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Veröffentlicht am 15.05.2020

Leichen, die auf Kühe starren

Leichen, die auf Kühe starren
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Achtung: Tatjana Kruse hat zugeschlagen! In ihrem neuen Schocker "Leichen, die auf Kühe starren. Ein rabenschwarzer Alpenkrimi" sorgt sie für heillose Aufregung in einer Kleinstadt in den Alpen, die durch ...

Achtung: Tatjana Kruse hat zugeschlagen! In ihrem neuen Schocker "Leichen, die auf Kühe starren. Ein rabenschwarzer Alpenkrimi" sorgt sie für heillose Aufregung in einer Kleinstadt in den Alpen, die durch das jährlich stattfindende Hahnenkamm-Rennen berühmt geworden ist.

Schock in Kitzbühel! Plötzlich tauchen Teile von mindestens drei Liechen auf. Währenddessen schleicht eine Gruppe Hinterseer-Fans in geheimer Mission durch den Ort, und internationale Gangsterbosse halten unweit des Hahnenkamms ein Treffen ab. Zufall? Zimmermädchen Leo ist abenteuerlustig - und nimmt die Sache selbst in die Hand. Denn über Schurken erfährt man am meisten in ihren Hotelbadezimmern...

Das Cover führt gewaltig in die Irre. Denn es zeigt eine ländliche Idylle mit zwei freundlichen schwarz-weiß gefleckten Kühen, die durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit Barbarella und ihren Freundinnen auf der Alm in Kitzbühel aufweisen. Ganz und gar nicht zu dieser heiteren Stimmung passen will der denkwürdige Titel, welcher gleich das Schlimmste befürchten lässt

Schlägt man das Buch auf und liest den Prolog, läuft gleich die erste Gänsehaut über den Rücken. Die praktische Do-it-yourself-Anleitung zum Zersägen von menschlichen Leichen gibt sozusagen einen kleinen Vorgeschmack auf alle menschenfreundlichen Zeitgenossen, die in diesem Buch den Ton angeben. Keine Bange, so schlimm wird es nicht, Hansi Hinterseer stimmt keinen neuen Song an, sondern lässt sich nur zu einem Selfie mit treuen Fans überreden ....

Schauplatz dieser haarsträubenden Krimödie ist der elegante Wintersportort Kitzbühel, welcher sich zu einem Tummelplatz von Reichen und Schönen aus aller Welt entwickelt hat. Normalerweise herrscht in der Zwischensaison tote Hose, doch: Was ist heute schon normal?

Mit ihrem neuen schrägen Meisterwerk hat Tatjana Kruse wieder meinen Geschmack getroffen. Sie ist in absoluter Bestform und präsentiert einen spannenden Fall mit außergewöhnlichen Protagonisten wie Grizelda Obermoser, einer alternden Jane Bond, und Leo, einer ambitionierten Undercover Azubi, der dank falscher Fährten und unerwarteter Wendungen keine einzige Sekunde langweilig wird. Im Laufe der haarsträubenden Handlung feuert sie ein wahres Feuerwerk an bitterbösen Pointen ab. Wer eine Schwäche für morbides Vergnügen der Extraklasse und rabenschwarzen Humor hat, sollte sich unbedingt dieses Buch krallen - bevor es ein anderer tut...

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Veröffentlicht am 15.05.2020

Verity

Verity
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Hype ist schwer verdächtig. Bisher habe ich einen weiten Bogen um die komplette "Co-Ho-Kollection" von Colleen Hoover gemacht, die als meistverkaufte Autorin von Liebesromanen in den Kategorien New Adult ...

Hype ist schwer verdächtig. Bisher habe ich einen weiten Bogen um die komplette "Co-Ho-Kollection" von Colleen Hoover gemacht, die als meistverkaufte Autorin von Liebesromanen in den Kategorien New Adult und Young Adult gilt. Nun hat sie das literarische Genre gewechselt und ihren ersten romantischen Thriller "Verity" vorgelegt, der für große Aufregung unter ihren Fans sorgt.

Die Jungautorin Lowen Ashleigh bekommt ein Angebot, das sie unmöglich ablehnen kann: Sie soll die gefeierten Psychothriller von Starautorin Verity Crawford zu Ende schreiben. Diese ist seit einem Autounfall, der unmittelbar auf den gewaltsamen Tod ihrer beiden Töchter folgte, geistig nicht mehr ansprechbar.

