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Tardy

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Pasta, Pizza und Amore

Dolce vita für Fortgeschrittene
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Laura ist Italienerin und lebt schon sehr lange in Deutschland. Sie lebt mit einem Deutschen zusammen und hat eine vierjährige Tochter. Ihr Job in einer Pharmafirma ist nicht das, was sie sich vom Leben ...

Laura ist Italienerin und lebt schon sehr lange in Deutschland. Sie lebt mit einem Deutschen zusammen und hat eine vierjährige Tochter. Ihr Job in einer Pharmafirma ist nicht das, was sie sich vom Leben erträumt und da sie ein Händchen hat für italienische Lebenart, gründet sie mit einigen Freundinnen die Agentur "Frag mich nach Sonnenschein". Schon bald kommen erste Aufträge herein, die Beziehung mit Martin beginnt zu kriseln, und als dann auch noch der Italiener Alessandro auftaucht, nehmen die Turbulenzen an Fahrt auf...

Dori Mellina ist selbst Italienerin, die in Deutschland lebt, deshalb weiß sie wovon sie schreibt. Mit viel Humor und einer locker, leichten Schreibweise nimmt sie den Leser von der ersten Seite an gefangen. Klar, gibt es einige Vorurteile und Klischees den Italienern gegenüber, aber die gibt es auch von der anderen Seite, gegenüber uns Deutschen. Witzig und sehr nahe an der Realität wird davon berichtet und ich habe mich das ein oder andere Mal selbst erkannt Die Geschichte um Laura ist aber keineswegs nur oberflächlich, man ahnt welches Dilemma eine länderübergreifende Partnerschaft, noch dazu mit Kind, auslösen kann. Und obwohl Italien doch so nah ist, die Mentalitäten sind doch sehr unterschiedlich und werden es immer bleiben. Ich kann davon selbst ein Lied singen, denn ich hatte vor vielen Jahren eine längere Beziehung mit einem Italiener. Das sind nicht nur Klischees, es ist leider oft wirklich so. Ich habe mich oft gefühlt, als wäre ich in einem italienischen Film.

Die Autorin erzählt sehr authentisch und lebensnah, sie schreibt mit einer herrlichen Leichtigkeit, so dass man streckenweise denkt, selbst mit dabei zu sein. Unterstrichen wird das Ganze von vielen italienischen Floskeln, die eine wunderbare Stimmung schaffen. Für diejenigen, die des Italienischen nicht mächtig sind, werden diese in Fußnoten erklärt. Das ist hilfreich, schränkt aber natürlich den Lesefluss etwas ein. Das italienische Lebensgefühl kommt sehr gut rüber und gibt dem Buch die richtige Würze. Die turbulente, temperamentvolle Geschichte um Laura (eben typisch italienisch ) verblüfft am Ende, wird aber nicht komplett aufgelöst. Es bleiben noch einige Dinge offen. Das verlangt geradezu nach einer Fortsetzung. Ich würde mich sehr darüber freuen.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Viel Lokalkolorit, wenig Krimi. Aber das Gesamtpaket stimmt.

Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild
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Isabelle Bonnet will eigentlich nur ihre Ferien genießen. Mit gutem Essen, einem Gläschen Wein und Kunst. Bei einer Vernissage stellt ihr Begleiter, der Kunstsammler Rouven Mardrinac, jedoch etwas ungeheuerliches ...

Isabelle Bonnet will eigentlich nur ihre Ferien genießen. Mit gutem Essen, einem Gläschen Wein und Kunst. Bei einer Vernissage stellt ihr Begleiter, der Kunstsammler Rouven Mardrinac, jedoch etwas ungeheuerliches fest. Der ausgestellte Matisse ist eine Fälschung und unter der Oberfläche entdeckt man bei der gründlichen Untersuchung den Hilferuf des Fälschers. Ist de Jong Opfer einer Entführung geworden? Ein zweiter Fall, den Madame le Commissaire, inoffiziell bearbeiten soll ist der plötzliche Herztod eines bekannten Politikers. Hängen beide Fälle zusammen und wie lässt sich das mir ihrem Urlaub verbinden?

