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Veröffentlicht am 14.03.2023

Die glücklichen Geheimnisse des Arno Geiger

Das glückliche Geheimnis
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Cover:
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Das Titelbild mit den roten und gelben Farben wirkte auf mich anfangs sehr altmodisch und wenig anziehend. Wenn man es auf den Titel überträgt, dann passt es aber in gewissem Sinne. Es ...

Cover:
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Das Titelbild mit den roten und gelben Farben wirkte auf mich anfangs sehr altmodisch und wenig anziehend. Wenn man es auf den Titel überträgt, dann passt es aber in gewissem Sinne. Es regt auf jeden Fall zum Nachdenken an.

Inhalt:
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Der Autor war Mitte zwanzig, als er mit seinem Geheimnis begann: Er fuhr regelmäßig morgens durch Wien und durchstöberte Altpapiertonnen. Das, was er fand, half ihm, einen andern Blick auf die Gesellschaft und das Menschsein zu werfen und dabei der Mensch und letztlich der Schriftsteller zu werden, der er heute ist.

Mein Eindruck:
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"Meine künstlerische Entwicklung wurde nicht nur von Weltliteratur vorangetrieben, sondern ganz wesentlich auch von Abfall, von Hingeschmiertem und Verworfenem. Es wäre ein Fehler, das eine gegen das andere auszuspielen, denn das eine ersetzt nicht das andere. Wichtig sind die vielen Wechselwirkungen zwischen Alltagsschreiben und Literatur. Festzuhalten ist aber auch: Ich habe ein besonderes Faible für das spontan Hingeschmierte, wohingegen das Konstruierte, das zu lange Überlegte mir oft unzureichend vorkommt." (S. 131f)

Ich kannte den Autor nur dem Namen nach, aber die Beschreibung machte mich neugierig. Sein Geheimnis ist bereits nach den ersten Zeilen keins mehr, aber das ist auch nicht das Wesentliche des Buches. Wesentlich ist die Entwicklung des Autors, die er aufgrund seiner Funde durchlaufen hat und die er offenherzig und durch philosophische Anmerkungen angereichert dem Leser beschreibt. Er ist dabei sehr ehrlich zu sich selbst, beschreibt dabei sowohl die schlechten als auch seine guten Phasen.

„Wegwerfen ist eine Kulturtechnik, die zum Führen eines Lebens dazugehört wie die Fähigkeit zu Ja und Nein. Es schafft Platz für Veränderung, für Verbesserung oder für nichts. Das Nichts ist erstrebenswerter als Berge von unnützem Kram. [...] Wenn ich mehr mit der Organisation als mit dem Gebrauch meines Besitzes zu tun habe, geht ein Zugewinn an Besitz mit einem Verlust an Lebensqualität einher. Ein bis zum Platzen angefülltes Leben kann niemals ein erfülltes Leben sein.“ (S. 143)

Er lässt den Leser teilhaben an seinen Funden, seinen literarischen Erfolgen und Misserfolgen, aber auch an seinen Beziehungsgeschichten eingeschlossen der Partnerschaft mit seiner jetzigen Frau (im Buch "K." genannt), die sein zweites glückliches Geheimnis darstellt.
Da ich selber im Sperrmüll oder im Altpapier schon einige glückliche Funde gemacht habe, konnte ich die Empfindungen des Autors gut nachvollziehen. Bei dem Thema Beziehung gelang mir dies nicht so ganz, aber letztendlich fand ich seine Gedanken hierzu inspirierend. Das gilt auch für das Thema Älterwerden und Demenz. Aufgrund der Krankheiten seiner Eltern und der seiner Partnerin nimmt dieses Thema ebenfalls Raum ein und der Umgang des Autors mit der Situation hat mich sehr beeindruckt.

Ich habe dieses Buch sehr genossen, schon aufgrund seines Schreibstils und mir unzählige Stellen herausgeschrieben, weil Herr Geiger es schafft, die Sachen treffend in Bildern zu beschreiben und damit auf den Punkt zu bringen.

Fazit:
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Über das Leben, Schriftstellerei und wie aus Verlusten/ Weggeworfenem Neues entstehen kann - ehrlich, philosophisch, regt zum Nachdenken an

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2023

Skandinavische Weihnachten zum Wohlfühlen

Julehygge
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Gestaltung:
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Das Cover mit den warmen, weihnachtlichen Farben ist mir sofort ins Auge gestochen. Es sieht sehr einladend aus. Dieses wohlige Gefühl setzt sich im Inneren des Buches fort: ...

