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Veröffentlicht am 18.01.2021

Ein Hörgenuss

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
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Dies ist der 8. Fall des Londoner Polizisten und Zauberlehrlings Peter Grant, dem ersten Zauberlehrling seit 50 Jahren und daher Mitglied der streng geheimen, sagenumwobenen Abteilung für magische Angelegenheiten. ...

Dies ist der 8. Fall des Londoner Polizisten und Zauberlehrlings Peter Grant, dem ersten Zauberlehrling seit 50 Jahren und daher Mitglied der streng geheimen, sagenumwobenen Abteilung für magische Angelegenheiten. Diese bestand bisher lediglich aus Peters Chef und Ausbilders Chief Inspector Thomas Nightingale, der mit seinen geschätzt 90 Jahren aussieht wie 40 und einen legendären Jaguar Mark II mit XK6-Motor fährt, der als Analogfahrzeug keine Interferenzen mit magischen Vestigia bekommt. Doch leider hat Peter inzwischen Fahrverbot und ist mittlerweile von Schottland Yard offiziell suspendiert, um als Undercoveragent in die SCC, die Serious Cybernetics Corporation als Sicherheitsmitarbeiter eingeschleust zu werden. Deren CEO Terrence Skinner ist ebenfalls eine Legende, nicht nur unter Nerds und befasst sich mit geheimen IT-Projekten. Obwohl er von seinen Mitarbeitern verehrt wird, hat er den Verdacht, dass sich ein Maulwurf unter ihnen befindet, den Peter aufspüren soll. Schottland Yard hatte Peter zuvor auf einen scheinbar einfachen Fall eines Einbruchs auf einem Jahrmarkt angesetzt. Dort wurde eine Lochband-Musikpartitur für eine Dampforgel gestohlen, die jedoch über mehr Klaviaturen verfügt, als die Orgel selbst und daher noch nie benutzt wurde. Eigentlich eine Lappalie, doch spürt Peter das Vestigium, dass ihn ahnen lässt, dass ernsthafte Schwierigkeiten bevorstehen. Tatsächlich führen die Spuren der Orgelerbauer zurück zu niemand Geringerem als den ersten Nerds Ada Lovelace und Charles Babbage.... Kann da wirklich ein Zusammenhang bestehen?

Netterweise muss man nicht alle 7 Vorgängerbände kennen, um in diesen einsteigen zu können. Die Personen entwickeln sich weiter, aber es beginnt ein absolut neuer Fall. Für Neulinge werden sogar im Booklet die Bewohner des Follys, des alten Herrenhauses, dass die Zauberer von London und ihr Personal und Labore beherbergt aufgeführt. Das finde ich super, hätte mir sogar tatsächlich schon bei der Lektüre des ersten Bandes „Die Flüsse von London“ sehr geholfen. Allerdings kommt hier wegen Peters Suspendierung das Folly eher am Rande vor. Daher lebt Peter aktuell bei seiner von ihm, mit Zwillingen schwangeren Freundin Beverly, ihres Zeichens Flussgöttin und Tochter der Themse. Beverly wird leider in dem Kurzpersonenverzeichnis nicht erwähnt, da sie ja keine Bewohnerin des Folly ist. Anfangs war ich sehr enttäuscht über die erwähnte Suspendierung und befürchtete, dass Peter nun wohl nie seine Lehrjahre würde beenden können, aber schon schnell stellte sich heraus, dass das nur Tarnung ist. Tja, die Story ist etwas technisch, wovon ich ungefähr so viel verstehe, wie von Magie. Deswegen hört sich für mich alles sehr schlau an. Terrence Skinner erinnert mich ganz schwer an Elon Musk und es würde mich ganz schwer wundern, wenn er den Autor nicht zu dieser Geschichte inspiriert hätte! Wie Ada Lovelace und Charles Babbage zeigen, ist diese Anspielung wohl kein Zufall.

