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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2021

Einst vereint, dann lange getrennt

The other Girl
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Das waren Lois und Carly May, die als Kinder entführt und gerettet wurde. Das furchtbare Ende der Entführung, das für beide abzusehen war, ist nicht eingetroffen. Sie fühlten sich einander auf seltsame ...

Das waren Lois und Carly May, die als Kinder entführt und gerettet wurde. Das furchtbare Ende der Entführung, das für beide abzusehen war, ist nicht eingetroffen. Sie fühlten sich einander auf seltsame Art verbunden, dann aber auch wieder von einander abgegrenzt - auf eine gewisse Art wie Konkurrentinnen. Nach der Entführung nahm das Schicksal bei beiden einen anderen Lauf, die Eltern - von Herkunft und Art her einander völlig fremd - taten ein übriges dazu, dass die beiden sich nie mehr wiedersahen.

Jahre später ist Lois eine erfolgreiche Literaturprofessorin, Carly May Schauspielerin - unter Pseudonym, wie auch Lois unter Pseudonym einen Krimi über die damalige Entführung verfasst hat. Doch bei ihr bleibt der Erfolg aus, sie schlägt sich so durch. Bis sie auf einmal die - fiktive - Kommissarin in Lois' Verfilmung spielen soll. Eine Wiedervereinung der Mädchen, die zu Frauen geworden sind, steht an, doch ist sie überhaupt möglich?

Interessant ist die Darstellung der Entwicklung der beiden Charaktere Lois und Carly May, der Wechsel von stark zu schwach und wieder zurück, das Eindringen unterschiedlicher äußerer Einflüsse auf die beiden. Eine gut geschriebene Darstellung, der gleichwohl etwas Spannung, ja Sinnhaftigkeit führt. Wo soll diese Geschichte enden, die zum Schluss dann doch noch an Fahrt aufnimmt, mich aber unbefriedigt zurück lässt. Ebenso gut hätte ich sie nicht lesen können. Nicht gerade belanglos, aber auch nichts Besonderes. Wobei die Autorin Maggie Mitchell durchaus schreiben kann und dies hoffentlich mit weiteren Werken unter Beweis stellen wird.

Veröffentlicht am 17.09.2021

Eine Ruhrpottpflanze im brandenburgischen Exil

Spreewaldgrab (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 1)
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Das ist Klaudia Wagner, die es nach einer für sie sehr frustrierenden und dramatischen Trennung ins beschauliche Lübbenauer Exil verschlagen hat. Dort, zwischen Kähnen und Spreewaldgurken erkennt sie, ...

Das ist Klaudia Wagner, die es nach einer für sie sehr frustrierenden und dramatischen Trennung ins beschauliche Lübbenauer Exil verschlagen hat. Dort, zwischen Kähnen und Spreewaldgurken erkennt sie, dass es in dieser wunderschönen Landschaft auch den ein oder anderen brutalen Mordfall gibt. Und kaputte Typen, denen sie nach ihrer Flucht aus dem Ruhrgebiet eigentlich entrinnen wollte!

Ein erfolgreicher Unternehmer Ende 50 ist brutal zu Tode gekommen, eine ihm ausgesprochen zugeneigte Dame - viel jünger und nicht seine Ehefrau - ist unauffindbar, seine - beinahe schon abgelegte Gattin ertränkt sich und ihr Leid in Alkohol, der Sohn ist ein merkwürdiger Typ.

Das ist das Szenario, das sich Klaudia Wagner offenbart, die sich zunächst mit ihrem neuen Team, das ihr nur teilweise wohl gesonnen ist, zusammenraufen muss.

Und was sollen die Episoden, die die Gefangenschaft bzw. Isolation einer verzweifelten Frau darstellen?

Ein spannender Krimi in einem stimmungsvollen Setting: das hatte ich mir von diesem Buch versprochen und mich sehr darauf gefreut. Doch ganz wurden meine Erwartungen dann doch nicht erfüllt - zu lange dauerte es aus meiner Sicht, bis die Atmosphäre und die Präsenz des Spreewaldes sich mir präsentierte - der überwiegende Teil des Buches hätte tatsächlich auch an einem anderen beliebigen Ort spielen können. Da habe ich schon andere Krimis - beispielsweise "Dunkle Fluten" von Hendrik Berg gelesen, die das Setting um einiges eindringlicher wiedergaben.

