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Veröffentlicht am 03.10.2021

Langatmiger Gangsterroman

Harlem Shuffle
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Ich hatte große Erwartungen in dieses Buch gesetzt, denn „Die Nickel-Boys“ von Whitehead hatte mir sehr gut gefallen.
Der Roman „Harlem Shuffle“ bietet mir eine Sicht in das Leben einiger Afro-Amerikaner, ...

Ich hatte große Erwartungen in dieses Buch gesetzt, denn „Die Nickel-Boys“ von Whitehead hatte mir sehr gut gefallen.
Der Roman „Harlem Shuffle“ bietet mir eine Sicht in das Leben einiger Afro-Amerikaner, die Ende der 1950er- und in den 1960er-Jahren im New Yorker Stadtteil Harlem leben. Ray Carney ist der Hauptprotagonist. Er handelt mit Einrichtungsgegenständen, kauft aber auch andere Sachen – wie zum Beispiel Uhren und Schmuck – an, um sie weiterzuverkaufen.
Eigentlich möchte er ein ehrlicher Mensch sein, aber die Gegenstände, die ihm Cousin Freddie zum Verkauf anbietet, machen das unmöglich. Einiges davon stammt aus Diebstählen. Dennoch nimmt er solche Gegenstände an, denn er muss seine Familie ernähren.
Ray Carney möchte sich als Verkäufer weiterentwickeln, nach außen hin als integrer, ehrlicher Mensch gelten. Er hat Familie – Frau Elizabeth und Tochter May. Elizabeth ist wieder schwanger. Er liebt seine Familie – aber seine Schwiegereltern mögen ihn nicht. Ihnen wäre es am liebsten, wenn Elizabeth und die Kinder eine Weile bei ihnen wohnen würden.
Präsentiert werden mir viele Personen, die nur „angerissen“ werden, also nur kurz auftauchen. Beispielsweise Miss Laura, eine Nachbarin Carneys und seiner Familie. Oder auch Duke, ein Typ, der Carney in einen einflussreichen Club bringen soll und dafür Geld verlangt. Die Afro-Amerikaner in Harlem können sich meistens nicht leiden, sie reden und denken schlecht voneinander. Manchmal beschimpfen sie sich – und es kommt auch vor, dass sie aufeinander schießen.
Ich lese Momentaufnahmen eines New Yorker Stadtteils. Carney ist die Hauptperson, er ist sympathisch. Immer wieder kommt sein Cousin Freddie in der Handlung vor. Ihn mag ich nicht.
Die Vielzahl der Personen in dem Buch, von dem die meisten nur Randfiguren sind, führen dazu, dass mich ihr Schicksal oft nicht berührt.
Der Autor punktet mit einem sehr guten Schreibstil und er kann die Atmosphäre im Harlem der 1950er- und 1960er-Jahre sehr gut beschreiben.
Allerdings ist die Handlung oft langatmig, es fehlt eine gewisse Spannung, die ein Buch interessant macht.
Ich vergebe drei Sterne für „Harlem Shuffle“ und bin bei einer Weiterempfehlung unentschlossen.


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Veröffentlicht am 08.04.2021

Ruhiges Buch mit einer sympathischen Hauptperson

Solange sie tanzen
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Worum geht es in dem Buch:
Ada Friedberg ist eine ältere Dame, verwitwet. Sie lebt in München. Viel passiert in ihrem Leben nicht mehr. Ihren Mann Hans vermisst sie sehr – und oft denkt sie an die Zeit ...