Gestaltung:
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Das Cover mit den warmen, weihnachtlichen Farben ist mir sofort ins Auge gestochen. Es sieht sehr einladend aus. Dieses wohlige Gefühl setzt sich im Inneren des Buches fort: Die Schrift ist größtenteils in warmen Farbtönen gehalten und sowohl Rezepte als auch Deko-Tipps werden durch wunderschöne Fotos veranschaulicht. Schon beim Durchblättern kommt hyggelige Stimmung auf!

Inhalt:
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Aus Dänemark und Norwegen stammt der Begriff "Hygge". Er steht für das gemütliche Beisammensein im Kreis von Familie und Freunden steht. In der Weihnachtszeit wird es sogar noch etwas heimeliger und diese Zeit bekommt einen eigenen Namen: Julehygge. Er beschreibt ein Gefühl der Ruhe und der Gemütlichkeit, die Geselligkeit mit lieben Menschen und die aktive Vorbereitung der eigenen Umgebung auf diesen entspannten Zustand. Zur entsprechenden Einstimmung dient dieses Buch mithilfe von Rezepten, Geschichten, Deko-Tipps uvm.


Mein Eindruck:
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Die Gestaltung und vor allem die Vielfalt dieses Buches machen für mich den Reiz aus. Man trifft hier auf typisch skandinavische Rezepte, von denen ich ein paar wenige kannte, es aber auch viele neue gab, die größtenteils einfach, aber raffiniert in der Zubereitung sind. Es ist hier wirklich an alles gedacht: sowohl Basteltipps, Deko-Tipps, Ideen zum Innehalten, Geschichten und Märchen zum Vorlesen, Ideen zum gemütlichen Beisammensein und und und. Die Anregungen sind leicht umzusetzen, auch mit Kindern und schon beim Lesen bekommt man ein wohliges Gefühl. Ein wirklich tolles Buch für die Weihnachtszeit bzw. Winterzeit!

Fazit:
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Tolle und einfach umzusetzende Ideen für Essen, Trinken, Basteln und gemütlichem Beisammensein für ein echtes Hygge-Gefühl im Winter

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.03.2023

Luzies erstes Märchenabenteuer

Luzies Märchen
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Gestaltung:
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Das Titelbild ist zauberhaft in leuchtenden Farben des Orients gehalten und die Kinder mit der Katze auf dem fliegenden Teppich machen neugierig und Lust auf Abenteuer. Im ...

Gestaltung:
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Das Titelbild ist zauberhaft in leuchtenden Farben des Orients gehalten und die Kinder mit der Katze auf dem fliegenden Teppich machen neugierig und Lust auf Abenteuer. Im Innenteil sind pro Kapitel 1-2 wunderschöne und detaillierte Grafiken in Schwarz-Weiß enthalten, die die Geschichte toll veranschaulichen. Als Hardcover ist das Buch sehr wertig verarbeitet und liegt durch sein kompaktes Format gut in der Hand.

Inhalt:
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Luzie möchte für einen Schreibwettbewerb ein Märchen schreiben, am liebsten eins, dass im Orient spielt. Ihre beste Freundin Frieda möchte hierzu die Illustrationen beisteuern. Auf der Suche nach dem geeigneten Schreibheft landet sie in "Jasminas Laden", das die Mutter von ihrem Mitschüler Amir und dessen Bruder Elias betreibt. Hier findet sie nicht nur eine passende Kladde, sondern Frieda entdeckt einen wunderschönen Skarabäus an einer Kette. Und auf einmal erhebt sich der Teppich unter den vieren und nimmt sie samt Katze Samira mit in den Orient der Vergangenheit und in ein aufregendes Märchenabenteuer.

