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Veröffentlicht am 26.03.2020

"Verräter zahlen immer für ihre Sünden."

Kill the Queen
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Nachdem ich in letzter Zeit vor allem Liebesgeschichten und Dystopien gelesen habe, musste meine nächste Lektüre mal wieder ein guter Fantasy-Roman sein. Wie passend war es, dass mit "Kill the Queen" noch ...

Nachdem ich in letzter Zeit vor allem Liebesgeschichten und Dystopien gelesen habe, musste meine nächste Lektüre mal wieder ein guter Fantasy-Roman sein. Wie passend war es, dass mit "Kill the Queen" noch ein sehr spannendes Rezensionsexemplar auf meinem Stapel lag, welches mein erstes Buch von Jennifer Estep sein sollte. Und wie gut, dass mich dieser Auftakt einer neuen Reihe mit seinen tollen Schauplätze, der spannenden Handlung, aber vor allem mit der sympathischen, starken Protagonistin überzeugen konnte!

Das Cover ist zwar im typischen, unspektakulären Jugendbuch-Fantasy-Stil gehalten, dafür aber raffiniert gemacht und gefällt mir gut. Zusehen ist die Silhouette einer Frau mit wehenden Haaren und Schwert, die von einer geheimnisvollen Winterlandschaft ausgefüllt ist, was sich interessant vom hellen, himmelartigen Hintergrund abhebt. Nette Details, die gut zum Inhalt passen sind die schwarzen Federn, die vom Himmel herabregnen und die kleine blutige Splitterkrone, die auf dem "Q" im goldenen Titel thront. Auch innerhalb der Buchdeckel ziehen sich diese beiden Motive als roter Faden durch die Gestaltung. Jedes der 31 Kapitel wird von einer Krone überragt und die Anfangsseiten der drei großen Abschnitte, in die die Geschichte außerdem geteilt ist, werden mit den Federn geziert. Sehr schön ist auch die minimalistisch gezeichnete und sehr hilfreiche Karte, die in beiden Leselaschen abgedruckt ist.


Erster Satz: "Der Tag des königlichen Massakers begann wie jeder andere."


Schon mit dem ersten Satz macht die Autorin klar: diese Geschichte wird alles andere als langweilig. Nach einer kurzen Einführung in Evies Leben im Palast als "königliche Lückenbüßerin", die aufgrund ihrer fehlenden magischen Kraft zu allerlei langweiliger Events gehen und dort die Königsfamilie repräsentieren muss, geht es direkt mit einem blutigen Massaker weiter, das Evie nur mit Glück und knapp überlebt. Aufgrund ihrer geheimen Immunität gegen Magie, die sie seit dem Attentat auf ihre Eltern vor der Welt verborgen hält, entkommt sie der Verschwörung der Kronprinzessin Vasilia, doch wohin soll die mittellose Waise nun gehen? In ihrer Verzweiflung erinnert sie sich an die rätselhaften letzten Worte der sterbenden Königin, die sie zu ihrer ehemaligen Leibwächterin Serilda Swanson schickte, die nun in der Stadt eine berühmt-berüchtigte Gladiatorentruppe trainiert. Unter falschem Namen wird sie Teil der zirkusähnlichen Gruppe und trifft auf Akrobaten, Fabelwesen, bunte Figuren, enger Zusammenhalt aber auch blutige Kämpfe, Eifersucht, Machtspielchen und harte Trainings. Doch mit der Schlangengrube, in der sie sich im Palast jahrelang lächelnd durchkämpfen musste, ist die Arena ein Klacks und so beginnt die wütende Evie aus all ihren Talenten das Beste herauszuholen, lernt ihre versteckten Stärken einzusetzen und bereitet sich so auf den entscheidenden Kampf vor: ihre Rache an Vasilia.

Durch den dramatischen Beginn, wird man sofort gepackt und in die Geschehnisse in Bellona hineingezogen. Zwar erfindet die Autorin das Rad hier nicht neu - wir verfolgen eine Außenseiterin mit einer geheimen Gabe, die durch einen Schicksalsschlag zur Auserwählten wird, kämpfen lernt und ihr Königreich rettet -, doch trotz dass wir die Grundbausteine schon kennen, ist der Stoff so unterhaltsam und ansprechend aufgerollt, dass das kaum stört. Im Gegenteil: Jennifer Estep nutzt hier gezielt Fantasy-Klischees um uns zu unterhalten und holt das Beste aus jedem einzelnen hinaus ohne ins Unglaubwürdige oder Langweilige abzudriften. Die Außenseiterin mit der geheimen, versteckten Macht wird zusätzlich zu ihrer Immunität mit einer "Murksgabe", also einem verbesserten Geruchssinn, ausgestattet, der sie entgegen des Spotts aller in vielen Situationen weiterbringt als die machtvollste Blitzmagie. Der geheimnisvolle, starke Krieger/Prinz, in den sich die Protagonistin verliebt, wird nicht zum großen Retter sondern bleibt sehr im Hintergrund und wird auf den zweiten Teil vertröstet, während die Heldin sich selbst retten darf. Die typische Liebesgeschichte bleibt sehr dezent im Hintergrund, verkommt aber auch nicht zum unnötigen Beiwerk um die Story aufzuhübschen. Und sogar die typische hilfloses-Mädchen-lernt-im-Handumdrehen-kämpfen-und-besiegt-alle-Gegner-Nummer ist hier sehr glaubwürdig geschildert. Die Handlung ist also zwar alles andere als neu oder unvorhersehbar, durch geschickte Erzählweise und nette Details liest sich die Geschichte aber dennoch einfallsreich und spannend.


"Die Herrinnen des Sommers sind schön und apart. Mit hübschen Bändern und Blumen so zart. Die Herrinnen des Winters sind kalt und hart. Eisige Kronen aus Splittern sind ihre Art."


Eine weitere große Stärke der Geschichte ist, dass sie sich nicht auf ihrem spannenden Beginn ausruht und danach ins Erklärende abdriftet. Mit spannenden Kämpfen, Intrigen, Geheimnissen, Reisen durch mehrere Königreiche, der Vorstellung von Fabelwesen wie Gargoyles oder Strixen und dem Kennenlernen von verschiedenen Arten von Magiern - Murkse, die eine verbesserte Körpereigenschaft besitzen, Morphe, die sich in Monstergestalten verwandeln, Magier, die Elemente kontrollieren und Meister, die aus Materialien die beeindruckendsten Dinge herstellen können - bekommen wir zu jeder Zeit genügend Neues präsentiert. Dabei sind die Informationen über Setting und Figuren eher beiläufig platziert und lassen mehr Raum für die aufs Ganze gehende Handlung, als ich vom Auftaktband einer Reihe erwartet hätte. Statt seitenlang über Geschichte, Bräuche, Königreiche, Hierarchien und Landschaften zu schwafeln, liest sich "Kill the Queen" wie eine spannende, abgeschlossene Geschichte und leidet trotz dass wir eine gute Vorstellung der High Fantasy Welt erhalten, nicht unter den Schwächen eines halbherzigen Reihenauftakts. Dabei hilft auch der für High Fantasy recht temporeiche und dynamische Erzählstil, der die Handlung zu jeder Zeit vorwärts treibt und Längen verhindert, auch wenn die Autorin nicht mit Details und Beschreibungen an den richtigen Stellen geizt.


