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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.05.2023

Die drei P's

Zwischen Himmel und Erde
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Vereint in einem Roman: nämlich Poesie, Politik und (Frauen)Power, das ich aber fast - wenig schmeichelhaft - durch Phlegma ersetzt hätte. Wäre durchaus eine Option, die sicht aber nicht auf ...

Vereint in einem Roman: nämlich Poesie, Politik und (Frauen)Power, das ich aber fast - wenig schmeichelhaft - durch Phlegma ersetzt hätte. Wäre durchaus eine Option, die sicht aber nicht auf die mutmaßlichen Zielsetzungen der Autorin Yara Rodrigues Fowler, sondern auf meine Empfindungen als Leserin bezieht.

Der Roman ist ganz klar ein London-Roman - diese Stadt, in der sich Melissa und Catarina als Teile einer willkürlich zusammengewürfelten WG kennenlernen, ist eindeutig Dreh-und Angelpunkt aller Handlungen, auch wenn andere Länder, vor allem Brasilien. eine nicht unwichtige Rolle spielen.

Melissa und Catarina haben einerseits vollkommen unterschiedliche Hintergründe, andererseits auch wieder nicht. Jedenfalls finden sie auf eine quasi magnetische Art zueinander, die ich gerne als kraftvoll bezeichnen würde. Passt aber nicht zu diesem Roman, auch wenn die Autorin es sicher so sieht und sich über ein entsprechendes Feedback freuen würde. Aber da ist es dann wieder, dieses Phlegma, das ich, eine gute Generation älter als die beiden Protagonistinnen und mit Bezug zu London, nicht aber zu Brasilien, immer wieder wahrnehme.

Die Autorin versteht es aus meiner Sicht nicht, einen Spannungsbogen zu entwickeln, die Faszination ihrer Leserschaft zu gewinnen. Schade, weil ich durchaus bereit dazu war. Leider beende ich dieses Buch eher enttäuscht mit dem Fazit, dass die Autorin zwar schreiben kann, in diesem Roman ihre Talente aber nicht so zu bündeln vermag, dass etwas Besonderes, Lesenswertes entstehen würde. Auch wenn viele wichtige Themen angesprochen wurden, verloren sie sich wieder irgendwie. Letztendlich war es mir leider zu langweilig.

Veröffentlicht am 16.02.2023

Verlorenes Finnland

Das Mädchen auf der Himmelsbrücke
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Ich bin jemand, dem aufgrund des eigenen familiären Hintergrundes die Ukraine-Problematik sehr nahe geht, seit langem - nicht erst seit einem knappen Jahr - bestimmt sie ein Leben sozusagen mit. Und so ...

Ich bin jemand, dem aufgrund des eigenen familiären Hintergrundes die Ukraine-Problematik sehr nahe geht, seit langem - nicht erst seit einem knappen Jahr - bestimmt sie ein Leben sozusagen mit. Und so war ich gespannt darauf, mir ein Werk der finnischen Autorin Eeva-Liisa Manner zu Gemüte zu führen.

Sie - die bereits seit einigen Jahrzehnten Verstorbene - kam nämlich aus Wyborg, finnisch Viipuri, einer Stadt, die mir sehr am Herzen liegt - ich möchte unbedingt mehr über ihre Vergangenheit erfahren. Ehemals finnisch, wurde sie nämlich im Winterkrieg von der Sowjetunion annektiert und gehört nun zu Russland. Zu gern hätte ich mehr darüber erfahren, doch ist dies eher eine Art etwas lebensnaheres "Alice im Wunderland", in dem die sich unverstanden fühlende kindliche Heldin durch die Stadt lebt und so einiges dabei mitnimmt. Aber nichts von dem, was ich erwartete.

Ich hätte wohl einfach mehr achtgeben müssen auf die Vorinformationen...

Veröffentlicht am 16.01.2023

Witz, komm raus, du bist umzingelt

Shorty
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Wahrscheinlich klinge ich nach einer ollen Spielverderberin, wenn ich behaupte, dass dieser Spaß mißglückt ist, aber das betrifft nur meine ureigene Perspektive. Ich empfand diesen Roman weder ...

