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Veröffentlicht am 08.06.2021

Ein großer Blumenstrauß

Sommernachtssehnsucht - Eine Islandliebe
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Violetta kehrt aus Berlin zurück nach Island, da ihre Schwester heiratet. Aber nicht nur die Hochzeitsvorbereitungen, sondern auch private und berufliche Differenzen in Deutschland lassen die 28jährige ...

Violetta kehrt aus Berlin zurück nach Island, da ihre Schwester heiratet. Aber nicht nur die Hochzeitsvorbereitungen, sondern auch private und berufliche Differenzen in Deutschland lassen die 28jährige Vio aufleben in ihrer Heimat. Der Ortswechsel tut ihr gut und der attraktive Mann von der Tankstelle, der anfangs recht schnöselig wirkt, ist auch nicht uninteressant.

Vor der wunderbaren Kulisse Islands siedelt Karin Lindberg diesen warmherzigen Roman an. Die Mitternachtssonne beschert taghelle Nächte, einsame Fjorde laden zum Verweilen ein, vor der Küste dümpelnde Wale sind nicht nur für Touristen eine Attraktion und beim Lesen von heißen Pötten kann man sogar selbst herrlich entspannen.

Neben der malerischen Landschaft sind es natürlich auch die lebendigen Charaktere und die anschaulich gezeichneten Szenen, die den Leser sofort in ihren Bann ziehen, dazu noch eine liebenswerte Geschichte mit verschiedenen Hürden. Ein angenehmer Schreibstil trägt durch die Handlung und lässt Sehnsucht aufkommen nach einer fernen kargen Insel, deren Bewohner wohl umso herzlicher und gastfreundlicher sind.

Rundum gelungen ist dieser erfrischende neue Roman von Karin Lindberg und bekommt daher klare fünf Sterne!



Titel Sommernachtssehnsucht – Eine Islandliebe

Autor Karin Lindberg

ASIN B0949H4QJS

Sprache Deutsch

Ausgabe ebook, 1902 KB

Erscheinungsdatum 7. Juni 2021

Verlag Zeilenfluss

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 31.05.2021

Unsere Brücke

Die Architektin von New York
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Kurz nach ihrer Hochzeit im Jänner 1865 befindet sich Emmy Warren Roebling mit ihrem Angetrauten Washington auf einer Fähre am East River. Ziel ist Long Island, wo sie ihre Cousine Fanny besuchen möchte. ...

Kurz nach ihrer Hochzeit im Jänner 1865 befindet sich Emmy Warren Roebling mit ihrem Angetrauten Washington auf einer Fähre am East River. Ziel ist Long Island, wo sie ihre Cousine Fanny besuchen möchte. Aber plötzlich beginnt es laut zu knirschen, das Boot kommt zum Stillstand. Zum Glück kann ein Feststecken im Eis gerade noch verhindert werden, es wäre dies allerdings nicht der erste Fährunfall in New York. Und genau aus diesem Grund soll ein Brückenbau über den Meeresarm genehmigt werden.

Nachdem Washingtons Vater John Roebling bereits unter anderem die Brücke über die Niagara Wasserfälle errichtet hat, beginnt er nun die Planungen für ein monumentales Bauwerk: eine imposante Konstruktion soll den East River überspannen und die beiden Stadtteile Manhattan und Brooklyn miteinander verbinden.

In bekannt leichtfüßigem und sehr ansprechendem Schreibstil stellt uns Petra Hucke eine bemerkenswerte Frau vor, Mrs Emily Warren Roebling, die ungewollt zur Chefarchitektin wird. Seit jeher an Berechnungen zu Statik und Tragfähigkeit interessiert, muss Emmy nach schweren Schicksalsschlägen in der Familie immer mehr Aufgaben rund um die technische Leitung des Brückenbaus übernehmen, einerseits, weil sie ihrem Mann beistehen will, andererseits, weil es ihr sehr wichtig ist, dass auch sie als Frau Großes schaffen kann.

Spannend und fesselnd vom ersten bis zum letzten Satz spannt Hucke einen großartigen Bogen über die Jahre 1865 bis 1883, beschreibt außergewöhnlich gut recherchierte Details aus dem Bauwesen, ohne dabei jemals in Langatmigkeit abzudriften und bringt dem Leser ein Wissen nahe, das so gut in die Romanhandlung verpackt ist, dass niemals eine Art Lehrbuchcharakter entsteht. Aufregend hat sich die Arbeit auf und unter dem Wasser gestaltet, gefährlich, bisweilen sogar tödlich. Aber die Fährfahrt über den East River hat ebenso ihre Opfer gefordert, der Brückenbau war also durchaus gerechtfertigt.

Rund um diese langen Jahre der Planungs- und Bauphase knüpft die Autorin geschickt spannende Szenen aus Emilys Leben, geht mit uns auf eine Reise nach Europa, zu Washingtons Verwandten, erzählt von Frauenbewegungen und einer Weltausstellungen mit unglaublichen Erfindungen. Emily ist eindrucksvoll charakterisiert als starke Frau, die stets weiß, was sie will, aber entsprechend der Zeit nicht immer so kann. Klug versteht sie es dennoch, ihre Ideen und Entscheidungen vorwärts zu bringen, bis sie schlussendlich als Erste ihren Fuß auf die vollendete Brooklyn Bridge setzen darf.