"Wir sind deine Freunde, Evie. Das bedeutet, dass deine Probleme auch unsere Probleme sind." Paloma zuckte mit den Schultern, dann verzog ein trockenes Grinsen ihre Lippen.
"Deine Probleme beinhalten nur zufällig das Schicksal ganzer Königreiche."


Eine tragende Säule der Geschichte ist auch die sympathische, starke Protagonistin, Lady Everleigh Saffira Winter Blair, kurz Evie. Sie ist voller Wut, kalter Berechnung und Entschlossenheit aber auch voll Mitgefühl, Wärme und dem genau richtigen Maß an zerbrechlichem Selbstbewusstsein, sodass man ihr ihren täglichen Kampf mit Freuden abnimmt. "Kill the Queen" ist kein wirkliches Jugendbuch - nicht nur weil hier viele blutige Kämpfe ausgetragen werden und gelegentlich auch Schwangere, Hilflose und Kinder abgeschlachtet werden, sondern auch weil die Protagonistin mit ihren 28 Jahren außergewöhnlich "alt" ist. Dass war für mich natürlich eine nette Abwechslung, aber dadurch ist Evie vielleicht nicht die beste Identifikationsfigur für 14jährige, sondern spricht eher etwas ältere Leserinnen an. Sie ist sehr viel erfahrener, selbstbewusster, reifer und gefestigter als die üblichen Fantasy-Protagonistinnen, was die Story von viel Geschmachte, emotionalen Schwankungen, Peinlichkeiten und einer ellenlangen Selbstsuche befreit und mir sehr zugesagt hat. Das bedeutet nicht, dass sie sich nicht entwickeln würde, im Gegenteil: wie sie beginnt, sich nichts mehr gefallen zu lassen und ihre Stärken offen auszuspielen ist nicht nur amüsant sondern auch beeindruckend zu verfolgen.


"Manche Leute würden es hübsch umschreiben, es Entschlossenheit oder Antrieb oder Ehrgeiz nennen. Doch ich nenne die Dinge gerne beim Namen - und es ist Wut." (…)
"Meistens ist Wut heiß, leichtsinnig, dumm. Aber deine Wut ist kalt, kontrolliert, voller Kalkulation. Kalte Wut ist immer die beste Wut."


Doch die Protagonistin bleibt nicht die einzige starke Frau, die sich nichts sagen lässt und die wir hier bewundern dürfen. Neben der gefährlichen Meistergladiatorin und Ausbilderin Serilda Swanson, der starken Kämpferin und Freundin Paloma und der gerissenen Tanzlehrerin und Spionin Xenia, ist auch die Antagonistin, die skrupellose Kronprinzessin Vasilia, eine starke Frau (wenn auch eindeutig verrückt). Ich bin ein großer Fan von feministischer Fantasy, in der es Königinnen und Kämpferinnen gibt, die sich nicht von irgendwelchen Rittern retten lassen oder von gutaussehenden Prinzen abgelenkt werden, sondern selbst das Heft in die Hand nehmen, wodurch Jennifer Estep noch weitere Pluspunkte sammeln konnte.


"Verräter zahlen immer für ihre Sünden."


Neben der Haupthandlung erhalten wir auch an und an spannende Rückblicke in das frühere Leben der Protagonistin, die auch deren Beziehung zur Antagonistin Vasilia beschreiben und uns Hintergründe der Handlung besser verstehen lassen. Was es mit dem gutaussehenden andvarischen Bastardprinzen, Magier und Gladiator Lucas Sullivan, kurz Sully, auf sich hat, mit dem Evie immer wieder aneinander gerät, wie er bei der Gladiatorengruppe "Schwarzer Schwan" gelandet ist und wie sich die Spannungen zwischen ihm und unserer Protagonistin entwickeln werden, wird auf den nächsten Teil vertröstet, genau wie weitere Entwicklungen nach dem relativ abrupten Ende. Mit einer kurzen Leseprobe wurde uns schon der nächste Teil der Trilogie, "Protect the Prince", schmackhaft gemacht, der alle offenen Fragen aufnehmen und alle in der Luft hängenden Stränge wieder aufnehmen wird, für den aber noch kein Veröffentlichungstermin feststeht. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Evie, Sully, Paloma, Serilda, Xenia, Cho und Co weiter gehen wird und hoffe, der Verlag lässt sich nicht zu viel Zeit




Fazit:*

Dieser Auftakt der neuen Reihe "Splitterkrone"-Reihe überzeugt mit seinen tollen Schauplätze, dem temporeichen Erzählstil, dem Fokus auf die spannende Handlung, aber vor allem mit der sympathischen, starken und reifen Protagonistin! Die Handlung ist zwar alles andere als neu oder unvorhersehbar, durch geschickte Erzählweise, die gezielte Nutzung von Fantasy-Klischees und nette Details vermeidet Jennifer Estep jedoch die Schwächen eines Reihenauftakts und die Geschichte liest sich dennoch einfallsreich und spannend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2020

Eines der schönsten YA-Bücher, die ich jemals gelesen habe!

Das Licht von tausend Sternen
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Seid ihr auch immer auf der Suche nach DIESEN Geschichten? Die, die euch beim Lesen alles vergessen lassen, die ihr in Gedanken den ganzen Tag mit euch herumtragt und in eure Träume mitnehmt? Die, die ...

Seid ihr auch immer auf der Suche nach DIESEN Geschichten? Die, die euch beim Lesen alles vergessen lassen, die ihr in Gedanken den ganzen Tag mit euch herumtragt und in eure Träume mitnehmt? Die, die voller bittersüßer Momente von der ganz undefinierbaren Sorte sind, bei denen man sich nicht genau entscheiden kann, ob man vom Glück überwältigt oder von der Traurigkeit gerührt sein soll. Wegen diesen Büchern lese ich - und in dieser unscheinbaren Geschichte habe ich so eine seltene Perle gefunden!

