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Veröffentlicht am 07.04.2024

Ein Roman mit der Treffsicherheit eines Großkalibers

Trophäe
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Hunter White, (einige Name sind hier Programm), ein reicher weißer Amerikaner, der sein Geld mit Finanzblasen verdient, findet Befriedigung im Töten, aus Trophäen macht er sich nichts, die legt er seiner ...

Hunter White, (einige Name sind hier Programm), ein reicher weißer Amerikaner, der sein Geld mit Finanzblasen verdient, findet Befriedigung im Töten, aus Trophäen macht er sich nichts, die legt er seiner Frau vors Bett. Er hat eine Unsumme gezahlt, um das letzte Tier seiner Big-Five-Sammlung zu jagen, ein Spitzmaulnashorn. Doch diesmal wird ihm die Beute von Wilderen vor der Nase weggeschnappt. Hunter fühlt sich betrogen um sein Recht. Van Heeren (niederl. Herren), sein Jagdveranstalter, macht ihm ein unmoralisches Angebot; nur wenige bekommen die Chance, die Big Six zu jagen. Und dieses Raubtier ist klüger und gefährlicher als jedes andere und kann nun zu seiner Beute werden. Ist der Mensch nicht das größte Raubtier auf Erden? Warum also nicht auch ihn jagen? Hunters anfängliche Skepsis wandelt sich in seinem kranken Hirn bald in einen Jagdinstinkt und er versinkt in einem Rausch aus Jagdfieber, Wassermangel und Hitze.

Dieses Buch ist eine Herausforderung, es ist brutal, schonungslos, provozierend. Ich will nicht weiterlesen, muss aber hinschauen. Immer wieder lege ich es weg und denke: STOP! Doch Hunter hat mich längst im Visier, meine Vorstellung von Moral, Ethik, der Jagd. Ich schwanke, ich zweifle. Was ist nun richtig, was falsch? Schoeters nimmt sich Zeit, um sich in mein Hirn zu schleichen. Okay, ich habe es längst verstanden: Ich bin hier die Beute. Umzingelt von den Geräuschen der Savanne, ausgesetzt in der Gluthitze des afrikanischen Kontinents, der unter der postkolonialen Ausbeutung ächzt und schnaubt wie ein weidwundes Nashorn. Ich bin ein Teil der westlichen Welt mit ihrer Doppelmoral, ihrem Anspruchsdenken, ihrer angeblichen Überlegenheit.

»Ethik, hat Hunter gelernt, hat überall auf der Welt die gleiche Farbe: die des Dollars.« S.30

Die Dilemmata der afrikanischen Bevölkerung sickern wie heißer Sand in den Kopf, es reibt und drückt und wird immer unbequemer.

»Nur dank der sündhaft teuren Jagdlizenzen kann in Ländern wie diesem der Artenschutz gefördert werden, denn nur das, was von wirtschaftlichem Wert ist, ist es wert, geschützt zu werden. Hier, in Afrika, scheren Löwe Cecil und seine Artgenossen die Leute einen feuchten Kehricht. Trügen sie kein Preisschild, würden sie die molligen Kätzchen einfach abknallen: für den Export oder den Kochtopf.« S.29

Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal ein so dicht und intensiv erzähltes Buch gelesen habe. Man kann es nicht einfach nur lesen, man muss es durchleben, aushalten, ist angewidert, verstört. Ihre detailreichen Naturschilderungen, auch dank der exzellenten Übersetzung von Lisa Mensing, lassen uns sogartig verschmelzen mit dem wundervollen Kontinent und seiner prächtigen Tierwelt; Bilder, wie sie bisher nur Hemingway in meinen Kopf gesetzt hat. Wie fehl am Platz sich da doch weiße Männer wie Hunter White und Van Heeren anfühlen, die hier wie durch ihren Vorgarten latschen, aus dem sie sich nach eigenem Belieben bedienen dürfen.

Am Ende setzt Schoeters einen sauberen Schuss. Ich fühle mich endlich befreit vom Rausch der letzten Seiten, kann das Buch aber nicht von mir abschütteln, denke noch lange drüber nach, bin wütend. Es hat eine offene Wunde in mir hinterlassen, aus der unablässig Fragen tröpfeln. Ich ringe nach Luft und Worten und höre noch die Hyänen kichern und geifern.

