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Veröffentlicht am 16.06.2021

Spannend, komplex, blutrünstig, divers und voller Wendungen!

Kingdoms of Smoke – Dämonenzorn
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"Game-of-Thrones-trifft-1001-Nacht" - mit diesem spannenden Mix hat mich Sally Greens Auftakt zu ihrer "Kingdoms of Smoke"-Saga vor drei Jahren positiv überrascht. Kein Wunder, dass ich mir auch Band 2 ...

"Game-of-Thrones-trifft-1001-Nacht" - mit diesem spannenden Mix hat mich Sally Greens Auftakt zu ihrer "Kingdoms of Smoke"-Saga vor drei Jahren positiv überrascht. Kein Wunder, dass ich mir auch Band 2 und Band 3 unbedingt bestellen und somit in das mittelalterliche Fantasy-Reich voller Eis und Wüste, Brutalität und Schönheit, Dämonen und starker Frauenfiguren zurückkehren wollte. Auch "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" ist wieder zugleich naiv und blutrünstig, spannend und langweilig, ausführlich und knapp, stereotyp und ambivalent, modern und altmodisch, bunt und blass - voller Widersprüche und voller Spannung!

Doch beginnen wir wieder bei der (einfach hinreißenden, hach) Gestaltung. Wo bei Band 1 ein Schloss zu sehen war, ist auf Band 2 ein verzierter Steinthron mit Krone und Schwert abgebildet und die Wolken aus Dämonenrauch, die kunstvoll um das Motiv und den Titel gelegt sind, sind dieses Mal dunkelblau. Der strahlend weiße Hintergrund des Covers dient als krasser Kontrast und lässt die Gestaltung mysteriös und dynamisch wirken. Toll ist wieder, dass die Innenseiten der Buchdeckel von zwei colorierten Karten in verschiedenem "Zoom-Faktor" zu sehen sind, die gemeinsam mit dem umfangreichen Orts- und Personenglossar am Ende des Buches eine einfache Navigation durch Sally Greens komplexe Fantasywelt garantieren. Erwähnenswert ist darüberhinaus, dass die Kapitel wieder recht knapp gehalten sind und die Perspektivwechsel abermals durch ein Zeichen angekündigt werden.


"Es ist unter Strafe verboten, den Rauch von Dämonen zu verkaufen und zu kaufen oder ihn sich auf andere Weise zu beschaffen, ihn zu inhalieren und zu schlucken und in irgendeiner Form oder zu irgendeinem Zweck zu nutzen."
- Gesetz von Pitoria, V.I, K. 43.1 -


Mit diesem kurzen Ausschnitt aus dem Gesetz des Hauptschauplatzes dieser Fortsetzung, geht das Abenteuer unserer fünf Helden weiter. Wie schon in Band 1, "Kingdoms of Smoke - Die Verschwörung von Brigant" konzentrieren wir uns auch hier wieder auf den Weg unserer 5 erzählenden Figuren durch die Irrungen und Wirrungen von Krieg, Liebe, Flucht und Magie. Genau wie ihre jeweilige Herkunft unterscheiden sich auch die Träume, Probleme und Motive unserer Protagonisten. Während der Krieg Prinzessin Catherine in ihrer Loyalität zwischen Pitoria und ihrer Heimat Brigant zu zerreißen droht, ist Soldat Ambrose genau dort, wo er sein will: an ihrer Seite. Die junge Dämonenjägerin Tash muss mit dem Tod ihres Begleiters Gravell zurechtkommen und herausfinden, welche Rolle sie nun spielen will. Unterdessen ringt Diener March mit seinem Wunsch, sein Volk, die Abask zu rächen und seiner aufkeimenden Liebe zu Prinz Edyon. Und letzterer will einfach nur weg vom eiskalte nördlichen Plateu, weg von den Fronten eines gefährlichen Krieges und sich in einem gemütlichen Bett verkriechen. Zusätzlich gibt´s noch ein Bonuskapitel aus der Sicht von Prinz Tzsayn, der bei der Schlacht von Rossarb in die Hände der Briganter gefallen ist. Nachdem die Figuren sich am Ende von Band 1 alle in Rossarb getroffen haben, werden sie auf der Flucht vor der Armee der Briganter auf dem nördlichen Plateau wieder getrennt. Dennoch ist klar, dass ihre Schicksale kunstvoll miteinander verwoben sind - denn sie alle verbindet nichts Geringeres als die Rettung der Welt, in der sie leben ....


"Ambrose nahm Catherines behandschuhte Hand. "Wenn du eine richtige Anführerin werden willst, dann musst du schwere Entscheidungen treffen. Manchmal musst du Soldaten opfern. Du verlierst eine Schlacht, um den Krieg zu gewinnen. Und ein Anführer muss immer überleben ... das ist deine Bürde. Du hast ihr Leben in deinen Händen und einige dieser Leben sind verloren. Wenn du das nicht akzeptierst, dann kannst du sie nicht anführen."


Das Abenteuer geht also mit den besten Voraussetzungen dynamisch weiter. Neben der weiteren Zuspitzung des Konflikts zwischen Pitoria und Brigant dürfen wir in dieser Fortsetzung die Geheimnisse der Dämonentunnel erkunden und dabei die ein oder andere überraschende Entdeckung machen. Trotz der fast 500 Seiten hatte ich die Geschichte mal wieder in Rekordzeit verschlungen - ein Beweis dafür, wie kurzweilig auch Sally Greens Fortsetzung geschrieben ist. Anstatt den Leser sanft mit oberflächlichem Geplänkel erneut an die fremde Welt zu gewöhnen, stürzt uns Sally Green gleich wieder ins Kampfgetümmel und zeigt uns, dass auch die Fortsetzung keine gemütliche, leichte Lektüre werden wird. Trotz dass wir uns viel Zeit nehmen, die einzelnen Handlungsstränge weiterzuentwickeln und Beziehungen zu vertiefen, scheut sich die Autorin wieder nicht vor viel Action, Mord und Totschlag. Man sollte also ein bisschen High-Fantasy-Erfahrung, ein blut-resistenter Magen und eine blühende Fantasie mitbringen...


"Ich habe manchmal den Eindruck, unser Leben hängt an einem seidenen Faden. Und manchmal zerreißt dieser Faden, manchmal wird er durchtrennt, manchmal fadenscheinig und brüchig. Aber solange eine einzige Faser uns hält, solange leben wir."


High-Fantasy-Erfahrung deswegen, da die Fantasy-Welt, die wir hier kennenlernen dürfen, recht komplex ist und in Grundzügen an bereits bekannte Geschichten erinnert. Sally Green erfindet hier das Rad nicht neu, peppt ihre "Kingdoms of Smoke" aber mit neuen Ideen und Facetten auf. So brutal wie Game of Thrones (abzüglich der Sex-Szenen), so orientalisch wie 1001-Nacht, ein paar Dämonen, eine grausame Verschwörung und starke Frauenfiguren - fertig ist das Erfolgskonzept, das fesselt und in den Bann zieht. Ihr umschreibender, ausführlicher Schreibstil, der viel mit Bildern arbeitet (auch bei blutigen Szenen, die fast schon ins Gore-hafte tendieren) tut sein Übriges und man ist in der fremdartigen und doch bekannten Welt gefangen. Was die Geschichte aber wirklich besonders macht, ist die Verknüpfung der Handlungsstränge. Dadurch dass die Protagonisten an unterschiedlichen Flecken der Welt für unterschiedliche Ziele in ihren eigenen, unterschiedliche Schlachten kämpfen, ist zu Beginn nicht klar, worauf die Geschichte hinauslaufen wird. So gibt es immer wieder neue Überraschungen und Wendungen, die man so nicht vorhergesehen hat - was bei High-Fantasy dieser Komplexität durchaus beachtlich ist.


