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Veröffentlicht am 10.02.2021

Sorgt mit hoher Sogwirkung und großem Unterhaltungswert für schöne Lesestunden

Park Avenue Player
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Handlung: Nachdem mich "Hate Notes" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine dritte Chance zu geben. Und wer ...

Handlung: Nachdem mich "Hate Notes" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine dritte Chance zu geben. Und wer sagt´s denn: "Park Avenue Player" hat zwar einige ausbaubare Punkte, bietet insgesamt aber runde New-Adult-Unterhaltung. Die Rahmenhandlung an sich ist relativ dürftig: Bis auf ein bisschen Arbeit, ein paar Unternehmungen und Ausflüge gibt es ganz viele alltägliche Situationen und Gespräche, da die beiden Autorinnen nach dem typischen "die beiden Love Interests treffen in verschiedenen Situationen aufeinander und versprühen Chemie"-Konzept vorgehen. Die Konsequenz daraus, dass die Entwicklung der Beziehung durch relativ wenig konkrete Handlung begleitet wird, ist dass die komplette erste Hälfte der Geschichte fast ausschließlich aus Dialogen zwischen Elodie und Hollis besteht, sich demnach in wenigen Stunden weglesen lässt, ohne dass etwas Nennenswertes passiert wäre. Ebenfalls ausbaubar wären die recht vorhersehbaren Dynamiken: Beispielsweise mit dem Autounfall-Kennenlernen und der nicht ganz neuen Boss-Angestellten-Situation war ich sofort an mehrere andere Bücher des Genres erinnert.

Schreibstil:
Trotz der vorhersehbaren, nicht ganz neuen Handlung erzählen die beiden Autorinnen hier wieder eine erfrischende, humorvolle, heiße aber auch erstaunlich feinfühlige und herzerwärmende Geschichte. Neben dem typischen Humor kommen nämlich auch ernsthaftere Themen wie Verantwortung, Krankheit, Verlust und Tod auf den Tisch. Als tiefgründig würde ich die Geschichte zwar trotzdem nicht bezeichnen, ab und zu ein wenig Emotionalität und Ernsthaftigkeit bietet aber einen angenehmen Gegenpol zum sonstigen Geplänkel. Gerade in der zweiten Hälfte der Geschichte werden dann eine Menge Altlasten und Gefühle ausgepackt und es kommt eine ordentliche Portion Drama dazu. Zwar habe ich die "große Wendung" schon nach wenigen Andeutungen vorhergesehen (ich habe einfach schon zu viele ähnliche Storys gelesen), die Auflösung fand ich aber überraschend feinfühlig und sehr schön gelöst.

Charaktere:
Auch die beiden Figuren, der Fondsmanager Hollis und die Nanny Elodie haben mir viel besser zugesagt, als frühere Keeland-Ward-Konstellationen. Zwar schießen die beiden auch hier wieder für den Unterhaltungswert etwas übers Ziel hinaus, sie sind beide geradezu lächerlich schön und ihre sexuelle Anziehung könnte einen Planeten verbrennen (augenroll), wir erhalten hier aber mehr Zeit, die beiden auch in anderen Kontexten kennenzulernen. Meine persönlichen Favoriten waren jedoch Hollis` direkte, schlagfertige Ziehtochter Hailey und Hollis´ ebenso direkte und schlagfertige Geschäftspartnerin Addison. Die beiden haben gerockt!



Die Zitate:

"Du liebst die Herausforderung." Ich trank einen Schluck. "Vor allem liebe ich Ehrlichkeit, und Schönheit ist die größte Lüge von allen. Die Leute schauen einen an und schließen vom Äußeren auf das Innere. Aber ein Spiegel zeigt nicht, wer du bist."

"Sie zuckte mit den Schultern. "Soweit ich das beurteilen kann, werden die meisten männlichen Wesen nur größer und dicker. Aber kleine Jungs bleibe sie trotzdem." Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. Ziemlich weise für ihr Alter."

"Im Leben geht es um Wagnisse, Hailey. Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht. Wir können uns nur bemühen, einander nicht wehzutun. (...) Es gibt keine Garantie dafür, dass wir einander niemals wehtun. So etwas kann man nicht hundertprozentig ausschließen, weil nichts im Leben sicher ist. Letzen Endes lautet die Frage, ob ich dich mehr brauche, als ich Angst davor habe, möglicherweise verletzt zu werden. Und die Antwort ist Ja. Ich brauche dich. Sehr."




Das Urteil:

"Park Avenue Player" sorgt mit hoher Sogwirkung und großem Unterhaltungswert für schöne Lesestunden, hinterlässt aber kaum einen bleibenden Eindruck. Dafür sind die Figuren zu flach, die Handlung zu vorhersehbar und die Ideen zu bekannt...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.12.2020

Eine leicht überzuckerte aber hinreißend zarte Teenie-Romanze

Girl At Heart
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Nachdem mich Kelly Orams letzte Reihe um Virgin Val und Rockstar Kyle eher enttäuscht hat, konnte ihr neuer Standalone-Young-Adult-Roman schon eher an den zuckersüßen Lesezauber von "Cinder & Ella" anknüpfen. ...

