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Veröffentlicht am 16.04.2024

Überleben auf den Straßen Brasiliens

Die Stadt der Anderen
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São Paulo, schillernde Millionenmetropole, Kultur- und Wirtschaftszentrum und beliebtes Reiseziel Brasiliens ist Melos Geburtsstadt. Doch sie zeigt uns die andere Seite, »die Stadt der Anderen«, die der ...

São Paulo, schillernde Millionenmetropole, Kultur- und Wirtschaftszentrum und beliebtes Reiseziel Brasiliens ist Melos Geburtsstadt. Doch sie zeigt uns die andere Seite, »die Stadt der Anderen«, die der Obdachlosen, Prostituierten, Gelegenheitsdiebe, Müllsammler, Straßenhändler, Bettler und Drogensüchtigen. Menschen, die oft von heute auf morgen ihren Job, ihre Wohnung verloren haben und nun auf der Praça da Matriz auf Pappen in Hauseingängen schlafen, auf Parkbänken oder unterbehelfsmäßigen Planen und ums tägliche Überleben kämpfen.

Chacoy, der auf der Suche nach einem besseren Leben aus Venezuela eingewandert ist, muss sie jeden Morgen mit dem Wasserschlauch vertreiben. Durch eine Unachtsamkeit verliert er seinen Job und wird Teil dieser bunten Gemeinschaft. Dido mit seinem Hundewelpen, der vor dem gewalttätigen Stiefvater geflohen ist, die schwangere 15-jährige Jèssica, die ihr Geld mit Putzen verdient, Chilves, der mit Müll Geld macht, im Gefängnis landet und bekehrt wird. Und da ist Douglas, der Totengräber, der während der Coronapandemie täglich mehr Gräber ausheben muss, und seinen Glauben an Gott verliert.
Es sind einige Figuren, die wir durch ihr tägliches Elend begleiten, die Melo mit der Zeit lose verknüpft. Es braucht eine Weile, bis man sich im Großstadtdschungel São Paulos zurechtfindet. Aber desto mehr man von den einzelnen Schicksalen erfährt, umso sogartiger entwickelt sich die kaleidoskopartige Geschichte. In wechselnden Perspektiven erleben wir, wie unterschiedlich die Schicksale der Gestrandeten sind, wie schnell man von heute auf morgen auf der Straße landen kann, seine Arbeit, sein Dach über dem Kopf, seinen ganzen Besitz verlieren kann. Sie alle sind einem korrupten Polizeiapparat ausgeliefert, der vor Selbstjustiz und Mord nicht zurückschreckt, sie verschwinden ohne Anklage in Gefängnissen oder in kirchlichen Einrichtungen, die mit zweifelhaften Methoden von Umerziehungs- oder Irrenanstalten arbeiten und dafür Geld von der Regierung erhalten.

Zwischen all der Aussichtslosigkeit blitzt immer wieder ein Funken Hoffnung, Menschlichkeit und gegenseitiger Hilfsbereitschaft durch. Auch wenn man ihnen alles genommen hat, sie träumen noch immer von einem besseren Leben. Und das ist auch die Stärke des Romans, denn Melos Figuren wachsen einem mit der Zeit sehr ans Herz. Man ist so mittendrin, dass man sich wünscht, ihr kleiner Traum vom Glück möge in Erfüllung gehen. Doch Melo zerstört auch diese Wünsche, das Sterben auf der Straße ist allgegenwärtig.