Lowen akzeptiert – auch, weil sie sich zu Veritys Ehemann Jeremy hingezogen fühlt. Während ihrer Recherchen im Haus der Crawfords findet sie Veritys Tagebuch und liest darin Erschreckendes: Hinter der Maske der gefeierten Starautorin verbirgt sich eine zutiefst gefährliche Psychopathin, die die Mitschuld am Tod ihrer eigenen Töchter trägt und auch ihren eigenen Unfall inszeniert hat.

Das in frühlingsfrischen Pastelltönen gehaltene Cover gibt eine leise Vorahnung, dass sich hinter diesem rosaroten Mädchentraum dunkle Wolken verbergen. Die heile Welt der Bestseller-Autorin ist Fassade; eine verstörende Wahrheit kommt ans Licht, wenn man sich näher mit ihr beschäftigt. Auch der doppeldeutige Titel, der einerseits auf den Vornamen einer Protagonistin gemünzt ist, andererseits das englische Wort für "Wahrheit" ist, ist eine kluge Entscheidung gewesen.

Kommen wir zum interessanten Setting. "Verity" spielt in einem repräsentativen alten Haus an einem See, das eine beklemmende, unheimliche Atmosphäre ausstrahlt. Hier haben sich die schweren Schicksalsschläge ereignet, welche das Leben von Jeremy und Verity Crawford für immer verändert haben. Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Lowen Asleigh vermittelt, einer chronisch klammen, mässig erfolgreichen Autorin, die ihre psychischen Problemen mit Medikamenten bekämpft. Ihre Schilderungen werden durchbrochen von einzelnen Kapiteln aus einer nicht zur Veröffentlichung bestimmten Autobiographie von Verity Crawford, die Lowen zufällig in ihrem Hause entdeckt hat.

Lowen ist eine sehr gut ausgearbeitete Protagonistin, die unter ihrer schwierigen Kindheit und problematischen Beziehung zu ihrer an Krebs verstorbenen Mutter leidet. Collleen Hoover lässt uns tief in ihre Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen, so dass wir uns leicht in sie hineinversetzen können.

Auch die anderen Figuren sind überzeugend gestaltet worden. Während Jeremy Crawford wie das Abziehbild eines perfekten Mannes, ein charmanter Lover und fürsorglicher Familienvater, erscheint, scheint Verity Crawford eine Inkarnation des Bösen zu sein - oder doch nicht? Ihre Autobiografie gewährt Einblicke in seelische Abgründe, doch ist dieses aufgefundene letzte Werk ein echtes Bekenntnis oder das Ergebnis einer literarischen Produktion? Die Grenzen von Fiktion und Realität verschwimmen, man weiß gar nicht mehr, was man glauben und wem man trauen darf.

Was für ein emotionales Lese-Erlebnis! "Verity" ist ein packender, schockierender romantischer Thriller, der mich mehrere Tage lang in Atem gehalten hat. Er ist mit vielen expliziten Sex-Szenen gewürzt und punktet mit vielen unerwarteten Wendungen und einem offenen Ende, das genügend Spielraum für eigene Interpretationen lässt. Deshalb gibt es eine klare Lese-Empfehlung!

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Veröffentlicht am 10.05.2020

Schmetterlinge im Bauch sind die gefährlichsten Tiere der Welt

Schmetterlinge im Bauch sind die gefährlichsten Tiere der Welt
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Pauschalreisen sind out. Unvergessliche Reisen beginnen mit Air bnb. Wer diese Lebenseinstellung teilt, sollte unbedingt zu dem humorvollen Roman "Schmetterlinge im Bauch sind die gefährlichsten Tiere ...

Pauschalreisen sind out. Unvergessliche Reisen beginnen mit Air bnb. Wer diese Lebenseinstellung teilt, sollte unbedingt zu dem humorvollen Roman "Schmetterlinge im Bauch sind die gefährlichsten Tiere der Welt" von Silke Neumayer greifen, die ihre Leserinnen von Berlin in die Alpen entführt.