Nachdem mich Kelly Orams letzte Reihe um Virgin Val und Rockstar Kyle eher enttäuscht hat, konnte ihr neuer Standalone-Young-Adult-Roman schon eher an den zuckersüßen Lesezauber von "Cinder & Ella" anknüpfen. "Girl at Heart" birgt zwar keine großen Überraschungen, keine großen Gefühle oder tiefgründigen Themen, diese Geschichte ist jedoch einfach schön - schön anzusehen, schön zu lesen, schön geschrieben und rundum schön gemacht.


Erster Satz: "Heute ist der Tag, an dem all meine Träume wahr werden."


Das Cover ist in einem dunklen Blau gehalten, das von goldenen Linien, drei Sternen und einem Baseball-Logo unterbrochen wird. In Kombination mit dem weißen Titel, der aussieht, als wäre er auf einem etwas verwaschenen Fanshirt abgedruckt, und dem weißen Autorenname, ist die Gestaltung des ONE Verlags zugleich schlicht und ansprechen und gefällt mir deutlich besser als das Traum-in-Rosa-Originalcover. Wie als Kompromiss dazu wurde der sehr passende Originaltitel übernommen, der den Hauptkonflikt auf den Punkt bringt:

Charlie ist das einzige Mädchen in einem männerdominierten Sport, hat keine einzige weibliche Freundin, ist von ihrem Vater und ihrem Großvater in einem reinen Männerhaushalt groß geworden und hat deshalb nur weniger Erfahrungen damit, was es heißt, ein "echtes Mädchen" zu sein. Grundsätzlich ist sie eine sehr selbstbewusste Person, wird von ihrem testosterongeladenen Freundeskreis als gleichwertiger Kumpel respektiert und bewundert. Als in ihrem Abschlussjahr jedoch der Ball näher rückt und ihr bester Freund und heimlicher Schwarm Eric nicht einmal in Betracht zieht, sie zu fragen und über die Vorstellung von ihr in einem Kleid lacht, trifft sie es hart und sie beschließt, dass sie dringend ihr inneres Mädchen entdecken muss. Hilfe bekommt sie dabei von unerwarteter Seite: ihr Teamkapitän Jace will unbedingt verhindern, dass sie das Baseball-Team kurz vor der wichtigen Meisterschaft hängen lässt und führt Charlie zusammen mit seiner Zwillingsschwester Leila in die Welt von Shoppingtouren, Übernachtungspartys, Gruppenumarmungen, Gekichere und begeistertem Quietschen ein...


"Dieses Kichern ist gefährlich."
Er lehnt sich vor.
Ich höre auf zu atmen. Wortwörtlich.
Sein Blick fällt auf meinen Mund.
Ich schließe meine Augen.
Und warte eine Sekunde.
Zwei.
Dann spüre ich seine Lippen auf meinen. Ganz sanft. Sanfter als alles, was ich je zuvor gefühlt habe. Okay, jetzt bin ich im Himmel. Vorher war ich nur im Warteraum."


Dass gerade der Beginn von Klischees geradezu überladen ist und sich bald die Frage stellt, was denn nun "typisch mädchenhaft" ist und ob dieses Ideal überhaupt erstrebenswert ist, kaschiert Kelly Oram geschickt durch das typische charmante Augenzwinkern ihres Schreibstils. Egal ob ein gebrochenes Herz, das typische Abschlussball-Problem, Zukunftssorgen, Collegewahl oder das obligatorische Umstyling - die Autorin schafft es, dass sich die typischen Teenie-Probleme, die in jedem zweiten Young Adult Roman vorkommen, zusammen mit der zarten Liebesgeschichte zu einem sehr unterhaltsamen und süchtig machenden Gesamtbild zusammenfügen. Mit unvorhersehbaren Wendungen, tiefschürfendem Philosophieren oder ernsthafte Probleme, die über die wohl ausbalancierte Mischung von Drama und Kitsch hinausgeht, kann man hier also nicht rechnen, dennoch hatte ich mal wieder sehr viel Spaß beim Lesen, sodass ich "Girl at Heart" an einem Tag verschlungen habe. Ob sie dafür einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen wird, bleibt fragwürdig...


"Er sieht dich", murmelt er. "Dein wahres Ich. Das Ich, das du so verzweifelt gesucht hast. (...) Er hat die frühere Version von dir auch sehr gemocht. Das toughe, aber ein wenig distanzierte Mädchen, das auch in Stresssituationen immer cool blieb. Aber diese vollständigere Version von dir mag er sogar noch viel lieber."


Was dieses oberflächliche Wohlfühlbuch etwas von anderen abhebt ist, dass hier der Sport Baseball im Vordergrund steht. Mir gefällt sehr gut, dass man die Begeisterung der Autorin für diese Sportart an jeder Seite ablesen kann. Doch so sehr mir die Abwechslung zu den üblichen Footballstars gefallen hat, so sehr war ich auch mit vielen Begriffen und Beschreibungen überfordert, die beiläufig eingestreut werden, während Charlie Spiele der Profis besucht, Spielzüge analysiert, selbst trainiert oder sich mit Spielern und Coaches unterhält. Denn ich muss leider zugeben: ich habe keine Ahnung von Baseball und weiß noch nicht mal die grundlegendsten Spielziele (bis auf, dass einer wirft und einer fängt und man irgendwie rumrennt - peinlich, ich weiß😂😬). Man kann der Geschichte zwar auch ohne derlei Hintergrundinfos folgen, ein paar kurze Erklärungen hätte ich für die ahnungslosen Nicht-Fans innerhalb der Leserschaft aber schon gewünscht.