"Ich kann beides für dich sein. Kämper und Liebender. Wenn du mich lässt."


Wunderbar gefallen haben mir auch unsere fünf Protagonisten, die so widersprüchlich und doch verständlich sind, wie das ganze Buch. Ich mochte die willensstarke Catherine, den treuen Ambrose, den naiven Edyon, den sanftmütigen March und die wilde Tash genauso wie die vielen spannenden Nebenfiguren. Dabei werden einige deutlicher gezeichnet wie beispielsweise der Dämonenjäger Gravell und einige wirken leider noch ein wenig stereotyp wie Boris oder Farrow. Aufgrund der begrenzten Seitenzahl ergibt sich leider wieder das bekannte Phänomen, dass die Bösen ultra fies dargestellt werden, während die Guten fast schon übertrieben edel erscheinen. Auch die Auseinandersetzung mit dem Sexismus-Thema, dass die Autorin hier mitreinbringt, bleibt leider eher stereotyp umgesetzt. So bin ich gespannt über die Entwicklung in Band 3. Ganz besonders spannend fand ich die ruppige Vater-Tochter-Beziehung zwischen Tash und Gravell sowie die sich entwickelnde Anziehung zwischen Edyon und March, die eigentlich Feinde sein wollten. Die Romanze zwischen Ambrose und Catherine ist mir neben den ausgefeilten Beziehungen der anderen Figuren ein bisschen zu plump und auch über die leicht angedeutete Dreiecksgeschichte mit Catherines zukünftigem Gemahl Prinz Tzsayn hat mich nicht gerade in Euphorie versetzt. Da die Liebesgeschichte jedoch im Hintergrund bleiben und klar das Abenteuer und die Spannung im Vordergrund stehen, ist das kein Anlass zu großer Kritik.

Das spannende Ende lässt uns nach einem spannenden Showdown leider mitten in zahlreichen Worst-Case-Szenarien zurück, sodass man am liebsten sofort weiterlesen würde. Zum Glück habe ich den dritten Teil, "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" schon hier und kann gleich morgen damit starten!



Fazit:


Eine rasante Fortsetzung, der es gelingt, die Figuren, deren Beziehungen zueinander und das Setting weiterzuentwickeln, während ein gefährlicher Krieg ausbricht. "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" ist spannend, komplex, blutrünstig, divers und voller Wendungen!

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.06.2021

Außen hui, innen hui!

Ever – Wann immer du mich berührst
1

Seit der Blakely-Brüder Reihe bin ich ein großer Fan von Nikola Hotel und habe deshalb große Hoffnungen auf ihre neue Paper-Love-Dulogie gesetzt, die heute mit "Ever - Wann immer du mich berühst" startet. ...

Seit der Blakely-Brüder Reihe bin ich ein großer Fan von Nikola Hotel und habe deshalb große Hoffnungen auf ihre neue Paper-Love-Dulogie gesetzt, die heute mit "Ever - Wann immer du mich berühst" startet. Der Kyss-Verlag war so lieb, mir ein Vorabexemplar zukommen zu lassen, sodass ich pünktlich zum Erscheinungstermin von meiner Leseerfahrung erzählen kann. Trotz dass ich mich recht hohen Erwartungen an die Geschichte herangetreten bin, hat sie mich keinenfalls enttäuscht. Denn "Ever" hat wieder alles, was man sich als schmachtender Leser nur wünschen kann: ein anbetungswürdiger Love-Interest, der abseits der typischen Klischees mit Geduld und Sanftmut überzeugt, eine sympathische, verletzliche aber auf ihre Weise starke Protagonistin, eine prickelnde Dynamik zwischen den Beiden und natürlich dramatische Umstände, die ihnen im Weg stehen....


Abbi: "Wenn man Papier faltet, dann brechen die trockenen Papierfasern. Man kann es mit der Hand glätten, es sogar bügeln, aber es wird nie wieder so sein wie zuvor. Die Stelle, an der man es gefaltet hat, bleibt für immer sichtbar. Als ich meinen Unfall hatte, ist etwas in mir gebrochen, David. Ich weiß, ich werde nie wieder so sein wie früher, aber nicht, weil etwas in mir kaputt ist, sondern weil du mich mit deinen Händen geglättet und mein Herz berührt hast. Ich würde es immer und immer wieder tun."


Genau wie schon "It was always you" und "It was always love" ist auch "Ever" einfach hinreißend und hochwertig gestaltet. Passend zum Reihennamen ist die Klappbroschur aus dickerem Papier, auf welchem sich der altrosa Titel und der Origami-Kranich haptisch hervorheben. Der rosa-Farbklecks, die blauen Wasserfarbenschlieren und die Veredelung mit Goldfolie geben dem Cover noch einen zusätzlichen Glow. Die Wasserfarben- und Origami-Motive ziehen sich auch innen durch Buch. Jeder Kapitelanfang beginnt mit einer Farbwolke und jede Seite ist mit einem kleinen Kranich unten im Eck verziert, welcher seine Flügel ausbreitet und fliegt, wenn man das Buch schnell durchblättert. Neben dem tollen Daumenkino sind auch die Anleitungen am Ende des Buches ein weiters Plus der Gestaltung. Diese laden dazu ein, sich selbst an das ein oder andere im Buch vorkommende Origami-Tier zu wagen.


Erster Satz: "Ich presse die Lippen zusammen."


Mit diesem Satz tauchen wir ein in Abbis Realität, die momentan aus Hilflosigkeit, Schmerzen, Angst und Verwirrung besteht. Die junge Studentin soll nämlich nach einem Autounfall in der Rehaklinik wieder laufen lernen, vertraut aber sich und ihrer Therapeuten Kadence nicht genug, um wirklich Fortschritte machen zu können. Als Kadence mit ihrem Latein am Ende ist, drückt sie ihre schwierige Patientin kurzerhand dem Studenten David auf, doch Abbi merkt schnell, dass der gutaussende Therapeut, der mit anderen Patienten eine Engelsgeduld beweist, mit ihr irgendein Problem hat. Während sie sich zu ihm hingezogen fühlt, kann er ihr nicht in die Augen schauen. Sie weiß nicht, dass David mit ihrer Familie noch eine Rechnung offen hat...


David: "Ich kann diesen Moment mit Abbi nicht genießen, weil er nur eine Illusion ist. Das ist nicht das reale Leben. Das reale Leben der Familie Rivers waren Rechnungen, ein leerer Kühlschrank und ein heulendes, krankes Kleinkind, das nicht das verfi---- Spielzeug bekommt, das es haben will und stattdessen mit ein paar Papiertieren bei Laune gehalten wird. Das reale Leben ist eine Ohrfeige, die man bekommt, weil man es verdient hat. Das reale Leben ist ein geplatztes Trommelfell und geplatzte Träume."


