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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2022

Ein penibel recherchierter hist. Roman

Der Geigenbauer
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In diesem historischen Roman entführt und Autor Edvard Hoem in seine Heimat. Er setzt mit diesem Buch einem seiner Vorfahren ein Denkmal: Lars Olsen Hoem (1782-1852).
Der junge Mann, will der bäuerlichen ...

In diesem historischen Roman entführt und Autor Edvard Hoem in seine Heimat. Er setzt mit diesem Buch einem seiner Vorfahren ein Denkmal: Lars Olsen Hoem (1782-1852).
Der junge Mann, will der bäuerlichen Enge seiner Familie entfliehen und träumt davon, als Skipper einer eigenen Schut zur See zu fahren. Er macht sich um 1800 auf, um seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Doch Napoleon Bonaparte, der ganz Europa mit seinen Kriegen überzieht, lässt seinen Traum platzen. Auf Grund seiner kräftigen Figur wird Lars Matrose auf einem Kriegsschiff, um gegen die mit Frankreich verfeindeten Engländer zu kämpfen. Das Schiif wird durch die Engländer aufgebracht und Lars verbringt die nächsten Jahre auf einem Gefangenenschiff. Erst 1814 kommt er frei. Während seiner Kriegsgefangenschaft hat er einen französischen Geigenbauer kennengelernt. Fasziniert vom Instrument, der Musik und seiner eigenen handwerklichen Geschicklichkeit, ist anschließend besessen davon, Geigenbauer zu werden ...

Meine Meinung:

Wie schon in seinem historischen Roman „Die Hebamme“ berichtet Edvard Hoem in poetischen und eindringlichen Worten vom kargen Leben der Norweger im 19. Jahrhundert. Die kurzen Sommer und die Kleinheit der Bauernhöfe lassen den kinderreichen Familien kaum genug zum Überleben.

Geschickt sind die Napoleonischen Kriege in den Roman eingebunden. Man liest ja oft über die Feldzüge nach Bayern, Wien, Hamburg, Spanien, Leipzig, Russland und letztlich nach Waterloo, doch über die Seegefechte im Norden weniger. Außer, man ist ein Fan der Horatio Hornblower-Reihe. Bei meinem letzten Besuch im Maritimen Museum in Hamburg habe ich ein Modell eines solchen englischen Kriegsgefangenenschiff und die kunsthandwerklichen Gegenstände, die die Insassen angefertigt haben, gesehen. Erstaunlich, welche Feinarbeit grobe Männerhände hier zu leisten vermochten.

Lars Olsen Hoems Lebensweg ist kein einfacher. Zahlreiche Brüche formen sein Leben und seinen Charakter. Trotzdem scheint er ein nicht gänzlich unzufriedener Familienvater geworden zu sein, der mit seiner Frau Gunhild und seinen 7 Töchtern 25 Jahre lang in Kristiansund gelebt hat.

Mir gefällt der Schreibstil des Autors.

Fazit:

Ein penibel recherchierter historischer Roman, der die Leser in eine raue Zeit und Landschaft versetzt. Gerne gebe ich hier 5 Stern.

Veröffentlicht am 20.11.2022

Hommage an eine Aufrechte in dunklen Zeiten

Die Aufrechte
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Autor Claudius Crönert setzt mit dieser Biografie Felicitas von Reznicek (1904-1997), einer wenig bekannten Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime, ein Denkmal.

„Ihre Tätigkeit für den deutschen Widerstand ...

Autor Claudius Crönert setzt mit dieser Biografie Felicitas von Reznicek (1904-1997), einer wenig bekannten Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime, ein Denkmal.

„Ihre Tätigkeit für den deutschen Widerstand ist bislang nicht gewürdigt worden.“ (S. 508)

Wer ist sie nun diese Frau, die von allen nur „Fee“ gerufen wird?
Felicitas von Reznicek ist die Tochter des österreich-deutschen Komponisten Emil Nikolaus von Reznicek und Berta Juillerat-Chasseur, die ihrerseits aus einer jüdischen Bankiersfamilie stammt.

Wir steigen mit dem Prolog in das Buch ein, indem Fee die 131 Fragen zum Entnazifizierungsprozess penibel beantwortet und sich darüber Gedanken macht, wie sie die knapp 1.300 Mark an Gebühren aufbringen kann.

Anschließend erfahren wir die Geschichte der Fee von Reznicek.

Das Leben der Familie Reznicek ändert sich mit dem 30. Jänner 1933 abrupt mit der Ernennung von Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Erst an diesem Tag erfährt Fee einerseits von der jüdischen Herkunft Mutter und andererseits davon, dass ihr Bruder Emil bereits seit 1931 Mitglied der NSDAP ist.