Zudem hielt sich der Eindruck des Gestückelten, unzureichend Zusammengebrachten über das ganze Buch hinweg. Mir hat sich nicht die Sinnhaftigkeit aller Wendungen und Einschübe erschlossen, manch Strang brach abrupt ab oder verlief im Nichts.

Interessante Ansätze sind es, die Autorin Christiane Dieckerhoff hier bearbeitet, doch halten sie leider nicht ganz, was sie versprechen. Na, wer weiß, vielleicht müssen sich Klaudia und ihre Autorin erst noch zusammenraufen und es wird beim nächsten Krimi anders bzw. besser. Ich zumindest werde nicht verzagen ud statt dessen noch einen Anlauf wagen!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Neles zweites Ausflug in den mittleren Westen

Straße nach Nirgendwo (Sheridan-Grant-Serie 2)
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Die beliebte Krimiautorin Nele Neuhaus im zweiten Teil ihres Amerikaausflugs: unter ihrem Mädchennamen Nele Löwenberg hat sie nun nach "Sommer der Wahrheit" einen zweiten Teil mit der jungen Sheridan Grant ...

Die beliebte Krimiautorin Nele Neuhaus im zweiten Teil ihres Amerikaausflugs: unter ihrem Mädchennamen Nele Löwenberg hat sie nun nach "Sommer der Wahrheit" einen zweiten Teil mit der jungen Sheridan Grant veröffentlicht, der seinen Anfang im tiefsten Mittleren Westen, im ländlich-abgeschiedenen Nebraska nimmt und zwar mit einem brutalen Gemetzel, das in der 2. Hälfte der 1990er Jahre auf dem Hof der Grants stattfindet und bei dem 5 Menschen ihr Leben lassen müssen. Für Sheridan ist dies der Beginn einer langen Odyssee - eine Festung der Einsamkeit, um mal mit Jonathan Lethem einen der bekanntesten US-Autoren zu zitieren, die sie mit sich herumträgt.

Im Gegensatz zum ersten Teil geht es hier richtig in die Krimihandlung, also in einen Bereich, in dem die Autorin voll und ganz zu Hause ist. Nur leider stehen trotz spannungsreicher Handlung zwei rührselige Selbstfindungsgeschichten - einmal die von Sheridan und dann noch die von Jordan, einem Polizisten, den sie im Zuge des Dramas, mit dem alles seinen Angang nimmt - im MIttelpunkt und ich muss leider sagen, dass ich beide als sehr kitschig und der eigentlich stringenten Handlung abträglich empfunden habe. Außerdem ist doch einiges extrem weit hergeholt und damit absolut unglaubwürdig. Die Schwarz-Weiß-Malerei der Figuren, die schon im "Sommer der Wahrheit" sehr auffiel, wird hier weiter vertieft.

Daher konnte ich das Buch leider nicht so wie Teil 1 genießen, obwohl Nele Neuhaus sich und ihrem atmosphärischen Schreibstil treu bleibt und Spannungselemente sind in genügender Anzahl vorhanden sind. Diesmal hat mich die Autorin leider ein kleines bisschen enttäuscht.

Veröffentlicht am 17.09.2021

Afrolook statt Tirolerhut

Veilchens Feuer
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Und das auch noch in Blond! Das ist das unschlagbare Erkennungszeichen der Innsbrucker Ermittlerin Valerie Mauser, genannt Veilchen, die nunmehr bereits in ihrem zweiten Fall unterwegs ist. Eine Protagonistin, ...

Und das auch noch in Blond! Das ist das unschlagbare Erkennungszeichen der Innsbrucker Ermittlerin Valerie Mauser, genannt Veilchen, die nunmehr bereits in ihrem zweiten Fall unterwegs ist. Eine Protagonistin, die definitiv im Gedächtnis bleibt - vom Äußeren her sowieso und dann stellt Autor Joe Fischler auch noch ihr Privatleben und ihre jeweilige Befindlichkeit ganz schön in den Vordergrund!

