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Veröffentlicht am 28.02.2018

Entwickeln kann man sich in jedem Alter

Highway to heaven
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Ein Frauenroman zum Schmökern.
Katarina Bivald hat nach ihrem Bestseller „Ein Buchladen zum Verlieben“ nochmals nachgelegt. Anette wohnt in einem kleinen abgelegenen Ort in Schweden. Als ihre Tochter ...

Ein Frauenroman zum Schmökern.
Katarina Bivald hat nach ihrem Bestseller „Ein Buchladen zum Verlieben“ nochmals nachgelegt. Anette wohnt in einem kleinen abgelegenen Ort in Schweden. Als ihre Tochter Emma auszieht, steht Anette vor den Träumen ihrer Jugend und der Konfrontation was daraus geworden ist. Sie beschließt ihr Leben in eine neue Richtung laufen zu lassen. Was haben eine Motorradgang, ein Ortsfest und ein Handy in der Abstellkammer damit zu tun? Und Anettes demente Mama gibt es ja auch noch…
Ein Buch, das im stilvollen Wintercover daherkommt, sich jedoch wetter- und jahreszeitenunabhängig lesen lässt.
Ich bin 17 Jahre alt. Im Buch geht es um die 38-jährige Anette. Meine eigenen Erfahrungen mit ihren Problemen fallen da eher mager aus. Mir fehlte teilweise die Identifikation mit der Figur, da sie für meinen Geschmack extrem dargestellt wurde. Ich konnte mich an keiner Stelle im Buch und in keiner Person wiederfinden. Das ist nicht zwingend notwendig für ein gutes Buch und trotzdem die meisten Bücher bringen es mit.
Am meisten Gefallen habe ich daran gefunden, die Entwicklung einer Frau mit anzusehen, die glaubt bereits in einem unveränderlichen Zustand angekommen zu sein. Dieses Aufwachen und neue Dinge ausprobieren beziehungsweise sich überhaupt zuzutrauen hat die Autorin meiner Meinung nach gut in Worte gepackt. Man war live dabei und hat die kleinen und großen Fortschritte deutlich gespürt. Zeitlich ging es mir da weder zu schnell noch zu langatmig voran. Angenehmes leicht gerafftes Erzähltempo.
Drum herum gab es in der Geschichte lustige Charaktere zu entdecken, die nicht nur einmal die Stimmung aufgelockert haben oder mich an Personen aus meinem eigenen Leben haben denken lassen.
An einigen Stellen stand Anettes Mutter-Komplex im Vordergrund. Diese Szenerien hätte ich mir etwas tiefgehender oder sinnhafter gewünscht.
Die Grundstruktur der Geschichte ist keine völlig neue. Trotzdem konnte ich dem Lesen viele Emotionen abgewinnen und hatte gerade im Endspurt rote Bäckchen. Mitfiebern mit Anette war Programm. Die Spannung steigt und einige Wendepunkte sorgen für den nötigen Kick und Langeweilevertreiber. Hinzukommen ungewöhnliche Ideen im Detail.
Mit seinen 500 Seiten ein echter Urlaubsschmöker würde ich behaupten.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Mir nichts dir nichts

Landnahme
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Geschichtsträchtig.
Christoph Hein schreibt in Landnahme über das Leben des, nach den Gebietsabtretungen des 2. Weltkrieges, aus Breslau Vertriebenen Bernhard Haber. Bernhard und seine Eltern kommen in ...

Geschichtsträchtig.
Christoph Hein schreibt in Landnahme über das Leben des, nach den Gebietsabtretungen des 2. Weltkrieges, aus Breslau Vertriebenen Bernhard Haber. Bernhard und seine Eltern kommen in die Kleinstadt Guldenberg (in der russischen Besatzungszone). Dort werden sie jedoch alles andere als freundlich willkommen geheißen. Dazu kommt noch, dass Herr Haber (der Vater) durch die Arbeit in der russischen Kriegsgefangenschaft einen Arm verloren hat. Mit dieser Behinderung ließ sich sein Beruf als Tischler nur schwerlich und mithilfe des Sohnes ausüben.
Vermittelt wird die Geschichte von Bernhard Haber über fünf verschiedene Personen rund um Guldenberg. Es geht um Erniedrigungen, geschichtliche und politische Veränderungen und das Gefühl eines Fremdkörpers in der Gemeinschaft.
Ich habe dieses Buch im Rahmen meiner Schulzeit als Pflichtlektüre gelesen. Trotz anfänglicher Zweifel und Bedenken war ich nach dem Lesen positiv überrascht.
Besonders die geschichtliche Relevanz empfand ich als gelungene Darstellung eines Weges in dem System DDR und darüber hinaus. Zwangskollektivierung, die Enteignung von Großunternehmern, genauso wie die Fluchten aus der DDR in den Westen, all diese Themen spielen eine Rolle im Buch. Mein Verständnis konnte sich durch die Erzählung noch weiter ergänzen beziehungsweise in meinem Kopf deutlicher verbildlichen. Aber nicht nur die politischen Vorkommnisse, nein das gesamte Lebensgefühl, seien es die keuscheren Beziehungsfindungen oder die Schulpädagogik, vermitteln mehr Empathie für eine Vergangenheit.
Die Idee von den fünf personalen Ich-Erzählern, über die man indirekt und in Bruchstücken Bernhards Leben mitverfolgen kann, hat mir gut gefallen. An einigen Stellen hat es sich dadurch nicht wie eine Geschichte angefühlt, sondern wie mehrere auf einmal.
In die Geschichte mischten sich zusätzlich zu den geschichtlichen Ansätzen Krimielemente, die bei mir persönlich für gesteigerte Spannung und ein sehr schnelles Durchlesen sorgten.
Alles in allem eine gelungene Mischung aus vergangenem Zeitgeschehen, gutem Erzählgeist und einfach einer interessanten Geschichte mit ebensolchen Seitenverzweigungen. Zum Geschichte näher bringen sicher nicht verkehrt.