Melo benennt weder Details der Pandemie noch die fatale Politik des rechten Präsidenten Bolsonaros, dennoch wird schnell deutlich, welche Folgen dies für das Land hatte, die besonders für die Armen exorbitant waren. Wer in Brasilien keine Adresse hat, kann sich auch nicht für Sozialhilfe registrieren lassen. Einmal auf der Straße angekommen gibt es nahezu keinen Weg zurück.
Melo lässt es uns hautnah spüren, wie unerwünscht diese Menschen sind, die das Stadtbild verschandeln, den Einzelhändlern ein Dorn im Auge sind und wie perfide die erdachten Gegenmaßnahmen, um sie loszuwerden. Das ist stellenweise nur schwer zu ertragen, schmerzt fast körperlich, da es trotz aller Fiktion sehr realitätsnah wirkt. Und doch liest sich der Roman flüssig und schnell, die Kapitel aus den einzelnen Perspektiven sind kurz und die Zeitsprünge (oft über Monate hinweg) verdichten die Ereignisse. Besonders beeindruckt haben mich ihre stilistischen Kniffe, der immer wiederkehrenden Aufzählungen, die zeigen, dass sich hinter der oft von uns als graue Masse wahrgenommenen Obdachlosen eine Vielzahl von Schicksalen, von Sehnsüchten, von individuellen Geschichten verbirgt. Melo gibt diesen unerwünschten, ungesehenen, vergessenen Menschen in ihrer Heimat eine Stimme. Es ist ein Roman, den ich so schnell nicht vergessen werde, der mich zutiefst berührt hat und der eine unbedingte Leseempfehlung von mir bekommt.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Ein Roman mit der Treffsicherheit eines Großkalibers

Trophäe
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Hunter White, (einige Name sind hier Programm), ein reicher weißer Amerikaner, der sein Geld mit Finanzblasen verdient, findet Befriedigung im Töten, aus Trophäen macht er sich nichts, die legt er seiner ...

Hunter White, (einige Name sind hier Programm), ein reicher weißer Amerikaner, der sein Geld mit Finanzblasen verdient, findet Befriedigung im Töten, aus Trophäen macht er sich nichts, die legt er seiner Frau vors Bett. Er hat eine Unsumme gezahlt, um das letzte Tier seiner Big-Five-Sammlung zu jagen, ein Spitzmaulnashorn. Doch diesmal wird ihm die Beute von Wilderen vor der Nase weggeschnappt. Hunter fühlt sich betrogen um sein Recht. Van Heeren (niederl. Herren), sein Jagdveranstalter, macht ihm ein unmoralisches Angebot; nur wenige bekommen die Chance, die Big Six zu jagen. Und dieses Raubtier ist klüger und gefährlicher als jedes andere und kann nun zu seiner Beute werden. Ist der Mensch nicht das größte Raubtier auf Erden? Warum also nicht auch ihn jagen? Hunters anfängliche Skepsis wandelt sich in seinem kranken Hirn bald in einen Jagdinstinkt und er versinkt in einem Rausch aus Jagdfieber, Wassermangel und Hitze.

Dieses Buch ist eine Herausforderung, es ist brutal, schonungslos, provozierend. Ich will nicht weiterlesen, muss aber hinschauen. Immer wieder lege ich es weg und denke: STOP! Doch Hunter hat mich längst im Visier, meine Vorstellung von Moral, Ethik, der Jagd. Ich schwanke, ich zweifle. Was ist nun richtig, was falsch? Schoeters nimmt sich Zeit, um sich in mein Hirn zu schleichen. Okay, ich habe es längst verstanden: Ich bin hier die Beute. Umzingelt von den Geräuschen der Savanne, ausgesetzt in der Gluthitze des afrikanischen Kontinents, der unter der postkolonialen Ausbeutung ächzt und schnaubt wie ein weidwundes Nashorn. Ich bin ein Teil der westlichen Welt mit ihrer Doppelmoral, ihrem Anspruchsdenken, ihrer angeblichen Überlegenheit.

»Ethik, hat Hunter gelernt, hat überall auf der Welt die gleiche Farbe: die des Dollars.« S.30

Die Dilemmata der afrikanischen Bevölkerung sickern wie heißer Sand in den Kopf, es reibt und drückt und wird immer unbequemer.