Worum geht es in dem Buch:
Ada Friedberg ist eine ältere Dame, verwitwet. Sie lebt in München. Viel passiert in ihrem Leben nicht mehr. Ihren Mann Hans vermisst sie sehr – und oft denkt sie an die Zeit mit ihm zurück.
Täglich geht sie mit ihrem Mops Hemingway spazieren. Da ihr außer dem Mops sonst selten jemand Gesellschaft leistet und sie merkt, dass sie manche Sachen vergisst (Beginn einer Demenz), achtet sie vermehrt auf die üblichen Tagestätigkeiten – zum Beispiel den Toilettengang.
Ihre Tochter Susanne und ihr Sohn Thomas sind mit ihrem eigenen Leben beschäftigt und besuchen sie ab und zu. Immer wieder kommt eine Dame, namens Karola, und hilft Ada im Haushalt. Immer wieder beobachtet Ada ihre Nachbarn, die im selben Haus wohnen wie sie. Viele dieser Leute kennt sie schon lange und kann sie auch einschätzen.
Abwechslung in ihr Leben scheint durch neue Nachbarn zu kommen. Ada beobachtet immer wieder fasziniert mit einem Fernglas, wie eine Frau und ein Mann in einem Haus in ihrer Nähe tanzen. Und plötzlich erinnert sich Ada zurück an die Zeit, als sie ihren Mann Hans kennen lernte und mit ihm zum Tanzen ging…

Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Roman ist aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit erzählt. Die Handlung ist ruhig – aber so bekommt man als Leser auch ein Gefühl dafür, wie sich Ada als Witwe, der kaum jemand Gesellschaft leistet, fühlt.
Der Roman erzählt nicht nur über Ada als Witwe, sondern auch darüber, wie Ada und Hans sich kennen lernen und durch Briefe ihre Beziehung festigen. Ada steht zu Hans und verteidigt ihn gegenüber ihrem herrschsüchtigen Vater. Dieser meint offenbar, dass Ada als seine Tochter sein Eigentum sei und zu tun und zu lassen habe, was er will. Bewundernswert finde ich, wie sie sich durchsetzt – und Hans schließlich heiratet.
Was ich zu bemängeln habe, ist, dass mir das Buch meistens zu ruhig ist – es passiert oft nicht viel in dem Buch. Einer der wenigen Höhepunkte in Adas Leben ist das tanzende Paar im Nachbarhaus. Man braucht schon immer wieder Motivation, um das Buch weiterzulesen.
Ich vergebe drei Sterne.

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Veröffentlicht am 02.02.2021

Das Leben ist manchmal ein Online-Game

88 Namen
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Worum geht es in dem Buch?

John Chu ist chinesischer Abstammung, lebt in den USA und verdient seinen Lebensunterhalt als Gamer. Genauer gesagt als „Sherpa“, also eine Person, die spielinteressierte Kunden ...

Worum geht es in dem Buch?

John Chu ist chinesischer Abstammung, lebt in den USA und verdient seinen Lebensunterhalt als Gamer. Genauer gesagt als „Sherpa“, also eine Person, die spielinteressierte Kunden durch diverse Online-Spiele leitet.

Eines Tages soll er Mr. Jones im Auftrag von Mr. Smith durch Online-Spiele führen – also zeigen, welche Ausrüstung man dafür braucht, in welche Charaktere man schlüpfen kann, was bei den jeweiligen Spielen wissenswert ist etc. John Chu kann durch diesen Auftrag viel Geld verdienen, allerdings gibt es auch unklare Faktoren bei diesem Auftrag. Wer ist Mr. Jones? Könnte er vielleicht etwas mit der Volksrepublik Nordkorea zu tun haben?

Die Lage wird für John Chu so gefährlich, dass sie eines Tages sogar Auswirkungen auf sein reales Leben hat…

Meine Meinung zu diesem Buch:

Vorab gesagt: Ich mache keine Online-Spiele – aber ich wollte mich durch diesen Roman in diese Welt entführen lassen und lernen, wie es in dieser Welt zugeht. Gelernt habe ich durch diesen Roman einiges. Geholfen haben mir dabei nicht nur die Handlung, sondern auch die Erklärung von Begriffen aus der Welt der Online-Spiele, die am Anfang der Kapitel sowie am Ende des Buches stehen.

