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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2019

Spannende Kirchengeschichte mit leider flachen Charakteren

Der Buchliebhaber
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Der Titel und das Cover dieses Buches können den interessierten Käufer leider sehr leicht in die Irre führen. Denn wenn man erwartet, hier eine süße Liebesgeschichte vor dem Hintergrund einer Suche nach ...

Der Titel und das Cover dieses Buches können den interessierten Käufer leider sehr leicht in die Irre führen. Denn wenn man erwartet, hier eine süße Liebesgeschichte vor dem Hintergrund einer Suche nach alten Dokumenten zu bekommen, wird vermutlich recht schnell enttäuscht. Natürlich gibt es die Romanze, und natürlich lesen wir von spannenden Ermittlungen - doch es ist viel mehr als bloß die Geschichte zweier Menschen, die in der Suche nach verschütteten Geheimnissen vereint sind.

Der englische Originaltitel verrät auch noch etwas, was der Klappentext uns vorenthält: The Lost Book of the Grail Or, A Visitor's Guide to Barchester Cathedral (Das verschwundene Buch des Grals oder Ein Besucherführer für die Barchester-Kathedrale). Denn wie ich zu meinem großen Vergnügen festgestellt habe, ist die Hauptperson, Arthus Prescott, vor allem auf der Suche nach dem Heiligen Gral, welchen er in seiner Heimatgemeinde Barchester vermutet. Gleichzeitig hat er den Auftrag, einen Kirchenführer über die Geschichte der Kathedrale zu schreiben. Diese ist mit der Geschichte der Eiligen Ewolda verbunden, über die jedoch praktisch nichts bekannt ist. Erst, als die Amerikanerin Bethaney Dawis auftaucht und ihn darauf aufmerksam macht, dass ein mittelalterliches Manuskript in der Bibliothek fehlt, findet er eine neue Spur und gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach jenem Manuskript, von dem sie sich erhoffen, dass es die Lebensgeschichte von Ewolda enthält.



Eher flache Charaktere

Im Hintergrund des Romans spielen weitere Figuren eine Rolle, wie Arthurs Freunde Oscar und David, oder die Dekanin der Kathedrale, Gwyneth. Eine wirkliche Charakterisierung erhalten sie jedoch nicht, sondern funktionieren eher als Plot-Instrument, um die Geschichte an den richtigen Stellen vorwärts zu bringen. Vor allem aber sind sie es, die von Anfang an Arthur damit aufziehen, dass er wohl etwas mehr für die Amerikanerin empfindet, welche er nach außen hin aufgrund ihres Digitalisierungsvorhabens verabscheut. Bevor sie die beiden je zusammen gesehen haben, sind alle seine Bekannten bereits überzeugt, dass er in sie verliebt ist. Das ist der eine große Punkt in diesem Roman, der mich gestört hat: Die Liebesgeschichte wirkt von außen aufgezwungen und entwickelt sich wenig natürlich zwischen Arthur und Bethany. Obwohl wir immer wieder mitbekommen, wie fasziniert Arthur von Bethany ist, fehlen doch jegliche Hinweise darauf, was sie an ihm finden könnte. Zusätzlich steuert dieser Subplot nichts zum eigentlichen Thema bei und wirkt damit noch merkwürdiger.

Das Nachfühlen der Emotionen wird auch dadurch erschwert, dass die Geschichte einerseits über weite Strecken ausschließlich aus Dialogen besteht, ohne dass es Einschübe über Gefühle, Gedanken, Mimik oder Gestik der sprechenden Charaktere gibt. Als Leser muss man all das aus dem gesprochenen Wort ablesen - doch was gesagt wird, erscheint oft eher wie ein wissenschaftlicher Aufsatz, frei von jeglichen Emotionen. Wenn Charaktere gerade nicht sprechen, bekommen wir entweder ausführlich Arthurs Gedanken präsentiert, oder beschreibende Ausführungen über vergangene Geschehnisse. Auch hier werden Charaktere nicht komplexer gestaltet und treten hinter der Information, die vermittelt werden soll, zurück. Somit bleiben alle Figuren bis auf Arthur, dessen Gedanken wir lesen, eher flach.