"Danke, dass du mir dein Herz anvertraust, Charlie."
Ein nervöses Lachen dringt aus meiner Brust. "Es dir anvertrauen? Du hast es mir gestohlen und mich dann davon überzeugt, dass das eine gute Sache ist."


Ebenfalls Bonuspunkte sammeln konnte "Girl at Heart" durch die beiden Hauptprotagonisten Charlie und Jace. Auch wenn wie bereits erwähnt einige Klischees vorliegen, ist Charlies (eigentlich Charlotte Hastings) Konflikt um ihre Rolle, ihr Selbstvertrauen und ihr Selbstbild erstaunlich gut ausgearbeitet. Mir gefällt sehr gut, dass sie grundsätzlich eine sehr starke Persönlichkeit ist, die für sich selbst einsteht, weiß, was sie kann, was sie will und dennoch in gewissen Bereichen ihres Lebens mit Unsicherheiten zu kämpfen hat. Ich werde jetzt hier keine psychologische Fachdebatte über die Bereichsspezifität des Selbstwertgefühls vom Zaun brechen, ich fand ihre Entwicklung aber sehr realistisch. Jace King hingegen.... ist einfach nur ein Good Guy, wie er im Buche steht und somit eine erfrischende Abwechslung zu all den vom Schicksal gebeutelten Bad Boys. Seelische Defizite, schwierige Vergangenheit, Lederjacken, Eifersuchtsprobleme und plumpe Anmachen sucht man beim ihm vergebens. Stattdessen ist er wohl der zuckersüßeste, rücksichtsvollste, loyalste und liebenswerteste Bookboyfriend überhaupt.


"Im Ernst. Gleich wird mein Herz explodieren. Kann ein Herz explodieren? Meins definitiv."


Auch Nebenfiguren wie Charlies Vater, Jace´ Schwester Leila und sogar Charlies Team sind großteils liebenswert, auch wenn letztere ab und zu auf ihren Gefühlen herumtrampeln wie eine Herde Bisons. Der Handlungsstrang rund um Eric und seinem Date für den Ball Shelly sowie der dringend nötigen Aussöhnung mit Charlie hat mir dafür aber das ein oder andere Augenrollen entlockt. Da am Ende jedoch alles auf seinen richtigen Platz rückt, kann man auch das der Geschichte einfach verzeihen. Denn nach einer kurzen Aussprache, verteilt Kelly Oram großzügig Happy Ends an alle. Ich hoffe, ihr versteht jetzt, was ich in meiner Einleitung mit "einfach schön" meinte. Und auch wenn "schön" nur eine Stufe über dem unaussagekräftigen "nett" auf der Belanglosigkeitsskala steht, muss man diese Geschichte einfach mögen!




Fazit:


Wer nicht mehr sucht, als ein Wohlfühlbuch für Zwischendurch, wird sich in diese leicht überzuckerte aber hinreißend zarte Teenie-Romanze verlieben. Kelly Oram bietet hier zwar keine unvorhergesehenen Überraschungen, tiefschürfende Philosophien oder ernsthafte Probleme, dafür aber einen gewohnt charmanten Schreibstil, zwei sehr liebenswerte Protagonisten und ein ungewöhnliches Thema.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.12.2020

Eine leicht überzuckerte aber hinreißend zarte Teenie-Romanze

Girl At Heart
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Nachdem mich Kelly Orams letzte Reihe um Virgin Val und Rockstar Kyle eher enttäuscht hat, konnte ihr neuer Standalone-Young-Adult-Roman schon eher an den zuckersüßen Lesezauber von "Cinder & Ella" anknüpfen. ...

Nachdem mich Kelly Orams letzte Reihe um Virgin Val und Rockstar Kyle eher enttäuscht hat, konnte ihr neuer Standalone-Young-Adult-Roman schon eher an den zuckersüßen Lesezauber von "Cinder & Ella" anknüpfen. "Girl at Heart" birgt zwar keine großen Überraschungen, keine großen Gefühle oder tiefgründigen Themen, diese Geschichte ist jedoch einfach schön - schön anzusehen, schön zu lesen, schön geschrieben und rundum schön gemacht.


Erster Satz: "Heute ist der Tag, an dem all meine Träume wahr werden."


Das Cover ist in einem dunklen Blau gehalten, das von goldenen Linien, drei Sternen und einem Baseball-Logo unterbrochen wird. In Kombination mit dem weißen Titel, der aussieht, als wäre er auf einem etwas verwaschenen Fanshirt abgedruckt, und dem weißen Autorenname, ist die Gestaltung des ONE Verlags zugleich schlicht und ansprechen und gefällt mir deutlich besser als das Traum-in-Rosa-Originalcover. Wie als Kompromiss dazu wurde der sehr passende Originaltitel übernommen, der den Hauptkonflikt auf den Punkt bringt:

