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Veröffentlicht am 21.04.2019

Aufmunternde Geschichte über Wünsche und Sehnsüchte

Das Café der guten Wünsche
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Es braucht ein wenig Zeit, bis sich die Geschichte vom Café der guten Wünsche entwickelt. Auf der einen Seite haben wir Julia, die ihr kleines Café zusammen mit ihren zwei besten Freundinnen betreibt. ...

Es braucht ein wenig Zeit, bis sich die Geschichte vom Café der guten Wünsche entwickelt. Auf der einen Seite haben wir Julia, die ihr kleines Café zusammen mit ihren zwei besten Freundinnen betreibt. Das Geheimnis ist nicht ein super leckerer Kuchen oder der perfekte Kaffee. Nein, die drei jungen Frauen geben all ihren Gästen einen geheimen Wunsch mit. Julia ist zu optimistisch, zu gut für diese Welt. Ihr gegenüber steht Robert, ein Freund von Julias Bruder Nick, pessimistisch bis zum Anschlag.

Robert muss aus der gemeinsamen WG mit Carsten ausziehen und ist auf Wohnungssuche. Julia hat gerade ein Zimmer frei, da Bernadette für ein Jahr nach Frankreich geht. Nick versucht Robert als idealen Mitbewohner darzustellen; Julias Freundinnen sind total dagegen und Julia selbst leider überhaupt nicht skeptisch.

Im Nachhinein ist dies für Julia der Punkt, am dem alles begann bergab zu gehen: Misstrauen und Neid zwischen den Freundinnen, das Café muss renoviert werden, Nick verkauft die freie Wohnung im Haus einem komischen Typen. Und da sind noch weitere Vorkommnisse, die Julias Leben gerade erschüttern.

Protagonistin Julia hinterfragt zu wenig, bleibt ihrer "Rolle" treu. Ich hatte mal eine Mitbewohnerin, die ebenso positiv drauf war wie Julia. Herzensgut diese Menschen, aber in gewissen Situationen nervt dieser blauäugige Zwangsoptimismus total. Die Sache mit Jean zum Beispiel, wenn einem etwas daran gelegen wäre, müsste man handeln und nicht abwarten. Trotzdem konnte ich es Julia hier nachsehen, denn der unangenehmste Mensch im Buch ist nicht sie und auch nicht Robert, sondern Nick. Robert wurde gut dargestellt. Sein späterer Wandel kam rüber, ihn nahm ich ernst. Bei Nick hingegen sieht man von Anfang an die Dollarzeichen aus den Augen springen.

Sobald die Charakter vorgestellt wurden, kommt Schwung in den Roman. In den Nebenschauplätzen bleibt die Geschichte zwar oft ein wenig oberflächlich, aber sie wird sehr liebevoll erzählt.

Am Ende blieb einiges im Unklaren: die Wohnungssache zum Beispiel und die eine Sache mit Nick. Sie wurden nicht ganz abgeschlossen, sondern elegant umschifft. Dennoch vergebe ich die volle Punktzahl, weil mir die Idee mit den guten Wünschen gefallen hat und die ich, so nett verpackt, so noch nicht gelesen habe.

Fazit: Eine aufmunternde Geschichte über Wünsche, Wohlfühlorte und Sehnsüchte, die in jedem Leser - zumindest kurzfristig - den Gutmensch wachruft.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 15.04.2019

Faszinierender Roman über eine Rosengräfin und ihren Nachlass

Der Rosengarten am Meer
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"So schön!", dachte ich, als ich den neuen Roman von Nele Jacobsen beendet hatte.

Wie bereits in ihrem vorhergehenden Roman "Ein Sommer im Rosenhaus" geht es auch hier um einen Rosengarten. Eigentlich ...

"So schön!", dachte ich, als ich den neuen Roman von Nele Jacobsen beendet hatte.

Wie bereits in ihrem vorhergehenden Roman "Ein Sommer im Rosenhaus" geht es auch hier um einen Rosengarten. Eigentlich um mehrere, denn der gegenwärtige Garten, der Isabel an der Ostsee neu gestalten soll, hat ein historisches Vorbild am Fusse der Kleinen Karpaten. Wie das alles zusammenhängt, erzählt die Autorin sehr spannend.

Am Ende erklärt Nele Jacobsen, was sie für den Roman "passend" gemacht hat, und stellt auch noch drei glustige Rosenrezepte (Cocktail, Marzipan, Sorbet) zur Verfügung. Wenn ihr den passenden Drink oder Dessert zur Lektüre haben wollt, schaut euch die Rezepte vor dem Lesen an.