Veröffentlicht am 22.02.2018

Interne Ermittlungen

Scherbennacht
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Spannend, prickelnd auf den Punkt.
Nicole Neubauer skizziert hier einen Fall, der mir egal ob fantasiert oder in der Realität, durch die reine Vorstellung Gänsehaut verursacht. Was ist, wenn man sich auf ...

Spannend, prickelnd auf den Punkt.
Nicole Neubauer skizziert hier einen Fall, der mir egal ob fantasiert oder in der Realität, durch die reine Vorstellung Gänsehaut verursacht. Was ist, wenn man sich auf die Polizei, den Freund und Helfer, nicht verlassen kann? Noch schlimmer, wenn ein Polizist bei Demonstrationen und Ausschweifungen gerne mal härter als nötig reagiert oder gleich ganz unbegründet? Genau um einen solchen moralischen Grenzfall geht es in diesem Buch.
Gefallen hat mir dabei besonders das Einzelleben der verschiedenen Figuren, das echt und natürlich wirkte. Einen solchen Konflikt glaubhaft darzustellen ohne dabei die Protagonisten untergehen zu lassen, stelle ich mir nicht unbedingt leicht vor. Hier gut gelungen.
Apropos Protagonisten, davon hat die Story einige Typen zu bieten. Dazu kommen Konflikte, zwischen den Ermittlern, die sich teils noch aus dem vorherigen Teil der Reihe (wir haben es hier mit dem 3. Teil zu tun) entranken. Als einer der Schwerpunkte hat mir hier noch ein wenig mehr Tiefgang gefehlt und es war für meinen Geschmack teilweise zu viel „Über-Mensch“-Charakter bei Brandl. Besser gefallen hat mir da die Rolle Waechters, der mit seiner Katze und seinen Schwächen positiv auftrumpft.
Durch das Thema ist dieser Krimi dennoch etwas anders aufgebaut. Das wird beispielsweise deutlich bei den herunterzählenden Kapiteln. Dieser Aufbau hat mich nicht gestört, mich aber auch nicht völlig umgehauen, oder einen besonderen Effekt erzielt.
Die Auflösung des Krimis war für mich plausibel und logisch und der Weg dahin durchaus spannungsgeladen, gerade durch die vielen Steine die den Weg erst zu versperren scheinen.
Am Ende ein Krimi mit gutem Themenschwerpunkt, interessanten Protagonisten und viel Stoff zum Nachdenken. Viel Nervenkitzel, aber für meine persönlichen Interessen zu wenig Aufklärungs- und Ermittlungsarbeit.

Veröffentlicht am 24.12.2017

Lasst es euch schmecken

Taste of Love - Mit Sehnsucht verfeinert
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Locker leicht bis spannend komplex - alles dabei.

Hayley ist zurück in Boston. Die Köchin kehrt nach 3 Jahren wieder zurück in ihre Heimatstadt. Aber warum hat sie Boston überhaupt verlassen und was hat ...

Locker leicht bis spannend komplex - alles dabei.

Hayley ist zurück in Boston. Die Köchin kehrt nach 3 Jahren wieder zurück in ihre Heimatstadt. Aber warum hat sie Boston überhaupt verlassen und was hat das alles mit Scott zu tun? Scott, der plötzlich bei Hayleys Restauranteröffnung auftaucht.

Dieser 4. Teil der Taste of Love - Reihe von Poppy J. Anderson hat mir gefallen und mich nicht enttäuscht. Für mich war es der erste Teil den ich aus dieser „Serie“ gelesen habe, trotzdem war der Einstieg problemlos und die Figuren aus den anderen Teilen machten durch ihr kurzes Auftauchen an einigen Stellen Lust auf mehr.

Wie es langsam üblich zu werden scheint, gibt es hier wieder Perspektivwechsel zwischen der männlichen und der weiblichen Hauptprotagonistin. Sie veranschaulichten gut wie Menschen teilweise ordentlich aneinander vorbeireden.

Der Schreibstil war einfach, aber dadurch natürlich auch angenehm zu lesen. Er hat mir für Unterhaltungsliteratur gefallen und mich gut unterhalten.

Ein besonderes Highlight dieser Reihe ist natürlich das Thema Essen. Es scheint soweit ich das beurteilen kann in jedem Teil ein bestimmtes Gebiet von Speisenzubereitung im Vordergrund zu stehen. In diesem Teil dreht sich alles um eine Köchin der Highclass. Im hinteren Teil des Buches befinden sich zusätzlich noch Rezepte zum Nachkochen und schmecken lassen. Wer will mehr?

Alles in allem ein tolles Buch, das gute Unterhaltung mit einem leichten Beziehungsdrama bietet, verfeinert mit ausgezeichneten Beschreibungen aus der Kochszene.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Humor
  • Gefühl
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 17.12.2017

Mutig

Die Tochter des Emirs
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Einblicke in eine andere Art des Lebens und eine andere Familientradition aus Sicht einer beeindruckenden Frau.

Soheila entspringt einer iranischen Königsfamilie, die ihre Macht jedoch einbüßen musste. ...

Einblicke in eine andere Art des Lebens und eine andere Familientradition aus Sicht einer beeindruckenden Frau.

Soheila entspringt einer iranischen Königsfamilie, die ihre Macht jedoch einbüßen musste. Sie wächst als starke und von ihrem Vater ermutigte Frau mit Idealen auf und muss mit ansehen wie ihre Heimat islamisiert wird und vor allem Frauen strengen Regeln unterworfen werden. Sie begibt sich auf eine mutige Reise und gibt nicht auf, bis sie in Schweden ein neues Zuhause findet. Wenig später gründet sie eigene Institutionen um Frauen zu helfen und sich gegen das Thema Ehrengewalt zu stellen.

Mein Interesse an diesem Buch war stark und ich habe mich darauf gefreut mehr über den Iran und das Leben dort zu erfahren. Ein mir bisher nicht geläufiges Wissen. Ich begeistere mich von meiner Natur aus für Lektüre über andere Orte und andere Lebensweisen. Dieses Buch war in meinen Augen ebenso aussagekräftig wie erfahrungsreich, hat mich an einigen Stellen überrascht und noch lange nachdenklich zurückgelassen.

Zu Beginn wirkte Soheilas Erzählen über ihre Kindheit und erste prägende Momente auf mich fast wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht, so anschaulich und wunderbar beschrieben war es.
Aber auch geschichtlich hatte die reale Geschichte etwas zu bieten. So wurde Soheila selbst Zeuge der stark ausgeprägten Veränderungen die die islamische Revolution in ihrem Land mit sich brachte. An diesen Tagen lässt sie den Leser durch die Zeilen teilhaben und vermittelt ein Bild, das ebenso schockt wie es mitfiebern lässt.
Dazu beleuchtet sie im Speziellen die Rolle der Frau in der Gesellschaft und zeigt vielfältige Verhaltensweisen auf, die sie selbst kennengelernt hat (oder spüren musste).

Ganz besonders spannend (weil so unerwartet) war es für mich den Kontrast zwischen Familiengebilden in unserem Europa und ihrem Heimatland kennenzulernen. Sie erläuterte dabei bei beidem gut verständlich sowohl Vor- wie auch Nachteile und hat mir diese Thematik mit verschiedenen Perspektiven anschaulich nähergebracht.

Der Schreibstil war verständlich und zu Anfang beschreibend angehaucht und wurde zusätzlich unterstützt durch die Kürze der einzelnen Kapitel, die jeweils nur wenige Seiten beanspruchten.

Dazu kam das ich den zeitlichen Aufbau innerhalb des Buches als gut gelöst betrachte. Am Anfang eine kurze Sequenz der Gegenwart, dann ein Sprung in die Vergangenheit um ganz von Vorn zu beginnen und dann bis zum Ende hin das raffen der Erzählzeit um mit Beschleunigung wieder in der Gegenwart und Schweden anzukommen.

Kleines Spezial aus meiner Sicht war die neue Idee am Ende noch weitere Stimmen und andere Sichtweisen über eines der Projekte der Autorin zu vernehmen. Nur die Einseitigkeit im Schreibcharakter hat mich an dieser tollen Idee gestört. Ich hätte mir da etwas mehr Vielfalt im Schreibstil gewünscht, die deutlich erkennbar ist, da es ja eigentlich im Sinne der Natur liegt das jeder Mensch sehr unterschiedlich schreibt und artikuliert. Ich vermute hier hat sich durch Übersetzungen oder Anpassung eine unechte Einheitlichkeit eingeschlichen.

Alles in allem ein gelungenes Buch über wichtige Themen, die definitiv in die Öffentlichkeit gehören und einen Teil zur Aufklärung über in Deutschland weniger bekannte Wissensgebiete beitragen. Von mir eine Empfehlung um das eigene Verständnis und Verstehen anderen gegenüber zu stärken. Hinzu kommt das Porträt einer bewundernswerten Frau, von der wir uns sicher alle eine Scheibe abschneiden können. Mehr davon bitte.