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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2020

Hat mich nicht ganz überzeugt

Der Gin des Lebens
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Carsten Sebastian Henn ist in der Krimiszene als Schöpfer des „kulinarischen Krimis“ bekannt. Die Kriminalfälle sind sind zwischen Weingütern und Kochtöpfen angesiedelt. Der vorliegende Fall beschäftigt ...

Carsten Sebastian Henn ist in der Krimiszene als Schöpfer des „kulinarischen Krimis“ bekannt. Die Kriminalfälle sind sind zwischen Weingütern und Kochtöpfen angesiedelt. Der vorliegende Fall beschäftigt sich mit dem neuen Modegetränk Gin:

Benoît Lerchenfelds Leben hat schon bessere Zeiten gesehen. Seine Freundin Annika hat ihn verlassen und seine, auf Oldtimer spezialisierte Reparatuwerkstatt steht kurz vor der Pleite. Grund genug, eine Flasche Gin, die ihm sein Vater hinterlassen hat zu köpfen. Der Gin schmeckt außergewöhnlich und als das noch ein bekannter Barkeeper bestätigt, ist für Benoît, den alle nur Bene nennen, klar, dass dieses Getränk der Grundstein zu neuem Wohlstand sein muss. Also begibt er sich auf die Spuren des Vaters, die ihn nach Plymouth, in das Bead & Breakfast von Cathy Callaghan führen. Doch dort ist er nicht der einzige, der auf der Suche nach dem Rezept dieses phänomenalen Getränks ist.

Cathy Callaghan ist ebenfalls auf der Suche nach der Rezeptur des Gins. Wie es der Zufall, bzw. der Autor will, ist Benes Vaters bei seinen Aufenthalten in Plymouth immer dort abgestiegen und hat sich mit Cathys Vater angefreundet. Der Einstieg in Cathys Geschichte ist blutig: Sie findet in ihrem Garten die Leiche eines stadtbekannten Obdachlosen - erstochen. Die Ermittlungen leitet ausgerechnet jener Beamte, mit dem Cathys Familie seit Jahren im Clinch liegt. Will man Cathy etwas anhängen? Wenn ja, wer und vor allem warum?


Meine Meinung:

Der Krimi hat mich ein wenig zwiegspalten zurück gelassen. Zuerst dauert es (fast) ewig, bis Bene endlich in Plymouth eingetroffen ist. Das Geplänkel mit Annika hätte ruhig gestrafft werden können.
Dann unterbrechen die Auszüge aus Archie‘s Tagebuch den Lesefluss mehrmals abrupt. Diese Infos, die durchaus interessant sind, hätten ein wenig subtiler den Leser nähergebracht werden können.

Gut gefallen mir die zum Gin passenden Sprüche bekannter Persönlichkeiten wie Mark Twain oder Dean Martin (obwohl ich beide eher der Whisky-Fraktion zugeordnet hätte).

Erst recht spät nimmt die Krimi-Handlung Fahrt auf. Dazu gibt es jede Menge eigenmächtige Schnüffeleien von Cathy und Bene, den rachsüchtigen Polizisten und allerlei zwielichtige Gestalten. Nicht zu vergessen Cathys Bruder Matt, ein schwerer Alkoholiker, der von Flasche zu Flasche lebt und ihr Onkel, der wieder zum Bürgermeister gewählt werden will und sehr auf seine weiße Weste bedacht ist. Schließlich taucht auch noch Benes Mutter auf, wozu eigentlich? Die familiären Verwicklungen sind undurchsichtig und zugleich ziemlich durchsichtig. Hier hat, so scheint es, jeder Dreck am Stecken, die Väter Callaghan und Lerchenfeld inklusive.

Hier kann man nur Arthur Schopenhauer zitieren: „Wer sich in Familie begibt, kommt darin um“.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen. Genau richtig für einen Urlaubskrimi. Allerdings wirken einige Szenen einfach zu konstruiert. An manchen Stellen wäre weniger, mehr gewesen.
Witzig finde ich, dass die Hunde königliche Namen tragen. Die skurrilen Pensionsgäste sind doch ein wenig zu schräg.

Das informative Glossar und die verschiedenen Rezepte im Anhang haben mich dann doch ein wenig versöhnt.

Fazit:

Ein netter Urlaubskrimi, der sich mit Gin beschäftigt. Also passend zum derzeitigen Hype um das neue, alte Lebenselixier. Mehr als 3 Sterne kann ich leider nicht vergeben.

