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Venatrix

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Hat mich nicht vollends überzeugt

Die Muskatprinzessin
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Dieser historische Roman nimmt uns in das 17. Jahrhundert mit. Es ist die Zeit der holländischen Ostindienfahrer. Eva Ment, die Tochter des Bierbrauers Claes Corneliszoon Ment muss den doppelt so alten ...

Dieser historische Roman nimmt uns in das 17. Jahrhundert mit. Es ist die Zeit der holländischen Ostindienfahrer. Eva Ment, die Tochter des Bierbrauers Claes Corneliszoon Ment muss den doppelt so alten Jan Pieterszoon Coen heiraten, um die Brauerei vor dem Bankrott zu retten. Schon in der Hochzeitsnacht verfliegen Evas romantische Vorstellungen von der Ehe.

Wenig später macht sich das Ehepaar auf die beschwerliche Schiffsreise nach Batavia, wo Jan seinen Posten als Generalgouverneur antreten soll. Eva muss ihr bisheriges Leben zurücklassen. Lediglich ihr Bruder Gerrit und der Kater Jasper begleiten sie. Nach 8 Monaten beschwerlicher und gefährlicher Reise treffen sie in Batavia ein. Die Welt in die Eva nun eintaucht, könnte exotischer nicht sein.

Nach anfänglicher Scheu, kann sie sich des Zaubers und der Schönheit des fremden Landes nicht entziehen. Sie lernt einige einflussreiche Leute lernen.

Die hellhäutige und rothaarige Eva wird von den Einheimischen wie ein Göttin verehrt, während Jan mit Gewalt über das Land herrscht. Vor dieser Willkür ist auch seine Frau nicht gefeit.

Meine Meinung:

Die Geschichte ist rund um die historisch belegten Gestalten des Ehepaares Ment-Coen gewoben. Dass von Eva Ment sehr wenig überliefert ist, hat die Fantasie des Autors beflügelt. Allerdings habe ich hier den Eindruck, dass er sich an manchen Stellen ein bisschen „vergaloppiert“ hat. So ist Eva viel zu modern. Die Sätze, die ihr (und den andern Figuren) in den Mund gelegt werden, passen nicht so recht zur Zeit. Mir ist schon bewusst, dass es schwierig ist, einen ganzen Roman hindurch, die altertümliche Sprache beizubehalten. Auch das Ablehnen diverser Heiratskandidaten und Hinauszögern der Hochzeit ist zu fortschrittlich.

Auch, dass Eva in Amsterdam nach Herzenslust und Laune ohne Begleitung des Bruders oder wenigstens einer Dienstmagd herumstreifen darf, halte ich für unglaubwürdig.

Überrascht hat mich, dass Eva und ihr nur wenige Jahre jüngere Bruder in einem Bett schlafen (dürfen). Das erscheint aus mehreren Gründen nicht so recht glaubhaft: Erstens wohnt die Familie in einem großen Haus, in dem wohl jeder eine Kammer hat und zweitens befinden wir uns in einer sehr prüden Zeit. Deshalb habe ich auch ein wenig Schwierigkeiten mit Evas unzüchtigen Gedanken. Was ich allerdings so gar nicht gebraucht hätte, wären die detaillierten Schilderungen der sexuellen (Gewalt)Handlungen. Da reichen eigentlich Andeutungen. Dass die Männer eher gewalttätig als einfühlsam waren, ist wohl jeder Leserin klar.

Dass Gerrit in Amsterdam lieber Tennis und Golf spielt oder sich betrinkt, als zu arbeiten, ist nachvollziehbar. Allerdings spielt man im 17. Jahrhundert beide Sportarten ein wenig anders als wir sie heute kennen. „Jeu de Paume“ heißt der Vorläufer zum Tennis, das erst um 1875 seine heutige Form erhält. Man spielt „Jeu de Paume“ in Ballspielhäusern, von denen es vor allem in Paris einige gibt, die nicht nur dem Adel zugänglich waren. Auch Golf ist nicht in der aktuellen Form zu sehen, sondern eher ein Spiel ähnlich wie Cricket oder Hockey.

Was Jan Pieterszoon Coen, eine bei Historikern ziemlich umstrittene Figur, wirklich antreibt, kommt nicht so gut heraus. Hier wird er als skrupellos, zeitweise barbarisch und von brennendem Ehrgeiz zerfressen, dargestellt. Diese Charakterisierung wird vermutlich schon hinkommen. Das kann nicht allein mit dem Calvinismus erklärt werden. Aber, das wäre vielleicht ein anderer interessanter Roman.

