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Veröffentlicht am 27.04.2022

Von Liebe und Leben im Krieg

Es ist schon fast halb zwölf
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Die zunehmende Demenz ihres Ehemann Karl zwingt Hilde dazu über einen Umzug ins Altenheim nachzudenken. Doch zuvor möchte sie ihr Gewissen noch mit der Offenbarung eines wohlgehüteten Geheimnis erleichtern. ...

Die zunehmende Demenz ihres Ehemann Karl zwingt Hilde dazu über einen Umzug ins Altenheim nachzudenken. Doch zuvor möchte sie ihr Gewissen noch mit der Offenbarung eines wohlgehüteten Geheimnis erleichtern. Die auf dem Dachboden verwahrte Kiste mit ihrer beiden Briefwechsel während ihrer Verlobungszeit lässt Hilde auf eine Reise in die Vergangenheit gehen, wo das NS-Regime ihr Glück überschattete.
Einmal begonnen konnte ich dieses Buch nicht aus der Hand legen. Es liest sich wunderbar flüssig und fesselt sehr durch die leisen, aber eindrucksvollen Schilderungen.
Hildes Haltung in jungen Jahren, sich unterzuordnen und Gedanken bzw. Überlegungen nicht laut zu äußern, dürfte zum einem die Erziehung (Frauen haben zu gehorchen und sind vom Mann abhängig) als auch der dörflichen Abgeschiedenheit geschuldet sein. Dementsprechend verstehe ich ihre Geduld in der langen Verlobungszeit. Beider Briefe sprechen von der tiefen Liebe und Zuneigung, bieten allerdings auch einen Einblick in die Zeitgeschichte. Entsprechend ihrer Erziehung vielleicht aber auch ihrem Wesen entsprechend, möchte sie es voller Pflichtgefühl allen recht machen und pendelt zwischen der Wohnung in Berlin und ihrem Herkunftsort ständig hin und her. Kein Wunder das sie kein Heimatgefühl empfindet, sie funktioniert ja nur, anstatt zu leben - ihr Leben zu leben.
Wie hart das Leben ist wird mit vielen Randbemerkungen deutlich. Es ist erschreckend, wie groß die Furcht vor Bestrafung ist, das dafür sogar der mögliche Tod dafür in Kauf genommen wird.
Stellenweise streckt sich Hildes Erzählung, jedoch ist dies trotzdem gut zu lesen und keinesfalls langatmig. Vor allem die Zeitzeugenschilderungen in den Briefen sind sehr interessant. Obwohl aus Furcht vor Repressalien nichts konkret ausgesprochen wird, wird die belastende Stimmung sehr deutlich.
Der Schluss des Buches lässt mich nachdenklich zurück. Jedoch bin ich auch nur der Zuschauer und kann deshalb wohl nicht richtig nachfühlen, wie es beiden mit ihrer Schuld geht. Dass es sehr schlimm ist bzw. war, steht außer Frage. Jedoch darf man die Tat nicht aus dem Zusammenhang reißen. Es waren furchtbare Zeiten und letztendlich ging es in diesen Ausnahmesituationen auch immer ums eigene Überleben: er oder ich. Das soll keinesfalls eine pauschale Entschuldigung sein, aber mitunter machen wir es uns mit dem jetzigen Wissensstand in unserem "moralischen Sessel" sehr bequem und urteilen ggf. auch zu vorschnell. Ich kann nicht sagen, ob ich beispielsweise in Karls Situation anders reagiert hätte. Und gerade daraus entsteht Mitläufertum.
Das beide trotz aller Grausamkeiten keine Monster sind, zeigt beider menschliche Reaktion. Doch gerade das Verschweigen (um den Partner zu schonen) macht es mit der Zeit immer schwerer, das Geheimnis zu lüften. Während Karl mit seiner Demenz verschwindet, lässt es vor allem Hilde keine Ruhe, und die will ihr Gewissen vor dem Tod noch entlasten. Das rührt und ist mutig.
Ein wundervolles Buch der leisen Worte, das ich sehr gern weiter empfehle!

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Veröffentlicht am 27.04.2022

Nichts ist wie es scheint. Die Wahrheit hat viele Gesichter. (Katharina Eisenlöffler)

Kaltblütige Abrechnung
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Der pensionierte Gynäkologe, Medizinalrat Doktor Friedhelm Leiter, wird am gynäkologischen Stuhl gefesselt und verstümmelt in seiner Privatpraxis aufgefunden. Bei der Leiche findet sich ein gestrickter ...

