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Veröffentlicht am 13.04.2023

Eine Zeitreise durch die Welt des Wirtschaftswunders

Wo der Seewind flüstert. Die St.-Peter-Ording-Saga
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Moin!
Tanja Janz ist mir in guter Erinnerung als Autorin von romantischen Liebesromanen und unterhaltsamen Küsten-Krimis. Nun hat sie sich an ein neues literarisches Genre gewagt, und ich war sehr gespannt ...

Moin!
Tanja Janz ist mir in guter Erinnerung als Autorin von romantischen Liebesromanen und unterhaltsamen Küsten-Krimis. Nun hat sie sich an ein neues literarisches Genre gewagt, und ich war sehr gespannt auf ihren ersten historischen Roman "Wo der Seewind flüstert", welcher den Auftakt zu einer dreiteiligen Reihe bildet.

Das Cover ist im Retro-Stil gestaltet, wie es sich für einen historischen Roman gehört. Im Fokus steht eine Frau, die mit ihrem Fahrrad die malerischen Dünen entlang fährt. Ihr Weg führt sie an einem auf Stelzen gebauten Restaurant vorbei. Pfahlbauten sind die Wahrzeichen von St. Peter Ording; insoweit lässt sich dieses Werk leicht verorten. Stilistisch hat mich die idyllische Szene an eine vergilbte Fotografie erinnert. Denn sie ist ganz in Sepia-Tönen gehalten; der Himmel darüber leuchtet in einem warmen Blau.

Der romantisch angehauchte Titel "Wo der Seewind flüstert" ist in roter Schreibschrift gehalten; ein echter Hingucker wie der rote Farbschnitt des Buches. Der Untertitel "Die St. Peter Ording Saga" zeigt die Verbundenheit dieses historischen Romans zu einer mehrteiligen Reihe auf.

Zeitlich gesehen, spielt dieser historischen Roman 1959 und 1960, also mitten in der Epoche des deutschen Wirtschaftswunders. Örtlich gesehen, lassen sich zwei Schauplätze lokalisieren, nämlich das durch den Bergbau geprägte multikulturell lebendige Gelsenkirchen und das ruhige St. Peter Ording, welches nach und nach vom Tourismus entdeckt wird. Das Zeitgefühl dieser Epoche ist gut wiedergegeben worden. Konservative Eltern sehen sich mit ihren rebellischen Kindern konfrontiert, die gegen starre Traditionen aufbegehren und ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten möchten; dennoch hat der Zusammenhalt in der Familie einen hohen Stellenwert. Die Merkmale von traditionell patriarchalischen Familienstrukturen in dieser Epoche sind von Tanja Janz klar herausgearbeitet worden; der Vater gilt als Haupt der Familie, er übt einen Beruf aus und verdient das Geld, während seine Frau sich auf Kinder und Küche konzentriert. Sabine soll sich in dieses vorgegebene Rollenmuster fügen; nach dem Besuch einer Frauenfachschule darf sie eine Anstellung in der Kantine der Polizei antreten, bis sie (möglichst bald) einen passenden Mann findet, der ihr nicht nur einen Ring an den Finger steckt, sondern sie auch an ihren Platz im Leben verweist. Ihre eigenen Wünsche durchzusetzen und für ihr Lebens- und Liebesglück zu kämpfen, muss sie noch lernen. Dagegen ist ihre beste Freundin Rita eine relativ forsch und selbstbewusst agierende junge Frau, die einen Ausbildungsplatz als Friseuse im Frisiersalon ihrer Eltern angetreten hat, um später in ihre Fußstapfen treten und die Leitung des Geschäftes übernehmen zu können.


Der Einstieg in den historischen Roman ist mir sehr leicht gefallen; dank des angenehmen Schreibstils bin ich förmlich durch die Seiten geflogen. Auch wenn die Handlung recht vorhersehbar ist und keine großen Überraschungen bietet, war es schön, Sabine auf ihrem Weg vom Mädchen zur Frau begleiten und ihre berufliche und persönliche Entwicklung mit verfolgen zu dürfen. Nun freue ich mich auf die Fortsetzung "Was die Dünen verheißen", welche laut Angaben von Harper Collins um 1978 in St. Peter Ording spielt.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Muschelträume

Muschelträume
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Servus - oder lieber Moin?

Zieht es euch in die Berge oder ans Meer? Unter uns Büchermenschen: Die Entscheidung ist mir in diesem Urlaub nicht allzu schwer gefallen. Die Osterferien habe ich in einem ...

