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Veröffentlicht am 12.02.2023

Ein Pageturner: atemlose Spannung und grausame Verbrechen

Das Sanatorium
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Gänsehaut – als würden Schneeflocken auf meine bloße Haut fallen! Bei diesem Thriller habe ich mich so herrlich gefürchtet und gegruselt, dass mir der Atem stockte. Und das Blut in meinen Adern gefror.
Warum ...

Gänsehaut – als würden Schneeflocken auf meine bloße Haut fallen! Bei diesem Thriller habe ich mich so herrlich gefürchtet und gegruselt, dass mir der Atem stockte. Und das Blut in meinen Adern gefror.
Warum all die Vergleiche zu Kälte, Eis und Winter? Das liegt in der Geschichte an sich. Denn diese spielt in den eingeschneiten Schweizer Bergen, und ein plötzlicher Wettereinbruch schafft die ideale Kulisse für einen Thriller, der mysteriös, voller Rätsel und Irrweg und unvorhersehbar bis zur letzten Seite bleibt.
Und dank Lawinen und Schneemassen, die das Hotel ganz hoch auf dem Berg und nahe dem Gipfel geradezu zu verschlingen drohen, gestaltet sich die Suche nach dem Mörder zu einem wunderbaren Kammerspiel! Abgeschlossen von der Außenwelt ist Elin Warner, Kommissarin im Sonderurlaub und mit einigen schweren Päckchen zu tragen, ganz auf sich allein und ihren doch recht eingerosteten Spürsinn gestellt, um weitere Blutbäder zu verhindern und ihre Familie und die Hotelgäste zu beschützen.
Die Verbrechen selbst sind dabei nicht nur blutig und grausam, auch deren Inzenierung erscheint schauderhaft und voller Rätsel und Fragezeichen. Aufgrund deren Inzenierung liegt eine Verbindung zu der ehemaligen Nutzung des Gebäudes als Sanatorium nah, nur mögen die einzelnen Puzzlesteine einfach nicht zusammenpassen und kein Bild ergeben.
Obwohl die Spannung die gesamte Geschichte über sehr hoch ist, nimmt sie an Tempo, Dichte und Dramatik zum Finale noch mal ordentlich zu. Ich konnte kaum so schnell über die Zeilen fliegen, wie meine Neugierde mich getrieben hat, und aus der Hand legen, konnte ich das Buch erst recht nicht!
Nur die Ermittlerin hätte ich mir ein wenig tougher gewünscht, ihre Entwicklung verlief mir ein wenig zu zögerlich. Doch das tat der Geschichte mit ihrem großen Suchtfaktor keinerlei Abbruch, so dass das Buch zu einem wunderbaren Pageturner für mich geworden ist! Doch Vorsicht: Kuschelt Euch beim Lesen gut ein, und habt eine heiße Tasse Tee in Griffweite – denn auch Ihr werdet von Gänsehaut nicht verschont bleiben!

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Veröffentlicht am 07.01.2023

So aktuell, so wichtig: Wenn die Realität die Fiktion überholt

Sanctuary – Flucht in die Freiheit
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Tragisch, beeindruckend, grausam – Valis Leben ist ein Kampf. Ein Kampf um Normalität, Freiheit und letztendlich ein Kampf um das Überleben. Denn als Tochter illegaler Einwanderer in den USA ist ihr Status ...

Tragisch, beeindruckend, grausam – Valis Leben ist ein Kampf. Ein Kampf um Normalität, Freiheit und letztendlich ein Kampf um das Überleben. Denn als Tochter illegaler Einwanderer in den USA ist ihr Status mehr als ungewiss und ein Alltag nur möglich mit einem gefälschten ID-Chip und der Notwendigkeit, unauffällig und unterhalb der Aufmerksamkeit ihrer Umgebung – und vor allem der staatlichen Überwachung – zu bleiben.
Doch eben diese Regierung – in persona der Präsident der Vereinigten Staaten – ist es, die Vali und ihrer Familie den Tod bringen könnte. Denn die Einwanderungs- und Aufenthaltsgesetze werden zunehmend verschärft, bis letztendlich eine grausame Jagd auf die Menschen gemacht wird. Arbeitslager in gigantischer Größe wachsen wie totbringende Geschwüre aus dem Wüstenboden. Gerade als Deutsche kommen da schlimme Erinnerungen mit Blick auf die eigene Geschichte auf.
Vali, ihr Bruder Ernie und ihre Mutter lassen ihr weniges Hab und Gut zurück und begeben sich auf eine Flucht ohne Wiederkehr, auf eine Wanderung mit unklarem Ziel und Ausgang – und vor allem in eine Zeit des Verzichts, der Qual, der Angst. Insbesondere Vali kommt hier eine schwere Aufgabe zu, denn nachdem ihre Mutter festgenommen wird, ist sie mit ihrem Bruder auf sich allein gestellt und trägt die Verantwortung für ihrer beiden Leben. Eine Last, die groß und schwer ist.
Das Schicksal der beiden jungen Einwanderer ging mitten in mein Herz. Selbst behütet und beschützt aufgewachsen und durch den Zufall, in dem „richtigen Land“ geboren zu sein, einen sicheren Status besitzend, würde mir die Geschichte als Dystopie erscheinen, wenn, ja wenn nicht die Realität diese schon längst eingeholt hätte. Zum Glück berichten die Medien in unserem Land, und spätestens seit den großen Fluchtbewegung in 2015/16 haben auch wir hier in Deutschland in der neueren Zeit erfahren, was es bedeutet, unter Lebensgefahr sein Land – und oftmals auch seine Familie – zurücklassen zu müssen.
Nicht eindringlich genug können wir alle auf das Schicksal der geflüchteten Menschen aufmerksam machen, für ihre Integration und Anerkennung in diesem Land werben und kämpfen. Das Buch ist damit wichtig. Notwendig. Hochaktuell. In seiner Umsetzung hat es für mich kleinere Schwächen, etwa in Valis zu Beginn äußerst kindlichem Verhalten, einer Jugendlichen in dem Alter für mich nicht entsprechend. Doch Ziel, Aussage und Wirkung des Textes lassen auch Abstriche für mich schnell in Vergessenheit geraten, so dass „Sanctuary“ meine Leseempfehlung ist. Lesen. Verstehen. Handeln!

