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Veröffentlicht am 14.11.2016

London underground

Wer Furcht sät
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Taxifahrers. Dem Mann wird vorgeworfen jahrelang Kinder missbraucht zu haben. Verantwortlich für das Video ist eine Art Bürgerwehr - der Club der Henker. Unter dem Hashtag „#führt sie wieder ein“ wird ...

Taxifahrers. Dem Mann wird vorgeworfen jahrelang Kinder missbraucht zu haben. Verantwortlich für das Video ist eine Art Bürgerwehr - der Club der Henker. Unter dem Hashtag „#führt sie wieder ein“ wird die Todesstrafe propagiert. Kurze Zeit darauf gibt es weitere Videos, die jedes Mal den Lynchmord an einem Opfer zeigen, dessen Strafe nach Ansicht des Clubs der Henker nicht ausreichend war. DC Max Wolfe hat es ganz klar mit Selbstjustiz zu tun und die Öffentlichkeit scheint hinter dem Club zu stehen. Kein leichter Fall für ihn…

Es ist bereits der dritte Fall für Max Wolfe, das Buch lässt sich jedoch ohne Kenntnis der Vorgängerbände lesen, da jeder Fall in sich geschlossen ist. Der Journalist und Autor Tony Parsons kommt schon im Prolog gleich zur Sache. Richtig spannend geht es los mit der Entführung des Taxifahrers und man erlebt dessen Hinrichtung – und ist zunächst schockiert. Als weitere Taten und weitere Videos vom Club der Henker ins Netz gestellt werden, gerät Max Wolfe richtig unter Druck. Die Ansatzpunkte für eine Ermittlung fehlen, denn es ist noch nicht mal erkennbar, wo sich der Ort befindet an dem die Hinrichtungen stattfinden. Erst über den geschichtlichen Hintergrund kommt die Polizei der Selbstjustizgruppe ein Stück näher.


Max Wolfe ist für mich ein megasympathischer Charakter. Er ist sehr direkt und kann auch mal außerhalb des Dienstweges aktiv werden, um Dinge richtig zu stellen. Richtig ans Herz gewachsen ist mir Max‘ Familie, die aus seiner Tochter Scout und Hund Stan besteht. Hier tut sich auch etwas im Privatleben von Max Wolfe. Scout wächst heran und wird immer selbstständiger, trotz der fehlenden Mutter. Und auch Hund Stan entwickelt sich weiter und macht erste Erfahrungen mit den Hundedamen. Max selbst verliebt sich. Ob es etwas wird, wird hier nicht verraten, da muss man schon selber lesen.

Das Buch ist unglaublich spannend und gleichzeitig ist man ist ein bisschen zwiegespalten beim Lesen. Denn in Max Wolfes Umfeld kommt es ebenfalls zu Vorfällen bei denen die Täter einer gerechten Strafe entgehen und teilweise sogar ganz davon kommen. Da stellt sich dann die Frage wie gerecht ein Rechtssystem überhaupt ist, wenn Taten ungesühnt bleiben.

Das Ende war für mich überraschend und das finde ich richtig gut. Eigentlich hat man es vor Augen und doch sieht man es nicht.
Ein sehr spannender Krimi, mit einem brisanten Thema. Von mir eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Tempo
Veröffentlicht am 23.10.2016

Ein Dorf schweigt

Im Wald
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Ein Wohnwagenbrand im Wald bei Ruppertshain im Taunus. Darin findet die Polizei eine verkohlte männliche Leiche. Kurz darauf wird die alte Rosie, die Besitzerin des Wohnwagens ermordet. Rosie lebte bereits ...

