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Veröffentlicht am 13.05.2020

Ein wunderschön ruhiger Roman!

Vardo – Nach dem Sturm
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Am Weihnachtsabend 1617 geschieht in Vardø, Norwegen, ein schreckliches Unglück: bei einem plötzlichen und heftigen Sturm kommen vierzig Fischer ums Leben. Alle Männer der Insel ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Am Weihnachtsabend 1617 geschieht in Vardø, Norwegen, ein schreckliches Unglück: bei einem plötzlichen und heftigen Sturm kommen vierzig Fischer ums Leben. Alle Männer der Insel sind auf einen Schlag ausgelöscht und die Frauen von Vardø bleiben allein zurück.
Marens Bruder und Vater kommen an diesem Abend ums Leben, ihre Mutter verliert sich ganz in der Trauer, ihre schwangere Schwägerin spricht kaum mehr und zieht sich von Maren zurück. Einzig Kirsten, eine resolute Frau, deren Ehemann ebenfalls starb, sieht die Dringlichkeit, der die Frauen nun ausgesetzt sind: sie müssen anfangen sich selbst zu versorgen.
Zwei Jahre nach dem Sturm betritt jedoch ein unheilvoller Mann die Insel: Absalom Cornet. Er verbrannte in Schottland Hexen und soll nun auf Vardø für Ordnung sorgen. Cornet wird von seiner jungen norwegischen Ehefrau Ursula begleitet, die von seiner Autorität gleichzeitig angezogen als auch abgestoßen wird.
Auf Vardø begegnet Ursula Maren und sieht in ihr etwas, das sie noch nie zuvor erlebt hat: eine unabhängige Frau. Absalom hingegen sieht nur eines: die Insel ist von Gott verlassen und muss von der teuflischen Sünde befreit werden.


Es war einer dieser Zufälle, die mich zu „Vardø“ gebracht haben. Auf der Seite des Bloggerportals wurde mir das Buch vorgeschlagen, ich habe einige Zeit nichts angefragt und als ich den Klappentext gelesen habe wurde mir klar, dass ich dieses Buch gerne lesen würde. Frauen, die vor einer schier unlösbaren Aufgabe stehen, denn im 17. Jahrhundert unabhängig von Männern zu sein, ist eigentlich nicht vorstellbar. Dennoch müssen sie es irgendwie meistern, denn ihre Männer sind allesamt gestorben. Ich wollte einfach wissen, was mit diesen Frauen passiert und wie Cornet in diese Geschichte passt.

Zu Beginn hatte ich so meine Schwierigkeiten mit diesem Buch. Nicht nur, dass der Schreibstil etwas eigentümlich abgehacktes hat, sondern auch die Langsamkeit der Handlung, hat mich etwas gestört. Es ist nicht so, dass diese Ruhe nicht passend wäre. Sie war sehr passend, vor allem da die Geschichte ihren Anfang am Weihnachtsabend 1617 nimmt. Maren sitzt mit ihrer Mutter und ihrer schwangeren Schwägerin zu Hause und flickt ein Segeltuch, als der Sturm völlig unvermittelt über die Insel hereinbricht. Sie blickt hinaus und sieht, was sie nicht glauben will: die Boote ihrer Männer, die zum Fischfang hinausgefahren sind, zerschellen an den Felsen und werden vom Meer verschluckt. Ihr Vater und ihr Bruder, ihr Verlobter und 37 weitere Männer verlieren ihr Leben. Die Frauen stehen vor dem Nichts. Die Verzweiflung dieser Situation wird durch Maren aber auch durch ihre Mutter und Schwägerin wunderbar dargestellt. Sie sind vor Trauer wie gelähmt, wissen nicht, wie sie leben sollen und können. Nichts ist mehr, wie es vorher war und jeder Tag wirkt auf sie verloren. Die Art und Weise wie die Autorin diese Situation beschreibt ist bedrückend aber sehr eindrücklich. Man bekommt direkt ein Gefühl für die Protagonistin Maren aber auch für die Situation ihrer Familie. Sie sind eher ärmlich, leben in einem kleinen Häusschen, welches lediglich einen Raum hat. Dort schläft Maren mit ihren Eltern, während ihr Bruder mit ihrer Schwägerin einen Anbau bewohnt, der aber keine Kochstelle besitzt, sondern lediglich als Schlafzimmer dient. Als Vater und Bruder nicht zurückkehren könnte man meinen, dass die Frauen zusammenrücken würden und ihre Verbindung enger wird. Doch das genaue Gegenteil geschieht. Diinna, die Schwägerin, gehört dem Volk der Sàmi an. Sie sind keine Christen und gehen ihren eigenen Bräuchen nach. Sie war schon vor dem Sturm im Dorf eher argwöhnisch betrachtet worden, nun, ohne den Schutz ihres Ehemannes, mit offener Feindseligkeit. Während Maren irgendwie versucht, das Band zu ihrer Schwägerin nicht zerreißen zu lassen, sucht Diinna die Einsamkeit. Sie spricht kaum mehr, zieht sich zurück und ist nicht mehr die, die sie früher war. Ebenso ergeht es Maren mit ihrer Mutter. Sie geht völlig auf in ihrer Verzweiflung und Trauer. Ist nicht mehr wiederzuerkennen.

Maren ist auf sich gestellt und hält sich aus diesem Grund an Kirsten. Kirsten ist eine große, resolute Frau, die sich von Gebräuchen nicht unterkriegen lässt. Sie zieht in ein Haus, eines verstorbenen alleinlebenden Mannes, kümmert sich um seine Rentiere und beginnt die alltäglichen Arbeiten von Männern zu erledigen. Schließlich bringt sie auch Frauen, unter anderem Maren, dazu, mit ihr aufs Meer hinaus zu fahren, denn irgendwie müssen sie doch für ihr Überleben sorgen. Der Fischfang gehört größtenteils dazu und deshalb fahren sie hinaus aufs Meer. Der Pastor sieht es zwar nicht gerne, lässt die Frauen jedoch gewähren.
Maren fühlt sich frei, auch wenn sie trotzdem Respekt vor dem Meer hat, welches ihr den Vater und Bruder nahm. Sie hat das Gefühl, sich daran gewöhnen zu können aufs Meer hinaus zu fahren und für sich selbst zu sorgen. Bald schon wird es zur Gewohnheit, dass es keine Männer mehr auf Vardø wird, auch wenn nicht mehr über den schrecklichen Sturm gesprochen wird. Ungefähr zwei Jahre nach dem Sturm jedoch, zieht ein anderes Unheil auf die Insel.