Wie in Nikola Hotels vorheriger Blakely-Reihe passiert auf den 432 Seiten auf der reinen Handlungsebene nicht viel Spektakuläres, dennoch wurde ich von der ersten Seite an in die Geschichte gesogen. Die Autorin nimmt sich hier viel Zeit, ihre Figuren vorzustellen und sie im Therapiesetting miteinander zu konfrontieren und dabei die Spannung zwischen den beiden aufzubauen. Im Prinzip begleiten wir Abbi und David bei Therapiesitzungen, Übungen, sowie ihren alltäglichen Besorgungen und haben auf diese Weise ganz viel Raum, die sich langsam verändernde Dynamik zwischen den beiden zu beobachten. Und diese ist wirklich außergewöhnlich! Physiotherapeut und Patientin - das ist mal eine ganz neue Konstellation, die ich so noch nie gelesen habe, aber wahnsinnig viel Potential enthält. Was es mit zwei Menschen macht, die sich zwischen Berührungen, gewahrter Professionalität, Angst vor Schmerzen und sich langsam aufbauenden Vertrauen näher kommen, ist einfach wahnsinnig mitreißend! Kein Wunder, dass die Chemie zwischen Abbi und David mal wieder am Kochen ist. Ich weiß wirklich nicht, wie Nikola Hotel das angestellt hat, aber hier konnte ich das Knistern durch die Seiten hindurch zwischen meinen Fingern spüren und selbst ganz einfache Krankengymnastik-Übungen werden unerwartet sexy.


Abbi: "Er berührt mich, selbst wenn er mich nicht berührt, und ich weiß, dass das keinen Sinn ergibt. Aber es ist innerlich. Er berührt nicht nur meine Haut, sondern etwas darunter, tief in mir, und das ist nichts, was man einfach abstreifen kann."


Neben der prickelnden Anziehungskraft, und den unterdrückten Gefühlen sorgen hier auch die Geheimnisse und neue und alte Wunden für eine unterschwellige Spannung, die einen nicht mehr los lässt. Weshalb ist David so sauer auf die Haydens? Was hat er für ein Problem mit Abbis Vater? Warum ist eine Seite aus Abbis Krankenakte verschwunden? Und wie ist es überhaupt zu dem Unfall gekommen? Obwohl sowohl David und Abbi abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen, werden viele der Fragen, die wir uns beim Lesen stellen, erst nach und nach gelüftet, sodass die Spannung hoch bleibt. Wunderbar ist auch, dass die beiden Hauptfiguren von Anfang an nicht in typische Klischees passen und mit ihrer Widersprüchlichkeit ein lebendiges, rundes Bild abgegeben haben. Abbi erscheint auf den ersten Blick unsicher, ängstlich und orientierungslos, straft diesen Eindruck aber Lügen, in dem sie mutig ihre Gefühle zeigt, auch unangenehme Themen immer sofort anspricht und sich durch ihre offene Kommunikation selbst verletzlich macht. Sie ist mal wieder eine Protagonistin, die zeigt, dass Stärke ganz unterschiedliche Gestalten annehmen kann und wie wichtig es ist, die Dinge beim Namen zu nennen! David hingegen ist mit seinem Sanftmut, seiner Geduld, seiner Fürsorglichkeit und Empathie ein stiller Held, in den ich mich sofort verliebt habe. Auch wenn er (natürlich) wahnsinnig gutaussehend und trainiert ist, entspricht er überhaupt nicht den typischen New-Adult-Klischees eines perfekten Love-Interests und hat sich damit nur noch tiefer in mein Herz gemogelt!


David: "Ich bin ihr Physiotherapeut. Und sie ist nicht die erste Patientin, die meine Nähe sucht. Nur dass meine Hände gerade an ihrem Rücken nach oben fahren und ich sie einfach nicht loslassen kann, was wohl bedeutet, dass sie die erste Patientin ist, deren Nähe ich auch suche (...) Das ist bestimmt der Grund, w ich warum ich anfange, mir Ausreden auszudenken (...) Dass es eigentlich nichts bedeuten würde und dass die Hitze, die ich in meinen Eingeweiden spüre, keine weiteren Auswirkungen haben wird. Aber das ist Bullshit. Weil ihre Hitze mit einer zusammengenommen einfach alles niederbrennen könnte."


Obendrauf gibt es hier (wie immer) eine Menge toller Nebenfiguren, die mich immer wieder zum Lächeln gebracht haben. Sei es die robuste, Käsekuchenliebende Madame Mustache mit dem stattlichen Frauenschnurrbart, Davids aufgeweckte Schwester Jane oder die Elvisnärrin und harsche Haushälterin Lorraine - die Figuren sind alle wieder direkt aus dem Leben gegriffen und in ihrer leichten Schrägheit wahnsinnig liebenswert! Schön ist auch, dass nicht nur durch den Doppelauftritt von Barbesitzer Chase und Therapeutin Kadence Nikola Hotels beide Reihen miteinander verbunden wurden, sondern auch Noah, Aubree, Ivy und Asher hier nochmal kurz auftauchen.


Abbi: "Er lacht verzweifelt auf. "Würdest du mit zu mir kommen? Jetzt? In meine Realität? Bei uns ist nicht alles schön, und das musst du wissen. Wir haben keine Regenwaldbrause in der Dusche, oder weiche Handtücher oder einen Kamin im Wohnzimmer, aber ... verdammt, es ist immer jemand da. Man muss im Dunklen keine Angst haben, weil es niemals so einsam ist, dass man die Stille hört wie bei euch."


Addiert man nun noch Nikola Hotels spritzigen Schreibstil zur Gleichung hinzu, ist ein emotionales Auf und Ab garantiert. Sie scheut zwar nicht das große Drama, hat durch ihre sensible und zart romantische Art, die Gefühle der Protagonisten auszudrücken aber trotzdem mein Herz gewonnen. Mir gefällt die Leichtigkeit, die zwischen den Seiten zu finden ist, die aber dennoch nicht mit Oberflächlichkeit einhergeht. Denn auch hier hat die Autorin mal wieder ein paar ernstere Themen verpackt, geht diese aber so emotional, sensibel und zart romantisch an, dass einem als Leser das Herz aufgeht. Zwar bleibt einiges nur angerissen und von anderen Aspekten wie zum Beispiel Abbis Freundschaft zu Willow, oder Davids Bekanntschaft mit Noah hätte ich mir mehr erwartet, dennoch wirkt diese Geschichte bedeutungsvoller, wichtiger und tiefgründiger als man es der Verpackung zutraut. Ein bisschen Ironie, Humor, viele Anspielungen auf Filme und Serien und natürlich auch ein paar erotische Szenen dürfen nicht fehlen... So entsteht ein atmosphärisches, lebendiges, authentisches Gesamtbild, in das ich mich einfach verlieben musste.


David: "Abbi ist ein Traum, der nie wahr werden wird. Und ich bringe es einfach nicht fertig, das jetzt schon aufzugeben."


"Ever" ist eines der Bücher, die man in einem Rutsch wegliest und danach kaum glauben kann, dass das wirklich über 400 Seiten waren, da es sich wie maximal die Hälfte angefühlt hat. Das Ende von Davids und Abbis Reise durch Reha, Schmerz, Angst, Vertrauen und Liebe kam demnach wieder viel zu schnell. Ein leiser Trost ist nur, dass wir auf Band 2, "Blue", welcher sich um Davids Schwester Jane und den "nervigen Bonzen Alex" dreht, über den sie sich immer beschwert, nur bis Mitte Dezember warten müssen.




