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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2021

Toller Schreibstil, durchschnittliche Geschichte

One Last Act
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Rezensionsexemplar

INHALT

Allyson träumt von Hollywood und dem ganz großen Durchbruch als Schauspielerin. Deshalb besucht sie die New York Music & Stage Academy, denn dort kann sie ihrem großen Traum ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Allyson träumt von Hollywood und dem ganz großen Durchbruch als Schauspielerin. Deshalb besucht sie die New York Music & Stage Academy, denn dort kann sie ihrem großen Traum ein Stück näher kommen und dort lernt sie auch Ethan Cooper kennen. Er war der Frontmann einer bekannten Band und lernte dort die dunklen Seiten all des Ruhms kennen. Ethan weiß von all dem Druck, den Erwartungen und der Kraft, die für eine Arbeit in der Öffentlichkeit nötig ist. Während Allyson und er sich näher kommen, scheint diese all dem Druck nicht mehr lange standhalten zu können…

Nachdem ich erst kürzlich „One Last Dance“ als Hörbuch gehört habe, wollte ich den letzten Teil der „One Last“-Reihe auch lesen. Vor allem die Aussicht auf Ethan hat mich sehr interessiert, denn seine Geschichte, mit all den Drogen, dem Entzug und der Band, fand ich sehr spannend. Ich wollte wissen wie Nicole Böhm dies lösen und was Ally für eine Rolle dabei spielen würde. Aus diesem Grund habe ich die Chance, die NetGalley mir geboten hat, gerne ergriffen. Herzlichen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Nicole Böhm hat es auch mit „One Last Act“ wieder geschafft, mich direkt in ihren Bann zu ziehen. Ihr Schreibstil ist locker, leicht zu lesen und wirkt auf mich irgendwie echt. Sie beschreibt die Dinge wie sie sind ohne viel zu beschönigen oder übertrieben süß oder kitschig zu sein. Mir gefällt ihre Sicht auf die Dinge und wie sie diese auf ihre Protagonistinnen überträgt. Ich habe immer Spaß mit den Geschichten von Nicole Böhm. Vor allem, weil sie jeder Protagonistin irgendwie ihre eigene Stimme gibt. Nichts verschwimmt miteinander, sondern alle sind verschieden und passen doch irgendwie zusammen. Ich kann mich einfach in Nicole Böhms Welten fallen lassen und das hat sich seit Jahren nicht geändert.
Auch das Setting der NYMSA hat mein Herz direkt wieder höher schlagen lassen. Vor allem weil mir in „One Last Act“ endlich auch ein Blick hinter die Kulissen und in die Unterrichtsstunden hinein gewährt wurde. Da ich den ersten Teil noch immer nicht gelesen habe, war es mein erster Ausflug in den Unterricht der New York Music & Stage Academy. Vor allem Chester als Lehrkraft hat mir unglaublich gut gefallen. Seine Schauspielstunden fand ich interessant und aufregend und hatte sogar das Gefühl selbst etwas über die Schauspielerei gelernt zu haben, ohne selbst Interesse daran zu haben Bühnenluft zu schnuppern. Chester als Person war sehr spannend und interessant, er wirkte irgendwie so erhaben und weise, das hat mir einfach Spaß gemacht. Ich mochte es, wie sehr er Ally herausgefordert hat und sich gleichzeitig irgendwie um sie kümmerte.

Ethan als Protagonist war genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich kannte ihn nicht aus „One Last Song“, da ich den ersten Teil ja leider nicht gelesen habe. Deshalb ist mir seine gesamte Geschichte nicht hundert Prozent klar. Das hat aber mein Vergnügen an ihm als Charakter und Protagonisten überhaupt nicht geschmälert. Ich mochte es, ihn zu begleiten und kennen zu lernen. Es ist überdeutlich, wie sehr seine Vergangenheit auf ihm lastet. Er kämpft mit dem Entzug und den Dämonen, die dieser mit sich bringt. Seine Drogenvergangenheit ist für ihn sehr schwer zu verdauen und jeder Tag ist ein neuer Kampf. Durch die Tagebucheinträge bekommen wir als Leser
innen teilweise einen sehr tiefen und deutlichen Einblick in Ethans Gedanken- und Gefühlswelt, das ist Nicole Böhm, aus meiner Sicht, wirklich wunderbar gelungen. Der Drogenmissbrauch von ihm wird nicht verharmlost, sondern aufgezeigt, was damit alles zerstört wird und welche Gefahr davon ausgeht.
Ethan versucht sein Leben wieder in ruhigere Bahnen zu bringen und findet, durch seine Freunde, auch eine eventuelle Lösung. Das hat mir besonders gut gefallen, auch wenn es, mit Blick auf Ally, wohl keine größere Überraschung war. Schließlich brauchte es einen Grund, weshalb die beiden sich näher kennenlernen wollten. Dennoch war Ethan mir zu jeder Zeit sehr sympathisch. Ich konnte ihn jederzeit verstehen und das hat mir unheimlich gut gefallen. Ethan wirkte immer authentisch, echt.. einfach greifbar und das fand ich großartig.
Er ist eine unglaublich starke Persönlichkeit, die durch die Hölle gegangen ist und wieder daraus aufgetaucht war. Seine Kraft und sein Wille sind unfassbar stark und das, obwohl er jeden Tag aufs neue zu kämpfen hatte. Immer und immer wieder. Um seiner Sucht nicht erneut nachgeben zu müssen. Um nicht wieder rückfällig zu werden. Genau das hat mir so sehr an ihm gefallen. Er kämpft für sich und sein Leben.

