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Veröffentlicht am 01.02.2023

Er reitet und er mordet

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
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Worum geht es in dem Buch?
Ming Tsu ist Chinese. Er kam als Baby in die Vereinigten Staaten von Amerika, seine Eltern starben früh, und so wuchs er in einem Waisenhaus auf. Seinem Pflegevater Silas hat ...

Worum geht es in dem Buch?
Ming Tsu ist Chinese. Er kam als Baby in die Vereinigten Staaten von Amerika, seine Eltern starben früh, und so wuchs er in einem Waisenhaus auf. Seinem Pflegevater Silas hat er viel zu verdanken – dieser zeigte ihm auch, wie man gut mit einem Revolver umgeht.
Den Revolver beherrscht er auch jetzt, als Erwachsener im Jahre 1869. Es gibt Leute, die ihm Böses angetan haben. An einigen von ihnen will er sich rächen und sie nach und nach umbringen. Er plant genau diese Morde. Nicht nur der Revolver ist ein nützliches Tötungsinstrument, sondern auch ein Schwellennagel, der immer wieder geschärft wird.
Ming Tsu wird begleitet von einem alten Chinesen, genannt „Der Prophet“. Der Prophet verfügt über seherische Qualitäten, die sich oft als lebensrettend erweisen können.
Ming Tsu sucht nicht nur die Leute, an denen er Rache üben will – er wird auch gesucht von Sheriffs und Leuten, die ihn der Justiz übergeben wollen, damit er für seine Verbrechen bestraft wird und sie eine Belohnung kassieren können.
Sein Ruf als guter Schütze ist auch zu einer Zirkusgruppe gedrungen, die ihn als Beschützer anheuert und ihn gut bezahlt. Sie will er bis Reno begleiten – und dann weiter nach Kalifornien reiten, wo er hofft, seine Frau Ada wieder zu finden.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit verfasst. Um einen Thriller handelt es sich hier – meiner Ansicht nach – nicht. Eher um einen Abenteuerroman oder einen Western. Für einen Thriller liest sich das Buch leider zu zäh.
Einen Western aber liest man selten – und so war auch ich gespannt auf die Lektüre von „Die tausend Verbrechen des Ming Tsu“. Man liest viel über einen reitenden und mordenden Chinesen – und man fragt sich, wie lange Ming Tsu morden wird.
Das Buch beinhaltet einige Kampfszenen und als Leser ist man erstaunt, wie wendig und listig Ming Tsu ist – und er gefährliche Situationen immer wieder überleben kann. Ein bisschen Menschlichkeit kommt auf, wenn sich Ming Tsu mit manchen Leuten aus der Zirkusgruppe unterhält. Je länger er mit ihnen zusammen ist, desto mehr verstehen sie ihn und sein Handeln. Sie sind froh, dass er bei ihnen ist – denn sie profitieren nicht nur von seinen Schießkünsten, sondern auch von seiner Ortskenntnis.

Mein Fazit:
Dieser Roman um einen reitenden und mordenden Chinesen konnte mich nur bedingt begeistern. Der Schreibstil ist toll, aber das Buch ist kein Pageturner. Oftmals liest es sich zäh.
Ich vergebe drei Sterne.

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Veröffentlicht am 24.07.2022

Verworrener Krimi

Freunde. Für immer.
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Worum geht es in dem Buch?

Freunde aus Collegezeiten treffen sich für ein Wochenende in den Catskill Mountains. Jonathan will seinen Freund Peter heiraten und will deswegen seine Freunde sehen. Zusammen ...

Worum geht es in dem Buch?

Freunde aus Collegezeiten treffen sich für ein Wochenende in den Catskill Mountains. Jonathan will seinen Freund Peter heiraten und will deswegen seine Freunde sehen. Zusammen wälzen sie Erinnerungen und genießen einen gewissen Luxus. Bis zwei der Freunde – Derrick und Keith – auf einmal verschwunden sind.

Später wird das Auto gefunden, in dem die beiden unterwegs waren. Nur einer von ihnen ist darin – tot, unkenntlich. Detective Julia Scutt nimmt die Ermittlungen auf. Sie recherchiert und befragt die Anwesenden. Dabei kommt ihr in den Sinn, dass sie vor Jahren ihre Schwester verloren hat. Die Schwester wurde ermordet. Vielleicht gibt es zwischen der Schwester und dem Freundeskreis in den Catskill Mountains einen Zusammenhang…


Meine Meinung zu diesem Buch:

„Eine perfekte Ehe“, das erste Buch von Kimberly McCreight, ist mir noch in guter Erinnerung. Deswegen freute ich mich auf ihr neues Buch und wollte es unbedingt lesen.

Der Anfang lässt Spannung vermuten, jedoch lässt diese schnell nach. Die Freunde in den Catskill Mountains kommen immer wieder zu Wort – genauso wie die Polizistin Julia Scutt. Diese war für mich am sympathischsten, zu den anderen Mitwirkenden kann ich als Leserin keine Beziehung aufbauen. Alle erzählen aus der Ich-Perspektive, mal im Präsens, mal im Imperfekt. Das stört mich nicht, jedoch stiftet die Anzahl der Ich-Erzähler und der Konflikte, die sie zu lösen haben, immer wieder für Verwirrung beim Lesen. Das macht keinen Spaß. Ich freute mich immer, wenn ich wieder ein Kapitel über Julia Scutt lesen konnte. Hier ging die Handlung voran.