Fee versucht im Rahmen ihrer Möglichkeiten als Journalistin die nächsten 12 Jahre das Hitler-Regime zu unterlaufen. Sie schreibt kritische Leserbriefe und setzte dabei auch ihr privates Glück aufs Spiel, denn sie verliebt sich ausgerechnet in Fritz Wiedemann, einem der zahlreichen Adjutanten Hitlers. Es gelingt ihr, Fritz wichtige Informationen zu entlocken, die sie über verschiedene Kanäle an ausländische Geheimdienste weitergibt.

Fee bleibt ihren Überzeugungen, treu, bleibt aufrecht und balanciert auf einem sehr schmalen Grat. Sie muss, um weiter publizieren zu können, der Reichsschrifttumskammer beitreten. Gleichzeitig bemüht sie sich ihre Eltern zur Ausreise aus Nazi-Deutschland zu bewegen - vergebens. Interessanterweise darf Fee international reisen, was zu einem Teil Wiedemann und zum anderen der Stellung ihres Vaters geschuldet ist. Auch auf diesen Reisen übergibt sie brisantes Material und Informationen. Als Wiedemann bei Hitler in Ungnade fällt und als Konsul nach San Francisco versetzt wird, ist die Verlockung groß, ihm zu folgen. Doch Fritz ist verheiratet.
Mitunter hat Fee viel Glück, denn ihre Cousine Libertas Haas-Heyse und deren Mann Harro Schulze-Boysen werden 1942 als Mitglieder der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ enttarnt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Auch nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 bleibt Fee unter dem Radar der Gestapo.

Meine Meinung:

Wie schon in seinen anderen Büchern, hat Claudius Crönert penibel recherchiert. Noch sind nicht alle Dokumente des britischen Geheimdienstes MI6 zur Einsicht freigegeben.

Der Schreibstil ist fesselnd ohne den Leser mit „Info-Dump“ zu überschütten. Alle Informationen sind subtil und elegant in Dialoge und die Geschichte eingewoben.

Das Nachwort rundet das Buch perfekt ab. Felicitas von Reznicek stirbt 1997 mit 93 Jahren hochbetagt.

Claudius Crönert hat mit diesem Buch sein Ziel, die Verdienste von Felicitas von Reznicek einem breiteren Publikum näher zu bringen, erreicht.

Fazit:

Dieser Hommage an eine fast Vergessene gebe ich gerne eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.11.2022

Ein gelungener Reihenauftakt

Blanke Gier
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Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer Reihe rund um Martin Ruprecht, Chefinspektor im LKA Salzburg.

Ruprecht wird in der Nacht in eine noble Wohnung in der Salzburger Kaigasse gerufen. Es scheint, als ...

Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer Reihe rund um Martin Ruprecht, Chefinspektor im LKA Salzburg.

Ruprecht wird in der Nacht in eine noble Wohnung in der Salzburger Kaigasse gerufen. Es scheint, als hätte der Tote, ein bekannter Kunstexperte, Selbstmord begangen. Doch sein Instinkt sagt ihm, dass hier etwas nicht ganz koscher ist. Deshalb geht er der Sache auf eigene Faust nach und entdeckt sehr rasch, welche Abgründe sich im Leben des Experten auftun, zumal er sich an einen ungeklärten Gemäldediebstahl in Gmunden, erinnert, bei dem der Hausherr den Einbrecher überrascht hat und ermordet worden war.

Damit überzeugt er auch seinen Chef, der noch gerne die Karriereleiter hinaufklettern will und nur schnelle Erfolge wünscht.

Gemeinsam mit einem Kollegen und mit Hilfe der Abteilungssekretärin begibt er sich auf die Suche nach den Hintergründen. Je näher er dem kriminellen Netzwerk kommt, desto gefährlicher wird es auch für ihn und seine Familie.

Der Chefinspektor darf dem alten Fall im Salzkammergut nachgehen und die im aktuellen bei einem Showdown am Isonzo dabei sein.

Meine Meinung:

Mir hat dieser Krimi ausgezeichnet gefallen. Die Charaktere sind detailliert herausgearbeitet. Martin Ruprecht ist zielgerichtet, sympathisch und hat ein feines Gespür für die Menschen, auch wenn er mit seiner Hündin Ella alleine lebt. Seine Schwester, deren Mann und Tochter sind seine Familie. Doch vielleicht ergibt sich ja in der Fortsetzung „Bleiche Erben“, die für 2023 vorgesehen ist, ein neue Zweisamkeit für Martin und seine Hündin Ella.

Wie es sich für einen Regionalkrimi gehört, dürfen Beschreibungen der Schauplätze nicht fehlen.

Sprachlich ist der Krimi ein Lesegenuss und die Spannung kommt auch nicht zu kurz.