Die bevorstehende Elternschaft von Peter und Beverly ist erdend, erheiternd und aufregend zugleich. Denn dass die Kinder über magische Fähigkeiten verfügen werden, ist bei weitem nicht gewiss und die Schwangerschaft schon ein ziemliches Wunder und dann auch noch Zwillinge!

Auf diese Reihe mit ihrem angepriesenen britischen Humor gepaart mit Magie und Krimi war ich ja schon sehr lange gespannt. Dann allerdings bei der Lektüre etwas enttäuscht, weil es mir zu langatmig war. Dietmar Wunder finde ich hier mit seiner sensationell angenehmen und ausdrucksstarken Stimme eine absolute Bereicherung. Selbst wenn ich nichts verstanden hätte, hätte mich die Stimme fürs Zuhören belohnt. Dass ich die Bände dazwischen nicht kenne hat mir nicht geschadet. Allerdings musste ich mich gegen des Tekkie-Themas und der Kürzungen schon deutlich beim Zuhören konzentrieren, denn das was als konzentrierte Essenz übrig geblieben ist, darf einem auf keinen Fall entgegen. Außerdem ist gerade der erste der vier Erzählteile in Rückblicken mit zwei Zeitebenen erzählt, die quasi die Vorgeschichte zu Peters neuem Einsatz erklären. Gerade beim Hören erfordern solche Zeit- und Perspektivsprünge echte Aufmerksamkeit.

Ich habe zuvor den Doppelband für Einsteiger begonnen „Die Flüsse von London & Schwarzer Mond über Soho“ und ich hatte das Gefühl, dass er unendlich sei und wenn man die fast 1000 Seiten betrachtet, ist er das fast auch. Die Kürzung des Hörbuches kam mir daher sehr entgegen. Lieber höre ich es zweimal, um alles mitzubekommen, weil bei Hören einem so manches Detail schon entgeht, als dass ich am Ende des Hörbuchs nicht mehr weiß, was am Anfang vorkam, weil es so lang ist. Das ist natürlich eine Geschmacksfrage.

Lobend möchte ich erwähnen, dass anders als bei der Buchvorlage, dieser Band als Hörbuch nicht von den Vorgängern abweicht, sondern sich wunderbar in die Sammlung im Hörbuchregal einreiht. Auch mich stört es ganz erheblich, wenn Bücher einer Reihe optisch im Regal nicht zusammen passen können, aus Willkür der Verlage. Beim Hörbuch ist alles wie gehabt!

Als Hörbuch werde ich dieser etwas abgedrehten Reihe wohl gerne weiter folgen.

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Veröffentlicht am 25.12.2020

Tödliche Feiertage am Lago d'Orta

Isola Mortale
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Dezember im Piemont am Lago d'Orta, es ist draußen ungemütlich, drinnen im Haus am See von Ex-Kriminalreporter Simon Strasser prasselt ein wärmendes Feuer, während er auf die Ankunft seiner Freundin Louisa ...

Dezember im Piemont am Lago d'Orta, es ist draußen ungemütlich, drinnen im Haus am See von Ex-Kriminalreporter Simon Strasser prasselt ein wärmendes Feuer, während er auf die Ankunft seiner Freundin Louisa aus Frankfurt wartet. Doch kaum ist diese da, ruft morgens Commissaria Carla Moretti an. Aus dem See wurde die Leiche einer jungen, schönen, deutschen Novizin geborgen, die anscheinend mit einem Ruderboot gekentert ist. Was zog die deutsche Novizin in ein Schweigekloster auf der Isola San Giulio? War es wirklich ein Unfall, oder haben ihre Nachforschungen zum Verbleib ihrer vor 8 Jahren verschwunden Mutter jemanden missfallen? Haben etwa die Ordensschwestern etwas damit zu tun, oder doch eher der ehemalige Arbeitgeber der Mutter, der mittlerweile auch ein Feriendomizil am See hat? Die Commissaria scheint sich schnell auf ihn festlegen zu wollen, doch eine mächtige Familie am See, kreuzt immer wieder Simons Weg.