Nach ca. 70 Seiten wird Ursula als zweite Protagonistin eingeführt. Sie lebt ein behütetes und reiches Leben in Bergen. Ihre Mutter starb bei der Geburt eines Sohnes, welcher ebenfalls nicht überlebte und seither geht es der Familie finanziell sehr viel schlechter. Ursas, wie sie genannt wird, Vater ist nicht mehr derselbe, seit seine geliebte Frau ihn verließ. So muss sich Ursa mit einer Dienerin um ihre kranke jüngere Schwester kümmern, die nicht nur ein steifes Bein hat, sondern auch an einer Lungenkrankheit leidet. Als etwas Aufregung in ihr Haus gelangt ist Ursa schnell klar, dass eine Hochzeit bevorstehen muss und dass es wohl ihre sein wird. Sie ist nicht wirklich darauf vorbereitet eine verheiratete Frau zu sein und einen eigenen Haushalt zu führen, da sie sich fast ausschließlich um ihre kranke Schwester kümmerte und kaum die alltäglichen Pflichten einer Ehefrau lernte. Doch sich gegen eine Heirat auszusprechen ist undenkbar und aus diesem Grund fügt sie sich in ihr Schicksal, welches Absalom Cornet sein würde. Der Schotte ist grobschlächtig aber nicht unattraktiv. Dennoch wirkt er weder besonders liebevoll noch glücklich über die Ehe mit Ursa, obwohl er sie eindeutig begehrt.
Ursa wird schnell eröffnet, dass es weit in den Norden gehen wird, nach Vardø. Sie war nie so weit von zu Hause entfernt und hat große Angst, was auf sie warten würde. Sie hat keinerlei Vorstellung wie abgeschottet Vardø tatsächlich ist und als sie nach einer längeren Schiffsreise dort angelangt ist sie schockiert. Sie hat ein kleines Haus zur Verfügung, das nur ein einziger Raum ist. Sie weiß weder wie man Brot backt, noch Feuer in Gang hält (oder entzündet) noch wie man sich sonst in einer solchen Welt zurecht findet. Sie friert, denn sie ist eindeutig nicht richtig für die Insel gekleidet und fühlt sich sehr verloren. Ursa ist eine liebenswürdige, schüchterne und zurückhaltende junge Frau, die gelernt hat, sich zu fügen. Sie ist unterwürfig ihrem Mann gegenüber und versucht nicht aufzufallen. Sie ist sehr sympathisch aber auch das graue Mäusschen, das keinerlei Beachtung bekommt.

Als Maren bei Ursa vorbeischaut, um ihr Felle für den Boden zu bringen, treffen sie eine Vereinbarung: Ursa soll von Maren lernen, wie ein Haushalt auf der Insel geführt wird.
Bei diesen Treffen freunden sich die beiden Frauen an und es entsteht eine tiefe Verbundenheit zwischen ihnen. Es ist sehr schön zu lesen wie die Unsicherheiten zwischen ihnen langsam abgebaut werden und sich eine tiefe Vertrautheit bildet. Sie klammern sich aneinander, wie zwei Ertrinkende. Sie finden beieinander Halt, Beistand und etwas, das sehr viel tiefer geht als Freundschaft. Die Autorin schafft es auf wunderbare Weise dies zum Ausdruck zu bringen und das lässt die Dramatik, die dann folgt, nur noch grausamer erscheinen. Schließlich ist Absalom Cornet nicht einfach nur so auf die Insel berufen worden: er soll sie von der teuflischen Sünde befreien und das tut er auch. Frauen werden beschuldigt, festgenommen und warten auf ihre Prozesse. Keine der Frauen auf Vardø weiß mehr, wem sie trauen können und Ursa wird klar, dass auch ihre Freundin in Gefahr sein könnte. Die Angst um Maren scheint sie fast zu lähmen und gleichzeitig weiß sie nicht, wie sie sie beschützen soll. Absalom ist unnachgiebig und wirkt wie im Glück, wenn er eine Frau verhaften und als Hexe bezichtigen kann. Alles, was dann folgt ist unglaublich tragisch und hat mich so wütend gemacht…

Unabhängige, mutige Frauen sind für Vardø eingetreten, haben das Überleben der anderen Frauen gesichert. Sie haben nichts Böses oder Verwerfliches getan und werden aus Eifersucht, kleineren Streitereien, Missgunst und Neid hintergangen und der Hexerei bezichtigt. Dass dies alles nicht Rechtens ist, wird erst deutlich, als es viel zu spät und die gesamte Maschinerie nicht mehr aufzuhalten ist.
Heute, im 21. Jahrhundert ist es kaum mehr denkbar, dass so etwas geschieht. Doch die Mechanismen der falschen Beschuldigungen und des Gruppenzwangs, sind noch immer dieselben. Es gibt zu heute und damals kaum Unterschiede. Auch wenn die Tragweite heute natürlich nicht immer annähernd so dramatisch und vor allem tödlich sind.
Die letzten 100 Seiten habe ich mit einer großen Wut und Verzweiflung gelesen. Es ist ungerecht und beängstigend gewesen. Doch es war klar, dass es so passieren musste. Das wussten alle Beteiligten irgendwann.

Fazit

Vardø ist eine sehr ruhige Geschichte, die aber in ihrer Dringlichkeit und Botschaft nicht lauter rufen könnte. Die Charaktere sind liebenswürdig, das Leben auf der Insel wird sehr eindrücklich dargestellt und man lernt zu lieben, dort zu sein. Als Cornet auftaucht wird diese Idylle zerstört und die Dunkelheit dieser Zeit rückt deutlicher denn je in der Vordergrund. Ich war wütend, traurig, enttäuscht und habe am Ende der Geschichte doch eine Träne geweint. Das hier ist ein Buch, das durch seine dramatische Ruhe ebenso tödlich sein kann, wie die See. Eine klare Empfehlung.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Ein absolut genialer Spannungsroman

Tot bist du perfekt
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Als du die Augen öffnest merkst du, dass irgendetwas nicht stimmt. Du hast keine Ahnung was dir passiert ist. Du weißt nur, dass du in einem fremden Bett liegst. Es wirkt wie ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Als du die Augen öffnest merkst du, dass irgendetwas nicht stimmt. Du hast keine Ahnung was dir passiert ist. Du weißt nur, dass du in einem fremden Bett liegst. Es wirkt wie ein Krankenhaus. Neben dir steht dien Mann Tim, ein erfolgreicher Unternehmer, mit Tränen in den Augen. Denn du, seine über alles geliebte Frau, bist am Leben. Für dich wirkt es, als hättest du einen schrecklichen Unfall überlebt, doch dann spricht dein Ehemann unglaubliche Worte aus: Wir haben jahrelang daran gearbeitet, dass ich dich wiederbekommen konnte..
Du musst dein Leben fortan mit völlig fremden Augen neu entdecken. Dir ist klar, irgendwo lauert eine Gefahr, die du noch nicht einordnen kannst. Denn irgendwo bei deinen Liebsten, in deinem schönen Haus, muss der Grund liegen, weshalb du vor sechs Jahren gestorben bist.


