Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2021

Der Mafiajäger gibt nicht auf!

Der Tintenfischer
0

Teil 2 Der Reihe, Commissario Morello ermittelt in Venedig: Der erste Corona-Lockdown Venedigs steht unmittelbar vor seinem Ende am 18. Mai 2020. Die Lagunenstadt scheint ihm entgegenzufiebern und auch ...

Teil 2 Der Reihe, Commissario Morello ermittelt in Venedig: Der erste Corona-Lockdown Venedigs steht unmittelbar vor seinem Ende am 18. Mai 2020. Die Lagunenstadt scheint ihm entgegenzufiebern und auch auch der gegen seinen Willen von Sizilien nach Venedig versetzte Commissario Morello und seine Kollegin Anna Klotze werden nachsichtiger. Dabei sitzt ihnen der Questore im Nacken, der erwartet, die sie zur Mehrung seines Ruhmes die sich ausbreitende Coronakriminalität bei der allein lebende, vermögende ältere Herrschaften um ihr Hab und Gut gebracht werden, zur Strecke bringen. Sie scheinen auf der Stelle zu treten, als sie beobachten, wie ein junger Nigerianer versucht sich mit einem Sprung in einen Kanal das Leben zu nehmen. Anna rettet ihn, mit einem beherzten Sprung in die Fluten und fühlt sich seither für David Ekeles Schicksal verantwortlich. Als er erzählt, warum er sich mit Anfang Zwanzig das Leben nehmen wollte, ist Anna entschlossen ihm zu helfen und Morello ist ganz in seinem Element. David berichtet von Verflechtungen der nigerianischen organisierten Kriminalität mit der Cosa Nostra, der Mafia, der Ölkonzerne und staatlicher Korruption, von Menschelhandel und seiner Ankunft in Sizilien. Obwohl die Killer in Sizilien nur auf seine Rückkehr warten, brechen Morello und Anna entschlossen mit einem Segelboot auf, um Davids Freundin aus den Fängen der Cosa Nostra zu befreien.

Dieser Krimi ist hart und fesselnd und unglaublich aktuell. Er räumt mit romantischen Mafia-Fantasien durch Francis Ford Coppolas Paten-Filmepos auf und blickt ernüchternd auf die internationalen Verquickungen aus Politik, Wirtschaft und organisierter Kriminalität (OK). Ganz klar sind die Autoren entschiedene Gegner von Silvio Berlusconi und Matteo Salvini, die es mit ihren Parteien nach Streitereien um die Verwendung der europäischen Coronaaufbauhilfen, wieder vorübergehend an die Macht geschafft haben. Bei aller Düsternis im Hinblick auf die politische und kriminelle Zukunft des Inselparadieses im Süden, musste ich aber auch laut lachen, als ich hörte, wie Marellos Freundin ihm die Vorzüge veganer Kosmetik erläuterte. Sicherlich gibt es kaum etwas, was einen leidenschaftlichen Mafiajäger weniger interessiert! Ja, Venedig ist traumhaft, aber die Fremdenfeindlichkeit und Betrugsmaschen dort, sind kein Vergleich zu der ständigen Bedrohung in Sizilien. Morellos ganzes Streben dient seiner Rückkehr auf die geliebte Insel und dem Schaden der Mafia. Wenn man ihm lauscht, kann man seine Wut und Verzweiflung ob der Machtlosigkeit fast schon spüren. Wenn es den Autoren gelang, diese Zusammenhänge aufzudecken, sind sie eigentlich ein offenes Geheimnis (wenn auch sehr gut recherchiert), warum lässt man es dann zu? Warum schreitet nicht die EU ein, wenn offen zu Tage tritt, welche Schweinereien da laufen? Die Cosa Nostra versucht ihre Struktur zu wandeln und zu legalisieren, ein feines Deckmäntelchen über ihre Waffenarsenale, den Drogen- und Menschenhandel auszubreiten. Die, die es verhindern könnten, lassen es geschehen, ja sie verdienen daran sogar noch mit. Traumhafte Landschaft mit verdorbenen Kern, da kommt sogar Morello ins Grübeln, ob Venedig nicht doch eine neue Heimat für ihn werden könnte.