Ein Wohnwagenbrand im Wald bei Ruppertshain im Taunus. Darin findet die Polizei eine verkohlte männliche Leiche. Kurz darauf wird die alte Rosie, die Besitzerin des Wohnwagens ermordet. Rosie lebte bereits in einem Hospiz, doch irgendwem war der natürliche Tod wohl nicht schnell genug. Und dann gibt es noch einen weiteren Mord…
Oliver Bodenstein und Pia Sander übernehmen die Ermittlungen. Dabei führt eine Spur zurück in den Sommer 1972. Damals verschwand der zehnjährige Artur, ein Freund Olivers spurlos. Dieses Kindheitstrauma konnte Oliver nie ganz verwinden und fühlte sich seitdem schuldig. Bodenstein nimmt sich den alten Fall noch einmal vor und entdeckt Ermittlungsfehler und Ungereimtheiten. Und schnell wird klar: Wenn sie den Mörder finden wollen, müssen sie auch den Fall des verschwundenen Arturs lösen….

Es ist bereits der 8. Fall für das Ermittlerduo Bodenstein / Sander ehemals Kirchhoff und gleichzeitig der persönlichste Fall für Bodenstein. Obwohl ich die Serie um das Ermittlerteam kenne, hatte ich anfänglich Schwierigkeiten einen Überblick über die vielen Figuren zu behalten. Als hilfreich hat sich dabei das an den Anfang gestellte Namensregister erwiesen, obwohl die Verwandtschaftsverhältnisse der Charaktere untereinander schon ziemlich kompliziert waren. Doch spätestens ab der Mitte, wenn die Figuren gefestigt sind, ist der Lesespaß nicht mehr zu bremsen. Gekonnt versteht es die Autorin Spannung aufzubauen und das Niveau auch bis zum Schluss zu halten. Die Perspektiven wechseln häufig und so bekommt man als Leser eher einen Wissensvorsprung als die Ermittler selbst. Dennoch wird der Täter erst ganz zum Schluss entlarvt. Zuvor gibt es einige überraschende Wendungen und das Ende ist schlüssig und beantwortet alle offenen Fragen. Gut gezeichnet fand ich die gesamte Dorfgemeinschaft und ihr Schweigen über den 42 Jahre zurückliegenden Fall des verschwundenen Arturs. Wer wusste was und warum kam die Wahrheit nie ans Licht? Ein interessantes Thema und meisterlich umgesetzt.

Natürlich entwickeln sich die beiden Protagonisten auch privat weiter und man darf gespannt sein, ob Oliver auch beim nächsten Mal mit dabei sein wird.

Insgesamt ein spannender Krimi, der zwar anfänglich ein paar Längen hat, aber dennoch nur zu empfehlen ist.

Veröffentlicht am 01.10.2016

Raffiniert erzählt

Im dunklen, dunklen Wald
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Eine Einladung zu einem Junggesellinnenabschied. Die 26jährige Nora ist ziemlich überrascht, schließlich hat sie ihre einst beste Freundin Clare seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Ein verhängnisvolles ...

Eine Einladung zu einem Junggesellinnenabschied. Die 26jährige Nora ist ziemlich überrascht, schließlich hat sie ihre einst beste Freundin Clare seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Ein verhängnisvolles Ereignis brachte die beiden Freundinnen auseinander. Nach einigem Zögern sagt Nora zu und reist nach Nordengland. Der Treffpunkt der sechs Teilnehmer ist ein einsames Glashaus mitten in den dunklen Wäldern. Erst hier erfährt sie, dass Clare James heiraten wird. Dieser war Noras erste große Liebe und sie hat ihn immer noch nicht ganz verwunden.
Unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen gerät die Wochenendparty außer Kontrolle. Und Nora erwacht schließlich in einem Krankenhaus mit vielen Verletzungen. Die Erinnerung an die letzten Stunden fehlen ihr, nur eins weiß sie genau: Etwas Grauenvolles muss geschehen sein, denn es hat einen Toten gegeben…