Der Roman von Pierre Martin ist der vierte Teil einer Reihe um die Ermittlerin Isabelle Bonnet, auch Madame le Commissaire genannt. Für mich war es der erste. Die Bücher sind jedoch in sich abgeschlossen, so dass man sie auch unabhängig voneinander lesen kann. Ich jedenfalls hatte keine Probleme, mich mit den Akteuren vertraut zu machen und konnte der Handlung auch ohne Vorkenntnisse gut folgen. Der Krimi beginnt spannend, plätschert jedoch im Hauptteil nur so dahin, bevor er in einem unerwarteten Finale endet. Wer hauptsächlich darauf blickt, wird wohl enttäuscht werden. Aber das Buch ist soviel mehr als nur ein schnöder Krimi. Es ist eine Liebeserklärung an Frankreich und die französische Lebensart. Sehr plastisch und authentisch wird hier das savoir vivre dargestellt. Man hat das Gefühl, als säße man direkt in diesem kleinen Café in Fragolin, spürt die Hitze, hört das Klackern der Boule-Kugeln, schmeckt die Aromen des Rosés. Die Kommissarin scheint das Leben zu genießen, das gefällt mir an ihr. Ihr Verhalten Männern gegenüber ist ungewohnt und irritierend für mich, aber jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden. Für mich ist diese Kombination aus einem leichten Krimi, der in der Sommerhitze nicht zu sehr überfordert und der wunderbaren Schilderung von Land und Leuten sehr gut gelungen. Das Gesamtpaket ist stimmig und überzeugt. Der Fall wirkt realistisch und passt perfekt in die Umgebung. Nur schade, dass ich mit der Protagonostin nicht so recht warm geworden bin, aber ich werde ihr noch eine Chance geben, denn das Drumherum hat mir gut gefallen.

Warnung: Bei diesem Buch bekommt man sofort Lust in die Provence zu fahren. Man kann sich aber auch einfach nur ein schönes Gläschen Wein einschenken, sich mit dem Roman auf die Terrasse/den Balkon setzen und anfangen zu lesen. Das Frankreichgefühl kommt dann von ganz allein.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Was ist Heimat?

Heimaterde
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Lucas Vogelsang reist mit uns in elf Episoden durch Deutschland und bringt uns seine Geschichten mit. Geschichten, die von Heimat erzählen. Was der Mensch damit verbindet, was Heimat für ihn bedeutet. ...

Lucas Vogelsang reist mit uns in elf Episoden durch Deutschland und bringt uns seine Geschichten mit. Geschichten, die von Heimat erzählen. Was der Mensch damit verbindet, was Heimat für ihn bedeutet. Der Autor beschreibt die Kulturen und Mentalitäten, zeigt Menschen verschiedener Nationalitäten, die alle hier in Deutschland leben und alle ausländische Wurzeln haben. Sie alle erzählen uns hier ihre Geschichte, eine Geschichte voller Ängste, voller Sorgen. Von den Problemen mit der Integration und der Anerkennung, von der Ausgrenzung, die sie erfahren oder auch das entstandene Zugehörigkeitsgefühl, wenn man endlich angekommen ist. Es kommen ganz unterschiedliche Menschen zu Wort, da ist der bekannte Fussballer, der Prominente, aber auch der Flüchtling oder der Einwanderer. Jeder beschreibt seine Sichtweise von Heimat. Das führt leider dazu, dass sich der Lesefluss etwas holprig anfühlt. Man muss die Kapitel erst einmal sacken lassen, bevor es weiter gehen kann. Vielleicht liegt es aber auch an der Fülle an Informationen, die man mit jedem Abschnitt serviert bekommt, da ist manches nicht einfach zu verdauen. Wer sich aber die Mühe macht, wird mit einem besonderen Buch belohnt, denn diese Reise durch Deutschland ist ungewöhnlich. Sie regt zum Nachdenken an und möchte aufrütteln, die ganzen Skeptiker ermahnen und für Verständnis aufrufen. Für andere Kulturen, für andere Religionen, für andere Meinungen, für den Menschen.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Spannend

Erst wenn du tot bist
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Fanny Wolff, 34 Jahre, ehemalige Kriegsreporterin, leidet unter Panikattacken. Also krempelt sie ihr Leben kurzerhand um, zieht zurück nach Stralsund und heuert bei den Ostsee-Nachrichten an. Kaum dort ...

