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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2021

Solide Unterhaltung

Dem Tod auf den Fersen
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Detective Tracy Crosswhite kehrt nach der Elternzeit gerade erst wieder in ihren Beruf zurück. Da ihre alte Stelle aber zur Zeit besetzt ist, wird sie zur Cold Case-Abteilung abgeschoben. Ihr Chef hofft ...

Detective Tracy Crosswhite kehrt nach der Elternzeit gerade erst wieder in ihren Beruf zurück. Da ihre alte Stelle aber zur Zeit besetzt ist, wird sie zur Cold Case-Abteilung abgeschoben. Ihr Chef hofft wohl auch, sie so irgendwann ganz loszuwerden. Doch Tracy springt der Fall eines seit Jahren vermissten Mädchens ins Auge. Da sie selbst erst vor kurzem Mutter geworden ist, lässt sie dieser Fall nicht los, da sie den Eltern endlich Gewissheit geben will.
Als jedoch eine junge Joggerin verschwindet, unterstützt Tracy Crosswhite ihren Kollegen Kinsington Rowe. Ihre Ermittlungen führen sie in einen Park in der Nähe einer ruhigen Wohngegend im Norden Seattles. Dort stoßen sie auf Spuren, Blut und Anzeichen eines Kampfes. Doch von der jungen Frau fehlt jede Spur.
Interessant an diesem Krimi ist, dass der Leser schon sehr bald mit den Tätern bekannt gemacht wird. Dies ist der Spannung jedoch keineswegs abträglich, da man erst nach und nach erfährt, wie und warum sie die Joggerin entführt haben und welche Pläne sie verfolgen.
Die Konstruktion des Plots mit zwei ganz unterschiedlich gelagerten Fällen, den verschiedenen Perspektiven, teils überraschende Wendungen und Tracys Privatleben, ihre Zweifel und Probleme bieten eine solide Unterhaltung. Allerdings ist Tracy für meinen Geschmack zu amerikanisch-heldenhaft, das Ende zu rosarot überzuckert, um realistisch zu sein. Da wäre weniger mehr gewesen.

Veröffentlicht am 08.11.2021

Schade!

Der rote Raum
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Im 9. Band der Reihe ermitteln Ingrid Nyström und Stina Forss getrennt voneinander.
Forss, tough und couragiert, aber auch immer sehr ungeduldig und eigensinnig, muss wegen eines Alleingangs auch ihr ...


Im 9. Band der Reihe ermitteln Ingrid Nyström und Stina Forss getrennt voneinander.
Forss, tough und couragiert, aber auch immer sehr ungeduldig und eigensinnig, muss wegen eines Alleingangs auch ihr neues Team verlassen und wird nach Kiruna in den hohen Norden versetzt. Dort soll sie einen mysteriösen Locked-Room-Fall aufklären. Was zunächst wie ein Unfall aussah, entpuppt sich als Mord, da dem Opfer die Leber entfernt wurde. Doch wie konnte der Täter aus dem hermetisch abgeriegelten Raum spurlos verschwinden?
Nyström und ihr Team haben es dagegen mit einem ganz offensichtlichen Mord zu tun. Einem alleinstehenden Informatiker wurde das Herz entnommen und durch einen Brocken Mondgestein ersetzt. Bei den Ermittlungen stößt Nyström auf tragische Ereignisse in der Kindheit des Informatikers und dessen sehr merkwürdigen Bruders.
Für den Leser ergeben sich nach und nach so einige Parallelen zwischen den beiden Fällen. Auch kommen Nyström und Forss sich in einer äußerst gefährlichen Situation sehr nah, leider ohne dies zu bemerken.
Das ist für mich auch einer der Gründe, warum ich diesen Band als schwächer als die Vorgänger empfinde. Die, zugegebenermaßen, oft schwierige und konfliktreiche Zusammenarbeit der beiden starken Frauen macht für mich den Reiz dieser Reihe aus. In diesem Fall ermittelt jede für sich. Forss mit einem vorübergehenden neuen Partner, der angenehm gelassen und souverän mit ihrem Temperament umgeht. Nyström ringt mit ihrem Gewissen, was mit einem ihrer letzten Fälle zu tun hat. So gibt es zwar eine an sich geschickte Erzählkonstruktion, die die beiden Handlungsstränge aufeinander zu bewegen lässt. Doch beide Frauen allein sind nicht so stark wie sie es gemeinsam sind, was auch auf Kosten der Spannung und Unterhaltsamkeit geht.
Und schließlich wirkt die Auflösung der beiden Fälle am Ende recht konstruiert. Schade, aber für mich ist ,,Der rote Raum“ der bisher schwächste Band der Reihe.