Fazit:


Außen hui, innen hui! "Ever - Wann immer du mich berühst" überzeugt nicht nur mit einer wunderschönen Gestaltung, sondern auch mit liebenswerten Figuren, toller Chemie, einem spritzigen Schreibstil und neuen Ideen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.06.2021

Außen hui, innen hui!

Ever – Wann immer du mich berührst
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Seit der Blakely-Brüder Reihe bin ich ein großer Fan von Nikola Hotel und habe deshalb große Hoffnungen auf ihre neue Paper-Love-Dulogie gesetzt, die heute mit "Ever - Wann immer du mich berühst" startet. ...

Seit der Blakely-Brüder Reihe bin ich ein großer Fan von Nikola Hotel und habe deshalb große Hoffnungen auf ihre neue Paper-Love-Dulogie gesetzt, die heute mit "Ever - Wann immer du mich berühst" startet. Der Kyss-Verlag war so lieb, mir ein Vorabexemplar zukommen zu lassen, sodass ich pünktlich zum Erscheinungstermin von meiner Leseerfahrung erzählen kann. Trotz dass ich mich recht hohen Erwartungen an die Geschichte herangetreten bin, hat sie mich keinenfalls enttäuscht. Denn "Ever" hat wieder alles, was man sich als schmachtender Leser nur wünschen kann: ein anbetungswürdiger Love-Interest, der abseits der typischen Klischees mit Geduld und Sanftmut überzeugt, eine sympathische, verletzliche aber auf ihre Weise starke Protagonistin, eine prickelnde Dynamik zwischen den Beiden und natürlich dramatische Umstände, die ihnen im Weg stehen....


Abbi: "Wenn man Papier faltet, dann brechen die trockenen Papierfasern. Man kann es mit der Hand glätten, es sogar bügeln, aber es wird nie wieder so sein wie zuvor. Die Stelle, an der man es gefaltet hat, bleibt für immer sichtbar. Als ich meinen Unfall hatte, ist etwas in mir gebrochen, David. Ich weiß, ich werde nie wieder so sein wie früher, aber nicht, weil etwas in mir kaputt ist, sondern weil du mich mit deinen Händen geglättet und mein Herz berührt hast. Ich würde es immer und immer wieder tun."


Genau wie schon "It was always you" und "It was always love" ist auch "Ever" einfach hinreißend und hochwertig gestaltet. Passend zum Reihennamen ist die Klappbroschur aus dickerem Papier, auf welchem sich der altrosa Titel und der Origami-Kranich haptisch hervorheben. Der rosa-Farbklecks, die blauen Wasserfarbenschlieren und die Veredelung mit Goldfolie geben dem Cover noch einen zusätzlichen Glow. Die Wasserfarben- und Origami-Motive ziehen sich auch innen durch Buch. Jeder Kapitelanfang beginnt mit einer Farbwolke und jede Seite ist mit einem kleinen Kranich unten im Eck verziert, welcher seine Flügel ausbreitet und fliegt, wenn man das Buch schnell durchblättert. Neben dem tollen Daumenkino sind auch die Anleitungen am Ende des Buches ein weiters Plus der Gestaltung. Diese laden dazu ein, sich selbst an das ein oder andere im Buch vorkommende Origami-Tier zu wagen.


Erster Satz: "Ich presse die Lippen zusammen."


Mit diesem Satz tauchen wir ein in Abbis Realität, die momentan aus Hilflosigkeit, Schmerzen, Angst und Verwirrung besteht. Die junge Studentin soll nämlich nach einem Autounfall in der Rehaklinik wieder laufen lernen, vertraut aber sich und ihrer Therapeuten Kadence nicht genug, um wirklich Fortschritte machen zu können. Als Kadence mit ihrem Latein am Ende ist, drückt sie ihre schwierige Patientin kurzerhand dem Studenten David auf, doch Abbi merkt schnell, dass der gutaussende Therapeut, der mit anderen Patienten eine Engelsgeduld beweist, mit ihr irgendein Problem hat. Während sie sich zu ihm hingezogen fühlt, kann er ihr nicht in die Augen schauen. Sie weiß nicht, dass David mit ihrer Familie noch eine Rechnung offen hat...


David: "Ich kann diesen Moment mit Abbi nicht genießen, weil er nur eine Illusion ist. Das ist nicht das reale Leben. Das reale Leben der Familie Rivers waren Rechnungen, ein leerer Kühlschrank und ein heulendes, krankes Kleinkind, das nicht das verfi---- Spielzeug bekommt, das es haben will und stattdessen mit ein paar Papiertieren bei Laune gehalten wird. Das reale Leben ist eine Ohrfeige, die man bekommt, weil man es verdient hat. Das reale Leben ist ein geplatztes Trommelfell und geplatzte Träume."


Wie in Nikola Hotels vorheriger Blakely-Reihe passiert auf den 432 Seiten auf der reinen Handlungsebene nicht viel Spektakuläres, dennoch wurde ich von der ersten Seite an in die Geschichte gesogen. Die Autorin nimmt sich hier viel Zeit, ihre Figuren vorzustellen und sie im Therapiesetting miteinander zu konfrontieren und dabei die Spannung zwischen den beiden aufzubauen. Im Prinzip begleiten wir Abbi und David bei Therapiesitzungen, Übungen, sowie ihren alltäglichen Besorgungen und haben auf diese Weise ganz viel Raum, die sich langsam verändernde Dynamik zwischen den beiden zu beobachten. Und diese ist wirklich außergewöhnlich! Physiotherapeut und Patientin - das ist mal eine ganz neue Konstellation, die ich so noch nie gelesen habe, aber wahnsinnig viel Potential enthält. Was es mit zwei Menschen macht, die sich zwischen Berührungen, gewahrter Professionalität, Angst vor Schmerzen und sich langsam aufbauenden Vertrauen näher kommen, ist einfach wahnsinnig mitreißend! Kein Wunder, dass die Chemie zwischen Abbi und David mal wieder am Kochen ist. Ich weiß wirklich nicht, wie Nikola Hotel das angestellt hat, aber hier konnte ich das Knistern durch die Seiten hindurch zwischen meinen Fingern spüren und selbst ganz einfache Krankengymnastik-Übungen werden unerwartet sexy.


Abbi: "Er berührt mich, selbst wenn er mich nicht berührt, und ich weiß, dass das keinen Sinn ergibt. Aber es ist innerlich. Er berührt nicht nur meine Haut, sondern etwas darunter, tief in mir, und das ist nichts, was man einfach abstreifen kann."