Doch bevor ich es schon in der Einleitung zu sehr übertreibe schnell zum Cover... Besonders an der Gestaltung ist, dass der gesamte Einband nur aus rauer, schwarzer Pappe besteht und Titel, Schrift und Motiv in silbernem und goldener Prägung wirken wie eines dieser Metallic-Kratzbilder, die ich vor einigen Jahren so geliebt habe. Zu sehen sind nur die vorsichtigen Umrisse eines Mädchens und eines Jungen, die sich umarmen und gekonnt rund um den Titel platzierte goldene Lichtpunkte. Doch das reicht aus, um auf den ersten Blick zu faszinieren und gerade dass die Schrift und die Punkte so toll im Licht leuchten und schimmern passt gut zum Titel. Warum der Roman ausgerechnet "Das Licht von tausend Sternen" heißt, war mir zuerst unklar, mit der Zeit enthüllt sich jedoch langsam, auf was angespielt wird. Die 381 Seiten werden in 65 kurze Kapitel abwechselnd aus der Sicht von Harper und Ashton und einen Epilog geteilt.


Erster Satz: "Das Treiben auf dem Campus wird durch die dicken Wände der Mansfiled Library ausgesperrt."


Zu Beginn treffen die beiden Protagonisten ganz unspektakulär in der Bibliothek aufeinander wie ungefähr schon 1000 Buchpaare vor ihnen. Was sich nicht nach dem großen Anfang von etwas Besonderen liest, bekommt dann jedoch bald viel mehr Tiefe und Gefühl, ans ich erwartet hätte. Der Playboy Ashton überrascht sich selbst mit seinen Gefühlen und wächst dem Leser durch seine charmante Hartnäckigkeit sofort ans Herz. Während er sich nach dem Kontaktabbruch zu seinen Eltern alleine mit zwei Jobs über Wasser zu halten versucht und zwischendurch seine Sorgen mit Partys ertränkt, bedeutet Harpers Familie alles für sie. Familie bedeutet ihren kleinen autistischen Bruder Ben und ihre chronisch überarbeitete Mutter, die Nachtschichten im Krankenhaus schiebt, um ihrer Tochter das Studium zu finanzieren seid ihr Mann durch einen Unfall gestorben ist. Familie bedeutet Verantwortung, keine Abenteuer, keine Spontanität und keine Kompromisse. Doch als Ashton in ihrem Leben auftaucht, will sie wenigstens einmal egoistisch sein...


"Die Erkenntnis, dass ich vermutlich nie frei sein werde, einfach das zu tun, wonach mir ist, brennt in meiner Brust. Tränen treten in meine Augen, aber ich wische sie trotzig weg und eile zurück ins Wohnzimmer. Nur einmal will ich die Wahl haben."


Leonie Lastella schreibt hier von Studium, WG-Alltag, Familienleben, Partys, Träume, Verantwortung, Trauer, Kunst, Selbstverwirklichung und vor allem … über die große Liebe. Viele Themen, die junge Menschen beschäftigen, halten hier Einzug und werden stimmig zu einer berührenden, echten Geschichte verarbeitet. Auch was es bedeutet, mit einem Kind mit Autismus zusammenzuleben, was es bedeutet, die zweite Geige zu spielen, Opfer bringen zu müssen und dieser Person nicht böse sein zu können weil man sie liebt, wird sehr deutlich und authentisch beschrieben. Am besten hat mir aber nicht der tolle Themenmix gefallen sondern die wundervolle Romanze von Ashton und Harper, bei der ich mir zum ersten Mal seit längerem gut vorstellen konnte, dass sie genau so passiert ist. Hier geht es nicht zu schnell, nicht zu langsam, nichts ist unrealistisch, weit hergeholt oder langweilig - man kann die Gefühle der Figuren und die Chemie zwischen ihnen zu jedem Zeitpunkt der Geschichte nachempfinden und indem die Beiden sich gegenseitig Halt geben, aufeinander Rücksicht nehmen und das Beste im jeweils anderen zum Vorschein bringen, machen sie vor, wie eine wirklich gesunde Beziehung aussehen kann. Natürlich gibt es auch hier Missverständnisse, Dramas, Geheimnisse und das Leben, was sich zwischen die beiden zu drängen versucht. Doch anders als im typischen Young-Adult-Buch geht es hier endlich mal nicht nur um heiße Leidenschaft und anziehende Protagonisten mit sexualisierten Gedanken und großem Lebenstraumata, sondern um zwei Protagonisten die einfach unfassbar süß zusammen sind und gut als Paar funktionieren auch wenn ihre Welten scheinbar nicht kompatibel sind.


"Ich habe erwartet, dass Harper zu küsse der Hammer sein würde, aber auf die Explosion, die sie in mir auslöst, bin ich nicht vorbereitet. Nicht darauf, das mein Herz sich mitten in deren Epizentrum stürzt."


Auch wenn auch diese Handlung recht vorhersehbar ist, wir durch die beiden Ich-Erzähler schon alle Geheimnisse, Lebensumstände und Gefühle der beiden Figuren kennen und die Protagonisten zur Abwechslung mal ganz "normale" Sachen machen wie ins Kino zu gehen, am See mit Freunden abzuhängen oder zusammen wegzufahren, wird es zu keinem Zeitpunkt der Handlung langweilig. Das ist unter anderem auch Leonie Lastellas atmosphärischem Schreibstil zu verdanken, der es ähnlich dessen der "Queen-of-Hearts" -Colleen Hoover- schafft, sämtliche Gefühle mit wenigen Worten und ohne geschwollene Metaphern oder Ausschweifungen auszudrücken und - noch viel wichtiger - lebensecht an den Leser weiter zu transportieren. Die Autorin braucht nicht viele Worte um Harpers Hin- und Her-Gerissenheit zwischen der Liebe zu ihrem Bruder und der Schuld ihrer Mutter gegenüber, die alles für sie aufgibt, und ihrer Sehnsucht nach einem eigenen, freien, ganz normalen Leben zu beschreiben. Es ist auch nicht viel nötig, um uns nahezubringen, wie eine tote Person auch nach Jahren noch Ashtons Leben durcheinander bringt. All der Schmerz, die Sehnsucht nach dem Leben und der Zwiespalt der Protagonistin haben mir fast das Herz gebrochen, all die süße Liebe hat es wieder geheilt. Die geballten Emotionen haben mich ein paar Mal ordentlich schlucken lassen.


"Ein paar Minuten habe ich noch." Hat sie nicht. Sie zwackt sie sich ab, um mir etwas Gutes zu tun. Mir ist übel. Und anstatt es wenigstens zuzugeben und sie um eine Entschuldigung zu bitten, bleibe ich stumm. Ich bin episch feige und wünschte inbrünstig, ich wäre mehr wie Mom. Weniger ich selbst."