Servus - oder lieber Moin?

Zieht es euch in die Berge oder ans Meer? Unter uns Büchermenschen: Die Entscheidung ist mir in diesem Urlaub nicht allzu schwer gefallen. Die Osterferien habe ich in einem gemütlichen Ferienhaus an der Ostsee verlebt, wenige Minuten vom schneeweißen Strand entfernt, und als Lektüre für den Strandkorb habe ich mit dem Roman "Muschelträume" von Svenja Lassen genau das richtige Buch im Gepäck gehabt.

Das Meer heilt alle Wunden ... auch gebrochene Herzen.

Nora ist überglücklich! Die Zeit der Fernbeziehung mit ihrem Freund Markus ist endlich vorbei. Noras Kisten sind gepackt, der Umzugswagen steht schon vor der Tür als Markus plötzlich verkündet, er braucht eine Beziehungspause. Per Brief! Wer macht denn bitte so was?
Nora beschließt, jetzt endlich mal etwas für sich zu tun: Das Meer wiedersehen und den schönen Gendarmenpfad an der Ostseeküste bewandern. Ihre unbequemen Wanderschuhe machen ihr allerdings schnell einen Strich durch die Rechnung. Zum Glück rettet sie ein Einheimischer und bietet ihr eine Mitfahrgelegenheit nach Flensburg an. Wenn ihr Retter Bent ihr nur nicht so unsympathisch vorkommen würde ... Etwas, das sich schneller ändert, als Nora sich hätte vorstellen können … Und auch die Beziehung zu Markus ist noch nicht endgültig vom Tisch. Oder doch?

Das in warmen Farben gestaltete Cover ist ein echter Hingucker und sorgt für locker-leichtes Urlaubsfeeling.Wenn man so will, werden alle Betrachterinnen auf den kleinen Campingplatz an der Ostsee gebeamt, der in diesem Liebesroman eine entscheidende Rolle spielt. Im Zentrum steht ein in maritimen Farben gestaltetes Mobilhome, unmittelbarer Nähe des Strandes gelegen. Eine Kätze (vielleicht sogar Kater Fox) hat sich ein gemütliches Plätzchen auf den Treppenstufen gesucht; im Hintergrund kann man die Silhouetten eines Mannes und einer Frau ausmachen, die sich für Stand up Paddling auf dem Wasser entschieden haben. Der schöne Titel bleibt im Gedächtnis haften und schwört auf eine romantische Liebesgeschichte ein.

"Muschelträume" ist der erste Band aus der Reihe "Küstenliebe" von Svenja Lassen. Sie nimmt ihre Leser
innen mit auf eine weite Reise, die von Münster (Westfalen) nach Flensburg bis nach München führt. Vor allem das wunderschöne Setting an der Ostsee hat mich begeistert. Alle Sehenswürdigkeiten von Flensburg und Glücksburg an der nördlichen Ostseeküste sind so anschaulich beschrieben worden, dass man am liebsten seine Koffer packen und auf den Spuren von Nora, der sympathischen Protagonistin dieses Wohlfühlromans, wandeln möchte. Bei der Lektüre habe ich immer den familiär geführten kleinen Campingplatz an der Flensburger Förde direkt vor mir gesehen, wo Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt groß geschrieben werden. Alle handelnden Personen sind sehr gut ausgearbeitet worden; ich habe sie als authentische, lebendige Menschen erlebt und konnte ihre Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen gut nachvollziehen. Vor allem Nora, die in diesem Buch eine bemerkenswerte Entwicklung durchlebt, ist mir gleich ans Herz gewachsen; nach dem Zerplatzen ihres Lebenstraumes habe ich sie auf ihrem schwierigen Weg zu sich selbst begleitet und mit ihr ein wahres Wechselbad an Emotionen durchlebt.

Für mich war dieses leicht und locker geschriebene Buch meine erste literarische Begegnung mit Svenja Lassen, und ihre lebensbejahende Geschichte hat mich von der ersten Seite an verzaubert. Ich bin tief in meine Lektüre eingetaucht und konnte das Buch nicht mehr aus meinen Händen legen. Es atmet so viel Charme, Liebe und Herzenswärme, und ich möchte es unbedingt weiterempfehlen. Zum Nachdenken anregen die kurzen Sprüche auf den Letterboards; zum Nachahmen das Sammeln von Muscheln als Erinnerungen an glückliche Momente. Mein Glas ist noch lange nicht voll. Wir sehen uns am Strand...