Neben der prickelnden Anziehungskraft, und den unterdrückten Gefühlen sorgen hier auch die Geheimnisse und neue und alte Wunden für eine unterschwellige Spannung, die einen nicht mehr los lässt. Weshalb ist David so sauer auf die Haydens? Was hat er für ein Problem mit Abbis Vater? Warum ist eine Seite aus Abbis Krankenakte verschwunden? Und wie ist es überhaupt zu dem Unfall gekommen? Obwohl sowohl David und Abbi abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen, werden viele der Fragen, die wir uns beim Lesen stellen, erst nach und nach gelüftet, sodass die Spannung hoch bleibt. Wunderbar ist auch, dass die beiden Hauptfiguren von Anfang an nicht in typische Klischees passen und mit ihrer Widersprüchlichkeit ein lebendiges, rundes Bild abgegeben haben. Abbi erscheint auf den ersten Blick unsicher, ängstlich und orientierungslos, straft diesen Eindruck aber Lügen, in dem sie mutig ihre Gefühle zeigt, auch unangenehme Themen immer sofort anspricht und sich durch ihre offene Kommunikation selbst verletzlich macht. Sie ist mal wieder eine Protagonistin, die zeigt, dass Stärke ganz unterschiedliche Gestalten annehmen kann und wie wichtig es ist, die Dinge beim Namen zu nennen! David hingegen ist mit seinem Sanftmut, seiner Geduld, seiner Fürsorglichkeit und Empathie ein stiller Held, in den ich mich sofort verliebt habe. Auch wenn er (natürlich) wahnsinnig gutaussehend und trainiert ist, entspricht er überhaupt nicht den typischen New-Adult-Klischees eines perfekten Love-Interests und hat sich damit nur noch tiefer in mein Herz gemogelt!


David: "Ich bin ihr Physiotherapeut. Und sie ist nicht die erste Patientin, die meine Nähe sucht. Nur dass meine Hände gerade an ihrem Rücken nach oben fahren und ich sie einfach nicht loslassen kann, was wohl bedeutet, dass sie die erste Patientin ist, deren Nähe ich auch suche (...) Das ist bestimmt der Grund, w ich warum ich anfange, mir Ausreden auszudenken (...) Dass es eigentlich nichts bedeuten würde und dass die Hitze, die ich in meinen Eingeweiden spüre, keine weiteren Auswirkungen haben wird. Aber das ist Bullshit. Weil ihre Hitze mit einer zusammengenommen einfach alles niederbrennen könnte."


Obendrauf gibt es hier (wie immer) eine Menge toller Nebenfiguren, die mich immer wieder zum Lächeln gebracht haben. Sei es die robuste, Käsekuchenliebende Madame Mustache mit dem stattlichen Frauenschnurrbart, Davids aufgeweckte Schwester Jane oder die Elvisnärrin und harsche Haushälterin Lorraine - die Figuren sind alle wieder direkt aus dem Leben gegriffen und in ihrer leichten Schrägheit wahnsinnig liebenswert! Schön ist auch, dass nicht nur durch den Doppelauftritt von Barbesitzer Chase und Therapeutin Kadence Nikola Hotels beide Reihen miteinander verbunden wurden, sondern auch Noah, Aubree, Ivy und Asher hier nochmal kurz auftauchen.


Abbi: "Er lacht verzweifelt auf. "Würdest du mit zu mir kommen? Jetzt? In meine Realität? Bei uns ist nicht alles schön, und das musst du wissen. Wir haben keine Regenwaldbrause in der Dusche, oder weiche Handtücher oder einen Kamin im Wohnzimmer, aber ... verdammt, es ist immer jemand da. Man muss im Dunklen keine Angst haben, weil es niemals so einsam ist, dass man die Stille hört wie bei euch."


Addiert man nun noch Nikola Hotels spritzigen Schreibstil zur Gleichung hinzu, ist ein emotionales Auf und Ab garantiert. Sie scheut zwar nicht das große Drama, hat durch ihre sensible und zart romantische Art, die Gefühle der Protagonisten auszudrücken aber trotzdem mein Herz gewonnen. Mir gefällt die Leichtigkeit, die zwischen den Seiten zu finden ist, die aber dennoch nicht mit Oberflächlichkeit einhergeht. Denn auch hier hat die Autorin mal wieder ein paar ernstere Themen verpackt, geht diese aber so emotional, sensibel und zart romantisch an, dass einem als Leser das Herz aufgeht. Zwar bleibt einiges nur angerissen und von anderen Aspekten wie zum Beispiel Abbis Freundschaft zu Willow, oder Davids Bekanntschaft mit Noah hätte ich mir mehr erwartet, dennoch wirkt diese Geschichte bedeutungsvoller, wichtiger und tiefgründiger als man es der Verpackung zutraut. Ein bisschen Ironie, Humor, viele Anspielungen auf Filme und Serien und natürlich auch ein paar erotische Szenen dürfen nicht fehlen... So entsteht ein atmosphärisches, lebendiges, authentisches Gesamtbild, in das ich mich einfach verlieben musste.


David: "Abbi ist ein Traum, der nie wahr werden wird. Und ich bringe es einfach nicht fertig, das jetzt schon aufzugeben."


"Ever" ist eines der Bücher, die man in einem Rutsch wegliest und danach kaum glauben kann, dass das wirklich über 400 Seiten waren, da es sich wie maximal die Hälfte angefühlt hat. Das Ende von Davids und Abbis Reise durch Reha, Schmerz, Angst, Vertrauen und Liebe kam demnach wieder viel zu schnell. Ein leiser Trost ist nur, dass wir auf Band 2, "Blue", welcher sich um Davids Schwester Jane und den "nervigen Bonzen Alex" dreht, über den sie sich immer beschwert, nur bis Mitte Dezember warten müssen.




Fazit:


Außen hui, innen hui! "Ever - Wann immer du mich berühst" überzeugt nicht nur mit einer wunderschönen Gestaltung, sondern auch mit liebenswerten Figuren, toller Chemie, einem spritzigen Schreibstil und neuen Ideen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 15.06.2021

Außen hui, innen hui!

Ever - Wann immer du mich berührst
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Seit der Blakely-Brüder Reihe bin ich ein großer Fan von Nikola Hotel und habe deshalb große Hoffnungen auf ihre neue Paper-Love-Dulogie gesetzt, die heute mit "Ever - Wann immer du mich berühst" startet. ...

Seit der Blakely-Brüder Reihe bin ich ein großer Fan von Nikola Hotel und habe deshalb große Hoffnungen auf ihre neue Paper-Love-Dulogie gesetzt, die heute mit "Ever - Wann immer du mich berühst" startet. Der Kyss-Verlag war so lieb, mir ein Vorabexemplar zukommen zu lassen, sodass ich pünktlich zum Erscheinungstermin von meiner Leseerfahrung erzählen kann. Trotz dass ich mich recht hohen Erwartungen an die Geschichte herangetreten bin, hat sie mich keinenfalls enttäuscht. Denn "Ever" hat wieder alles, was man sich als schmachtender Leser nur wünschen kann: ein anbetungswürdiger Love-Interest, der abseits der typischen Klischees mit Geduld und Sanftmut überzeugt, eine sympathische, verletzliche aber auf ihre Weise starke Protagonistin, eine prickelnde Dynamik zwischen den Beiden und natürlich dramatische Umstände, die ihnen im Weg stehen....


Abbi: "Wenn man Papier faltet, dann brechen die trockenen Papierfasern. Man kann es mit der Hand glätten, es sogar bügeln, aber es wird nie wieder so sein wie zuvor. Die Stelle, an der man es gefaltet hat, bleibt für immer sichtbar. Als ich meinen Unfall hatte, ist etwas in mir gebrochen, David. Ich weiß, ich werde nie wieder so sein wie früher, aber nicht, weil etwas in mir kaputt ist, sondern weil du mich mit deinen Händen geglättet und mein Herz berührt hast. Ich würde es immer und immer wieder tun."