Ein imposantes Abenteuer, das Petra Hucke hier mit uns Lesern teilt. Die Architektin von New York ist trotz aller Zielstrebigkeit eine feinfühlige sympathische Frau, die dieses Denkmal in Romanform mehr als verdient hat.



Titel Die Architektin von New York

Autor Petra Hucke

ISBN 978-3-492-06238-1

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 400 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Erscheinungsdatum 31. Mai 2021 (ebook), 1. Juli 2021 (Taschenbuch)

Verlag Piper

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Geborgenheit

Liebe, lavendelblau
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Der Freund geht für ein halbes Jahr nach Hollywood, um ins Filmgeschäft einzusteigen, der kleine Buchladen mit ihrem Arbeitsplatz muss Konkurs anmelden, die Schwester studiert in Köln und die beste Freundin ...

Der Freund geht für ein halbes Jahr nach Hollywood, um ins Filmgeschäft einzusteigen, der kleine Buchladen mit ihrem Arbeitsplatz muss Konkurs anmelden, die Schwester studiert in Köln und die beste Freundin ist mit ihrem Baby beschäftigt und leidet unter chronischem Schlafmangel. Ab nach Kalifornien, um Trost bei Tobias zu finden, denkt Sarah, aber der begeht gerade mehr als einen Vertrauensbruch und so bucht die junge Dame aus Hamburg kurzerhand um auf einen Flug nach Südfrankreich und besucht ihre Schulfreundin in Nizza, wo ihr ein verschlossener Weinhändler mit hübschen blauen Augen über den Weg läuft.

Der Beschreibung nach könnte „Liebe, lavendelblau“ ein durchschnittlicher Liebesroman sein, aber – weit gefehlt! Hannah Juli besticht auch in diesem Genre durch einen ausgesprochen angenehmen Sprachstil, der mit vielen Bildern und Metaphern die Provence zum Leben erweckt. Sorgfältig beschreibt die Autorin ihre Figuren, die authentisch und real ins Geschehen passen. Personen, Schauplätze und Handlung greifen wie Puzzleteilchen ineinander und weben eine plastische Geschichte, die man nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Wie schon früher, liebe ich Hannah Julis zauberhafte Kreationen von Kakteen, die ihre Ohren in verschiedene Richtungen recken und Blicken, die hüpfen. Mit silbrigen Olivenhainen, knorrigen Weinstöcken und zirpenden Zikaden lande ich endgültig in der leuchtenden Provence und schmecke perlenden Cidre und würzigen Käse mit knusprigem Baguette. So wie Sarah, die ja nicht nur Talent zum Verkaufen von Büchern, sondern auch zum Schreiben hat, scheint die Autorin über die Tastatur zu steppen, wobei sie einen wunderbaren Bogen spannt vom ernüchternden Dasein in Hamburg zum naturverbundenen Leben in den provenzalischen Weinbergen. Überraschende Ereignisse lassen niemals das Gefühl von bereits Bekanntem oder gar Langeweile aufkommen. Vielmehr berührt die liebevoll und warmherzig verfasste Geschichte den Leser in seinem Inneren und lässt diesen Roman zu etwas ganz Besonderem werden.

Nach Nordfinsternis, veröffentlicht unter dem Namen Ricarda Oertel, bin ich auch von Liebe, lavendelblau begeistert und spreche ganz klar eine Leseempfehlung aus!



Titel Liebe, lavendelblau

Autor Hannah Juli

ISBN 978-3-548-06440-6

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 416 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Erscheinungsdatum 31. Mai 2021

Verlag Ullstein Taschenbuch Verlag

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Leben am Zentralfriedhof

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Augustin Rothmayer ist Totengräber am Wiener Zentralfriedhof, allerdings ein ganz besonderer, indem er sich eingehend mit dem Tod beschäftigt, Todesursachen und Verwesungsstufen untersucht, Leichen schon ...

Augustin Rothmayer ist Totengräber am Wiener Zentralfriedhof, allerdings ein ganz besonderer, indem er sich eingehend mit dem Tod beschäftigt, Todesursachen und Verwesungsstufen untersucht, Leichen schon in allen nur erdenklichen Formen gesehen hat und nun an einem Almanach für Totengräber schreibt. Der Tod ist schließlich Teil des Lebens, so einfach ist das für den kauzigen Mann mit erdverschmiertem Mantel und abgewetztem Schlapphut. Allerdings wird er im Oktober 1893 bei seiner sorgfältigen Arbeit vom jungen Inspektor Leopold von Herzfeldt gestört. Die Leiche von Johann Strauß‘ Bruder Bernhard wäre beinahe aus seinem Sarg gestohlen worden und im Prater wird eine tote Dienstmagd gefunden, brutal gepfählt. Kann Rothmayer wertvolle Hinweise zu den Verbrechen liefern?