Es ist der zweite Fall der Reihe, den ersten kenne ich nicht. Doch enthält die Hülle ein Personenverzeichnis, das wirklich hilfreich für den Einstieg und gerade für Zuhörer ist. Der erste Fall hieß „Der freie Hund“ nach Morellos sizilianischen Spitznamen, aber der Tintenfischer? Auch dieser Titel wird im Laufe der Jagd erklärt, mit einer wirklich atmosphärischen Episode, die die Bedrohung vergessen lässt, in Erinnerungen schwelgt und Sizilien feiert.

Neben der wirklich packenden Jagd auf die Hintermänner der Cosa Nostra hat mich die Stimme von Dietmar Wunder (der deutschen Synchronstimme von Daniel Craig, Adam Sandler, Sam Rockwell, Rob Lowe und vielen anderen) gefesselt. Abwechslungsreich und entschlossen klingt er, man traut ihm die Gnadenlosigkeit und Entschlossenheit der Jagd ebenso zu, wie seine Liebe für gutes Essen, schöne Frauen und seine Heimat.

Das Autorenteam versteht das Genre. So sind Wolfgang Schorlaus „Dengler“-Krimis nicht nur als Verfilmung im ZDF erfolgreich. Claudio Caiolo wurde in Sizilien geboren und in Venedig zum Schauspieler ausgebildet. Erfahrungen mit der Mafia machte er bereits in jungen Jahren. Romantischen Verklärungen der Clanstrukturen durch Mario Putzo und Francis Ford Coppola hat er mit dieser Reihe auch den Kampf angesagt. Da dies nun schon das zweite Hörbuch in kurzer Zeit ist, in dem es um das Problem der Organisierten Kriminalität geht, große Mengen Schwarzgeld zu legalisieren, scheint dies aktuell besonders brennend zu sein. Für mich absolut faszinierend! Nun will ich aber auch unbedingt wissen, was zuvor geschah und was noch passieren wird, da sich ganz zum Schluss eine verblüffende Wendung abzeichnet.

Ich habe eine neue Lieblingskrimireihe für mich entdeckt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2021

Gemeinsam stark und unschlagbar!

Bazilla - Feen-Internat in Gefahr
0

Langsam lebt sich Bazilla in ihrem Feeninternat ein, was vor allem an ihrem Flederhamster Elvis und ihrer Feenfreundin Molly liegt. Doch auch die anderen Mitschüler mag sie fast alle, wenn da nicht so ...

Langsam lebt sich Bazilla in ihrem Feeninternat ein, was vor allem an ihrem Flederhamster Elvis und ihrer Feenfreundin Molly liegt. Doch auch die anderen Mitschüler mag sie fast alle, wenn da nicht so feenmäßig doofe Fächer wie Tanzen wären! Alle reden nur noch über tüllige Ballkleider in widerlichem Pastell. Ständig haben sie Tanzunterricht, bei dem sie Gero auf die Füße tritt, was dieser geduldig erträgt. Die Sorge vor dem großen Feenball stellt sich bald jedoch schon als banal im Vergleich zu dem heraus, was ihnen nun droht. Die Schutzgestalten, die die Menschen aus dem Park um das Internat fernhielten haben diesen verlassen, weil die Menschen nicht mehr an Fabelwesen glauben. Nun haben Stadtentwickler das herrliche Grundstück entdeckt und beginnen mit dem Abholzen! Wie kann das jetzt noch verhindert werden? Vor Feen haben Menschen sicherlich keine Angst, aber Bazilla kommt da eine Ideen, als sie an Burg Morchelfels, ihre Vampirfamilie und die übrigen schaurigen Burgbewohner denkt!