Charlie ist das einzige Mädchen in einem männerdominierten Sport, hat keine einzige weibliche Freundin, ist von ihrem Vater und ihrem Großvater in einem reinen Männerhaushalt groß geworden und hat deshalb nur weniger Erfahrungen damit, was es heißt, ein "echtes Mädchen" zu sein. Grundsätzlich ist sie eine sehr selbstbewusste Person, wird von ihrem testosterongeladenen Freundeskreis als gleichwertiger Kumpel respektiert und bewundert. Als in ihrem Abschlussjahr jedoch der Ball näher rückt und ihr bester Freund und heimlicher Schwarm Eric nicht einmal in Betracht zieht, sie zu fragen und über die Vorstellung von ihr in einem Kleid lacht, trifft sie es hart und sie beschließt, dass sie dringend ihr inneres Mädchen entdecken muss. Hilfe bekommt sie dabei von unerwarteter Seite: ihr Teamkapitän Jace will unbedingt verhindern, dass sie das Baseball-Team kurz vor der wichtigen Meisterschaft hängen lässt und führt Charlie zusammen mit seiner Zwillingsschwester Leila in die Welt von Shoppingtouren, Übernachtungspartys, Gruppenumarmungen, Gekichere und begeistertem Quietschen ein...


"Dieses Kichern ist gefährlich."
Er lehnt sich vor.
Ich höre auf zu atmen. Wortwörtlich.
Sein Blick fällt auf meinen Mund.
Ich schließe meine Augen.
Und warte eine Sekunde.
Zwei.
Dann spüre ich seine Lippen auf meinen. Ganz sanft. Sanfter als alles, was ich je zuvor gefühlt habe. Okay, jetzt bin ich im Himmel. Vorher war ich nur im Warteraum."


Dass gerade der Beginn von Klischees geradezu überladen ist und sich bald die Frage stellt, was denn nun "typisch mädchenhaft" ist und ob dieses Ideal überhaupt erstrebenswert ist, kaschiert Kelly Oram geschickt durch das typische charmante Augenzwinkern ihres Schreibstils. Egal ob ein gebrochenes Herz, das typische Abschlussball-Problem, Zukunftssorgen, Collegewahl oder das obligatorische Umstyling - die Autorin schafft es, dass sich die typischen Teenie-Probleme, die in jedem zweiten Young Adult Roman vorkommen, zusammen mit der zarten Liebesgeschichte zu einem sehr unterhaltsamen und süchtig machenden Gesamtbild zusammenfügen. Mit unvorhersehbaren Wendungen, tiefschürfendem Philosophieren oder ernsthafte Probleme, die über die wohl ausbalancierte Mischung von Drama und Kitsch hinausgeht, kann man hier also nicht rechnen, dennoch hatte ich mal wieder sehr viel Spaß beim Lesen, sodass ich "Girl at Heart" an einem Tag verschlungen habe. Ob sie dafür einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen wird, bleibt fragwürdig...


"Er sieht dich", murmelt er. "Dein wahres Ich. Das Ich, das du so verzweifelt gesucht hast. (...) Er hat die frühere Version von dir auch sehr gemocht. Das toughe, aber ein wenig distanzierte Mädchen, das auch in Stresssituationen immer cool blieb. Aber diese vollständigere Version von dir mag er sogar noch viel lieber."


Was dieses oberflächliche Wohlfühlbuch etwas von anderen abhebt ist, dass hier der Sport Baseball im Vordergrund steht. Mir gefällt sehr gut, dass man die Begeisterung der Autorin für diese Sportart an jeder Seite ablesen kann. Doch so sehr mir die Abwechslung zu den üblichen Footballstars gefallen hat, so sehr war ich auch mit vielen Begriffen und Beschreibungen überfordert, die beiläufig eingestreut werden, während Charlie Spiele der Profis besucht, Spielzüge analysiert, selbst trainiert oder sich mit Spielern und Coaches unterhält. Denn ich muss leider zugeben: ich habe keine Ahnung von Baseball und weiß noch nicht mal die grundlegendsten Spielziele (bis auf, dass einer wirft und einer fängt und man irgendwie rumrennt - peinlich, ich weiß😂😬). Man kann der Geschichte zwar auch ohne derlei Hintergrundinfos folgen, ein paar kurze Erklärungen hätte ich für die ahnungslosen Nicht-Fans innerhalb der Leserschaft aber schon gewünscht.


"Danke, dass du mir dein Herz anvertraust, Charlie."
Ein nervöses Lachen dringt aus meiner Brust. "Es dir anvertrauen? Du hast es mir gestohlen und mich dann davon überzeugt, dass das eine gute Sache ist."


Ebenfalls Bonuspunkte sammeln konnte "Girl at Heart" durch die beiden Hauptprotagonisten Charlie und Jace. Auch wenn wie bereits erwähnt einige Klischees vorliegen, ist Charlies (eigentlich Charlotte Hastings) Konflikt um ihre Rolle, ihr Selbstvertrauen und ihr Selbstbild erstaunlich gut ausgearbeitet. Mir gefällt sehr gut, dass sie grundsätzlich eine sehr starke Persönlichkeit ist, die für sich selbst einsteht, weiß, was sie kann, was sie will und dennoch in gewissen Bereichen ihres Lebens mit Unsicherheiten zu kämpfen hat. Ich werde jetzt hier keine psychologische Fachdebatte über die Bereichsspezifität des Selbstwertgefühls vom Zaun brechen, ich fand ihre Entwicklung aber sehr realistisch. Jace King hingegen.... ist einfach nur ein Good Guy, wie er im Buche steht und somit eine erfrischende Abwechslung zu all den vom Schicksal gebeutelten Bad Boys. Seelische Defizite, schwierige Vergangenheit, Lederjacken, Eifersuchtsprobleme und plumpe Anmachen sucht man beim ihm vergebens. Stattdessen ist er wohl der zuckersüßeste, rücksichtsvollste, loyalste und liebenswerteste Bookboyfriend überhaupt.