Veröffentlicht am 03.09.2021

Ausgereiztes Erzählprinizip

Neben wem du erwachst
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Louise erwacht eines Morgens in ihrem Ehebett neben einem ihr völlig unbekannten Mann – und er ist tot! Ihr Ehemann Niall befindet sich auf Geschäftsreise und Louise erinnert sich nur daran, dass sie mit ...

Louise erwacht eines Morgens in ihrem Ehebett neben einem ihr völlig unbekannten Mann – und er ist tot! Ihr Ehemann Niall befindet sich auf Geschäftsreise und Louise erinnert sich nur daran, dass sie mit ihrer Freundin April am Vorabend unterwegs war und wie meist an diesen Abenden mit April sehr viel Alkohol getrunken hat. Louise Erinnerungen sind zwar äußerst lückenhaft, aber wäre sie wirklich fähig, einen Mann zu ermorden?
DCI Sheen und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Louises Erinnerungen kehren nur ganz allmählich in einzelnen Bruchstücken wieder. In einem Brief, den sie ihrem Ehemann schreibt, erfährt man auch die Hintergründe für ihren maßlosen Alkoholkonsum. Doch trotz allem kommen die Ermittlungen nicht recht voran, da sich immer neue Verdachtsmomente ergeben. Und nicht nur für die Ermittler, sondern auch für Louise und somit auch für den Leser, ist nichts so, wie es zunächst erscheint. Das ist zu Beginn spannend, da man seine ersten Eindrücke schnell korrigieren muss und sich die Puzzleteilchen immer wieder neu zusammensetzen. Allerdings fand ich diese ständigen Wendungen irgendwann ermüdend und vorhersehbar, was für mich die Lektüre zunehmend zäh werden ließ. Das Erzählprinzip, das die Autorin auch in ihren vorigen Bänden anwendet, ist an sich raffiniert, verliert aber an Reiz, wenn es immer wieder aufgewärmt wird.

Veröffentlicht am 21.07.2021

Irisches Duell

Der Abstinent
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Der Roman ,,Der Abstinent" spielt in Manchester im Jahr 1867. Die Fenian Brotherhood, eine geheime Organisation, die für den irischen Unabhängigkeitskampf kämpft, verübt terroristische Anschläge in England. ...

Der Roman ,,Der Abstinent" spielt in Manchester im Jahr 1867. Die Fenian Brotherhood, eine geheime Organisation, die für den irischen Unabhängigkeitskampf kämpft, verübt terroristische Anschläge in England. Die Fenians oder ihre Sympathisanten werden sofort hingerichtet, egal ob der Verdacht begründet ist oder nicht.
Mittendrin in dieser hochexplosiven Situation befindet sich der Constable James O’Connor, ein Ire, der gerade aus Dublin nach Manchester strafversetzt wurde. Nach dem Tod seiner Frau und seines Kindes war er dem Whisky verfallen. Seine Versetzung nach Manchester ist nun seine letzte Chance, im Polizeidienst zu verbleiben. Er soll seine Landsleute für die Engländer ausspionieren, was er mit Hilfe einiger Spitzel auch tut.
Um die Freiheitsbewegung gewaltsam zu unterstützen, wird der irische Kriegsveteran Stephen Doyle aus Amerika geholt. Er soll Verräter aufspüren und den Bürgermeister von Manchester ermorden. Zwischen Doyle und O’Connor entbrennt bald ein erbitterter Kampf.
Diese Ausgangslage hört sich spannend und interessant an. Tatsächlich steht aber vor allem O’Connor und sein Kampf gegen den Alkohol und mit sich selbst im Zentrum der Handlung. Ihn begleitet man bei all seinen Höhen und Tiefen. Allerdings wird man nicht so recht warm mit dem Protagonisten. Dafür bleibt er einem zu fremd, zu distanziert. Bei der Jagd nach Doyle kommt eine gewisse Spannung auf, allerdings zerfasert die Handlung zunehmend zu einem privaten Rachefeldzug, der O’Connor sogar bis nach Amerika führt. Das Ende lässt mich ziemlich enttäuscht und ratlos zurück. Schade, denn vom historischen Setting hätte ich mir eine deutlich spannendere Geschichte versprochen.