John Chu erzählt seien Erlebnisse aus der Ich-Perspektive im Präsens. Das hat mich beim Lesen nicht gestört. Gestört haben mich jedoch viele Nebenhandlungen und Gedanken von John, die für die Handlung nicht unbedingt relevant waren und dem Buch oft die Spannung nahmen. Das Buch war für mich oft nur zäh zu lesen – und lange vermisste ich einen „roten Faden“, also einen durchgehenden Handlungsstrang, der für mich zu einem Roman gehört.

Natürlich wollte auch ich wissen, wer der geheimnisvolle Mr. Jones ist. Am Schluss wird das aufgelöst – es war für mich eine Überraschung, aber auch kein Ende, das mich vollkommen zufriedenstellte. So wie mich die ganze Handlung nicht überzeugen konnte. Ich habe zwar einiges darüber gelernt, wie sich Menschen in Online-Spielen in Persönlichkeiten verwandeln, die sie im normalen Leben nicht sein können. Jedoch waren die meisten Charaktere sehr schemenhaft – so wie Comicfiguren. Nur John Chu war mir sympathisch.

Wer Online-Spiele mag, sie immer wieder spielt und an einem Roman aus dieser Welt interessiert ist, kann dem Roman „88 Namen“ von Matt Ruff vielleicht viel abgewinnen. Ich erwartete mehr Spannung.
Deswegen vergebe ich drei Sterne.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Max und „seine“ neue griechische Familie

My New Big Greek Family
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Die Handlung:
Max ist 35 Jahre alt, hat einen sicheren Job als Layouter für eine Angelzeitschrift und wohnt in Hamburg. Das klingt ganz gut. Allerdings wohnt Max noch bei seiner Mutter – im „Hotel Mama“ ...

Die Handlung:
Max ist 35 Jahre alt, hat einen sicheren Job als Layouter für eine Angelzeitschrift und wohnt in Hamburg. Das klingt ganz gut. Allerdings wohnt Max noch bei seiner Mutter – im „Hotel Mama“ also. Er will umziehen, endlich selbständig werden und findet eine Bleibe in einer Wohngemeinschaft. Dort wohnt der Grieche Yannes, spontan, unberechenbar – allerdings auch ein Kleinkrimineller. Als Yannes einmal wieder im Gefängnis sitzt, lernt Max Yannes‘ bezaubernde Cousine Anastasia kennen. Sie nimmt an, dass er Yannes ist. Max erzählt ihr die Wahrheit – aber sie will ihm nicht glauben. Sie will glauben, dass er Yannes ist und lädt ihn ein nach Griechenland, damit er dort seine Verwandtschaft kennen lernt.
Max reist nach Griechenland und schlittert dort von einem Abenteuer ins nächste….

Meine Meinung:
Das Buch sieht schon mal sehr ansprechend aus. Ich mag das bunte, witzige Cover. Auch die Schrift ist sehr lesefreundlich, die Kapitel sind meistens kurz und die Idee, einige griechische Dialoge in griechischer Schrift darzustellen, finde ich sehr gelungen! Es gibt einige Rechtschreibfehler, die man korrigieren sollte (beispielsweise auf Seite 192: Im Satz „Wenn ich richtig informiert bin, sind sie sogar der alleinige Besitzer“. Das Wort „Sie“ muss hier mit einem großen S beginnen) – einige habe ich überlesen, deswegen will ich hier auch keine Sterne abziehen.
Die Handlung jedoch konnte mich nicht ganz überzeugen. Vielleicht lag es daran, dass mir weder Max, noch Yannes sonderlich sympathisch waren. Max ist der Ich-Erzähler, er ist unbeholfen, fast tölpelhaft, und er schlittert von einem Fettnäpfchen ins nächste. Manche Szenen, die er schildert, sind mir zu detailliert. So wollte ich nicht so ausführlich lesen, wie ihm beispielsweise im Flugzeug schlecht wird.
Die Handlung zeigt, was passieren kann, wenn einem Menschen Leute nicht zuhören WOLLEN. Ich möchte nicht Max den Vorwurf machen, die griechische Verwandtschaft von Yannes ausnutzen zu wollen – zumal er ja mehrfach erklären wollte, wer er wirklich ist – aber die Griechen ihm nicht glauben wollten.
Man liest das Buch, um zu erfahren, wann die Wahrheit enthüllt wird: dass Max nicht Yannes ist. Und man will natürlich wissen, wie es mit Max und Anastasia weitergeht – denn hier entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte.
Mir hat bei der Lektüre das „gewisse Etwas“ gefehlt – also irgendein Witz oder eine Cleverness, die ich im Buch „Das Leben ist ein zotteliges Ungetüm“ von Jesko Wilke so gut fand. Der Schluss ist zwar überraschend, die Handlung aber wenig mitreißend. Deswegen gibt es von mir drei von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Komplizierte Ermittlungen – ausführlich präsentiert