Simon Strasser ist nicht einfach ein gewöhnlicher deutscher Journalist, den la Dolce Vita reizt. Tatsächlich ist er Halbitaliener, dank seiner Mutter. Allerdings hat er keinen wirklichen Kontakt zu seiner italienischen Verwandtschaft, die sein Vater wohl immer ablehnte. Seinen deutschen Akzent wird er daher wohl nicht mehr los, aber dafür ist er inzwischen als Dolmetscher zugelassen. Aus diesem mehr oder weniger sinnigen Grund, wird er von der leitenden Ermittlerin nun auch zum Tatort gerufen, obwohl ihr seine ermittlerischen Alleingänge in der Vergangenheit extrem missfallen haben. Diese halten sich aber wohltuend in Grenzen, so achtet er meistens das Gesetz, trägt nicht stets einen Bund Dietriche mit sich herum und ist schon gar nicht bewaffnet. Eigentlich ein ganz ruhiger Zeitgenosse, den aber so einiges ins Grübeln bringt und den die Neugier antreibt, aber nicht ohne nebenbei das Leben zu genießen.

Sehr gut hat mir das Lokalkolorit des Lago d'Orta gefallen, der touristisch noch nicht so überlaufen ist, aber an dem dennoch viele der Häuser am See im Winter leer stehen, da es sich um Sommerresidenzen handelt. Im Winter kommt die Schönheit der Gegend vielleicht nicht zur optimalen Entfaltung, aber ich finde es besonders reizvoll, mal darüber nachzudenken, wie es in den liebsten Urlaubsorten jenseits der Saison wohl aussieht und was vom Tourismus übrig bleibt.

Tetje Mierendorf kannte ich bislang nur als Sprecher einer Kinderhörbuchreihe und so war ich auf ihn als Krimierzähler gespannt. Er hat eine sehr angenehme Stimme und eine ruhige Erzählweise gewählt, die sehr gut zu diesem atmosphärischen Krimi passt, in dem auch immer die Gegend, das Essen und die Getränke thematisiert werden. Teilweise kritisch, weil Stieftochter Nicola inzwischen Vegetarierin ist, und teilweise ökologisch in Form sich übermäßig ausbreitender Krebseindringlinge im See, teilweise in Verbindung mit lokalen Feiertagstraditionen. Da passt die nachdenklich, zurückgenommene Art des Sprechers sehr gut. Dieser Krimi kommt ohne Spurensuchen-High-Tech aus und konzentriert sich auf Gedanken, Überlegungen und Beobachtungen. Ein Fall, der sich in Ruhe entwickeln kann mit Persönlichkeiten, deren Nuancen durchblitzen, sich aber nicht plump offenbaren und ohne Hektik. Zwischenzeitlich kommt zwar eine Person in Gefahr und das Tempo wird deutlich gesteigert, aber nach der Auflösung fällt das Tempo wieder ab, da die Lösung nicht zum Greifen nahe ist. Anders zum Finale hin, in dem Tetje Mierendorf deutlich drängender wird, bis der Journalist sich ins Gedächtnis ruft, das seine Stärke in der Ruhe liegt. Diese Ruhe strahlt der ganze Fall aus und vermittelt dem Zuhörer stets, dass alles gut werden wird und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende. Tatsächlich wird zum Schluss auch alles aufgelöst, ohne Hektik und mit dem Ausblick auf bevorstehende kommende gute Tage. Anders als Donna Leon prangert Giulia Conti nicht ein korruptes System in Italien per se an, in der Gewissheit, dass auch wenn ein Schlangennest ausgehoben wurde, die nächsten nur auf ihren Aufstieg warten. Es ist ein persönliches Einzelschicksal und so endet der Fall tatsächlich ohne düstere Vorahnung. Das finde ich für einen Feiertagskrimi, der auch Silvester einschließt, gerade aktuell sehr beruhigend.

Eine unterhaltsame und streckenweise sehr spannende Reise in das von Corona besonders erschütterte Piemont, insgesamt aber eher ein Cosy Crime Krimi, die ich durchaus sehr schätze.