Arthur ist ein spannender Charakter, der gefangen ist in seinem Elfenbeinturm der Wissenschaft. Seine Liebe zu gebundenen Büchern und die Angst, dass Digitalisierung den Untergang der kulturellen Errungenschaften der Vergangenheit bedeuten wird, macht ihn streckenweise arrogant und schwer erträglich, doch man kann ihm leicht verzeihen, gerade wenn man seine Liebe teilt. Im Verlauf des Buches lernt er die Vorzüge von Internet und digitalen Medien zu schätzen und wächst an daran.



Eine spannende Suche nach verschollenen Schätzen

Doch in diesem Roman geht es nicht um die Figuren. Es geht um Kirchengeschichte und eine Schnitzeljagd auf der Suche nach einem verschwundenen Manuskript, das vielleicht auch den Schlüssel zum Heiligen Gral enthalten könnte. Jedes Kapitel wird eingeleitet mit einer Szene, die viele Jahrhunderte früher stattgefunden hat: Von Generation zu Generation wird das Geheimnis der Ewolda und ihrem Schatz von einem Hüter zum nächsten weitergegeben und wir als Leser sind Zeuge davon. Wir wissen damit etwas mehr als die Suchenden, doch bis zum Schluss bleiben wir über wesentliche Punkte im Dunkeln.

Hier liegt auch die große Stärke des Romans: Eine erfundene Geschichte über eine nichtexistente Heilige wird so spannend und informativ aufbereitet, dass man das Gefühl bekommt, dies hätte sich in der realen Welt zutragen können. Sorgfältig werden echte Geschehnisse wie die Verfolgung aufgrund von Glauben und Religion unter Cromwell verstrickt mit der ausgedachten Geschichte über die Hüter von Ewoldas Schatz. Oft liest sich dies eher wie ein wissenschaftlicher Aufsatz, der mit den Stilmitteln eines Romans geschrieben wurde, doch mich persönlich hat das nie gestört. Ich fand es mehr als spannend und authentisch dargestellt. Auf 500 Seiten wurde ich mitgenommen und konnte eintauchen in die Welt von Religion und Kirchengeschichte.



Fazit

Der Roman "Der Buchliebhaber" von Charlie Lovett verbindet eine oberflächliche Liebesgeschichte mit einer gut recherchierten Suche nach verschollenen kirchengeschichtlichen Manuskripten. Gut recherchiert, spannend erzählt und zu einem konsequenten Ende geführt, verfolgen wir eine Schnitzeljagd erwachsener Personen, die an den Heiligen Gral glauben, aber bis zum Schluss nicht wissen, welcher unglaublichen Entdeckung sie wirklich auf der Spur sind. Die Charaktere dieser Geschichte sind nebensächlich und so bleiben sie leider sehr flach. Wer sich für die Sage um König Artus, den Heiligen Gral und Religionsgeschichte in England interessiert, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Die Liebesgeschichte hingegen bleibt stets im Hintergrund.

Veröffentlicht am 17.05.2019

Leider weder heiß noch mitreißend

Lotus House - Lustvolles Erwachen (Die Lotus House-Serie 1)
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Das Cover hat mich sofort angesprochen und der Klappentext klang zunächst nach einer nicht unbedingt originellen, aber süßen Liebesgeschichte mit einer guten Portion Erotik. Leider hat der Inhalt dieses ...

Das Cover hat mich sofort angesprochen und der Klappentext klang zunächst nach einer nicht unbedingt originellen, aber süßen Liebesgeschichte mit einer guten Portion Erotik. Leider hat der Inhalt dieses Versprechen aber nicht eingelöst.


Die Geschichte ist abwechselnd aus der Sicht von Trent, dem Star-Baseballspieler, und Genevieve, der Yoga-Lehrerin geschrieben. Jedes Kapitel beginnt mit einer Yoga-Position, was gut gemacht und originell ist. Gerade am Anfang bekommen wir auch generell viel Einblick in die Yoga-Welt. Positionen und Bewegungen werden beschrieben, man fühlt sich wirklich anwesend im Lotus House. Das ist gut gemacht,

Leider, leider jedoch ist die Perspektive von Trent so abschreckend, dass das Lesen zur Qual wurde. Seine Gedanken lesen sich wie die eines pubertierenden Teenagers, der an nichts anderes als Sex denken kann, und der darüber hinaus Frauen ausschließlich nach dem Äußeren beurteilt und wie scharf er sie findet. Während das generell gut zu dem klassischen Badboy-Player passen mag, bekommen wir praktisch von der ersten Sekunde an auch jene Gedanken, die sagen, dass Genevieve nicht wie die anderen Frauen ist - ebenfalls ein Klischee, das aber, wenn gut umgesetzt, nicht schlimm sein muss. Was genau Trent jedoch so anders an ihr findet, erfahren wir jedoch nie, da wir lediglich seine Gedanken über ihr Äußeres bekommen.