Ally hingegen fand ich fast von Anfang an unfassbar anstrengend. Zunächst wirkte sie vernünftig und organisiert, doch je näher man sie kennenlernt, desto größer wurden die Probleme, die ich mit ihr hatte. Ihr Studium hat sie gefühlt überhaupt nicht im Griff, denn anstelle Pausen und Ruhezeiten mit einzuplanen überforderte sie sich maßlos. Sie gab sich all dem Stress und dem Druck hin, ohne einmal Atem zu holen. Dass sich das nicht nur auf ihre Psyche auswirkte, schien sie völlig auszublenden. Ihre Art entwickelte sich von Seite zu Seite ins Negative. Sie wurde immer unreflektierter, unorganisierter, fahriger und letztlich auch irgendwie naiv. Ich konnte ihr Verhalten kaum mehr nachvollziehen, habe nicht verstanden, wieso sie gehandelt hat, wie sie gehandelt hat. Gleichzeitig vertrat sie Ethan gegenüber eine schreckliche Doppelmoral, die mir sauer aufstieß. Sie wusste genau, mit was er zu kämpfen hatte und das tagtäglich. Dennoch war sie ihm keine Stütze, sondern begann selbst den Abstieg in die Hölle, was ich unverständlich fand.

Die Liebesgeschichte zwischen den beiden konnte ich nur zum Teil nachvollziehen. Die Anziehung zwischen den beiden war irgendwie plötzlich da, aber nicht so richtig greifbar. Grundsätzlich bin ich auch nicht sicher, ob die beiden letzten Endes wirklich gut füreinander sind oder ob es nicht doch ein Risiko birgt, zwei recht labile Persönlichkeiten auf diese Weise zu verbinden. Das Ende für die beiden fand ich zwar dennoch irgendwie passend, aber durch die Geschichte rund um Ally, war sie mir irgendwie weniger realistisch vorgekommen. Ich hätte mir einfach eine andere Art der Storyline gewünscht.

FAZIT

„One Last Act“ war leider nicht ganz das, was ich mir erhofft habe. Ethan als Protagonist konnte das Ruder teilweise etwas herumreißen, denn seine Geschichte wirkte authentisch und spannend, es hat Spaß gemacht ihn zu begleiten, auch wenn es teilweise wirklich nicht leicht war, seine Gedanken und Gefühle zu lesen. Allyson konnte mich leider nicht von sich überzeugen und die Liebesgeschichte zwischen den beiden war auch nicht gerade das, was ich mir für die beiden gewünscht habe.
Ich fand den Schreibstil aber wieder wunderbar, hatte großen Spaß mit dem Setting der NYMSA und den sehr kleinen Auftritten von Gillian und Jaz. Da ich sowohl Riley als auch Julian noch nicht kenne, konnte ich mich nicht so sehr über die beiden freuen. Allerdings werde ich das definitiv noch nachholen, was ich in deren Geschichte verpasst habe.
Leider war das Buch aber am Ende des Tages nur durchschnittlich.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Ein guter aber durchschnittlicher Roman

One Last Dance
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Rezensionsexemplar

INHALT

Die 22-jährige Gillian wollte nie etwas anderes als Tänzerin werden. Doch das Leben kam ihr und ihrem Traum dazwischen. Gillian muss ihren kranken Vater als Rektorin der renommierten ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Die 22-jährige Gillian wollte nie etwas anderes als Tänzerin werden. Doch das Leben kam ihr und ihrem Traum dazwischen. Gillian muss ihren kranken Vater als Rektorin der renommierten New York Music & Stage Academy vertreten. Es scheint vorgezeichnet, was für ein Leben sie führen wird und für ihren Traum ist kein Platz mehr. Als sie den jungen Streetdancer Jaz kennenlernt wird ihr schmerzlich bewusst, welche Leichtigkeit das Tanzen mit sich bringen kann und langsam wird Gillian klar, dass es nie zu spät ist, seine Träume zu verwirklichen…

Als NetGalley verkündete, dass sie ab sofort auch Hörbücher als Rezensionsexemplare anbieten würden, war ich sofort interessiert. Ich höre sehr gerne neben der Hausarbeit oder dem Sport Hörbücher und versinke damit liebend gerne in völlig neue Welten. Deshalb habe ich das Angebot direkt genutzt und „One Last Dance“ angefragt. Herzlichen Dank für das bereitstellen des Hörbuches!

Nicole Böhm als Autorin kenne ich schon sehr lange. Ihre Urban Fantasy Reihe rund um die Seelenwächter hat mich sehr lange begleitet und war, gerade während meiner Blog-Anfänge, ein regelmäßiger Begleiter. Ihr Ausflug in das New Adult Genre habe ich also gespannt verfolgt, allerdings noch keine Zeit dazu gehabt, mir ein Buch davon näher anzuschauen. Da ich Nicoles Schreibstil wirklich toll finde, war es letztlich wirklich nur eine Frage der Zeit, bis die „One Last“-Reihe in meine Regale einziehen.