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Veröffentlicht am 20.12.2020

Spannender Umweltkrimi!

Die Klima-Checker: Tiere in Not
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Malin, Trixie und Einstein sind die besten Freunde und haben sich dem Klimaschutz verschrieben, denn seit ihrer ersten Klimaschutzdemo ist ihnen klar, dass man nicht zu klein ist, um sich für den Erhalt ...

Malin, Trixie und Einstein sind die besten Freunde und haben sich dem Klimaschutz verschrieben, denn seit ihrer ersten Klimaschutzdemo ist ihnen klar, dass man nicht zu klein ist, um sich für den Erhalt der Natur und Zukunftsperspektiven einzusetzen. Als Malin einen völlig abgemagerten Igel im Januar im Garten sieht, schlägt sie sofort Alarm und Einstein kommt sofort mit Trockenfutter zu Hilfe. Doch um auf Nummer sicher zu gehen, ruft Malin noch schnell bei Umweltschützerin Luise an, der Inhaberin der Baumschule mit Biocafé. Diese pflichtet Einstein bei, doch hat sie schlechte Neuigkeiten für ihre jungen Freunde. Sie hatte ihre Baumschule und Café an die Stadt verkauft, mit dem Versprechen, dass diese weiterbetrieben werden sollen, wie bisher, wenn sie sich zur Ruhe setzt. Doch der größte Bauunternehmer der Stadt will das Gelände nun kaufen und ein Einkaufszentrum dorthin bauen. Die grüne Lunge des Ortes ist damit in Gefahr, die Abkühlung und Sauerstoff an heißen Sommertagen bietet! Außerdem ist sie Zuflucht und Heimat für viele Tierarten.

Die drei Klima Checker werden direkt zu Beginn mit Bild und kurzem Text persönlich vorgestellt. Wie alt sie jeweils sind, wird nicht genannt, wahrscheinlich damit sich auch noch ältere Kinder angesprochen fühlen. Auch Malins Teenager-Schwester Ida, die jeden kennt und mit den Auswüchsen der Pubertät kämpft, wird einfach nur als Teenager, also sehr vage bezeichnet. So ist das Identifikationspotenzial für die Leser allerdings auch größer. Dabei hilft es auch, dass die Klima-Checker trotz ihres Engagements auch ihre Smartphones benutzen, z.B. zum Fakten-Check. Allerdings sind sie auch gerne bereit zuzugeben, dass sie nicht alles alleine können, sondern nehmen bereitwillig Hilfe an. Egal, ob von der älteren Schwester Ida, oder von Erwachsenen. Denn alles bekommen Kinder dann doch nicht alleine hin, manchmal wäre es ansonsten auch einfach zu gefährlich. Sehr schön ist nämlich, dass die drei Freunde zeigen, was Kinder tatsächlich tun können, um sich zu engagieren. Ihre Kriminalfälle sind tatsächlich in diesem Umfang lösbar.
Hinsichtlich der Problematik des Grundstücksverkaufs habe ich hier als Juristin definitiv Einwände, aber wenn man das tatsächliche Zeitmoment im Immobilienkaufrecht und dessen Feinheiten in einen Krimi einbauen würde, wäre das für Kinder viel zu langwierig und langweilig und der Klimawandel nicht mehr zu stoppen. In der Realität laufen solche Kaufverträge niemals ohne Notare ab, die erst einmal Vertragsentwürfe aufstellen und zur Prüfung versenden. In diesen Verträgen werden dann auch entsprechende „Versprechen“ aufgenommen, wie die Auflage, dass sich die Gemeinde verpflichtet Café und Baumschule weiterhin für mindestens XY Jahre weiter zu betreiben oder eine Rücküberlassungsklausel, falls besonders wichtige Vertragsbedingungen nicht eingehalten werden. Menschen wie Luise können sich also auch juristisch absichern und müssen nicht auf schöne Worte vertrauen. Allerdings fallen mir durchaus noch weitere begangene Straftaten ein, derer sich der Bösewicht hier schuldig gemacht hat. Dabei finde ich die Darstellung von Korruption und Klüngel sehr realistisch und ein wenig wurde ich hier bei den Ermittlungen an die skandalträchtige Ibiza-Affäre aus Wien erinnert. Doch Korruption beginnt im Kleinen und somit auch schon in den Kleinstädten und betrifft somit uns alle. Denn leider werden allzu oft kurzfristige finanzielle Interessen den längerfristigen Klimainteressen geopfert, sofern sich ihnen niemand mutig entgegenstellt. Auch wenn dieses Abenteuer realistisch ist, ist es doch nicht langweilig, was auch daran liegt, dass die Autorin nicht nur auf ein Problem fixiert ist, sondern nebenbei noch die alltäglichen Sorgen und Nöten der Zielgruppe ins Spiel bringt, wie Trixies Kummer, wegen der Trennung ihrer Eltern und die Komplikationen in Patchworkfamilien. Das macht die ganze Geschichte gleich viel lebendiger und erhöht den Lesespaß. Die Klima-Checker Helden bekommen so Substanz und Charakter, wie dies auch die immer wieder kurz eingeschobenen Besonderheiten ihrer Herkunft schaffen. Denn diese Truppe ist ganz schön multi-kulti und findet es absolut selbstverständlich.