Mein Eindruck:
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Uns gefiel der Schreibstil sehr gut. Das Buch ist für Kinder ab 8 Jahren empfohlen. Die Sätze sind recht kurz und auch die Kapitel mit sprechenden Überschriften eignen sich von der Länge her sehr gut schon zum selber lesen für diese Altersklasse. Die Autorin hat viele fantasievolle und humorvolle Einfälle, angefangen von den sprechenden Tieren über grummelige Wassergeister, Trolle mit Sprachfehlern, ein Dschinn in der Ausbildung, Worte und Bilder, die real werden und viel mehr. Veranschaulicht wird dies alles durch die bereits erwähnten schönen schwarz-weißen Illustrationen.
Neben dem Humor werden aber auch die Themen
Wasserknappheit und Versöhnung angesprochen. Auch wenn diese auf märchenhafte Weise gelöst werden, regten sie bei uns doch einige Diskussionen an. Ich finde es gut, wenn ernste Themen in Märchen verpackt werden und so zum Nachdenken anregen, ohne den erhobenen Zeigefinger zu spüren.
Das Einzige, was wir leider zu bemängeln haben, sind eine gute Handvoll Rechtschreib- und Grammatikfehler, die für ein Kinderbuch nicht hätten sein müssen, die aber hoffentlich in der nächsten Ausgabe behoben sind. Insgesamt haben wir dieses besondere Märchenabenteuer sehr genossen. Es war auch einiges zwischen den Zeilen verborgen, was wir beim ersten Lesen erst gar nicht so wahrgenommen haben, uns im Nachgang aber noch beschäftigt hat. Wir freuen uns auf weitere Abenteuer mit Luzie und ihren Freunden!

Fazit:
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Märchenhaftes Abenteuer im Orient mit Humor und Spannung, das zum Nachdenken anregt

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 06.03.2023

Die Umkehr des Zauberers und die Rettung Lichterlands

Lichterland 2. Die Reise durch die magischen Berge
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Gestaltung:
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Die Schriftart ist die gleiche wie Band 1 und passt damit hervorragend zur Reihe. Das ganze Buch ist ein hochwertig verarbeitetes Hardcover, das durchgängig liebevoll und ...

Gestaltung:
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Die Schriftart ist die gleiche wie Band 1 und passt damit hervorragend zur Reihe. Das ganze Buch ist ein hochwertig verarbeitetes Hardcover, das durchgängig liebevoll und vor allem farbig illustriert ist. Einfach wunderschön!

Inhalt:
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Das Lichterland ist ein magischer Ort mit einem Zauberer und zauberhaften Wesen wie Kerzenkobolde, Wutschimos, Ermurpel und viele mehr. Diese leben größtenteils friedlich mit den Menschen in diesem Land. Nachdem das Stadtmädchen Karla und der jüngste Prinz des Königshauses namens Frederik im ersten Band das Lichterland mit dem Fund des magischen Amuletts wieder zum Leuchten bringen konnten, müssen sie diesmal ein neues Abenteuer bestehen, um Lichterland vor einer Katastrophe zu bewahren. Der Zauberer Poklorius, der dem Land allerlei Gutes beschert hatte, ist bei einem Ausflug in die Zackenberge in eine Schüttelhöhle geraten und seitdem böse. Das bewirkt, dass auch seine magischen Geschenke an die Dörfer und Städte Lichterlands unheilvolles bewirken.
Während Frederiks Eltern und Brüder sich aufmachen, die anderen Zauberer um Hilfe zu bitten, wagen Karla und Frederik alleine die Reise in die Zackenberge, um den Schüttelzauber wieder rückgängig zu machen und bekommen dabei unerwartete Hilfe.

Mein Eindruck:
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Meine Tochter (9 Jahre) und ich haben vor einiger Zeit Band 1 verschlungen und immer wieder gelesen, in der Hoffnung, dass es endlich eine Fortsetzung gibt und hier ist sie endlich! Auch wenn dies Band 2 ist, lässt er sich problemlos ohne Vorkenntnisse lesen, denn die wesentlichen Dinge werden erklärt und dank einer Karte zu Beginn und am Ende des Buches findet man sich schnell zurecht und kann die Reise der Kinder gut mitverfolgen.
Für die Kenner des ersten Abenteuers gibt es natürlich ein freudiges Wiedersehen mit den Leuchtschnecken, den Kerzenkobolden, dem Wutschimo, der Nachtelfe Lumi und ihrem Mondsegler Silberblitz im Glimmerwald sowie weiteren Charakteren. Aber auch neue Wesen lernt man kennen wie die Schlubbernicks oder die Zackenberggeister. Auch gefiel uns, dass Frederiks Brüder diesmal mehr einbezogen werden und sich auch die familiäre Situation am Hofe weiterentwickelt. Durch die Reise der Kinder lernten wir weitere Teile von Lichterland kennen.
Die Autorin hat wieder eine tolle, fantasievolle und spannende Geschichte mit viel Humor geschrieben. Es geht vor allem um die Themen Freundschaft, Zusammenhalt und Toleranz, aber auch darum, dass man immer den Mut haben sollte, Neues zu wagen. Und manchmal schwingt auch noch ein Hauch von Philosophie mit, der zum Nachdenken anregt.
Wir hoffen, dass Band 3 nicht mehr so lange auf sich warten lässt!