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Ex und hopp..

Mordseebrand
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Moin!
Kilometerlange Sandstrände, faszinierende Dünenlandschaften und tiefgrüne Wälder - das verbinden Urlauber*innen mit Borkum, der größten Ostfriesischen Insel. Vorsicht! Die heitere Idylle trügt. ...

Moin!
Kilometerlange Sandstrände, faszinierende Dünenlandschaften und tiefgrüne Wälder - das verbinden Urlauber*innen mit Borkum, der größten Ostfriesischen Insel. Vorsicht! Die heitere Idylle trügt. Auf Borkum lebt es sich gefährlich, zumindest in den Büchern von Emmi Johannsen (alias Christine Drews). Mit dem Borkum-Krimi "Mordseebrand" legt sie bereits den vierten Fall für die Hobby-Detektive Caro Falk und Jan Akkermann vor. Hier dreht sich alles um einen mysteriösen Tod in der nostalgische Inselbahn, die als beliebtes Verkehrsmittel zwischen Innenstadt und Hafen dient

Schietwetter auf Borkum. Ein idealer Tag für die Urlauber, um in Friesennerz und Gummistiefeln die historische Bimmelbahn zu bestaunen. Doch zum Entsetzen aller fährt der Zug ungebremst in den Bahnhof ein - und entgleist. Die Passagiere sind unverletzt, der Lokführer aber liegt tot in seiner Kabine. Aus seinem Kopf ragt die Scherbe einer Flasche, die Hobbydetektivin Caro Falk gleich verdächtig erscheint. Gemeinsam mit Jan Akkermann, ihrem Partner in allen kriminalistischen Angelegenheiten, beginnt sie zu ermitteln - und kommt nicht nur dem Rezept des auf der Insel so beliebten Sanddornbrands auf die Spur, sondern auch einem zwielichtigen Etablissement, das mehr als ein tödliches Geheimnis verbirgt ...


Alle Cover dieser Reihe sind perfekt aufeinander abgestimmt und besitzen einen hohen Wiederkennungswert. Im Fokus steht eine freche Möwe, angetan mit Badekappe und Taucherbrille, die sich ein ruhiges Plätzchen mitten in den Dünen gesucht hat. in ihrem Schnabel hält sie einen Zweig Sanddorn, zu ihren Füßen liegt eine leere Flasche mit selbstgebrautem Sanddorn-Schnaps. Auf dem Etikett lässt sich die Bezeichnung "Leuchtturmbrand" entziffern; im Hintergrund ist ein in den klassischen Signalfarben gehaltener Leuchtturm zu erkennen. Der eingängige Titel fügt sich harmonisch in die Reihe ein; gleichzeitig macht er deutlich, dass es hier um (illegal produzierte) hochprozentige Spirituosen geht.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich um den vierten Teil einer Reihe, die auf der beliebten Ferieninsel Borkum spielt; alle Bände sind in sich abgeschlossen und voneinander unabhängig zu lesen. Folglich ist der Einstieg jederzeit mögilch; dennoch sollte man die vorgebene Reihenfolge einhalten, wenn man die komplexen Zusammenhänge durchschauen und die Entwicklung der handelnden Personen im Laufe der Zeit nachvollziehen möchte.

"Mordseebrand" ist ein klassisch konstruierter Krimi, der dem literarischen Genre cosy crime zuzuordnen ist und viel Lokalkolorit atmet, mit vielen Verdächtigen, falschen Fährten und überraschenden Wendungen. Das große Finale ist in Anlehnung an Agatha Christie, die weltberühmte Queen of Crime, gestaltet worden; die Amateur-Detektive Caro Falk und Jan Akkermann konfrontieren alle verdächtigen Personen mit ihren Verdachtsmomenten und präsentieren eine in sich schlüssige Lösung, mit der tatkräftigen Unterstützung der lokalen Polizei. Mich hat dieser leicht und locker geschriebene Borkum-Krimi überzeugt. Emmi Johannsen ist die Balance zwischen Humor und Spannung gelungen; ihr neues Buch garantiert perfekte Unterhaltung für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Alle neune...

Fiese Brise in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 2)
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Moin!

Bis zu den Osterferien sind es nur noch wenige Tage. Verbringt ihr euren Urlaub an der Nordsee? Womöglich in St. Peter-Ording, der kleinen Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein? ...

Moin!