In der „One Last“-Reihe steht die New York Music & Stage Academy, kurz NYMSA, im Vordergrund. Es geht um Tänzerinnen, Schauspielerinnen und Sängerinnen. Etwas, das ich selbst unfassbar spannend und interessant finde. Noch dazu verarbeitet Nicole Böhm in dieser Geschichte auch eigene Erfahrungen, denn sie selbst hat an einer renommierten New Yorker Academy Musical studiert. Sie kennt sich aus in diesem Gebiet, hat dort selbst vieles erlebt und kann im Prinzip aus erster Hand davon erzählen. Und genau das habe ich auch während des hörens von „One Last Dance“ gespürt. Nicole lebt für diese Thematik, für die Schule und für das Leben dort. Man merkt einfach, dass es ihr wichtig ist und sie involviert ist bzw. war. Und das war einfach wundervoll. Ihr Schreibstil ließ sich auch durch die Sprecherinnen wunderbar genießen. Durch die beiden unterschiedlichen Stimmen wurden mir auch die Charaktere sehr viel näher gebracht. In manchen Situationen hatte ich regelrecht das Gefühl, dass sie direkt im Nebenraum standen und sich unterhielten. Es war wirklich toll und die Vertonung ist sehr gelungen. Beide, sowohl Chantal Busse als auch Ben Hofmann haben einen wirklich tollen Job gemacht. Ich kann euch beide nur ans Herz legen und werde die Augen nach anderen Projekten von ihnen offen halten.

Die Handlung von „One Last Dance“ war für mich allerdings nicht ganz so toll, wie das Setting und die Sprecher*innen. Irgendwie war es teilweise recht anstrengend den Alltag von Gillian und auch das Leben von Jaz zu verfolgen. Sie ist unfassbar reich, ihr Vater einer der berühmtesten Schauspieler überhaupt und leider erkrankte er an Krebs. Gillian ist gezwungen die NYMSA zu leiten. Mit gerade einmal 22 Jahren. Zunächst war mir nicht klar, dass Gillian derart jung ist. Ich musste es nachschauen und habe ihr Alter mit einem Stirnrunzeln wahrgenommen. Für mich hat sie sich viel Älter angehört bzw. angefühlt. All diese Verantwortung ohne jegliche Vorbereitung? Kaum vorstellbar. Noch dazu, wenn sie doch eigentlich den Traum als Tänzerin verfolgen wollte, wie der Klappentext suggerierte. Diesen Traum hat sie jedoch schon sehr viele Jahre zuvor begraben und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht so genau, was sie vor der Erkrankung ihres Vaters gemacht hat. Diese Lücke könnte eventuell der erste Teil der Reihe „One Last Song“ beantworten, den ich allerdings nicht gelesen habe. Gerade am Anfang hätte mir das vielleicht geholfen, mich etwas schneller zurecht zu finden. Doch im großen und ganzen kann ich sagen, dass die Bücher durchaus unabhängig voneinander gelesen werden können.
Gillian ist eigentlich eine sympathische junge Frau, sie kämpft zwar mit den Widrigkeiten, die vor allem das alte Gebäude der NYMSA darstellen, kommt jedoch alles in allem ganz gut damit zurecht. Sie weiß, wie sie Autorität ausstrahlen kann, lässt dies ihre Angestellten aber nicht allzu deutlich spüren. Gerade deshalb hätte ich sie mir etwas älter gewünscht. Sie wirkt so reif, klar und fokussiert. Wenn ich auf mein 22-jähriges-Ich zurückblicke, dann wäre ich angesichts all dieses Drucks und Stresses definitiv zusammengeklappt. Ich weiß nicht, ob ich einfach zu naiv dafür gewesen wäre aber für mich hätte sich die Geschichte definitiv realistischer angefühlt, währe Gillian näher an der 30 als an der 20.
Als sie Jaz kennenlernt spüren direkt die Funken. Sie ist fasziniert von ihm als Tänzer. Er bewegt sich mit solch einer Leichtigkeit und einer Freude, dass sie nicht anders kann, als hinzuschauen. Durch Zufall begegnen sie sich wieder und ein Ereignis auf der Straße schafft so etwas wie eine Verbundenheit zwischen den beiden. Sie treffen immer wieder aufeinander und langsam werden sie vertraut miteinander. Hier hat mir jedoch irgendwie das Verständnis von Gillian für Jaz gefehlt. Sie möchte ihn fast schon gewaltsam in ihre Welt zerren, was er nur langsam und vorsichtig zulässt. Sie wirkt überhaupt nicht so, als hätte sie dafür Verständnis. Als wäre es selbstverständlich jemandem fremdes so viel Vertrauen entgegen zu bringen. In ihrer privilegierten Position ist dies vielleicht eher möglich, doch Jaz hat fast sein ganzes Leben auf der Straße verbracht. Wenn er der falschen Person vertraut, könnte das sehr gefährlich für sein Leben sein und da ist es doch klar, dass er sich nur sehr langsam und vorsichtig öffnet.