Veröffentlicht am 16.03.2020

Schöne Sprache, aber nicht mein Fall

Das Andere
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Klappentext:

Jakob Waltz, ein erfolgreicher Unternehmer, beschließt nach einem Herzinfarkt, sich radikal zu verändern. In der neu gewonnenen Freiheit folgt er den Spuren des französischen Arztes und Schriftstellers ...

Klappentext:

Jakob Waltz, ein erfolgreicher Unternehmer, beschließt nach einem Herzinfarkt, sich radikal zu verändern. In der neu gewonnenen Freiheit folgt er den Spuren des französischen Arztes und Schriftstellers Victor Segalen, der vor mehr als hundert Jahren in Peking gelebt hat. Auf seinen Reisen nach China und Thailand muss Waltz jedoch feststellen, dass es nicht so einfach ist, die Vergangenheit von sich abzustreifen und seinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Dabei wird ihm die Idee des Anderen, wie sie Segalen konzipiert hat, zur obsessiven Wunschvorstellung.


Meine Meinung:

Ich habe hier ehrlicherweise etwas anderes erwartet. Was genau? Rückblenden in die hektische Welt des Unternehmers in Shanghai oder so ähnlich. Stattdessen begleite ich Jakob Waltz auf seinen entschleunigt wirkenden neuen Lebensabschnitt.

Die Suche nach dem neuen Sinn im Leben des Jakob Waltz entpuppt sich sowohl für ihn als auch für den Leser stellenweise als Allegorie auf die Wirklichkeit.
Der Protagonist scheint unentschlossen und wabert ein wenig durch das Leben. Einzig die Spuren, die Victor Segalen hinterlassen hat, interessieren den ehemaligen Unternehmer. Ihnen folgt er, mehr oder weniger erfolgreich.

Der Autor Peter Simon Altmann hat hier eine elegische Erzählung geschaffen, die jetzt nicht so ganz mein Lieblingsgenre trifft.
Der Sprachstil ist elegant, feinsinnig und wirkt manchmal melancholisch.

Fazit:

Ein Ausflug in eine Welt, die sich mir (noch) nicht erschlossen hat, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 28.02.2020

Hat mich nicht ganz überzeugt

Tod im Leuchtturm
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Julia wird tot in der Badewanne des Leuchturms von Neuwerk aufgefunden. Der Dorfarzt stellt schnell einen Selbstmord fest. Doch an den will die Malerin Margo Valeska nicht glauben. Erstens wollte Julia ...

Julia wird tot in der Badewanne des Leuchturms von Neuwerk aufgefunden. Der Dorfarzt stellt schnell einen Selbstmord fest. Doch an den will die Malerin Margo Valeska nicht glauben. Erstens wollte Julia in Margos Malwerkstatt arbeiten und zweitens ist da noch der seit 29 Jahren ungeklärte Tod des kleinen Felix König, bei dem die damals jugendliche Julia eine Beobachtung bzw. Aussage gemacht hat. Nach Schlägen und Psychoterror der Eltern hat sie dann behauptet, gelogen zu haben. Und ausgerechnet Kai-Uwe, der Vater des toten Kindes, findet die Leiche Julias.

Margo kontaktiert die Cuxhavener KHK Friederike von Menkendorf, die sie von einem früheren Kriminalfall („Störtebekers Erben“) kennt und lässt ihr keine Ruhe, bis sie Ermittlungen aufnimmt. Doch die sind gekennzeichnet durch das Intrigenspiel ihres Kollegen Galinowski, der sich beim neuen Chef einschleimt, aber den lieben Gott einen guten Mann sein lässt, und seinen eigenen Interessen nachgeht.

Meine Meinung:

Dies ist der zweite Krimi mit KHK Friederike von Menkendorf und der Malerin Margo Valeska. Schauplatz ist wieder die malerische Insel Neuwerk.

In diesem Krimi gibt mehrere Handlungsstränge in der Gegenwart, von denen manche auch in die Vergangenheit zurückreichen.
Es dauert mehr als 24 von 47 Kapitel bis sich die Handlungsstränge einmal halbwegs ordnen. Doch dann macht es „klick“ und die Lösung liegt quasi auf der Hand.
Die Autorin hat in den ersten Kapitel viel Liebe zum Detail aufgewendet, um Spannung aufzubauen. Doch einiges, wie die Szene am Hundeabrichteplatz verliert sich im Laufe der Handlung und bringt diese auch so gar nicht weiter.
Im zweiten Teil des Krimis geht es dann ein Hauch zu flott, wie der Täter entlarvt wird.