Bis zu den Osterferien sind es nur noch wenige Tage. Verbringt ihr euren Urlaub an der Nordsee? Womöglich in St. Peter-Ording, der kleinen Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein? Sucht ihr nach einer passenden Urlaubslektüre? Dann möchte ich euch das Buch "Fiese Brise in St. Peter-(M)ording" von Tanja Janz empfehlen, das sich perfekt für eine literarische Auszeit im Strandkorb am schönsten Strand der Welt eignet:

"Willkommen zurück im mordsmäßig schönen St. Peter-Ording ...
Ein Kegelturnier mischt ganz St. Peter-Ording auf, und auch Ilva Feddersen ist bei der Organisation des Wettbewerbs eingespannt. Doch schon kurz nachdem die konkurrierenden Kegelvereine Quartier bezogen haben, liegt der Favorit des Turniers tot in seinem Campingwagen. Alles sieht zunächst nach einem tragischen Unfall aus. Aber Ilvas Spürnase juckt, und sie kann sich nicht ganz aus den Ermittlungen heraushalten. Als ein zweiter Toter geborgen wird, steht für Ilva und ihre Freunde fest: Das war Fowl Play. Doch wer killt die Kegler?

Dank des gelungenen Wortspiels bleibt der humorvolle Titel im Gedächtnis haften; das fröhlich-frische Cover ist ein echtes Highlight. Man sieht ein Schaf mitten in den Dünen grasen, geschmückt mit Gleitschirm und Kegelwimpel. Im Hintergrund sind hohe Pfahlbauten zu erkennen, die sich längst zum klassischen Wahrzeichen von St. Peter-Ording entwickelt haben.

Das Setting ist uns aus den Bestsellern von Tanja Janz bestens vertraut; mit Hilfe einer Karte kann man alle Schauplätze mühelos wiederfinden. Dank ihrer anschaulichen Schilderungen fühlt man sich gleich an den schönsten Strand der Welt versetzt; man schlendert durch das malerische St. Peter-Ording und feiert ein Wiedersehen mit vielen lieb gewonnenen Figuren, die man aus den den bereits erschienen Büchern von Tanja Janz kennt.

Das Geschehen wird aus mehreren Perspektiven vermittelt; einige Passagen werden aus der Ich-Perspektive des Täters geschildert, der trotz gewisser Verdachtsmomente bis zum Schluss im Dunkel bleibt; die anderen Kapitel werden aus der Sicht von Bewohnern der kleinen Gemeinde erzählt. Im Mittelpunkt steht Ilva Feddersen, Lehrerin am Nordsee-Internat, die sich nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat längst in die harmonische Gemeinschaft integriert hat und ihren Bruder, Hauptkommissar Ernie Feddersen, tatkräftig unterstützt, indem sie sich heimlich als Hobby-Detektivin betätigt. Als Kind des Ruhrgebietes hat mir der gekonnte Bogen sehr gefallen, den Tanja Janz von ihrer Heimatstadt Gelsenkirchen zu ihrem Sehnsuchtsort St. Peter-Ording schlägt; ich habe mich in diesen zwei Welten wiederfinden können.

Für mein persönliches Empfinden ist Tanja Janz cosy crime vom Feinsten gelungen. Denn ihr zweiter Küsten-Krimi ist wiederum leicht und locker geschrieben und bietet eine gelungene Kombination aus Humor und Spannung, verbunden mit viel Nordsee-Flair. Auf temporeiche Action-Szenen wird bewusst verzichtet; stattdessen sind Ruhe und Gemütlichkeit angesagt. Ganz entspannt mit Kater Kuschel auf dem Schoß, lässt sich miträtseln, wer hinter allen Verbrechen in dem beliebten Ferienort steckt. Alles in allem hat dieses Buch mich umgehauen. Eine mordsmäßig unterhaltsame Lektüre!

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Homo homini lupus est

Stranded - Die Insel
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Aus dem deutschen Fernsehen sind wir Reality-Shows auf außergewöhnlichen Schauplätzen gewohnt, in denen mehr oder minder prominente Zeitgenossen an ihre Grenzen geführt werden. In ihrem Buch "Stranded ...