Fazit:
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Wieder ein spannendes, fantasievolles und wunderschön illustriertes Abenteuer im Lichterland, bei dem es um Freundschaft und Magie geht

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Teklas Geheimnis

Als Großmutter im Regen tanzte
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Inhalt:
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Als Juni vor ihrem gewalttätigen Ehemann flieht und auch noch entdeckt, dass sie schwanger von ihm ist, flüchtet sie sich in das leer stehende Haus ihrer Großmutter Tekla auf eine ...

Inhalt:
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Als Juni vor ihrem gewalttätigen Ehemann flieht und auch noch entdeckt, dass sie schwanger von ihm ist, flüchtet sie sich in das leer stehende Haus ihrer Großmutter Tekla auf eine kleine norwegische Insel. Als sie dort in alten Fotos stöbert, stößt sie auf eine Aufnahme, die ihre Großmutter glücklich an der Seite eines deutschen Soldaten sieht. Doch wer ist der Soldat? Junis Großvater ist es nicht und warum hatten Junis Mutter Lilla und Tekla so ein schwieriges Verhältnis zueinander? Gemeinsam mit Georg aus dem Nachbarhaus begibt sie sich auf Spurensuche und landet schließlich im deutschen Demmin.


Mein Eindruck:
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"Der Regen ist der Applaus des Lebens, hatte meine Großmutter immer gesagt.
[...]
Ich habe meine Großmutter nie so leichtfüßig erlebt wie an jenen Abenden, wenn sie durch den Garten tanzte. Ich schloss die Augen und nahm ihren Geruch wahr. Ihren Geruch, wenn sie glücklich war. An anderen Tagen roch sie anders. »Warum tanzt Großmutter im Regen?«, habe ich Großvater einmal gefragt, ich mag damals vielleicht acht oder neun Jahre alt gewesen sein.
»Weil sie das froh und glücklich macht«, sagte er."

Bisher hatte ich schon einiges über die Zeit des zweiten Weltkrieges in Form von Sachbüchern und Romanen gelesen. Die Massenselbstmorde von Demmin und das Schicksal norwegischer Frauen, die mit deutschen Soldaten liiert waren, war mir jedoch neu. Und so bin ich begierig in die Geschichte eingetaucht.
Die Handlung hat mich sofort gefesselt. Dadurch, dass sie auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen spielt und mal ein Stück aus dem Leben der jungen Tekla, mal aus der Gegenwartsperspektive Junis erzählt wird, entsteht ein permanenter Sog. Die Ausschnitte fügen sich nach und nach wie Puzzleteile zu einer unglaublichen Geschichte zusammen.
Man erfährt sehr viel über das Verhältnis der Norweger und der Deutschen zu Kriegszeiten und wie schwer es insbesondere die norwegischen Frauen hatten, die ihren Geliebten nach Deutschland gefolgt sind (sog. "Deutschmädchen"). Man durchlebt aber auch das Elend der Deutschen zu Kriegsende, als Deutschland in Trümmern liegt und alle Angst vor der Rache der Besatzer haben, insbesondere vor den Russen. Aber auch Junis Geschichte, bei der u. a. häusliche Gewalt thematisiert wird, hat mich sehr berührt. Man spürt, wie sie mit jedem Schritt, den sie ihren Familiengeheimnissen auf die Spur kommt, zu sich selbst findet.
Am Ende rundet das Dankeswort der Autorin mit Erläuterungen zu den Hintergründen des Romans das Ganze ab.

Fazit:
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Fesselnd geschriebene und berührende Familiengeschichte um das Thema "Deutschmädchen" und den Massensuizid in Demmin

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