Einige der Konflikte sind, dass Jonathan und Peter einem Bauunternehmen 11.000 Dollar schulden und dass Keith, dessen Job es ist, Künstler zu vermitteln, seinen besten Künstler Finch verlieren wird. Auch innerhalb der Freunde gibt es Konflikte. Dann werden Drogen genommen, es wird Pizza bestellt – es passiert einiges in der Gegenwart, es gibt Ereignisse aus der Vergangenheit, auf die Bezug genommen wird. So ist Alice, die die Freunde aus Collegetagen kannten, ums Leben gekommen. Lange ist nicht klar, wieso und warum.

Ich habe das Buch gelesen, weil ich wissen wollte, wie sich alles auflöst. Den Schluss finde ich gut, aber bis dahin liest sich der Roman ziemlich zäh und oft verworren. Ein Thriller ist das nicht.

„Freunde. Für immer“ von Kimberley McCreight konnte mich also nicht überzeugen. Ich vergebe drei Sterne und bin bei einer Empfehlung unentschlossen.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Ein Roman, der erst spät interessant wird

Der Papierpalast
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Worum geht es in dem Buch?

Eleanor, genannt Elle, ist die Ich-Erzählerin. Sie macht Urlaub mit ihrem Mann Peter, ihren drei Kindern und mit ihrer Mutter in einem Ferienhaus in Neuengland in den USA. Sie ...

Worum geht es in dem Buch?

Eleanor, genannt Elle, ist die Ich-Erzählerin. Sie macht Urlaub mit ihrem Mann Peter, ihren drei Kindern und mit ihrer Mutter in einem Ferienhaus in Neuengland in den USA. Sie genießt den Urlaub, das Zusammensein mit der Familie - aber sie denkt auch über die Vergangenheit nach.

Als sie ihren Jugendfreund Jonas wiedertrifft, kommen ihre Gefühle für ihn erneut hoch. Sie liebt ihn - aber beide teilen auch ein dunkles Geheimnis.

Meine Meinung zu diesem Buch:

Es dauerte mehr als 100 Seiten, bis das Buch für mich interessant wurde. Dabei fand ich die Hauptcharaktere, wie Elle und Peter, sympathisch. Sie genießen Urlaubsidylle und fühlen sich wohl. Leider bleibt dadurch die Spannung lange auf der Strecke.

Jonas ist eine Nebenfigur - er und Elle kennen sich lange. Zu Beginn ihrer Freundschaft passiert ein unerhörtes Ereignis, eine Katastrophe - die beide hätten verhindern können. Davon erzählt Elle in ihren Erinnerungen. Sie und Jonas behalten für sich, was passierte. Elle wird immer wieder von diesem Geheimnis gequält. Da lernt sie Peter kennen, einen netten und geerdeten Mann. Sie heiraten, bekommen Kinder.

Mich interessierte die Frage, ob es möglich ist, dass Elle dieses Ereignis, das sie immer wieder quält, verarbeiten kann und wie sie das macht. Wenn sie Jonas trifft - und das kommt immer wieder vor - reißen alte Erinnerungen erneut auf. Dominierender ist allerdings die Liebe zwischen Elle und Jonas - wobei sie Peter ebenfalls sehr liebt. Und sie muss sich fragen, zu welchem dieser beiden Männer sie wirklich steht.

Eingeflochten in den Roman sind immer wieder Erinnerungen an die Kinderzeit, Jugend und das Erwachsensein. Elles Eltern haben sich früh getrennt, Mutter und Vater wechseln ab und an ihre Partner. Partner, die Elle mal mehr, mal weniger leiden kann.

Alles wird in kurzen Kapiteln und im Präsens erzählt. Das stört mich nicht. Immer wieder jedoch schwächelt die Handlung und zieht sich in die Länge.

Die gesamte Lektüre konnte mich also nicht überzeugen. Langatmige Passagen wechseln sich ab mit interessanten Abschnitten.

Ich vergebe drei Sterne und bin mit einer Leseempfehlung unentschlossen.


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Veröffentlicht am 03.10.2021

Langatmiger Gangsterroman

Harlem Shuffle
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Ich hatte große Erwartungen in dieses Buch gesetzt, denn „Die Nickel-Boys“ von Whitehead hatte mir sehr gut gefallen.
Der Roman „Harlem Shuffle“ bietet mir eine Sicht in das Leben einiger Afro-Amerikaner, ...