Super finden wir, dass wir nun beruhigter sind „unseren“ Igel richtig zu füttern, denn er teilt sich das Trockenfutter mit unserer Katze. Übrigens gilt für beide, dass sie auf jeden Fall feinkörnigeres Trockenfutter lieber mögen als Kringelformen oder lustige Katzenformen. Futterperlen können sie einfach besser zermalmen.

Empfohlen wird die Klima Checker Reihe ab 8 Jahren. Das empfinden wir als inhaltlich absolut zutreffend, allerdings nicht das Druckbild. Das ist relativ eng, dünn gedruckt und mit ziemlich kleinen Lettern. Für Kinder, die noch nicht so gut lesen können ist es wirklich anstrengend. Dabei geht dieses Thema alle Kinder an, egal wie gut sie lesen können, daher fänden wir es gut, wenn das Druckbild augenfreundlicher wäre, mit größeren Zeilenabständen, dickeren und größeren Schrifttypen.

Die Illustrationen stammen von minkadu Kommunikationsdesign und lockern die Geschichte auf. Für die Zielgruppe ab 8 Jahren wären aber noch mehr Illustrationen wünschenswert, allerdings kann man dieses Abenteuer auch noch gut mit 11/12 Jahren lesen und dann brauchen Kinder meistens nicht mehr so viele Bilder, auch wenn sie sie noch immer lieben.

Übrigens endet das Buch nicht einfach mit einem Happy End oder einem Ausblick auf mögliche kommende Aktionen. Nein, es gibt zum Schluss noch viele hilfreiche Anregungen, wie Kinder sich selbst einbringen und im Umweltschutz engagieren können und außerdem einen Fakten-Check und ein Interview mit einer Nabu-Mitarbeiterin. Das finde ich als Idee ganz super, allerdings verstehe ich nicht, warum hier das Druckbild noch kleiner wird. Für uns ist das ein ganz erhebliches Manko und führt zum Punkteabzug auf vier von fünf Sternen, für dieses ansonsten absolut empfehlenswerten Buch.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Worauf es Weihnachten ankommt!

Das Wunder von R.
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Weil es in ihrer Heimat für illegal erklärt wurde, dass Kinder zwei Mamas oder Papas haben, packt Familie Greco-Aiden ihre bescheidenen Habseligkeiten und verlässt das Land um in R. von vorn anzufangen. ...