JP Delaney ist für mich kein unbekannter Autor. Ich habe bereits „The Girl Before“ und „Believe Me“ von dem Autor gelesen und sehr gemocht. Beide Bücher sind etwas ganz besonderes und deshalb habe ich auch direkt „Tot bist du perfekt“ beim Bloggerportal angefragt und mich sehr gefreut, dass ich das Buch zugeschickt bekommen habe. Herzlichen Dank dafür!

Die Geschichte beginnt bereits sehr geheimnisvoll und spannend. Das Buch ist Großteils in der „du“-Form geschrieben, was irgendwie gruselig und aufregend zugleich ist, denn man fühlt sich der Protagonistin so verbundener. Sie scheint gleich wie du zu sein. Es wirkt so, als würde dir selbst genau das passieren, was ihr passiert und es ist tatsächlich so, dass ich die Gedankengänge unglaublich nachvollziehen konnte und ähnliche Wege während des Lesens beschritt.
Abbie wacht in einem sterilen Raum auf, hat nur wenige Erinnerungen und weiß nicht, was mit ihr geschehen ist. Sie erinnert sich an Ehemann und Sohn, doch wie sie in diesen Raum kam, ist ihr Schleierhaft. Ihr erster Gedanke: es muss einen schrecklichen Unfall gegeben haben.
Doch dem ist nicht so. Etwas viel Schrecklicheres ist ihr widerfahren: Sie ist gestorben. Und nun, sechs Jahre später, wurde ihre Erinnerung, ihr Leben, als Update hochgeladen. Sie ist der erste Cobot. Ein lebendes Replik einer verstorbenen Person. Sie ist Abbie, nur als Roboter-Version.
Tim Scott leitet ein innovatives und sehr erfolgreiches Unternehmen, das sich auf künstliche Intelligenzen spezialisiert hat. Er ist vernarrt in die Idee etwas wertvolles für die Welt zu erschaffen, das unglaublich viele Möglichkeiten bietet. Er will eine Vision leben und dafür geht er jeden Weg, den es zu beschreiten gilt. Er ist seinen Mitarbeitern gegenüber gnadenlos, duldet keine Fehler und lässt nur Perfektion durchgehen. Für Tim Scott ist das Beste gerade gut genug und deshalb ist es für ihn auch sehr schwierig eine geeignete Partnerin zu finden.
Durch die Aufteilung des Buches bekommt man als Leser ebenfalls ein Gefühl dafür, wie sich Abbie und Tim kennen lernten, bevor es zur Katastrophe kam. Auch diese Kapitel sind in einer besonderen Form geschrieben, es wird von „Wir“ gesprochen. Man weiß also genau genommen nicht, wer eigentlich erzählt. Weder in der „Du“-Form, noch in der „Wir“-Form ist klar, wer dahintersteckt. Dies macht die Geschichte umso interessanter, denn nicht nur der Plot ist aufregend, sondern auch das Rätsel um die Erzähler der gesamten Handlung wirft etliche Fragen auf.

In der Wir-Version wird klar, dass Tim und Abbie eigentlich wie Tag und Nacht sind. Er ist Perfektionist, duldet keine Widersprüche. Was er sagt und vorgibt ist Gesetz und niemand verstößt dagegen. Abbie ist freischaffende Künstlerin, die ihren eigenen Regeln nachgeht. Sie liebt ihre Freiheiten, die Kunst und Kultur und sieht über kleine Fehler hinweg. Diese Welten prallen aufeinander, als Tim Abbie als Künstlerin in seiner Firma anstellt, um seinen Mitarbeiter*innen zu zeigen, wie intuitiv gearbeitet werden kann. Die Geschichte der beiden wird von außen beleuchtet, die wahren Gefühle von Tim und Abbie werden dabei nie wirklich offenbart. Doch irgendwie finden sie zusammen, verlieben sich, verloben sich und heiraten schließlich. Als das Kind zur Welt kommt, scheint ihr Leben perfekt zu sein. Dann jedoch kommt die Diagnose: Danny hat das unheilbare Heller-Syndrom. Eine Art von Autismus.
Beide Elternteile sind bemüht ihrem Kind ein gutes Leben zu ermöglichen. Möchten jedoch ganz unterschiedliche Wege bestreiten. Doch nicht nur die Krankheit des gemeinsamen Sohnes scheint Probleme in der Ehe zu bereiten und genau hier liefert die „Du“-Erzählperspektive Hinweise, denn die neue Abbie möchte herausfinden, welche Probleme zwischen dem perfekten Tim und ihr geherrscht haben. Zunächst empfindet sie nämlich große Dankbarkeit und Liebe für Tim, doch nach und nach wandeln sich ihre Gefühle und Emotionen, sie ist der erste Roboter, der Empathie entwickeln und empfinden kann und auch ihr Gehirn wurde so programmiert, dass sie selbstständig denken und intuitiven Wegen folgen kann. Eigentlich ist es großartig eine solche Technologie zu haben, denn für viele Menschen könnte es von großem Vorteil sein, einen solchen Cobot zu haben. Und sei es nur, um einen Gesprächspartner zu haben, um selbst nicht zu vereinsamen.. Doch dann stellen sich eben auch die großen ethischen Fragen: wann wird eine Maschine zum Mensch? Und sollte diese Maschine dann dieselben Rechte wie Menschen haben? Und so weiter…

Genau diese Gedanken werden auch in dem Buch thematisiert, denn die neue Abbie ist sich deutlich bewusst, dass sie eine Maschine ist, auch wenn sie sich ganz und gar nicht so fühlt. Sie möchte irgendwann wie ein Mensch behandelt und gesehen werden, doch dieser Wunsch scheint ihr verwehrt zu bleiben. Und je tiefer sie in der Ehe zwischen Tim und Abbie gräbt, desto tiefer wird auch die Kluft zwischen ihr und ihrem vermeintlichen Ehemann. Welche Geheimnisse verbirgt er vor ihr? Und was ist damals mit Abbie geschehen? Wieso ist sie verschwunden? Oder ist sie wirklich tot? Man wird immer tiefer in die Familiengeschichte, die Beziehungen zwischen den Charakteren und deren Eigenheiten hineingezogen, dass man irgendwann gar nicht mehr weiß, wer überhaupt die Wahrheit spricht und wer lügt und wenn jemand lügt, dann stellt sich die Frage wieso und weshalb etwas verborgen werden muss.
Je mehr man sich mit all diesen Fragen auseinandersetzt, desto spannender wird die Geschichte. Ich muss zugeben, dass ich am Ende wirklich ein klopfendes Herz hatte, denn ich wollte unbedingt wissen wie es ausgeht.
Es gab zwar einige Twists, die ich nicht weiter überraschend fand, dennoch hat mich das Ende sehr fasziniert, begeistert aber auch traurig gemacht. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass es, im nachhinein, einiges am Abschluss des Buches gibt, das ich nicht ganz rund fand, es wirkt kurzzeitig einfach etwas schnell und rasant abgehandelt, im Vergleich zum Rest der Geschichte, was eigentlich sehr schade ist, denn einige wenige Seiten hätten, denke ich, dem Schluss wirklich etwas besser gestanden.

Was ich außerdem noch einfügen möchte ist, dass das Buch zwar als „Thiller“ deklariert ist, ich jedoch mit Nachdruck sagen muss, dass die Geschichte dies keineswegs ist. Das Buch ist ein Spannungsroman, der weder blutig noch sonderlich gruselig ist. Es gibt zwar eine Art Ermittlungsarbeit aber überhaupt nicht im Sinne eines Thrillers. Die Spannung ist da, aber eben doch nicht so, als würde man einen richtigen Thriller lesen.

Fazit

„Tot bist du perfekt“ ist ein ganz besonderer Spannungsroman, der vor allem mit zwei interessanten Erzählformen besticht. Die kurzen Kapitel helfen dabei, die Geschichte unglaublich schnell zu lesen und auch die Handlung an sich, fesselt den Leser an das Buch. Es ist sehr schwer, es zur Seite zu legen und das macht für mich ein tolles Buch aus. Die Charaktere sind unglaublich interessant dargestellt, man weiß fast bis zum Ende hin nicht, wohin sich das Blatt noch wenden wird und stellt sich während des Lesens etliche Fragen. Auch wenn der Schluss etwas schnell abgehandelt wurde, konnte mich das Buch wirklich sehr begeistern und ich kann es euch wirklich nur empfehlen!

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Eine wunderschöne Liebesgeschichte

Die Erbin
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Inhalt

Natalia de la Grip gilt als eine der angesehensten Unternehmensberaterinnen Europas und obwohl sie in die High Society Schwedens hineingeboren wurde, musste sie sich diesen Erfolg hart erarbeiten. ...

Inhalt

Natalia de la Grip gilt als eine der angesehensten Unternehmensberaterinnen Europas und obwohl sie in die High Society Schwedens hineingeboren wurde, musste sie sich diesen Erfolg hart erarbeiten. Für sie ist das größte Ziel ein Platz im Vorstand des milliardenschweren Familienunternehmens Investum und somit endlich die Anerkennung ihres patriarchalischen Vaters zu gewinnen.
Als Natalia aus heiterem Himmel von David Hammar, Schwedens erfolgreichsten Risikokapitalgeber, zum Lunch eingeladen wird, ist sie misstrauisch aber gleichzeitig auch neugierig und lässt sich auf das Treffen ein ohne zu ahnen, welche Pläne David verfolgt. Doch sie beide werden von der unglaublichen Anziehungskraft zwischen ihnen überrascht und alles nimmt eine interessante Wendung…


Ende 2018 habe ich mir bei arvelle alle drei Bücher der „Only one night“ Reihe von Simona Ahrnstedt gekauft. Es war ein recht spontaner Kauf, weil die Bücher als Aktionspaket auf Vorrat waren und ich, zu dieser Zeit, große Lust auf eine Art Liebesgeschichte hatte. Wie ihr seht, hat diese Lust nicht unbedingt angehalten und die Bücher sind auf meinem SuB gelandet und vorerst dort geblieben. Allerdings habe ich durch die Corona Ausgangsbestimmungen momentan keine Arbeit, das Studium hat auch noch nicht wieder begonnen und so lese ich fast ausschließlich. Viele Bücher waren Thriller/Spannungsromane und mir war einfach danach etwas locker leichtes zu lesen, das mich nicht so sehr fordert. Mit „Die Erbin“ habe ich ein Buch gefunden, das wirklich leicht und locker zu lesen war, mich aber dennoch gefordert hat.

Die Geschichte ist aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben, vor allem aber aus der Sicht von Natalia de la Grip und David Hammar, den Protagonisten der Geschichte. Natalia ist in einer schwedischen Adelsfamilie aufgewachsen. Die Tradition verlangt es, dass die Frauen der Familie zwar gebildet sind, aber doch bitte nicht arbeiten sollen. Nach dem Abschluss wäre es schicklich gewesen Kunstkurse zu besuchen und darauf zu warten, dass ein reicher Mann aus gutem Hause ankam, um sie zu heiraten. Vor allem in ihrer Familie wird auf diese Traditionen nahezu gepocht, doch Natalia hat daran kein Interesse. Sie möchte die Anerkennung ihres Vaters gewinnen und in den Vorstand von Investum, seines milliardenschweren Unternehmens, einberufen werden. Dafür hat sie sehr hart gearbeitet und sich in der Finanzbranche Schwedens einen Namen gemacht. Natalia wird schnell als eine der besten Unternehmensberaterinnen gehandelt und hat einen fordernden aber sehr guten Job. Natalia ist ein sehr ruhiger und kontrollierter Mensch. Sie hat durch ihre Familie sehr viel Selbstkontrolle und Zurückhaltung gelernt, denn die Frauen im Haus sind nicht dasselbe wert, wie die Männer und dies wird immer wieder von ihrem Vater Gustaf sehr deutlich gemacht. Dennoch lässt sie sich nicht von ihrem Ziel abbringen und arbeitet Tag und Nacht. Sie weiß, dass sie in ihrem Job gut ist und lässt sich von Männern nicht aus der Ruhe bringen. Ihrer Familie steht sie, trotz der Uneinigkeiten, treu zur Seite. Ihr ist bewusst wie privilegiert sie aufgewachsen ist und welche Vorteile sie durch ihren Namen hatte und hat, doch sie trägt ihre Herkunft nur selten zur Schau und wenn, dann fühlt sie sich eher unwohl. Sie bleibt gerne im Hintergrund, denn ihr jüngerer Bruder Alexander durchzieht sämtliche Klatschblätter mit den unterschiedlichsten Skandalen. Natalia liebt ihren Bruder aber möchte ihm auf diese Weise keineswegs nacheifern.

David Hammar ist ganz anders. Er ist in ärmlichen Verhältnissen mit einer alleinerziehenden Mutter und einer jüngeren Schwester aufgewachsen. Durch diverse Stipendien kann er sich eine sehr gute Ausbildung leisten und arbeitet hart, um dorthin zu gelangen, wo er sein möchte: am Gipfel der Macht. Für ihn ist es wichtig Gleichberechtigung zu schaffen und nach Kompetenz zu gehen. Seine Angestellten sind nicht ausschließlich weiße Männer mittleren Alters. Er hat eine bunt durchmischte Belegschaft, die großartige Arbeit leistet und David liebt seinen Job. Doch sein wichtigstes Ziel hat er noch nicht erreicht, der Abschluss dieser einjährigen Arbeit steht jedoch kurz bevor und seine Nerven sind gespannt. Dies soll der größte Coup aller Zeiten werden und David ist sich sicher, dass alle Welt davon sprechen wird.
Auch wenn David sein Privatleben schützt ist er ansonsten eine Person des öffentlichen Lebens. Er gibt viele Interviews, ist selbstbewusst und strotz nahezu vor Kraft und Optimismus. Ihm ist klar, dass er als „Emporkömmling“ von der adeligen Gesellschaft in Schweden nur wenig ernst genommen wird und gerade deshalb ist sein geplanter Coup umso wichtiger für ihn. Er möchte allen in Schweden zeigen, dass es keine Rolle spielt woher man kommt und dass blaues Blut eben doch nicht alles bedeutet.

Aus diesem Grund möchte sich David auch mit Natalia treffen, denn die Familie de la Grip spielt bei seinem Coup eine entscheidende Rolle. Womit weder Natalia noch David gerechnet haben war, dass sie eine unglaubliche Anziehungskraft aufeinander ausüben. Sie lernen sich durch Gespräche kennen, fühlen sich wohl beieinander und halten den Kontakt, obwohl Davids Geschäft damit ins Wanken gerät und Natalia sich überhaupt nicht sicher ist, woran sie bei David Hammar eigentlich ist.
Sie verbringen immer mehr Zeit miteinander und die Vertrautheit wird immer größer, doch auch die Probleme, die damit einhergehen ebenfalls. Natalia wünscht sich eine feste Partnerschaft, spricht dies jedoch nie aus. David möchte sie eigentlich nicht verletzen, weiß jedoch, dass nach seinem großen Geschäft nichts mehr so sein wird, wie zuvor und deshalb will er die Zeit, die er mit Natalia noch hat, genießen. Dass das alles nicht so einfach ist, verdrängt er sehr gut und auch Natalia belügt sich selbst wenn sie behauptet, dass ihr nur Sex ausreichen würde.
Ich mochte die beiden einzeln und zusammen sehr gerne. Sie haben ehrliche und ernsthafte Gespräche miteinander geführt und der Sex hat perfekt gepasst.

Ich mochte die Beschreibungen der Autorin wirklich sehr und fand es toll, dass sie die Nutzung von Verhütungsmitteln immer explizit mit anbrachte. Dies fehlt mir in sehr vielen, vor allem New Adult, Romanen. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden beginnt recht harmlos und entwickelt sich dann eben doch zu etwas viel Größerem, das beide Leben durcheinanderwirbelt. Es hat mir großen Spaß gemacht sie zu begleiten, denn ich konnte die Anziehung zwischen den beiden sehr gut verstehen. Es war auch keine Insta-Love die aus dem Nichts kam, alles entwickelte sich und wurde nach und nach sehr viel ernster, als sich Natalia und David eingestehen wollten und führte eben auch zu diversen Problemen, die sie nicht miteinander aussprechen konnten.

Viele der Probleme zwischen Natalia und David hätten eventuell durch etwas intensivere Gespräche geklärt werden können, allerdings wären diese Details natürlich für beide Geschäftsschädigend gewesen. Aus diesem Grund, kann ich die Entscheidungen von beiden Protagonisten sehr gut nachvollziehen. Es ist, vor allem in der Finanzbranche, ganz entscheidend, stillschweigen zu bewahren. Simona Ahrnstedt hat es geschafft, mir auch einen kleinen Einblick in diese Welt zu geben und ich denke, dass es ihr gut gelungen ist eine recht authentische Finanzbranche in ihrem Buch zum Leben zu erwecken. Ich kenne mich natürlich überhaupt nicht aus und weiß es deshalb nicht mit Sicherheit, dennoch fand ich alles sehr glaubwürdig dargestellt.

Was ich ebenfalls sehr schön fand war die Tatsache, dass auch die beiden besten Freunde von David und Natalia eine gemeinsame Vergangenheit haben und deren Geschichte ebenfalls immer wieder kurz beleuchtet wird. Das hat ebenfalls noch etwas Spannung gebracht und ich mochte sowohl Asa als auch Michel sehr gerne. Es war erfrischend ab und an nicht in dem Drama zwischen David und Natalia stecken zu bleiben, sondern auch noch andere Charaktere, wenn auch kürzer, zu begleiten.

Die Handlung an sich war eigentlich durchweg mit Spannung gefüllt. Man weiß was David vor hat und dass es unglaubliche Auswirkungen auf ihn, Natalia und die gesamte Finanzwelt von Schweden haben wird. Die Beziehung der beiden, die sowieso nur auf zarten Beinchen steht, würde definitiv zusammenbrechen und genau darauf habe ich beim Lesen ständig gewartet. Es war absolut nervenaufreibend zusehen zu müssen, wie sich die Liebe zwischen den beiden entwickelt, obwohl sie bereits auf die absolute Katastrophe zusteuerten. Gegen Ende gab es zwar noch etliche sehr dramatische, in meinen Augen zu dramatische, Wendungen, die aber vor allem für die Charaktere die Hölle auf Erden bedeuteten. Das hat mir dann doch wieder etwas Spaß gemacht, auch wenn ich nicht alle dieser Entwicklungen unbedingt gebraucht hätte. Simona Ahrnstedt weiß allerdings sehr gut, wie man seine Leser*innen ans Buch fesseln kann und es ist ihr bei mir grandios gelungen. Ich wollte das Buch einfach nicht aus der Hand legen. Und als es dann zu Ende war wusste ich, dass ich die nächsten Teile in kürzester Zeit ebenfalls lesen möchte. Daran führt kein Weg vorbei.

Fazit

Die Handlung ist durchweg spannend und führt unweigerlich zu einer Katastrophe, die es dann wieder aufzulösen gilt. Ich hatte Spaß dabei die Charaktere zu begleiten, ihre Liebesgeschichte mitzuerleben und auch die Probleme und das Drama durchzumachen. „Die Erbin“ ist eine großartige Liebesgeschichte, mit vielen Höhen und Tiefen, sehr viel sexy time, die noch dazu gut geschrieben ist. Es war ein großes Abenteuer in die Finanzbranche Schwedens, das aber keineswegs langweilig war. Wer etwas für zwischendurch sucht, um eine schöne Liebesgeschichte zu lesen, ist mit diesem Buch gut bedient.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Sehr spannender Roman!

Verity
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Inhalt

Lowen Ashleigh ist eine mäßig erfolgreiche Autorin, die ein Angebot erhält, welches sie nicht ablehnen kann: sie soll die gefeierten Psychothriller von Starautorin Verity Crawford zu Ende schreiben. ...

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Lowen Ashleigh ist eine mäßig erfolgreiche Autorin, die ein Angebot erhält, welches sie nicht ablehnen kann: sie soll die gefeierten Psychothriller von Starautorin Verity Crawford zu Ende schreiben. Nach einem tragischen Unfall ist diese nicht in der Lage an der Reihe weiterzuarbeiten. Lowen sagt zu, ohne damit zu rechnen, was auf sie warten würde. Zum einen fühlt sie sich eindeutig zu Veritys Ehemann Jeremy hingezogen und zum anderen entdeckt sie bei der Recherche in Veritys Arbeitszimmer ein ominöses Manuskript, welches ihr Schreckliches offenbart…


Als das neue Buch von Colleen Hoover mit diesem sehr spannenden Klappentext erschien, habe ich es mir direkt auf die Wunschliste gesetzt. Ich war mir sicher, dass diese Geschichte etwas für mich sein würde, denn es klang ganz anders als das, was die Autorin sonst immer schreibt. Kein großartiges Liebesgeplänkel, sondern eine düstere und dunkle Geschichte mit menschlichen Abgründen. Als eine Freundin von mir ebenfalls meinte, dass sie das Buch gerne lesen würde, haben wir es uns kurzerhand beide gekauft und gemeinsam an einem Tag gelesen.

Der Einstieg in das Buch ist sehr leicht gestaltet, denn der Schreibstil von Colleen Hoover ist, wie gewohnt, leicht und schnell zu lesen. Man fliegt nur so durch die Seiten, denn sie weiß eindeutig wie man schreibt.
Lowen ist eine recht sympathische aber doch sehr undurchsichtige Protagonistin. Man weiß von Anfang an nicht so genau wo man bei ihr ist und das wird sich im Verlauf des Buches nicht wirklich ändern. Sie hat ein Geheimnis, das recht schnell gelüftet wird und, in meinen Augen, nicht nötig gewesen wäre. Man hätte eine ganz andere Situation heraufbeschwören können bzw. besser ausbauen können, um die Spannung und das Grauen im Buch deutlicher zu unterstreichen und aufzubauen. Es spielt auch für den weiteren Verlauf der Handlung kaum eine Rolle, lediglich das seltsame Verhältnis zu ihrer Mutter und ihren Mitmenschen wird damit halbwegs erklärt.
Als Lowen vorübergehend in das große Haus der Crawfords zieht, um im Arbeitszimmer von Verity zu recherchieren wird ihr schnell klar, dass der Verlag über Veritys Zustand nicht wirklich richtig informiert hat und die Familie ansonsten so einiges zu verarbeiten hat. Verity kann keineswegs auch nur ansatzweise helfen ihre eigene Buchreihe zu schreiben, denn sie liegt im Wachkoma. Unfähig überhaupt irgendetwas selbst zu tun außer atmen, blinzeln und kauen. Für Lowen macht das die Lage natürlich nicht leichter. Sie soll eine Buchreihe zu Ende bringen, die von Erfolg gekrönt ist und das, ohne zu wissen, wohin die eigentliche Autorin mit der Handlung wollte.
Nach und nach stöbert sie durch die Notizen, Aufschriebe und Dokumente von Verity, als ihr ein Manuskript in die Hände fällt, das eigentlich nicht zu ihren Recherchen gehört. Es ist Veritys Biographie. Und diese bringt Unglaubliches zum Vorschein.
Während Lowen also nicht nur versucht herauszufinden wie die Buchreihe weitergehen sollte und selbst beginnt zu plotten, liest sie in dem Manuskript von Verity, das ihr nach und nach eine Gänsehaut bereitet.

Durch dieses Manuskript erhält man als Leser einen Einblick in Veritys Gedankenwelt. Sie ist düster, geheimnisvoll, anstrengend und unfassbar grausam. Die Beziehung zu ihren Kindern ist schrecklich. Schon während ihrer ersten Schwangerschaft mit Zwillingen wirkt Verity unglaublich gefühlskalt und egoistisch. Nichts außer Jeremy scheint für sie von Wert. Es hat mir eine Gänsehaut verursacht zu lesen, was sie denkt, fühlt und welche Handlungen sie vornimmt. Nach einigen Stellen musste ich das Buch auch zuklappen und kurz durchatmen, weil ich das Gefühl hatte zu ersticken. Es war grauenvoll. Verity ist durch und durch niederträchtig, von Eifersucht zerfressen und denkt eigentlich nur an sich selbst, Jeremy und Sex. Vor allem der Sex scheint eine unfassbar große Rolle in ihrem Leben gespielt zu haben und konnte dieser einmal nicht stattfinden, so wurde sie direkt unruhig und hatte das Gefühl für Jeremy nicht mehr auszureichen. Ich konnte über dieses Verhalten und diese Art zu denken nur den Kopf schütteln.
Das Manuskript macht einfach nur Angst und das, obwohl niemand so genau weiß was es damit auf sich hat. Verity muss das geschrieben haben. Aber wieso? Und wenn sie es nicht geschrieben hat, wer dann? Kann man Verity überhaupt trauen? Kann man Jeremy vertrauen? Und was ist eigentlich mit Lowen? Ist sie eine vertrauenswürdige Erzählerin? Als Leser habe ich jede Person in Frage gestellt. Jede Handlung war für mich unsicher. Ich wusste nicht wo Wahrheit und Lüge zusammentrafen und wer schließlich recht hatte. Und genau das hat mir Spaß gemacht.

Denn nicht nur die Unsicherheiten bezüglich der Charaktere waren spannend, sondern auch die Handlung rund um das Haus. Lowen fühlt sich nach und nach immer unsicherer und ängstlicher. Sie hat das Gefühl beobachtet zu werden, nicht sicher zu sein und fühlt sich langsam paranoid. Sie weiß nicht, ob sie diesem Gefühl vertrauen soll oder sich das alles nur einbildet, weil sie immer tiefer in Veritys Manuskript steckt. Ob ihr das zu lesen vielleicht nur Angst einjagt? Denn von Verity kann ja keine Gefahr ausgehen, sie ist nicht fähig auch nur einen Finger krumm zu machen.
Lowen macht auch zu schaffen, dass sie sich immer mehr zu Jeremy hingezogen fühlt. Er ist ein verheirateter Mann, auch wenn seine Frau im Wachkoma liegt. Dennoch kann sie ihre Gefühle nicht ändern.
Diese Gefühle, die Lowen da entwickelt, kann ich in keiner Weise nachvollziehen. Sie weiß im Prinzip nichts über Jeremy, außer dass er einen Schicksalsschlag nach dem anderen erleiden und erdulden musste. Doch das war es dann auch. Nur durch das Manuskript erfährt sie eigentlich etwas über ihn, richtige Gespräche zwischen den beiden finden kaum statt. Ich fand die Anziehung zwischen den beiden überhaupt nicht überzeugend. Es hätte grundsätzlich anders aufgezogen werden müssen, um für mich besser zu wirken.

Letztlich war klar, dass noch ein Twist kommen muss. Dass er so kam, wie er kam war für mich weniger überraschend und eher eine langweilige Lösung. Ich hätte es gerne schockierender, krasser, grusliger und etwas mehr Psycho gehabt. Mir ist sofort ein anderer Handlungsstrang in den Sinn gekommen, der dem gesamten Buch noch mehr Grauen verpasst hätte und das Ende nicht in einer Art „Friede Freude Eierkuchen“ gestaltet hätte. Der Ausgang hatte so einige Schwächen, die ich leider nicht weiter ausführen kann, ohne zu spoilern, aber das alles war unnötig und übertrieben. Es sollte für den Moment schocken und etwas verwirren, da es natürlich immer noch Unsicherheiten gibt, aber letzten Endes ist es trotzdem ein Ende, das für die Protagonisten auf eine Art und Weise gut wurde. Und das fand ich einfach nicht passend und deshalb eher enttäuschend. Es hätte etliche Möglichkeiten und Chancen gegeben, die Geschichte anders verlaufen zu lassen und doch hat die Autorin eher die seichtere Variante gewählt. Allerdings lese ich eben sehr viel solcher Spannungsromane und habe eventuell einfach höher Erwartungen wie andere, die zu diesem Buch greifen.

Fazit

Colleen Hoover hat mit „Verity“ einen guten Spannungsroman erschaffen. Er ist gruselig, spannend und sehr schnell zu lesen. Man möchte wissen wie es weiter geht und herausfinden was hinter allem steckt. Allerdings hat mir der Twist gegen Ende der Handlung einfach zu wenig Durchschlagskraft. Es fehlt dieser richtige Grauen Moment, der mir in einem solchen Buch sehr viel Spaß macht. Ich hatte Spaß mit der Geschichte, fand die Charaktere gut dargestellt aber der letzte Funke hat einfach gefehlt. Es war am Ende doch irgendwie enttäuschend ruhig.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Toller Schreibstil, durchschnittliche Geschichte

One Last Act
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Rezensionsexemplar

INHALT

Allyson träumt von Hollywood und dem ganz großen Durchbruch als Schauspielerin. Deshalb besucht sie die New York Music & Stage Academy, denn dort kann sie ihrem großen Traum ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Allyson träumt von Hollywood und dem ganz großen Durchbruch als Schauspielerin. Deshalb besucht sie die New York Music & Stage Academy, denn dort kann sie ihrem großen Traum ein Stück näher kommen und dort lernt sie auch Ethan Cooper kennen. Er war der Frontmann einer bekannten Band und lernte dort die dunklen Seiten all des Ruhms kennen. Ethan weiß von all dem Druck, den Erwartungen und der Kraft, die für eine Arbeit in der Öffentlichkeit nötig ist. Während Allyson und er sich näher kommen, scheint diese all dem Druck nicht mehr lange standhalten zu können…

Nachdem ich erst kürzlich „One Last Dance“ als Hörbuch gehört habe, wollte ich den letzten Teil der „One Last“-Reihe auch lesen. Vor allem die Aussicht auf Ethan hat mich sehr interessiert, denn seine Geschichte, mit all den Drogen, dem Entzug und der Band, fand ich sehr spannend. Ich wollte wissen wie Nicole Böhm dies lösen und was Ally für eine Rolle dabei spielen würde. Aus diesem Grund habe ich die Chance, die NetGalley mir geboten hat, gerne ergriffen. Herzlichen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Nicole Böhm hat es auch mit „One Last Act“ wieder geschafft, mich direkt in ihren Bann zu ziehen. Ihr Schreibstil ist locker, leicht zu lesen und wirkt auf mich irgendwie echt. Sie beschreibt die Dinge wie sie sind ohne viel zu beschönigen oder übertrieben süß oder kitschig zu sein. Mir gefällt ihre Sicht auf die Dinge und wie sie diese auf ihre Protagonistinnen überträgt. Ich habe immer Spaß mit den Geschichten von Nicole Böhm. Vor allem, weil sie jeder Protagonistin irgendwie ihre eigene Stimme gibt. Nichts verschwimmt miteinander, sondern alle sind verschieden und passen doch irgendwie zusammen. Ich kann mich einfach in Nicole Böhms Welten fallen lassen und das hat sich seit Jahren nicht geändert.
Auch das Setting der NYMSA hat mein Herz direkt wieder höher schlagen lassen. Vor allem weil mir in „One Last Act“ endlich auch ein Blick hinter die Kulissen und in die Unterrichtsstunden hinein gewährt wurde. Da ich den ersten Teil noch immer nicht gelesen habe, war es mein erster Ausflug in den Unterricht der New York Music & Stage Academy. Vor allem Chester als Lehrkraft hat mir unglaublich gut gefallen. Seine Schauspielstunden fand ich interessant und aufregend und hatte sogar das Gefühl selbst etwas über die Schauspielerei gelernt zu haben, ohne selbst Interesse daran zu haben Bühnenluft zu schnuppern. Chester als Person war sehr spannend und interessant, er wirkte irgendwie so erhaben und weise, das hat mir einfach Spaß gemacht. Ich mochte es, wie sehr er Ally herausgefordert hat und sich gleichzeitig irgendwie um sie kümmerte.

Ethan als Protagonist war genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich kannte ihn nicht aus „One Last Song“, da ich den ersten Teil ja leider nicht gelesen habe. Deshalb ist mir seine gesamte Geschichte nicht hundert Prozent klar. Das hat aber mein Vergnügen an ihm als Charakter und Protagonisten überhaupt nicht geschmälert. Ich mochte es, ihn zu begleiten und kennen zu lernen. Es ist überdeutlich, wie sehr seine Vergangenheit auf ihm lastet. Er kämpft mit dem Entzug und den Dämonen, die dieser mit sich bringt. Seine Drogenvergangenheit ist für ihn sehr schwer zu verdauen und jeder Tag ist ein neuer Kampf. Durch die Tagebucheinträge bekommen wir als Leser
innen teilweise einen sehr tiefen und deutlichen Einblick in Ethans Gedanken- und Gefühlswelt, das ist Nicole Böhm, aus meiner Sicht, wirklich wunderbar gelungen. Der Drogenmissbrauch von ihm wird nicht verharmlost, sondern aufgezeigt, was damit alles zerstört wird und welche Gefahr davon ausgeht.
Ethan versucht sein Leben wieder in ruhigere Bahnen zu bringen und findet, durch seine Freunde, auch eine eventuelle Lösung. Das hat mir besonders gut gefallen, auch wenn es, mit Blick auf Ally, wohl keine größere Überraschung war. Schließlich brauchte es einen Grund, weshalb die beiden sich näher kennenlernen wollten. Dennoch war Ethan mir zu jeder Zeit sehr sympathisch. Ich konnte ihn jederzeit verstehen und das hat mir unheimlich gut gefallen. Ethan wirkte immer authentisch, echt.. einfach greifbar und das fand ich großartig.
Er ist eine unglaublich starke Persönlichkeit, die durch die Hölle gegangen ist und wieder daraus aufgetaucht war. Seine Kraft und sein Wille sind unfassbar stark und das, obwohl er jeden Tag aufs neue zu kämpfen hatte. Immer und immer wieder. Um seiner Sucht nicht erneut nachgeben zu müssen. Um nicht wieder rückfällig zu werden. Genau das hat mir so sehr an ihm gefallen. Er kämpft für sich und sein Leben.

Ally hingegen fand ich fast von Anfang an unfassbar anstrengend. Zunächst wirkte sie vernünftig und organisiert, doch je näher man sie kennenlernt, desto größer wurden die Probleme, die ich mit ihr hatte. Ihr Studium hat sie gefühlt überhaupt nicht im Griff, denn anstelle Pausen und Ruhezeiten mit einzuplanen überforderte sie sich maßlos. Sie gab sich all dem Stress und dem Druck hin, ohne einmal Atem zu holen. Dass sich das nicht nur auf ihre Psyche auswirkte, schien sie völlig auszublenden. Ihre Art entwickelte sich von Seite zu Seite ins Negative. Sie wurde immer unreflektierter, unorganisierter, fahriger und letztlich auch irgendwie naiv. Ich konnte ihr Verhalten kaum mehr nachvollziehen, habe nicht verstanden, wieso sie gehandelt hat, wie sie gehandelt hat. Gleichzeitig vertrat sie Ethan gegenüber eine schreckliche Doppelmoral, die mir sauer aufstieß. Sie wusste genau, mit was er zu kämpfen hatte und das tagtäglich. Dennoch war sie ihm keine Stütze, sondern begann selbst den Abstieg in die Hölle, was ich unverständlich fand.

Die Liebesgeschichte zwischen den beiden konnte ich nur zum Teil nachvollziehen. Die Anziehung zwischen den beiden war irgendwie plötzlich da, aber nicht so richtig greifbar. Grundsätzlich bin ich auch nicht sicher, ob die beiden letzten Endes wirklich gut füreinander sind oder ob es nicht doch ein Risiko birgt, zwei recht labile Persönlichkeiten auf diese Weise zu verbinden. Das Ende für die beiden fand ich zwar dennoch irgendwie passend, aber durch die Geschichte rund um Ally, war sie mir irgendwie weniger realistisch vorgekommen. Ich hätte mir einfach eine andere Art der Storyline gewünscht.

FAZIT

„One Last Act“ war leider nicht ganz das, was ich mir erhofft habe. Ethan als Protagonist konnte das Ruder teilweise etwas herumreißen, denn seine Geschichte wirkte authentisch und spannend, es hat Spaß gemacht ihn zu begleiten, auch wenn es teilweise wirklich nicht leicht war, seine Gedanken und Gefühle zu lesen. Allyson konnte mich leider nicht von sich überzeugen und die Liebesgeschichte zwischen den beiden war auch nicht gerade das, was ich mir für die beiden gewünscht habe.
Ich fand den Schreibstil aber wieder wunderbar, hatte großen Spaß mit dem Setting der NYMSA und den sehr kleinen Auftritten von Gillian und Jaz. Da ich sowohl Riley als auch Julian noch nicht kenne, konnte ich mich nicht so sehr über die beiden freuen. Allerdings werde ich das definitiv noch nachholen, was ich in deren Geschichte verpasst habe.
Leider war das Buch aber am Ende des Tages nur durchschnittlich.

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