Keine Frage, Veilchen ist ein Typ, der auffällt - sie ist aber auch jemand, der polarisiert. Und immer wieder mal nervt - mich zumindest! Obwohl der Fall wirklich interessant, wenn auch nicht rasend spannend ist. Es geht um den alternden Rockstar Wolf Rock, ein Tiroler Urgestein, der anonym bedroht wird und Personenschutz erhält. Themen wie Shitstorm und Hype um bestimmte Kultfiguren werden dabei durchaus aufgegriffen, aber nicht so ausgeweitet, wie es aus meiner Sicht passend wäre. Und gerade in diesen Zeiten wäre das aus meiner Sicht ausgesprochen sinnvoll, denn die Themen fügen sich wirklich gut in das aktuell bestehende gesellschaftliche Gefüge ein. Schade, dass es hier bei den Ansätzen bleibt, ich wäre gerne viel tiefer eingetaucht!

Zudem ist der Stil überhaupt nicht meins - im Gegenteil, er hat das Buch für mich sehr schwer lesbar gemacht, so dass ich trotz vielschichtiger Hauptfiguren - von denen manche jedoch nicht zur Genüge beleuchtet wurden - immer wieder ins Stocken kam. Den Humor konnte ich auch nicht goutieren. Schade, denn es eigentlich finde ich es toll, eine weibliche Ermittlerin mit Biss als Serienheldin zu haben - mit Veilchen und vor allem mit dem Drumherum wurde ich aber nicht so recht warm. Da Fischlers Veilchen-Reihe aber schon über eine veritable Fangemeinde verfügt, sollten Sie unbedingt selbst testen, ob das Buch bzw. die Reihe Ihr Ding ist. Was mich nicht vom Hocker reißt, das könnte für Sie genau das Richtige sein. Einfach mal probieren!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Emotionale Familiengeschichte auf hohem Niveau?

Und wieder Februar
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Helen ist eine Frau, die in recht jungen Jahren einen riesigen Verlust erlebt hat: als junge Mutter von drei Kindern und - damals noch unwissentlich - schwanger mit dem vierten, steht sie alleine da, nachdem ...

Helen ist eine Frau, die in recht jungen Jahren einen riesigen Verlust erlebt hat: als junge Mutter von drei Kindern und - damals noch unwissentlich - schwanger mit dem vierten, steht sie alleine da, nachdem ihr Mann Cal in den frühen 1980er Jahren auf einer Ölbohrinsel tödlich verunglückt.

Wir lernen Helen als ältere, umsichtige Frau, Mutter von erwachsenen Kindern und Großmutter kennen: ihre traurige Geschichte wird uns in Form von Rückblenden vermittelt. Der Einblick in Helens Lebens, das stark von der Sorge um die nun erwachsenen Kinder geprägt ist, zeigt ein Leben, das von Trauer und Einsamkeit, doch auch von positiven Momenten: enge familiäre Einbindung, Kinder, die sich nach einer schwierigen Jugend berappeln. Und nach fast 30 Jahren findet auch eine neue Liebe Einzug in ihr Leben.

Zudem lernen wir Helens Sohn John und seine Lebenssituation kennen - er wird bald Vater eines von ihm ungewollten Kindes. Gespannt darf der Leser die Reaktion von Mutter Helen und die Bewältigung der Situation im Familienverband verfolgen.

Etwas wortreich und umständlich ist der Erzählstil von Lisa Moore, doch trotzdem einfühlsam und packend. Da sich zwar nicht die gesamte Erzählperspektive, aber doch die Rolle der Figuren und ihre Position innerhalb der Geschichte häufig ändern, wirkt der Roman gelegentlich etwas konfus. Ein Ansatz, der Aufmerksamkeit erregen wird: dieser Familienroman hat mit dem Kitsch einer Rosamunde Pilcher, der teilweisen Oberflächlichkeit einer Anna Gavalda nichts gemein - diese Autorin versteht ihr Handwerk! Auf der anderen Seite hapert es am "gewissen Etwas": aus meiner Sicht fehlt die Kraft und Intensität der großen Meeresromane der letzten Jahren wie "Rubinrotes Herz, eisblaue See" von Morgan Callan Rogers oder auch "Brandungswelle", einem Roman der Französin Claudie Galley.

Fazit: ein netter Familienroman, dem von Zeit zu Zeit ein wenig die Puste ausgeht. Es ist eine emotionale Familiengeschichte mit Höhen und Tiefen, insgesamt jedoch auf eher mittelmäßigem Niveau.