Im historischen Teil geht es um Gräfin Marie Henriette Chotek, die 1863 bis 1946 gelebt hat. Sie lebt mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Gabrielle auf Schloss Unter-Korompa im Donauhügelland. Während ihre Mutter sie so schnell wie möglich verheiraten will, denkt Marie nicht mal dran. Ihr Herz gehört den Rosen. Sie will einfach nur gärtnern und nicht am gesellschaftlichen Leben in Wien teilnehmen. Aber dann lernt sie Georg von Schwanburg kennen, der ihr Leben komplizierter macht.

In der Gegenwart erleben wir wie Isabel nach der Scheidung von Marco eine neue Arbeit sucht. Sie findet eine Anzeige, in der eine Künstlerkommune an der Ostsee für drei Monate einen Gartenbauspezialistin sucht, gegen Logis und Kost. Isabel ist angetan und macht sich auf die Reise. Endlich auf Gut Lundwitz angekommen stellt sie ihr Unterfangen in Frage, die Renovation des Guthauses ist nicht sehr fortgeschritten. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen und packt kräftig mit an, macht sich auf die Suche nach den alten Gartenplänen, während sie von Chef Alex aufs Beste verköstigt wird. Doch Alex gibt nicht viel von sich preis, was die Zusammenarbeit schwierig macht.

Die Geschichte der Rosengräfin Marie Chotek wird in diesem Roman so faszinierend nacherzählt, dass man nicht anders kann, als mit Isabel über alle neuen Entdeckungen mitzufiebern.

Fazit: Die sehr schöne Story um eine Rosengräfin und ihren Nachlass fesselte mich von der ersten Seite an.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Eindrücklicher Pageturner

Marlene und die Suche nach Liebe
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Marlene Dietrich war ein grosser Star. Mit ihrem blonden, gewellten Bob war sie unverkennbar und strahlt auf den Fotos nicht nur Ruhm, sondern auch eine gewisse Einsamkeit aus. Ich wollte wissen, wer diese ...

Marlene Dietrich war ein grosser Star. Mit ihrem blonden, gewellten Bob war sie unverkennbar und strahlt auf den Fotos nicht nur Ruhm, sondern auch eine gewisse Einsamkeit aus. Ich wollte wissen, wer diese Frau mit der scheinbar glänzenden Karriere ist.

Deshalb wusste ich sofort, als ich das Buch in der Verlagsvorschau sah, dass ich es lesen möchte. Mir war bloss nicht bewusst, wie dick die Printausgabe ist und dachte für mich, dass es aufgrund der 544 Seiten wohl eher eine mühsame Lektüre werden wird - je mehr Seiten je mehr die Gefahr ausschweifend zu werden oder Längen zu haben. Aber nein, der Schreibstil nahm mich sofort ein und ich habe das Buch in drei Tagen ausgelesen.

Es half wohl, dass Marlenes Geschichte von ihr selbst erzählt wird, was ich sehr sympathisch fand. Der Zugang zu ihr findet man sofort. Musikalisch ist sie als Jugendliche nicht so ein grosses Geigengenie, wie ihre Mutter es gerne gehabt hätte. Um der Mutter zu entrinnen, beginnt Marlene in einem Theater zu arbeiten, erst als Geigerin, später als Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin.

Der Autor C.W. Gortner schildert in "Marlene und die Suche nach Liebe" den Werdegang von Marlene Dietrich bis 1946. Ihre Familie, ihre Beziehungen, ihre sexuellen Vorlieben und ihre Karriere werden von C.W. Gortner durchleuchtet. Er zeigt auch die verletzliche Frau hinter dem Star, der ihrer Mutter nie gerecht werden konnte und nach Liebe suchte.

In diesem Roman lernt der Leser eine starke Marlene kennen, die zwar ihren eigenen, für viele nicht konformen Weg ging, aber auf ihre Art treu und mit ihren Freunden auf immer verbunden war. Sie liebte Männer wie Frauen, sie liebte schnell und heftig, doch äussern konnte sie ihre Gefühle oft nicht.

Der Teil, in dem Marlene viel zu jung schwanger wurde, noch bevor sie sich Gedanken über ihre weitere Beziehung zu Rudi und über ihr Leben machen konnte, wurde mir als zu schnell und zu leicht dargestellt. Das Gespräch der beiden kam zu kurz. Denn obwohl der gerade arbeitslos gewordene Rudi sofort anerbot zuhause beim Baby zu bleiben, damit Marlene arbeiten kann, wirft er ihr später genau das vor. Rudi blieb mir in Gortners Beschreibung unsympathisch, zuerst hielt er Marlene auf Abstand und sah in ihr den zukünftigen Star, später wollte er dann doch eine angepasstere (Ehe-)Frau aus ihr machen. Aber die enge, jahrzehntelange Bindung der beiden imponiert trotzdem.