Ordentlich punkten konnte der Roman auch dadurch, dass alle Protagonisten eine tolle Entwicklung durchmachen und nebenher auch noch Platz für die Geschichten süßer Nebenfiguren wie zum Beispiel die von Ashtons bester Freundin Becca und dessen Freund Will, oder Ashtons Schwester Emma oder Harpers Mutter ist. Dass ich die Protagonisten Harper und Ashton zusammen mochte, habe ich ja schon gesagt, doch auch jeder für sich sind sie vielschichtig, etwas verkorkst, zerbrechlich und doch stark und somit authentische Identifikationsfiguren. Wohin ihr Weg am Ende nun genau führt und wie sie ihre Probleme vollends lösen wollen, wird am Schluss natürlich nicht komplett geklärt - das wäre ja auch viel zu unrealistisch. Dadurch dass einiges offen gelassen wird, macht die Autorin deutlich, dass es sich hier nicht um ein Ende, sondern erst um einen Anfang handelt. Dass ich diesem beiwohnen durfte hat mich sehr gefreut - das wird also nicht mein letztes Buch von der Autorin gewesen sein...



"Es riecht nach feuchter Erde, frischem Gras und klarer Luft. Genauso hat Ashton gerochen. Wie ein perfekter Sommertag in Montana. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und sehe nichts als azurblauer Himmel, der mich unwillkürlich an Ashtons Augen erinnert. Ben hat recht. Blau ist wirklich eine Knallerfarbe."



Fazit:


Wunderbar zart und voller süßer Details erzählt Leonie Lastella von zwei vielschichtigen, etwas verkorksten, zerbrechlichen und doch starken Protagonisten, die sich gegenseitig Halt geben, aufeinander Rücksicht nehmen, das Beste im jeweils anderen zum Vorschein bringen und so vormachen, wie eine wirklich gesunde Beziehung aussehen kann.

Eines der schönsten YA-Bücher, die ich jemals gelesen habe! Den halben Stern Abzug gibt´s nur für den gewöhnlichen Beginn

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Veröffentlicht am 13.03.2020

Eines der schönsten YA-Bücher, die ich jemals gelesen habe!

Das Licht von tausend Sternen
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Seid ihr auch immer auf der Suche nach DIESEN Geschichten? Die, die euch beim Lesen alles vergessen lassen, die ihr in Gedanken den ganzen Tag mit euch herumtragt und in eure Träume mitnehmt? Die, die ...

Seid ihr auch immer auf der Suche nach DIESEN Geschichten? Die, die euch beim Lesen alles vergessen lassen, die ihr in Gedanken den ganzen Tag mit euch herumtragt und in eure Träume mitnehmt? Die, die voller bittersüßer Momente von der ganz undefinierbaren Sorte sind, bei denen man sich nicht genau entscheiden kann, ob man vom Glück überwältigt oder von der Traurigkeit gerührt sein soll. Wegen diesen Büchern lese ich - und in dieser unscheinbaren Geschichte habe ich so eine seltene Perle gefunden!

Doch bevor ich es schon in der Einleitung zu sehr übertreibe schnell zum Cover... Besonders an der Gestaltung ist, dass der gesamte Einband nur aus rauer, schwarzer Pappe besteht und Titel, Schrift und Motiv in silbernem und goldener Prägung wirken wie eines dieser Metallic-Kratzbilder, die ich vor einigen Jahren so geliebt habe. Zu sehen sind nur die vorsichtigen Umrisse eines Mädchens und eines Jungen, die sich umarmen und gekonnt rund um den Titel platzierte goldene Lichtpunkte. Doch das reicht aus, um auf den ersten Blick zu faszinieren und gerade dass die Schrift und die Punkte so toll im Licht leuchten und schimmern passt gut zum Titel. Warum der Roman ausgerechnet "Das Licht von tausend Sternen" heißt, war mir zuerst unklar, mit der Zeit enthüllt sich jedoch langsam, auf was angespielt wird. Die 381 Seiten werden in 65 kurze Kapitel abwechselnd aus der Sicht von Harper und Ashton und einen Epilog geteilt.


Erster Satz: "Das Treiben auf dem Campus wird durch die dicken Wände der Mansfiled Library ausgesperrt."


Zu Beginn treffen die beiden Protagonisten ganz unspektakulär in der Bibliothek aufeinander wie ungefähr schon 1000 Buchpaare vor ihnen. Was sich nicht nach dem großen Anfang von etwas Besonderen liest, bekommt dann jedoch bald viel mehr Tiefe und Gefühl, ans ich erwartet hätte. Der Playboy Ashton überrascht sich selbst mit seinen Gefühlen und wächst dem Leser durch seine charmante Hartnäckigkeit sofort ans Herz. Während er sich nach dem Kontaktabbruch zu seinen Eltern alleine mit zwei Jobs über Wasser zu halten versucht und zwischendurch seine Sorgen mit Partys ertränkt, bedeutet Harpers Familie alles für sie. Familie bedeutet ihren kleinen autistischen Bruder Ben und ihre chronisch überarbeitete Mutter, die Nachtschichten im Krankenhaus schiebt, um ihrer Tochter das Studium zu finanzieren seid ihr Mann durch einen Unfall gestorben ist. Familie bedeutet Verantwortung, keine Abenteuer, keine Spontanität und keine Kompromisse. Doch als Ashton in ihrem Leben auftaucht, will sie wenigstens einmal egoistisch sein...


"Die Erkenntnis, dass ich vermutlich nie frei sein werde, einfach das zu tun, wonach mir ist, brennt in meiner Brust. Tränen treten in meine Augen, aber ich wische sie trotzig weg und eile zurück ins Wohnzimmer. Nur einmal will ich die Wahl haben."


