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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2022

Ein gelungener Reihenauftakt

Blanke Gier
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Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer Reihe rund um Martin Ruprecht, Chefinspektor im LKA Salzburg.

Ruprecht wird in der Nacht in eine noble Wohnung in der Salzburger Kaigasse gerufen. Es scheint, als ...

Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer Reihe rund um Martin Ruprecht, Chefinspektor im LKA Salzburg.

Ruprecht wird in der Nacht in eine noble Wohnung in der Salzburger Kaigasse gerufen. Es scheint, als hätte der Tote, ein bekannter Kunstexperte, Selbstmord begangen. Doch sein Instinkt sagt ihm, dass hier etwas nicht ganz koscher ist. Deshalb geht er der Sache auf eigene Faust nach und entdeckt sehr rasch, welche Abgründe sich im Leben des Experten auftun, zumal er sich an einen ungeklärten Gemäldediebstahl in Gmunden, erinnert, bei dem der Hausherr den Einbrecher überrascht hat und ermordet worden war.

Damit überzeugt er auch seinen Chef, der noch gerne die Karriereleiter hinaufklettern will und nur schnelle Erfolge wünscht.

Gemeinsam mit einem Kollegen und mit Hilfe der Abteilungssekretärin begibt er sich auf die Suche nach den Hintergründen. Je näher er dem kriminellen Netzwerk kommt, desto gefährlicher wird es auch für ihn und seine Familie.

Der Chefinspektor darf dem alten Fall im Salzkammergut nachgehen und die im aktuellen bei einem Showdown am Isonzo dabei sein.

Meine Meinung:

Mir hat dieser Krimi ausgezeichnet gefallen. Die Charaktere sind detailliert herausgearbeitet. Martin Ruprecht ist zielgerichtet, sympathisch und hat ein feines Gespür für die Menschen, auch wenn er mit seiner Hündin Ella alleine lebt. Seine Schwester, deren Mann und Tochter sind seine Familie. Doch vielleicht ergibt sich ja in der Fortsetzung „Bleiche Erben“, die für 2023 vorgesehen ist, ein neue Zweisamkeit für Martin und seine Hündin Ella.

Wie es sich für einen Regionalkrimi gehört, dürfen Beschreibungen der Schauplätze nicht fehlen.

Sprachlich ist der Krimi ein Lesegenuss und die Spannung kommt auch nicht zu kurz.

Fazit:

Wer gerne einen niveauvollen Krimi mit einem sympathischen Ermittler lesen will, ist hier richtig. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und warte auf Fall 2 „Bleiche Erben“ und Fall 3 „Bittere Quellen“.

Veröffentlicht am 13.11.2022

Salz - das weiße Gold

Salz & Österreich
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„Salz ist das Zauberwort, das österreichische Lebensräume für faszinierende, spannende, lustvolle Erfahrungen erschließt.“

Alfred Komarek Essayist, Krimiautor („Polt“) und Erzähler hat sich in diesem ...

„Salz ist das Zauberwort, das österreichische Lebensräume für faszinierende, spannende, lustvolle Erfahrungen erschließt.“

Alfred Komarek Essayist, Krimiautor („Polt“) und Erzähler hat sich in diesem Buch eines Minerals angenommen, das lebensnotwendig ist und in Österreich zu manchen Zeiten mit Gold aufgewogen worden ist: dem Salz.

Dazu begibt er sich auf die Spuren des Minerals, das seit rund 3.000 Jahren in Österreich auf verschiedene Weise abgebaut wird, sei im Bergwerk oder als Solequelle.

Alfred Komarek besucht auf seiner Reise Orte, deren Namen auf Salzvorkommen heinweisen wie Salzburg (eh klar), Hall in Tirol oder Hallstatt. Er erzählt wie, Bad Ischl zu einem Kurort mit habsburgischem Gepräge, das bis heute andauert, wurde und was es mit den „Salzprinzen“ auf sich hat.

Wie wir es vom begnadeten Erzähler Komarek gewöhnt sind, dürfen launige Zitate und Auftritte von Mozart und Maria Theresia nicht fehlen.

Daneben gibt es Einblicke in die gefährliche Arbeitswelt der Knappen. Zahlreiche Abbildungen ergänzen dieses Buch, das bereits 1998 erstmals erschienen ist.

Alfred Komarek spart weder mit Humor noch mit Kritik, prangert den Raubbau an der Natur an, da Millionen von Kubikmetern Holz für die Salzgewinnung in den Sudpfannen verheizt wurden. Daneben erklärt er was es mit dem „Salzamt“ auf sich hat.