Bazilla ist sich treu geblieben. Sie kann mit diesem ganzen kitschigen Firlefanz rund um die Ballplanung nichts anfangen und staunt nur über ihre Freunde. Ganz sicher wird sie kein derart albernes Kleid anziehen, sondern weiterhin Latzhose tragen! Allerdings merkt sie schon, wie gut ihr die Freundschaft und Gemeinschaft in der Schule tun. Die Vorstellung, dass die Schule geschlossen werden könnte und sie Molly und die anderen nie würde wiedersehen können, ist ihr unerträglich. So schmiedet sie einen abenteuerlichen Plan, der die Schule und alles was dort Alltag ist, auf den Kopf stellt. Es kommt zur schier unglaublichen Verbindung von Feen und Vampiren, denn nur gemeinsam können sie den Menschen entgegentreten. Die Menschen erweisen sich allerdings als ausgesprochen abgebrüht und nicht so leicht zu vergraulen. Das ist extrem frustrierend für diejenigen, auf denen alle Hoffnungen ruhten, dafür aber umso amüsanter für die jungen Leserinnen. Dabei ist die Geschichte so originell, auch sprachlich mit ihren fee-rückten Sprachkreationen, dass auch meine Große mit 14 Jahren unbedingt bei diesem fantastischen Abenteuer, dass gängige Klischees und Denkmuster in Frage stellt mitlesen wollte, trotz der Altersempfehlung ab 8 Jahren. Ein größeres Kompliment ist von Mangagirl nicht möglich, als beim Anblick des Buches laut aufzujuchzen und eine gemeinsame Leserunden vorzuschlagen.
Bazilla passt nicht so recht in die Feenwelt, aber auch nicht in die der Vampiren. Eigentlich passt sie nirgendwohin, aber dennoch geht sie ihren Weg, macht das Beste daraus und lässt sich nicht nur nicht unterkriegen, nein sie hat dabei sogar noch Spaß. Wenn das kein Thema ist, mit dem Teenager sich identifizieren können! Auch sehr schön finden wir, wie die Not und Bedrohung des Internats hier zwei Gruppen zusammenbringt, die eigentlich nicht recht zusammenpassen, auch schon durch ihren entgegengesetzten Alltag. Wobei, immerhin sind Vampire genau dann wach, wenn die Feen schlafen und umgekehrt. Ergänzt sich doch prima, so kann immer jemanden die Feinde im Blick behalten. So werden Vorurteile vor Unbekanntem abgebaut und sie müssen feststellen, dass es gemeinsam einfach besser geht. Oft muss man das Undenkbare einfach nur wagen und wird von dem Ergebnis meistens positiv überrascht werden!

Die Illustrationen von Angela Gstalter sind einfach zauberhaft. Fröhlich und witzig untermalen und begleiten sie die Geschichte, ohne je kitschig zu werden. Dabei beginnt jedes Kapitel mit einer süßen Elvis-Vignette und einer lustigen Überschrift. Elvis ist uns besonders ans Herz gewachsen und dieses Mal fällt ihm auch eine besondere Rolle zu.

Das Lesebändchen ist super praktisch auch wenn man am liebsten nonstop lesen möchte. Durch den augenfreundlichen Zeilenabstand und die angenehme Schriftgröße sollte dem in den Sommerferien auch nichts entgegenstehen. Ein spannendes und witziges Abenteuer, abseits der gängigen Klischees erwartet die jungen Leserinnen. Wenn sie dann am Ende traurig sind, dass es schon wieder vorbei ist, können sie sich mit einem Rätsel und Elvis Lieblings Rote-Beet-Schokoladenkuchen trösten! Das Rezept werden wir unbedingt ausprobieren!

Eine ganz klare Leseempfehlung von uns dreien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.06.2021

Rupert, immer für eine Überraschung gut!

Rupert undercover. Ostfriesische Jagd
0

Ann Kathrin Klaasen und Weller sitzt der Schreck von Ruperts Undercover Einsatz noch in den Knochen und sind wohl selbst noch erstaunt über sich selbst, wie sehr ihnen dieser Macho mit bisweilen begrenzten ...