"Im Ernst. Gleich wird mein Herz explodieren. Kann ein Herz explodieren? Meins definitiv."


Auch Nebenfiguren wie Charlies Vater, Jace´ Schwester Leila und sogar Charlies Team sind großteils liebenswert, auch wenn letztere ab und zu auf ihren Gefühlen herumtrampeln wie eine Herde Bisons. Der Handlungsstrang rund um Eric und seinem Date für den Ball Shelly sowie der dringend nötigen Aussöhnung mit Charlie hat mir dafür aber das ein oder andere Augenrollen entlockt. Da am Ende jedoch alles auf seinen richtigen Platz rückt, kann man auch das der Geschichte einfach verzeihen. Denn nach einer kurzen Aussprache, verteilt Kelly Oram großzügig Happy Ends an alle. Ich hoffe, ihr versteht jetzt, was ich in meiner Einleitung mit "einfach schön" meinte. Und auch wenn "schön" nur eine Stufe über dem unaussagekräftigen "nett" auf der Belanglosigkeitsskala steht, muss man diese Geschichte einfach mögen!




Fazit:


Wer nicht mehr sucht, als ein Wohlfühlbuch für Zwischendurch, wird sich in diese leicht überzuckerte aber hinreißend zarte Teenie-Romanze verlieben. Kelly Oram bietet hier zwar keine unvorhergesehenen Überraschungen, tiefschürfende Philosophien oder ernsthafte Probleme, dafür aber einen gewohnt charmanten Schreibstil, zwei sehr liebenswerte Protagonisten und ein ungewöhnliches Thema.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.12.2020

Eine leicht überzuckerte aber hinreißend zarte Teenie-Romanze

Girl At Heart
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Nachdem mich Kelly Orams letzte Reihe um Virgin Val und Rockstar Kyle eher enttäuscht hat, konnte ihr neuer Standalone-Young-Adult-Roman schon eher an den zuckersüßen Lesezauber von "Cinder & Ella" anknüpfen. ...

Nachdem mich Kelly Orams letzte Reihe um Virgin Val und Rockstar Kyle eher enttäuscht hat, konnte ihr neuer Standalone-Young-Adult-Roman schon eher an den zuckersüßen Lesezauber von "Cinder & Ella" anknüpfen. "Girl at Heart" birgt zwar keine großen Überraschungen, keine großen Gefühle oder tiefgründigen Themen, diese Geschichte ist jedoch einfach schön - schön anzusehen, schön zu lesen, schön geschrieben und rundum schön gemacht.


Erster Satz: "Heute ist der Tag, an dem all meine Träume wahr werden."


Das Cover ist in einem dunklen Blau gehalten, das von goldenen Linien, drei Sternen und einem Baseball-Logo unterbrochen wird. In Kombination mit dem weißen Titel, der aussieht, als wäre er auf einem etwas verwaschenen Fanshirt abgedruckt, und dem weißen Autorenname, ist die Gestaltung des ONE Verlags zugleich schlicht und ansprechen und gefällt mir deutlich besser als das Traum-in-Rosa-Originalcover. Wie als Kompromiss dazu wurde der sehr passende Originaltitel übernommen, der den Hauptkonflikt auf den Punkt bringt:

Charlie ist das einzige Mädchen in einem männerdominierten Sport, hat keine einzige weibliche Freundin, ist von ihrem Vater und ihrem Großvater in einem reinen Männerhaushalt groß geworden und hat deshalb nur weniger Erfahrungen damit, was es heißt, ein "echtes Mädchen" zu sein. Grundsätzlich ist sie eine sehr selbstbewusste Person, wird von ihrem testosterongeladenen Freundeskreis als gleichwertiger Kumpel respektiert und bewundert. Als in ihrem Abschlussjahr jedoch der Ball näher rückt und ihr bester Freund und heimlicher Schwarm Eric nicht einmal in Betracht zieht, sie zu fragen und über die Vorstellung von ihr in einem Kleid lacht, trifft sie es hart und sie beschließt, dass sie dringend ihr inneres Mädchen entdecken muss. Hilfe bekommt sie dabei von unerwarteter Seite: ihr Teamkapitän Jace will unbedingt verhindern, dass sie das Baseball-Team kurz vor der wichtigen Meisterschaft hängen lässt und führt Charlie zusammen mit seiner Zwillingsschwester Leila in die Welt von Shoppingtouren, Übernachtungspartys, Gruppenumarmungen, Gekichere und begeistertem Quietschen ein...