»Nur dank der sündhaft teuren Jagdlizenzen kann in Ländern wie diesem der Artenschutz gefördert werden, denn nur das, was von wirtschaftlichem Wert ist, ist es wert, geschützt zu werden. Hier, in Afrika, scheren Löwe Cecil und seine Artgenossen die Leute einen feuchten Kehricht. Trügen sie kein Preisschild, würden sie die molligen Kätzchen einfach abknallen: für den Export oder den Kochtopf.« S.29

Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal ein so dicht und intensiv erzähltes Buch gelesen habe. Man kann es nicht einfach nur lesen, man muss es durchleben, aushalten, ist angewidert, verstört. Ihre detailreichen Naturschilderungen, auch dank der exzellenten Übersetzung von Lisa Mensing, lassen uns sogartig verschmelzen mit dem wundervollen Kontinent und seiner prächtigen Tierwelt; Bilder, wie sie bisher nur Hemingway in meinen Kopf gesetzt hat. Wie fehl am Platz sich da doch weiße Männer wie Hunter White und Van Heeren anfühlen, die hier wie durch ihren Vorgarten latschen, aus dem sie sich nach eigenem Belieben bedienen dürfen.

Am Ende setzt Schoeters einen sauberen Schuss. Ich fühle mich endlich befreit vom Rausch der letzten Seiten, kann das Buch aber nicht von mir abschütteln, denke noch lange drüber nach, bin wütend. Es hat eine offene Wunde in mir hinterlassen, aus der unablässig Fragen tröpfeln. Ich ringe nach Luft und Worten und höre noch die Hyänen kichern und geifern.

»Trophäe« ist ein atemberaubender Roman mit der Treffsicherheit eines Großkalibers. Dimitri Verhulst bringt es auf den Punkt – "ein ethischer Mindfuck". Definitiv ist es jetzt schon mein Jahreshighlight.

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Veröffentlicht am 06.04.2024

Zufallsbegegnungen

Caffè sospeso
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Wenn es Orte gibt, in denen man das italienische Lebensgefühl hautnah spüren kann, dann sind das die Bars. Dort, wo die Italiener ihren Caffè meist im Stehen trinken, dazu ein köstliches Cornetto genießen ...

Wenn es Orte gibt, in denen man das italienische Lebensgefühl hautnah spüren kann, dann sind das die Bars. Dort, wo die Italiener ihren Caffè meist im Stehen trinken, dazu ein köstliches Cornetto genießen und schon im nächsten Augenblick wieder verschwunden sind. Oder man bleibt stundenlang hocken und redet über Gott und die Welt – und Fußball natürlich.
Die Bar Nube ist ein solcher Ort in Neapel, wo unser französischer Protagonist Jacques Madelin gestrandet ist, als er von seiner großen Liebe enttäuscht wurde. Seitdem sitzt er jeden Tag dort, zeichnet Karikaturen, die ihm seinen bescheidenen Lebensunterhalt finanzieren, beobachtet die Menschen und schließt Freundschaften. Und er lernt eine neapolitanische Tradition zu schätzen, nämlich einen Kaffee mit jemanden zu teilen, den man nicht kennt, einen Caffè Sospeso. Man trinkt einen Kaffee und zahlt einen zweiten für einen Menschen, der sich aus welchen Gründen auch immer keinen leisten kann. Eine schöne Tradition, eine Geste der Gastfreundschaft, seine Freude mit anderen zu teilen.
Jacque erzählt uns in 7 Geschichten die Begegnung mit Menschen, die das Leben in die Bar Nube spült, oder auch die Liebe, denn das ist das zentrale verbindende Element aller Geschichten. Ob es nun der chinesische Arzt Chen ist, der vor einer Liebe aus seinem Land flieht und sein Rückenleiden nicht loswird, oder Fernanda, die ihre Familie retten will, nachdem ihr Mann sich in eine andere verliebt hat, oder Lucie, die Ferdi vor der Mafia rettet und sich in ihn verliebt. Am Ende wird ein Caffè Sospeso ihrer aller Leben verändern.

