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Veröffentlicht am 28.04.2021

Vertraue Gott gerade in schweren Zeiten

Ein neuer Anfang für die Liebe
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"Manchmal lernen wir die wichtigsten Dinge im Leben nur, wenn wir schwere Zeiten durchmachen." (Joyce Meyer)
London 1919: Quinten (Quinn) Aspinell stellt nach dem Krieg fest, das seine Mutter todkrank ...

"Manchmal lernen wir die wichtigsten Dinge im Leben nur, wenn wir schwere Zeiten durchmachen." (Joyce Meyer)
London 1919: Quinten (Quinn) Aspinell stellt nach dem Krieg fest, das seine Mutter todkrank im Armenhaus liegt und seine Geschwister nach Kanada verschifft wurden. Sofort macht er sich auf die Reise in der Hoffnung, seine drei Geschwister Rebekka, Cecil und Harrison wiederzufinden. Und von seinem Arbeitgeber bekommt Quinn einen weiteren Auftrag. Er soll seine Nichte Julia finden, die ebenfalls nach Kanada gereist ist und die er im Zwist aus dem Haus gejagt hat. Das Quinn für ihr Auffinden eine Belohnung erhält, verschweigt er ihr lieber erst mal. Den Quinn ist entsetzt, unter welchen Bedingungen Julia inzwischen leben muss. Allerdings wird die Suche nach den Geschwistern ebenfalls schwieriger, wie er gedacht hat. Nur gut das ihm dabei Julia, Mrs. Chamberlain und einige andere dabei behilflich sind.

Meine Meinung:
Das bezaubernde Cover versetzt einen so gleich in die Vergangenheit. Der Schreibstil ist flüssig, unterhaltsam und interessant. Hätte ich nicht erst kürzlich ein Buch über die Kinderverschiffung Kanadas gelesen, wäre die Thematik für mich noch interessanter gewesen. Allerdings muss ich sagen, dass die Thematik der Kinderverschiffung hier fast ein bisschen zu kurz kommt. Die Autorin hätte das Thema ruhig ein bisschen intensiver darstellen können. Hier jedoch liegt der Fokus eindeutig mehr auf die Liebesgeschichte. Zwar erfahre ich von den Missständen, die es sowohl in England bei den Heimen des Dr. Barnardos gibt. Wo man Eltern einfach das Recht wegnimmt, sobald sie ihre Kinder dort abgeben. Und genauso von den Problemen bei den Farmern im Kanada, bei denen die meisten nur Waisenkinder bei sich aufnehmen, um billige Arbeitskräfte zu erhalten. Das dabei nur einmal jährlich kontrolliert wird, wie es den armen Kindern dort geht, ist mehr als sträflich. Allerdings ergreift es mich diesmal weitaus weniger als bei dem Buch "Weiter als der Ozean", wo diese Thematik noch gravierender dargestellt wird. Ein bisschen erinnern mich die unwürdigen, brutalen Situationen dieser Kinder an die Schwabenkinder. Die wurden ebenfalls zum Arbeiten an Bauern verkauft und wurden dort oft menschenunwürdig behandelt. Dass diese Begebenheiten beide wahr sind, macht das Ganze für mich einfach so unfassbar traurig. Doch der Autorin geht es meiner Ansicht nach hier eher um einen Liebesroman, den man eben mit einem Thema noch etwas verziert. Das Hauptaugenmerk liegt hier eindeutig auf die komplizierte Liebe von Julia und Quinn. Diese wird nämlich von gesellschaftlichen Problemen geprägt. Als Kammerdiener ihres Onkels hätte Quinn in England niemals die Chance, eine so standesgemäße Frau wie Julia zu lieben. Allerdings scheint mir Kanada doch um Jahre voraus zu sein. Das Quinn hier viele Probleme erwarten, konnte ich mir vorstellen. Gerade bei seiner Suche nach Julia und den Geschwistern wird er mir zusätzlich immer sympatischer. Seine liebenswerte, aufopfernde Art sind hier schon prägend, allerdings sieht er sich als Ältester nach dem Tod des Vaters auch verantwortlich für seine Familie. Der christliche Glaube von ihm und Julia machen diesen Roman wieder zu etwas Speziellem. Ebenso wie die herzliche Art einer Mrs. Chamberlain und einem Pastor Burke, die selbst in Kanada viel mitgemacht und erlebt haben. Die eingefügten Gebete und Gedanken der einzelnen Charaktere an Gott machen dieses Buch bezeichnend zu einem christlichen Roman. Das diese Geschichte schon der dritte Band über Kanada ist, habe ich erst später entdeckt. Allerdings lässt er sich unabhängig von den anderen lesen. Die Protagonisten der beiden Vorgängerbände werden hier lediglich kurz erwähnt. Was mir allerdings weniger gefallen hat, ist zum einen die komplizierte Liebe von Julia und Quinn, die ich schon zu genüge von anderen Romanen kenne. Außerdem das Ende, bei dem ich die Umkehr von Dr. Hawkins und Julias Onkel Lord Brentwood fast ein bisschen zu kitschig und unrealistisch fand. Trotzdem konnte mich die ausführliche Liebesgeschichte größtenteils überzeugen, deshalb 4 von 5 Sterne dafür.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.04.2021