"Dieses Kichern ist gefährlich."
Er lehnt sich vor.
Ich höre auf zu atmen. Wortwörtlich.
Sein Blick fällt auf meinen Mund.
Ich schließe meine Augen.
Und warte eine Sekunde.
Zwei.
Dann spüre ich seine Lippen auf meinen. Ganz sanft. Sanfter als alles, was ich je zuvor gefühlt habe. Okay, jetzt bin ich im Himmel. Vorher war ich nur im Warteraum."


Dass gerade der Beginn von Klischees geradezu überladen ist und sich bald die Frage stellt, was denn nun "typisch mädchenhaft" ist und ob dieses Ideal überhaupt erstrebenswert ist, kaschiert Kelly Oram geschickt durch das typische charmante Augenzwinkern ihres Schreibstils. Egal ob ein gebrochenes Herz, das typische Abschlussball-Problem, Zukunftssorgen, Collegewahl oder das obligatorische Umstyling - die Autorin schafft es, dass sich die typischen Teenie-Probleme, die in jedem zweiten Young Adult Roman vorkommen, zusammen mit der zarten Liebesgeschichte zu einem sehr unterhaltsamen und süchtig machenden Gesamtbild zusammenfügen. Mit unvorhersehbaren Wendungen, tiefschürfendem Philosophieren oder ernsthafte Probleme, die über die wohl ausbalancierte Mischung von Drama und Kitsch hinausgeht, kann man hier also nicht rechnen, dennoch hatte ich mal wieder sehr viel Spaß beim Lesen, sodass ich "Girl at Heart" an einem Tag verschlungen habe. Ob sie dafür einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen wird, bleibt fragwürdig...


"Er sieht dich", murmelt er. "Dein wahres Ich. Das Ich, das du so verzweifelt gesucht hast. (...) Er hat die frühere Version von dir auch sehr gemocht. Das toughe, aber ein wenig distanzierte Mädchen, das auch in Stresssituationen immer cool blieb. Aber diese vollständigere Version von dir mag er sogar noch viel lieber."


Was dieses oberflächliche Wohlfühlbuch etwas von anderen abhebt ist, dass hier der Sport Baseball im Vordergrund steht. Mir gefällt sehr gut, dass man die Begeisterung der Autorin für diese Sportart an jeder Seite ablesen kann. Doch so sehr mir die Abwechslung zu den üblichen Footballstars gefallen hat, so sehr war ich auch mit vielen Begriffen und Beschreibungen überfordert, die beiläufig eingestreut werden, während Charlie Spiele der Profis besucht, Spielzüge analysiert, selbst trainiert oder sich mit Spielern und Coaches unterhält. Denn ich muss leider zugeben: ich habe keine Ahnung von Baseball und weiß noch nicht mal die grundlegendsten Spielziele (bis auf, dass einer wirft und einer fängt und man irgendwie rumrennt - peinlich, ich weiß😂😬). Man kann der Geschichte zwar auch ohne derlei Hintergrundinfos folgen, ein paar kurze Erklärungen hätte ich für die ahnungslosen Nicht-Fans innerhalb der Leserschaft aber schon gewünscht.


"Danke, dass du mir dein Herz anvertraust, Charlie."
Ein nervöses Lachen dringt aus meiner Brust. "Es dir anvertrauen? Du hast es mir gestohlen und mich dann davon überzeugt, dass das eine gute Sache ist."


Ebenfalls Bonuspunkte sammeln konnte "Girl at Heart" durch die beiden Hauptprotagonisten Charlie und Jace. Auch wenn wie bereits erwähnt einige Klischees vorliegen, ist Charlies (eigentlich Charlotte Hastings) Konflikt um ihre Rolle, ihr Selbstvertrauen und ihr Selbstbild erstaunlich gut ausgearbeitet. Mir gefällt sehr gut, dass sie grundsätzlich eine sehr starke Persönlichkeit ist, die für sich selbst einsteht, weiß, was sie kann, was sie will und dennoch in gewissen Bereichen ihres Lebens mit Unsicherheiten zu kämpfen hat. Ich werde jetzt hier keine psychologische Fachdebatte über die Bereichsspezifität des Selbstwertgefühls vom Zaun brechen, ich fand ihre Entwicklung aber sehr realistisch. Jace King hingegen.... ist einfach nur ein Good Guy, wie er im Buche steht und somit eine erfrischende Abwechslung zu all den vom Schicksal gebeutelten Bad Boys. Seelische Defizite, schwierige Vergangenheit, Lederjacken, Eifersuchtsprobleme und plumpe Anmachen sucht man beim ihm vergebens. Stattdessen ist er wohl der zuckersüßeste, rücksichtsvollste, loyalste und liebenswerteste Bookboyfriend überhaupt.


"Im Ernst. Gleich wird mein Herz explodieren. Kann ein Herz explodieren? Meins definitiv."


Auch Nebenfiguren wie Charlies Vater, Jace´ Schwester Leila und sogar Charlies Team sind großteils liebenswert, auch wenn letztere ab und zu auf ihren Gefühlen herumtrampeln wie eine Herde Bisons. Der Handlungsstrang rund um Eric und seinem Date für den Ball Shelly sowie der dringend nötigen Aussöhnung mit Charlie hat mir dafür aber das ein oder andere Augenrollen entlockt. Da am Ende jedoch alles auf seinen richtigen Platz rückt, kann man auch das der Geschichte einfach verzeihen. Denn nach einer kurzen Aussprache, verteilt Kelly Oram großzügig Happy Ends an alle. Ich hoffe, ihr versteht jetzt, was ich in meiner Einleitung mit "einfach schön" meinte. Und auch wenn "schön" nur eine Stufe über dem unaussagekräftigen "nett" auf der Belanglosigkeitsskala steht, muss man diese Geschichte einfach mögen!