Leonie Lastella schreibt hier von Studium, WG-Alltag, Familienleben, Partys, Träume, Verantwortung, Trauer, Kunst, Selbstverwirklichung und vor allem … über die große Liebe. Viele Themen, die junge Menschen beschäftigen, halten hier Einzug und werden stimmig zu einer berührenden, echten Geschichte verarbeitet. Auch was es bedeutet, mit einem Kind mit Autismus zusammenzuleben, was es bedeutet, die zweite Geige zu spielen, Opfer bringen zu müssen und dieser Person nicht böse sein zu können weil man sie liebt, wird sehr deutlich und authentisch beschrieben. Am besten hat mir aber nicht der tolle Themenmix gefallen sondern die wundervolle Romanze von Ashton und Harper, bei der ich mir zum ersten Mal seit längerem gut vorstellen konnte, dass sie genau so passiert ist. Hier geht es nicht zu schnell, nicht zu langsam, nichts ist unrealistisch, weit hergeholt oder langweilig - man kann die Gefühle der Figuren und die Chemie zwischen ihnen zu jedem Zeitpunkt der Geschichte nachempfinden und indem die Beiden sich gegenseitig Halt geben, aufeinander Rücksicht nehmen und das Beste im jeweils anderen zum Vorschein bringen, machen sie vor, wie eine wirklich gesunde Beziehung aussehen kann. Natürlich gibt es auch hier Missverständnisse, Dramas, Geheimnisse und das Leben, was sich zwischen die beiden zu drängen versucht. Doch anders als im typischen Young-Adult-Buch geht es hier endlich mal nicht nur um heiße Leidenschaft und anziehende Protagonisten mit sexualisierten Gedanken und großem Lebenstraumata, sondern um zwei Protagonisten die einfach unfassbar süß zusammen sind und gut als Paar funktionieren auch wenn ihre Welten scheinbar nicht kompatibel sind.


"Ich habe erwartet, dass Harper zu küsse der Hammer sein würde, aber auf die Explosion, die sie in mir auslöst, bin ich nicht vorbereitet. Nicht darauf, das mein Herz sich mitten in deren Epizentrum stürzt."


Auch wenn auch diese Handlung recht vorhersehbar ist, wir durch die beiden Ich-Erzähler schon alle Geheimnisse, Lebensumstände und Gefühle der beiden Figuren kennen und die Protagonisten zur Abwechslung mal ganz "normale" Sachen machen wie ins Kino zu gehen, am See mit Freunden abzuhängen oder zusammen wegzufahren, wird es zu keinem Zeitpunkt der Handlung langweilig. Das ist unter anderem auch Leonie Lastellas atmosphärischem Schreibstil zu verdanken, der es ähnlich dessen der "Queen-of-Hearts" -Colleen Hoover- schafft, sämtliche Gefühle mit wenigen Worten und ohne geschwollene Metaphern oder Ausschweifungen auszudrücken und - noch viel wichtiger - lebensecht an den Leser weiter zu transportieren. Die Autorin braucht nicht viele Worte um Harpers Hin- und Her-Gerissenheit zwischen der Liebe zu ihrem Bruder und der Schuld ihrer Mutter gegenüber, die alles für sie aufgibt, und ihrer Sehnsucht nach einem eigenen, freien, ganz normalen Leben zu beschreiben. Es ist auch nicht viel nötig, um uns nahezubringen, wie eine tote Person auch nach Jahren noch Ashtons Leben durcheinander bringt. All der Schmerz, die Sehnsucht nach dem Leben und der Zwiespalt der Protagonistin haben mir fast das Herz gebrochen, all die süße Liebe hat es wieder geheilt. Die geballten Emotionen haben mich ein paar Mal ordentlich schlucken lassen.


"Ein paar Minuten habe ich noch." Hat sie nicht. Sie zwackt sie sich ab, um mir etwas Gutes zu tun. Mir ist übel. Und anstatt es wenigstens zuzugeben und sie um eine Entschuldigung zu bitten, bleibe ich stumm. Ich bin episch feige und wünschte inbrünstig, ich wäre mehr wie Mom. Weniger ich selbst."


Ordentlich punkten konnte der Roman auch dadurch, dass alle Protagonisten eine tolle Entwicklung durchmachen und nebenher auch noch Platz für die Geschichten süßer Nebenfiguren wie zum Beispiel die von Ashtons bester Freundin Becca und dessen Freund Will, oder Ashtons Schwester Emma oder Harpers Mutter ist. Dass ich die Protagonisten Harper und Ashton zusammen mochte, habe ich ja schon gesagt, doch auch jeder für sich sind sie vielschichtig, etwas verkorkst, zerbrechlich und doch stark und somit authentische Identifikationsfiguren. Wohin ihr Weg am Ende nun genau führt und wie sie ihre Probleme vollends lösen wollen, wird am Schluss natürlich nicht komplett geklärt - das wäre ja auch viel zu unrealistisch. Dadurch dass einiges offen gelassen wird, macht die Autorin deutlich, dass es sich hier nicht um ein Ende, sondern erst um einen Anfang handelt. Dass ich diesem beiwohnen durfte hat mich sehr gefreut - das wird also nicht mein letztes Buch von der Autorin gewesen sein...



"Es riecht nach feuchter Erde, frischem Gras und klarer Luft. Genauso hat Ashton gerochen. Wie ein perfekter Sommertag in Montana. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und sehe nichts als azurblauer Himmel, der mich unwillkürlich an Ashtons Augen erinnert. Ben hat recht. Blau ist wirklich eine Knallerfarbe."



Fazit:


Wunderbar zart und voller süßer Details erzählt Leonie Lastella von zwei vielschichtigen, etwas verkorksten, zerbrechlichen und doch starken Protagonisten, die sich gegenseitig Halt geben, aufeinander Rücksicht nehmen, das Beste im jeweils anderen zum Vorschein bringen und so vormachen, wie eine wirklich gesunde Beziehung aussehen kann.

Eines der schönsten YA-Bücher, die ich jemals gelesen habe! Den halben Stern Abzug gibt´s nur für den gewöhnlichen Beginn

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.03.2020

Ein fantastisches, vielseitiges, originelles, und spannendes Abenteuer für Groß und Klein!

Siramir
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Als die Autorin an mich herantrat und ich diese Geschichte zum ersten Mal gelesen habe, hatte ich es an einem Tag beendet wurde sofort bezaubert von den originellen Ideen, der kindlichen Unschuld und Fantasie, ...

Als die Autorin an mich herantrat und ich diese Geschichte zum ersten Mal gelesen habe, hatte ich es an einem Tag beendet wurde sofort bezaubert von den originellen Ideen, der kindlichen Unschuld und Fantasie, die in dieser Geschichte steckt. Trotz dass ich nicht gerade der Zielgruppe des Kinderbuchs entspreche, wurde ich geradezu in die Welt von Siri, Drago, Sophie, Sam und all den anderen hineingezogen und konnte es bis zum Ende nicht mehr beiseite legen. Erfrischend innovativ, liebevoll erzählt und toll mit Bonusmaterial ausgestaltet!