Fazit:

Wer gerne einen niveauvollen Krimi mit einem sympathischen Ermittler lesen will, ist hier richtig. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und warte auf Fall 2 „Bleiche Erben“ und Fall 3 „Bittere Quellen“.

Veröffentlicht am 13.11.2022

Salz - das weiße Gold

Salz & Österreich
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„Salz ist das Zauberwort, das österreichische Lebensräume für faszinierende, spannende, lustvolle Erfahrungen erschließt.“

Alfred Komarek Essayist, Krimiautor („Polt“) und Erzähler hat sich in diesem ...

„Salz ist das Zauberwort, das österreichische Lebensräume für faszinierende, spannende, lustvolle Erfahrungen erschließt.“

Alfred Komarek Essayist, Krimiautor („Polt“) und Erzähler hat sich in diesem Buch eines Minerals angenommen, das lebensnotwendig ist und in Österreich zu manchen Zeiten mit Gold aufgewogen worden ist: dem Salz.

Dazu begibt er sich auf die Spuren des Minerals, das seit rund 3.000 Jahren in Österreich auf verschiedene Weise abgebaut wird, sei im Bergwerk oder als Solequelle.

Alfred Komarek besucht auf seiner Reise Orte, deren Namen auf Salzvorkommen heinweisen wie Salzburg (eh klar), Hall in Tirol oder Hallstatt. Er erzählt wie, Bad Ischl zu einem Kurort mit habsburgischem Gepräge, das bis heute andauert, wurde und was es mit den „Salzprinzen“ auf sich hat.

Wie wir es vom begnadeten Erzähler Komarek gewöhnt sind, dürfen launige Zitate und Auftritte von Mozart und Maria Theresia nicht fehlen.

Daneben gibt es Einblicke in die gefährliche Arbeitswelt der Knappen. Zahlreiche Abbildungen ergänzen dieses Buch, das bereits 1998 erstmals erschienen ist.

Alfred Komarek spart weder mit Humor noch mit Kritik, prangert den Raubbau an der Natur an, da Millionen von Kubikmetern Holz für die Salzgewinnung in den Sudpfannen verheizt wurden. Daneben erklärt er was es mit dem „Salzamt“ auf sich hat.

Fazit:

Mit diesem Buch lässt uns Alfred Komarek tief in die Geschichte des „weißen Goldes“ eintauchen, das für uns so selbstverständlich ist, dass kaum jemand über seine Herkunft nachdenkt. Gerne gebe ich diesem Streifzug durch die Geschichte des Minerals 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.11.2022

Kulinarische Reise in den Kosovo

Brot, Salz und Herz
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Arta Ramadani, eine im Kosovo geborene deutsche Journalistin und Halim Meißner, Koch und Schwager der Journalistin, haben sich mit diesem Kochbuch einen Herzenswunsch erfüllt: das Bewahren der traditionellen ...

Arta Ramadani, eine im Kosovo geborene deutsche Journalistin und Halim Meißner, Koch und Schwager der Journalistin, haben sich mit diesem Kochbuch einen Herzenswunsch erfüllt: das Bewahren der traditionellen Küche aus dem Kosovo.

Die gekochten und gebackenen Gericht sind jene Rezepte, die in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben worden sind. Die eine oder andere Zutat ist behutsam an den modernen Geschmack angepasst worden.

Dieses Kochbuch entstand während der Corona-Pandemie als Halim Meißner von Kurzarbeit betroffen und Arta die Rezepte der Großmutter wieder in die Hände fielen. Meißner war, wie die Autorin im Vorwort schreibt, gleich Feuer und Flamme, jedoch unter der Bedingung, dass ohne Fleisch zubereitet würde.
Ein Verzicht, der bei den meisten Rezepten kein Problem dargestellt, denn Fleisch ist in der kargen Landschaft des Kosovos ein Luxusgut.

Da ein Großteil der Speisen mit Buchweizenmehl hergestellt wird, sind sie auch für Menschen mit Weizenunverträglichkeit ideal.

Zwei Rezepte haben es mir besonders angetan: Das Pire genannte Kürbis-Maroni-Pürree und das Pogaqë, ein Fladenbrot, das hauptsächlich aus Wasser, Mehl und Joghurt besteht, und schnell zubereitet werden kann.

Das Duo kochte, buk und fand mit seinen Rezepten beim Kärntner Verlag Wieser eine Heimat. Die Gerichte hat Halim Meißner, ein leidenschaftlicher Fotograf, gekonnt in Szene gesetzt. Durch die gediegene Aufmachung mit Lesebändchen eignet sich das Buch auch hervorragend als Geschenk.


Fazit:

Für Liebhaber von einfacher, vegetarischer Küche. Gerne gebe ich diesem kulinarischen Streifzug in den Kosovo 5 Sterne.