Fazit:


Wer nicht mehr sucht, als ein Wohlfühlbuch für Zwischendurch, wird sich in diese leicht überzuckerte aber hinreißend zarte Teenie-Romanze verlieben. Kelly Oram bietet hier zwar keine unvorhergesehenen Überraschungen, tiefschürfende Philosophien oder ernsthafte Probleme, dafür aber einen gewohnt charmanten Schreibstil, zwei sehr liebenswerte Protagonisten und ein ungewöhnliches Thema.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2020

Eine rasante Mischung aus Abenteuerroman, Urban Fantasy und Liebesgeschichte

Inspired
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"Inspired - Magie der Musen" ist das dritte von drei Büchern, die ich mir aus dem Piper-Verlagsprogramm ausgeguckt hatte. Und nachdem mir schon "Love Like Magic" und "Love is Wild" sehr gut gefallen hatten, ...

"Inspired - Magie der Musen" ist das dritte von drei Büchern, die ich mir aus dem Piper-Verlagsprogramm ausgeguckt hatte. Und nachdem mir schon "Love Like Magic" und "Love is Wild" sehr gut gefallen hatten, ist auch der neuste Fantasy-Roman von Nicole Gozdek ein echter Glückstreffer.

Das Cover ist mit dem zartrosa und dunkelblauen Farbverlauf wunderhübsch anzusehen, sodass mich noch nicht mal das abgebildete Gesicht groß gestört hat. Treue Leser meines Blogs wissen, dass ich mich oftmals an Model-Gesichtern auf Cover störe, das hier abgebildete Mädchen mit den goldenen Augen deckt sich aber erstaunlich gut mit meiner Vorstellung von Protagonistin Niliana, sodass ich mich nicht beschweren kann. Die dynamischen Wirbel rund um den großen weißen Titel lassen sich auch zu jedem der 30 Kapitelanfänge finden und der Titel passt natürlich super zur Handlung. Für die Gestaltung gibt es von mir also einen Daumen nach oben!


Erster Satz: "Als ein Krampf im Unterschenkel seine Position unbequem machte, erhob ich Jay von den niedrigen Stufen vor dem Springbrunnen in der Mitte des berühmten Place de la Créativité."


Nicole Gozdek beginnt ihren rasanten Ausflug ins Land der Musen, Menschen, Elfen, Trolle und Höllenbewohner mit einer Entführung. Ohne große Umschweife finden wir uns mit dem ersten Protagonisten Jay im Musenviertel der Stadt Tressina City wieder, wo er auf sein Opfer wartet: eine Muse. Diese wunderschönen Frauen und Männer sind nämlich nicht nur Teil der Elite der Stadt, sondern haben auch magische Kräfte, die sie mit ihren Lebenspartnern teilen können, wenn sie ein lebenslanges Bündnis mit ihnen eingehen. Wie man ein solches Bündnis aktiviert, dass es unzerstörbar ist und welche Konsequenzen sein Handeln haben wird, weiß der verzweifelte Jay genauso wenig, wie dass die zarte junge Frau, auf die seine Wahl fällt, Niliana, die Tochter des Gouverneurs ist und deren Entführung ihn in noch größere Schwierigkeiten bringen wird...

Niliana wünscht sich nichts mehr, als selbst eine angesehene Schriftstellerin zu werden und ihre magischen Kräfte als Muse der Literatur für sich alleine kreativ ausleben zu können. Ein Bündnis eingehen steht deshalb nicht auf ihrem Plan. Schon gar nicht mit ihrem Entführer Jay, der sie verschleppt und dazu bringen will, ihm bei einem großen Raubzug zu helfen, um seine Geldprobleme zu lösen. Die Musengöttin hat jedoch andere Pläne und als sie sich an Jay bindet, versucht sie, ihn wieder loszuwerden - mit fatalen Folgen...


"Wo bleibt da unsere Freiheit, unser Mitbestimmungsrecht? Kreativität bedeutet, außerhalb der Box, außerhalb der Regeln und Konventionen zu denken und etwas Neues zu erschaffen."


Die Autorin erzählt die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive unserer zwei Hauptprotagonisten Niliana und Jay, wobei sie einen personalen Er-Erzähler wählt. Dadurch haben wir einen guten Einblick in die Gefühle und Gedanken der beiden, erleben die Geschichte aber deutlich weniger personenzentriert, was angesichts Nicole Gozdeks Schwerpunkt ein großer Vorteil ist. Denn anders, als ich zu Beginn gedacht hatte, hat die Autorin mit "Inspired" keinen reinen Urban Fantasy Roman in modernem, dystopischen geschrieben, sondern legt auf die Action und Abenteuerkomponente ihrer Geschichte großen Wert. Von Fluchten durch heruntergekommene Ghettos, minutiös durchgeplante Entführungen, Verfolgungsjagden mit Gangs, Schießereien mit Verbrechern, kurzen Gefängnisaufenthalten, gefährlichen Autounfällen, über gemeinschaftliche Rätselentschlüsselungen, unterirdischen Labyrinths, Begegnungen mit gefährlichen Höllenbewohnern bis hin zu einem kurzen Abstecher auf den Planet Hölle selbst, ist alles dabei, was sich ein actionbegeisterter Leser wünschen würde.