Genau wie schon "It was always you" und "It was always love" ist auch "Ever" einfach hinreißend und hochwertig gestaltet. Passend zum Reihennamen ist die Klappbroschur aus dickerem Papier, auf welchem sich der altrosa Titel und der Origami-Kranich haptisch hervorheben. Der rosa-Farbklecks, die blauen Wasserfarbenschlieren und die Veredelung mit Goldfolie geben dem Cover noch einen zusätzlichen Glow. Die Wasserfarben- und Origami-Motive ziehen sich auch innen durch Buch. Jeder Kapitelanfang beginnt mit einer Farbwolke und jede Seite ist mit einem kleinen Kranich unten im Eck verziert, welcher seine Flügel ausbreitet und fliegt, wenn man das Buch schnell durchblättert. Neben dem tollen Daumenkino sind auch die Anleitungen am Ende des Buches ein weiters Plus der Gestaltung. Diese laden dazu ein, sich selbst an das ein oder andere im Buch vorkommende Origami-Tier zu wagen.


Erster Satz: "Ich presse die Lippen zusammen."


Mit diesem Satz tauchen wir ein in Abbis Realität, die momentan aus Hilflosigkeit, Schmerzen, Angst und Verwirrung besteht. Die junge Studentin soll nämlich nach einem Autounfall in der Rehaklinik wieder laufen lernen, vertraut aber sich und ihrer Therapeuten Kadence nicht genug, um wirklich Fortschritte machen zu können. Als Kadence mit ihrem Latein am Ende ist, drückt sie ihre schwierige Patientin kurzerhand dem Studenten David auf, doch Abbi merkt schnell, dass der gutaussende Therapeut, der mit anderen Patienten eine Engelsgeduld beweist, mit ihr irgendein Problem hat. Während sie sich zu ihm hingezogen fühlt, kann er ihr nicht in die Augen schauen. Sie weiß nicht, dass David mit ihrer Familie noch eine Rechnung offen hat...


David: "Ich kann diesen Moment mit Abbi nicht genießen, weil er nur eine Illusion ist. Das ist nicht das reale Leben. Das reale Leben der Familie Rivers waren Rechnungen, ein leerer Kühlschrank und ein heulendes, krankes Kleinkind, das nicht das verfi---- Spielzeug bekommt, das es haben will und stattdessen mit ein paar Papiertieren bei Laune gehalten wird. Das reale Leben ist eine Ohrfeige, die man bekommt, weil man es verdient hat. Das reale Leben ist ein geplatztes Trommelfell und geplatzte Träume."


Wie in Nikola Hotels vorheriger Blakely-Reihe passiert auf den 432 Seiten auf der reinen Handlungsebene nicht viel Spektakuläres, dennoch wurde ich von der ersten Seite an in die Geschichte gesogen. Die Autorin nimmt sich hier viel Zeit, ihre Figuren vorzustellen und sie im Therapiesetting miteinander zu konfrontieren und dabei die Spannung zwischen den beiden aufzubauen. Im Prinzip begleiten wir Abbi und David bei Therapiesitzungen, Übungen, sowie ihren alltäglichen Besorgungen und haben auf diese Weise ganz viel Raum, die sich langsam verändernde Dynamik zwischen den beiden zu beobachten. Und diese ist wirklich außergewöhnlich! Physiotherapeut und Patientin - das ist mal eine ganz neue Konstellation, die ich so noch nie gelesen habe, aber wahnsinnig viel Potential enthält. Was es mit zwei Menschen macht, die sich zwischen Berührungen, gewahrter Professionalität, Angst vor Schmerzen und sich langsam aufbauenden Vertrauen näher kommen, ist einfach wahnsinnig mitreißend! Kein Wunder, dass die Chemie zwischen Abbi und David mal wieder am Kochen ist. Ich weiß wirklich nicht, wie Nikola Hotel das angestellt hat, aber hier konnte ich das Knistern durch die Seiten hindurch zwischen meinen Fingern spüren und selbst ganz einfache Krankengymnastik-Übungen werden unerwartet sexy.


Abbi: "Er berührt mich, selbst wenn er mich nicht berührt, und ich weiß, dass das keinen Sinn ergibt. Aber es ist innerlich. Er berührt nicht nur meine Haut, sondern etwas darunter, tief in mir, und das ist nichts, was man einfach abstreifen kann."


Neben der prickelnden Anziehungskraft, und den unterdrückten Gefühlen sorgen hier auch die Geheimnisse und neue und alte Wunden für eine unterschwellige Spannung, die einen nicht mehr los lässt. Weshalb ist David so sauer auf die Haydens? Was hat er für ein Problem mit Abbis Vater? Warum ist eine Seite aus Abbis Krankenakte verschwunden? Und wie ist es überhaupt zu dem Unfall gekommen? Obwohl sowohl David und Abbi abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen, werden viele der Fragen, die wir uns beim Lesen stellen, erst nach und nach gelüftet, sodass die Spannung hoch bleibt. Wunderbar ist auch, dass die beiden Hauptfiguren von Anfang an nicht in typische Klischees passen und mit ihrer Widersprüchlichkeit ein lebendiges, rundes Bild abgegeben haben. Abbi erscheint auf den ersten Blick unsicher, ängstlich und orientierungslos, straft diesen Eindruck aber Lügen, in dem sie mutig ihre Gefühle zeigt, auch unangenehme Themen immer sofort anspricht und sich durch ihre offene Kommunikation selbst verletzlich macht. Sie ist mal wieder eine Protagonistin, die zeigt, dass Stärke ganz unterschiedliche Gestalten annehmen kann und wie wichtig es ist, die Dinge beim Namen zu nennen! David hingegen ist mit seinem Sanftmut, seiner Geduld, seiner Fürsorglichkeit und Empathie ein stiller Held, in den ich mich sofort verliebt habe. Auch wenn er (natürlich) wahnsinnig gutaussehend und trainiert ist, entspricht er überhaupt nicht den typischen New-Adult-Klischees eines perfekten Love-Interests und hat sich damit nur noch tiefer in mein Herz gemogelt!


David: "Ich bin ihr Physiotherapeut. Und sie ist nicht die erste Patientin, die meine Nähe sucht. Nur dass meine Hände gerade an ihrem Rücken nach oben fahren und ich sie einfach nicht loslassen kann, was wohl bedeutet, dass sie die erste Patientin ist, deren Nähe ich auch suche (...) Das ist bestimmt der Grund, w ich warum ich anfange, mir Ausreden auszudenken (...) Dass es eigentlich nichts bedeuten würde und dass die Hitze, die ich in meinen Eingeweiden spüre, keine weiteren Auswirkungen haben wird. Aber das ist Bullshit. Weil ihre Hitze mit einer zusammengenommen einfach alles niederbrennen könnte."


Obendrauf gibt es hier (wie immer) eine Menge toller Nebenfiguren, die mich immer wieder zum Lächeln gebracht haben. Sei es die robuste, Käsekuchenliebende Madame Mustache mit dem stattlichen Frauenschnurrbart, Davids aufgeweckte Schwester Jane oder die Elvisnärrin und harsche Haushälterin Lorraine - die Figuren sind alle wieder direkt aus dem Leben gegriffen und in ihrer leichten Schrägheit wahnsinnig liebenswert! Schön ist auch, dass nicht nur durch den Doppelauftritt von Barbesitzer Chase und Therapeutin Kadence Nikola Hotels beide Reihen miteinander verbunden wurden, sondern auch Noah, Aubree, Ivy und Asher hier nochmal kurz auftauchen.


Abbi: "Er lacht verzweifelt auf. "Würdest du mit zu mir kommen? Jetzt? In meine Realität? Bei uns ist nicht alles schön, und das musst du wissen. Wir haben keine Regenwaldbrause in der Dusche, oder weiche Handtücher oder einen Kamin im Wohnzimmer, aber ... verdammt, es ist immer jemand da. Man muss im Dunklen keine Angst haben, weil es niemals so einsam ist, dass man die Stille hört wie bei euch."


Addiert man nun noch Nikola Hotels spritzigen Schreibstil zur Gleichung hinzu, ist ein emotionales Auf und Ab garantiert. Sie scheut zwar nicht das große Drama, hat durch ihre sensible und zart romantische Art, die Gefühle der Protagonisten auszudrücken aber trotzdem mein Herz gewonnen. Mir gefällt die Leichtigkeit, die zwischen den Seiten zu finden ist, die aber dennoch nicht mit Oberflächlichkeit einhergeht. Denn auch hier hat die Autorin mal wieder ein paar ernstere Themen verpackt, geht diese aber so emotional, sensibel und zart romantisch an, dass einem als Leser das Herz aufgeht. Zwar bleibt einiges nur angerissen und von anderen Aspekten wie zum Beispiel Abbis Freundschaft zu Willow, oder Davids Bekanntschaft mit Noah hätte ich mir mehr erwartet, dennoch wirkt diese Geschichte bedeutungsvoller, wichtiger und tiefgründiger als man es der Verpackung zutraut. Ein bisschen Ironie, Humor, viele Anspielungen auf Filme und Serien und natürlich auch ein paar erotische Szenen dürfen nicht fehlen... So entsteht ein atmosphärisches, lebendiges, authentisches Gesamtbild, in das ich mich einfach verlieben musste.


David: "Abbi ist ein Traum, der nie wahr werden wird. Und ich bringe es einfach nicht fertig, das jetzt schon aufzugeben."


"Ever" ist eines der Bücher, die man in einem Rutsch wegliest und danach kaum glauben kann, dass das wirklich über 400 Seiten waren, da es sich wie maximal die Hälfte angefühlt hat. Das Ende von Davids und Abbis Reise durch Reha, Schmerz, Angst, Vertrauen und Liebe kam demnach wieder viel zu schnell. Ein leiser Trost ist nur, dass wir auf Band 2, "Blue", welcher sich um Davids Schwester Jane und den "nervigen Bonzen Alex" dreht, über den sie sich immer beschwert, nur bis Mitte Dezember warten müssen.




Fazit:


Außen hui, innen hui! "Ever - Wann immer du mich berühst" überzeugt nicht nur mit einer wunderschönen Gestaltung, sondern auch mit liebenswerten Figuren, toller Chemie, einem spritzigen Schreibstil und neuen Ideen!

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Komplex, spannend, atmosphärisch und wahnsinnig gut recherchiert!

Das Lied der Wölfe
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"Das Lied der Wölfe" ist nach der Chosen-Dilogie und der Elbendunkel-Reihe mein fünftes Buch von Rena Fischer, das sich diesmal abseits des Jugendbuchgenres mit einem vielseitigen Roman versucht. Auch ...

"Das Lied der Wölfe" ist nach der Chosen-Dilogie und der Elbendunkel-Reihe mein fünftes Buch von Rena Fischer, das sich diesmal abseits des Jugendbuchgenres mit einem vielseitigen Roman versucht. Auch wenn die Figuren hier wesentlich älter sind und keine Elben oder andere magischen Kreaturen auftauchen, ist "Das Lied der Wölfe" ganz eindeutig ein typisches Fischer-Werk: komplex, spannend, atmosphärisch und wahnsinnig gut recherchiert!


Nevis: "Von wegen furchtlos. Angst klebt an meinen Fersen wie ein dunkler Schatten. Ich glaube nicht daran, dass man sie je abschütteln kann. Zumindest nicht, wenn man über ein gewisses Ausmaß an Intelligenz verfügt, die einem die Konsequenzen seines Handelns glasklar vor Augen führt. Nur dumme Menschen stürzen sich unüberlegt, eben furchtlos, in auswegslose oder lebensbedrohliche Situationen. (...) Mein Vater versteht das nicht. Er hält mich selbst für einen von ihnen."


Schon das Cover trifft den Nagel auf den Kopf und zeigt eine düster-verträumte Landschaft. Vor grün bewachsenen Hügeln steht ein großes Herrenhaus, das auf einen glitzernden See blickt, auf dem zwei Menschen in einem Ruderboot sitzen. Überschattet wird die treffende Szenerie durch dunkle Gewitterwolken, die dem Cover etwas Düsteres geben und auf die eher ernsten Themen des Romans vorbereiten. Auch der Titel passt einfach perfekt, da er ein erster Anklang an das Heulen der inneren und echten Wölfe der Figuren ist. Das hilfreiche Glossar mit Militär-Fachbegriffen, psychologischen Ausdrücken und kurzer Nachhilfe in schottischer Geschichte beziehungsweise Kultur habe ich leider erst nach dem Lesen entdeckt, dabei hätte ich es nach vier Fischer-Romanen, die alle am Ende ein umfangreiches Verzeichnis hatten, echt besser wissen müssen. Wenn man also mal meine eigene Dummheit beiseitelässt, haben Autorin und Verlag hier das perfekte Kleid für diese Geschichte gefunden, das sofort Lust auf mehr macht und in die schottischen Highlands entführt.


Nevis: "In Wahrheit", sage ich, "ist unser Leben nur wie ein Schatten der Ziele, Hoffnungen und Träume, die wir haben, und die wir nie erreichen werden. So launisch und unberechenbar wie das Licht über den Highlands." (...) "Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich in dieses Licht verliebt habe, in all die Farben, die es in diese weite Landschaft und in den Himmel malt. Wie es plötzlich aus den tiefhängenden Wolken über den Bergen hervorbricht, die sich an die Nebenstreifen im Tal schmiegen. Jeder einzelne Tag seit meiner Ankunft hier in Schottland ist wie ein kleines Wunder, Nevis. Selbst wenn unser Leben nur ein Schatten oder ein Schwarz-Weiß-Film dessen ist, was wir uns wünschen, so ist es jede Sekunde wert."