Verlieben? Wie geht das noch mal?
Frieda, Anfang fünfzig, alleinerziehende Mutter eines frisch ausgezogenen Sohnes und Mitbesitzerin von fünf gut gehenden Berliner Currywurstbuden hat ihr Leben eigentlich im Griff. Sie kann alles alleine, macht alles alleine, ist aber – leider – auch oft alleine. Verliebt hat sie sich seit ihrer Scheidung nicht, und einen Mann für aufregende Nächte hat sie auch lang nicht mehr getroffen. Ohnehin läuft es in Friedas Bett nicht gut: Sie schläft nicht mehr. Nachdem sie deshalb fast eine ihrer Currywurstbuden abfackelt, verordnet der Arzt Frieda eine Auszeit. Sechs Wochen Almhütte, Blumenwiesen, Bergluft, Gipfelglück und vor allem: himmlische Ruhe. Oben angekommen wartet jedoch eine Überraschung: Nicht nur Frieda hat die Hütte gemietet. Und ihr Mitbewohner wider Willen ist genauso nervtötend wie attraktiv …

Das in frischen Farben gehaltene Cover verbreitet eine heitere, gelöste Stimmung. Auch der ausgefallene Titel zieht die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich und zaubert gleich ein Lächeln ins Gesicht.

Silke Neumayer erzählt eine humorvolle, locker-leichte Geschichte, wie sie sich im täglichen Leben ereignen könnte. Ihre Protagonistin Friederike, genannt Frieda, ist eine klassische Identifikationsfigur für alle alleinerziehenden Mütter, die ihren Nachwuchs mehr oder weniger erfolgreich durch die Schule geschleust haben und sich in ihrem Beruf zu behaupten wissen, aber deren Beziehungsleben durch den ständigen Stress auf der Strecke geblieben ist. Nun ist ihr Sohn erwachsen, hat sein Abitur in der Tasche und gönnt sich eine Reise rund um die Welt, während sie unter chronischen Schlafstörungen leidet und kurz vor dem Burn-Out steht. Eine mehrwöchige Auszeit ist dringend angebracht. Auf einer verträumten Alm entdeckt Frieda die Freuden des Landlebens und ganz neue Seiten an sich selbst, was nicht nur an den munteren Zicklein, sondern auch an ihrem Mitbewohner liegt, den ihr eine klassische Doppelbelegung durch den Veranstalter Air bnb beschert hat. Im Laufe der Wochen erlebt Frieda ein Wechselbad der Gefühle. Auf lautstarke Auseinandersetzungen folgen Waffenstillstand, Annäherung, Freundschaft und mehr...

Es macht einfach Spaß, diesen heiteren, locker-leichten Liebesroman für Frauen in den besten Jahren zu lesen, der reine Bergluft atmet und mit einer guten Prise Ironie gewürzt ist. Auch wenn die Handlung recht vorhersehbar ist, ist dieser Wohlfühl-Roman die perfekte Lektüre, sich auf einen erholsamen Urlaub in den Bergen einzustimmen. Vielleicht sollten wir mal wieder den Rechner einschalten? Mit einem einzigen Klick sind wir dabei...

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Marta schläft

Marta schläft
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Mit ihrem Thrillerdebüt "Liebes Kind" hat Romy Hausmann sich einen festen Platz in den Bestseller-Listen gesichert. Nun muss sie mit ihrem Roman "Marta schläft" nachlegen. Ist sie eine Eintagsfliege? Oder ...

Mit ihrem Thrillerdebüt "Liebes Kind" hat Romy Hausmann sich einen festen Platz in den Bestseller-Listen gesichert. Nun muss sie mit ihrem Roman "Marta schläft" nachlegen. Ist sie eine Eintagsfliege? Oder wird sie sich an der Spitze behaupten? Wird sie ihr Erfolgsrezept kopieren? Oder wird sie mit einer völlig anderen Story überraschen?


»Hab dich. Und jetzt spielen wir. Wir spielen: Gericht.«
Es ist Jahre her, dass man Nadja für ein grausames Verbrechen verurteilt hat. Nach ihrer Haftentlassung wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ein normales Leben zu führen. Doch dann geschieht ein Mord. Und der soll ungeschehen gemacht werden. Ein abgelegenes Haus wird zum Schauplatz eines bizarren Spiels ‒ denn Nadjas Vergangenheit macht sie zum perfekten Opfer. Und zur perfekten Mörderin ... Ein tief unter die Haut gehender Psychothriller über Schuld, Vergeltung und die Frage, ob ein Täter je wieder frei sein kann.

Das Cover orientiert sich an dem literarischen Debüt von Romy Hausmann. Es ist in Schwarz-Weiß gehalten, geschmückt von einer einfachen Zeichnung, die von einem Kind stammen könnte. Der Name der Autorin ist in blutroten Lettern gehalten; er fällt sofort ins Auge. Der kurze Titel liefert genügend Stoff zum Nachdenken. Die Buchstaben verschwimmen wie in dem literarischen Debüt von Romy Hausmann; auch hier ist auf Wiedererkennungswert gesetzt worden. Er passt zur Geschichte; seine Bedeutung erschließt sich im Laufe der Lektüre.