Das Cover wirkt mit dem kleinen, grauen Drachen vor einem blauen Sommerhimmel zwar sehr verspielt, die Gestaltung ist aber so schlicht, dass nicht alles gleich KINDERBUCH schreit. Der Drache trifft genau meine eigene Vorstellung vom kleinen Drago und macht sich meiner Meinung nach deshalb ganz wunderbar in dieser prominenten Position. Auch der Titel - wenn er auch für Leser, die die Geschichte noch nicht kennen etwas wunderlich klingen mag - passt genau zur Handlung und hat zudem einen hohen Wiedererkennungswert. Er klingt geheimnisvoll, innovativ und hebt sich von anderen Titeln dadurch ab, dass es ihn noch nirgends gibt. Besonders toll ist jedoch die Gestaltung innerhalb der Buchdeckel, wo einige Überraschungen auf die Leser warten. Die von der Autorin selbst gezeichneten Skizzen und Illustrationen, die jedem Kapitel vorangestellt sind, runden den Gesamteindruck wundervoll ab und lockern den Text auf. Auch die vielen enthaltenen Briefe und Ausschnitte aus Lehrbüchern sind durch den Hintergrund optisch hervorgehoben und besonders ausgestaltet. Zudem hilft eine ausführliche Namensliste der Hauptpersonen am Ende der Geschichte dabei, den Überblick zu wahren.

Das ganz besondere Plus des Romans ist jedoch das Bonusmaterial. Wer nicht nur mitdenken, mitleiden und mitfiebern will, kann durch den Anhang hier auch tatsächlich mit-machen. Angefügt ist hier zum Einen Siris Denk-Mich-Buch, in dem sie während der Geschichte wissenswerte Informationen zu den Kräutern sammelt, die im Buch vorkommen und das außerdem spannende Rezepten und Anwendungstipps von Drago enthält, die man ganz einfach Zuhause nachmachen kann. Zum Anderen kann man mit den einfachen aber ausführlichen Anleitungen am Ende des Buches Sams spektakulären Zaubertrick nachmachen, einen funktionierenden (hab ich getestet ^^) Solarkocher bauen und Drago als 3D-Hologramm auferstehen lassen. Damit man das auch immer parallel zu den Protagonisten im Buch machen kann, weist der kleine Drago durch Sprechblasen im Text an den passenden Stellen der Geschichte darauf hin, wenn man eine vorgestellte Aktion einfach nachmachen kann und lässt so das ganze Leseerlebnis viel wahrhaftiger, realistischer und näher wirken. Als Selfpublisherin und ohne die Hilfe eines Verlags ein Mitmach-Buch zu gestalten finden ich wirklich beeindruckend!

Erster Satz: "Der Orkan schickte seine Vorboten"

Wir steigen schon mit einer sehr rasanten, spannenden Szene in die Geschichte ein und auch wenn sich diese schnell als Traum entpuppt, ist das Leben der jungen Siri Siebenstein alles andere als gewöhnlich oder langweilig. Denn die kleine Rebellin mit den wilden Locken und der Vorliebe für Kräuter, ist eine richtige Hexe. Natürlich muss sie wie alle Kinder das Hexen erst noch lernen und geht dafür auf die Hexenschule, wo sie es aber nicht gerade einfach hat. Nicht nur dass der gemeine Robert es immer auf sie abgesehen hat, auch das mit den Zaubersprüchen und dem Besenreiten will ihr nicht so gelingen, wie sie es gerne hätte. Gut dass ihr ihre beste Freundin Sophie und ihr Freund Sam zur Seite stehen. Als sie aber von ihrer Tante eine Drachenstatue aus Onyx geschenkt bekommt und von einer uralten Prophezeiung erfährt, beginnt sich das Blatt für sie zu wenden. Zusammen mit ihren Freunden kommt sie einer Verschwörung der Hexen auf die Schliche, deckt ein uraltes Geheimnis auf und als sie endlich zeigen kann, was in ihr steckt, ist der kleine Drache plötzlich viel lebendiger als angenommen...

Zugegebenermaßen gibt es etliche Hexen-/ Zauberer-/ Magiergeschichten auf dem Markt, sehr schön und besonders an dieser ist, dass sie in eine andere Richtung geht als die typischen Romane. Wie schon erwähnt geht es hier auch um die Kraft von Heilpflanzen, wobei die Autorin ihre Expertise zeigt und gut verständlich und als süßes Extra ihr Wissen miteinfließen lässt. Auch dass sie Drachen und eine Zauberschule mit Prophezeiungen, einer Verschwörung, einem Abenteuer und einer Rebellion verknüpft, empfand ich als abwechslungsreiche Mischung. Das Beste sind jedoch die vielen kleinen, kreativen und oft auch lustigen Ideen, die der Geschichte einen ansprechenden Charme verleihen und mich des Öfteren schmunzeln ließen. So wurde ich von Froschi, der etwas anderen Schulglocke, Orphelia, der leicht verrückten Orakeleule, dem Kleinkrieg der Wichtel gegen die Nemas, der Idee mit Mutter Natur und nicht zuletzt dem kleinen, frechen Drachen Drago, der so vehement darauf besteht, ein großer "Magnus" zu sein, völlig verzaubert. Er war mein absoluter Liebling und ich wünsche mir auch unbedingt ein nuschelndes Drachenarmband Und außerdem will ich unbedingt auch so ein Denkmichbuch, das würde mir meinen Alltag deutlich erleichtern!!!

Neben den Kleinigkeiten ist auch der gesamte Plot gut durchdacht, strukturiert und mit einer ausgefeilten Spannungskurve versehen. Der Anfang beginnt schon sehr packend und auch das Ende ist wartet mit einem spektakulären Showdown auf, den ich so niemals erwartet hätte. An dieser Stelle sei vorgetragen, dass die Geschichte auch unbedingt ältere Leser begeistern kann (ich bin da das beste Beispiel dafür), da viele kleine Anspielungen und politische Intrigen, die nebenbei ablaufen extra für Mitlesende oder Vorlesende Eltern eingebaut wurden. Dass viele wichtige Gedanken und Thematiken der angesprochenen Altersgruppe wie zum Beispiel Mobbing, Anderssein, Geheimnisse, der Umgang mit Technik und Respektspersonen und den Platz in der Gesellschaft zu finden geschickt verarbeitet sind, ist natürlich auch ein Punkt, den ich einfach genial fand.

All das verbindet der Schreibstil, der trotz dass das Noca Kreschs erster Roman ist, sehr erfahren wirkt und sehr oft genau den Punkt trifft. Wie sie es schaffst, die Personen die auftreten, gleich schnell und beinahe beiläufig zu charakterisieren, sodass man gleich ein gutes Bild vor Augen hat, hat mir sehr gut gefallen, genauso wie die umschreibenden aber nicht ausufernden visuellen Beschreibungen. Außerdem sind die Dialoge wunderbar ausgefeilt - sie klingen gleichzeitig so strukturiert, als ob sie sehr oft überarbeitet worden wären, aber noch zufällig und einfach genug, dass sie Kinder führen und verstehen können. Das ist eine wirkliche Kunst, die nicht von allen Kinderbuchautoren so gut gekonnt wird.