Fazit:

Mit diesem Buch lässt uns Alfred Komarek tief in die Geschichte des „weißen Goldes“ eintauchen, das für uns so selbstverständlich ist, dass kaum jemand über seine Herkunft nachdenkt. Gerne gebe ich diesem Streifzug durch die Geschichte des Minerals 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.11.2022

Kulinarische Reise in den Kosovo

Brot, Salz und Herz
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Arta Ramadani, eine im Kosovo geborene deutsche Journalistin und Halim Meißner, Koch und Schwager der Journalistin, haben sich mit diesem Kochbuch einen Herzenswunsch erfüllt: das Bewahren der traditionellen ...

Arta Ramadani, eine im Kosovo geborene deutsche Journalistin und Halim Meißner, Koch und Schwager der Journalistin, haben sich mit diesem Kochbuch einen Herzenswunsch erfüllt: das Bewahren der traditionellen Küche aus dem Kosovo.

Die gekochten und gebackenen Gericht sind jene Rezepte, die in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben worden sind. Die eine oder andere Zutat ist behutsam an den modernen Geschmack angepasst worden.

Dieses Kochbuch entstand während der Corona-Pandemie als Halim Meißner von Kurzarbeit betroffen und Arta die Rezepte der Großmutter wieder in die Hände fielen. Meißner war, wie die Autorin im Vorwort schreibt, gleich Feuer und Flamme, jedoch unter der Bedingung, dass ohne Fleisch zubereitet würde.
Ein Verzicht, der bei den meisten Rezepten kein Problem dargestellt, denn Fleisch ist in der kargen Landschaft des Kosovos ein Luxusgut.

Da ein Großteil der Speisen mit Buchweizenmehl hergestellt wird, sind sie auch für Menschen mit Weizenunverträglichkeit ideal.

Zwei Rezepte haben es mir besonders angetan: Das Pire genannte Kürbis-Maroni-Pürree und das Pogaqë, ein Fladenbrot, das hauptsächlich aus Wasser, Mehl und Joghurt besteht, und schnell zubereitet werden kann.

Das Duo kochte, buk und fand mit seinen Rezepten beim Kärntner Verlag Wieser eine Heimat. Die Gerichte hat Halim Meißner, ein leidenschaftlicher Fotograf, gekonnt in Szene gesetzt. Durch die gediegene Aufmachung mit Lesebändchen eignet sich das Buch auch hervorragend als Geschenk.


Fazit:

Für Liebhaber von einfacher, vegetarischer Küche. Gerne gebe ich diesem kulinarischen Streifzug in den Kosovo 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.11.2022

Modellautos toll in Szene gesetzt

Car Stills
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Beim Betrachten dieses Buches sehe ich zahlreiche Augen von großen Buben glänzen: Modellautos vorwiegend aus der Zeit des Wirtschaftswunders, grandios und liebevoll in Szene gesetzt, lassen viele Männerherzen ...

Beim Betrachten dieses Buches sehe ich zahlreiche Augen von großen Buben glänzen: Modellautos vorwiegend aus der Zeit des Wirtschaftswunders, grandios und liebevoll in Szene gesetzt, lassen viele Männerherzen höher und lauter schlagen.

Was bietet das Buch noch, außer diesen liebevollen, detailgetreuen Inszenierungen? Es bietet zahlreiche Informationen zu Modell, Baujahr, Marke und Maßstab der Modellautos. Dabei dürfen wir Automarken von A wie Alfa Romeo bis hin zu W wie Wartburg bewundern.

Meine persönliche Highlights sind:

Alfa Romeo Giulia Super (1970) am liebsten in rot (oder besonders schnittig als blau-weißen Ausführung für die Polizia di Stato)
Austin-Healey 3000 (1960) - Inbegriff eleganter britischer Sportwagen
Peugeot 404 Berline Grand Tourisme (1961) - mit so einem Auto durfte ich in echt auch fahren

Die körnigen Schwarzweiß-Aufnahmen lassen den Betrachter leicht vergessen, dass er es mit Modellautos zu tun hat. Einige davon sind bewegte Bilder, denen man die Bewegung auch ansieht. Genial gemacht!

Neben den vielen Fotos, die schon für sich alleine sprechen, erhalten wir Hintergrundinformationen von Andrea Traxler, Hermann Schlösser und Walter Titz zu Walter Pangerl, einem passionierten Sammler und Fotografen.

