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Veröffentlicht am 16.09.2021

Die Rolle der Frau

Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung (Die Kinderärztin 2)
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Der Erste Weltkrieg hat Berlin fest im Griff, dann bricht auch noch die Spanische Grippe über die geschwächte Bevölkerung herein. Marlene hat als Medizinalpraktikantin in der Kinderklinik ebenso viel zu ...

Der Erste Weltkrieg hat Berlin fest im Griff, dann bricht auch noch die Spanische Grippe über die geschwächte Bevölkerung herein. Marlene hat als Medizinalpraktikantin in der Kinderklinik ebenso viel zu tun wie ihre Schwester Emma als Pflegerin und Ausbildnerin der Elevinnen.

Teil Zwei der Reihe „Die Kinderärztin“ schließt direkt an den Vorgängerband an, und auch wenn die Geschichte für sich verständlich ist, so empfiehlt sich das Lesen in der richtigen Abfolge doch schon aufgrund der flüssigen und einfühlsamen Schreibweise genauso wie wegen der inhaltliche Entwicklung der beiden Lindow-Schwestern, welche Antonia Blum sehr anschaulich und realistisch schildert.

Etliche fachliche Details der Kinderheilkunde und der Seuchenhygiene werden passend in die Handlung eigearbeitet. Daneben gibt es allerlei Wissenswertes rund um den Ersten Weltkrieg, die Lazarettzüge, den Überlebenskampf der zurückgebliebenen Frauen, deren Verdrängung aus Arbeitsplätzen durch Kriegsheimkehrer und die Emanzipation. Insbesondere Marlene muss um ihren Platz als Ärztin kämpfen, denn es gibt noch genug konservative Medizinalräte und Patienten, die die Rolle des Weibes in der Pflege sehen, nicht beim Diagnostizieren und Behandeln. Ein wenig Politik, ein bisschen Film und viel Liebesdrama vervollständigen diese wunderbare Geschichte, die vor einem ausgezeichnet recherchierten historischen Hintergrund spielt. Der Leser darf gebannt das Leben von Marlene und Emma mitverfolgen, einige bereits von früher bekannte Leute treffen und den Alltag in den Jahren 1918/1919 hautnah mitverfolgen.

So fällt es nicht leicht, das Buch mit seinem interessanten Nachwort zur Seite zu legen und ein ganzes Jahr lang auf die Fortsetzung zu warten. Die Erkenntnisse im letzten Kapitel versprechen Spannendes. Auch „Jahre der Hoffnung“ ist absolut lesenswert und verdient volle fünf Sterne.



Titel Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung

Autor Antonia Blum

ISBN 978-3-548-06406-2

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 512 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Reihe Die Kinderärztin, 2. Teil

Erscheinungsdatum 24. September 2021

Verlag Ullstein

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Der Serienmörder ist wieder da

Ausweglos
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Eine angelehnte Wohnungstür, dahinter eine arg zugerichtete Frauenleiche und ein verletzter, bewusstloser Mann. Die Tote ähnelt den Opfern eines Serienmörders in Hamburg und führt scheinbar zu einer neuen ...

Eine angelehnte Wohnungstür, dahinter eine arg zugerichtete Frauenleiche und ein verletzter, bewusstloser Mann. Die Tote ähnelt den Opfern eines Serienmörders in Hamburg und führt scheinbar zu einer neuen Spur.

Rasant und einnehmend ist Fabers Schreibstil. Mit drei Hauptfiguren bestreitet er diesen einzigartigen Thriller, indem Noah, Elias und Linda jeweils aus der Ich-Perspektive erzählen. Durch die prägnante Sprache entsteht ein Tempo, dem man sich kaum entziehen kann und auch inhaltlich spannt sich ein fesselnder Bogen von der ersten bis zur letzten Seite.

Kurz und übersichtlich sind die einzelnen Kapitel gehalten, die Handlung kommt mit wenigen Figuren aus, wodurch der Leser einen guten Überblick bewahren kann, obwohl er ständig den Blickwinkel wechselt. Mehrere Überraschungen sorgen trotz der knapp fünfhundert Seiten für absolute Kurzweile, Elias, der außergewöhnliche Alleingänger unter den Ermittlern, tappt im Dunkeln.

Henri Faber hat mit diesem Thriller ein bemerkenswertes Debut geliefert, über das man nicht viele Worte zu verlieren braucht: die geniale, dynamische Schreibweise spricht für sich. Ich empfehle dieses Buch auf jeden Fall weiter!