Ich mag komplexe Krimis, doch hier wäre weniger mehr gewesen. Neben dem Handlungsstrang mit dem toten Kind, dem aktuellen Mord, der Familienfehde, der Machenschaften des Baulöwens, der Umweltschützer gibt es noch die Intrigen in der Polizeidienststelle. Die wirken auf mich doch ein wenig überzeichnet. Ja, es gibt die unfähigen Chefs, die, Gott weiß allein warum, eine Führungsposition bekommen. Und ja, Figuren wie Robert Galinowski finden sich vermutlich in allen Dienststellen. Aber, dass ein Chef so wenig Menschenkenntnis hat, verwundert doch ein wenig. Vor allem, es gibt ja Möglichkeiten, sich über die Mitarbeiter und deren Stärken und Schwächen zu informieren. Gleichzeitig wundert es doch, dass eine Führungskraft so wenig Manieren und Gespür für die Situation hat. Ja natürlich muss mit den zugeteilten Budgetmitteln sorgsam umgegangen werden. Aber warum Friederike von Menkendorf die Anreise mit den Öffis befohlen wird, während Galinowski wenig später den Hubschrauber nimmt, scheint dem Macho-Klüngel geschuldet zu sein.

Einige der Charaktere wirken unsympathisch. So bin ich eigentlich mit keiner Figur so richtig warm geworden. Am ehesten noch mit Friederike. Es wird mehrmals auf ihren adeligen Namen hingewiesen, der so scheint es eine Bedeutung haben kan/soll. Doch eine Auflösung dieser Andeutung findet sich hier nicht. Ein Hinweis auf einen dritten Band?
Ich verstehe auch nicht, warum sich Friederike das rüpelhafte Benehmen von ihrem Chef und dem Kollegen gefallen lässt. Entweder sie macht selbst klar Schiff oder sie geht zur Gewerkschaft. Ich würde ja Galinowksi und auch Kanter meine Meinung recht deutlich sagen.

Die Familienfehde bei den Königs ist ziemlich brutal. Das wird recht gut dargestellt, dass es sich hier um Gefühle der Benachteiligung bzw. Bevorzugung geht. Neid ist ja auch ein große Triebfeder. Stellenweise habe ich mit Kai-Uwe König, dem Vater von Felix, einige Sympathien entgegengebracht. Doch dass erfahrene Watt-Fahrer mit seiner Aktion zahlreiche Unschuldige in Lebensgefahr bringt, hat ihn diese Sympathie gekostet.

Die Beziehung Friederike und Margo habe ich nicht ganz durchschaut, aber der erste Band liegt schon bereit.

Die Lösung ist dann doch irgendwie zufriedenstellend, wenn auch der Weg dahin es nicht so ganz ist.

Fazit:

Wie gesagt, hier wäre weniger mehr gewesen, deshalb nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 15.02.2020

"NUr BBC hören ist als Widerstand gegen die Nazis zu wenig."

Der Empfänger
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Josef „Joe“ Klein wandert, um der Armut im Deutschland der Zwischenkriegszeit zu entkommen, nach Amerika aus. Ursprünglich hätten sowohl Josef als auch sein jüngerer Bruder nach Amerika gehen sollen. Aufgrund ...

Josef „Joe“ Klein wandert, um der Armut im Deutschland der Zwischenkriegszeit zu entkommen, nach Amerika aus. Ursprünglich hätten sowohl Josef als auch sein jüngerer Bruder nach Amerika gehen sollen. Aufgrund eines Unfalls, über den nichts näheres bekannt ist, als dass Carl ein Auge verliert, muss der jüngeren in Deutschland bleiben. Doch auch in New York fliegen Joe keine gebratene Tauben in den Mund. Im Gegenteil, er fristet sein Leben mit Gelegenheitsjobs. Sein einzige Vergnügen ist das Amateurfunken, das ihn bald in das Visier der amerikanischen Nazis geraten lässt. Es dauert bis er begreift, dass er hier nur Mittel zum Zweck ist und als Ablenkungsmanöver für so manche echte oder vermeintliche Geheimdienstaktion fungiert..

Es kommt wie es kommen muss, als Deutschland den Zweiten Weltkrieg entfesselt, wird er interniert und nach Ende des Krieges nach Deutschland abgeschoben. Auch dort kann er nicht mehr Fuß fassen und deshalb begibt er sich auf die Reise nach Südamerika, wo er wieder auf die alten Bekannten aus den USA trifft.