Das Leben in Berlin vor und nach den beiden Weltkriegen zeigt der Autor glaubhaft auf. Ebenso auch die gegen aussen prüde amerikanische Gesellschaft, die das Showbiz zwar lieben, aber extrem auf Etikette achten. Marlene machte dies nicht lange mit und schaffte es, dass die Filmzensurbehörde einiges durchgehen liessen.

Mich beeindruckte vor allem Marlenes klare Meinung zu bzw. gegen Hitler und ihren erstaunlichen Einsatz im zweiten Weltkrieg. C.W. Gortner hat mit diesem aussagekräftigen Roman über Marlene Dietrich ein Stück Zeitgeschichte festgehalten.

Fazit: Dieser Pageturner gibt einen eindrücklichen Überblick über das faszinierende Leben der Marlene Dietrich. Absolut lesenswert!
5 Punkte.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Was Miss Marple für England ist, ist Papst Petrus für Rom und den Vatikan

Jubilate!
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Das Warten hat ein Ende, der neue Papst-Krimi ist da!

In diesem fünften Band reist Papst Petrus nach Castel Gandolfo, damit er bei der Feier zu Kardinal Federicos 85. Geburtstag dabei sein kann. Federico ...

Das Warten hat ein Ende, der neue Papst-Krimi ist da!

In diesem fünften Band reist Papst Petrus nach Castel Gandolfo, damit er bei der Feier zu Kardinal Federicos 85. Geburtstag dabei sein kann. Federico hat den Papst eingeladen und ihm dabei von seiner Absicht erzählt, am Fest bekannt zu geben, wer nach seinem Ableben das Familienvermögen erbt. Doch Federico hat ihm die Bedingungen verschwiegen, die alle überrascht: Contessa Giulia erbt nur, falls sie innert einer Woche heiratet.

Für alle ist es ein Schock: die Höhe des Vermögens, das Giulia erben soll; dass einige leer ausgehen; eine Frau als Oberhaupt des Familienclans. Am meisten jedoch für Giulia, die nicht heiraten will, weil sie doch den Papstsekretär und Mönch Francesco liebt. Noch während Giulia ihre Gefühle sortiert, wird ein Anschlag auf sie verübt. Das Krisenteam - bestehend aus Papst Petrus, Francesco, Giulia und ihrer Tante Eugenia - heckt einen Plan aus, um herauszufinden wer hinter dem Anschlag steht und dem nicht passt, dass Giulia erbt.

Giulias Verwandte, sogar der Gärtner und die Haushälterin - sie alle scheinen Geheimnisse zu haben, Geld zu brauchen, neidig zu sein und haben deshalb alle einen Grund Giulia die Erbschaft streitig zu machen.

Währenddessen kämpfen die Haushälterinnen von Papst Petrus und Kardinal Federico ganz in der Nähe um die Vorherrschaft in ihrem Beginen-Orden. Die Schwesterschaft sucht eine neue Äbtissin, worauf sich Schwester Immaculata innerlich schon als Siegerin wähnt. Doch dann lässt sich auch die neue und jüngste Ordensschwester Rosalia zur Wahl aufstellen. Mit Konkurrenz hätte Immaculata nie gerechnet und sieht rot.

Was niemand ahnt: selbst Papst Petrus ist in Gefahr. Eine streng patriarchalische Organisation innerhalb der katholischen Kirche mag seine laxe Haltung nicht und will ihm schon längst eins auswischen.

Wie immer erwarten den Leser witzige Situationen (z.B. wenn Tante Eugenia bei den Beginen eincheckt), Verfolgungsjagden (z.B. Francesco zu Fuss durch den geheimen Garten), Observationen (z.B. der Papst inkognito in Rom), viel Spass und Spannung. Der fünfte Band der Papst-Krimis ist fesselnd bis zuletzt, denn wirklich alle Beteiligten könnten etwas im Schilde führen. Wer am Schluss jubiliert, müsst ihr euch selbst erlesen, es lohnt sich. Ich wurde bestens unterhalten, habe oft gelacht und mitgefiebert - ich liebe die Serie und wurde noch nie enttäuscht!