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Veröffentlicht am 31.12.2022

Die Bilanz eines Lebens: Zeugnis der Sehnsucht und Wünsche

Die Mauersegler
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Intensiv in Tiefe und Breite – „Die Mauersegler“ haben mir ein geradezu rauschhaftes Leseerlebnis geschenkt!
Tief bin ich in das (Seelen-) Leben von Toni ein- und abgetaucht, habe durch seine Augen die ...

Intensiv in Tiefe und Breite – „Die Mauersegler“ haben mir ein geradezu rauschhaftes Leseerlebnis geschenkt!
Tief bin ich in das (Seelen-) Leben von Toni ein- und abgetaucht, habe durch seine Augen die Jahre und Jahrzehnte in der Rückschau sowie das Jetzt in seiner Einsamkeit gesehen und durchlitten, erlebe seine Verzagtheit, Freudlosigkeit, Fatalismus.
Breit ist die Geschichte dabei mit über 800 Seiten in der deutschen Übersetzung angelegt, genügend Raum, Zeit und Lebensereignisse, um für mich eine starke Verbindung zu Toni aufzubauen, der weiß Gott kein Held im klassischen Sinne ist. Und aus diesem Grunde sind die Figur, sein Erleben und Empfinden auch so glaubhaft, nachvollzieh- und nachfühlbar für mich und damit mit einer Nähe zu mir als Leserin, wie ich sie nur selten erleben durfte.
Tragisch ist die Geschichte, aber nicht traurig, ernüchtert vom Leben ist Toni, doch nicht verbittert. Und so habe ich auch das Leseerlebnis wahrgenommen, mit einer gewissen Resignation, jedoch ohne Schwere und – wer hätte das gedacht! – mit viel Witz und feinem Humor, mal zwischen den Zeilen, mal direkt in diesen zu finden. Denn auch das Leben selbst hielt neben den Tiefen Momente voll Liebe, Glück und Dankbarkeit für Toni bereit, die ihn in seiner Rückschau zufrieden mit dem Erlebten und Erfahrenen stellen und ja, auch immer wieder zu amüsieren vermögen. Der Abschied vom Leben, das Sterben über 365 Tage mag auch zu erfreuen!
Nicht nur mit Blick auf meine Finger und Hände, die bei knapp einem Kilo Literatur und dem stundenlangen Abtauchen in diese schwer wurden, hätte der Geschichte durchaus ein paar Seiten weniger gut zu Gesicht gestanden. Tiefe plus Breite muss nicht zwingend gleich Länge sein. Doch wer weiß, ob meine Augen nach der letzten Zeile dann genauso groß erstaunt, mein Herz so voll und mein Kopf so wunderbar leicht gewesen wäre.

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Explosion an Farben, Geschmäckern und Gewürzen

MEZCLA
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Fusionküche at its best! Denn die Kombination verschiedener Esskulturen, Kochstile und Traditionen ist häufig für mich eine Blackblox, die viel verspricht, mit einem unklaren Ergebnis.
Ganz anders bei ...