Titel Ausweglos

Autor Henri Faber

ISBN 978-3-423-21977-8

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 496 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 23. Juli 2021

Verlag dtv

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Veröffentlicht am 07.09.2021

Die verschiedenen Vier

Weil wir Schwestern sind
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Katharina, Herzchirurgin, Judith, Lehrerin an einer sogenannten Problemschule, Eva, Hausfrau und Mutter, sowie ehemals Kanzleiassistentin und Miriam, genannt Mimi, Weltenbummlerin, sie alle verbindet eines: ...

Katharina, Herzchirurgin, Judith, Lehrerin an einer sogenannten Problemschule, Eva, Hausfrau und Mutter, sowie ehemals Kanzleiassistentin und Miriam, genannt Mimi, Weltenbummlerin, sie alle verbindet eines: sie sind Schwestern, allerdings so unterschiedlich, wie es nur sein kann. Als nun nach siebenundzwanzig Jahren ein Lebenszeichen ihrer Mutter aus Nepal auftaucht, treten fast vergessene Wunden über den Verlust der Mutter zutage, die sich ganz einfach damals aus dem Staub gemacht und Hamburg verlassen hat. So unterschiedlich, wie sie nun einmal sind, fallen auch die Reaktionen auf eine mögliche Rückkehr von Hannah aus.

In fabelhaftem Schreibstil lässt uns Lucy Astner die vier Schwestern kennenlernen. Die Autorin wählt die Sicht des neutralen Erzählers und stellt dabei in jedem Kapitel eine der jungen Frauen in den Mittelpunkt. Ich bin begeistert davon, wie man ganz durchschnittliche Alltagssituationen so interessant und ansprechend schildern kann. Auf knapp fünfhundert Seiten kommt keine Langeweile auf, die Szenen sind zum Schmunzeln, zum Mitleiden, zum Empören und zum Freuen. Vollkommen realistisch treten dem Leser die vier Schwestern entgegen und sind so bildhaft charakterisiert, dass man sich gut mit einer von ihnen identifizieren und die anderen zumindest verstehen kann. Mitten aus dem Leben gegriffen sind alle Schauplätze, sodass man sofort eintaucht in diese wunderbare Geschichte und die kurzen und übersichtlichen Kapitel nur so dahinfliegen.

Von der ersten Seite weg fesselt Astner ihre Leser und spannt einen logisch nachvollziehbaren Bogen bis zur Überraschung, die am Ende nicht ausbleiben darf. Durch die klare Charakterisierung aller Figuren fügen sich alle Fäden schlüssig zusammen und ergeben einen stimmigen und warmherzigen Roman, den ich sehr, sehr gerne weiter empfehle.



Titel Weil wir Schwestern sind

Autor Lucy Astner

ISBN 978-3-442-48955-8

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 480 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Erscheinungsdatum 16. August 2021

Verlag Goldmann

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Das verborgene Wien

Donaumelodien - Totentaufe
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Wien, 1876: Der Geisterfotograf Hieronymus Holstein und sein Weggefährte, der bucklige Franz, unterstützen die polizeilichen Ermittlungen rund um grausam zugerichtete Tote. Selbstverständlich nicht ganz ...

Wien, 1876: Der Geisterfotograf Hieronymus Holstein und sein Weggefährte, der bucklige Franz, unterstützen die polizeilichen Ermittlungen rund um grausam zugerichtete Tote. Selbstverständlich nicht ganz uneigennützig, will doch Hieronymus im Gegenzug dafür Informationen zu seiner verschollenen Liebe einholen.

Mit „Habe die Ehre“ und „G‘schamster Diener“ fühlt sich der Leser sofort ins einstige Wien zurückversetzt, wobei hier jedoch kein Besuch von erlauchten Herrschaften und erlesenen Kaffeehäusern stattfindet und der Gugelhupf keine Süßspeise ist, sondern der Leser zwischen Sliwowitz und Brandineser die Nachforschungen begleitet und sogar zu den Strottern und Griaslern (Ausgestoßene, Obdachlose – weniger geläufige Ausdrücke werden mittels Fußnoten im Buch erklärt) ins Kanalnetz hinabsteigt. Auch das Wien jenseits der Donau, nämlich Kaisermühlen, spielt eine kleine Rolle, wodurch dieser Wienkrimi zu einem ganz besonderen wird. Neben den detailreich geschilderten Vierteln in der Hauptstadt gibt es auch viele interessante Einblicke in eher unbekannte Lebenswelten, wie jene der zugezogenen „Ziegelbehm“, die auch geschichtlich dokumentiert sind.

