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Veröffentlicht am 16.02.2023

Wer ist hier das Monster?

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
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Endlich erscheint der erste Roman von Natalie Haynes in deutscher Übersetzung. Wie an so vielen anderen Neuerzählungen der griechischen Mythologie, kam ich auch an diesem Buch nicht vorbei.
Die Geschichte ...

Endlich erscheint der erste Roman von Natalie Haynes in deutscher Übersetzung. Wie an so vielen anderen Neuerzählungen der griechischen Mythologie, kam ich auch an diesem Buch nicht vorbei.
Die Geschichte von Medusa kennen viele: Das Monster mit den Schlangenhaaren und dem Blick, der jedes Lebewesen zu Stein erstarren lässt. Aber wer erzählt diese Geschichte und ergibt sich aus einer anderen Perspektive womöglich ein ganz anderes Bild? Obwohl es in diesem Roman um Medusa geht, kommt sie selbst kaum vor. Natalie Haynes holt weit aus und webt eine Geschichte aus mehreren Handlungssträngen, die am Ende alle auf Medusa zulaufen. Um das Schicksal von Medusa zu verstehen, ist dies ohne Frage wichtig, aber etwas weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Das ständige kleingeistige Gezanke der Götter untereinander, der naive und sich ständig beschwerende Perseus.. ne, das hat mich leider nicht begeistert. Bezüglich Medusa, ihrer Rolle als geliebte kleine Schwester und neugieriges Wesen, konnte die Autorin mich zwar überraschen, aber es war zu wenig Medusa und zu viele andere langatmige Geschichten. 

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Veröffentlicht am 19.10.2022

Eine Nacherzählung

Elektra, die hell Leuchtende
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Für Neuerzählungen der griechischen Mythologie kann ich mich einfach immer wieder auf's neue begeistern! Nach "Ich, Ariadne", ist nun "Elektra" von Jennifer Saint erschienen.
Elektra ist eine der Töchter ...

Für Neuerzählungen der griechischen Mythologie kann ich mich einfach immer wieder auf's neue begeistern! Nach "Ich, Ariadne", ist nun "Elektra" von Jennifer Saint erschienen.
Elektra ist eine der Töchter von König Agamemnon und Königin Klytämnestra von Sparta. Sie liebt ihren Vater abgöttisch und möchte für ihn immerzu 'Die Helleuchtende' sein, denn das bedeutet ihr Name übersetzt. Als der trojanische Krieg ausbricht und Agamemnon die griechische Flotter hinter sich vereint, opfert er seine älteste Tochter Iphigenie für einen guten Wind gen Troja. Während Elektra täglich für die Heimkehr ihres Vaters betet, tut Klytämnestra dies nur, um ihren Ehemann anschließend eigenhändig ermorden zu können, denn das hat sie sich im Falle seiner Rückkehr geschworen.
Es taucht noch eine dritte Frau auf, Kassandra. Die trojanische Prinzessin ist eine Priesterin und Dienerin des Appollon und mit der Gabe der Weissagung gesegnet. Allerdings glaubt ihr niemand, sie wird für wahnsinnig gehalten.
Aufgrund dieser drei Sichtweisen, empfinde ich den Titel als ein wenig irreführend. Sei's drum. Elektra, Klytämnestra und Kassandra wechseln sich kapitelweise mit ihren Erzählungen ab und doch muss ich sagen, dass alle drei irgendwie gleich oder zumindest sehr ähnlich klingen. Jennifer Saint hat eine Art Nacherzählung geschaffen, aber leider keine richtige Neuerzählung oder gar Neuinterpretation. All das was in der Handlung passiert, habe ich so oder so ähnlich bereits in anderen Romanen und Büchern gelesen. Seit Madeline Miller vor vielen Jahren mit 'Das Lied des Achill' die Neuerzählungen der griechischen Mythologie begründet hat, habe ich das Gefühl, dass viele auf diesen Zug aufspringen und doch nur wenige es schaffen, etwas Neues und Packendes zu erschaffen. Die drei Frauen schauen aus feministischer Sicht auf die Ereignisse, aber für meinen Geschmack nicht kritisch genug. Zweifelsfrei hatten die Frauen es damals alles andere als leicht. Wie sie es trotzdem schafften damit umzugehen, wurde für meinen Geschmack aber zu wenig gewürdigt. Zu Elektra und Klytämnestra habe ich keinen richtigen Zugang bekommen, sie waren mir nur bedingt sympathisch und ich habe auch nicht mit ihnen mitgefühlt.
Positiv hervorheben, möchte ich die Darstellung der Kassandra. Ihren Worten wird kein Glaube geschenkt, selbst als sie den Untergang Trojas vorher sieht und der Krieg Troja bereits erreicht hat. Sie hatte etwas neues und faszinierendes an sich.
Ein beinahe kurzweiliger Roman, der drei Sichtweisen einer Geschichten vereint, der meinen hohen Ansprüchen aber leider nicht komplett gerecht werden konnte. Ich empfehle 'Elektra' denjenigen, die sich noch nicht allzu intensiv mit dem trojanischen Krieg und dem Königshaus von Sparta beschäftigt haben und die weniger Vorwissen hierzu haben.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Der Mythos der Meerjungfrau