Es sind Geschichten voller Menschlichkeit, berührend und zärtlich, auch wenn mir einige mehr im Gedächtnis bleiben werden als andere. Ein Buch, das man nicht unbedingt am Stück lesen sollte, da die Geschichten noch eine Weile nachhallen, so wie einem ein guter Kaffee noch lange auf der Zunge liegt.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Absolut filmreif!

Die Dämmerung (Art Mayer-Serie 2)
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Wer kennt es nicht, da wartet man ein Jahr sehnsüchtig auf die Fortsetzung vom Lieblingsautor und dann inhaliert man das 500-Seiten-Buch innerhalb weniger Stunden. Ups.

Art Mayer und seine hochschwangere ...

Wer kennt es nicht, da wartet man ein Jahr sehnsüchtig auf die Fortsetzung vom Lieblingsautor und dann inhaliert man das 500-Seiten-Buch innerhalb weniger Stunden. Ups.

Art Mayer und seine hochschwangere Kollegin Nele Tschaikowski werden zu einem schaurigen Tatort gerufen. Ein Wesen, halb Mensch, halb Tier mit einem Hirschgeweih auf dem Kopf, die Augen nur noch blutige dunkle Höhlen. Alles sieht so bizarr aus, dass es fast logisch scheint, dass man der Anruferin in der Notrufzentrale keinen Glauben schenkte. Bei der Toten handelt es sich um Deutschlands beliebte Charity-Lady Charlotte Tempel, der in Kürze der Hirsch, ein Medienpreis, verliehen werden sollte. Doch ihre Tochter Leo, eine rebellische Klimaaktivistin, hat keine so hohe Meinung von ihrer Mutter. Obwohl sie schnell ins Fadenkreuz der Ermittlungen gerät, zweifelt Art an ihrer Schuld. Aber dann taucht eine zweite Leiche auf und ein ominöses Tonband.

Raabe ist für mich einer der besten deutschen Thrillerautoren, der mich seit der Tom-Babylon-Reihe immer wieder mit seinen ausgefeilten Figuren und seinem filmreifen Erzählstil begeistert. Auch sind seine Bücher immer nah am aktuellen Zeitgeschehen dran, taucht diesmal doch ein Deepfake des Polizeipräsidenten bei einer nie stattgefundenen Pressekonferenz auf. Oder die Umweltaktivisten, die als Terroristen pauschalisiert werden.
Art ist einfach ein cooler, wenn auch bisschen kaputter Typ, den man einfach mögen muss. Er hat ein großes Herz, gerade wenn es um seine 7-jährige Nachbarin Milla geht, er übertritt aber auch mal die Grenzen, wenn es der Gerechtigkeit dient.

Apropos Milla, die Lütte ist für mich jetzt schon der eigentliche Star der Reihe und sorgte wieder für ein einige Schmunzler.
Und natürlich rücken der Bundeskanzel und seine Frau Julie, mit der Art ein Verhältnis hat, wieder ins Zentrum des Geschehens. Das scheint auch der rote Faden der Reihe zu sein, weshalb ich empfehle, zuerst den Vorgänger zu lesen.
Besonders bewegend und gelungen fand ich diesmal die Perspektive aus der Vergangenheit, der wir ausschließlich durch eine Tonbandaufzeichnung folgen. Aber das müsst ihr schon selbst lesen, wirklich ein berührendes Thema, das sehr viel Spannung parat hält. Ich habe lange gerätselt, wohin uns Raabe da führen will, aber hey, damit habe ich echt nicht gerechnet. Das kann ja heiter werden in Band 3, aber auf den muss ich jetzt wieder ein Jahr warten. Ach menno.

Unterm Strich wieder ein Highlight für mich, dass ich allen an Herz lege, die einen fundierten, hochspannenden, aktuellen Thriller lesen wollen. Garantiert ohne Längen, dafür mit Charakteren zum Anfassen.