Der pensionierte Gynäkologe, Medizinalrat Doktor Friedhelm Leiter, wird am gynäkologischen Stuhl gefesselt und verstümmelt in seiner Privatpraxis aufgefunden. Bei der Leiche findet sich ein gestrickter rosa Babyschuh. Einige Tage später wird auch seine Nichte Nathalie umgebracht und wieder findet sich am Tatort ein rosa Babyschuh.
Der gestandene Chefinspektor Toni Wakolbinger und sein Team befürchten, dass in Graz ein brutaler Serienmörder aktiv ist. Jedoch beschäftigt Toni nicht nur dieser knifflige Fall, sondern auch seine neue junge Assistentin Cindy Panzenböck, an der seine schrullige und abweisend Art abzuprallen scheint. Kann das ungleiche Paar diesen Fall lösen.
Auch wenn die Kombination älter grantiger Ermittler und junge neunmalkluge Assistentin nicht neu ist, hat die Autorin mit diesen beiden ein echt liebenswertes Ermittler-Duo erschaffen. Beide Figuren waren mir von Anfang an sympathisch und ich musste über jedes Aneinandergeraten schmunzeln. Dies geht aber definitiv nicht zu Lasten des Falls, ganz im Gegenteil rundet es die gesamte Handlung gelungen ab.
Viele Spuren und mögliche Motive sollen den Leser auf eine falsche Spur führen, wenn man die Zeichen richtig deutet kristallisiert sich meiner Meinung nach jedoch der Täter bald heraus.
Hervorheben möchte ich die detaillierte Auflösung nach Ermittlung des Täter, die keine Fragen offen lässt. Mitunter schwächeln einige Bücher gerade an dieser Stelle.
Omid-Paul Eftekhari macht seine Sache als Sprecher ebenfalls ausgezeichnet, für mich als Laie kam der Dialekt jedenfalls authentisch rüber.
"Kaltblütige Abrechnung" hat mich sehr gefesselt und unterhalten. Klare Lese/Hörempfehlung!!

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Die Wahrheit ist ein Haus mit vielen Räumen (Thies)

Sommerschwestern
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Henriette Thalberg lädt ihre vier Tochter, die unterschiedlicher nicht sein könnten, überraschend an den Ferienort ihrer Kindheit. Dort haben die vier mit ihren Eltern als Sommerschwestern glückliche Stunden ...

Henriette Thalberg lädt ihre vier Tochter, die unterschiedlicher nicht sein könnten, überraschend an den Ferienort ihrer Kindheit. Dort haben die vier mit ihren Eltern als Sommerschwestern glückliche Stunden verbracht. Inzwischen ist bei einigen das Verhältnis untereinander als auch zur Mutter sehr gespannt. Bei gemeinsamen Abendessen verkündet Henriette den ahnungslosen Schwestern, das sie hier und jetzt heiraten wird. Damit entpuppt sich dieser Kurzurlaub neben dem dringenden Ansinnen Henriette vor unüberlegten Entscheidungen zu beschützen für die vier auch zu einer Reise zu sich selbst. Denn das Leben ist bei keiner so perfekt, wie es nach Außen scheint.
Auch wenn Henriettes Ansinnen anfänglich bei mir doch für einige Verwirrung gesorgt hat, wird mit dem Verlauf sehr deutlich, dass dieses Buch viel tiefgründiger ist, als es der erste Eindruck vermittelt. Es gibt immer mehrere Seiten und erst im Kontext mit der Situation ergeben manche Entscheidungen einen Sinn. Nach der anfänglichen Leichtigkeit wechselt die Stimmung allmählich zu einer ernsteren Thematik. Besonders gut gefällt mir, das dabei keine Phrasen gedroschen werden, sondern eine Entscheidung für das Leben getroffen wird. Mitunter lohnt sich ein Sichtwechsel sehr!
Ein sehr gefühlvolle Buch das zum Nachdenken anregt. Klare Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Zwischen Freundschaft und Pflichtgefühl

Flüchtiges Glück
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Milla wuchs im wiedervereinten Deutschland allein bei ihrer Mutter in Berlin auf. Auf Fragen nach dem Vater erhielt die nie eine Antwort und hatte sich damit arrangiert. Als sie schwanger wird, drängt ...