Interessant zu lesen ist, wie die Besiedelung von Indonesien durch die Vereinigte Ostindische-Compagnie vonstatten geht. Natürlich gewaltsam, das ist klar. Um den Marktpreis für Muskatnüsse künstlich hoch zu halten, wurden die Wälder der Banda-Inseln einfach gerodet und die Einheimischen abgeschlachtet. Von diesem Völkermord erfährt der Leser durch Gespräche, die Eva in diversen Gesprächen führt. Aufstände unter Zuhilfenahme der Briten, des Erzfeindes der Holländer, sind die Folge. Die Unterminierung der Festung liest wie jene von der Belagerung Wiens durch die Türken von 1529 bzw. 1683.

Stellenweise hat der Roman dann auch noch einige Längen. So wird dem Leben im Amsterdam und der Schiffsreise recht viel Platz eingeräumt. Da hätte man durchaus straffen können.

Fazit:

So ganz hat mich dieser historische Roman nicht überzeugt, daher kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 30.03.2020

Hat mich nicht vollends überzeugt

Mord im Burgenland
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Johanna Jobs, ihres Zeichens Seelsorgerin im schönen Bad Herrenalb und Hobby-Kriminalistin, macht sich gemeinsam mit ihren Freunden dem Ehepaar von Emms auf, um die Aufregungen des erst kürzlich zurück ...

Johanna Jobs, ihres Zeichens Seelsorgerin im schönen Bad Herrenalb und Hobby-Kriminalistin, macht sich gemeinsam mit ihren Freunden dem Ehepaar von Emms auf, um die Aufregungen des erst kürzlich zurück liegenden Verbrechen zu vergessen. Dazu soll eine Busreise dienen, die sie in das schöne Burgenland bringen soll. Zwischen kulinarischen und kulturellen Genüssen sowie der lieblichen Landschaft rund um den Neusiedlersee will man sich erholen.

Die Busreise ist leider nicht ganz so entspannend wie gedacht, denn nicht nur Johann und Freunde nehmen teil, sondern auch das Ehepaar Middel samt pubertierendem Nachwuchs, ein Chor, der die Reisegruppe auch ungefragt mit Liedern beschallt und eine Immobilienfrau, die etwas zu verbergen hat. Dass neben dem Busfahrer Anton, noch der schleimige Erik mitfährt, scheint anfänglich eine Sicherheitsmaßnahme zu sein, denn Anton fällt bei einem Zwischenstopp aus. Unbekannte Täter haben ihn krankenhausreif geprügelt. Erik übernimmt das Steuer des Busses und plötzlich ist nichts mehr, wie geplant ...

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist der zweite Teil einer Reihe rund um die Hobby-Ermittlerin Johanna Jobs. Ich war neugierig wie der Weg der Reisegruppe aus Karlsruhe an den Neusiedlersee so abläuft und welches Lokalkolorit hier geboten wird.

Nun ja, als erstens fällt auf, dass halb (oder ganz) Bad Herrenalb untergs zu sein scheint. Die meisten kennen einander, sind sich aber nicht unbedingt grün. Daraus ergeben sich einige Situationen, die durchaus für Situationskomik sorgen. Manches ist auf Grund des Badischen für Leute, die nicht aus BaWü stammen, schwer verständlich. Dass dann noch in Burgenländer und Wiener in ihren Dialekten sprechen, ist eindeutig zu viel. Ich habe mich da sehr auf konzentrieren müssen, und die Leichtigkeit des als humorig beschriebenen Krimis geht dabei verloren.

Johanna Jobs scheint Verbrechen aller Art anzuziehen, wie das Licht die Motte. Entführung, Intrigen, Mord und Totschlag - alles dabei. So haben sie die Reisenden ihre Busreise in das schöne Burgenland wohl nicht vorgestellt. Statt Somlauer Nockerl, Uhudler, Seefestspiele Mörbisch, eine Oper im Steinbruch von St. Margarethen oder die imposanten Besitzungen der Esterhazys - Verhöre durch die Polizei. Allerdings konnten auch Freundschaften geschlossen bzw. vertieft werden.

Immerhin haben die Teilnehmer dieser Busreise viel zu erzählen, denn „wenn einer eine Reise tut, kann er was erzählen“.

Fazit:

Eine aufregende Busreise, die mich nicht vom Hocker gerissen hat, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 30.03.2020

Hat mich nicht vollends überzeugt

Mord in Linz
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Lehrer und Journalist Fred Dreier trifft nach Jahren einen Freund
wieder, der ihm erzählt, sein Sohn Ivo wäre von einem Pater Gewalt angetan worden. Ohne die Geschichte zu prüfen oder auch nur den beschuldigten ...