Ich hatte große Erwartungen in dieses Buch gesetzt, denn „Die Nickel-Boys“ von Whitehead hatte mir sehr gut gefallen.
Der Roman „Harlem Shuffle“ bietet mir eine Sicht in das Leben einiger Afro-Amerikaner, die Ende der 1950er- und in den 1960er-Jahren im New Yorker Stadtteil Harlem leben. Ray Carney ist der Hauptprotagonist. Er handelt mit Einrichtungsgegenständen, kauft aber auch andere Sachen – wie zum Beispiel Uhren und Schmuck – an, um sie weiterzuverkaufen.
Eigentlich möchte er ein ehrlicher Mensch sein, aber die Gegenstände, die ihm Cousin Freddie zum Verkauf anbietet, machen das unmöglich. Einiges davon stammt aus Diebstählen. Dennoch nimmt er solche Gegenstände an, denn er muss seine Familie ernähren.
Ray Carney möchte sich als Verkäufer weiterentwickeln, nach außen hin als integrer, ehrlicher Mensch gelten. Er hat Familie – Frau Elizabeth und Tochter May. Elizabeth ist wieder schwanger. Er liebt seine Familie – aber seine Schwiegereltern mögen ihn nicht. Ihnen wäre es am liebsten, wenn Elizabeth und die Kinder eine Weile bei ihnen wohnen würden.
Präsentiert werden mir viele Personen, die nur „angerissen“ werden, also nur kurz auftauchen. Beispielsweise Miss Laura, eine Nachbarin Carneys und seiner Familie. Oder auch Duke, ein Typ, der Carney in einen einflussreichen Club bringen soll und dafür Geld verlangt. Die Afro-Amerikaner in Harlem können sich meistens nicht leiden, sie reden und denken schlecht voneinander. Manchmal beschimpfen sie sich – und es kommt auch vor, dass sie aufeinander schießen.
Ich lese Momentaufnahmen eines New Yorker Stadtteils. Carney ist die Hauptperson, er ist sympathisch. Immer wieder kommt sein Cousin Freddie in der Handlung vor. Ihn mag ich nicht.
Die Vielzahl der Personen in dem Buch, von dem die meisten nur Randfiguren sind, führen dazu, dass mich ihr Schicksal oft nicht berührt.
Der Autor punktet mit einem sehr guten Schreibstil und er kann die Atmosphäre im Harlem der 1950er- und 1960er-Jahre sehr gut beschreiben.
Allerdings ist die Handlung oft langatmig, es fehlt eine gewisse Spannung, die ein Buch interessant macht.
Ich vergebe drei Sterne für „Harlem Shuffle“ und bin bei einer Weiterempfehlung unentschlossen.


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Veröffentlicht am 08.04.2021

Ruhiges Buch mit einer sympathischen Hauptperson

Solange sie tanzen
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Worum geht es in dem Buch:
Ada Friedberg ist eine ältere Dame, verwitwet. Sie lebt in München. Viel passiert in ihrem Leben nicht mehr. Ihren Mann Hans vermisst sie sehr – und oft denkt sie an die Zeit ...

Worum geht es in dem Buch:
Ada Friedberg ist eine ältere Dame, verwitwet. Sie lebt in München. Viel passiert in ihrem Leben nicht mehr. Ihren Mann Hans vermisst sie sehr – und oft denkt sie an die Zeit mit ihm zurück.
Täglich geht sie mit ihrem Mops Hemingway spazieren. Da ihr außer dem Mops sonst selten jemand Gesellschaft leistet und sie merkt, dass sie manche Sachen vergisst (Beginn einer Demenz), achtet sie vermehrt auf die üblichen Tagestätigkeiten – zum Beispiel den Toilettengang.
Ihre Tochter Susanne und ihr Sohn Thomas sind mit ihrem eigenen Leben beschäftigt und besuchen sie ab und zu. Immer wieder kommt eine Dame, namens Karola, und hilft Ada im Haushalt. Immer wieder beobachtet Ada ihre Nachbarn, die im selben Haus wohnen wie sie. Viele dieser Leute kennt sie schon lange und kann sie auch einschätzen.
Abwechslung in ihr Leben scheint durch neue Nachbarn zu kommen. Ada beobachtet immer wieder fasziniert mit einem Fernglas, wie eine Frau und ein Mann in einem Haus in ihrer Nähe tanzen. Und plötzlich erinnert sich Ada zurück an die Zeit, als sie ihren Mann Hans kennen lernte und mit ihm zum Tanzen ging…

Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Roman ist aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit erzählt. Die Handlung ist ruhig – aber so bekommt man als Leser auch ein Gefühl dafür, wie sich Ada als Witwe, der kaum jemand Gesellschaft leistet, fühlt.
Der Roman erzählt nicht nur über Ada als Witwe, sondern auch darüber, wie Ada und Hans sich kennen lernen und durch Briefe ihre Beziehung festigen. Ada steht zu Hans und verteidigt ihn gegenüber ihrem herrschsüchtigen Vater. Dieser meint offenbar, dass Ada als seine Tochter sein Eigentum sei und zu tun und zu lassen habe, was er will. Bewundernswert finde ich, wie sie sich durchsetzt – und Hans schließlich heiratet.
Was ich zu bemängeln habe, ist, dass mir das Buch meistens zu ruhig ist – es passiert oft nicht viel in dem Buch. Einer der wenigen Höhepunkte in Adas Leben ist das tanzende Paar im Nachbarhaus. Man braucht schon immer wieder Motivation, um das Buch weiterzulesen.
Ich vergebe drei Sterne.

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