Ich lese Erotik-Romane wirklich gerne. Für mich ist es völlig in Ordnung, wenn zwei Charaktere Sex miteinander haben, weil sie sich gegenseitig gutaussehend finden. Aber für Knistern in der Luft muss da einfach mehr kommen.

Darüber hinaus sind die Sexszenen hier im Stile "Ikea-Erotik" geschrieben: Sehr viel Mühe wird darauf verwendet, die verschiedenen Positionen clever zu erläutern, dass völlig verloren geht, was die beiden dabei eigentlich fühlen oder denken. Geschriebener Sex lebt davon, dass man mitfühlen kann. Es braucht keine blumigen Umschreibungen, aber schlichte vulgäre Beschreibung von Sex-Positionen reduziert Sex auf eine mechanische Ebene, die eben nicht erotisch ist.

Für mich hat diese Geschichte leider sowohl auf der Ebene der Erotik als auch der Charaktere versagt. Genevieves Welt und Gedanken sind durchaus interessant, aus der Familienproblematik hätte man viel herausholen können. Leider wird das jedoch durch einen mangelhaften männlichen Charakter und sehr schlecht geschriebenen Sexszenen zunichte gemacht.

Schade. Ich hatte gehofft, hier eine neue Reihe für mich entdeckt zu haben. Doch nach Band 1 ist auch direkt wieder Schluss für mich.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Epische, tragische, leidenschaftliche Geschichte über Katharina die Große

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Martina Sahler weiß, wovon sie schreibt. In jeder Zeile ihrer gewaltigen Geschichte um Katharina die Große spürt man ihre Liebe für Russland und ihre Leidenschaft für die Geschichte. Obwohl hier viele ...

Martina Sahler weiß, wovon sie schreibt. In jeder Zeile ihrer gewaltigen Geschichte um Katharina die Große spürt man ihre Liebe für Russland und ihre Leidenschaft für die Geschichte. Obwohl hier viele historische Fakten präsentiert werden, liest sich der Roman doch reinste Fiktion: spannend, mitreißend, leidenschaftlich. Mit ihrem unaufgeregten Schreibstil gelingt es der Autorin, das kalte Russland in prächtigen Farben erleuchten zu lassen.



So viele eigensinnige Charaktere

Was ich der Autorin besonders hoch anrechne, ist ihr Umgang mit ihren Charakteren. Egal, ob sie diese selbst erdacht hat oder es sich um historische Persönlichkeiten handelt, sie vertraut dem Leser und verschwendet keine Zeit darauf, sie genau vorzustellen. Stattdessen werden wir direkt in die Gedanken, in die Handlung geworfen. Wir bekommen einen Namen und dann sehen wir der Person bereits zu, wie sie lebensverändernde Dinge entscheidet und über andere Personen urteilt.

Dabei bekommt jede Figur ihre eigene Färbung. Katharina denkt stets mit Liebe an ihr Volk, doch nie kommt sie auf die Idee, ihre eigenen Pläne und Handlungen in Frage zu stellen. Aus ihren Gedanken erfahren wir, dass sie nicht nur vorgibt, gütig und weise zu sein, sondern sich tatsächlich dafür hält. Auf der anderen Seite haben wir Stephan, den titelgebenden Philosophen, der anfangs schüchtern und steif wirkt, aber im Laufe der Geschichte zu immer mehr Selbstbewusstsein findet. An seiner Seite die schöne, künstlerisch begabte Johanna. Wie so oft in russischen Romanen zu lesen, greift sie zu oft zum Wein. Doch sie kann das ablegen, findet Kraft, baut sich ihr eigenes Leben auf als Deutsche in Russland. Aus ihren Augen erscheint Stephan ganz anders, als er sich selbst empfindet. Weder besser, noch schlechter, sondern einfach anders.

Auch die vielen anderen Charaktere wie Sofia, die Ziehtochter der Zarin, oder Boris, der junge Schreiberling, ebenso wie echte historische Figuren wie Diderot und Potemkin finden hier ihre eigene Sprache. Manchmal bekommen wir nur ein Kapitel über eine Randfigur, doch stets ist der Einblick so gelungen, dass man sich augenblicklich mit diesen Figuren zu Hause fühlt.