Lehrer und Journalist Fred Dreier trifft nach Jahren einen Freund
wieder, der ihm erzählt, sein Sohn Ivo wäre von einem Pater Gewalt angetan worden. Ohne die Geschichte zu prüfen oder auch nur den beschuldigten Pater zu sprechen, veröffentlicht er sie. Es kommt wie es kommen muss: Die Story fliegt ihm um die Ohren, denn die Anschuldigungen stellen sich als Lüge heraus. Wenige Tage später findet man Ivos Leiche auf den Gleisen der Westbahn. Unfall? Selbstmord oder doch Mord?

Fred Dreier versucht nun im Alleingang zu retten was zu retten sein könnte, denn seine Reputation als Lehrer und Journalist ist ziemlich angekratzt. Je mehr er nachforscht, desto mehr verstrickt er sich in Lügen und Intrigen. Täglich werden seine Gegner mehr. Sei es der rechtspopulistische Lokalpolitiker, eine Linzer Unterweltsgröße oder der kroatische Familienclan von Ivo.
Selbst sein Freund Fabian Pitter, Beamter bei der Mordkommission, will mit Fred nichts mehr zu tun haben. Er will nur mehr die Verbrechen aufklären.

Meine Meinung:

Die Idee hat mir ganz gut gefallen. Doch die Umsetzung ist nicht so ganz gelungen.
Zum einen stören mich die schwarz-weiß-Malereien. „Links“ ist gut und intellektuell, „rechts“ ist schlecht und doof. Nun ja, es gibt in beiden politischen Lager sowohl das eine als auch das andere.
Außerdem wäre hier weniger mehr gewesen. Missbrauch durch einen Pfarrer, der mit einer verheirateten Frau ein Verhältnis hat,die ihrerseits noch ein Pantscherl hat, der kroatische Familienclan, der die Ustascha verklärt, ein ehemaliges Gastarbeiterkind, das nun ein Immobilientycoon ist und ein rechtspopulistischer Bürgermeister, der eine Polin als Ehefrau hat und ein Bordell betreibt. Und dann noch die komplizierte Figur des Fred Dreier, in dessen Familie es auch drunter und drüber geht.
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Ich mag komplexe Krimis. Doch das ist mir doch ein wenig zu viel des Zufalls, des Konstruktes und der Verwirrungen gewesen.

Man dem Autor zu Gute halten, dass dies sein Debüt im Gmeiner-Verlag ist.

Fazit:

Dieser Krimi hat mir nicht so gut gefallen. Hier reicht es gerade für 3 Sterne.

Veröffentlicht am 17.03.2020

Hat mich nicht ganz überzeugt

Der Gin des Lebens
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Carsten Sebastian Henn ist in der Krimiszene als Schöpfer des „kulinarischen Krimis“ bekannt. Die Kriminalfälle sind sind zwischen Weingütern und Kochtöpfen angesiedelt. Der vorliegende Fall beschäftigt ...

Carsten Sebastian Henn ist in der Krimiszene als Schöpfer des „kulinarischen Krimis“ bekannt. Die Kriminalfälle sind sind zwischen Weingütern und Kochtöpfen angesiedelt. Der vorliegende Fall beschäftigt sich mit dem neuen Modegetränk Gin:

Benoît Lerchenfelds Leben hat schon bessere Zeiten gesehen. Seine Freundin Annika hat ihn verlassen und seine, auf Oldtimer spezialisierte Reparatuwerkstatt steht kurz vor der Pleite. Grund genug, eine Flasche Gin, die ihm sein Vater hinterlassen hat zu köpfen. Der Gin schmeckt außergewöhnlich und als das noch ein bekannter Barkeeper bestätigt, ist für Benoît, den alle nur Bene nennen, klar, dass dieses Getränk der Grundstein zu neuem Wohlstand sein muss. Also begibt er sich auf die Spuren des Vaters, die ihn nach Plymouth, in das Bead & Breakfast von Cathy Callaghan führen. Doch dort ist er nicht der einzige, der auf der Suche nach dem Rezept dieses phänomenalen Getränks ist.

Cathy Callaghan ist ebenfalls auf der Suche nach der Rezeptur des Gins. Wie es der Zufall, bzw. der Autor will, ist Benes Vaters bei seinen Aufenthalten in Plymouth immer dort abgestiegen und hat sich mit Cathys Vater angefreundet. Der Einstieg in Cathys Geschichte ist blutig: Sie findet in ihrem Garten die Leiche eines stadtbekannten Obdachlosen - erstochen. Die Ermittlungen leitet ausgerechnet jener Beamte, mit dem Cathys Familie seit Jahren im Clinch liegt. Will man Cathy etwas anhängen? Wenn ja, wer und vor allem warum?