Ann Kathrin Klaasen und Weller sitzt der Schreck von Ruperts Undercover Einsatz noch in den Knochen und sind wohl selbst noch erstaunt über sich selbst, wie sehr ihnen dieser Macho mit bisweilen begrenzten Möglichkeiten am Herzen liegt. Doch sie kommen nicht dazu es zu genießen, denn Liane Brennecke vom BKA hat ganz eigene Pläne: Rupert muss ihr die Rache an ihrem Entführer ermöglichen und das Lösegeld für sie zurückbeschaffen, in seiner Glanzrolle des Frederico Müller-Gonzales. Dieser ist jetzt offiziell Vorstandsvorsitzender einer angeschlagenen Onlinebank, deren Zweck die Geldwäsche für die OK ist. Er soll an die Hintermänner gelangen und die Geldströme im Blick behalten. Allerdings hat Rupert vom Bankwesen keine Ahnung und was ihm auf seiner ersten Vorstandssitzung zu Ohren kommt, von wegen Strafzinsen an die EZB und so, lassen ihn rot sehen. Außerdem möchte seine „Familie“ ihn persönlich treffen. Dass seine Mietehefrau Frauke seine Ziehsöhne mit bedeutenden Bundeszentralregistereintragungen um die Ecke gebracht hat, verzeiht Gangster George ihm auch nicht so schnell. Viel zu tun für Frederico, dessen offizielle Ehefrau als Kampfansage das Zeitliche segnen musste.

Eigentlich könnte alles so schön sein, doch Rupert hat Gefallen an seiner neuen Rolle, seiner Macht, seinem Ansehen, seinem Geld und seiner Mietehefrau gefunden. Ein bisschen Frederico Mayer-Gonzeles steckt nun auch in ihm, auch wenn ihm die Beträge, um die es hier geht, den Atem rauben. Was die so bereit sind für Möchte-gern-Kunst zu zahlen... Und diese Vorstandssitzung erst! Was habe ich über Ruperts Revolution des Bankgewerbes gelacht und die teilweise verhuschten Gestalten mit göttlichen Namen, die dann zaghaft gegenüber einem Mafiosi Legalitätsbedenken äußern. Wobei, ganz Unrecht hat Rupert mit seinen Plänen nicht, die Bedürfnisse seiner Kunden versteht er allemal!

Auch dieses Mal kann man sich über ein Wiederhören mit alten Bekannten aus der Reihe rund um Ann Kathrin Klaasen freuen. Unvermittelt tauchen sie aus der Vergangenheit auf und überraschen nicht nur Rupert sondern auch die Hörer auf beängstigende Weise. Was soll man auch davon halten? Totgeglaubte leben länger und überraschen immer wieder gerne. Dabei ist es nicht notwendig den ersten Band oder die Hauptserie zu kennen, doch ehrlich, warum sollte man sich das Vergnügen entgehen lassen?

Klaus-Peter Wolf trifft den Ton „seines“ Ruperts sehr gut. Den etwas verpeilten Ermittler, der von einer Heldenrolle träumt und manchmal auch ein Fünkchen von Genie aufblitzen lässt, trifft er auf den Ton. Lebendig, aber nicht zu clever, dafür umso entschlossener erzählt er hier mit Wortwitz wie sich der gewagte Geheimauftrag des stets unterschätzten Rupert weiter entwickelt. Rupert macht einfach Spaß und auch wenn er bisweilen etwas überdreht ist, ist es spannend. Rupert ist ganz klar ein Macho, dennoch verrät sich der Autor als Frauenversteher, da die eigentlichen Helden in dieser Geschichte mal wieder die Frauen sind, sowohl in Polizeikreisen, als auch im Gangstermilieus. Ja, Rupert bemüht sich ernsthaft die Finanzwelt zu revolutionieren, sie kundenfreundlicher zu machen, ein Vorstandsvorsitzender einer Geldwäschebank, der an Verbraucher statt an Rendite denkt. So wird süffisant die aktuelle Wirtschafts- und Finanzwelt in Frage gestellt, in der die Macht der Kartelle immer weiterwächst. Um diese heimliche Schattenmacht in den Griff zu bekommen lässt man sich in Friesland echt was einfallen. Mich als Hörerin hat es bestens amüsiert und dieser Band ist deutlich actionreicher und spannungsgeladener als der Vorgänger. Auch wenn dieses Abenteuer abgeschlossen ist, bin ich zuversichtlich dass Rupert sich von seinem Alter Ego Frederico Müller-Gonzales noch nicht trennen kann und ein weiterer Einsatz folgen wird. Ich bin gespannt, meine Lachmuskeln neugierig!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.06.2021

Naturnah und bewusst

Wie du dein eigenes Saatgut gewinnst – und so ein kleines Stück Welt rettest
0

Welcher leidenschaftliche Gärtner möchte nicht lieber die Zeit im Garten, als im Gartencenter verbringen und dabei noch Saatgut und alte Sorten schützen? Wie das geht und warum es sinnvoll und wichtig ...