Es ist der Debütroman von Ruth Ware und er hat mir wirklich richtig gut gefallen. Ganz besonders der Aufbau der Geschichte hat mich fasziniert. Erzählt wird auf drei Zeitebenen. Einmal der Ablauf des katastrophalen Wochenendes, dann die Zeit danach als Nora im Krankenhaus aufwacht und sich an nichts erinnern kann und die Zeit vor 10 Jahren als Clare, James und Nora noch beste Freunde waren. So gibt es nicht nur ein Geheimnis zu lüften, sondern gleich zwei. Die Geschichte ist durchweg spannend und schon nach den ersten Seiten ist man wie gefesselt von dem Buch. Zugegeben: Die Protagonistin Nora erschien mir stellenweise etwas blauäugig. Dennoch ahnt man nach einer gewissen Zeit, dass auch sie uns nicht alles erzählt. Und so kommt erst Stück für Stück die ganze Wahrheit ans Licht. Es gibt Wendungen und falsche Verdächtige, der wahre Täter wird erst am Ende präsentiert. Hier lässt die Autorin auch keine Fragen offen. Die Atmosphäre ist die ganze Zeit recht düster, die Handlung aber trotzdem sehr spannend.

Ruth Ware hat einen fesselnden Thriller abgeliefert, denn ich mit bestem Gewissen weiterempfehlen kann. Den Namen der Autorin sollte man sich auf alle Fälle merken.

Veröffentlicht am 24.09.2016

Raffiniert und vielschichtig. Ein total spannender Krimi!

Wintertod
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Nachdem mir der erste Fall mit Arne Larsen sehr gut gefallen hat, habe ich mich schon lange auf den Nachfolger gefreut und war gespannt, ob dieser meine Erwartungen erfüllen würde. Und das hat er! „Wintertod“ ...

Nachdem mir der erste Fall mit Arne Larsen sehr gut gefallen hat, habe ich mich schon lange auf den Nachfolger gefreut und war gespannt, ob dieser meine Erwartungen erfüllen würde. Und das hat er! „Wintertod“ toppt sogar noch das Debüt!


Der Winter bekommt Berlin gerade so richtig in seinen Griff, da wird auf einem alten, nicht mehr genutzten Friedhof die Leiche einer Frau entdeckt. Hauptkommissar Arne Larsen, der gerade nach Berlin gewechselt hat und seine Kollegin Mayla Arslan stehen vor keiner leichten Aufgabe. Gilt es doch zunächst die Identität der Toten zu klären und dazu gibt es kaum verwertbare Spuren. Parallel dazu lernt man Lea Zeisberg kennen. Die Lehrerin fürchtet sich regelrecht vor ihren Schülern und ein dramatisches Ereignis in ihrer Vergangenheit gibt auch allen Anlass dazu. Doch dann erreicht Lea ein Hilferuf einer Schülerin. Und auch bei Arne geht es weiter. Eine weitere Leiche wurde gefunden…

„Wintertod“ ist nach „Ein dunkler Sommer“ der zweite Fall für Arne Larsen. Doch dieses Mal ermittelt der Hauptkommissar nicht in Schleswig-Holstein, sondern hat nach Berlin gewechselt. Die Bände lassen sich übrigens unabhängig voneinander lesen. Wintertod reflektiert zwar manche Ereignisse aus „Ein dunkler Sommer“, aber man muss das Buch nicht unbedingt vorher gelesen haben.

Erzählt wird die Handlung zunächst abwechselnd aus der Sicht Arnes und Leas. Später kommt noch ein weiterer Handlungsstrang hinzu, der von Ereignissen im Jahr 1979 in der ehemaligen DDR berichtet. Die Handlungsstränge sind total unterschiedlich und immer wieder fragt man sich, wie dies alles später zu einer abgerundeten Geschichte werden soll. Der Autor lässt hier den Leser wirklich lange im Dunkeln tappen, aber gerade das hat mir sehr gut gefallen. So bleibt die Geschichte spannend bis zum Schluss. Und gerade das Ende hält dann noch eine Überraschung parat.