Weil es in ihrer Heimat für illegal erklärt wurde, dass Kinder zwei Mamas oder Papas haben, packt Familie Greco-Aiden ihre bescheidenen Habseligkeiten und verlässt das Land um in R. von vorn anzufangen. Der Ort R. ist dafür bekannt, dass dort nie etwas schlimmes passiert, einfach weil hier nie etwas passiert! So soll es auch bleiben, deswegen ist man allem Fremden und Neuen gegenüber erst einmal skeptisch. Für die Kinder Manuel, Camila und Shonda ist das befremdlich, aber daher freuen sie sich umso mehr, dass Olivia, die sie am Bahnhof nett begrüßte, auch im Café anstrahlt und von den Walkie-Talkies der hiesigen Kinder erzählt. So etwas hätten sie auch gerne und schreiben daher noch schnell an den Weihnachtsmann. Doch die Weihnachtsfrau schreibt ihnen zurück und erbittet ihre Hilfe für den 24.12. früh morgens, damit sie noch schnell mit 10 seiner Elfen, die Geschenke für alle Kinder in R. einpacken können... Das Unglaubliche geschieht, doch die Nachbarn sehen diese Veränderung mit Sorge und rufen gleich die Polizei!

Oh je, die Familie Greco-Aiden hat es nicht leicht, ständig stoßen sie mit ihrer offenen und freundlichen Art an die Grenzen der Borniertheit ihrer Mitmenschen. In R. passiert nie etwas Schlimmes, aber offensichtlich auch nichts so richtig Schönes. Alle scheinen irgendwie Angst vor Veränderung und anderen Menschen zu haben und schließen dabei das Leben quasi aus. Diese Neuankömmlinge sorgen da für frischen Wind, aber den finden nur die Kinder gut! Schaffen die Kinder es sich durchzusetzen? Empfohlen wird dieses Weihnachtsmärchen für Kinder von 8 – 10 Jahren. Meine 11 jährige Jüngste hat mitgelesen, stutzte aber gleich zu Beginn: was heißt das, sie mussten fliehen, weil sie illegal sind? Das mussten wir erst einmal erklären und diskutieren. Die Vorstellung, dass Menschen illegal sein könnten, fand sie einfach absurd! Aber diese Stadt R. war für die junge Rheinländerin sehr befremdlich. Kein nettes Wort zu den Nachbarn? Kein Lächeln, wenn man sich trifft? Welch traurige Vorstellung! Wie zauberhaft ist gerade in solch einer Umgebung die Post vom Nordpol mit dem angekündigten Besuch der Helferelfen! Natürlich wollen die Kinder dabei mitmachen, wobei Manuel als Ältester erst einmal Vorbehalte hat. Tja, wenn man älter wird, sieht man wohl mal gerne Probleme, wo keine sind.

Auf sehr poetische und märchenhafte Weise werden hier Kinder ermutigt, auch mal neue Wege zu gehen. Auf Fremdes und Unbekanntes zuzugehen, zu lächeln und nicht immer das Schlimmste zu erwarten. Es muss nicht alles vorausgeplant sein. Die schönsten Momente im Leben sind oft ganz spontan und ungeplant. Man muss Freude und Überraschungen auch zulassen können und menschliche Nähe willkommen heißen. Das sollten wir gerade jetzt nicht vergessen, wo wir doch lernen sollen mit mehr sozialer Distanz zu leben. Dabei sollte man sich aber nicht angewöhnen Barrieren zwischen sich und seinen Mitmenschen zu errichten, sondern neugierig und offen bleiben. So kann Weihnachten das schönste Fest der Freude und der Freundschaft werden und jeder Tag ein Tag voller neuer, wunderbarer Möglichkeiten.