So erschafft Autor Bastian Zach einen hervorragend recherchierten Hintergrund für unerklärbare Morde, schreibt mit einer guten Portion Wiener Schmäh über Untergrundgestalten und Irre. Viele historisch belegte Einzelheiten untermalen die Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen den Toten und lassen ein Wien von früher wieder lebendig werden. Alles wird umso lesenswerter, als mit Hieronymus und Franz zwei schlitzohrige und schlagfertige Figuren im Mittelpunkt stehen, die einem sofort sympathisch sind. Aber auch Anezka mit ihrer Kinderschar steht den beiden um nichts nach, sie sorgt für das Wohl ihrer zwei Mieter ebenso wie für einiges Schmunzeln beim Leser.

Mit einem ruhigen Schreibstil, gespickt mit Wiener Ausdrücken und einer Menge Humor, entsteht ein sehr authentischer Krimi, der gut durchdacht ist und für die eine oder andere Überraschung sorgt. Eingestreute Hinweise auf vergangene Abenteuer lassen Neulinge in Sachen Donaumelodien jedenfalls neugierig werden, nicht nur auf etwaige Folgebände, sondern auch auf den Vorgänger „Praterblut“, den ich unbedingt bald lesen möchte.

Fazit: ein empfehlenswerter Roman, der auf vielen Ebenen punkten kann: Titelbild, Recherche, Sprachstil, Charaktere und Handlung, woraus ein wunderbarer Gesamteindruck resultiert!



Titel Donaumelodien - Totentaufe

Autor Bastian Zach

ISBN 978-3-8392-0021-6

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 315 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Reihe Geisterfotograf Hieronymus Holstein

Erscheinungsdatum 7. Juli 2021

Verlag Gmeiner

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Veröffentlicht am 26.08.2021

Totes Dorf

Waldeskälte
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Ein Anruf holt Interpol-Leutnant Valeria Ravelli jäh zurück in ihre Heimat Eigerstal, ein kleines, kaltes Bergdorf in den Schweizer Alpen und damit in ihre schreckliche Vergangenheit: aktuell ist ein junges ...

Ein Anruf holt Interpol-Leutnant Valeria Ravelli jäh zurück in ihre Heimat Eigerstal, ein kleines, kaltes Bergdorf in den Schweizer Alpen und damit in ihre schreckliche Vergangenheit: aktuell ist ein junges Mädchen ebenso verschwunden wie sie selbst vor 21 Jahren. Damals wurden drei Freundinnen verschleppt und nur Valeria konnte entkommen.

In einem „Motto“ zu Beginn dieses düsteren und sehr atmosphärisch geschriebenen Thrillers erfährt der Leser Grundlegendes über Valeria und wie sehr sie von den Vorkommnissen 21 Jahre zuvor gezeichnet ist. Dann folgt die eigentliche Handlung in zwei großen Abschnitten.

Wort- und bildgewaltig vermag es Martin Krüger, den Leser in seinen Bann zu ziehen und lässt ihn diese fremde abgeschiedene Welt von Eigerstal betreten. Knirschender, eisiger Schnee, dichte Nebelschwaden und unwegsames Unterholz erschweren die Suche nach Nora, deren Überlebenschancen von Stunde zu Stunde sinken. Die wortkargen Einwohner verschließen sich den Fragen der Ermittler, welche kaum einen Schritt vorankommen.

Sehr gut charakterisiert sind die wesentlichen Figuren, wobei immer ein wenig Unsicherheit mitschwingt, wer tatsächlich vertrauenswürdig ist und wer nicht. Valerias Unvermögen, sich erinnern zu können, spielt eine sehr belastende Rolle, die auch beim Lesen immer wieder deutlich spürbar wird. Die wenigen Bruchstücke scheinen wie Nebelfetzen auseinanderzudriften und sich wie ein Alptraum am Morgen in Nichts aufzulösen. Spannend und raffiniert beschreibt der Autor eine zermürbende Suche mit vielen psychischen Komponenten und schafft somit eine Geschichte, die stark durch diese spezielle Atmosphäre getragen wird. Dramatisch und durchaus überzeugend ergibt sich ein logisches Ende, das alle Fäden zusammenlaufen lässt.

Vom Titelbild über eine fesselnde Geschichte bis hin zu einem passenden Schlusspunkt bietet „Waldeskälte“ einen absolut empfehlenswerten Psychothriller, der gut ohne heftiges Blutvergießen auskommt.



Titel Waldeskälte

Autor Martin Krüger

ISBN 978-3-7499-0152-4

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 448 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 24. August 2021

Verlag Harper Collins

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