Welcher leidenschaftliche Gärtner möchte nicht lieber die Zeit im Garten, als im Gartencenter verbringen und dabei noch Saatgut und alte Sorten schützen? Wie das geht und warum es sinnvoll und wichtig ist, erklärt dieses Buch.

Ich habe hier einiges gelernt, z.B. warum bei mir Ringelblumen, Kornblumen und Cosemea nie nachkommen, während bei meinen Nachbarn stets eine wunderschöne Ringelblumenpracht den Vorgarten ziert und bei meiner Mutter die Cosmea einfach überall wächst. Das Blütenportrait hat es mir verraten: ich habe einfach nie genug! Es benötigt einen Minimalbestand von ca. 10 Pflanzen, auf die ich nie komme, weshalb es sich einfach nicht von alleine vermehren will... aber nun bin ich ja schlauer! Sehr interessant finde ich bei den Blumenportraits auch, dass diese nicht nur die bevorzugten Standorte, die Art der Aussaat, Erntezeit, Pflegebedürfnisse, Eigenheiten, Verwendung, Verkreuzung und Vermehrung kurz erklären, sondern auch den Samenstand (damit man ihn nicht übersieht), die Samengröße und die Lebensdauer der Samen angeben.

Meine Mutter hat die Angewohnheit aus dem Urlaub immer Pflanzen mitzubringen. Auch wenn sie keine Handtaschen nutzt, scheint sie immer was zum Buddeln zu finden und so vermehrt sie in unserem sehr milden Klima alle möglichen Pflanzensorten fort und schützt sie vor dem Aussterben. Sie ist dabei so erfolgreich, dass nun auch bei mir Schlüsselblumen wachsen und bald auch in Nachbars Garten. Aber dafür muss man ja erst mal wissen, wie man welche Pflanze vermehrt! Pflanzen die meine Mutter irgendwo in der Wildnis ausbuddelt (was sie sicher nicht darf) sind garantiert keine Hybridsorten und somit zur Vermehrung geeignet. Dabei finde ich die unergründlichen Wege der Natur faszinierend, denn ich bin fest davon überzeugt, dass auch Regenwürmer die Samen verschleppen, alleine mit Vögeln kann ich mir einige originelle Orte des Wuchses nicht erklären, aber ich möchte ja, dass die Blumen nicht alle in der Wiese wachsen, sondern auch bitte dort, wo ich sie gut sehe und nicht jeder drüberläuft. Dabei war mir dieses Buch eine große Hilfe, um mein Verständnis der Zusammenhänge zu vergrößern. Klar, wie ich Stiefmütterchen und Löwenzahn vermehre war mir klar, aber wie war das mit den Senkern von Tränenden Herzen, die letztens in meinem Hörbuch vorkamen. Davon hatte ich noch nie gehört. Aber ich habe ein Tränendes Herz, einen festen Willen und nun dieses schlaue Buch! Diese Pflanzensorte ist hier nicht aufgeführt, vielleicht ist sie nicht schützenswert genug, aber das Prinzip war klar und verständlich und so habe ich gleich damit begonnen. Da es länger dauert, als das Keimen von Sonnenblumenkernen, kann ich leider noch keinen Erfolg dokumentieren, wegen der aktuellen Gewitterlage, bin ich aber zuversichtlich, dass es früher oder später Wurzeln schlagen wird. Der Erhalt der Anlagen meiner ermüdenden alten Stachelbeeren durch Vermehrung über Stecklinge hat aber hervorragend funktioniert, ebenso bei der nicht so alten Jostabeere, die ich bei meiner Mutter als Steckling abschnitt und die nun bei meiner Nachbarin und mir wachsen und hoffentlich reiche Frucht tragen wird. Denn das Teilen und Tauschen von Saatgut ist ein wichtiges Prinzip der Autorin. Es geht nicht um Profit und Kommerz, sondern um die Freude an der Natur und deren Erhalt.