Nach 10 Jahren Koma erwachen in einer neuen Zeit

Der ehemalige Sohn
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"Du weißt ja, in welchem Land du lebst. Hier sind schon die nichts wert, die gesund sind und am Leben sind, von Menschen im Koma ganz zu schweigen." (Buchauszug)
Franzisk (Zisk) steht kurz vor dem Ende ...

"Du weißt ja, in welchem Land du lebst. Hier sind schon die nichts wert, die gesund sind und am Leben sind, von Menschen im Koma ganz zu schweigen." (Buchauszug)
Franzisk (Zisk) steht kurz vor dem Ende seines Studiums. Er liebt das Leben übt jedoch gerne auch Kritik an der Politik seiner Heimat. Doch eigentlich sollte er eher Cello üben, um nachher eine gute Anstellung zu bekommen. Eines Abends wartet er bei der U-Bahn auf Freundin Nastja mit der er zu einem Rockkonzert möchte. Doch an diesem Abend geschieht das Unglück, bei dem Zisk schwer verletzt und ins Koma fällt. Jedoch, selbst wenn ihn die Ärzte, Mutter, Freunde und Nastja aufgeben, seine Großmutter ist sich sicher, das Zisk wieder aufwachen wird. Allerdings werden zehn lange Jahre ins Land ziehen, ehe er wieder seine Augen öffnet. Bis zu dieser Zeit versucht seine Großmutter alles Menschenmögliche für ihn. Dass sich in der Zeit allerdings vieles in Minsk verändert hat, merkt er erst später. Zisk muss nun seinen Platz in der Gesellschaft neu wiederfinden.