Thomas Nommensen hat einen sehr raffinierten, aber auch total flüssigen Erzählstil. Damit hat er einen komplexen und spannenden Krimi geschaffen, der schon fast Züge eines Thrillers hat. Viele Dinge werden im Verlauf der Handlung oft nur kurz angerissen oder angedeutet. Erst im späteren Verlauf erfährt man als Leser mehr und mehr Details. Das macht natürlich neugierig und erhöht unglaublich die Spannung. Doch auch so war ich von Beginn an von dem Buch gefesselt.

Die Themen sind vielschichtig. Mobbing, Gewalt in der Schule, aber auch in der Familie und den daraus resultierenden Ängsten. Sehr sympathisch auch wieder der Protagonist Arne Larsen. Er folgt auch mal seiner Intuition und folgt nicht immer dem korrekten Dienstweg. Damit hat er anfänglich Schwierigkeiten und muss sich mit seinen Vorgesetzten auseinandersetzen. Auch privat gibt es Neuerungen, doch diese nehmen einen geringen Teil der Handlung ein.

Insgesamt ein sehr spannender und fesselnder, aber auch tiefgründiger Krimi. Totale Leseempfehlung mit fünf Sternen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannendes und fesselndes Leseerlebnis

Der Todesprophet
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Seit einem Auslandsaufenthalt in Äthiopien bei dem Ben Weidner einen Mann töten musste, um selbst zu überleben, leidet der Journalist unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Immer wieder kommt ...

Seit einem Auslandsaufenthalt in Äthiopien bei dem Ben Weidner einen Mann töten musste, um selbst zu überleben, leidet der Journalist unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Immer wieder kommt es zu Flashbacks und Blackouts und Ben kann sich nicht erinnern. Einer Therapie hat er sich bisher verweigert und so verliert er nicht nur seinen Job, sondern auch die Beziehung zu seiner Frau Nicole geht in die Brüche und die gemeinsame achtjährige Tochter Lisa geht immer mehr auf Distanz.
Durch Zufall findet Ben die Leiche von Tamara, die brutal ermordet wurde. Tamara hatte Ben erst am Abend zuvor über seinen Freund Viktor kennengelernt. Hinweise deuten darauf, dass Ben als Täter in Frage kommt. Doch Ben hat wieder mal wieder einen seiner Blackouts und kann sich an die vergangene Nacht nicht erinnern. Kommt er als Täter wirklich in Frage?
Doch nicht nur das! Schon kurz darauf wird eine weitere Frau auf dieselbe Art und Weise ermordet aufgefunden. Und wieder gerät Ben in den Fokus der Polizei…

Es war meine erste Begegnung mit einem Thriller aus der Feder von Chris Karlden, aber bestimmt nicht die letzte. Der Schreibstil des Autors hat mich total überzeugt und stellenweise sogar an den Fitzek erinnert. Gleich zu Beginn knistert es gehörig vor Spannung. Und diese Spannung zieht sich durch das ganze Buch. Es beginnt ein Verwirrspiel, das es in sich hat. Man weiß nicht, was man glauben soll. Ist Ben vielleicht doch der Täter und kann sich einfach nicht erinnern, weil er eben mal wieder einen Blackout hatte? Oder ist alles ein großes abgekartetes Spiel? Doch wer steckt dahinter? Viele Wendungen und falsche Fährten machen das Ganze zu einem rasanten und fesselnden Leseerlebnis.

Die Kapitel sind angenehm kurz und enden oft mit einem Cliffhanger. Die Perspektiven wechseln und dabei kommt auch der Täter zu Wort. Authentische und gut ausgearbeitete Charaktere, die zu überzeugen wissen. Atmosphärisch dicht, das Ende ist überraschend, aber auch stimmig.
Für mich war „Der Todesprophet“ spannende Unterhaltung vom Feinsten, die ich sehr gerne weiterempfehle.