Die zahlreichen Fotos lassen Gartenfans das Herz aufgehen, insbesondere da sie mit den Originalakteuren aufgenommen wurden, ohne Filter, ohne Tricks, ganz natürlich. Da bekommt man gleich Lust zu Buddeln und zu Werkeln, ohne über sein Outfit nachzudenken. Dabei sind die Bilder durchaus anregend und ich bewundere die Bilder von den Blumensamen, schön sichtbar sortiert und trocken verwahrt in alten Marmeladengläsern. Bei mir fehlt es leider am Platz, daher nehme ich Teefilter mit Musterklemmen, die ich dann in Eisdosen aufbewahre, wenn ich sie nicht vorher vertausche.
Hier gibt es so viel zu entdecken, dass man immer wieder hineinlesen möchte. Zum Glück hat es gleich zwei farbige Lesebändchen mit denen man seine nächsten Projekte aus dem Buch markieren kann. Lesebändchen kann man in Büchern, die zum Nachschlagen geeignet sind, nie genug haben!

Die Autorin ist mir bereits aus ihrem Werk „Permakultur – Dein Garten, Deine Revolution“ aus dem Löwenzahn Verlag bekannt, weshalb ich mir schon vorab bewusst war, hilfreiche Tipps von einer Gärtnerin zu erhalten, die das was sie schreibt auch selbst praktiziert und mich an ihrer Erfahrung teilhaben lässt.

Leider ist es mir trotz der wundervollen Pflanzenportraits nicht immer möglich zu bestimmen, zu welcher Sorte oder Art eine Pflanze nun gehört und wie ich sie am besten vermehre. Einige Einordnungen haben mich staunen lassen. Da fehlt mir vielleicht das botanische Grundverständnis, oder ich vergesse zu schnell, deswegen muss ich bei Zweifeln an meinen Erkenntnissen bisweilen noch mal schnell nachgoogeln. Das liegt jedoch nicht an dem mangelnden Ausdrucksvermögen der Autorin, deren Schreibweise ich als sehr angenehm, anschaulich und gut verständlich empfinde. Sie erklärt, statt zu dozieren und lässt jedem Gärtner Raum für die eigene Umsetzung, was mir sehr gut gefällt. Die Gliederung mit ihren Verzeichnissen: Saatgut im Portrait (mit Foto), Glossar, Stichwortregister, weiterführende Literatur und Quellen und Bezugsquellen ist übersichtlich und erleichtert die Alltagsnutzung ungemein.

Das Buch ist ökologisch und nachhaltig gedruckt, voll kompostierbar, aber da denke ich nicht mal dran! Einfach wertvoll für alle natürlichen und naturnahen Hobbygärtner!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.06.2021

Wer bin ich und wo komme ich her?

Internat der bösen Tiere
0

Noel fühlt sich richtig wohl auf der Insel der Tiere und im Internat, auch wenn er mit einigen Lektionen so seine liebe Not hat, zum Beispiel bei der Jagd! Also muss er quasi bei seinem Begleittier dem ...

Noel fühlt sich richtig wohl auf der Insel der Tiere und im Internat, auch wenn er mit einigen Lektionen so seine liebe Not hat, zum Beispiel bei der Jagd! Also muss er quasi bei seinem Begleittier dem Leoparden Kumo „nachsitzen“ während Taiyo schon chillen kann. Als er erschöpft auf ihr Zimmer zurückkehrt erzählt ihm Taiyo, dass Mrs. Moa für ihn eine Schatulle abgegeben habe, die er unbedingt Noel aushändigen solle. Doch Taiyo hat nicht aufgepasst und nun ist die Schatulle ebenso verschwunden, wie Mrs. Moa, die die Inseln für immer verlassen hat. Seit Noels Entführung plagen sie Schuldgefühle. Noel ist verzweifelt, er findet zwar die Schatulle wieder, aber die darin enthaltenen Briefe seiner Mutter sind zerstört. Mrs. Moa war die einzige Vertraute seiner Mutter, die er kannte. Trotz der Gefahr die jenseits der Insel auf ihn lauert, flieht er heimlich, um zu erfahren, was seine Mutter ihm einst schrieb.