"Hin und wieder war sie jungen Dichtern und Schriftstellern auf der Uni vorgestellt worden, die sie bewundernd oder anzüglich gemustert hatten, was ihr stets unangenehm gewesen war. Doch Jays Blick war keins von beidem gewesen, sondern lediglich intensiv. Als hätte er ihr bis in die Seele blicken wollen - und können."


Niliana und Jay - und somit auch dem Leser - wird kaum eine Sekunde zum Verschnaufen gegönnt und dann geht es auch schon mit der nächsten brenzligen Situation weiter. Dass die beiden sich eigentlich nicht leiden können und eine Entführung nicht der beste Start für ein sicheres Vertrauensverhältnis ist, trägt natürlich auch nicht gerade dazu bei, dass die Abenteuer, die sie erleben, weniger spannungsgeladen ablaufen. Was Musen eigentlich sind, wie die Bündnisse funktionieren, wie die Welt aufgebaut ist, in der wir wie irre herumrennen und weshalb Jay sich überhaupt erst dazu entschlossen hat, eine Muse zu entführen, wird dabei eher beiläufig in kleinen Häppchen erklärt und geschickt zwischen den Actionszenen platziert, sodass das hohe Erzähltempo nicht ausgebremst wird. Da ich ein großer Fan von ausschweifenden Erklärungen und solidem Worldbuilding bin und die Idee mit den Musen auch sehr faszinierend neu und originell fand (das habe ich tatsächlich noch nirgendwo so gelesen und das kommt selten genug vor), hätte ich mir an einigen Stellen aber doch noch ein paar mehr Hintergründe zum Setting gewünscht. Vor allem der große Rahmen der Geschichte, Informationen über die Göttin, die Gesellschaft, die Vergangenheit der Figuren oder der Musen allgemein gehen leider etwas im nur rudimentären Worldbuildung unter, das gerade ausreichend betrieben wird, um als fundierte Basis für die Handlung zu wirken.


"Nie zuvor hatte sich etwas so richtig angefühlt und voller neu entdeckter Zärtlichkeit sah er das Mädchen an, das sein Herz geraubt hatte und nun seinen Blick staunend erwiderte. Er wollte ihr zuflüstern: "Hier, nimm es! Behalte es! Hüte es! Es ist dein!". Doch das kam ihm reichlich kitschig vor und so ließ er es bleiben."


Ebenfalls etwas unter gehen die beiden Protagonisten an sich und deren Beziehung zueinander. Da die 400seitige Geschichte eine erzählte Zeit von wenigen Tagen abdeckt ist natürlich klar, dass man nicht mit einer riesigen Charakterentwicklung oder einer epischen Liebesgeschichte rechnen kann. Was Niliana und Jay angeht, arbeitet Nicole Gozdek deshalb mehr mit dem häppchenweisen Hinzufügen von Details und Motiven, die unseren Blick auf sie ein bisschen verändern, als mit einer wirklichen Charakterentwicklung. Gerade bei Jay funktioniert das ganz gut und er wird vom anfänglich undurchsichtigen Verbrecher zu einem starken Sympathieträger. Niliana hingegen wirkte manchmal naiv, unbeholfen und schwach in ihrer ungewohnten Umgebung, nur um dann in anderen Situationen plötzlich Ninja-Skills auszupacken. Ihre ständigen Schwankungen zwischen "Damsel in Distress" und starker Kämpferin waren für mich ein bisschen zu schwer nachzuvollziehen und sie für mich deshalb nicht ganz so rund.


"Es war seine Geschichte. Er schrieb sie weder mit einem Bleistift oder Kugelschreiber auf Papier, noch tippte er sie mit seinen Fingern auf einer Tastatur oder diktierte sie in ein Aufnahmegerät. Er selbst war der Stift, die Umgebung um sie herum das Papier, das er nach Belieben füllte."


Sehr ans Herz gewachsen sind mir aber auch die Nebenfiguren wie zum Beispiel Nilianas kleine Brüder Ben und Hafius, oder Jays bester Freund Umkius. Auch die Liebesgeschichte hat durch die geringe verstreichende Zeit der Erzählung und die actionlastige Handlung nur wenig Raum, sich langsam zu entwickeln und geht deshalb für meinen Geschmack ebenfalls zu plötzlich vonstatten. Da die Geschichte aber auch noch in einem starken Ende gipfelt, kann man der Mischung aus Abenteuerroman, Urban Fantasy und Liebesgeschichte diese Schnitzer gut verzeihen.




Fazit:


In dieser rasanten Mischung aus Abenteuerroman, Urban Fantasy und Liebesgeschichte kommen aufgrund der stark actionlastige Handlung des hohen Erzähltempos und der kurzen Erzählzeit das Worldbuilding, die Protagonisten und deren Beziehung etwas zu kurz. Dafür wartet "Inspired - Magie der Musen" mit einer großartigen Sogwirkung und einer originellen Grundidee auf.

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