Die Krieger
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Worum geht es in dem Buch?
Nick, ein Kriminalkommissar, ist von Berlin nach München gezogen und ermittelt in dem Brandanschlag auf die Diskothek „Liverpool“ im Januar 1984. Dort gab es Verletzte und eine ...

Worum geht es in dem Buch?
Nick, ein Kriminalkommissar, ist von Berlin nach München gezogen und ermittelt in dem Brandanschlag auf die Diskothek „Liverpool“ im Januar 1984. Dort gab es Verletzte und eine Tote. Die Polizei tippt, dass rivalisierende Gruppen im Rotlicht-Milieu etwas mit dem Anschlag zu tun haben. Dann aber taucht ein Bekennerschreiben aus Italien auf. Eine Gruppe, namens LUDWIG, gibt zu, für den Anschlag verantwortlich zu sein.
Deswegen wird Nick nach Italien geschickt, um dort zu recherchieren. Als Dolmetscherin begleitet ihn Graziella, die eigentlich als Reinigungskraft für das Kommissariat arbeitet. Graziella kann zwar nicht gut lesen und schreiben, aber sie kennt die italienische Mentalität – und erweist sich so für die Ermittlungsarbeit als wertvoll.
Die beiden wälzen Akten und sprechen mit italienischen Ermittlern. Sie stoßen auf die Akten weiterer Attentate mit Toten und Verletzten in Italien, zu denen sich LUDWIG bekannt hat. Aber wer steckt hinter LUDWIG und warum wählt eine italienische Verbrecherorganisation einen deutschen Namen?

Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Krimi ist aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit verfasst. Er begann interessant – es gefiel mir, dass der Autor etwas Münchner Lokalkolorit durch Dialoge authentisch rüberbrachte. Interessanter wurde der Krimi allerdings erst, als Nick und Graziella in Italien ermittelten. Sie wälzten Akten, sie überlegten, sie befragten Leute. Das alles bekam ich als Leserin lang und breit mit – und dadurch blieb oft die Spannung auf der Strecke. Ich merkte, dass die Ermittlungen rund um die diese Attentate in München und Italien sehr kompliziert waren.

Die Idee, einen alten Kriminalfall aus München – der tatsächlich passiert ist – neu aufzurollen und in eine Krimihandlung zu packen, ist faszinierend. Jedoch fand ich den Krimi manchmal zu langatmig, die Ermittlungen zu kompliziert. Das störte meinen Lesefluss erheblich. Der Ermittler Nick war und blieb für mich ein blasser Charakter, interessanter war da schon Graziella.

Das letzte Kapitel, in dem auf das wirklich passierte Attentat in München eingegangen wird und die Personen, die verdächtig sind, genannt werden, finde ich wichtig. Es rückt die ganze Kriminalhandlung des Buches noch in ein genaueres Licht und erklärt, warum der Autor den Roman so geschrieben hat, wie er es gemacht hat.

Gesamt gesehen konnte mich das Buch jedoch nicht besonders packen, vieles zog sich in die Länge und wurde – für meinen Geschmack – zu ausführlich geschildert.

Ich vergebe drei Sterne.

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