Es ist eher eine märchenhafte Parabel, da es recht kurz ist und so für mich einige Fragen blieben. Wieso hat Dominique sofort Arbeit? Sucht Isabell keine Arbeit? Sie leben sehr bescheiden, liegt das daran, dass sie geflohen sind, oder weil nur eine von beiden arbeitet? Wenn alle Angst vor Fremden haben, wie lernen sich dann die Ehepaare überhaupt kennen, wenn man doch immer nur innerhalb seiner Familie bleibt? Aber das sind so typische Erwachsenenfragen, meine Tochter hat sich darüber nicht gewundert, dass sie zu fünft in einem Zimmer schlafen. Allerdings beschäftigte sie die Frage nach dem Vater der Kinder bzw. den Vätern der Kinder. Haben sie denn keinen Kontakt zum Vater? Vermisst er sie nicht furchtbar an Weihnachten, wenn sie dann weg sind? Na ja, zwei Frauen können ja schlecht Kinder bekommen, vielleicht kommen sie ja von der Samenbank? Oh je, da musste ich dann wieder erklären. Klar, Regenbogenfamilien oder gleichgeschlechtliche Paare hatten wir in der letzten Zeit öfter in der Literatur und im wahren Leben hat sie sie schon im Kindergarten und der eigenen Großfamilie erlebt, aber da weiß sie wie das mit Vater und Mutter war, da kennt sie die Dazugehörigkeit. Denn dazuzugehören, das ist für Kinder ganz wichtig und das merkt man auch daran, wie sie sich freuen, dass Olivia auf sie zugeht. Ach ja, schickt die Weihnachtsfrau in größere Städte mehr Elfen, die helfen und helfen dann gleich mehrere Familien? Haben die Elfen immer Namen mit dem Anfangsbuchstaben der Stadt in der sie helfen?

Die Illustrationen sind wunderbar freundlich und herrlich leuchtend farbig, mit einer starken Intensität. Die meisten von ihnen sind geradezu plakativ ein- bis doppelseitig. Zu Beginn und Ende eines jeden Kapitels zieren noch dreifarbige Vignetten die Seiten. Das macht gleich mehr Freude beim Lesen, das durch ein angenehm großes Schriftbild auch nicht so anstrengend für junge Leser ist.

Mit sanftem Druck und gemeinsamem Tricksen schaffen es die Kinder, dass nach all dieser Aufregung doch noch ein wunderschönes gemeinsames Fest gefeiert wird. Ziele kann man auch mit Hartnäckigkeit und Freundlichkeit erreichen, wenn man sich gemeinsam für eine Sache stark macht. Aggressionen sind oft nur hinderlich, Offenheit und Freundlichkeit, viel stärker. Manchmal merken Kinder viel schneller, worauf es wirklich ankommt.


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Veröffentlicht am 23.11.2020

Vielfältig, gesund und lecker!

Gefüllte Kartoffeln - neue Lieblingsgerichte: einfach, überraschend, köstlich. Pimp your potato - so wird die Sättigungsbeilage zum Hauptgericht
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Klappentext: Feines aus dem Ofen. Köstliche Gerichte, einfach zu machen und perfekt für Gäste. Ein Familiengerechtes Rezeptbuch für neue Kartoffelideen. Sie legen sich nur die schönsten Kartoffeln und ...

Klappentext: Feines aus dem Ofen. Köstliche Gerichte, einfach zu machen und perfekt für Gäste. Ein Familiengerechtes Rezeptbuch für neue Kartoffelideen. Sie legen sich nur die schönsten Kartoffeln und Süßkartoffeln zurecht, schneiden sie auf und füllen sie mit herrlichen Zutaten: Käse, Speck, Fleisch, Fisch, Gemüse, Gewürzte, Kräuter, ein bisschen Öl. Dann wird überbacken und dabei entstehen die wunderbarsten Aromen. Ein Genuss für große und kleine Feinschmecker.