Die Meerjungfrau von Black Conch
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Karibik 1976: Der junge Fischer David sitzt in seinem Boot, als plötzlich eine Meerjungfrau aus dem Wasser auftaucht. Augenblicklich ist er fasziniert von diesem mystischen Wesen. Als die Meerjungfrau ...

Karibik 1976: Der junge Fischer David sitzt in seinem Boot, als plötzlich eine Meerjungfrau aus dem Wasser auftaucht. Augenblicklich ist er fasziniert von diesem mystischen Wesen. Als die Meerjungfrau nur kurze Zeit später von amerikanischen Touristen aus dem Wasser gezogen wird, handelt David schnell und versteckt sie zu Hause in seiner Badewanne.
Als junge Frau wurde Aycayia von eifersüchtigen Ehefrauen verflucht, nun verwandelt sie sich in eine Frau zurück. Nicht nur körperlich, auch emotional macht die junge Frau eine schwere Verwandlung durch, die von der Autorin eindrucksvoll geschildert wird.
Leider hat der Schreibstil es mir schwer gemacht, einen Lesefluss zu finden. Die Handlung wird aus drei Perspektiven erzählt. Der, des allwissenden Erzählers, welche mir am besten gefallen hat, der von Aycayia, die in Versform geschrieben ist, und der von David. Davids Tagebucheinträge sind voller Grammatik- und Rechtschreibfehler, die aufgrund der Authentizität natürlich gewollt sind, mich aber dennoch gestört haben.
Eine Neuerzählung des Meerjungfrauen-Mythos, die einerseits sehr modern und feministisch, andererseits voller Geschichte ist. Aus Kolonialismus, uralter Mythologie,  roher Naturgewalten, Schicksal und natürlich der Liebe, entsteht eine faszinierende Geschichte mit Karibik-Flair.
Eine Geschichte über eine Meerjungfrau, die märchenhaft, aber zugleich glaubwürdig, vor allem in Bezug auf die Mythologie, ist.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Die Schädlingsbekämpferin

Frau mit Messer
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Mit ihren 65 Jahren ist Hornclaw das, was man als rüstige Rentnerin bezeichnen könnte. Doch sie steckt noch mitten im Berufsleben. Sie ist eine Schädlingsbekämpferin der besonderen Art, oder ganz unverblümt ausgedrückt: ...