Fanny Wolff, 34 Jahre, ehemalige Kriegsreporterin, leidet unter Panikattacken. Also krempelt sie ihr Leben kurzerhand um, zieht zurück nach Stralsund und heuert bei den Ostsee-Nachrichten an. Kaum dort angekommen, spült der Sund ihr eine Leiche vor die Füße. Melanie Schmidt, junge Mutter zweier Kinder, schwierige Verhältnisse, wurde wohl ermordet. Der ermittelnde Kriminalkommissar ist ausgerechnet Lars Wolff, Fannys Zwillingsbruder. Er zeigt sich alles andere als begeistert über ihre Einmischung, doch Fanny lässt Melanies Geschichte, ihr Leben zwischen Jugendamt und Hartz IV, zwischen Partywochenenden und tiefster Depression nicht los. Ob mit oder ohne Lars: sie ist fest entschlossen, den Mörder zu finden.

Die Geschichte ist flüssig zu lesen und sehr spannend aufgebaut. Die eingeworfenen Flashbacks aus Fannys Zeit als Kriegsreporterin sind sehr aufwühlend und erklären ihre immer wieder kehrenden Panikattacken. Die Autorin hat hierfür reale Artikel verwendet, was das Ganze nur noch erschreckender macht. Die Protagonisten, allen voran Fanny und ihr Zwillingsbruder Lars sind für mich glaubwürdig und lebensnahe dargestellt. Man fühlt richtig mit ihnen mit und ist mitten im Geschehen dabei. Gut gefällt mir auch der aktuelle Bezug, wie z. B. die Flüchtlingskrise oder, passend zum Thema, die leider immer aktuelle Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern. Diese Aktualiät ist es auch, was das Buch für mich lesenwert macht. Es ist gut recherchiert und immer erschreckend nah an der Realität. Auch der etwas überraschende Schluß ist für mich durchaus glaubwürdig, auch wenn ich es den Kindern eher nicht so wünschen würde. Die vielen, kleinen, scheinbar unwichtigen Nebensächlichkeiten fügen sich nach und nach zusammen und lassen so die Spannung immer weiter anwachsen. Nicht vergessen möchte ich den Einbezug der Region, das bringt noch mehr Realität in dieses Buch. Am Ende bleiben dann zwar noch einige Fragen offen, das lässt wohl auf eine Fortsetzung hoffen. Ich würde mich darüber freuen und vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Komplex und solide

Leuchtturmmord
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An der Südspitze des Insel Zudar wird eine junge Frau ermordet aufgefunden. Romy Beccare geht dieser Fall besonders nahe. Die junge Frau ist erst achtundzwanzig Jahr alt und Mutter von zwei kleinen Kindern. ...

An der Südspitze des Insel Zudar wird eine junge Frau ermordet aufgefunden. Romy Beccare geht dieser Fall besonders nahe. Die junge Frau ist erst achtundzwanzig Jahr alt und Mutter von zwei kleinen Kindern. Die Spurenlage am Tatort ist schwierig, doch einer gerät sofort in Verdacht: der Ehemann, der als aufbrausend gilt. Dann aber findet Romy heraus, dass dieser Fall viel größer ist. Vier Freunde der Toten sind in den letzten Jahren auf ungeklärte Weise ums Leben gekommen.

Leuchtturmmord war mein erstes Buch von Katharina Peters, deshalb hatte ich wohl anfangs leichte Schwierigkeiten mich mit der Unmenge an Charakteren vertraut zu machen. Auch, dass manche Namen ähnlich klingen, trugen zu diesem Effekt bei. Erst ab dem zweiten Drittel war ich dann richtig in der Geschichte drin. Es hätte wohl Sinn gemacht, erst die Vorgängerromane zu lesen. Die verschiedenen Stränge sind geschickt ineinander verwoben, bauen Spannung auf und verwirren den Leser zuerst, die Auflösung der Morde war dann aber schlüssig und realistisch und am Ende blieben bei mir keine Fragen mehr offen. Die Protagonisten sind sehr gut charakterisiert, man erfährt viel über ihr Privatleben. Das gefällt mir immer bei einem Krimi, denn es macht die Personen menschlicher und in diesem Fall auch sympathisch. Man hat auch einen guten Einblick in die umfangreiche und akribische Arbeit der Polizei. Der Schreibstil ist sehr gut und flüssig zu lesen und auch das Cover passt perfekt. Denn auch die Insel selbst kommt nicht zu kurz und das fand ich als Ostseeliebhaberin besonders gut. Für mich war der Krimi, nach der anfänglichen Problematik mit den Namen, ein solides, kurzweiliges Lesevergnügen, das ich gerne weiterempfehle. Vor allem an Liebhaber der Insel Rügen.

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