Wer beim Lesen gerne Musik hört, kann sich für das ultimative Italien-Feeling bei Spotify oder Youtube die vom Autor extra für die Papst-Krimis erstellte Playlist anhören.

Fazit: Was Miss Marple für England ist, ist Papst Petrus für Rom und den Vatikan! Genial und extremst spannend bis zum letzten Satz!
5 Punkte.

Veröffentlicht am 19.03.2019

"Das OM der Bienen"

Das Honigmädchen
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Der neue Roman von Claudia Winter ist zwar auch amüsant wie "Glückssterne" oder "Aprikosenküsse", geht aber wie "Die Wolkenfischerin" noch eine Spur tiefer.

Camilla hat eine Scheidung hinter sich, einen ...

Der neue Roman von Claudia Winter ist zwar auch amüsant wie "Glückssterne" oder "Aprikosenküsse", geht aber wie "Die Wolkenfischerin" noch eine Spur tiefer.

Camilla hat eine Scheidung hinter sich, einen stressigen Job im Feinkostgeschäft ihres Vaters, eine Tochter im besten pubertären Alter, einen neuen tunichtguten und lauten Nachbarn, eine Vorladung zur Schulrektorin vor sich und danach ein grosses Problem mehr.

Um dem Problem zu entkommen, schlägt ihr Vater vor, dass Camilla mit Marie nach Südfrankreich fahren soll. Da sie ja immer meine, das Geschäft mit diesem Imker lohne sich nicht, weil er a) nicht zuverlässig liefert und b) die Preise viel zu hoch angesetzt hat, könne sie sich gleich vor Ort umschauen und mit dem Inhaber übers Geschäft reden.

Ohne eine andere Wahl zu haben lässt sich Camilla drauf ein. Nichtsahnend, dass ihr nerviger Nachbar sie schon bald begleitet. In Lorsacq angekommen, will sie am liebsten gleich umkehren, denn von im Schweinestall schlafen hat niemand was gesagt. Und auch Henri, der Imker, ist ein komischer und ruppiger alter Kauz. Doch sie bleibt, vorerst.

Wie Camilla und Marie sich auf das Abenteuer einlassen, noch viel mehr als bisher an ihre Grenzen kommen und sich herausfordern lassen hat Autorin Claudia Winter toll geschildert. Mit Hilfe von Manon, Nikos, Tobias und Henry, Raphael lernt Camilla nicht nur das Dorfleben, sondern auch die Geschichte von Henry kennen. Erst gegen Ende findet sie heraus, weshalb ihrem Vater die Zusammenarbeit mit Henry so wichtig ist.

Die Charakter sind so verschieden wie Tag und Nacht und prägen das Dorfleben, genau wie ein nie enden wollender Nachbarschaftsstreit. Camilla und Marie wollen zur Versöhnung beitragen, doch sie müssen erst mal bei sich selbst anfangen. Das machen sie auch und der Autorin ist es im Grossen und Ganzen gut gelungen, die komplizierte Beziehung zu glätten. Dennoch wurde mir Camila als zu schuldig an Maries Verhalten dargestellt, manchmal war sie einfach auch zu lieb zu Marie. Früher schon miteinander reden hätte viel gebracht, doch dann wäre diese Geschichte nicht diese Geschichte.

Henry ist eine ganz spezielle (und total gelungene) Figur, mit vielen Ecken und Kanten und man ahnt, dass das nicht alles sein kann, dass dahinter viel versteckt ist. Die Gemütszustände der restlichen Charakter fand ich nachvollziehbar geschrieben - mein Herz gehört dem Griechen Nikos! Vielleicht hätte ich gerne noch ein bisschen mehr über den geheimnisvollen Tobias erfahren. Von sich selbst gibt er nicht viel preis, und doch ist Tobias so etwas wie ein Dolmetscher der durch die Geschichte führt: einer, der Zusammenhänge erkennt und Probleme übersetzt.

Der luftige und bildhafte Sprachstil von Claudia Winter ist wahnsinnig schön, jede einzelne Zeile kann man sich wie ein Löffel Blütenhonig auf der Zunge zergehen lassen. Beim Lesen hörte ich die Bienen umher schwirren und spürte die flirrende Hitze. Die Bienenszenen sind wunderbar erzählt, von ihnen hätte ich noch wesentlich mehr lesen können.

Fazit: Am liebsten hätte ich mich in Henrys Garten gesetzt, dem "OM der Bienen" gelauscht und "Das Honigmädchen" gleich dort gelesen. Wunderschön geschrieben!
5 Punkte.