Mit ihren 65 Jahren ist Hornclaw das, was man als rüstige Rentnerin bezeichnen könnte. Doch sie steckt noch mitten im Berufsleben. Sie ist eine Schädlingsbekämpferin der besonderen Art, oder ganz unverblümt ausgedrückt: Auftragsmörderin. Nein, dies ist bestimmt kein leichter Job und nein, im Alter wird es nicht gerade einfacher. Hornclaw hat keine Familie, nur einen Hund namens Deadweight, den sie von der Straße aufgelesen hat.
In der "Firma" wird ihr hohes Alter zunehmend skeptisch beäugt. Vor allem Hornclaws jüngerer Kollege und Rivale Bullfight scheint nur auf einen Fehler der Alten zu warten.
Das Alter bringt nicht nur körperliche Einschränkungen mit sich, wie Hornclaw erkennen muss. Sie lässt Gefühle zu, die sie vorher immer unterdrückt hat. Damit bringt sie sich und andere in Gefahr.
Ein ungewöhnlicher Stoff für ein ungewöhnliches Buch. Eine weibliche James-Bond-Seniorin, die auf der anderen Seite des Gesetzes steht, aber dennoch eine liebenswerte Frau ist. Die Autorin stellt nicht nur das Alter und die Auseinandersetzung damit kritisch dar, auch die südkoreanische Gesellschaft wird hinterfragt.
So richtig konnte mich das Buch nicht packen, viel zu schnell habe ich erahnen können, worauf das Ganze hinausläuft.

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Veröffentlicht am 12.09.2022

Leider nichts besonderes

Gut Erlensee - Margaretas Traum
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Die Familie Lamprecht lebt auf ihrem Gutshof in der Nähe von Kiel. Im Jahr 1919 liegt der Krieg noch nicht lange zurück und vielen fällt es schwer, den Weg zurück in einen gewohnten Alltag zu finden. Während ...

Die Familie Lamprecht lebt auf ihrem Gutshof in der Nähe von Kiel. Im Jahr 1919 liegt der Krieg noch nicht lange zurück und vielen fällt es schwer, den Weg zurück in einen gewohnten Alltag zu finden. Während der Kriegsjahre, haben die Frauen der Familie viel Verantwortung übernommen und das Familienunternehmen, eine Druckerei, am Laufen gehalten. Als Margaretas Vater Heinrich zurückkehrt, ist dem Patriarchen alles andere als daran gelegen, den Frauen ein selbstbestimmtes Leben zuzusprechen. Als die Druckerei und damit auch die Familie vor dem finanziellen Ruin steht, will Heinrich seine älteste Tochter Margareta schnellstmöglich unter die Haube bringen. Auf ihre Gefühle nimmt er dabei keinerlei Rücksicht.
Ein Roman, der in meiner Heimatregion spielt, da konnte ich nicht widerstehen. Außer ein paar Ortsnamen, habe ich aber leider nicht viel Heimat entdecken können. Keine schönen Naturbeschreibungen oder lokale Redewendungen. Nicht einmal das Cover passt nach Schleswig-Holstein. Schade. Was soll ich zum Inhalt sagen? Nun ja, ein weiterer Familienroman, in dem die Frauen gegen das Patriarchat aufbegehren und ihr Glück selbst in die Hand nehmen wollen. Bereits nach 75 Seiten war mir mehr oder weniger klar, wie die Geschichte endet. Wer aufmerksam liest, kann meist schon einige Kapitel im Voraus erahnen, worauf etwas hinaus läuft. Die Charaktere sind eher klischeehaft. Heinrich, das Familienoberhaupt, Adelheid, seine folgsame Frau und rebellische Töchter. Einzig und allein die Großmutter, Ilsegard, hat mich mit ihrer vehementen und doch liebenswerten Art zum Schmunzeln gebracht.
Ich möchte nicht zu sehr Kritik äußern, der Roman ist gut, aber leider in meinen Augen nichts besonderes. Wer gerne Herzschmerz-Groschenromane liest, wird auf seine Kosten kommen. Ich leider nicht.

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