Enemies-to-Lovers-Liebesgeschichte, die sich eigentlich in Slow-Burn-Manier vollzieht und dann am Ende doch etwas flott geht, hat die Spannung hochgehalten, auch wenn ich mir hier noch etwas mehr Tiefe und Emotionen gewünscht hätte. Man spürt zwar die Anziehung zwischen den beiden und die langsam wachsende Sympathie, aber die wirklich tiefen Gefühle bleiben etwas auf der Strecke.

In gewissen Momenten hatte die Geschichte etwas leicht Lächerliches an sich, weil die Charaktere sich manchmal widersprüchlich und, ja, auch ganz schön dumm verhalten. Da soll der Drachenprinz seine Kraft geheim halten und was macht er ein paar Seiten später? Er offenbart sie seinem Feind. Oder Sharni und ihr Begleiter Niall sollen der Verwüstung im Holland Park auf den Grund gehen, um die Unschuld der Drachen zu beweisen, und was machen sie? Sie liefern sich dort einen Kampf mit den Fae UND WERFEN MIT GRANATEN UM SICH. Manchmal saß ich wirklich kopfschüttelnd vor dem Buch und konnte gar nicht glauben, was ich da für einen Unfug las.

Und trotzdem war es irgendwie ganz gut, auch wenn ich das nach den ersten hundert Seiten nicht gedacht hätte. Ich hatte Spaß beim Lesen und wollte wissen, wie es weitergeht. Ich will auch jetzt noch wissen, wie es weitergeht, und bin froh, dass Band 2 schon im Regal steht. Mal sehen, ob dieser die Schwächen des ersten Bandes ausmerzen kann.

Fazit

Ich bin irgendwie beeindruckt, weil dieses Buch so viele Aspekte aufweist, die mich beim Lesen unfassbar gestört haben, ich das Lesen aber trotzdem sehr genossen habe. 3,5 Sterne gibt es von mir.

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  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2023

Tiefgründiger und weniger sexlastig als Band 1, aber mit einigen Längen!

Idol - Gib mir deine Liebe
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Besser. Wie ich es mir erhofft habe, ist Idol 3 besser als der erste Band, der quasi nur aus sich ansabbernden Protagonisten und zahlreichen Sexzenen bestand. Trotzdem ist Idol für mich leider kein Highlight ...

Besser. Wie ich es mir erhofft habe, ist Idol 3 besser als der erste Band, der quasi nur aus sich ansabbernden Protagonisten und zahlreichen Sexzenen bestand. Trotzdem ist Idol für mich leider kein Highlight und ich glaube, dass die Reihe nicht wirklich etwas für mich ist.

Dieser Band, der sich um Stella und Jax dreht, beginnt sehr interessant, denn die beiden lernen sich auf eine sehr ungewöhnliche und witzige Weise kennen: Sie beide kämpfen um das letzte Minzeis im Supermarkt und Stella schaltet Jax mit einem Kuss aus. Aufgrund dessen habe ich mir auch einiges von der weiteren Geschichte erhofft, auch weil ich Jax schon in Band 1 sehr spannend fand.

Er ist auch hier weiterhin ein sehr interessanter Charakter und der Ton des Buches ist aufgrund seiner Vergangenheit insgesamt etwas schwerer und ernster als in Band 1. Das hat mir gut gefallen, denn es hat der Geschichte Tiefgründigkeit verliehen. Trotzdem geht es auch hier wieder viel um Sex, wenn auch nicht annähernd so viel wie in Band 1. Man muss nicht alle paar Zeilen lang die Augen verdrehen, weil die beiden hier nicht nur darüber nachdenken, wie heiß ihr Gegenüber ist.

Der Plot ist abgesehen von dem starken Anfang relativ unaufgeregt und vorhersehbar, eventuell hätte ich hier und da die Lust zu lesen verloren, wenn ich das Buch nicht als Hörbuch gehört hätte. Es zieht sich manchmal etwas, aber mit den Stimmen der Hörbuchsprecher kann man sich angenehm berieseln lassen.

Die nächsten Bände werde ich nicht mehr lesen, weil mich leider kein weiteres Paar anspricht und Idol 1 und 3 mich auch nicht wirklich überzeugt haben.

Fazit

Ganz unterhaltsam für zwischendurch, aber mit einigen Längen. Jax ist ein sehr spannender Charakter, der der Geschichte Tiefgründigkeit verleiht. 3,5 Sterne!

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Ganz nett für zwischendurch, aber Caleb und Ellie faken hier eigentlich nichts!

The Perfect Fit
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Bei „The Perfect Fit“ hat mich als Erstes das schöne Cover angesprochen, dann war es der Klappentext, der mich endlich überzeugt hat, dass ich das Buch lesen möchte. Leider wird der Inhalt beidem nicht ...

Bei „The Perfect Fit“ hat mich als Erstes das schöne Cover angesprochen, dann war es der Klappentext, der mich endlich überzeugt hat, dass ich das Buch lesen möchte. Leider wird der Inhalt beidem nicht gerecht.



Der Klappentext verspricht eine durchaus interessante Fakebeziehung, da auch das Enemies to Lovers-Trope angedeutet wird. Beides entpuppt sich aber recht schnell als fast oder sogar gar nicht vorhanden. Ellie und Caleb hassen sich zu keinem Zeitpunkt, im Gegenteil: sie fühlen sich fast sofort zueinander hingezogen und wehren sich nicht dagegen, was dann auch der Grund ist, warum der Fakebeziehungsaspekt hier enttäuscht.



Es gibt kaum Momente, in denen die beiden diese Beziehung faken müssen, wodurch reichlich Potential verschwendet wird. Die Geschichte bleibt ruhig und unaufgeregt, auch wenn sich einige Szenen finden, in denen die Anziehung und die tieferen Gefühle zwischen den beiden deutlich werden und die wirklich gut unterhalten. Man glaubt ihnen, dass sie mehr füreinander empfinden, aber das Anbahnen der Gefühle und das Knistern bleiben sehr dezent. Hier wird einiges an Spannung verschenkt, da das wirkliche Faken der Beziehung und das Ankämpfen gegen die Gefühle nicht vorhanden sind.



Gegen Ende werden die Figuren für meinen Geschmack auch leider etwas zu dramatisch, die Szenen werden zu überspitzt dargestellt, wodurch etwas Authentizität verlorengeht. Das Ende wird dann wiederum sehr einfach abgehandelt, sodass man, leider wie so oft in Liebesromanen, den Eindruck bekommt, dass manche Probleme schon zu Beginn hätten gelöst werden können.



Ebenfalls schade ist es, dass man über die Figuren so wenig erfährt. Aus Calebs Leben werden einem nur Bruchstücke hingeworfen und man muss selbst Eins und Eins zusammenzählen, bei Ellie wird alles nur kurz erwähnt, ohne in die Tiefe zu gehen. Auch viele Nebencharaktere bleiben blass. Im Kontrast dazu werden jedoch die Freundschaften sehr schön und glaubwürdig beschrieben. Man glaubt von Anfang an, dass Caleb, Roan und Damian alles füreinander tun würden und dass sie ein tiefes Band geknüpft haben. Auch dass Mia und schließlich auch Ellie immer mehr dazugehören, kauft man der Autorin sofort ab, denn die Schilderungen sind ihr wirklich überzeugend gelungen. Man fühlt sich in dieser Gruppe sofort wohl.



Aufgrund dessen ist es so schade, dass an so vielen Stellen das Potential der Geschichte verschenkt wurde, denn die Möglichkeiten wären dagewesen. Eventuell überzeugt Roans und Mias Geschichte ja noch mehr, denn auch wenn man kaum etwas über die Nebencharaktere erfährt, wurde meine Neugier auf den eindeutig vielschichtigen Roan definitiv geweckt. Ich bin sehr gespannt, ob mich diese Story mehr überzeugen wird.



Fazit

Eine ganz nette Geschichte für zwischendurch, die aber an einigen Stellen so viel besser hätte sein können, wenn man das vorhandene Potential genutzt hätte. Wer eine Geschichte mit dem Fakebeziehungsaspekt sucht, könnte hier enttäuscht werden, denn er ist fast gar nicht vorhanden. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Süß und spannend trotz Vorhersehbarkeit!

What I Like About You
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Von „What I Like About You” habe ich mir eine süße, jugendliche Liebesgeschichte erwartet und genau das bekommen. Nicht mehr und nicht weniger.



Wir lesen aus der Sicht von Halle, die online unter dem ...

Von „What I Like About You” habe ich mir eine süße, jugendliche Liebesgeschichte erwartet und genau das bekommen. Nicht mehr und nicht weniger.



Wir lesen aus der Sicht von Halle, die online unter dem Namen Kels und für ihre Cupcakes und Buchrezensionen im Young Adult-Bereich bekannt ist. Während sie offline viel umzieht und keine langfristigen Freundschaften aufbauen kann, hat sie online echte Freunde gefunden, darunter auch ihren besten Freund Nash. Nash, dem sie bei einem weiteren Umzug plötzlich leibhaftig gegenübersteht, dem sie aber einfach nicht sagen kann, dass sie Kels ist. Und damit beginnen die Probleme.