Als letzten Punkt will ich noch schnell auf die Protagonisten kommen. Die drei Hauptcharaktere sind alle als sympathische Helden aufgezogen, sodass bestimmt jeder Leser einen Teil von sich selbst in einem der drei Freunde entdecken könnte. Vor allem, wie gut die drei zusammenhalten und sich ergänzen hat mir sehr gut gefallen. Das Wort "Siramir" ist deshalb eine perfekte Zusammenfassung dieses Wir-Gefühls, ohne das die ganze Mission gescheitert wäre, und somit meiner Meinung nach der perfekte Titel für diese Geschichte. Dadurch dass die Autorin einen auktorialen Erzähler gewählt hat, bekommt der Leser einen Einblick in alle drei Hauptcharaktere, sowie einige Nebencharaktere und ab und an auch die Antagonisten. Sehr spannend fand ich auch die Figur Robert, die vielschichtiger ist, als zu Beginn gedacht. Wie vorher schon mal angedeutet ist Drago aber mein absoluter Favorit. Der kleine, freche Racker, der mit den typischen Wesenszügen eines Drachen nicht viel gemein hat und alles andere als weise und bedacht erscheint, birgt viele Überraschungen und ist immer für einen Lacher gut. Einfach hinreißend dieses kleine Biest.

Ihr seht, ich bin begeistert von diesem Kinderbuch, dass ich gerne an alle Fantasy-Leser weiterempfehlen möchte. Besonders die Wendung am Schluss, die vielen kleinen Details und das toll gestaltete Bonusmaterial haben mich überzeugt!


Fazit:


Ein fantastisches, vielseitiges, originelles, und spannendes Abenteuer für Groß und Klein. Viele kreative und lustige Ideen, authentische Protagonisten und das liebevoll gestaltete Bonusmaterial machen die Geschichte zu einem Muss für Fantasy-Leser!

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Selten hat ein handlungsfokussierter Genre-Mix so gut funktioniert: ein tolles Debüt!

Four Dead Queens
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Als ich "Four Dead Queens" in der Verlagsvorschau des Piper Verlags entdeckt habe, hatte ich zugegebenermaßen keine großen Erwartungen. Ich habe von dem Buch noch nie etwas gehört, kannte die Autorin nicht ...

Als ich "Four Dead Queens" in der Verlagsvorschau des Piper Verlags entdeckt habe, hatte ich zugegebenermaßen keine großen Erwartungen. Ich habe von dem Buch noch nie etwas gehört, kannte die Autorin nicht und stehe einbändigen Fantasy-Romanen grundsätzlich eher kritisch gegenüber. Doch der "Taschendiebin wird durch Zufall Teil einer königlichen, blutigen Intrige"-Klapptext hatte etwas an sich, dass ich der Geschichte unbedingt eine Chance geben wollte!

Wer meinen Blog treu verfolgt wird wissen, dass ich oft ein Fan der Originalcover bin. Doch hier hat mich der Piper-Verlag vom Gegenteil überzeugt: während auf dem Original nur relativ schlicht vier Kronen zu sehen sind, hat das deutsche Cover ein dunkleres, chaotischeres, detailreicheres Motiv abbekommen, dass so gut zur Geschichte passt, dass ich mich verliebt habe!!! Zusehen ist grauer ein Doppeladler mit ausgebreiteten Flügeln auf einem Sockel voller Rosen und Blätter. Das grau-schwarze Hauptmotiv hebt sich zwar gut vom schwarzen Hintergrund ab, wirkt aber recht düster und chaotisch. Etwas Farbe bringen die goldene Krone, das goldene Schwert und der haptisch hervorgehobene Titel, der zu den Seiten hin in Funken zu zerstieben scheint. Dabei ist das Cover noch nicht einmal das Beste an der Gestaltung. Richtig toll sind auch die bunte Karte in der vorderen und die von der Autorin selbst gestaltete Steckbriefe der vier Königinnen in der hinteren Leselasche. Außerdem sehr hilfreich fürs Verfolgen der Geschichte ist die kurze Vorstellung jedes der vier Quadranten, Archia, Eonia, Toria und Ludia mit Leitspruch, Königin und Kurzbeschreibung sowie das vorangestellte Gesetz der Königinnen, dessen 15 Regeln auch vor den einzelnen Kapitelanfängen aus der Sicht der Königinnen zu lesen sind. Insgesamt sind die 445 Seiten in 49 Kapitel aufgeteilt, in denen entweder Keralie oder eine der Königinnen erzählen darf.

Erster Satz: "Die Morgensonne ließ die goldene Palastkuppel erstrahlen und überflutete den Concord mit Licht."

Die erste erzählende Protagonistin ist die junge Taschendiebin Keralie, die im Concord, dort wo die vier Quadranten von Quadara aufeinander treffen, reiche Passanten bestiehlt um ihre Waren dann in Mackiels Auktionshaus im dunklen Hafenviertel von Toria zu versteigern. Seit sie nach einem Unfall, für den sie sich selbst die Schuld gibt, mit ihren Eltern gebrochen hat, lebt sie bei ihrem Boss, der gleichzeitig ihr einziger Freund ist. Als sie eines Tages dem Boten Varin sein Comm Case abnimmt, weiß sie noch nicht dass die vier darin enthaltenen Erinnerungschips ihr nichts geringeres als den Mord an den vier Königinnen von Quadara offenbaren und sie und den unglücklichen Boten in eine gefährliche Verschwörung verwickeln wird. Werden es die beiden vom Zufall Verbündeten rechtzeitig zum Palast schaffen? Wer ist der Attentäter? Und was hat Keralies Boss Mackiel damit zu tun?

Parallel zu Keralies aufregender Entdeckung und ihrer Indiziensuche durch verschiedene Quadranten, lernen wir die vier Königinnen Corra, Stessa, Marguerite und Iris kennen, die alle ein Geheimnis mit sich herum tragen und das Gesetz der Königinnen, um das sich alles dreht, in mindestens einer Hinsicht schonmal gebrochen haben. Denn neben ihrer Macht und Verantwortung sind die vier Frauen vor allem eins: Menschen, die sich nach Liebe sehnen. Nachdem wir einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Königinnen erhalten haben, ist es umso schockierender dass wir - wie der Titel und Keralies Entdeckung es schon vermuten lassen - ihre Tode miterleben müssen. Jeweils aus der Sicht er ermordeten Königin bekommen wir ihre letzte Momente und schließlich ihr Ende mit. Dabei beschreibt Astrid Scholte die Morde weder übertrieben grausam noch blutrünstig, doch trotz dass wir uns gedanklich darauf vorbereiten können, sind diese Szenen so lebensecht geschildert, dass sie unter die Haut gehen.

Dies alles ereignet sich vor dem Hintergrund einer gut durchdachten, runden Fantasy-Welt, von der wir aber leider nicht allzu viel zu sehen bekommen. Das ist bei Fantasy-/Science-Fiction-Geschichten mit kompletter neuer Welt sehr ungewöhnlich, da dabei häufig der Hauptaugenmerk darauf liegt, dem Leser zu zeigen, welch tolle Welt man als Autor erschaffen hat. Hier handelt es sich beim Setting mehr um Beiwerk - rundes, sehr spannendes zwar aber trotzdem nicht viel mehr als eine interessante Kulisse für die wirklich wichtigen Geschehnisse. Ein paar Szenen am Hafen von Toria zu Beginn, ein kurzer Spaziergang über die Concorde, ein Aufenthalt in einem Haus in Eonia und natürlich die Haupthandlung im Palast - mehr bekommen wir aber von Quadara leider nicht zu sehen. Auch was die Geschichte rund um die Entstehung des viergeteilten Königreichs anbelangt wurden zwar interessante Punkte angerissen, die Erklärung des Systems, der Lebensumstände in den einzelnen Quadranten und die Identität des Landes werden aber zum Großteil nur oberflächlich gestreift. Etwas mehr Details hätten mich sehr gefreut, der Spannung und dem hohen Erzähltempo aber höchstwahrscheinlich geschadet. Ich kann auf jeden Fall verstehen, dass die Autorin ihre erschaffene Welt hinter der Handlung anstellt, dadurch wirkt das Worldbuilding aber leider ein wenig unfertig - ich bin da von Größen des Genres anderes gewöhnt. Dass man spannende Handlung und grandioses Worldbuilding vereinbaren kann, beweist unter anderem Sarah J. Maas immer wieder (aber ich schweife ab...).


Lässt man den kritischen Unterton beiseite, kann man klar feststellen, dass die Geschichte vor allem von der Handlung lebt und diese auch klar im Vordergrund steht. Die spannende Verschwörung, die verborgenen Geheimnisse des Palasts, die Frage nach dem Tod der Königinnen, der Identität des Attentäters und dessen Verbindung zu Keralie - das sind die wirklich entscheidenden Punkte, die die Geschichte so mitreißend und aufregend machen, nicht die aktuelle Mode in Ludia oder die Einzelheiten der neusten Gentechnik in Eonia. Also auch wenn das Setting an einigen Stellen ausbaufähig ist, einige kleine Löcher in der Handlung existieren, viele Szenen, die ich gerne miterlebt hätte, im Off an uns vorbeiziehen und einige Aspekte nur am Rand thematisiert werden, kann man der Geschichte diese Schnitzer und Oberflächlichkeiten leicht verzeihen, da sie mit den insgesamt sechs verschiedenen Perspektiven und dem dichten Spannungsbogen genug zu tun hat und die Auflösung am Ende alles wettmacht. Ich habe mir lange Gedanken gemacht und mitgerätselt, was hinter den Morden und den Geheimnissen stecken könnte und auch wenn einige Andeutungen klar waren und die wichtigste aller Informationen bis zum Ende unter Verschluss gehalten wird, hätte ich niemals kommen sehen, wie Astrid Scholte ihre einzelnen Fäden zusammenlaufen lässt. An dieser Stell Hut ab!

Für die Aufrechterhaltung der packenden Atmosphäre und der unterschwelligen Spannung sorgt auch Astrid Scholtes geradliniger Schreibstil. Sie nutzt anders als ich es von anderen Fantasy-Autoren gewohnt bin, nicht viele Schnörkel oder Details um ihre Geschichte bunt auszuschmücken sondern erwähnt nur das Wichtigste, um uns auf falsche Fährten zu führen, die Protagonisten näherzubringen und uns immer wieder zu fesseln. Passend dazu, dass die Autorin aus der Filmbranche kommt und an der Entstehung von unter anderem "Avatar" und "Happy Feet" mitgewirkt hat, konnte ich mir die Geschichte durch ihren Stil total gut als Film vorstellen. Ein solider Fokus auf die Handlung, ein hohes Erzähltempo, zwei spannende Protagonisten mit der richtigen Balance aus sympathischer Oberflächlichkeit und Tiefe, die Erwähnung von nur den nötigsten Informationen aber trotzdem ein rundes, ansprechendes Setting - die Geschichte hat alles, um einen spannenden Blockbuster daraus zu machen.

Zum Abschluss noch ein paar Worte zu den Protagonisten. Am besten gefallen haben mir nicht Keralie und Varin, sondern die vier Königinnen. Auch wenn wir nicht so viel mit ihnen erleben wie mit Keralie und uns auch bald wieder verabschieden müssen, sind mir die vier Kämpferinnen mit ihren Geheimnissen und der Hingabe für ihr Land, der die vier total unterschiedlichen Frauen verbindet, doch sehr ans Herz gewachsen. Keralie ist eine typische Young-Adult-Protagonistin: kein Unschuldslamm, Altlast, auf Identitätssuche, angetrieben von Schuldgefühlen und ab und zu gerne mal auf dem Holzweg, dabei aber trotzdem immer sympathisch. Vielleicht wären einige Einblicke in Varins Sicht nicht schlecht gewesen, denn leider blieb er für mich ein wenig undurchschaubar und gerade die schnelle Entwicklung seiner Gefühle für Keralie erschien mir vor dem Hintergrund, dass er Eonist ist, etwas unnachvollziehbar.

Diese Kritik aber nur am Rande, denn die Beiden machen mit ihrer Liebesgeschichte zusammen mit den Antagonisten (über die ich aus Spoilergründen leider nicht viel sagen kann) und den Königinnen das Bild eines verrückten Genre-Mix´ komplett: ein paar Science-Fiction-Elemente wie Comm Lines, Comm Chips und genetischer Manipulation, eine Fantasy-Welt, dystopische Hintergründe, ein bisschen Krimi, ein bisschen Abenteuer, ein bisschen Thriller und eine leise Liebesgeschichte - wer hätte gedacht, dass ich diese wilde Kombination mal von Herzen weiterempfehlen würde...


Fazit:


Selten hat ein handlungsfokussierter Genre-Mix so gut funktioniert: Ein mysteriöser Krimi in einer Fantasy-Welt mit Science-Fiction-Konzepten, dystopischen Elementen, politischen Intrigen und verborgenen Geheimnissen umrahmt von einer süßen Liebesgeschichte. Ein tolles Debüt!

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