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Veröffentlicht am 28.03.2024

Unglaublich gut erzählte Fortsetzung

Die Frauen der Familie Carbonaro
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Was gibt es einer rundherum guten Story, die ich total geliebt habe, noch hinzuzufügen? Nun ja, eine zweite Perspektive, und genau das hat Mario Giordano getan – er hat, inspiriert von seiner eigenen deutsch-italienischen ...

Was gibt es einer rundherum guten Story, die ich total geliebt habe, noch hinzuzufügen? Nun ja, eine zweite Perspektive, und genau das hat Mario Giordano getan – er hat, inspiriert von seiner eigenen deutsch-italienischen Familiengeschichte, nun die Frauen der Carbonaros zu Wort kommen lassen.
Um nicht zu spoilern, möchte ich gar nicht zu viel vom Inhalt verraten. Es geht im 1. Teil »Terra di Sicilia« um Barnaba Carbonaro, einem armen Tagelöhner, der zwar nicht schreiben aber wie kein Zweiter Kopfrechnen konnte, und zu einem erfolgreichen Zitrushändler am Münchner Großmarkt wird.
Ab Ende des 19. Jahrhunderts begleiten wir nun Pina, Barnabas Frau, die uns von einer teils wirklich grausamen Kindheit erzählt. Ein ganzes Volk hätte sie am liebsten gegründet und tatsächlich 23 Kinder geboren, von denen 6 überlebten. Sie ist eine willensstarke Frau, die entschlossen für ihre Ziele kämpft und auch um ihre Macht in der Familie.

»Männer verbringen ihr ganzes Leben damit, zu hadern, wer sie sind. Sie bekämpfen Windmühlen und halten sich für Ritter. Wir Frauen sind die Sancho Panzas dieser Welt. Die den Laden am Laufen halten und das Gleichgewicht herstellen, immer und immer wieder.« S.436

Ihre Tochter Anna hingegen hat Träume und möchte singen und wird wie viele Italiener*innen in den 1930ern nach Deutschland gehen, um ein kleines Stück Glück zu finden. Ihre rebellische Tochter Maria, die bereits in München aufwächst, kennt Sizilien nur noch aus ihrer Erinnerung, doch auch sie trägt, wie alle Frauen der Familie, das Erbe ihrer Vorfahrinnen in sich, die als Sirenen die Geschicke der Männer lenkten.

Die weibliche Perspektive hat so manches tatsächlich in ein anderes Licht gerückt und gezeigt, wie wichtig die Frauen sind, wenn es darum geht, Entscheidungen in der Familie zu treffen. Immer finden sie einen Weg, ihre Ziele und Träume zu verfolgen, denn sie wissen um ihre Macht und lassen sich nicht entmutigen auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben. Das alles setzt Giordano immer wieder mit den jeweiligen historischen Ereignissen authentisch in Verbindung. Kein einfaches Jahrhundert, das sowohl Leid und Verlust sowie Glück und Chancen für die Frauen parat hält.
Eine großartige Geschichte über Liebe und Eifersucht, Erfolge und Niederlagen, Aberglauben und Träume und voller sizilianischen Temperaments. Aber auch über das Fremdsein in Deutschland und die Sehnsucht nach der Heimat. Von Geistern, die sich nicht vertreiben lassen und dem »zweiten Schatten«, der die Frauen zu etwas Besonderem macht.
Ja, Giordano hat mich mit seiner zweiten Geschichte wieder absolut begeistert, mit der Atmosphäre, seinem Humor und seinem intensiven Erzählstil, der mich mit Leichtigkeit durchs Buch getragen hat. Ich habe mit ihnen gelitten, gelacht und geliebt.

»Wir waren die Frauen der Familie Carbonaro. Unsere Gespräche plätscherten wie ein schläfriges Meer an die Mole. Wenn es Tag wurde, würden wir wieder zwei Schatten werfen, aber wir fragten nicht mehr, wer wir sind. Wir sind das, was man von uns erzählt.« S.503

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