Fusionküche at its best! Denn die Kombination verschiedener Esskulturen, Kochstile und Traditionen ist häufig für mich eine Blackblox, die viel verspricht, mit einem unklaren Ergebnis.
Ganz anders bei Ixta Belfrage! Ihr Rezepte bringen so viel Geschmackreiches aus den Küchen v. a. Brasiliens, Italiens und Mexikos zusammen, sind eine Kombination mit ganz eigenem Schwerpunkt und Charakter und verstehen sich ganz besonders als Fest: auf die Freude am Essen, Genießen und die Einflüsse verschiedener Kulturen und Stile. Die Ergebnisse überzeugen dabei mit intensivem Geschmack, teils ungewöhnlichen Kombinationen und intensiven Farben und Gerüchen, die Tisch und Raum füllen.
Zugänglich werden die Rezepte in den verschiedenen Kategorien „Für jeden Tag“, „Entertaining (irgendwie)“ und „Zu guter Letzt“ – die ersten beiden Kapitel jeweils unterteilt in „Vegetarisch“, „Fisch“ und „Fleisch“. Übersichtlich, nachvollziehbar. Doch nicht immer konsequent, denn die vegetarischen Gerichte sind häufig eher Gemüsegerichte, in der Option auch vegetarisch zuzubereiten, wie etwa die „Gerösteten Auberginen mit Koriander-Sardellen-Salsa“, S. 77. Die Sardellen sind hier auf Wunsch durch grüne Oliven zu ersetzen. An sich völlig problemlos, doch andersrum wäre es stimmig und auch für Vegetarier zugänglich – und ein Genuss.
Und um diese aromatischen Speisen auch sättigend genießen zu können, lohnt sich ebenfalls ein genauer Blick in die Zutatenliste mit ihren Mengenangaben. Denn sonst könnte der Magen auch mal knurrend und die Familie am Tisch noch hungrig bleiben. Die sehr geschmacksreichen „Spinat-Kräuter-Klöße mit Kirschtomatensauce“, S. 49, sind pro Person mit gerade mal 50 g TK-Spinat, 15 g Polenta und 70 g Tomaten berechnet – ohne Beilage. Möglicherweise ist das Gericht eher als eine Art Mezze gedacht, aber nicht entsprechend ausgewiesen?
Bis auf diese kleinen Abstriche war „Mezcla“ für mich ein ungewöhnlich geschmackvoller, zugänglicher und abwechslungsreicher Genuss und unser persönliches Fest des Essens und Schlemmens. Meine bisher liebsten Rezepte sind übrigens das „Piri-Piri-Tofu über Knusper-Knusper-Orzo“, S. 78, und der so schnell zubereitete wie raffiniert komponierte „Mango-Käse-Salat mit Jalapeno-Chilischoten und Limette“, S. 39 – unbedingt probieren! Und ich bin mir sicher, viele der Gerichte werden noch zu meinen All-time-Favorites werden!

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Das große Finale: Spannung, Abenteuer und eine wichtige Botschaft

Black Night Falling (Bd. 3)
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Da ist es endlich: Das große Finale! So sehr habe ich dem Abschluss der Trilogie um Tabby, den geheimnisvollen Kreis und den Fortbestand unseres Planeten entgegengefiebert – und es hat sich sehr gelohnt!
Teri ...

Da ist es endlich: Das große Finale! So sehr habe ich dem Abschluss der Trilogie um Tabby, den geheimnisvollen Kreis und den Fortbestand unseres Planeten entgegengefiebert – und es hat sich sehr gelohnt!
Teri Terry lässt den Leser keine Atempause und keinen Moment zum Luftholen – und das wortwörtlich, denn: Das Meer und seine Tiefen und Weiten nehmen natürlich auch in diesem Band eine ganz besondere Bedeutung ein. Und ich fühle mich fast wie Jules Verne, wenn es ganz tief hinabgeht. Und was „1000 Meilen unter dem Meer“ auf Tabby wartet, hat mir den Atem stocken lassen… und wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten!
Kein Geheimnis ist dagegen, wie gut sich die Autorin darauf versteht, die Spannung in ihrer Geschichte durch unvorhersehbare Wendungen und ideenreiche Einfälle durchgängig hoch zu halten und die Leser in ihren Bann zu ziehen. Und so bin ich mit Tabby, ihren Freunden und Unterstützern unter Wasser und über Land zu den verschiedenen Schauplätzen geeilt, um nicht nur Antworten auf so viele ungelöste Fragen zu finden sondern auch die Vernichtung unseres Planeten zu stoppen.
Und gerade die Klimadebatte und die fortschreitende Vernichtung unseres Lebensraumes durch Menschenhand sind es dann auch, die für mich in diesem Band noch stärker in den Mittelpunkt gerückt und in ihrer Eindringlichkeit verstärkt werden. Das Thema ist der Autorin ein sehr drängendes, da bin ich mir sicher. Und so scheint sie ihre Leserschaft mit ihrer Geschichte nicht nur unterhalten sondern vor allem auch aufrütteln und für die bevorstehende Katastrophe sensibilisieren zu wollen – verbunden mit der Botschaft: Ihr seid der Schlüssel! Ihr könnt den Untergang noch abwenden!
Vor diesem Hintergrund sei Teri Terry auch verziehen, dass sie meiner Ansicht nach gerade im Finale zu viel will: zu viel Message, zu viel Action, zu viel Feuerwerk. Auch, wenn weniger für mich mehr gewesen wäre, so habe ich doch jede Seite genossen und bin Tabby atemlos in den großen Plot gefolgt. Und die Botschaft, ja, die ist bei mir angekommen! Und wird nicht vergessen.

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