Mit seinem unverwechselbaren und hervorragenden Schreibstil entführt uns Oliver Pötzsch diesmal ins alte Wien Ende des 19. Jahrhunderts, in eine Zeit der Pferdetramways und der Fiaker, trübe Gaslampen beleuchten noble Ringstraßenpalais, welche einen harschen Gegensatz bilden zu den tristen, stinkenden Fabriksvierteln, die noch vor der staubigen Ödnis des Zentralfriedhofs liegen. Die dargestellte Epoche ist geprägt von rasanten Entwicklungen mit Telefon und Automobil, Fotografie und Kino. Auch vor der Ermittlungsarbeit der Polizei macht der Fortschritt nicht Halt, Herzfeldt war Schüler bei Staatsanwalt und Untersuchungsrichter Gross in Graz und kommt mit Handbuch und Kriminalistikkoffer, Maßband und Kamera nach Wien. Voll Eifer und Scharfsinn geht er jedoch eher hochmütig an die Ermittlungsarbeiten heran und verschafft sich dadurch keine Freunde in der Hauptstadt. Seine jüdische Abstammung tut noch ihr Übriges…

Mit vielen wissenswerten Details beschreibt Pötzsch das Geschehen und erweckt alte Zeiten zu neuem Leben, eingestreute Satzteile im Dialekt und typische Ausdrücke verleihen dem Kriminalroman sein ganz spezielles Flair, wodurch der Leser ganz und gar eintaucht in diese fremdartige Welt. Grausame Morde und abergläubische Riten gegen Untote werden zu einem spannenden Kriminalroman verknüpft, anschaulich charakterisierte Figuren verleihen der Handlung Lebendigkeit und Realitätsnähe. Vom ersten bis zum letzten Kapitel blickt der Leser gebannt auf die Lebenden und die Toten, erlebt einen gekonnten Mix aus historischen Fakten und romanhafter Dichtung.

Wie immer, besticht Pötzsch durch ausgiebige, genaue Recherche und Authentizität, sodass auch mit dem Buch des Totengräbers wieder ein exzellentes Werk entstanden ist, welches ich – wie schon die Faustdilogie – nur wärmstens empfehlen kann.



Titel Das Buch des Totengräbers

Autor Oliver Pötzsch

ISBN 978-3-86493-166-6

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 448 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 31. Mai 2021

Verlag Ullstein Taschenbuch Verlag

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Zwischen den Cotswolds und New York

Muschelspiel
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Um ein drohendes Burn-out durch ihren stressigen Anwaltsjob noch rechtzeitig abzuwenden, gönnt sich Kira aus New York eine dreimonatige Auszeit im idyllischen südenglischen Castle Combe. Rasch wird ihr ...

Um ein drohendes Burn-out durch ihren stressigen Anwaltsjob noch rechtzeitig abzuwenden, gönnt sich Kira aus New York eine dreimonatige Auszeit im idyllischen südenglischen Castle Combe. Rasch wird ihr klar, dass auch ihr Privatleben gründlich überdacht gehört. Aber noch bevor sie richtig entspannen und die wunderschöne Landschaft der Cotswolds genießen kann, scheint ein Einbrecher am Dachboden herumzurumoren. Gut, dass direkt im Nachbarhäuschen der Schriftsteller Matt Vellacott wohnt, der ihr Unterschlupf bietet und sich schließlich noch mit Kira auf die Spuren der Vergangenheit der erst kürzlich verstorbenen Vorbesitzerin von Kiras Ferienunterkunft begibt.

Romantisch und mit viel Humor gespickt präsentiert sich dieser neue Roman von Margot S. Baumann. Die ehrgeizige und gewissenhafte Kira sowie der unter einem Pseudonym schreibende Autor mit dem verstrubbelten Haar bilden zwei sympathische Hauptfiguren, die die Geschichte mit wenigen - meist ebenso liebenswerten - Nebendarstellern, tragen. Während man zu Beginn meinen könnte, dass es sich hier um eine mittelmäßige Liebesgeschichte handelt, so wird man rasch eines Besseren belehrt. Der Leser erlebt Einblicke in die Geschichte der Umgebung, besucht interessante Schauplätze und taucht ganz unmittelbar in spannende Nachforschungen über vergangene Zeiten ein. Ein flüssiger Schreibstil und eine ansprechende Handlung tun ein Übriges, um dieses Buch rasch als kurzweilige Unterhaltung zu betrachten.

Eine klare Linie ohne Zeitsprünge und verwirrende Szenenwechsel führt von der ersten bis zur letzten Seite durch das Geschehen, dennoch - oder gerade deshalb - möchte man das „Muschelspiel“ gar nicht mehr aus der Hand legen, sondern ohne Pause mit Kira und Matt aufregende Wochen erleben.

Mir hat auch dieser Roman von Margot S. Baumann wieder sehr gut gefallen und angenehme Lesestunden beschert.



Titel Muschelspiel

Autor Margot S. Baumann

ISBN 978-2-496-70489-1

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 381 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Erscheinungsdatum 18. Mai 2021

Verlag Tinte und Feder

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