Meine Meinung:
Sasha Filipenko zeigt in seinem zweiten Roman anhand des Schicksals von Franzisk das Leben und die politische Lage in Weißrussland (Belarus) auf. Viele Jahre lang wurde dieses Land von der Sowjetunion beherrscht, um danach erneut in einer Diktatur zu enden. Der Autor beschreibt es sogar so: "Sein Heimatland hat viele Jahre in einem lethargischen Schlaf gesteckt, ehe es 2020 endlich aufgewacht ist." Dabei hat ihnen nicht nur die diktatorische russische Politik im Laufe dieser Zeit geschadet, sondern ebenso die der nachfolgende Weißrusslands. Ihre Diktatur ändert sich nämlich 1991 nicht mit der Selbstständigkeit. Gerade diese Politik wird hier in dem Buch recht deutlich aufgezeigt und das allen Kritikern zum Trotz. Dass die alte Diktatur Lukaschenko mit der jetzigen Generation nicht mehr zurechtkommt, kann ich gut verstehen. Das jedoch viele Seiten seines Buchs, das er 2014 geschrieben hat, später Wirklichkeit werden, damit hatte selbst Filipenko nicht gerechnet. Der tragische Unfall bzw. die Massenpanik in der U-Bahnstation, bei der Franzisk im Koma landet, gab es wirklich. 1999 kam es nämlich nachdem Ende eines Rockkonzerts in Minsk wirklich zu einer Massenpanik. Insgesamt wurden dabei 54 Menschen getötet, darunter vor allem viele junge Frauen unter 17 Jahren. Filipenko nimmt selbst hier kein Blatt vor den Mund. Er schildert dieses Ereignis wirklich so dramatisch und realistisch, sodass ich dachte, ich bin mittendrin in dem Geschehen. Und er klagt sogar die Verantwortlichen an. Was die politische Lage Weißrusslands anbelangt, war ich teils etwas überfordert, da ich zu wenig über dieses Land wusste. Doch dank dieses Buchs verstehe ich nun deutlich mehr über die Zusammenhänge und die Diktatur Weißrusslands. Mir scheint, dass sich in diesem Land auch nach der Selbstständigkeit politisch nicht viel geändert hat. Zisk spürt wie die Frustration und Resignation in seinem Land zugenommen haben. 2020 kommt es dann jedoch zu Protesten und Streiks, bei denen es zu über 6700 Verhaftungen gab und die ebenfalls hier sehr detailliert beschrieben werden. Weißrussland gilt weiterhin nach Russland als das Land, in dem man die sowjetische Vergangenheit am deutlichsten spürt. Das Filipenko mit seinem Buch bei einigen aneckt, kann ich gut nachvollziehen. Nachdem ich es jetzt gelesen habe, begreife ich, warum er die Zustände Belarus sich hier von der Seele schreiben wollte. Sprachlich jedoch hat mich nicht alles überzeugt. Gar nicht zugesagt haben mir die harten, teils ordinären Aussprüche und die lieblose Mutter, die von ihrem Sohn gar nichts wissen wollte. Unrealistisch empfand ich, dass die Ärzte einen selbstständig atmenden Patienten am liebsten aufgegeben hätten. Wäre da nicht eine so tolle Großmutter gewesen, die täglich für ihren Enkel kämpft, hätte Zisk das nicht überlebt. Fragwürdig finde ich außerdem, das Zisk nach seinem Erwachen aus dem Koma innerhalb 6 Monaten alles wieder erlernt hat. Deshalb gebe ich diesem Buch 4 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2021

Die Liebe endet doch das Leben nicht, es geht weiter

Alles, was noch vor uns liegt
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"Gott pflanzt Träume in uns hinein, und wenn er die Zeit für gekommen hält, wird er diese Träume wachsen lassen." (Buchauszug)
Die Schwägerinnen Eva und Angela können nicht unterschiedlicher sein. Floristin ...

"Gott pflanzt Träume in uns hinein, und wenn er die Zeit für gekommen hält, wird er diese Träume wachsen lassen." (Buchauszug)
Die Schwägerinnen Eva und Angela können nicht unterschiedlicher sein. Floristin Eva ist eine wahre Künstlerin in Sachen Blumen und für Abenteuer so offen wie ihr Mann Brent. Angela dagegen ist eher die Sachliche, Ängstliche, die zuvor alles hinterfragt. Doch eines verbindet die beiden miteinander, sie haben ihre Ehemänner, zwei Brüder, bei einem Tauchunfall verloren. Selbst nach über eineinhalb Jahren kämpft jeder mit seiner ganz eigenen Trauerbewältigung. Angela versucht sich und ihre drei Kinder über Wasser zu halten, dabei ist noch immer wütend auf Wes. Eva dagegen scheint keinen richtigen Sinn mehr in ihrem Leben zusehen. Bis sie erfährt, das Brent sich seinen Bruder Wes und Marc als Team für den Ultramarathon in Neuseeland angemeldet hat. Da kommt ihr die Idee, das sie als Andenken an ihre verstorbenen Männer dort antreten könnten. Gemeinsam mit Sherry und den Kindern reisen sie Monate zuvor nach Neuseeland, um sich vorzubereiten. Dabei lernt Angela den Journalisten Simon kennenlernt, der ebenfalls seine Frau verloren hat. Gleichzeitig kommen sich Marc und Eva immer näher. Doch sind die Frauen schon so weit für eine neue Liebe?