Meine Meinung:

Der Krimi hat mich ein wenig zwiegspalten zurück gelassen. Zuerst dauert es (fast) ewig, bis Bene endlich in Plymouth eingetroffen ist. Das Geplänkel mit Annika hätte ruhig gestrafft werden können.
Dann unterbrechen die Auszüge aus Archie‘s Tagebuch den Lesefluss mehrmals abrupt. Diese Infos, die durchaus interessant sind, hätten ein wenig subtiler den Leser nähergebracht werden können.

Gut gefallen mir die zum Gin passenden Sprüche bekannter Persönlichkeiten wie Mark Twain oder Dean Martin (obwohl ich beide eher der Whisky-Fraktion zugeordnet hätte).

Erst recht spät nimmt die Krimi-Handlung Fahrt auf. Dazu gibt es jede Menge eigenmächtige Schnüffeleien von Cathy und Bene, den rachsüchtigen Polizisten und allerlei zwielichtige Gestalten. Nicht zu vergessen Cathys Bruder Matt, ein schwerer Alkoholiker, der von Flasche zu Flasche lebt und ihr Onkel, der wieder zum Bürgermeister gewählt werden will und sehr auf seine weiße Weste bedacht ist. Schließlich taucht auch noch Benes Mutter auf, wozu eigentlich? Die familiären Verwicklungen sind undurchsichtig und zugleich ziemlich durchsichtig. Hier hat, so scheint es, jeder Dreck am Stecken, die Väter Callaghan und Lerchenfeld inklusive.

Hier kann man nur Arthur Schopenhauer zitieren: „Wer sich in Familie begibt, kommt darin um“.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen. Genau richtig für einen Urlaubskrimi. Allerdings wirken einige Szenen einfach zu konstruiert. An manchen Stellen wäre weniger, mehr gewesen.
Witzig finde ich, dass die Hunde königliche Namen tragen. Die skurrilen Pensionsgäste sind doch ein wenig zu schräg.

Das informative Glossar und die verschiedenen Rezepte im Anhang haben mich dann doch ein wenig versöhnt.

Fazit:

Ein netter Urlaubskrimi, der sich mit Gin beschäftigt. Also passend zum derzeitigen Hype um das neue, alte Lebenselixier. Mehr als 3 Sterne kann ich leider nicht vergeben.

Veröffentlicht am 16.03.2020

Schöne Sprache, aber nicht mein Fall

Das Andere
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Klappentext:

Jakob Waltz, ein erfolgreicher Unternehmer, beschließt nach einem Herzinfarkt, sich radikal zu verändern. In der neu gewonnenen Freiheit folgt er den Spuren des französischen Arztes und Schriftstellers ...

Klappentext:

Jakob Waltz, ein erfolgreicher Unternehmer, beschließt nach einem Herzinfarkt, sich radikal zu verändern. In der neu gewonnenen Freiheit folgt er den Spuren des französischen Arztes und Schriftstellers Victor Segalen, der vor mehr als hundert Jahren in Peking gelebt hat. Auf seinen Reisen nach China und Thailand muss Waltz jedoch feststellen, dass es nicht so einfach ist, die Vergangenheit von sich abzustreifen und seinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Dabei wird ihm die Idee des Anderen, wie sie Segalen konzipiert hat, zur obsessiven Wunschvorstellung.


Meine Meinung:

Ich habe hier ehrlicherweise etwas anderes erwartet. Was genau? Rückblenden in die hektische Welt des Unternehmers in Shanghai oder so ähnlich. Stattdessen begleite ich Jakob Waltz auf seinen entschleunigt wirkenden neuen Lebensabschnitt.

Die Suche nach dem neuen Sinn im Leben des Jakob Waltz entpuppt sich sowohl für ihn als auch für den Leser stellenweise als Allegorie auf die Wirklichkeit.
Der Protagonist scheint unentschlossen und wabert ein wenig durch das Leben. Einzig die Spuren, die Victor Segalen hinterlassen hat, interessieren den ehemaligen Unternehmer. Ihnen folgt er, mehr oder weniger erfolgreich.

Der Autor Peter Simon Altmann hat hier eine elegische Erzählung geschaffen, die jetzt nicht so ganz mein Lieblingsgenre trifft.
Der Sprachstil ist elegant, feinsinnig und wirkt manchmal melancholisch.

Fazit:

Ein Ausflug in eine Welt, die sich mir (noch) nicht erschlossen hat, daher nur 3 Sterne.