Aus dem deutschen Fernsehen sind wir Reality-Shows auf außergewöhnlichen Schauplätzen gewohnt, in denen mehr oder minder prominente Zeitgenossen an ihre Grenzen geführt werden. In ihrem Buch "Stranded - Die Insel: Acht Fremde. Ein Mörder. Kein Ausweg. Thriller" erzählt die englische Schriftstellerin Sarah Goodwin von einem auf ein ganzes Jahr angelegtem Low Budget Projekt mit charakterlich konträren, auf Konfrontation gecasteten Teilnehmerinnen auf einer von der Außenwelt abgeschotteten, unwirtlichen schottischen Insel, das im Laufe der Zeit völlig aus dem Ruder gerät und zu einem wahren Trip in die Hölle entwickelt:


Auf dieser Insel ist nicht nur die Natur mörderisch. Für Maddy wird ein Traum wahr: Sie nimmt an einem neuartigen Fernsehexperiment teil, in dem acht Fremde auf einer einsamen schottischen Insel überleben müssen, ein Jahr lang, mit nur minimaler Ausrüstung und ohne Kontakt zur Außenwelt. 18 Monate später ist Maddys Traum zum Albtraum geworden. Die Behörden greifen die junge Frau in einem Fischerdorf auf dem Festland auf. Verzweifelt berichtet sie, wie das Boot, das die Teilnehmer nach einem Jahr abholen sollte, nicht kam. Und davon, wie in den folgenden Wochen einer nach dem anderen starb, nicht durch Hunger oder Krankheit, sondern durch menschliche Hand. Doch was verschweigt Maddy? Und wie schaffte sie es, die Insel lebend zu verlassen?


Das Cover überzeugt durch seine schlichte Gestaltung. Man blickt auf eine unbewohnt wirkende Insel, irgendwo im Nirgendwo, von der eine schwer zu deutende, düster und gespenstisch anmutende Wirkung ausgeht. Der Titel ist auf das Wesentliche reduziert; die Interpretation liegt im Auge des Betrachters.


Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Maddy, einer an einer starken sozialen Phobie leidenden jungen Frau geschildert, einer klassischen Außenseiterin, die sich schlecht in eine Gruppe einfügen kann und ihren Ängsten im Rahmen dieses TV-Experimentes stellen will. Ihre Gedanken- und Gefühlswelt steht im Mittelpunkt der Handlung, während die anderen literarischen Figuren in den Hintergrund rücken, grob skizziert werden, alle gängigen Stereotypen abdecken und relativ blass bleiben. Die Handlung lässt sich in mehrere Erzählstränge differenzieren, die kunstvoll miteinander verwoben werden. Durchbrochen von einzelnen Rückblenden, welche die Vergangenheit von Maddy näher beleuchten, und öffentlichen Interviews, die Maddy nach ihrer Flucht von der Insel gibt, werden die dramatischen Ereignisse auf der Insel vermittelt. Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz gehalten; sie umfassen wenige Seiten, sind in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben und enden mit dramatischen Cliffhangern, welche zur Aufrechterhaltung und Steigerung der Spannung dienen und zum atemlosen Weiterlesen bewegen.


Für mich ist dieses literarische Debüt ein absolutes Highlight, das mich gleich in seinen Bann geschlagen hat. Die detaillierte Schilderung der gruppendynamischen Prozesse auf der verlassenen Insel hat mir mehr als eine Gänsehaut über den Rücken gejagt. Bei der Lektüre fühlte ich mich tief mit Maddy verbunden, die von den anderen Teilnehmer
innen bewusst ausgegrenzt und zur persona non grata erklärt worden war. Angesichts der begrenzten Ressourcen entwickelte sich das Survival-Experiment im Handumdrehen zum Kampf ums nackte Überleben. Im Laufe des Jahres musste Maddy physische und psychische Gewalt erleiden; sie musste die gemeinsame komfortable Unterkunft verlassen und ein eigenes notdürftiges Lager am Strand aufschlagen, ausgeschlossen von allen gemeinsamen Vorräten und der relativen Sicherheit in einer Gemeinschaft. Auf sich allein gestellt, wurden ihr lebensnotwendige Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände gestohlen oder vernichtet; die anderen Teilnehmer*innen des TV-Experimentes haben den Tod von Maddy billigend in Kauf genommen, wenn nicht gar ihr nach dem Leben getrachtet. Bei der Lektüre habe ich mehr als einmal um Maddy gebangt; der unerwartete Ausgang hat mich mit den eskalierenden, grenzwertigen Geschehnissen auf der von der Außenwelt abgeschnittenen Insel versöhnt und befriedigt zurückgelassen.


Homo homini lupus est... Für diese erschütternde Lektion gibt es von mir eine klare Lese-Empfehlung!

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