Es beginnt ganz unaufgeregt, indem Noel beim Jagdtraining auf Eidechsen mal wieder unter Beweis stellt, dass er zwar der Sohn einer der Gründerinnen der Schule ist, aber dennoch vieles mühsam lernen muss. Im Laufe dieses Abenteuers verflucht Noel mehrfach seine Faulheit und seinen mangelnden Fleiß, insbesondere im Englischunterricht in der Schule. Hätte er sich dort mehr angestrengt, würde er heute nicht so herumstammeln auf Reisen! Denn Noel lässt es keine Ruhe, nicht zu wissen, was seine Mutter ihm schrieb. Er fühlt sich so unvollständig, es quält ihn nicht zu wissen, woher er kommt und wer seine Eltern sind oder waren. Er hegt Zweifel gegenüber dem, was ihm seine Tante Karin über seine Mutter erzählte. Also begibt er sich auf die Suche nach seinen Wurzeln und nach sich selbst. Dabei findet er so viel mehr und das sind nicht nur Erfahrungen und Abenteuer, sondern auch Erkenntnisse und das Erkennen seiner Identität. Die Suche nach sich selbst und seiner Mutter wird hier nicht abgeschlossen, aber er findet nicht nur mehr über seine Eltern heraus, sondern auch über sich selbst. Er verbringt nämlich auch viel Zeit mit Warten und Nachdenken. Das ist nicht immer nur langweilig, die Ruhe bringt Gewinn durch Besinnung und Reflexion. So ist dieser Band bisweilen ruhiger als die actionreichen Vorgänger, dafür bietet er tiefere Einblicke in die Strukturen der Schule und die Charaktere. Denn egal wie weit verbreitet einiger Irrglaube ist, mit 14 Jahren ist die Suche nach sich selbst und echten Freunden ganz zentraler Bestandteil und die Freunde auch Bestandteil der eigenen Identität. Auch wenn die jungen Hörer nicht mit einer Kopfstimme die Tiere ihrer Umgebung verstehen können und keine Kämpfe mit Wilderern zu befürchten haben, werden sie sicherlich einige Gemeinsamkeiten mit Noel teilen. So verbindet sich Abenteuer mit Fantasie und zentralen Themen des Erwachsenwerdens, wobei dieses Mal die erwachenden Gefühle für Ka. eine ganz untergeordnete Rolle spielen. Erledigt ist das Thema aber nicht, nur die Gewichtungen wechseln von Folge zu Folge, für noch mehr Spannung. Diese wird aber auch hier wieder garantiert durch den flüssigen und mitreißenden Erzählstil von Gina Meyer, der es scheinbar mühelos gelingt, Spannung, Fantasy und Coming-of-Age Themen zu kombinieren. Wieder stellt sie uns überraschende neue Charaktere vor, die Noel zu Beginn unterschätzt, die sich aber als unschlagbar an seiner Seite erweisen.

Jonas Minthe gefällt mir nach wie vor unglaublich gut als Noel, der auf der Suche nach sich und seinen Wurzeln ist, hin und hergerissen, zwischen seiner natürlichen Faulheit, dem Wunsch gut zu sein, der Sehnsucht nach seiner Mutter, der Loyalität zu seinem besten Freund und der Anziehung zu Kat. für die auch Taiyo schwärmt. Das Leben ist echt kompliziert, wenn man14 Jahre alt ist und dieses Wechselbad der Gefühle bringt Jonas Minthe sehr gut rüber, ebenso wie Verzweiflung und Entschlossenheit, die sich in seiner Brust abwechseln. Dabei klingt er richtig jung und authentisch, während seine frische Art, der Erzählung Lebendigkeit verleiht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere