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Veröffentlicht am 05.09.2019

Eine kraftvolle Geschichte über die Liebe und was es bedeutet, zu lieben, wen unser Herz auswählt!

All In - Zwei Versprechen
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Inhaltserzählung:
"Hör zu", sagte Jonah, und sein Blick war entschlossen. "Der Gefallen ... um den ich ... dich bitten will. Du erinnerst dich?"
Ich rutschte auf dem Stuhl nach vorn. "Sag."
"Kacey ..."
Die ...

Inhaltserzählung:
"Hör zu", sagte Jonah, und sein Blick war entschlossen. "Der Gefallen ... um den ich ... dich bitten will. Du erinnerst dich?"
Ich rutschte auf dem Stuhl nach vorn. "Sag."
"Kacey ..."
Die Frage blieb mir im Hals stecken. Ich räusperte mich.
"Was ist mit ihr?"
"Du liebst sie."
Seine Stimme war leise und schwach, aber jedes seiner Worte traf meine Brust wie ein Hammer. Ich konnte nichts sagen, mich nicht rühren. Ich stand in Flammen. Eine Million widerstreitender Gefühle kochten in meinem Inneren, raubten mir den Atem, erstickten meine Worte.
Obwohl ich meine wahren Gefühle so tief in mir vergraben hatte, dass sie niemals ans Tageslicht drangen, und ich meinen Bruder auch nie hintergehen würde ... hatte er sie wahrgenommen. Das hatte er immer schon.
Er lächelte, als er meinen erstarrten Gesichtsausdruck sah.
"Ich bin froh Theo. Ich bin erleichtert ... dass du es bist."
Ich hätte beinahe meine Stimme wiedergefunden, um ihm zu sagen, dass ich es sicher nicht war. Dass ich nichts war. Was zum Teufel wusste ich von Liebe? Rein gar nichts. Und außerdem irrte er sich.
Sie wird mich niemals lieben, weil sie nur dich liebt. Und genau so soll es sein.
"Der Gefallen ..." Jonah sah mir mit all der Kraft in die Augen, die der Körper, der ihn im Stich ließ, noch hatte. "Kümmer dich ... um Kacey. Bitte. Sie wird ... dich brauchen. Sie ist stark. Aber wenn sie ... es nicht schafft ... hilf ihr ... Liebe sie, Theo. Das Leben ... ist kurz. Halt deine Gefühle ... nicht zurück, okay?"
Ich nickte. Weil es ihm wichtig war. Nicht, weil ich auch nur die geringste Ahnung gehabt hätte, wie ich das anstellen sollte, was er da von mir verlangte.
"Ich kümmere mich um sie", sagte ich mit brechender Stimme. "Ich schwöre es."
Es war nur das halbe Versprechen, aber es war die Hälfte, die ich halten konnte.
...

Seine letzten Worte. Liebe sie ...
Kacey ging zu Jonahs Zimmer. Ich sah sie an, und Jonahs Wunsch hallte in meinen Ohren wider. Eine kurze, elende Sekunde lang empfand ich, ganz egoistisch, Hoffnung ...
Dann zerquetschte ich sie. Bis sie tot war.
Tut mir leid, Bro. Sie gehört dir, und das wird bis ans Ende aller Zeiten so bleiben.
Aber ich konnte mich um sie kümmern. Schwarze Tage würden kommen. Wochen, Monate. Wahrscheinlich Jahre. Egal, wie lange sie mich brauchte, ich wäre für sie da.
(Seite 12/13/14/15)

"Wann ist sie weg?"
"Vor zwei Tagen. Als würde sie sich davonschleichen, ihre eigenen Sachen stehlen. Ganz nervös."
Mein Herzschlag verlangsamte sich, wurde zu einem schweren, ängstlichen Dröhnen.
"Sie hat einen Brief dagelassen", sagte die Nachbarin. "Ich soll ihn nur Beverly, Teddy oder Henry Fletcher geben."
"Ich bin Theo Fletcher." Ich räusperte mich. "Sie nennt mich Teddy. Nannte. Nennt."
Die Frau ging in ihre Wohnung und kam mit einem einmal gefalteten Stück Papier zurück. Ich überflog die Worte:

Ich kann hier nicht bleiben. ich habe es versucht, aber es ist zu viel. Ich hab euch alle lieb. Es tut mir leid.
Kacey


Die Seite fiel mir aus der Hand wie ein welkes Blatt, schaukelte durch die Luft und landete vor meinen Füßen. Ich blieb stehen und starrte auf Kaceys Tür.
Es tut mir leid, Jonah, dachte ich, und die Worte wurden mit jedem Herzschlag lauter.
Ich hatte eine Aufgabe gehabt. Nein, nicht mal das. Nur eine halbe Aufgabe. Und ich hatte versagt.
(Seite 15/16/17)

Er hatte sie gebeten, wieder zu lieben.
Er hatte mich gebeten, sie zu lieben.
Was sollte das, Jonah, verdammt?
Verloren in meinen Gedanken, unfähig, die Tiefen von Jonahs Herz zu begreifen. Einen Mann zu verstehen, der die Liebe seines Lebens im Moment des Abschieds bat, sich wieder zu verlieben. Und der seinem Bruder das Versprechen abnahm, sie zu lieben.
(Theo, Seite 171)

"Und was soll ich jetzt bitte machen, Jonah? Sie ist da. Ich bin hier ..."
Natürlich wusste ich, was er antworten würde.
Liebe sie.
Ich schloss die schmerzenden Augen und rieb mir die schmerzende Brust.
"Das tu ich", flüsterte ich, und meine Worte wurden von der Nacht verschluckt. "Das tu ich schon."
(Theo, Seite 260)

"Wo ein Semikolon steht, könnte ein Autor den Satz beenden", sagte sie und schob sich eine braune Locke hinters Ohr. "Aber er tut es nicht. Die Geschichte geht weiter. Es ist ein Symbol der Hoffnung. Ein Symbol dafür, weiterzumachen. Manchmal muss ich mich daran erinnern.
(Kundin zu Theo, Seite 214)


All in (Poker): Wenn ein Spieler alle Jetons in den Topf legt. Ein Einsatz, bei dem es um alles oder nichts geht.


Autorin:
Wenige Autoren schreiben so besessen und ausdauernd wie die Kalifornierin Emma Scott. Geboren wurde sie in San Diego, heute lebt und arbeitet sie in der Gegend um San Francisco. Ein Wunder, dass sie noch Zeit für Marathon-Läufe und ihre beiden Töchter findet. Bislang hat sie über ein Dutzend romantische Romane veröffentlicht, die sich hervorragend verkaufen. Einer davon, „Rush, dein Licht in mir“, ist 2018 auch ins Deutsche übersetzt worden. Zu Emma Scotts literarischen Vorbildern gehören Stephen King und Marion Zimmer Bradley. Scotts wahre Liebe ist allerdings das Fantasygenre. Neben Margaret Edith Weis und George RR Martin ist es vor allem Star Wars, das sie gefangen nimmt. Für das Star-Wars-Computerspiel „Knights of the Old Republic“ schreibt Emma Scott Fanfiction, die von der Star Wars Gemeinde begeistert aufgenommen wird. Durch den intensiven Austausch mit den Star-Wars-Fans lernt sie, für ihre künftigen Leser zu schreiben. 2017 gibt sie ihrer ursprünglichen Neigung nach und veröffentlicht unter dem Namen E.S. Bell den Fantasy-Roman „The Dark of the Moon“. Die Liebhaber ihrer romantischen Romane werden Emma Scott künftig wohl mit E.S. Bell teilen müssen.

Übersetzerin:
Inka Marter, geboren 1968 in Hamburg, ist Romanistin und freie Literaturübersetzerin. Sie promovierte zum Erzählwerk Norah Langes (Recuerdo y voz. La narrativa de Norah Lange en sus contextos, Köln 2010).


Bewertung:
"Kacey ist wie aus dem Nichts aufgetaucht und Jonah am Ende seines Lebens richtig glücklich gemacht. Das hat meiner Mom sehr viel bedeutet. Wie kann ich das meiner Mutter nehmen? Warum sollte ich das auch nur versuchen?"
"Inwiefern sollte das deiner Mutter etwas wegnehmen? Glaubst du nicht, es würde sie glücklich machen, wenn sie weiß, dass auch du geliebt wirst?"
"Ich werd drüber hinwegkommen. Es bringt einfach nichts, und es ..."
"Tut weh", sagte Zelda. "Es tut doch weh? Es ist unschön und unkompliziert, wie eine Tätowierung, die nie aufhört. Eine Million Nadeln stechen etwas in dein Herz, was nicht mal gut aussieht."
"Kommt in etwa hin." Kommt sogar genau hin.
(Theo und Zelda, Seite 2018/2019/223)

Das Cover ist an den Vorgängerband perfekt angeglichen. Auch hier fängt man Feuer, oh ja! Unterscheiden tut sich die Cover in ihren Farben. Während Band 1 in lila-rosa Tönen schimmert, glänzt dieser Band mit blau-rosa-Tönen. Wunderschön! Und auch hier ist die Buchüberschicht wieder wunderbar samtig zum Fummeln. XD Ich liebe es! Das Design mit dem angezündeten Streichholz und den Hintergrundblasen ist genau dasselbe wie bei Band 1. Das habe ich bisher in einer Reihe noch nicht gesehen. Lediglich die Farben unterscheiden sich. Der Titel und der Untertitel passen auch hier hervorragend zur Geschichte.

Das Herz will, was es will. Wahrscheinlich hatte ich das irgendwo gelesen. Mein Herz war offensichtlich ein egoistisches Arschloch.
(Theo, Seite 127)

Da es sich um Band 2 mit denselben Charakteren handelt, sind gewisse Spoilerangaben nun mal nicht zu vermeiden! Bitte daran denken, bevor weitergelesen wird.

Sehr schön finde ich, dass der Beginn noch etwas vom Ende des ersten Bandes aufnimmt und so die Ausgangssituation für beide Beteiligten (Theo und Kacey) aufzeigt; ihre Versprechen an Jonah. Jeder von ihnen muss sein eigenes abgeben. So kam ich sehr schön in die Geschichte rein (auch wenn ich auch so keine Schwierigkeiten gehabt hätte), weil es so fließend vom Ende des ersten Bandes beginnt und die Ausgangssituation klar geschrieben steht. Selbst wenn man Band 1 nicht gelesen hat, kommt man dadurch super rein und hat das Gefühl, nicht wirklich was verpasst zu haben. Das kommt dann erst in der Mitte, wenn kleine Anmerkungen in Gesprächen an die Dialoge zwischen Kacey und Jonah erinnert werden.

"So lange Zeit habe ich mir ein Leben nach Jonah nicht vorstellen können", sagte ich. "Es war fast unmöglich, mir vorzustellen, jemand anderen zu lieben. Aber immer wenn ich mir erlaube, auf diese Art hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, dann sehe ich Teddy. Ich hatte Jonah. Ich werde nie wieder etwas so Wahrhaftes und Gutes finden, oder? Welche Frau bekommt bei so was eine zweite Chance?"
"Die, die das Risiko eingeht und den Einsatz wagt. Du bist noch nicht am Ende, Kacey. Du hast noch mehr Karten, die du ausspielen kannst."
"Du musst nicht alles auf einmal entscheiden. Erzwing es nicht. Wenn etwas Gutes und Wahrhaftes hinter der nächsten Ecke auf dich wartet, dann ist es auch noch da, wenn du dafür bereit bist."
(Yvonne zu Kacey, Seite 212/213)

Theo hat seinen Bruder verloren, Kacey ihre große Liebe. Theo versucht, sich mit seiner Arbeit abzulenken, Kacey läuft weg. Nach Las Vegas. Auf die Bühne. Betäubt mit Alkohol. Was folgt daraus? Kacey wird zur Alkoholikerin und Theo versucht ihr beizustehen. Hier wird es etwas unrealistisch; Kaceys Entzug dauert 3 Tage, und dann ist sie wieder voll da! Während ich das las, schüttelte sich mein Kopf so dermaßen hin und her, dass ich beinahe eine Gehirnerschütterung erlitten hätte ... ein echter Entzug ist nicht nach 3 Tagen beendet. Ja, in der Disney-Version vielleicht, aber nicht im realen Leben. Dieser Misstand schon zu Beginn hat mich richtig gestört. Ich mag es gar nicht, wenn Tatsachen unrealistisch verzerrt werden. Und bitte nicht falsch verstehen; ich spreche von voller Zurechnungsfähigkeit nach nur 3 Tagen!!! Das soll mir einer erst mal zeigen, nachdem er 6 Monate durchgetrunken hat ...

Das ist das Perfide an der Abhängigkeit, dachte ich. Man erinnert sich nur an das tiefe schwarze Loch, in dem man gesteckt hat, un nicht an die Kraft, die man brauchte, um sich wieder herauszuziehen.
(Theo, Seite 105)

Während Theo also mit seinen inneren Dämonen kämpft, die ihm zuflüstern, dass er hätte Jonas retten können und er kein Anrecht auf Kacey hat, sich gleichzeitig noch gegen seinen Schattenstatus innerhalb der Familie entgegenstellen will, kämpft Kacey derweil mit ihrem inneren Loch, das Jonah hinterließ und versucht sich nicht einreden zu lassen, dass sie keine Liebe mehr durch einen anderen Mann erfahren darf. Beide stellen sich mal naiv, mal ungeschickt und dann wieder sehr süß an, wenn es um sie beide als Freunde und Partner geht. Emma hat auch hier zwischen den Beiden ein gewaltiges Knistern eingebaut und es glaubhaft und anrührend transportiert. Zusätzlich haben beide schwer mit ihrem Umfeld zu kämpfen, je näher sie sich kommen. Besonders Theo hat es schwer, weil er als "Verräter" an seinem Bruder dasteht - bei gemeinsamen Freunden und auch bei sich selbst.

"Mir tut leid, dass ich ihn ..."
Sag es nicht, dachte ich.
"Dass ich ihn nicht retten konnte."
Dass ich ihn nicht retten konnte, genau das hatte ich jeden Tag meines Lebens gedacht, seit Jonah krank wurde. Nur konnte ich es eben nicht laut aussprechen wie sie. Wenn ich sie berührte, wenn ihre Trauer und meine sich berührten, würde ich schreien und heulen und meinen beschissenen Verstand verlieren.
(Kacey und Theo, Seite 103)

Wahnsinnig heiß hat die Autorin die Tanzszene von Teddy und Kacey geschrieben. Ich konnte richtig die Impulse der Beiden und die Anziehung der Musik spüren, hatte Gänsehaut und war erregt ... Leute, das passiert mir nicht oft. Ich konnte die Atmosphäre schmecken! Oder eben nicht, weil mein Mund trocken wurde ... Erotisch, aber nicht überzogen oder 08/15 und gleichzeitig so einfühlsam ...