Meine Meinung:

Dieser Roman beruht auf wahren Begebenheiten. Er zeigt die Zerrissenheit des Josef Klein, der sich weder in der alten noch in der neuen Heimat zurecht findet. Wir begleiten Klein über rund 30 Jahre seines Lebens. Immer wieder springt die Autorin durch Zeit um Raum, was es dem Leser nicht ganz einfach macht, die jeweilige Lebenssituation von Josef Klein zu überblicken.
Sein Wiedersehen im Jahr 1949 mit Bruder Carl und dessen Familie ist auch nicht friktionsfrei. Die Zerstörung Deutschlands und die vielen unausgesprochenen Fragen lassen das Zusammenleben schwer sein. Kurz werden einmal die Nazi-Gräuel angesprochen, aber nur ganz kurz. Man hätte ohnehin verbotenerweise BBC gehört, rechtfertigt sich Carl. Josef genügt das als Verteidigung nicht. Doch sein eigenes Verhalten, nämlich Flugzettel für die US-Nazis zu verteilen, ist ebenfalls fragwürdig.

Zwischen Jo und der Schwägerin Edith liegt so etwas wie eine unterschwellige Erotik in der Luft, der natürlich nicht nachgegeben werden darf. Bruder Carl ist zutiefst verunsichert und schlägt scheinbar grundlos seinen Sohn. Sollte der aus einer außerehelichen Beziehung von Edith stammen? Alles in allem ein sehr düsteres Familienidyll. Gleichzeitig ist dieser Roman eine Aneinanderreihung von Missverständnissen und Vorurteilen auf beiden Seiten.


Der Roman beschreibt ein nicht allzu offen diskutiertes Thema, das vielen Lesern nicht bekannt sein dürfte: Dass es auch in den USA Nazis gab (und auch noch immer gibt). Sie verstecken sich häufig hinter Gruppierungen, die gegen Farbige auftreten und/oder „America First“ schreien.

Das Stimmungsbild auf beiden Seiten des Atlantiks ist gut getroffen. In Summe wirft der Roman allerdings mehr Fragen auf, als er beantwortet.

Fazit:

Ein interessantes Thema, trotzdem hat mich dieser Roman nicht zur Gänze überzeugt. Daher bleibt es bei 3 Sternen.

Veröffentlicht am 10.02.2020

Interessante Geschichte - Mängel bei der Umsetzung

Gebrochenes Brot. Geschichte eines Frauenordens zwischen den Weltkriegen
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Dieses Buch beschäftigt sich mit einem ungewöhnlichen und interessanten Thema: Mit der Gründung eines Ordens im 20. Jahrhunderts.
Wie kommt es dazu? Viele Menschen sind der Meinung, Orden gehören in die ...

Dieses Buch beschäftigt sich mit einem ungewöhnlichen und interessanten Thema: Mit der Gründung eines Ordens im 20. Jahrhunderts.
Wie kommt es dazu? Viele Menschen sind der Meinung, Orden gehören in die Vergangenheit, ins Mittelalter, aber in das 20. oder 21. Jahrhundert?

Iva Lučić, Autorin und Historikerin zeichnet den Weg dieser Ordensgemeinschaft, die auch het noch mehrere Niederlassungen betreibt, an Hand zahlreicher Dokumente nach. Die Geschichte beginnt kurz nach dem Ersten Weltkrieg, nach dem das Böhmische Adelsgeschlecht der Choteks von der Tschechoslowakischen Republik (wie alle anderen Adeligen auch) enteignet wurden.
Ada Cotek ist die Gründung zu verdanken. 1946 verlässt der Orden die nun kommunistische ČSSR und siedelt sich u.a. in Salzburg an.

Neben dem Werdegang der Ordensgemeinschaft erfährt der interessierte Leser einiges über das Leben im Kloster.

Meine Meinung:

Das Thema finde ich sehr interessant. Leider ist der Schreibstil nicht so mitreißend. Das Buch liest sich wie eine Diplomarbeit und das ist sehr schade. Hier hätte man doch ein wenig mehr aus dem Thema machen können. Einiges wird mehrfach wiederholt.
Was mich aber besonders gestört hat, ist die extra kleine Schriftgröße bei breiten Seitenrändern. So etwas muss nicht wirklich sein.

Fazit:

Leider kann ich diesem Buch nur 3 Sterne geben, schade.