Der Schreibstil liest sich locker und leicht, ist mal witzig, mal süß. Für einige Stunden lässt es sich mit Halle und Nashs Geschichte wunderbar abschalten.



Der Plot ist nicht besonders überraschend und es lässt sich immer schon vorhersagen, was als Nächstes passieren wird. Das nimmt der Geschichte aber trotzdem nicht ihre Spannung, denn vor dem Moment, in dem Nash von Halles Identität als Kels erfährt, war ich ganz schön aufgeregt. Ich konnte es nicht erwarten, davon zu lesen, obwohl ich schon genau wusste, wie es passieren würde.



Neben diesen spannungsgeladenen Momenten gibt es aber auch einige, die etwas vor sich hindümpeln und die man eventuell etwas kürzer hätte fassen können. Gewünscht hätte ich mir tatsächlich, dass Halles und Nashs Onlinepräsenz noch etwas mehr Platz eingenommen hätte. Es ist zwar immer wieder die Rede davon, dass Kels und Nash von einigen Fans geshippt werden, aber wir bekommen nicht wirklich – oder nicht viel – davon zu lesen. Das hätte ich mir noch gewünscht.



Ansonsten sind die Dialoge zwischen Kels und Nash, aber vor allem natürlich die Szenen zwischen ihm und Halle sehr süß und unterhaltsam. Man spürt die Chemie und die Gefühle zwischen ihnen und fiebert ihrem Happy End entgegen.



Auf der letzten Seite war ich lediglich etwas enttäuscht, dass es so abrupt endete. Irgendwie hatte ich noch mit einem Epilog gerechnet, in dem wir nach dem großen Happy End noch ein wenig auf den aktuellen Stand gebracht werden, nachdem etwas Zeit vergangen ist. Da das Buch nach dem großen (schönen) Finale jedoch einfach abbricht, wirkte es für mich etwas unvollständig. Aber nur etwas, da zumindest schon vorher angedeutet wurde, wie es für die einzelnen Charaktere (abgesehen von Molly!) weitergehen würde.



Fazit

Eine süße, vorhersehbare, aber trotzdem spannende Liebesgeschichte für zwischendurch, die zum Abschalten und Wohlfühlen einlädt. 3,5 Sterne!

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Spannende Idee, die zwischen Fantasy und Dystopie balanciert, am Ende aber zu undurchsichtig erzählt wird.

Sakura
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Sakura wartete lange Zeit in meinem Bücherregal, obwohl ich den Klappentext so spannend fand, dass ich es mir schon kurz nach Erscheinen zugelegt habe. Bei meiner aktuellen Lektürenauswahl war für mich ...

Sakura wartete lange Zeit in meinem Bücherregal, obwohl ich den Klappentext so spannend fand, dass ich es mir schon kurz nach Erscheinen zugelegt habe. Bei meiner aktuellen Lektürenauswahl war für mich auch ausschlaggebend, dass es ein Einzelband ist, was perfekt ist, wenn man gerade nicht so viel Zeit zum Lesen einer ganzen Reihe hat. Einen ganzen Tag lang wusste mich Kim Kestners Roman gut zu unterhalten, auch wenn ich an manchen Stellen durchaus etwas zu kritisieren habe.

Die erste Hälfte des Buches fand ich wahnsinnig gut, denn Kestner bietet uns ein spannendes Worldbuilding: Juri lebt in einer Welt, die sich in eine unterirdische Höhle und „die Oberfläche“ unterteilt. Die Höhle weist verschiedene Ebenen auf, die an die Distrikte in „Die Tribute von Panem“ erinnern, nur dass sich diese Ebenen aufeinanderstapeln. In ihnen herrschen unterschiedliche Lebensbedingungen, je nachdem, wofür die Ebenen zuständig sind. Juri lebt im „Scheißhaus des Kaisers“ und so, wie das klingt, sind auch die Zustände zu erwarten. Die Menschen hungern, kränkeln und leben nicht lange. Die elenden Zustände werden von Kestner sehr eindrucksvoll und glaubwürdig geschildert, sodass man sich wie hautnah dabei fühlt. Für ein Jugendbuch ist Sakura auch erstaunlich offenherzig in der Sprache und manchmal sogar etwas plump, was von Juris Herkunft in der ersten Ebene herrührt. Das gelegentliche „oder so“ beim Erzählen störte mich aber doch das eine oder andere Mal beim Lesen.

Eines Tages tauchen Menschen von der Oberfläche auf, die manche (vermeintlich vollkommene) Bewohner der Ebenen auserwählen, um eine „Blüte“ zu werden und an die Oberfläche geholt zu werden. Juri ist keine von ihnen, weil sie zu muskulös und groß ist, für ein Mädchen nicht im herkömmlichen Sinne hübsch. Durch eine Verbündete gelangt sie dennoch an eine der begehrten Blütenkarten. Sie muss sich aber als Junge ausgeben, denn nur als solcher könnte sie als vollkommen durchgehen. Von da an muss sie mit rund tausend „anderen“ Jungen ihre Vollkommenheit in drei verschiedenen Prüfungen unter Beweis stellen.

Derartige Geschichten, in denen die Protagonisten um ihr Überleben kämpfen oder verschiedene Prüfungen bewältigen müssen, mag ich besonders gerne, deshalb war ich beim Lesen von Sakura direkt Feuer und Flamme für die Grundidee. Die Prüfungen sind einfallsreich und spannend und animieren definitiv zum Weiterlesen. Was mir jedoch nicht so gut gefallen hat, ist Juris Darbietung in diesen Prüfungen, da ich mir für eine toughe Protagonistin etwas anderes gewünscht hätte. Ohne zu viel zu spoilern: Der Verlauf war für mich etwas ernüchternd und hat mir etwas die Freude genommen, mit ihr mitzufiebern. Ich fühlte mich sogar etwas übers Ohr gehauen. Wer das Buch gelesen hat, weiß vielleicht, was ich meine.

Juri ist ohne Frage tough und mutig. Sie ist so angelegt, dass der Leser durchaus mit ihr mitfiebern könnte. Leider stellt sie dies in den Prüfungen nicht ganz so unter Beweis. Auch gibt es in ihrem Charakter manchmal leichte Widersprüche bzw. sogar Unstimmigkeiten: sie behauptet von sich, nicht gerne und wenig zu reden, ist andererseits aber die Erste, die ihrem Unmut Worte verleiht und sich damit Probleme einhandelt. Das fand ich zwar sehr gut, da sich gerade darin ihr großer Mut zeigt, aber ich hätte mir gewünscht, dass ihr Selbstbild dann nicht so konträr dazu angelegt worden wäre.

Kestner entwirft des Weiteren viele spannende, vielfältige und interessante Nebencharaktere, die man mit Juri zusammen ins Herz schließt. Dahingehend ist sie auch für Überraschungen gut. Im Zuge der Tatsache, dass ich mit der Zeit Sympathien für gewisse Charaktere aufgebaut habe, fing ich auch an, mir bestimmte Liebesgeschichten zu wünschen. Juri hatte mit einem bestimmten Charakter eine wahnsinnig gute Chemie, was sich aber leider als falsche Fährte entpuppt hat. Wohin es dann letztendlich für besagten Charakter ging, war für mich positiv überraschend, Juris romantische Storyline fand ich dagegen sehr unzufriedenstellend. Ihre Liebesgeschichte war wenig glaubwürdig, weil zwischen ihnen viel weniger Chemie aufkam als zwischen Juri und dem anderen Charakter. Auf einmal sind Gefühle da, die sich überhaupt nicht anbahnen konnten. Das war ziemlich schade.

Der Haupthandlungsstrang wartet gegen Ende mit großen Überraschungen auf, die ich einerseits sehr faszinierend und gelungen fand, andererseits waren sie jedoch auch sehr verwirrend erzählt, sodass es mir nach wie vor schwerfällt, mir das Worldbuilding richtig vorzustellen. Kestner beschreibt hier manches zu kompliziert und undurchsichtig und sie erklärt meiner Meinung nach zu wenig. Nichtsdestotrotz legt sie aber zuvor sehr geschickt Köder aus, um den Leser neugierig zu machen und zum Miträtseln zu animieren, ohne je zu viel durchsickern zu lassen. Zwischenzeitlich dachte ich, dass ein Einzelband viel zu kurz angelegt ist für die gewaltige Idee, die hinter allem steckt, aber letztendlich ist es Kestner doch irgendwie gelungen, die wichtigsten Dinge abzuhandeln. Gegen Ende geht einiges sehr schnell, nicht alles wird mehr so detailliert geschildert und der Schluss lässt viel Raum zum Weiterspekulieren, aber man wird nicht unzufrieden gestellt zurückgelassen. Richtig zufriedenstellend ist der Ausgang aber auch nicht.

Fazit

Insgesamt ein solides Jugendbuch mit einer sehr faszinierenden, einfallsreichen Grundidee, die zwischen Fantasy und Dystopie balanciert. Der Twist war ziemlich spannend, aber leider auch zu undurchsichtig und verwirrend erzählt, sodass ich mit dem Ausgang leider nicht so zufrieden bin. Zudem hätte ich mir auch eine mitreißendere Liebesgeschichte gewünscht. 3,5 Sterne!

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