Fazit:

Ein tolles Geschenk für jeden, dem elegante, (oder verrückte) alte Autos auf dem Regal lieber sind, als der aktuelle Einheitsbrei der Karosserien auf dem Parkplatz. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.11.2022

Macht wütend und betroffen

Lasst uns lernen!
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Pashtana Durranis Familie stammt aus Afghanistan und musste in einem der zahlreichen (Bürger)Kriege, die dort tob(t)en, in das Nachbarland Pakistan fliehen. Dort ist sie in einem Flüchtlingslager aufgewachsen. ...

Pashtana Durranis Familie stammt aus Afghanistan und musste in einem der zahlreichen (Bürger)Kriege, die dort tob(t)en, in das Nachbarland Pakistan fliehen. Dort ist sie in einem Flüchtlingslager aufgewachsen. Ihr Vater sorgt dafür, dass alle seine Kinder eine Schulbildung erhalten, was angesichts der Umstände nicht ganz so einfach ist. Wobei, eine Schulbildung nach unseren Maßstäben, ist dies nicht, da so gut wie alle Ressourcen fehlen. Gelernt wird aus Büchern, aus Filmen und mit den Materialien, die vorhanden sind. Diejenigen Kinder, die sich bereits Wissen erarbeitet haben, geben dieses an andere weiter. So unterrichtet Pashtana, nach eigenen Angaben, bereits als Siebenjährige andere Kinder in Englisch.

Als die Familie wieder nach Afghanistan zurückkehrt, reift in ihr der Entschluss, allen Mädchen ein gewisses Maß an Bildung zukommen zu lassen. Dafür gründet sie eine NGO, organisiert Tablets auf denen der Lehrstoff vorinstalliert ist und die unabhängig vom Internet funktionieren. Dabei gerät sie in die Mühlen der Bürokratie und verheddert sich dort in Inkompetenz, Mutwillen und Korruption.

Pashtana Durrani versucht Lösungen zu finden, wo es kaum welche gibt. Bis zuletzt arbeitet sie in Afghanistan, kämpft gegen die Taliban, die Frauen schlechter als Vieh behandeln. Als im August 2021 die Taliban das Land Stadt und Stadt, Dorf und Dorf „friedlich“ überrollen, ist sie eine der letzten, die das Land verlassen können, denn durch ihre unermüdliche Tätigkeit Frauen Würde und Bildung zu geben, steht sie auf der schwarzen Liste der neuen/alten Machthaber.

Meine Meinung:

Dieses Buch zeigt deutlich, dass das Überstülpen von westlichen Ansichten, auch wenn sie noch gut gemeint seien, in Ländern wie Afghanistan zum Scheitern verurteilt sind. Die Autorin schildert, wie Millionen Dollar an Hilfsgeldern veruntreut bzw. falsch eingesetzt wurden, weil sich die Geber nicht mit den Strukturen des Landes auseinander gesetzt haben. Durrani spricht, um Unterricht für die Mädchen abhalten zu dürfen, mit den Stammesführern und erklärt denen den Nutzen der Maßnahmen. Sie baut kleine und kleinste Infrastrukturen, immer mit der Zustimmung der Clanführer, auf. Sie hat zwar nicht immer Erfolg, doch trotzdem gibt es Schulen. Auch darf man sich diese nicht wie unsere vorstellen. Kein Campus, keine Schulgebäude wie man sie aus den Industriestaaten kennt, sondern eher wie die sogenannten „Katakombenschulen“ in Südtirol während des Faschismus, als es Gefängnisstrafen für jene gab, die Deutsch sprachen bzw. die Deutsch unterrichteten.

Wenn nun die Schlagzeile durch die Medien ging, dass die Taliban den Frauen in Kabul den Zugang zu öffentlichen Parks verbieten, obwohl solche ohnehin nur nach Geschlechtern getrennt betreten werden dürfen, steigt in mir die Wut hoch.

Dieses Buch sollte von Lehrkräften und Schülern sowie von Politikern gelesen werden. Vor allem sollten sich Schüler vor Augen halten, dass der Schulbesuch, wie wir ihn kennen, nicht überall auf der Welt möglich ist. Jenen, die lieber nicht lernen wollen, sei gesagt, dass sie dieses Privileg nicht leichtfertig aufs Spiel setzen sollten.

Fazit:

Ein Buch, das aufwühlt und wütend macht, und gleichzeitig der Autorin Bewunderung zollt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.