Romy Hausmann hat sich für einen intelligent konstruierten Plot entschieden und ihren Psychothriller kunstvoll komponiert. Denn sie hat sich für mehrere Handlungsstränge entschieden, die untrennbar miteinder verwoben werden. Das Geschehen spielt auf mehreren zeitlichen Ebenen; nämlich in der Gegenwart (2019), fünf Jahre zuvor (2014) und zwanzig Jahre früher (1999). Rückblenden werden abgelöst von Briefen einer Ich-Erzählerin, die niemals an den Adressaten abgeschickt worden sind. Der ständige Wechsel von Perspektiven und Zeit sorgt für Spannung und hält den Leser bei der Stange.

Wow! Nach der Lektüre bin ich total geflasht. Dieses komplexe Buch ist ganz anders als "Liebes Kind". Dennoch ist es nicht minder faszinierend. Es sorgt für ein Kopfkino der ganz besonderen Art und hat mich zwei Tage lang in Atem gehalten. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 01.05.2020

Vivere e lasciar vivere

Kann Gelato Sünde sein?
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"Kann gelato Sünde sein?" fragt Tessa Hennig in ihrem neuen Roman, der ihre Leserinenn in ein kleines Dorf in Kalabrien führt, das von der Landkarte zu verschwinden scheint: Immer mehr junge Leute ziehen ...

"Kann gelato Sünde sein?" fragt Tessa Hennig in ihrem neuen Roman, der ihre Leserinenn in ein kleines Dorf in Kalabrien führt, das von der Landkarte zu verschwinden scheint: Immer mehr junge Leute ziehen in die Stadt. Um sein schönes Dorf zu erhalten, verbietet der Bürgermeister den Bewohnern kurzerhand das Sterben. Statt Pizza und Gelato gibt es Rohkost und Morgengymnastik. Die älteren Herrschaften sind nicht amüsiert. Doch es naht Rettung, denn ausgerechnet in diesem Dorf will Emilia Bäumle die Italiener von den Vorzügen ihrer Schwarzwälder Kirschtorte überzeugen. Kurz vor der Rente soll der Traum von einer eigenen Konditorei wahr werden. Emilias Tochter Julia, die sich mit einem Agriturismo-Betrieb selbstständig machen will, ist von der Idee allerdings wenig begeistert, der Bürgermeister erst recht nicht. Doch was sich Emilia einmal in den Kopf gesetzt hat, zieht sie auch durch..

Nach der Lektüre dieses erfrischenden Sommer-Romans gibt es nur eine einzige Antwort auf diese rhetorische Frage: Nein! Wie gern möchte man seinen Koffer packen, nach Kalabrien reisen und das süße Café besuchen, in dem Emilia ihre selbstgemachten Versuchungen wie die heiß begehrte Tartufo-Eistorte anbietet. Emilia ist eine Heldin ganz nach meinem Geschmack, eine durchsetzungsstarke, patente, selbstbewusste Frau der Generation 50 +, die sich nach einer erfolgreichen Karriere als Versicherungsmaklerin nicht zur Ruhe setzt, sondern alles auf eine Karte setzt und ihren Lebenstraum in Italien verwirklicht.

Auch die anderen Protagonisten sind sorgfältig ausgearbeitet worden. Julia, die einzige Tochter von Emilia, hat ihr Studium klammheimlich an den Nagel gehängt, um mit ihrem Freund Francesco eine nach strengen Grundsätzen geführte Öko-Pension aufzuziehen, die mit gewissen Startschwierigkeiten zu kämpfen hat. Der aus Holland stammende Bestatter Arturo entwickelt sich zu einem treuen Verbündeten von Emilia, während ihr der mit allenWassern gewaschene Bürgermeister Gaspare mit Hilfe der Kirche die Hölle heiß macht und zu einem Feldzug gegen die sündhaften Kalorienbomben aufruft, die alle Bewohner des Dorfes ins frühe Grab bringen würden.

Als Italien-Fan hab ich mich in diesen Roman verliebt. Auch wenn meine geplante Reise wohl in diesem Jahr ausfällt, gibt es in der Literatur keinerlei Reisebeschränkungen. "Kann gelato Sünde sein?" ist eine turbulente Urlaubsgeschichte mit viel Witz und Charme, leicht und locker geschrieben, perfekt für den nächsten Urlaub. Buon appetito!

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