"Ich hoffe, es hat euch etwas Frieden gebracht, zusammen zu sein."
"Es fühlt sich nicht friedlich an", sagte ich. "Die meiste Zeit fühlt es sich an wie ein beschissenes Chaos. Weil er mein Bruder war."
"Was ist falsch daran?", fragte sie. "Wenn aus den Tiefen von Trauer und Schmerz etwas Gutes und Schönes erwächst? Wofür sollte man sich da schämen? Die Zeit heilt alle Wunden", sagte sie. "Aber du kannst dein Leben nicht auf Eis legen, bis der Rest der Welt akzeptiert, was du in deinem Herzen als Wahr empfindest."
"Ich weiß, was für mich wahr ist", sagte ich. "Aber ich weiß nicht, was für sie wahr ist."
"Lass nicht noch mehr Zeit vergehen, ohne ihr zu sagen, was du fühlst, Theo, und frag sie, was sie fühlt. Es ist zugleich das Einfachste und das Schwierigste, was du jemals tun wirst, aber frag sie. Frag sie, als ob niemand zusehen würde. Denn am Ende ist es euer Leben."
(Theo und Dena, Seite 301/302)

Die Arbeitskollegin von Theo, Zelda, habe ich auch tief in mein Herz geschlossen. Die ist echt ein Knaller! Durch sie kommt - neben Theos sarkastischen Sprüchen - etwas Humor in das Ganze, und ja, Humor gehört hier rein. Nicht umsonst gibt es den Ausdruck Dramödie. Das wussten schon die alten Schriftsteller zu schätzen. Das Leben steckt voller Irrwitze inmitten von Elend, und manchmal sind es genau diese, die einen stützen, wenn es gar nicht mehr weitergeht. Ich finde Zelda einfach zum Knutschen! Lest selbst:

"Ich kann an keine andere Frau denken, mit keiner schlafen oder auch nur eine anfassen?"
Zelda hob die Augenbrauen. "Du hast mit keiner anderen geschlafen? Seit wann?"
"Mann, ich hab mir seit einem Jahr höchstens mal einen runtergeholt."
Zelda starrte mich einen Moment lang an, dann blinzelte sie und schüttelte den Kopf. "Weißt du was, ich nehme jetzt einen Schluck Wasser, dann erzählst du mir das noch mal, und ich spucke das Wasser vor Überraschung wieder aus. Das würde diese Information gebührend würdigen."
"Ehrlicher Sex ist einfach für mich."
"Fantastisch." Zelda verdrehte die Augen. "Ich bin auf einem Date, das keins ist, mit dem letzten netten Typen in Las Vegas, der wahrscheinlich ein Tier im Bett, aber dummerweise in eine andere verliebt ist. Das Glück muss man erst mal haben."
(Theo und Zelda, Seite 220/221)

Grant und Phoebie bringen auf Kaceys Seite die gewisse Leichtigkeit mit Humor in die Geschichte :

"Ich weiß, es ist nicht groß, und ich sage ständig zu Phoebe, dass sie es mit den Räucherstäbchen nicht so übertreiben soll ..."
"Fang an, Deo zu benutzen, und ich denk darüber nach", schimpfte Phoebe.
"Ich benutze Deo. Gott, ehrlich, musst du so was vor einer potenziellen Kundin sagen?"
(Grant und Phoebe, Seite 143)

Die Begegnung mit der Weissagerin Olivia ist eines der wichtigsten Schlüsselszenen im Buch. Sie zeigt deutlich die extrem bedrückende Situation von Kacey und Theo auf, innerlich wie auch äußerlich und bestätigt die Einleitung am Anfang des Buches:

"Der Gehängte steht für völlige Unterwerfung. Die Unterwerfung des Gehängten", sagte sie nach einem Moment, "ist die Unterwerfung des Selbst unter die anderen. Persönliche Opfer werden für das übergeordnete Wohl gebracht. Eigeninteressen werden hintenangestellt oder Ziele aufgegeben zugunsten dessen, was man als das größere Ganze wahrnimmt. Der Gehängte sieht zufrieden aus", sagte sie. "Aber trotzdem ist er an diesen Baum gefesselt. Er hängt da. Sein Leben ist in der Schwebe. Sie müssen für sich selbst handeln, nicht für andere, oder Sie werden für immer hängen bleiben."
(Olivia zu Theo, Seite 98/99)

"Die Karte des Todes ist ein Vorbote von Veränderung", sagte die Wahrsagerin. "Eine Tür schließt sich, eine andere geht auf. Wandel. Sie können nicht zurück, und doch ..."
"Kann ich nicht vorwärtsgehen", murmelte Kacey. Es stimmt. Ich stecke fest."
"Nein, meine Liebe", sagte Olivia. "Sie können nicht loslassen, aber das ist nicht dasselbe wie festzustecken. Wenn man an etwas festhält, was hinter einem liegt, kann man nicht weitergehen. Sie müssen Ihr Herz von der Vergangenheit lösen. Schließen Sie die Tür. Akzeptieren Sie das, was vergangen ist, und lassen Sie es los, um vorangehen zu können. Das Licht in Ihren Augen - und in Ihrem Herzen - ist gedämpft, aber es ist nicht erloschen. Lassen Sie es wieder leuchten."
(Olivia zu Kacey, Seite 100/101)

Es ist keine gewöhnliche Liebesgeschichte, die sich aus reiner Lust und Begierde ergibt - hier geht es um großes Leids und große Trauer. Nebenbei beziehen die Zerrissenheit von Herz und Verstand, wie der schmale Grad zwischen Verzweiflung und Hoffnung eine Hauptrolle und bringen große Emotionen in die Geschichte rein. Man muss den Verlust eines Menschen auch nicht selber erlebt haben, um diese Empfindungen nachzuspüren, finde ich. Emma hat sie unglaublich realistisch und ausdrucksstark wiedergegeben. Zu Wort kommen Kacey und Theo abwechselnd, wobei mich Theos Gedanken- und Gefühlswelt mehr interessiert bzw. mitgerissen haben. Die emotionale Zerrissenheit ist bei ihm sehr stark ausgeprägt und hat mich voll eingenommen.

Es tat immer noch weh. Es würde immer wehtun. Aber ich hatte mich von der krank machenden Trauer befreit. was blieb, war besser, der Schmerz hatte etwas Friedvolles. Ich konnte jetzt an Jonah denken. Auf eine Art hatte ich ihn wieder zurück - seine Stimme, sein lachen, seine dämliche Witze und wie er ein Klumpen aus farblosem Glas in verfluchte Meisterwerke verwandelt hatte. Er hatte das formlose Glas meines Lebens genommen und Potenzial hineingeblasen. Hoffnung."
(Theo, Seite 325/326)

Was es genau mit Kaceys Beziehung zu ihren Eltern auf sich hat, besonders die vom Vater zu ihr, wurde nicht näher erläutert. Das finde ich sehr schade! Hier fehlt ein Puzzelstück. Ich habe das nicht so ganz verstanden, jedoch sind mir die Gründe und die Launen der Mutter gegenüber Kacey sehr schlüssig. Das bedarf keine weitere Erklärung. Theos Eltern sind auch auf Theo bezogen unterschiedlich; während seine Mutter sich an ihn klammert und zeigt, wie sehr sie ihn liebt, zeigt sein Vater nur Missfallen an Theos Arbeit und übt Druck aus, sich endlich als guter Sohn zu benehmen. Hier hat Emma sehr deutlich die Konflikte dargestellt.

"Vieles tut mir leid. Dinge, die ich getan habe. Dinge, die ich gesagt habe und nicht zurücknehmen kann. Aber mehr noch tut mir leid, was ich nicht gesagt habe. Ich dachte immer, Jonah wäre der Klebstoff, der unsere Familie zusammenhielt."
"Das war er", sagte ich.
"Vielleicht", sagte mein Dad und wiegte den Kopf hin und her. "Als er von uns ging, sind wir auseinandergebrochen. Wir ... sind stehen geblieben. Haben auf offener Strecke haltgemacht, hilflos und gebrochen. Nur du nicht. Du hast weitergemacht. Du kümmerst dich um die Deinen. Ich sehe dich, Theo. Ich sehe dich. Wenn Jonah der Klebstoff war, der uns zusammengehalten hat, dann bist du der Fels, an den wir uns anlehnen."
(Theos Vater und Theo, Seite 389/390)

Das Ende ist mir etwas zu schnell gegangen, der Epilog von Kacey macht einen großen Jahressprung in Richtung ... und alle lebten glücklich und zufrieden ... . Wenn man aber den Verlauf der Geschichte in sich wirken lässt, erscheint das Ende doch stimmig in meinen Augen. Theos Epilog ist etwas zeitnaher und auch schöner in der Entwicklung nach den ganzen Ereignissen. Voraus schauend ist es im allgemeinen schon, niemand rechnet hier mit keinen Happy End. Die Frage ist das Wie und Welches. Dieses Buch überrascht stattdessen im Mittelteil, zwischen Beginn und Schluss. Mal mehr, mal weniger. Für mich waren einige Konfliktlösungen vorhersehbar, aber dennoch emotional und fesselnd geschrieben. Vor allem Theo (liebevoll Teddy genannt) macht eine erstaunliche und lange emotionale Entwicklung durch, die mich vereinnahmt hat. Hier liegt der Fokus der Geschichte für mich eindeutig bei ihm.

"Wo Ruinen sind, gibt es Hoffnung auf einen Schatz", sagte Theo und blickte mit feuchten Augen ein letztes Mal in den leeren Raum. Dann sah er mich an. "Dena hat mir das gesagt." Er nahm meine Hand und berührte meine Lippen mit seinen. "Kace", flüsterte er. "Mein Schatz."
(Theo zu Kacey, Seite 322)



Fazit:
Eindeutig wie Band 1 ein WOW! Berührend - auf eine andere Weise als Band 1 - und fesselnd erzählt. Ausdrucksstark in der Erzählung und bis auf den unlogischen Entzug alles realistisch. Eine andere Dramatik, die mich aber trotzdem mitgerissen hat! Ich könnte mich nicht zwischen Band 1 und Band 2 entscheiden, wenn ich gezwungen wäre ... jedes ist auf seine Weise anrührend und ausdrucksstark geschrieben. Daher wie Band 1 von mir 4,5 Sterne.

Für alle, die herzzerreißende Liebesgeschichten mitsamt schwerer Leidenskost und ihre Auswirkungen zu schätzen wissen.

"Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch, aber ..."
"Nein, ich meine, ich liebe dich und basta. Ich liebe dich so wie du bist. Ohne Bedingungen. ich liebe dich und gut. Okay?"
Ich unterdrückte ein Lachen. "Okay."
(Theo und Kacey, Seite 336)
"Du schulterst die Last ganz allein. Du legst eine Rüstung an und baust Mauern um dich herum. Aber in deinem Innern ist diese zarte, liebende Seele. Die Güte deines Herzens, gleich hinter der stählernen Kraft. Das will ich auf meiner Haut. Deine Essenz. Ich will deine Liebe für den Rest meines Lebens auf der Haut tragen."
"Beständig", flüsterte Theo.
Ich nickte. "Für immer."
(Kacey und Theo, Seite 379)

Veröffentlicht am 04.08.2019

Brutal, schonungslos, verwirrend - das Duo Fitzek & Jäger zeigen: Hier ist nichts, wie es scheint!

Der Insasse
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Klappentext:
Zwei entsetzliche Kindermorde hat er bereits gestanden und die Berliner Polizei zu den grausam entstellten Leichen geführt. Doch jetzt schweigt der psychisch kranke Häftling Guido Tramnitz ...

Klappentext:
Zwei entsetzliche Kindermorde hat er bereits gestanden und die Berliner Polizei zu den grausam entstellten Leichen geführt. Doch jetzt schweigt der psychisch kranke Häftling Guido Tramnitz auf Anraten seiner Anwältin. Die Polizei ist sicher: Er ist auch der Entführer des sechsjährigen Max, der seit drei Monaten spurlos verschwunden ist. Die Ermittler haben jedoch keine belastbaren Beweise, nur Indizien. Und ohne die Aussage des Häftlings werden Max' Eltern keine Gewissheit haben und niemals Abschied von ihrem Sohn nehmen können.

Drei Monate nach dem Verschwinden von Max macht ein Ermittler der Mordkommission dem verzweifelten Vater ein unglaubliches Angebot: Er schleust ihn in das psychiatrische Gefängniskrankenhaus ein, in dessen Hochsicherheitstrakt Guido Tramnitz eingesperrt ist. Als falscher Patient, ausgestattet mit einer fingierten Krankenakte. Damit er dem Kindermörder so nahe wie nur irgend möglich ist und ihn zu einem Geständnis zwingen kann.

Autor:
Sebastian Fitzek, geboren1971 in Berlin, ist ein deutscher Schriftsteller. Er studierte Jura, promovierte im Urheberrecht und arbeitete schließlich als Chefredakteur und Programmdirektor für verschiedene Radiostationen in Deutschland. Seit 2006 schreibt Fitzek Psychothriller, die allesamt zum Bestseller wurden. Sein Debüt "Die Therapie", eroberte innerhalb kürzester Zeit die Taschenbuch-Bestsellerliste und wurde als bestes Krimi-Debüt für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Auch seine darauffolgenden Thriller gingen viral und Fitzek schaffte es so , seinen Ruf als „Star“ des deutschen Psychothrillers zu festigen. Seine Bücher werden in vierundzwanzig Sprachen übersetzt; als einer der wenigen deutschen Thrillerautoren erscheint Sebastian Fitzek auch in den USA und England, der Heimat des Spannungsromans. Auch als Sachbuchautor schafft es Fitzek die Massen zu begeistern. Mit seinem ersten Lebens-Ratgeber "Fische, die auf Bäume klettern" erobert er in kürzester Zeit auch die Spitze der Sachbuch-Bestsellerlisten. Viele seiner Werke wurden erfolgreich verfilmt, unter anderem Die Therapie, Das Joshua-Profil, Amokspiel, Passagier 23 und Das Kind. 2017 wurde der Autor mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet. Außerdem trägt er den Titel Autor des meistverkauften Buchs in Deutschland (AchtNacht). Inspiriert von Autoren-Giganten wie Stephen King oder Michael Chrichton verfasst Fitzek seine Weltbestseller, die dem Genre des Psychothrillers eine neue Richtung gaben. Der Autor lebt heute mit seiner Frau Sandra und den zwei Kindern in Berlin.

Sprecher:
Simon Jäger wurde 1972 in Berlin geboren. Im Alter von zehn Jahren sprach er seine ersten Rollen in TV-Serien und Hörspielen, u.a. für EUROPA. 1984 übernahm er seine erste Synchron-Hauptrolle in der TV-Serie Grisu, der kleine Drache. Seitdem arbeitet Simon Jäger regelmäßig als Synchron- und Hörbuchsprecher. Seit Beginn der 2000er Jahre liest und bearbeitet Jäger sowohl in externen als auch in seinem eigenen Tonstudio 2freibeuter regelmäßig Hörbücher, vor allem Thriller von Sebastian Fitzek und John Katzenbach sowie Science-Fiction Romane von Richard Morgan und Fantasyliteratur von Lara Adrian.


Bewertung:
Ich habe einige Werke von Sebastioan Fitzek als Hörbuch mal versucht, aber abgebrochen, weil es mich nicht fesseln konnte; "Der Seelenbrecher", "Die Therapie", "Abgeschnitten". Gehört habe ich "Das Joshua-Projekt" und als letztes "Das Paket". Leider konnte mich von allen keines vollends überzeugen, nur "Das Joshua-Projekt" hat von mir 4 Sterne bekommen. Einige habe ich auch als Buch Zuhause, die aber noch ungelesen auf dem SuB liegen. Dieses neue Werk von ihm hat mich vom Klappentext auch gar nicht angesprochen. Ich hatte das Buch und das Hörbuch für meine Schwester aus der Bücherei ausgeliehen. Jetzt hatte sie mir das Hörbuch zurückgegeben und ich habe es spontan in meinen Laptop eingeschmissen. Das Cover und der Titel passen natürlich wunderbar! Das Hardcoverbuch ist genial gestaltet; die Seitenränder sind rot angestrichen und das Cover hat den 3D-Effekt von der weißen Kissenwand edler Fotoanstalt. Besser geht es gar nicht!!! Schade, dass das Hörbuch nicht vom Cover genauso gestaltet ist.

Das Glück ist nicht mit den Tüchtigen, sondern mit den Verrückten.
(CD 4, Kapitel 6)


Es tauchen viele Charaktere auf, die mehr oder weniger wichtig sind für die Auflösung der Wahrheit. Da sind Max und seine Eltern, der Mörder Tramnitz, die vielen Ärzte, Tramnitz Anwältin und weitere. Till will unbedingt seinen Sohn Max finden oder die Wahrheit um seinen Tod - er will einfach die Gewissheit! Dafür nimmt er die Identität eines Selbstmörders namens Patrick, dessen Sohn ermordet wurde und er sich selbst danach.

"Ich halte nichts davon, mein Wissen jeden einfach so auf die Nase zu binden. Ich ziehe es vor, dass du selbst die Antworten findest, nach denen du suchst. Dazu - und das ist mein erster Tipp an dich - müsstest du dir aber erstmal die richtigen Fragen stellen; Nicht, wo ist Max und was wurde ihm angetan? Sondern, wer könnte ein Interesse daran haben, dass Max verschwunden bleibt?"
(CD 5, Kapitel 8)


Max's Sichtweise endet beim Treffen mit seinem Entführer. Erst am Ende wird diese Sichtweise wieder aufgenommen und als Teillösung eingespielt. Der zweite Teil der Lösung kommt kurze Zeit später. Diese überraschte mich teilweise, da sie nicht unbedingt zu erraten war. Selbst nachdem fast alles aufgeklärt ist, bleibt ein kleines Puzzelteil bis kurz vor dem Schluß noch immer unentdeckt! Die Handlungsstrengen sind wirr zueinander gestrickt und bis zum Ende hin wird die Geschichte mit all seinen Charakteren immer verworrener, sodass ich am Ende des Hörbuchs erst mal alles sacken lassen musste, um alles zu verstehen. Es werden einige verschiedene Sichtweisen erzählt und auch bestimmte Geschehnisse zwischendurch eingeblendet.

"Alles im Leben ist eine Motivation. Ich töte, weil nur extreme Reize mir überhaupt noch zeigen können, dass ich am leben bin. Ich liebe die Tränen - nicht nur in den Augen der Opfer, sondern auch in denen der angehörigen."
(CD 5, Kapitel 8)


Neben der ganzen Gewalt, die in der Klinik herrscht und deutlich wird, sind hier und da ein paar humorvolle Passagen eingesetzt:

Tills neue Freunde hießen keine Schneidezähne, keine Hose und kein Arm.
(CD 3, Kapitel 6)


Auch werden einige grausame Szenen im Bezug auf Tramnitz von Simon Jäger vorgelesen. Besonders das Tagebuch des Mörders bereiteten mir Gänsehaut. Was ich nicht verstanden habe, ist das Telefonat zwischen Till und dem Ermittler, der ihn in die Klinik eingeschmuggelt hat. Das wurde nicht aufgelöst. Ganz doof finde ich ja den Namen einer der Ärzte: Dr. Frida. Ich stellte mir immer eine Frau Dr. vor, obwohl das ein Herr Dr. ist.


Fazit:
Fitzek hat hier ein brutales und fesselndes Verwirrspiel eingefädelt und Jäger erzählt die Irrungen und Wirrungen ausdrucksstark und samtig! Er vermag es, laut und emotional und gleichzeitig entspannt in seiner Tonlage zu bleiben. Als Leser rätselt man heftig mit und entwickelt Theorien, aber egal, wie gut diese sind, sie kommen der Wahrheit kein bisschen nahe! Das ist ein Kunststück, das Fitzek wirklich gelungen ist! Fitzek wie auch Jäger nahmen mich hier voll in den Bann, nachdem der Anfang weniger temporeich zu hören war. Ganz zum Schluss musste ich an "Shutter Island" denken, denn auch bei diesem Werk ist nichts, wie es scheint!

Für alle Fitzek- und Jäger-Fans sowie Psychothriller-Fans, die nichts gegen Gewaltelemente haben! Aber auf jeden Fall erst ab 16 Jahren zu empfehlen!

4,5 Sterne

Nichts ist schlimmer als die Ungewissheit. Außer die Wahrheit.
(CD 6, Kapitel 2)


Genau das trifft es hier auf den Punk.

Veröffentlicht am 26.07.2019

Brutaler Fall schonungslos erzählt!

Der Knochenbrecher (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 3)
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Inhalt:
Fall drei des LAPD: Robert Hunter und sein Partner Carlos Garcia sind hier mit einem grausamen Fall zusammengestoßen; ein brutaler Killer sucht sich Künstlerinnen, die er dann ganz perfide umbringt. ...

Inhalt:
Fall drei des LAPD: Robert Hunter und sein Partner Carlos Garcia sind hier mit einem grausamen Fall zusammengestoßen; ein brutaler Killer sucht sich Künstlerinnen, die er dann ganz perfide umbringt. Zuvor näht er ihnen Mund und Vagina zu. Jede von ihnen ereilt ein anderer grauenvollen Tod! Bei jedem Opfer findet sich die Nachricht für sie sichtbar geschrieben: Es ist in dir drin! Hunter und Garcia müssen schnell herausfinden, was es mit der Botschaft und den verschiedenen Todesarten auf sich hat, bevor sich die Opfer an Künstlerinnen stapeln ...

Autor:
Chris Carter wurde 1965 in Brasilien als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Er studierte in Michigan forensische Psychologie und arbeitete sechs Jahre lang als Kriminalpsychologe für die Staatsanwaltschaft. Dann zog er nach Los Angeles, wo er als Musiker Karriere machte. Mittlerweile lebt Chris Carter als Vollzeit-Autor in London. Seine Thriller um Profiler Robert Hunter sind allesamt Bestseller.

Sprecher:
Uve Teschner absolvierte in Potsdam ein Musikstudium mit den Schwerpunkten Gesang und Gitarre. Seit 2007 ist er als freiberuflicher Sprecher für Hörspiele und Hörbücher tätig. In dem 2013 veröffentlichten, ungekürzten Hörspiel „Amokspiel" nach einem Roman von Sebastian Fitzek sprach er unter der Regie von Johanna Steiner und an der Seite von Vera Teltz die Rolle des SEK -Polizisten Oliver Götz.


Bewertung:
Das ist mein erstes Werk von Chris Carter, da ich das neue Hörbuch zu "Die Jagd nach der Bestie" bei vorablesen gewonnen habe, habe ich mich gleich mal an die anderen Bände rangemacht! Das Cover und der Titel sind völlig fehlerhaft und passen nicht zur Geschichte! Es gibt keinen Knochenbrecher! Das schon mal vorne weg! Da hat der Verlag richtig geschlampt! Sehr schade! Da hätten sie doch einfach mal den Originaltitel "The Night Stalker" lassen sollen ...

Robert Hunter ist ja ein toller Charakter und wird durch die Stimme von Uwe Teschner wunderbar belebt. Hunters Partner Carlos Garcia gibt oft lockere und witzige Sprüche von sich, was in auch sehr sympatisch macht. Richtig toll finde ich deren Bossin Captain Blake! Mit ihrer Art hat sie mich ja häufig zum Schmunzeln, ja gar zum Lachen gebracht! Selbst, wenn sie furchtbar wütend ist ... da wird sie gerne mal sarkastisch, was genau meine Liga ist. Da muss man einfach lachen, obwohl das eigentlich nicht keine witzigen Stellen sind.

Da habe ich mit diesem Werk ja direkt einen heftigen und brutalen Fall an mich genommen! Sehr schön finde ich die verschiedenen Erzählperspektiven, die die Geschichte insgesamt temporeicher und lebendiger machen. Hier kommen das Opfer, der Täter und Hunter zu Wort bzw. wird in ihren Erleben berichtet. Sehr perfide hält es der Killer, indem er die tödlichen Gegenstände in die Opfer platziert, aber es ihnen überlässt, sich selbst zu töten. Wie er das anstellt? Hört oder lest es selbst! Ich werde nicht spoilern!

Auch eines der Teammitglieder gerät in die Schusslinie und das Team muss behutsam an die Sache herangehen. Nach und nach bekommen wir Hörer einen Gesamteindruck des Täters, indem seine Vergangenheit durchleuchtet wird. So wird das Rätsel um die Opfer- und Todesauswahl dieser gelöst. Am Ende bleibt man jedoch überrascht zurück. Auch die Gefühle der Betreffenden wird hier deutlich transportiert und lässt einen mitfühlen.


Fazit:
Ein brutaler Fall, der den Hörer in Atemnot versetzt und bis zum Ende mitreißt! Ich empfehle dies es Werk nur hartgesottenden Thrillerlesern, die Blut und Ekel vertragen. Der lebhafte Sprecher hält die Spannung durchweg und verbreitet Abscheu. Zwischendrin gibt es ein paar Makel für mich, daher gebe ich dem Hörbuch 4,5 Sterne. Ich bin schon mal ein Fan der Reihe!

Veröffentlicht am 24.07.2019

Brutal gestrickter Psychothriller, der schockiert und fesselt!

The Fourth Monkey -
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Klappentext:
5 Jahre, unzählige Opfer und ein Serienkiller, der auch nach seinem Tod nicht ruht …

Tue nichts Böses, sonst wird er dich bestrafen. Zuerst wird er einen Menschen entführen, den du liebst. ...

Klappentext:
5 Jahre, unzählige Opfer und ein Serienkiller, der auch nach seinem Tod nicht ruht …

Tue nichts Böses, sonst wird er dich bestrafen. Zuerst wird er einen Menschen entführen, den du liebst. Dann wird er dir ein Ohr des Opfers in einem weißen Geschenkkarton schicken. Daraufhin ein Auge, dann die Zunge. Du kannst versuchen, ihn zu stoppen, aber du wirst es nicht schaffen. Denn er ist der Four Monkey Killer, und er kennt kein Erbarmen. Du kannst nur hoffen, dass er nicht weiß, wer du bist, und dass er es nie erfährt …

Autor:
Jonathan Dylan Barker wurde am 7.1.1971 in Lombard, USA, geboren. Ab 1985 lebte er dann mit seiner Familie in Florida. Nach seinem Highschool-Abschluss studierte er am Art Institute of Fort Lauderale. Dort nahm er an einem Schreibkurs teil und erregte das Interesse des Herausgebers Paul Gallotta. Barker arbeitete später für das Magazin 25zh Parallel und spezialisierte sich hier auf Themen der Popkultur. Seit 1992 schrieb er eine Zeitungskolumne über heimgesuchte Häuser und war gleichzeitig Ghost-Writer für Autoren. 2014 veröffentlichte er dann seinen ersten Roman unter eigenem Namen. So machte er sich seine Erfahrung zu Nutzen und verarbeitete es in seinen eigenen Werken. Heute lebt der Schriftsteller mit seiner Familie in Pennsylvania.

Sprecher:
Dietmar Wunder (5. Dezember 1965 in Berlin) ist ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher, Hörspielsprecher und Synchronregisseur. Bekannt ist er vor allem als deutsche Feststimme von Adam Sandler, Cuba Gooding Jr. und seit Casino Royale (2006) von Daniel Craig. Zudem synchronisiert er auch regelmäßig Don Cheadle und Sam Rockwell. Seit 2007 ist Dietmar Wunder auch als Hörbuchinterpret tätig.

Oliver Brod ist seit 1995 Sprecher für Hörspiele, Featurekommentare sowie Literaturvertonungen. Er hat im Laufe seiner Karriere als professioneller Sprecher mit vielen großen deutschen Rundfunkanstalten, wie dem WDR, MDR, SWR, ZDF, NDR, HR, Deutschland Radio Kultur zusammen gearbeitet. Er ist ebenfalls als der Stammsprecher von WDR “Zeitzeichen” bekannt. Auch als Theater-, TV- und Fernsehschauspieler hat sich Oliver Brod bereits einen Namen gemacht. Zu sehen ist er beispielsweise in der Erfolgsserie “Alarm für Cobra 11” sowie in “Baader”.

Marie Bierstedt (30. Oktober 1974 in Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin und Synchronsprecherin. Durch ihren Vater, den Synchronsprecher Detlef Bierstedt, kam Marie Bierstedt schon früh ins Filmgeschäft. So war sie bereits in den 1980er Jahren in Serien wie Praxis Dr. Bülowbogen zu sehen. 1988 spielte sie die Hauptrolle in dem Film Die Mondjäger. Nach dem Abitur konzentrierte sie sich dann aber auf das Synchronisieren. Sie ist unter anderem die deutsche Stimme von Anna Faris, Kirsten Dunst und Kate Beckinsale. Zur Zeit am bekanntesten ist ihre Stimme als Kristin Kreuk in der Serie Smallville und als Alyson Hannigan in der Serie Buffy - Im Bann der Dämonen.


Bewertung:
Das Cover und der Titel passen nicht nur zur Geschichte, sie machen auch unheimlich neugierig, was es damit auf sich hat. Ist ja schon etwas ungewöhnlich und nichtsaussagend.

Dietmar Wunder - ich liebe seine Stimme - spricht den Ermittler Sam Porter und Clair Norton, Oliver Brod spricht über die Tagebucheinträge des Fourth Monkey Killers und Marie Bierstedt spricht das aktuelles Opfer, Emory Connors. Alle drei harmonieren zusammen als Trio und beleben die grausame Geschichte sehr temporeich mit ihren Stimmen. Es gibt auch vier unterschiedliche Erzählperspektiven; einmal die von dem Ermittler Sam Porter, die von Porters Kollegin Clair Norton (auch Clair-Bär genannt ), die aus der Sicht des Opfers und die des Fourth Monkey Killers durch seine Tagebucheinträge. Diese fand ich besonders spannend und aufschlussreich. Die Sichtweisen wechseln sich miteinander ab, sodass es abwechslungsreich bleibt und sich mehr Rätsel und Fragen auftun. Als Hörerin habe ich fleißig mitgebangt und mitgerätselt.

Den Anfang finde ich etwas schleppend, aber nicht langweilig, und nach und nach baut sich immer mehr düstere Atmosphäre auf. Die Fälle um den Fourth Monkey Killer sind alles andere als seicht, sogar blutig eklig. Für mich aber kein Grund, das Hörbuch nicht zu hören. Nicht das Blut an sich finde ich hier anziehend, sondern das Spiel mit der Psyche und die Auswirkungen. Wie ein Psychopath herangezüchtet wird, zeigen die Tagebucheinträge des Killer sehr eindrucksvoll und bildhaft! Mehr als pervers und schockierend berichtet er über sein Zuhause und seinen Alltag. Schwer zu glauben oder zu ertragen, wenn man zartbesaitet ist. Oliver Brod transportiert diese Einblicke sehr anschaulich auf den Hörer!

Was es mit dem Ideal der Vier Affen auf sich hat, worauf der Mörder sich stetig beruft, wird erst nach und nach klar. Ganz nach dem Sinnbild des aus dem Zen: Sehe nichts Böses. Sage nichts Böses. Höre nichts Böses. In dem Fall hat der Mörder noch einen vierten Affen dazugenommen: Tue nichts Böses. Es gibt auch einen witzigen Spruch, in dem der Affe die Smartphone-Zeit wiedergibt. Alle seine Taten beruhen auf diese vier Affen. Das Ende ist halb offen gehalten, was für einen Psychothriller eher selten ist. Ich habe Lust auf mehr bekommen und werde mir auf jeden Fall Band 2 anhören.


Fazit:
Ein unglaublich brutaler und schockierender Psychothriller, der Gänsehautmomente bereitet und den Puls hochrasen lässt! Nur empfehlenswert für hartgesotten Leser, die schon viel gewöhnt sind! Für die kleinen Makel ziehe ich einen halben Stern ab, sodass ich voller Begeisterung 4,5 Sterne verleihen kann. Band 2, ich komme!

Veröffentlicht am 30.03.2020

Packende Geschichte mit wichtigen Gesellschaftsthemen einfühlsam und realistisch erzählt!

Mein Herz hört deine Worte
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Inhaltserzählung:
Blinzelnd sah sie in den klaren blauen Himmel empor. Er erinnerte sie unverholen daran, wie weit entfernt sie von Norwegen war. Oder Irland. Sie war hier in Virginia. An einem Ort namens ...

Inhaltserzählung:
Blinzelnd sah sie in den klaren blauen Himmel empor. Er erinnerte sie unverholen daran, wie weit entfernt sie von Norwegen war. Oder Irland. Sie war hier in Virginia. An einem Ort namens Blackbird Mountain. Und hier war keine Tante Dotothee. Obwohl Ava mit dieser Frau keine Blutsverwandtschaft verband und durch den Briefwechsel zwischen ihnen nicht mehr als eine einfache Freundschaft entstanden war, war Benns Großtante alles gewesen, was ihr von einer Familie geblieben war. Norgaard. Das Land, in dem Tante Dorothees Neffen ihr Unwesen trieben. Frei und wild waren die Jungs, zumindest den Geschichten nach. Ihr Ehemann – der Cousin der Männer – war tot. Und Ava nun hier in Amerika. Die zwei Trauerjahre hatten bereits geendet, bevor sie auch nur einen Fuß in diese Gegend namens Blackbird Mountain gesetzt hatte.
(Seite 7, 8, 15)

„Ich schmeiße den Haushalt hier schon seit fast dreißig Jahren. Früher haben die Jungen mich Mommy genannt, aber jetzt sagen sie nur noch miss Ida. Ich werde gut für dich sorgen“, versprach die Haushälterin. „Du musst dich vor nichts fürchten. Die Nogaards sind alles gute Jungen. Hab sie selbst erzogen und sie sind treuere Seelen, als du dir vorstellen kannst“, fuhr Ida fort. (Seite 17)



Autorin:
Joanne Bischof lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in den Bergen Südkaliforniens. Wenn sie gerade keine Liebesgeschichten erzählt, bloggt sie über den Glauben, das Schreiben und die Abenteuer des Landlebens.

Übersetzerin:
Hannah Schwarz


Bewertung:
Das Cover ist schön romantisch und gleichzeitig historisch im passenden Jahrhundert gestaltet. Der Titel ist sehr passend gewählt, obwohl mir der Originaltitel „Sons of Blackbird Mountain“ auch sehr gut gefällt!! Schade, dass nicht dieser übernommen wurde ... Der Schreibstil des Titels ist typisch nach Historischer Art. Es gefällt mir insgesamt unheimlich gut.

Das Vorwort finde ich klasse!!! Auch die Anmerkung vom Verlag! Ich hatte mich auch schon immer gewundert, weil Taube ja nicht stumm sein müssen. Beim Cap-Markt habe ich mit Behinderten aller Art gearbeitet. Dort gab es auch einen tauben Mann, der aber sprechen konnte. Zwar mehr schlecht als Recht, aber stumm war er nicht. Natürlich brauchte er unsere Lippen, um alles zu verstehen. Aber mit ihm gab es so keine Probleme, zu Kommunizieren. Und ich freue mich sehr, dass hier ein Gehörloser in die Mitte der Hauptcharaktere genommen wurde.

Ganz ulkig geht es mit der Zeitdatierung im ersten Kapitel los; 27. August 1890 - genau ein Jahrhundert vor meiner Geburt!!! Die Autorin hat mich in den ersten drei Kapiteln etwas verwirrt; immer wieder tauchen Ungereimtheiten in Umständen und Tätigkeiten auf, als hätte der Leser bestimmte Aspekte zum Verstehen überlesen. Dabei sind diese einfach nicht angegeben. Das hat den flüssigen Lesefluss sehr gestört und mich auch genervt. Zum Glück gibt es solche Missstände ab dem vierten Kapitel nicht mehr, sodass ich dann entspannt und zügig weiterlesen konnte.

Die drei Brüder sind allesamt auf ihre jeweiligen Arten sehr sympathisch: Jordan ist der Älteste und hat ein recht ausgeglichenes Gemüt. Er handelt stets wohlüberlegt und ist bodenständig. Auf mich strahlt er eine große Sicherheit und Geborgenheit aus, ohne langweilig zu wirken. Thor ist das „Sandwichkind“ - also der mittlere Bruder. Er ist gehörlos und taufester Alkoholiker. Er trägt viele gemischte Gefühle seinem kleinem Bruder Haakon gegenüber in sich, die auch in meinen Augen eines der Gründe für seinen Alkoholismus ist. Er trägt dennoch große Verantwortung auf der Farm und ist für die Haupteinnahmen durch die Brennerei zuständig. Auf mich wirkt er bodenständig und unausgeglichen gleichzeitig. Haakon ist der Jüngste und der Wildeste unter ihnen. Er tobt sich gerne aus und versprüht Lebensfreude und eine gewisse Freiheit. Er verleitet einen gerne zu neuen Abenteuern, hat aber auch eine gefährliche Seite an sich. Auch er trägt viel Kummer im Herzen, den er mit seiner verspielten Art oftmals kaschiert. Auf mich wirkt er unreif und sehr verletzt, auch wenn er sehr charmant sein kann.

Es gab eine Zeit, in der man still bleiben und die Verletzten reden lassen sollte.
(Seite 139)


Über Jordans Leben innerhalb der Familie und Farm hat die Autorin leider so gut wie nichts angegeben. Außer, dass er Thor mit der Brennerei hilft und die Reparaturen auf der Farm übernimmt, erfährt man als Leser kaum etwas. Sehr schade!

Süchte wie die nach Alkohol oder Drogen vererben sich mit und dann noch mit so einem Vorbild von Vater – ebenfalls Alkoholiker - aufwachsen müssen ... das hat Thor auf jeden Fall geprägt! Außerdem spielt für mich noch seine Taubheit eine Rolle. Ständig missverstanden oder gar nicht verstanden zu werden, geht tief in die Seele und hinterlässt Leid und Wunden.

Hakoon hat auch schwere Probleme, meines Erachtens. Das zeigt mir schon seine andauernde Unruhe. Dann ist er auch noch der Jüngste und der Mittlere, sein großer Bruder, ist auch noch taub. Somit für ihn eine starke Führungsfigur ohne Mutter. Auch eine schwere Position in der Familie. Er hat seinen Platz in der Familie und in der Gesellschaft noch nicht gefunden und hadert mit sich und der Umwelt. Das macht ihn zum Teil unberechenbar, wenn er frustriert ist und nicht weiter weiß.

„Deine Reise wird sehr viel angenehmer werden, wenn du aufhörst, so verloren auszusehen.“ (Tate Kennedy zu Haakon, Seite 361)

Die Autorin hat Thor gefühlvoll und sehr realistisch beschrieben, genau wie seine Unsicherheiten in unterschiedlichen Situationen - das finde ich am Wichtigsten! Ich habe selbst mal mit einem gehörlosen Mann gearbeitet, daher weiß ich, dass bestimmte Aspekte wichtig sind und dazugehören. Diese hat die Autorin wahrhaft wiedergegeben. Thors Gedanken- und Gefühlswelt sind voll ausgeschrieben und nicht einmal überzogen! Für mich unheimlich wichtig, das die Charaktere real erscheinen müssen, ebenso ihr Dasein und Aufgaben. Die schweren Aufgaben und die Ballaste auf Thors Schultern hat sie hervorragend erstellt! Der Kampf um Gesundung und gegen den Alkohol ist auch hier super beschrieben, ebenso die Erzählungen der Schwierigkeiten in der Kommunikation zur Umwelt ist eine meisterhafte Leistung! Hut ab! Ich bin sehr beeindruckt über das Gespür der Autorin und wie kraftvoll sie extreme Momente hervorhebt ohne sie überspitzt darzustellen. Solche Momente sind unheimlich wichtig, da sie im Leben von Gehörlosen mehr oder weniger stattfinden. Super auch, dass nicht nur die großen Schwierigkeiten zu lesen sind, sondern auch ganz alltägliche Dinge wie Widersprüche in der Familie oder Aufgabenverteilung.

Ava ist typisch für diese Zeit eine naive Frau in vielen Situationen und Männern gegenüber. In allem konnte ich sie nicht verstehen oder ihre Gedanken nachvollziehen, dennoch ist sie mir - wie die Brüder - ebenso sympathisch. Die Etikette und Gesellschaftsregeln sind wunderbar nachvollziehbar und zeitgemäß. Die Haushälterin Ida ist ein kleiner Goldschatz der Familie und die Mutter für alle und alles. Peter Sorell hat es mit seiner Familie auch nicht leicht und muss sich entscheiden, wie er leben möchte.

Es passieren im Laufe der Geschichte kleine Wendungen und es tauchen Probleme verschiedener Arten auf. Sehr wichtige und nach wie vor aktuelle Themen wie Alkoholismus, Schwarzbrennerei, Missbrauch, Familienstellungen und Rassenhass lässt die Autorin in der Geschichte aufleben. Hier wird auch kurz der Ku Klux Klan beschrieben, der in dem Jahrhundert seine Entstehung feierte. Aber es gibt auch ein paar witzige Stellen wie diese:

"Willst du schwimmen?, fragte dieser stattdessen, während er sich hinaufzog.
"Nein, danke", erwiderte Ava.
"Warum nicht?"
"Weil ich nicht schwimmen kann."
"Du kannst nicht schwimmen?", wiederholte Haakon und rutschte den kleinen Abhang zu ihr hinunter. "Was für eine Person kann nicht schwimmen?"
"Offensichtlich diese hier", meinte Ava.
"Wie hast du es auf einem Schiff ausgehalten?"
"Indem ich durchgehend dafür gebetet habe, dass es nicht sinkt", gestand sie. (Seite 89)


xD Und wie ernst die Autorin den Dialog geschrieben hat … als ob ihr der Sarkasmus darin nicht bewusst wäre ...

Ich hätte mir schon gerne Einblicke aus der Perspektive von Haakon und Jordan gewünscht. Auch über Fay, die zum Schluss dazukommt, hat die Autorin kaum was geschrieben. Ein wenig mehr Interaktion zwischen Fay und Jordan wäre schön gewesen, da ja immerzu von Fays Ankunft gesprochen wird auf der Farm. In Bezug auf die Sorell-Familie wird explosives angedeutet, das aber nicht erfolgt. Den „großen Knall“ habe ich mir daher schon extremer vorgestellt und wurde da doch enttäuscht, da die Autorin die Spannung sehr hoch getrieben hat.

Das Ende ist fesselnd erzählt und macht einfach Laune auf mehr von den Brüdern. Sehr erfreulich also, dass die Autorin in ihrem Nachwort die Fortsetzung angekündigt hat. Auch ihre Dankesworte haben mich berührt.


Fazit:
Vom Vorwort bis zum Nachwort ist das Buch wundervoll und berührend geschrieben. Ich habe mich mitreißen lassen, in eine Zeit, die mal war und in manchen Aspekten noch in unserer Welt zu erleben gibt. Die Charaktere, insbesondere der gehörlose Thor, sind sehr ansprechend gefühlvoll und realistisch erstellt. Die Geschehnisse warten mit einigen Umsetzungsmakeln auf, die nur in den ersten Kapiteln störend wirken, ansonsten zu verkraften sind. Der Schreibstil reißt einfach mit und gibt viel Spannung wieder.

Die Autorin hat sich viele Gedanken zu verschiedenen Themen gemacht; vor allem über Alkoholsucht und Gehörlose, was bei mir auch sehr eindrucksvoll rüberkommt. Die verschiedenen Aspekte hierzu konnte die Autorin problemlos auf mich übertragen. Ich habe mitgefühlt und mitgelitten. Und ich bin unheimlich neugierig, wie es mit den Brüdern und den Menschen auf der Farm weitergeht. In der Geschichte steckt noch reichlich Potenzial, das ausgelebt (oder ausgeschrieben – und gelesen) werden will!

Die Autorin hat mich mit diesem Werk voll begeistert! Es war mein erstes Buch von ihr und für mich steht fest, ich will mehr von ihr lesen. Ihre anderen Bücher sind natürlich schnell in meine Wunschliste gelandet. Ich vergebe selten mehr als 4 Sterne, da ich bestimmte Kriterien erfüllt haben möchte, und dieses Buch muss ich einfach mit 4,5 Sternen bewerten. Alles darunter ist eine Schande! Wer sich gerne in eine andere Gesellschaft und deren Regeln entführen lässt und eine neue Erfahrung an Charakteren anstrebt, sollte das Buch unbedingt lesen. Auch Romantiker und Spannungsleser kommen auf ihre Kosten!

Denn während der Mond seine Bahn über den nächtlichen Himmel zog, lernte er eine Sprache kennen, die er so viel besser verstand – in der es nicht um Worte, sondern um Taten ging. (Erzählung über Thor, Seite 345)



Herzlich bedanke ich mich beim Brunnen Verlag für das gestellte Exemplar zur Leserunde! Ich freue mich sehr auf das Werk und hoffe auf weitere zum Staunen!




Rezension am 23.07.2019 erstellt. Ich bearbeite sie nur, damit ich eine Detailbewertung mit Sternen abgeben kann.

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