Meine Meinung:
Das traumhafte Cover stimmt mich auf diesen Roman an. Der lockere, flüssige Schreibstil und die kurzen Kapitel machen das Lesen recht angenehm. Nach dem Klappentext erwartete ich einen emotionalen, christlichen Roman, werde jedoch ein klein wenig enttäuscht. Zwar ist er emotional, da es um den Verlust der beiden Brüder und Ehemänner geht und zudem um Trauer und Trauerbewältigung. Doch leider bleibt er, was die christlichen Aspekte betrifft, ein wenig mager. Selbst wenn Schwiegermutter Sherry eine recht gläubige Frau zu sein scheint, deutet es die Autorin hier lediglich an. Viel zu selten wird ihr starker Glaube in dem Buch erwähnt. Lediglich unterschwellig gibt sie ihren Schwiegertöchtern Ratschläge, wo es um den Glauben geht. Sie unterstützt zwar die beiden Frauen, wo sie kann und erzählt ihnen von ihrer eigenen Trauerbewältigung nach dem frühen Tod ihres Mannes. Doch irgendwie war mir das alles etwas zu flach. Ich finde, da hätte die Autorin ruhig deutlicher werden können, was den Glauben anbelangt. Zum Ganzen kommen dann noch die Probleme, die Angela mit ihrer pubertierenden Tochter Kylee hat. Schön dagegen fand ich, wie unterschiedlich die beiden Frauen ihre Trauer verarbeiten. Während Eva Brent so sehr nachtrauert, dass er schon fast zum Heiligen wird, trauert Angela viel zu wenig. Für sie steht die Wut auf ihren Mann im Vordergrund. Weil Wes die Familie so oft alleine gelassen hat und stattdessen lieber mit seinem Bruder das Abenteuer und Vergnügen gesucht hat. Dass er dabei sein Leben riskiert und deshalb nun seine Familie alleine dasteht, verärgert sie noch mehr. Dadurch kann sie selbst nicht richtig trauern und verkriecht sich stattdessen in Arbeit. Darum fand ich die Idee mit dem Ultramarathon in Neuseeland, bei dem sie über sieben Tage 250 Kilometer bewältigen müssen, sehr interessant. Dieser Marathon nimmt recht viel Raum ein im Buch, sodass die Liebe ebenfalls etwas zu kurz kommt und außerdem noch verkompliziert wird. Zudem störte mich das Ende etwas, das noch einmal bei den Frauen infrage stellt, bevor es für sie dann doch noch eine neue Zukunft gibt. Dagegen haben mich Sätze wie diese begeistert:
"Du wirst nie echte Freude erleben, wenn du dich mit der Traurigkeit, der Wut und der Trauer nicht ehrlich auseinandersetzt" oder "Du wirst deinen Kindern niemals helfen können, ihre Trauer zu verarbeiten, bis du ihnen zeigst, wie das geht.", sie haben die Geschichte zusätzlich aufgewertet. Hier spürt man, dass die Autorin während dem Schreiben des Buchs selbst Trauerfälle miterlebt hat. Was Trauer, Trauerbewältigung und diesen Marathon anbelangt, hätte die Autorin die volle Punktzahl verdient. Jedoch, da mir der Glaube zu wenig, das Ende nicht ganz glaubhaft und zudem etwas zu sehr verkompliziert wurde, bekommt es von mir 4 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2021

Ein Kriegskind, Flüchtlingskind und ein Kind der deutschen Teilung

Vom Aufstehen
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"Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus." (Marie von Ebner-Eschenbach)
Die erst kürzlich mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet Autorin beschreibt ...

"Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus." (Marie von Ebner-Eschenbach)
Die erst kürzlich mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet Autorin beschreibt in 29 Geschichten aus der Sicht ihres Lebens. Dieser Preis hätte ihr schon 1980 zugestanden, doch die DDR Regierung wollte, dass sie ihn ablehnt. Ihre Geschichten erzählt die Autorin hier in der Ich-Form, in knappen kurzen Sätzen und mitunter wiederholen sich einzelne der Begebenheiten. Die Geschichten sind nicht chronologisch angeordnet, sondern ich habe eher den Eindruck, als wenn sie das niedergeschrieben hat, was ihr gerade in den Sinn kam. So schildert sie von der Nachkriegszeit und dem viel zu frühen Tod ihres Vaters, den sie selbst nie kennenlernen durfte, da er im Krieg gefallen ist. Und auch wenn sie ihn nicht kannte, bleibt sein Verlust doch immer ein Trauma für sie. Weil sie nie erfahren wird, ob wenigstens er sie geliebt hätte. Den ihre kaltherzige und lieblose Mutter vertraut lieber der eigenen Mutter ihr Kind an, als sich selbst um sie zu kümmern. Dort jedoch erlebt Helga meist ihre schönsten Zeiten. Besonders, wenn sie in den Ferien zwischen zwei Apfelbäumen in der Hängematte liegt und den Duft von Großmutters frischem Streuselkuchen ihr in die Nase steigt. Zumindest bei ihr fühlt sie Liebe und Geborgenheit, die ihr die eigene Mutter nie geben konnte. Die Mutter dagegen vermittelt ihr bei jeder Gelegenheit, das sie Helga eigentlich erst abtreiben, auf der Flucht zurücklassen und vor den Russen fast vergiften wollte. Was müssen solche Aussagen bei einem Kind für Spuren hinterlassen? Es muss für sie doch jedes Mal wie ein Stich gewesen sein, mitzuerleben, dass die eigene Mutter sie nie haben wollte. Lag diese Ablehnung daran, weil Helga ihrer Schwiegermutter und ihrem Vater so ähnlich war? Selbst mit dem vierten Gebot hadert sie, weil sie ihre Mutter ebenfalls keine Liebe zeigen konnte. Doch eine Theologin kann sie diesbezüglich etwas beruhigen. Und erst als die Mutter stirbt, beginnt sie ihre Leben mit diesem Buch aufzuarbeiten. Bei vielen Geschichten schreibt sie über den Alltag und das Regime der ehemaligen DDR, unter dem sie ebenfalls zu leiden hatte. Sie berichtet von ihrem ehemaligen Nachbarn, der sich erhängt hat, genauso wie über ihren Ehemann, dem Sohn der Enkelin, dem Altwerden und der Pflege, so wie den Vorlieben für gute Gerüche. Da schreibt sie z. B. über ihre Erinnerung an den Duft nach Nelkenseife, das Lavendelsäckchen neben dem Kissen und der Duft ihrer Bettwäsche, der in einem diese Gerüche widerspiegelt. Sie lässt den Leser in ihren Geschichten die Erinnerungen nicht nur fühlen, sehen, schmecken, sondern ebenso riechen. Leider kam ich nicht immer mit ihrem Schreibstil klar, der doch mitunter sehr anspruchsvoll war. Oft musste ich Sätze mehrmals lesen und sogar herausfinden, über wen sie gerade in der Geschichte erzählt. Doch die Emotionen, Tragik, mitunter Humor und insbesondere die Traurigkeit, die sich darin widerspiegelt, die spüre ich auf alle Fälle in ihnen. Und trotzdem sie mit so wenig Mutterliebe gesegnet wurde, habe ich das Gefühl bei ihren Geschichten, das sie mit ihrem Leben glücklich und zufrieden ist. Was sie sicherlich ihrer Großmutter, ihrem Mann, der Familie, dem starken Willen und ihrem Glauben zu verdanken hat. "Vom Aufstehen", einem autobiografischen, sehr persönlichen und intimen Einblick in ihr Leben und über Verletzung und Heilung, dem ich 4 von 5 Sterne gebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2021

Die Glaubensentwicklung der methodistischen Kirche

Stürme der Liebe
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"Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, um sie zu heiligen." (Eph. 5, 25-26)
England 1731:
Gareth und Dorcas Morgan schlagen ...

"Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, um sie zu heiligen." (Eph. 5, 25-26)
England 1731:
Gareth und Dorcas Morgan schlagen sich in Wales mehr schlecht als recht alleine durchs Leben. Eines Tages jedoch bekommen sie Besuch von Andrew Wakefield. Dessen Tante Hope möchte ihre Verwandten zu sich holen, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Während Dorcas sich um Hope kümmert, soll Gareth sich in Oxford nützlich machen. Die Prediger John Wesley und George Whitefield entfachen mit ihren Evangelisationen eine neue Liebe zum Glauben unter der Bevölkerung. Methodisten nennt sich die neue Glaubensgemeinschaft, die immer mehr Menschen in ihren Bann zieht. Das dies der Kirche ein Dorn im Auge ist, bekommen die Prediger immer mehr zu spüren. Selbst zwischen Andrew, Gareth und Dorcas gibt es heftige Differenzen.

Meine Meinung:
Wieder einmal gefällt mir besonders das wunderschöne Cover dieses Buches. Der Schreibstil empfinde ich zwar unterhaltsam, jedoch auch ein wenig zäh und langatmig. Besonders die Glaubensreise von John Wesley und Andrew Wakefield nach Amerika konnte mich nicht so gar nicht fesseln. Selbst wenn die kirchliche Entwicklung Englands in Zeiten von John Wesley sicherlich interessant gewesen wäre. Doch die schwierigen Zeiten in Georgia und dazu noch die Liebe zu Sophy konnte mich nicht so sehr begeistern. Selbst bei den Wakefield, die bisher immer für waghalsige Abenteuer und feurige Liebe standen, tat sich diesmal recht wenig. Andrew, der mir eigentlich zu Beginn an recht sympathisch ist, entwickelt sich für mich immer mehr zu Skeptiker und wird mir zusehends unsympathisch. Seine Ehe mit Dorcas fand ich überaus tragisch, besonders weil ich nicht verstehen kann, dass ein Geistlicher sich so negativ entwickelt. Das die reformierte Kirche ein Problem mit der neuen Glaubensform der Methodistische und wesleyanische Kirchen hat, kann ich dagegen sehr gut nachvollziehen. So ganz habe ich jedoch nicht verstanden, warum John Wesley in Amerika nicht angenommen wurden. Erfreulich dagegen ist das der junge George Whitefield mit seinen Evangelisationen die Bevölkerung erreicht. So das es die Menschen nicht in die Kirchen, sondern die Prediger zu den Menschen führt. So finden Gottesdienste im Freien statt, bei denen massenhaft Menschen herbeiströmen. Doch am traurigsten fand ich die Andrews weiterer Werdegang als Pfarrer. Durch John Wesleys Missionsreise trifft er für sich die falschen Lehren und Entscheidungen. Dass er dabei immer mehr mit seinem eigenen Glauben hadert und sogar fast seine Ehe riskiert, fand ich schon beschämend. Dorcas dagegen ist für mich eine starke Frau, die trotz der widrigen Umstände weiter an ihrem starken Glauben festhält. Genauso fasziniert hat mich der tiefe Glaube von Hope, den ich bei ihr nicht vermutet hätte. Dass sie dabei ihre Verwandten in Wales nicht vergessen hat, hat mir gut gefallen. Trotz allem fand ich es erneut interessant mitzuerleben, wie sich der Glaube weiter in England entwickelt. Deshalb gebe ich für dieses Buch 4 von 5 Sterne.

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