Wahrscheinlich klinge ich nach einer ollen Spielverderberin, wenn ich behaupte, dass dieser Spaß mißglückt ist, aber das betrifft nur meine ureigene Perspektive. Ich empfand diesen Roman weder als lustig noch unterhaltsam - im Gegenteil, ich habe mich ziemlich gelangweilt. Shorty ist ein ganz netter Typ, aber weder die Gesellige Runde, die sein soziales Umfeld darstellt (und die im Übrigen eine reine Herrenrunde ist) noch das Paralleluniversum, das seine Dienste benötigt, konnten mich vom Hocker reißen.

Irgendwie komme ich mir vor wie bei "Stromberg" - dabei haben sich außer mir auch alle amüsiert, ich fand es aber unsäglich. Hier genauso: und zwar langweilt es mich nicht nur, sondern ich fühle mich richtiggehend unwohl in dieser sehr männlich dominierten Welt des Shorty. Oder sollte ich sagen: in den Welten?

Wie auch immer, ich konnte diesem Werk so gar nichts abgewinnen und kann es daher auch nicht weiterempfehlen. Nein, ganz und gar nicht!

Veröffentlicht am 17.12.2022

Patchwork - aber nicht als Decke

Alle Jahre wieder
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Sondern als Familie - so leben Vater und Tochter offenbar bereits seit vielen Jahren. David Wagner legt hier Teile seines eignen Lebens offen - oder auch nicht, denn es sind Fragmente von Lebensschnipseln, ...

Sondern als Familie - so leben Vater und Tochter offenbar bereits seit vielen Jahren. David Wagner legt hier Teile seines eignen Lebens offen - oder auch nicht, denn es sind Fragmente von Lebensschnipseln, also so winzige Mosaiksteinchen, die dem Leser hingeworfen werden. Ich muss sagen, ich konnte wenig damit anfangen. Der Autor - oder eine fiktive Version von ihm - scheint seit vielen Jahren in einem bunten Reigen wechselnder Beziehungen zu leben.

Es ist gewiss eine originelle Idee, den Leser an einem lebensnahen Auszug aus dem Familienleben - ob fiktiv oder nicht - teilnehmen zu lassen. Aber eine, die mich so gar nicht befriedigte, jedenfalls nicht in der hier dargebrachten Form. Ich fühlte mich wie zum Zuhören gezwungen, als säße ich bspw. in einem vollgestopften Wartesaal und der Typ neben mir würde über Skype telefonieren - ohne Kopfhörer.

Ja, ich fühlte mich diesem Gespräch ausgesetzt - kein angenehmes Gefühl. Und als ich das Ende erreicht habe, war die Erleichterung groß. Auch wenn es keine lange Lektüre war, ich habe sie leider als recht unangenehm empfunden.

Veröffentlicht am 19.11.2022

Die Autorin erwartet viel zu viel von ihrer Leserschaft!

Svendborg 1937
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Von tochteralice
Vorneweg: ich bin ein Riesenfan anspruchsvoller historischer Romane zur neuesten Geschichte, nämlich der des 20sten Jahrhunderts und verschlinge quasi alles, was mir diesbezüglich in ...

Von tochteralice
Vorneweg: ich bin ein Riesenfan anspruchsvoller historischer Romane zur neuesten Geschichte, nämlich der des 20sten Jahrhunderts und verschlinge quasi alles, was mir diesbezüglich in die Finger kommt.

Hier jedoch war es mir eindeutig des Guten zu viel: in ihrem Porträt des Exils der Familie Dinkelspiel, die es aufgrund ihres jüdischen Hintergrundes aus Stuttgart, Deutschland nach Svedborg, Dänemark verschlagen hat, kommt Tanja Jeschke vom Hölzchen aufs Stöckchen, beschreibt auf relativ geringer Seitenzahl den Hintergrund nahezu aller vorkommenden real existierenden Figuren, von denen einige wie Brecht und sein ihn umgebender Kreis, die in ihrer Nachbarschaft in Svendborg wohnten, durchaus bekannt sind, andere wiederum fast kaum.

Es spricht für die Autorin , dass sie sich zu ihrem Romanthema ein ungeheures Detailwissen angeeignet hat, aber man muss ja nicht alles in den Roman einbauen bzw. sollte ein wenig sortieren. Ich habe mich deutlich übersättigt gefühlt und hätte mich über ein entsprechendes Nachwort plus Glossar wesentlich mehr gefreut. Ich bin mir sicher, dass nicht nur ich, sondern auch viele andere Leser in dem Fall den Einsatz Jeschkes viel stärker zu würdigen gewusst hätten!