Viele Plot-Fäden ergeben ein berauschendes Muster

Je mehr Figuren eingeführt werden, umso komplizierter erscheint streckenweise das, was geschieht. Doch nie verliert Sahler den Leser, denn obwohl die Leben der Figuren sehr unterschiedlich sind und manche sich kaum begegnen, so gibt es doch einen roten Faden, der sich durch alles zieht: der Kampf um die Deutungshoheit der russischen Entwicklung. Katharina die Große auf der einen Seite, fast alle anderen Figuren auf der anderen Seite, so wird über weite Strecken ein verdeckter Kampf geführt, der schließlich an die Oberfläche dringt.

Und hier wandelt sich die Geschichte. Wie die Ruhe vor dem Sturm entwickelt sich alles langsam, Figuren entfernen sich voneinander, andere kommen sich näher, doch niemand wagt es, die Grenze zu überschreiten. Dann, plötzlich, gewinnt die revolutionäre Bewegung an Kraft, und mit ihr wird das Beziehungsgeflecht der Figuren gesprengt und neu geordnet. In einem fulminanten Abschluss der epischen Geschichte finden manche ihr Glück, manche ihren Untergang und alle eine große Veränderung.



Fazit

Der historische Roman "Die Zarin und der Philosoph" von Martina Sahler verfolgt das Leben verschiedener Persönlichkeiten im Umkreis der Zarin Katharina. Vor der Kulisse von St. Petersburg erschafft die Autorin große Liebesgeschichten und den philosophischen Kampf um die Modernisierung Russlands. Über allem schwebt stets der Vorbote einer großen Tragödie, und doch ist jeder Charakter getrieben von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Mal historisch akkurat, mal wundervoll erdacht nimmt uns Sahler mit auf eine Reise durch ein fremdes Land und verzaubert uns mit ihren authentischen Charakteren. Von der ersten bis zur letzten Seite war ich gefesselt und konnte keine Schwachstelle entdecken.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Gefühlvoll und mit angenehm wenig Drama

Dirty Thoughts. Jenna & Cal
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Im ersten Band stehen der jüngere Bruder Brent sowie die zuvor noch nicht aufgetretene Ivy im Mittelpunkt. Sie ist die Schwester von Alex, die wir später in Teil 2 kennenlernen werden. Sowohl Alex als ...

Im ersten Band stehen der jüngere Bruder Brent sowie die zuvor noch nicht aufgetretene Ivy im Mittelpunkt. Sie ist die Schwester von Alex, die wir später in Teil 2 kennenlernen werden. Sowohl Alex als auch Ivy haben schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht, so dass sich die Schwestern geschworen haben, die Finger von allen Männern zu lassen.

Brent macht da jedoch einen Strich durch die Rechnung. Schon im ersten Teil lernen wir ihn als den Scherzkeks der Familie kennen und das setzt sich hier auch fort. Doch darunter schlummert ein Mann, der sich danach sehnt, dass ihn jemand ernst nimmt. Ich gebe zu, ich habe eine Schwäche für solche Charaktere. In fast allen Büchern sind sie zu finden, die Männer, die nicht so emotional und nicht so intelligent wirken wie der Rest, die immer nur als Clown dienen und coole Sprüche bringen, um eine Situation aufzulockern. Fast immer brodelt es bei ihnen unter der Oberfläche und wenn man genau hinschaut, sieht man sensible Menschen, die sich wünschen, jemand gäbe ihnen die Chance, sie selbst zu sein.

Ivy sträubt sich zunächst gegen die Avancen, die Brent ihr macht, doch wenn schon ihre kleine Tochter Violett ihm verfällt, kann auch Ivy nicht lange standhalten. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist noch erotischer als die zwischen Jenna und Cal, denn Brent macht dem Titel des Buches alle Ehre: Wir bekommen eine Menge Dirty Talk - im ganz positiven Sinne. Mir gefällt auch, dass sich die Romanze konstanter entwickelt, es ist deutlich weniger Drama, aber nicht weniger Gefühl im Spiel. Natürlich haben wir auch hier kurz vor Schluss eine aufregende Wendung, die das Glück aller Beteiligten aufs Spiel setzt, doch für einen großen Teil verfolgen wir einfach nur die Selbstfindung zweier Menschen, die lernen, sich zu akzeptieren. Das ist sexy, authentisch und wundervoll geschrieben.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Eher ein Krimi als Horror

Die Heimsuchung von Grayson Manor
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Der Klappentext mit seinem Versprechen, dass wir eine Spuk-Villa vorfinden, hat mich neugierig gemacht.