Spätesten seit "Outlander" bin ich ein großer Fan von Schottlands Landschaft und Geschichte und will unbedingt in den nächsten Jahren selbst dorthin reisen. Rena Fischer hat diesen Wunsch mit ihren hinreißenden Landschaftsbeschreibungen nochmals bestätigt. Ein großes Herrenhaus nahe des Loch Ness, umgeben von Wald, Wiesen und wilden Tieren - wer da nicht ins Träumen gerät, dem kann man auch nicht mehr weiterhelfen. Doch nicht nur die Landschaft im Wandel der Jahreszeiten verzaubert und sorgt für eine Menge Fernweh, der Autorin gelingt es auch erstaunlich gut, das schottische Lebensgefühl zu vermitteln, ohne Touristenfallen und Klischees abzuklappern. So wird schon durch das Setting eine Menge Atmosphäre gewonnen. Kommt jetzt noch ein wildes Wolfsrudel hinzu, das für eine Menge Konflikte im einsamen Norden Schottlands und auch innerhalb von MacKinley Manor führt, ist die Spannung perfekt. Das Thema der Ansiedlung freier Wölfe und der Umgang mit Risiken und Chancen, die die Rückkehr in die deutschen Wälder mit sich bringen, ist ein immer noch sehr aktuelles Thema, über das ich selbst noch nicht so viel wusste. Umso mehr hat mich gefreut, dass man beim Lesen nebenbei eine Menge über die Rolle der pelzigen Jäger für das Ökosystem des Waldes, ihr Familiensystem, die Verhaltensweisen von Wölfen und Hybriden im Vergleich, oder ihre Symbiose mit Raben lernen kann. Auch einen kurzen Exkurs in die Geschichte von Schottland reichert die kurzweilige Geschichte mit Wissenswertem an, sodass man auf jeder Seite die Begeisterung der Autorin für Wölfe und Schottland spüren kann.


Kaya: "Egal wie hanebüchen ihre Argumente sind, du musst gelassen bleiben und darfst dich nicht über sie lustig machen. Überzeugen heißt vor allem, gut zuhören können. Denn letztendlich ist es der Mann oder die Frau mit der Waffe im Wald, die entscheidet, ob die Wölfe eine Chance bekommen."


Das Setting und die Wölfe bleiben jedoch nicht das einzige spannende Thema, das Rena Fischer hier in die Liebesgeschichte miteinbindet. Darüber hinaus widmet sich die Autorin auch noch sehr gekonnt dem wichtigen Thema "Trauma und Belastungsfolgen". Als Psychologiestudentin stehe ich der Behandlung von Mental Health Themen in Romanen immer etwas zwiegespalten gegenüber. Auf der einen Seite befürworte ich es natürlich, wenn durch Belletristik und fiktive Figuren die Sensibilität für psychische Erkrankungen gesteigert und gezielt gegen Stigmata oder Vorurteile angegangen wird, auf der anderen Seite ist es dabei immer besonders fatal, wenn es an der Recherche hapert und ungewollt genau jene Vorurteile oder überholte Vorstellungen verwendet werden. Bei Rena Fischer, die ich schon für ihre ausgiebigen Hintergrundrecherchen in ihren zwei Jugendbuchreihen bewundert habe, hatte ich mir zwar keine große Sorgen gemacht - dass die Autorin sich hier so viel Zeit nimmt, um über die Posttraumatische Belastungsstörung ihrer männlichen Hauptfigur einzugehen und auch andere unterschiedliche Reaktionen und individuellen Verarbeitungsprozesse auf Kriegserfahrungen mit einzubeziehen, hat mich positiv überrascht.


Kaya: "Und dann denke ich wieder an Nevis, und das ist noch viel, viel schlimmer. Ich sehe den dunklen Schatten der Bartstoppeln auf seiner Wange, Regen, der aus seinen Haarspitzen tropft, das Grübchen am Kinn. Seine Augen, düstere Gewitterwolken am Sommerhimmel. Das seltene jungenhafte Lächeln, das mein Herz jedes Mal zum Flattern bringt. Wie er die Treppe leichtfüßig nach oben läuft, das Spiel seiner Muskeln unter dem verschwitzten Shirt. (...) Warum ziehen mich immer nur schwierige Männer in ihren Bann?"


Doch nicht nur Nevis trägt Ballast mit sich herum, auch Kaya hat einiges zu verbergen. Was genau die Geheimnisse der beiden Figuren sind, was wirklich in ihrer Vergangenheit passiert ist und ob die beiden den Mut finden, sich für den jeweils anderen zu öffnen und einen gemeinsamen Weg der Heilung zu gehen, erfahren wir nach und nach im Laufe der Geschichte. Die beiden Protagonisten erzählen jeweils abwechselnd aus der Ich-Perspektive, was durch eine veränderte Schriftart hervorgehoben wurde und bringen somit auch ab und zu Flashbacks und Erinnerungen ein, sodass wir am eigenen Leib nachvollziehen können, weshalb sie sich in der ein oder anderen Situationen seltsam verhalten. Dass die Entwicklung und Annäherung von Nevis und Kaya etwas länger dauern würde, ist angesichts der vielen besprochenen Themen und ihrer beider Vorerfahrungen nur natürlich. Dennoch hat sich der Mittelteil im Vergleich zum recht flotten Schluss, in dem Schlag auf Schlag Geheimnisse enthüllt und Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden, etwas zu sehr gezogen. Dadurch, dass wir durch die Ich-Perspektive einen Vorsprung im Verständnis der beiden Figuren haben, ist die ein oder andere Fehlinterpretation oder Missverständnis im zweiten Drittel etwas mühsam zu lesen. Das ist jedoch auch der einzige Grund, weshalb ich keine volle 5 Sterne vergebe. Langweilig wird es nämlich trotzdem nie. Dafür sorgt auch nicht zuletzt die Einbindung der tollen Nebenfiguren wie Starkoch Robin, Kayas Schwester Lena, oder Nevis´ Army-Kumpels Mike und Rory, die jeweils noch eine eigene Geschichte zu erzählen haben.


Kaya: "Bloß kein Risiko eingehen. Bloß nicht noch einmal verletzt werden. Aber so funktioniert unser Leben nicht. Wir müssen fallen, wenn wir laufen lernen wollen. Wir müssen uns die Finger verbrennen, um zu wissen, wie heiß Feuer ist. Wir müssen uns schneiden, um die Schärfe des Messers zu kennen. Wir müssen lieben und verletzt werden, bis wir den Menschen finden, der uns nicht zurechtbiegen will. Den Menschen, der uns mit all unseren Eigenheiten liebt und nicht zulässt, dass wir uns aufgeben, um uns ihm oder jemand anderem ähnlich zu machen."


Alles in allem ist "Das Lied der Wölfe" einfach rundum gelungen und souverän geschrieben. Man merkt man sofort, dass dies nicht der erste Roman der Autorin ist, auch wenn sie bislang in einem anderen Genre unterwegs war. Die intensive, anspruchsvolle Liebesgeschichte wird trotz des vielen Drumherums nie aus den Augen verloren, die Autorin beweist ein gutes Gespür, wann sie theoretischen Input geben kann und wann sie sich auf die Handlung konzentrieren muss und trotz vieler ernster Themen wird es hier nie erdrückend. Top, ich freue mich auf mehr!
Kaya: "Wir segeln nicht in einem Boot einem gemeinsamen Ziel entgegen, wie andere Paare es tun. Wir treiben Hand in Hand in zwei Kajaks nebeneinander auf einem reißenden Fluss, versuchen, den Stromschnellen und scharfkantigen Felsen unserer Vergangenheit auszuweichen und zu vergessen, dass wir keine Ahnung haben, wohin der Fluss führt."




Fazit:

Ein wunderschönes, atmosphärisches Setting, spannende Handlung voller Geheimnisse inklusiver der ein oder anderen dramatischen Situation, sich entwickelnde Figuren, die im Zusammenspiel einfach Zucker sind und wissenswerte Einbindung von Informationen zu Wölfen und PTBS - "Das Lied der Wölfe" vereint alles, was man sich von einem Roman wünschen kann!

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