Jaz ist ein sehr angenehmer Charakter. Er ist zurückhaltend, fast schon als schüchtern zu beschreiben und das hat mir irgendwie sehr gefallen. Er weiß was er kann und was er hat und ihm ist überdeutlich bewusst, was er alles zu verlieren hat. Für ihn ist das Leben ein stetiger Drahtseilakt zwischen überleben und tanzen. Durch das Tanzen wird sein Überleben gesichert, denn nur mit seinen Auftritten, kann er genügend Geld zusammenkratzen um einigermaßen über die Runden zu kommen.
Gillian und ihre Welt sind für ihn wie ein Traum, dem er sich nicht einfach so hingeben kann und will, denn sollte dieser Traum plötzlich platzen, dann hätte er nichts mehr. Und das ist Jaz immer wieder überdeutlich bewusst. Gerade diese vorsichtige und ruhige Art fand ich toll. Jaz wirkt nicht gekünstelt, sondern echt und greifbar. Ich konnte seine Handlungen immer nachvollziehen und habe gerne aus seiner Sicht gehört, wie er die Dinge wahrnimmt. Ich fand ihn vor allem ab der Mitte der Geschichte sehr viel angenehmer als Gillian, kann es aber nicht hundert pro an etwas festmachen.
Die Liebesgeschichte der beiden entwickelt sich zwar recht langsam und ruhig aber irgendwie konnte ich das nicht so richtig nachverfolgen. Die Gefühle der beiden waren für mich gar nicht greifbar und ich hatte das Gefühl, sie waren bei beiden einfach irgendwann da. Wie mit einem Fingerschnips und dann hatte sich das irgendwie erledigt. Es hat sich einfach nicht richtig echt angefühlt, was ich wirklich schade fand.

Grundsätzlich fand ich die Handlung eher etwas zäh. Vor allem die ständigen Probleme mit dem Gebäude der NYMSA und der noch größeren finanziellen Belastung hat mich eher ermüdet. Letztlich war gerade eines der Probleme doch nur deshalb im Buch, weil es so zu einer Krise zwischen Gillian und Jaz führen konnte, denn sonst hätte es nur wenig Reibungspunkte zwischen den beiden gegeben. Auch die Problematik von der Straße, welche Jaz und seine Clique beschäftigte, fand ich zwar nicht unrealistisch aber zunächst aufgebauscht und dann langweilig abgehandelt. Der große „Knall“ am Ende war viel zu vorhersehbar und die Auflösung wirkte auf mich wie eine Art Notnagel um alles mit einer Person zu verknüpfen. Überhaupt der gesamte Schluss wirkte für mich etwas hektisch und letztlich auch wenig realistisch. Die Ideen von Gillian fand ich grundsätzlich zwar toll aber ich kann mir nur schwer eine realistische Umsetzung dessen vorstellen.

FAZIT

„One Last Dance“ ist für mich ein durchschnittlicher New Adult Roman, der vor allem etwas mehr Spannung gebraucht hätte. Die Handlung ging teilweise sehr langsam und schleppend voran, während vor allem Jaz als männlicher Protagonist unfassbar sympathisch hervorsticht. Gillian als Protagonistin war weniger einfühlsam und hätte in meinen Augen deutlich älter sein müssen. Die Liebesgeschichte der beiden war für mich nicht ganz nachvollziehbar, was schade ist, da ich sie als Paar eigentlich sehr schön zusammen fand. Das Setting der NYMSA fand ich jedoch sehr schön und die Thematik dieser Schule gefällt mir wirklich sehr, deshalb bin ich sicher, dass ich auch die anderen beiden Teile noch lesen werde.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Das Buch hat eine wunderbare Message! Empfehlung!

Fadeaway
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Rezensionsexemplar

INHALT

Kyra möchte ihre Vergangenheit hinter sich lassen, während sie mit ihrem Psychologiestudium in Berlin beginnt. Ihr ist klar, dass sie nicht vergessen kann, was ihr widerfahren ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Kyra möchte ihre Vergangenheit hinter sich lassen, während sie mit ihrem Psychologiestudium in Berlin beginnt. Ihr ist klar, dass sie nicht vergessen kann, was ihr widerfahren ist, doch sie möchte sich dafür einsetzen, dass andere nicht dasselbe Schicksal erleiden müssen. Deshalb startet sie einen feministischen Podcast, bei dem sie auf Missstände an ihrer Uni aufmerksam macht. Niemand weiß, dass sie die Podcasterin ist, bis auf Milan, der plötzlich in ihrem Aufnahmestudio steht. Und Milan ist auch der Mann, der ihr gefährlich nahe kommt und das, obwohl sie sich von ihm ganz besonders fernhalten sollte.

Es war von mir eine spontane Entscheidung bei NetGalley „Fadeaway“ anzufragen, da ich tatsächlich nicht damit gerechnet habe, dass ich das kurze Zeit später auf meinem Kindle lesen würde. Bereits zum Erscheinungsdatum habe ich „Breakaway“ gelesen, war aber nicht so ganz davon begeistert. Aber ein etwas holprigeren Start hindert meine Neugier natürlich nicht, schließlich wollte ich Kyra unbedingt näher kennenlernen. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich das Buch zugeschickt bekommen habe und nun eine Rezension für euch schreibe.

Die Geschichte beginnt mit dem Start von Kyras Leben als Psychologiestudentin. Bereits an ihrem ersten Tag fallen ihr einige Missstände auf, die der jungen Frau keine Ruhe lassen und die Idee ihres Podcasts wird geboren. Kyra möchte das nicht unkommentiert so stehen lassen und prangert beispielsweise das sehr Männerlastige Curriculum in ihrem Studiengang an. Dabei geht sie fundiert vor, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und möchte ihre Hörer*innen aufklären. Es gelingt Anabelle wirklich unfassbar gut die feministischen Themen von Kyras Podcasts in ihre Geschichte einzufügen und das hat mich persönlich wirklich sehr gepackt. Ich finde es toll, dass sie diese Thematik in ihren New Adult Roman aufgenommen hat, um auch auf die Wichtigkeit hinzuweisen und vielleicht noch einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Jedenfalls erhoffe ich mir das. Es ist ein so wichtiges Thema, das wir alle nicht aus den Augen verlieren dürfen. Wie Anabelle damit umgegangen ist hat mir einfach gut gefallen, denn, wie in der Danksagung erwähnt wird, hat sie Own Voices Briefe verwendet und somit auch Menschen zu Wort kommen lassen, die zu Wort kommen sollten, um uns weißen cis-Menschen zu zeigen, in welcher Realität wir leben und dass es an uns ist, etwas zu verändern.

Kyra als Charakter ist unglaublich stark und durchsetzungsfähig. Ich mochte ihre unverblümte Art unglaublich gerne, denn sie nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt sich nicht klein kriegen. Auch wenn ihr etwas schreckliches passiert ist, hat sie nicht den Mut verloren, sondern möchte kämpfen. Ihr Kampf ist zunächst auf den Untergrund beschränkt, doch sehr schnell merkt Kyra, dass sie so nicht weitermachen kann. Dass ihre Geschichte nach außen drängt und es ihr vielleicht und vor allem auch anderen jungen Frauen helfen könnte, wenn sie ihr Schweigen bricht. Auf diesem Weg begleiten wir Kyra und das fand ich großartig. Sie ist eine starke, selbstbewusste Frau, die sich dennoch weiterentwickelt. Sie bleibt nicht stehen, sondern findet noch mehr innere Stärke, noch mehr Kraft und noch mehr Mut. Das hat mir unglaublich gut gefallen. Kyra ist eine sympathische junge Frau, die ihren Weg geht und es hat mir Freude bereitet sie dabei zu begleiten.

Milan ist Kyra, was den Charakter betrifft, etwas ähnlich. Er ist genauso schlagfertig, witzig und durchsetzungsfähig. Er brennt für seine Leidenschaft das Handball und sein größter Traum ist es, professioneller Handballspieler zu werden. Seine Mannschaft steht kurz vor dem Aufstieg in die zweite Bundesliga und dafür trainiert er unermüdlich. Gleichzeitig jobbt er noch in einem Fitnessstudio und hat ein Sportstudium begonnen. Eigentlich ist sein Arbeitspensum mehr als genug, doch als er Kyra kennenlernt fasziniert sie ihn derart, dass er nicht anders kann, als dem Verlangen nachzugeben sie näher kennenzulernen. Und das habe ich sehr geliebt. Die Art, wie er mit Kyra umgegangen ist, fand ich so wundervoll. Ich hatte so viel Spaß bei ihren Aufeinandertreffen, mochte den respektvollen Umgang zwischen den beiden und habe die aufkeimenden Gefühle zwischen ihnen von Anfang an gefühlt. Es ist eine zarte Liebesgeschichte, die sich langsam entwickelt und es hat mich begeistert.

Was mir aber dennoch etwas zu kurz gekommen ist, ist grundsätzlich die Handlung neben dem Podcast und dem schrecklichen Erlebnis von Kyra. Natürlich steht dies im Fokus, hat mich in dem Sinne auch nicht weiter gestört, doch fernab davon ist im Prinzip nichts passiert. Fast alle Unterhaltungen haben sich um den Podcast oder einer Thematik rund um den Podcast gedreht. Es gab immer etwas, das Kyra zurückhielt, was natürlich auch an Milan lag, der sie eben auf besondere Weise berührt aber auch ein rotes Tuch für sie ist. Manchmal hätte ich mir etwas mehr Normalität gewünscht, manchmal ein klein wenig Ruhe zwischen den Kapiteln. Mich konnte das Buch nicht zu hundert Prozent von sich überzeugen, weil manchmal die Gefühle nicht komplett übergeschwappt sind.

FAZIT

Kyras und Milans Geschichte ist ein gelungener New Adult Roman, der vor allem mit einer wichtigen Thematik besticht. Ich liebe die Interludes des Podcasts von Kyra, die Art wie sie sich für ein wichtiges Thema einsetzt und vor allem, wie Anabelle dies umgesetzt hat. Das Buch hat mir unglaublich viel Freude bereitet, weil die Charaktere durchweg sympathisch sind und die Handlung an sich interessant und spannend gestaltet war. Es gab ab und an kleinere Durststrecken, was die Gefühle anging, dennoch kann ich euch dieses Buch wirklich nur ans Herz legen. Die Message dahinter ist genau das, was wir brauchen.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Etwas unrealistisch

Sie weiß von dir
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Rezensionsexemplar

INHALT

Mit dem netten Mann aus der Bar landet Louise beinahe im Bett. Ein paar Tage später ist sie froh, dass es nicht passiert ist, denn David ist ihr neuer Chef. Doch es kommt noch ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Mit dem netten Mann aus der Bar landet Louise beinahe im Bett. Ein paar Tage später ist sie froh, dass es nicht passiert ist, denn David ist ihr neuer Chef. Doch es kommt noch schlimmer: er ist verheiratet.
Kurz danach lernt sie durch Zufall eine Frau kennen, die zerbrechliche, verletzliche Adele. Seine Frau. Und entgegen allem werden die beiden Freundinnen. Sehr früh merkt Louise, dass das vielleicht keine gute Idee war, denn nach und nach erfährt sie von Adele erschreckende Details über deren Ehe. Die Lage für Louise wird immer heikler doch sie weiß nicht, wie schlimm es tatsächlich ist. Die Begegnung mit Adele war ganz und gar kein Zufall. Sie hat einen Plan. Einen schrecklichen Plan.

Als die Mail vom Rowohlt Verlag kam, wurde ich direkt vom Klappentext von „Sie weiß von dir“ überzeugt. Ich wusste, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte. Außerdem bin ich unglaublich neugierig auf die Umsetzung der Serie zu dem Buch, die diesen Monat auf Netflix erschienen ist. Die werde ich jetzt auf jeden Fall als nächstes schauen.

Die Geschichte ist in drei Teile geteilt und aus der Sicht von Adele und Louise erzählt. Außerdem gibt es bei Adele noch eine Unterteilung in „damals“ und „jetzt“, was sehr spannend aber gleichzeitig irgendwann auch für sehr viel Verwirrung gesorgt hat. Louise lernen wir als eine geschiedene junge Mutter kennen. Sie ist ehrlich und direkt, trinkt gerne mal ein oder zwei Gläser Wein und raucht recht viel. Ihre Art hat mir zu Beginn recht gut gefallen. Sie kümmert sich liebevoll um ihren Sohn, kommt gut mit ihrem Ex-Mann zurecht, trifft sich regelmäßig mit ihrer Freundin Sophie und ist sehr gewissenhaft in ihrem Job. Doch als sie feststellt, dass der nette und attraktive Mann aus dem Pub ihr Chef ist gerät sie für einen Moment in Panik. Die Lage klärt sich jedoch recht schnell, doch da ist es für Louise längst zu spät. Allerdings weiß sie das da noch gar nicht.

Adele ist ein kühler Charakter. Mir ist es bis zum letzten Kapitel nicht gelungen mich richtig in sie hineinzuversetzen. Ihre Art hat mir unfassbare Schwierigkeiten bereitet, denn sie verhält sich auf der einen Seite unglaublich besitzergreifend und auf der anderen Seite ist sehr lange nicht richtig klar, was in dieser Ehe überhaupt los ist. Wer ist der oder die Böse? Was läuft hier wirklich? Für mich war Adele alles andere als eine Sympathieträgerin. Mir wurde nach ca. 150 Seiten klar, dass ich bei ihr und ihrer Erzählweise sehr genau aufpassen musste. Kann ich wirklich glauben was sie mir erzählt? Oder will sie mich in die Irre führen? Vieles an ihr wirkt seltsam und obwohl sie so verletzlich und zart zu sein scheint bemerkt man als Leser, dass sie vielleicht auch gefährlich sein könnte. Gleichzeitig scheint sie über alles genauestens Bescheid zu wissen, ohne dass mir als Leserin klar wurde, wie sie das tatsächlich macht. Ich hatte sehr viele Vermutungen und nichts davon hat sich bewahrheitet. Am Ende des Buches war mir auch klar wieso, denn ganz ehrlich: diese Auflösung hätte niemand jemals erraten oder gar erahnen können und wer etwas anderes behauptet der lügt wie gedruckt.

Die Geschichte hat mich recht lange für sich eingenommen. Ich mag den Schreibstil der Autorin und hatte Spaß daran zu rätseln, was in dieser Erzählung nicht stimmt. Was ich vielleicht übersehen habe. Es hat mich mitgerissen gemeinsam mit Louise langsam Rätsel um Rätsel aufzudecken, doch gleichzeitig hatte ich immer ein seltsames Gefühl. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht, doch ich konnte einfach nicht identifizieren was es war. Und das hat mich nach der Hälfte des Buches genervt. Nichts ging voran. Als Leserin habe ich keinen Häppchen Information bekommen. Nichts, das mich einer möglichen Lösung näher bringen könnte und nichts, das mich so derart aufs Glatteis führen würde, damit ich am Ende einen Schock erleide. Viel mehr kann ich eigentlich nicht zur Geschichte sagen, denn jedes Wort wäre hier zu viel. Das Buch ist auf der einen Seite sehr packend. Man versucht hinter die Fassade der handelnden Personen zu blicken. Man will alles wissen, um endlich die Wahrheit zu erfahren, doch was, wenn die Wahrheit von jeder Person eine andere Wahrheit ist? Was, wenn nichts davon wahr ist und gleichzeitig alles? Der Autorin ist es wirklich sehr gut gelungen mich zum Nachdenken anzuregen, mich aber auch gleichzeitig so sehr zu irritieren, dass ich einfach nicht komplett in diesem Buch aufgehen konnte. Mir hat dieser Twist gefehlt. Das zusätzliche Wissen, um das Geheimnis, das den anderen Charakteren fehlt. Ich denke das hätte mich noch mehr gepackt.

Und dann ging alles plötzlich sehr schnell und wurde nicht nur undurchsichtiger sondern auch sehr verrückt. Für meinen Geschmack einfach eine Spur zu drüber. Es war irritierend, unglaubwürdig und übertrieben. Ich habe nicht damit gerechnet und das Ende hat seine Wirkung zwar nicht verfehlt, mich aber gleichzeitig auch sehr aufgeregt. Diese Rezension schreibe ich einige Zeit nach beenden des Buches und ich weiß immer noch nicht ob dieses aufregen jetzt positiv oder negativ ist. Auf der einen Seite war die Geschichte vor allem durch das Ende einzigartig, doch auf der anderen Seite hat genau dieses Ende bewirkt, dass ich völlig unzufrieden bin. Nicht, weil es eben kein typisches Ende ist, sondern weil es zu unrealistisch ist. Ich kann diese Auflösung einfach nicht glauben und das nervt mich. Es nervt, weil das Buch so viel Potential gehabt hätte und es dann so unwirklich zu Ende geht.

FAZIT

„Sie weiß von dir“ hat seine Wirkung bei mir definitiv nicht verfehlt. Auf der einen Seite hat die Geschichte mir Spaß gemacht, weil ich viele verschiedene Szenarien zur Handlung durchgespielt habe. Ich habe etliche Möglichkeiten erwogen, habe überlegt was wohl im argen liegt, was ich übersehen habe und wer Spielchen spielt. Auf der anderen Seite hat die Geschichte eine Wendung durchgemacht, die mir nicht nur nicht gefallen hat, sondern, in meinen Augen, zu unrealistisch und unwirklich war. Die Autorin hatte zwar den Schocker auf ihrer Seite aber einen, der sich ein rational denkender Mensch einfach nicht vorstellen kann. Es hätte für mich nicht ein solches Ende sein müssen, um mich als Leserin zu schocken oder zu überraschen. Das Buch war unterhaltsam, es war auch spannend und vor allem sehr gut geschrieben, doch das Ende war mir einfach zu viel und zu übertrieben, das hätte nicht sein müssen.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Sehr komplex aber unterhaltsam

Die Erwählten - Tödliche Bestimmung
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Rezensionsexemplar

INHALT

Vor zehn Jahren wurden Sloane, Matt, Esther, Ines und Albie auserwählt, die Welt vor einer übernatürlichen Macht zu retten. Den fünf Erwählten gelingt es, den Kampf für die ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Vor zehn Jahren wurden Sloane, Matt, Esther, Ines und Albie auserwählt, die Welt vor einer übernatürlichen Macht zu retten. Den fünf Erwählten gelingt es, den Kampf für die Erde zu entscheiden. Doch der Kampf verlangte ihnen alles ab und obwohl sie als Helden gefeiert werden, haben sie selbst mit den Nachwirkungen all dessen zu kämpfen.
Zum 10. Jahrestag ihres Sieges kommen die alten Gefühle und Erinnerungen wieder hoch. Ihre Leben haben sich verändert und vor allem Sloane und Albie kämpfen noch immer gegen die Nachwirkungen ihrer Schlacht gegen den „Dunklen“. Schließlich verliert einer von ihnen diesen Kampf und stürzt damit die gesamte Gruppe in Trauer. Und als wäre dies nicht genug, werden die Erwählten plötzlich in eine alternative Welt katapultiert und stehen erneut vor einer schrecklichen Aufgabe: denn sie haben ihren „Dunklen“ auf der Erde besiegt, doch in der alternativen Welt ist ein neuer „Dunkler“ und dieser scheint mächtiger und gerissener zu sein, als die verzweifelten Erwählten es sich jemals hätten vorstellen können.

Als ich den Klappentext von „Die Erwählten“ gelesen habe, war ich direkt interessiert. Ich kenne Veronica Roth, wie vermutlich sehr viele, durch die „Divergent“-Trilogie. Dort habe ich aber vor allem den ersten Teil geliebt und die beiden Fortsetzungen eher schwach gefunden. Ich weiß nicht wie es heute wäre, denke aber, dass dies noch immer der Fall ist. Sehr schade aber dennoch fand ich den Ideenreichtum und Schreibstil von Roth wirklich gut und deshalb habe ich mir gedacht, dass ihr Erwachsenendebüt vielleicht mittlerweile, da ich ebenfalls älter geworden bin, etwas besser für mich sein könnte. Herzlichen Dank an penhaligon für das Rezensionsexemplar.

„Sie war am Fluss, die kalte Luft brannte in ihrer Lunge, und sie starrte über die Brücke hinweg den Dunklen an, nur einen Augenblick vor der alles entscheidenden Schlacht. Ein Teil von ihr würde immer dort sein.“
S.65

Die Geschichte beginnt mit Zeitungsartikeln und Berichten über die Erwählten, die über die Jahre noch immer als Helden und Berühmtheiten gefeiert werden. Vor allem Sloane Andrews scheint im Fokus zu stehen und das nicht nur, weil sie die Erzählstimme dieses Buches ist. Die junge Frau ist attraktiv, unnahbar, unterkühlt und gerade deshalb besonders interessant. Doch das alles ist nur die Fassade einer Frau, die für ihr Alter viel zu viel Schreckliches gesehen und dies nicht verarbeitet hat. Sie ist voller Angst, Albträume, Panikattacken und eigentlich eine gebrochene Person. Sie weiß nichts mit sich anzufangen, hat keine Ahnung wohin sie in Zukunft gehen möchte und flüchtet sich in eine Beziehung mit Matt, dem Anführer ihrer Clique, weil es für sie bequem und einfach ist. Ob sie ihn liebt oder nicht spielt für Sloane keine richtige Rolle, denn sie braucht Matt, um den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren. Ich konnte sie schon verstehen, gleichzeitig war sie auch eine recht anstrengende Protagonistin. Natürlich ist es unglaublich schwer so etwas zu verarbeiten. All dieser Schrecken und den Tod, den sie gesehen und erlebt hat, in so jungen Jahren, brennt sich einem auf die Netzhaut. Dies abzuschütteln ist vermutlich unmöglich. Allerdings, fand ich, hat sich Sloane auch nicht so wirklich darum bemüht ihre Erlebnisse irgendwie aufzuarbeiten. Sie ist schwer traumatisiert, hat jedoch jegliche Form der Therapie abgebrochen und stützt ihr Leben lieber mit Tabletten und auf Matt. Ihr fehlt die Motivation das, was sie durchgemacht hat, auch wirklich zu verarbeiten. Sie scheint irgendwie zwischen den Stühlen zu hängen. Der Welt, vor all ihren Erlebnissen und der Welt, nach dem Kampf. Sie weiß nicht wer sie ist, wenn sie nicht gegen den „Dunklen“ kämpft und vermittelt mir das Gefühl, dass sie auch gar nicht herausfinden möchte, wer sie tatsächlich ist und werden könnte.
Ihr merkt, ich hatte so meine Probleme mit Sloane. Sie hat eine so selbstzerstörerische Art und Weise, mit der ich nicht immer zurecht gekommen bin. Dennoch fand ich sie als Protagonistin wirklich spannend und interessant. Eben weil sie die Schattenseiten so klar und deutlich zeigt. Sie ist kein Charakter, den man einfach auf eine Seite schieben kann. Sie ist zwischen gut und böse, versucht sich selbst irgendwie zu orientieren und das fand ich wirklich großartig gemacht. Sloane ist ambivalent und sehr herausfordernd, das hat mir wirklich gefallen. Und ich glaube gerade das hat die Geschichte für mich am Ende besser gemacht.

Die Handlung wird unter anderem durch verschiedene Geheimakten mitgetragen. Wir sehen nicht nur wie es Sloane und den anderen Erwählten mit ihrem Sieg geht, sondern wir erfahren auch, wie sie in diese Situation gekommen sind. Wie wurden sie „erwählt“, wie wurden sie trainiert und was und wem mussten sie gegenüber treten, um die entscheidende Schlacht zu schlagen. So fügt sich langsam auch die Vergangenheit der Charaktere zu einem Gesamtbild ohne dass es zu langweilig wird. Dennoch hat mir in der Mitte eindeutig die Spannung gefehlt. Es wird sehr viel erklärt und eingeführt, viel Innenleben von Sloane durcherzählt und ja, es war auf der einen Seite interessant zu sehen, wie sehr sie kämpfen muss, gleichzeitig jedoch wurde die neue Geschichte kaum vorangetrieben.
Als die Erwählten in die alternative Welt gebracht werden stehen sie vor einer neuen Aufgabe. Diese alternative Welt ist komplett anders aufgebaut, wie die Erde und darin müssen sie sich erst zurechtfinden. Sie werden von zwei Personen angeleitet, doch vor allem Sloane hat sehr große Vertrauensprobleme. Damit beginnen dann auch schon die Komplikationen. Die Erwählten der Erde werden sozusagen gezwungen in dieser alternativen Welt den neuen „Dunklen“ zu besiegen, denn nur dann dürfen sie zurück in ihre Heimat. Diese Aufgabe weckt nicht nur grauenvolle Erinnerungen bei den Charakteren, sondern auch die Angst, dieses Mal zu scheitern, denn die Welt, in der sie nun feststecken, ist komplett anders als das, was sie kennen. Der Kampf erscheint unfair und vor allem Sloane scheint klar zu sein, dass sehr viel mehr dahintersteckt, als ihnen gesagt wird.

Bis die Handlung so richtig an Spannung aufnimmt sind ca. 400 Seiten vergangen. Es hat mich dann doch etwas angestrengt so lange durchzuhalten, bevor endlich mal etwas vorangeht und mich richtig an die Geschichte fesselte. Und dann war ich doch irgendwie enttäuscht: die Entwicklung war zwar unerwartet und irgendwie nervig. Es wurden Entscheidungen getroffen, die ich überhaupt nicht habe nachvollziehen können, die sich aber im Nachhinein als sehr relevant herausgestellt haben. Allerdings fand ich, jetzt im Nachhinein, dass es doch irgendwie zu einfach war. Es wurde ein weiterer Twist aufgedeckt, der die Karten noch einmal völlig neu mischte, aber wenn man wirklich genau hinsah und darauf achtete, dann hätte diese Entwicklung wirklich klar sein müssen und nicht weiter überraschen. Ich habe mir die Frage gestellt, ob dieses Buch wirklich Erwachsene anspricht und das bezweifle ich eigentlich dann doch. Der Weltenaufbau ist sehr komplex, alles zu durchdringen teilweise schwierig, aber wieso sollte ein Teenager das nicht verstehen können? Wieso ist die Zielgruppe älter? Weil die Charaktere Ende 20 sind? Das stellt, in meinen Augen, überhaupt kein Problem dar, da Sloane sich teilweise wie eine 16-jährige verhält.
Dennoch muss ich sagen, hat mich „Die Erwählten“ wirklich sehr gut unterhalten. Die Ausgangslage ist einfach so grundverschieden von den Geschichten, die ich eigentlich kenne und aus diesem Grund ist das Buch einfach erfrischend anders.

FAZIT

„Die Erwählten“ von Veronica Roth ist ein Fantasy-Buch, das sehr komplex aufgebaut ist, über Charaktere verfügt die in verschiedenen Graustufen aufgebaut sind und nicht eindeutig einer guten oder bösen Seite zuzuordnen sind. Ich mochte Sloane als Protagonistin vielleicht nicht so richtig, fand jedoch die Art und Weise wie Veronica Roth sie geschrieben hat, wirklich beeindruckend. Der alles entscheidende Twist fand ich dann doch wieder sehr spannend, auch wenn der Weg dahin teilweise etwas anstrengend war. Durch die Andersartigkeit der Erzählung kann ich jedoch sagen, dass dieses Buch eine Empfehlung wert ist. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich nicht unbedingt einen zweiten Teil bräuchte. Mal schauen, ob ich den dann lese, wenn er erscheint.

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