Veröffentlicht am 13.05.2021

Gemischte Gefühle

Als wir uns die Welt versprachen
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Die neunzigjährige Südtirolerin Edna lebt sehr zurückgezogen mit ihrem Papagei Emil. Ihr Leben verläuft in ruhigen, regelmäßigen Bahnen. Als sie aber in einer deutschen Zeitschrift das Bild ihrer Freundes ...

Die neunzigjährige Südtirolerin Edna lebt sehr zurückgezogen mit ihrem Papagei Emil. Ihr Leben verläuft in ruhigen, regelmäßigen Bahnen. Als sie aber in einer deutschen Zeitschrift das Bild ihrer Freundes Jacob sieht, bricht sie aus ihrer beschaulichen Zurückgezogenheit auf. Mitsamt ihrem Papagei macht sie sich auf den Weg, über die Alpen, bis nach Ravensburg. Dort hatte sie als junges Mädchen zusammen mit tausenden anderen ,,Schwabenkindern“ auf einem Hof schwere Arbeit leisten müssen und unter menschenunwürdigen, fast sklavenähnlichen Bedingungen gelebt. Dort hatte sie auch in Jacob einen Freund gefunden, der ihr Mut und Trost gegeben hatte. Doch bei einem Fluchtversuch wurden sie auseinandergerissen. Noch heute plagen Edna deshalb Schuldgefühle, die sie nun, fast am Ende ihres Lebens, zu dieser Reise treiben. Zu Fuß, mit Bus und Zug und ihrem Papagei beginnt Edna diese beschwerliche Reise, die aber zu vielen überraschender Begegnungen und berührenden Momenten führen. Auf dem Weg beginnt Edna sich zu öffnen und nach und nach lässt sie so auch ihre lang verdrängten Erinnerungen an die Oberfläche kommen. So erfährt der Leser in immer wieder eingestreuten Passagen von Ednas Leben auf dem oberschwäbischen Hof, von den Ungerechtigkeiten, dem Heimweh, den Zudringlichkeiten der Männer….
,,Als wir uns die Welt versprachen“ erzählt wie schon die Kinderbücher ,,Hungerweg“ von Othmar Franz Lang oder ,,Das verkaufte Glück“ von Manfred Mai vom Schicksal der Schwabenkinder. Jedoch wird Casagrande in manchem deutlicher und konkreter, was in den Kinderbüchern nur angedeutet wurde.
Allerdings erscheint mir die beschwerliche Reise, teilweise zu Fuß, mitsamt dem Papagei und Übernachtungen teils im Freien für eine Frau in diesem Alter wenig realistisch, die ,,wundersamen Begegnungen“ Ednas auf ihrer Reise wirken zum Teil etwas konstruiert und eher schräg. Auch bleibt so einiges offen, z.B. warum Edna nicht schon früher nach Jacob gesucht hat.
Der Roman ist auf jeden Fall lesenswert, vor allem die historischen Passagen sind bedrückend und sehr bewegend. Der ,,moderne“ Teil konnte mich allerdings nicht so überzeugen und noch weniger begeistern.