Also, Kartoffeln sind toll. Sie sind nahrhaft, glutenfrei, sowohl Getreide als auch Gemüse, sie sind nachhaltig und regional, man kann sie selbst zu Hause anbauen..... Es gibt viele tolle Gründe für Kartoffeln auf dem heimischen Tisch, und dennoch habe ich meistens ein Kind, das meckert und zwar das, mit der Freundin, die glutenfrei essen muss. Salzkartoffeln will sie nicht, Reibekuchen auch nicht mehr, Bratkartoffeln brauchen bisweilen zu lange und immer nur Püree will sie auch nicht und ich nicht nur Pommes oder Kartoffelscheiben aus dem Ofen! Was nun? Da lachte mich dieser Titel an. Baked Potatoes liebe ich als Pub Food, aber ich weiß ja nicht so genau, wie lange sie in den Ofen sollen und überhaupt, mag dann wieder ein Kind keine Baked Beans.... Also, hier findet man alles Mögliche was man prima zu Ofenkartoffeln kombinieren kann. Man kann auch die Mengen reduzieren und einfach Kartoffeln mit verschiedenen Füllungen machen, dann kommt jeder auf seinen Geschmack und es ist auch super Party Food, da variabel und auch vegan und vegetarisch möglich... Allerdings mache ich es mit verschiedenen Toppings. Der Gedanke, dass ich die Hälfte der Kartoffel aushöhle und die Autorin mir dann nicht verrät, was ich mit dem Inneren der Kartoffel anfange, hat mir nicht so behagt. Also habe ich mir das Aushöhlen gespart und einfach die Füllung als Topping auf die aufgeschnittenen Kartoffeln geklatscht. Geht ziemlich schnell und lässt sich super vorbereiten, man muss nur die lange Garzeit im Backofen mit einrechnen, aber diese ist deutlich im Rezept angezeigt.

Leider verrät die Autorin nicht, wie groß die Kartoffeln in etwa sein sollen. Ich habe das einfach so nach Gefühl gemacht und entsprechend viele Kartoffeln genommen. Der französische Originaltitel verrät allerdings, dass es sich um große Kartoffeln handeln muss, entsprechend der englichen Baked Potatoes. Es werden Kartoffelsorten genannt, aber leider nicht, ob es sich um mehligkochende, vorwiegend festkochende oder festkochende Sorten handelt. Hier müsste man wohl im Internet recherchieren. Je nach Kartoffelgröße eignen sie sich prima auch als leckere Beilage. Auch etwas schade finde ich, dass die Rezepte nicht als vegan oder vegetarisch gekennzeichnet sind, sofern sie es sind. Manche Kochbücher versehen hierzu das Rezeptregister mit kleinen Symbolen. Dafür gibt es aber noch vor dem Rezeptverzeichnis am Ende, das in Kartoffeln und Süßkartoffelrezepte unterteilt ist, noch eine nach Rezepten aufgegliederte Einkaufsliste. Öl, Salz und Pfeffer werden als vorhanden vorausgesetzt. Die Mengenangaben beziehen sich auf die geputzten Zutaten. Die Rezepte sind jeweils für 4 Personen ausgelegt und sowohl die Vorbereitungszeit, als auch die Garzeit sind zutreffend angegeben.

Übrigens: alle Familienmitglieder lieben die Backofenkartoffeln, leider nicht unbedingt mit dem gleichen Topping, aber die sind nur wirklich nicht kompliziert und es gibt reichlich unterschiedliche Rezepte, da findet jeder was, was ihn glücklich macht. Durch die vielen verschiedenen Kombinationen ist das Risiko auch nicht so groß, dass die Familie dieses Essen schnell schon wieder leid ist. Dabei sind einige Rezepte durchaus auch raffiniert und aufwendig, andere allerdings absolut alltagstauglich. Sehr gut geeignet für Menschen im Homeoffice, die das Essen morgens vorbereiten können, oder in einer Arbeitspause und dann etwas über eine Stunde in den Backofen stellen können. Es geht aber auch mit Timer.

Autorin Séverine Augé und Fotografin Delphine Amar-Constantini dürften Landsleute des großen französischen Starkochs Alain Ducasse sein, der Kartoffeln prinzipiell nur im Backofen zubereitet, damit die guten Inhaltsstoffe nicht im Kochwasser verloren gehen. Anders als dessen Rezepte, kann man diese hier aber auch gut ohne ein Heer von fleißigen Küchenhelfern selbst umsetzen und sie gelingen und schmecken! Was will man mehr? Ach ja, schöne Fotos die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen und eine gut verständliche Anleitung. Alles gegeben. Ein prima Kochbuch für die ganze Familie und auch für Partys. Stressfrei, lecker, nahrhaft, fettarm, glutenfrei, wirklich zu empfehlen.

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