Milla wuchs im wiedervereinten Deutschland allein bei ihrer Mutter in Berlin auf. Auf Fragen nach dem Vater erhielt die nie eine Antwort und hatte sich damit arrangiert. Als sie schwanger wird, drängt jedoch ihr Freund Navid auf Antworten. Er, der Familienmensch, der selbst seine ganze Familie im Krieg verloren hat, spürt die Missstimmung in Millas Familie. Doch je hartnäckiger beide nachfragen, umso deutlicher wird, dass etwas in der Vergangenheit verborgen bleiben soll...
"Flüchtiges Glück" verbindet die Zeitgeschichte der DDR bis in die Gegenwart mit ihren in der jeweiligen Epoche verwurzelten Konflikten und den Alltag und Leben der jeweiligen Generation. Sehr deutlich wird, dass jede mit ihren ganz eigenen Zwängen zu kämpfen hat und dennoch nur von einem träumt: einem glücklichen erfüllten Leben. Und indem man die Nachkommen beschützen will, wiederholen sich die Fehler - man greift in die Entwicklung ein, was letztendlich nur Enttäuschung und Leid hervorruft.
Sehr deutlich wird, was Geheimnisse auslösen und wie sie den Gang der Geschichte verändern können. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die jeweiligen Charakter so herauszuarbeiten, dass der Leser die Absicht nachvollziehen und sogar bis zu einem gewissen Grad Verständnis aufbringen kann.
Definitiv ein lesenswertes Buch, welches ich gern weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 24.03.2022

Ein absolutes Muss für alle Fans, der Kultreihe der drei ???.

Die drei ??? und das Gespensterschloss (drei Fragezeichen)
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Als ein „besonderer Leckerbissen“ wird der erste Comic, über die Abenteuer rund um Justus, Peter und Bob, angepriesen. Ein absolutes Muss für alle Fans, der Kulturreihe der drei ???.
Anfangs stand ich ...

Als ein „besonderer Leckerbissen“ wird der erste Comic, über die Abenteuer rund um Justus, Peter und Bob, angepriesen. Ein absolutes Muss für alle Fans, der Kulturreihe der drei ???.
Anfangs stand ich dem ganzen etwas kritisch gegenüber. Aber war dennoch neugierig, ob es dieser Comic schaffen würde mich mitzureißen wie es die Hörspiele um die drei Detektive aus Rocky Beach, seit meiner Kindheit taten und heute immer noch tun.
Und ich wurde nicht enttäuscht - das Comic konnte mich von Beginn an fesseln - einmal begonnen, konnte ich es gar nicht mehr weglegen, da ich unbedingt erfahren wollte wie dieser gespenstige Fall von dem ersten Detektiv und seinen zwei Freunden gelöst wird. Dazu zu sagen ist, dass ich das Hörspiel, mit der Folge: "001-Die drei ??? und das Gespensterschloss", schon gehört habe. Und ich musste mit Erstaunen feststellen das, wie am Anfang anders vermutet, der Comic beinah exakt auf das Hörspiel abgepasst ist! Anfangs hatte ich Angst, dass auf Krampf versucht wird die große Erfolgsreihe der drei ??? fortzuführen. Aber dies kann ich mit ruhigen Gewissen ablehnen. Dieser Comic konnte mich voll und ganz von sich überzeugen! Man merkt, dass in diesem Heft eine große Leidenschaft zu den Detektiven und eine Liebe zum Detail steckt. Außerdem ist die zeichnerische Umsetzung, der drei Detektive und meiner Meinung nach von Skinny Norris und Morton mehr als gelungen. Zudem sind Gespräche oder Aussagen in dem Comic übernommen aus dem Hörspiel, was ich sehr gelungen finde.
Noch begeisterter war ich von dem was nach dem Ende kam. Denn nach dem der Comic (leider) zu Ende war folgten noch ein paar Extraseiten, auf denen man unter anderem den Zeichenprozess der Zentrale oder die Charakter Entwicklung zu sehen war.
Zum Schluss kann ich festhalten, dass dieser Comic in jeglicher Sicht bei mir punkten konnte und ich hoffe das diese Ausführung der Kultreihe fortgeführt wird.

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