Die Hauptfigur, Addison Lockhart, ist froh, dass sie nach dem Tod ihrer Mutter eine Möglichkeit ...

Der Klappentext mit seinem Versprechen, dass wir eine Spuk-Villa vorfinden, hat mich neugierig gemacht.

Die Hauptfigur, Addison Lockhart, ist froh, dass sie nach dem Tod ihrer Mutter eine Möglichkeit hat, der vertrauten Umgebung, in der sie alles an die Mutter erinnert, zu entkommen. Auch, wenn das neue Anwesen baufällig ist, will sie doch direkt dort wohnen. Mit Hilfe von Luke, einem Architekten, macht sie sich an die Renovierungsarbeiten - und wird beinahe von Anfang an von Geistern und Visionen geplagt. Obwohl sie sich anfangs dagegen wehren will, realisiert sie doch schnell, dass ein dunkles Geheimnis auf dem Haus lastet und beginnt zu ermitteln.

Obwohl die Visionen und Geistererscheinungen durchaus häufiger auftreten im Verlauf dieses Buches, verbringen wir doch einen Großteil der Geschichte mit Ermittlungen und der Befragung von Zeitzeugen, die wissen, was "damals" geschehen ist. Luke steht Addison dabei stets zur Seite, trägt jedoch nicht wirklich selbst etwas bei und erscheint mir entsprechend oftmals als überflüssig. Eine romantische Beziehung zwischen beiden wird von verschiedenen Nebenfiguren gerne angedeutet, tatsächlich entwickelt sich jedoch nicht wirklich etwas. Generell bleibt Luke eine sehr flache Figur und auch Addison bekommt nur minimal mehr Tiefe. Die Geschichte konzentriert sich mehr darauf, uns zu erzählen, was damals geschehen ist, als die Figuren zu entwickeln.

Das ist generell nicht schlimm, gerade weil das Damals das alte Hollywood ist und mich die Zeit fasziniert. Je mehr die Zeitzeugen erzählen, umso mehr kann mich sich die Zeit der glamourösen Parties und Liebschaften vorstellen. Das hat mir sehr gut gefallen. Andererseits ist dies jedoch der Auftakt zu einer Reihe, in deren Mittelpunkt Addison Lockhart stehen soll. Meines Erachtens sollte man sich als Leser eine Figur verbunden fühlen, da andernfalls kein großes Interesse an weiteren Büchern mit diesen besteht.

Das Ende ist, ohne es verraten zu wollen, in meinen Augen recht unspektakulär, passt aber dazu, dass das gesamte Buch sich eher wie ein Kriminalroman und nicht wie ein Horror- oder Mystery-Buch liest. Für mich kam leider zu keinem Zeitpunkt Grusel auf und spannend war es auch nur insofern, als dass ich mich für die Auflösung des Falls interessiert habe. Der Schreibstil selbst konnte mich nicht fesseln.

In diesem Fall kam für mich erschwerend hinzu, dass die Übersetzung nicht vollständig gelungen ist. Andrea Blendl hat mehrere Bücher übersetzt, die ich vom Mantikore-Verlag gelesen habe, und bei einigen war sie erfolgreicher als bei anderen. Hier sind es vor allem die Dialoge, die teils steif klingen, teils nicht viel Sinn ergeben.



Fazit

"Die Heimsuchung von Grayson Manor" von Cheryl Bradshaw ist der erste Band in der Addison-Lockhart-Mystery-Reihe. Es handelt sich dabei um einen Roman aus dem Bereich Horror, allerdings ist die Geschichte selbst nicht gruselig und nur mäßig spannend. Die Figuren bleiben flach und eine echte Identifikation mit ihnen stellte sich bei mir nicht ein. Dafür hatte ich großes Interesse an den Ermittlungen in einem altem Kriminalfall, der im weitesten Sinne das Hollywood der fünfziger Jahre betraf. Als Krimi mit übernatürlichen Elementen funktioniert das Buch durchaus, als Horror-Geschichte leider weniger. Ich fühlte mich beim Lesen, als hätte mir jemand Zucker in meinen Milchkaffee geschüttet - ich war verwirrt.