»Trophäe« ist ein atemberaubender Roman mit der Treffsicherheit eines Großkalibers. Dimitri Verhulst bringt es auf den Punkt – "ein ethischer Mindfuck". Definitiv ist es jetzt schon mein Jahreshighlight.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Absolut filmreif!

Die Dämmerung (Art Mayer-Serie 2)
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Wer kennt es nicht, da wartet man ein Jahr sehnsüchtig auf die Fortsetzung vom Lieblingsautor und dann inhaliert man das 500-Seiten-Buch innerhalb weniger Stunden. Ups.

Art Mayer und seine hochschwangere ...

Wer kennt es nicht, da wartet man ein Jahr sehnsüchtig auf die Fortsetzung vom Lieblingsautor und dann inhaliert man das 500-Seiten-Buch innerhalb weniger Stunden. Ups.

Art Mayer und seine hochschwangere Kollegin Nele Tschaikowski werden zu einem schaurigen Tatort gerufen. Ein Wesen, halb Mensch, halb Tier mit einem Hirschgeweih auf dem Kopf, die Augen nur noch blutige dunkle Höhlen. Alles sieht so bizarr aus, dass es fast logisch scheint, dass man der Anruferin in der Notrufzentrale keinen Glauben schenkte. Bei der Toten handelt es sich um Deutschlands beliebte Charity-Lady Charlotte Tempel, der in Kürze der Hirsch, ein Medienpreis, verliehen werden sollte. Doch ihre Tochter Leo, eine rebellische Klimaaktivistin, hat keine so hohe Meinung von ihrer Mutter. Obwohl sie schnell ins Fadenkreuz der Ermittlungen gerät, zweifelt Art an ihrer Schuld. Aber dann taucht eine zweite Leiche auf und ein ominöses Tonband.

Raabe ist für mich einer der besten deutschen Thrillerautoren, der mich seit der Tom-Babylon-Reihe immer wieder mit seinen ausgefeilten Figuren und seinem filmreifen Erzählstil begeistert. Auch sind seine Bücher immer nah am aktuellen Zeitgeschehen dran, taucht diesmal doch ein Deepfake des Polizeipräsidenten bei einer nie stattgefundenen Pressekonferenz auf. Oder die Umweltaktivisten, die als Terroristen pauschalisiert werden.
Art ist einfach ein cooler, wenn auch bisschen kaputter Typ, den man einfach mögen muss. Er hat ein großes Herz, gerade wenn es um seine 7-jährige Nachbarin Milla geht, er übertritt aber auch mal die Grenzen, wenn es der Gerechtigkeit dient.

Apropos Milla, die Lütte ist für mich jetzt schon der eigentliche Star der Reihe und sorgte wieder für ein einige Schmunzler.
Und natürlich rücken der Bundeskanzel und seine Frau Julie, mit der Art ein Verhältnis hat, wieder ins Zentrum des Geschehens. Das scheint auch der rote Faden der Reihe zu sein, weshalb ich empfehle, zuerst den Vorgänger zu lesen.
Besonders bewegend und gelungen fand ich diesmal die Perspektive aus der Vergangenheit, der wir ausschließlich durch eine Tonbandaufzeichnung folgen. Aber das müsst ihr schon selbst lesen, wirklich ein berührendes Thema, das sehr viel Spannung parat hält. Ich habe lange gerätselt, wohin uns Raabe da führen will, aber hey, damit habe ich echt nicht gerechnet. Das kann ja heiter werden in Band 3, aber auf den muss ich jetzt wieder ein Jahr warten. Ach menno.

Unterm Strich wieder ein Highlight für mich, dass ich allen an Herz lege, die einen fundierten, hochspannenden, aktuellen Thriller lesen wollen. Garantiert ohne Längen, dafür mit Charakteren zum Anfassen.

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Veröffentlicht am 28.03.2024

Unglaublich gut erzählte Fortsetzung

Die Frauen der Familie Carbonaro
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Was gibt es einer rundherum guten Story, die ich total geliebt habe, noch hinzuzufügen? Nun ja, eine zweite Perspektive, und genau das hat Mario Giordano getan – er hat, inspiriert von seiner eigenen deutsch-italienischen ...

Was gibt es einer rundherum guten Story, die ich total geliebt habe, noch hinzuzufügen? Nun ja, eine zweite Perspektive, und genau das hat Mario Giordano getan – er hat, inspiriert von seiner eigenen deutsch-italienischen Familiengeschichte, nun die Frauen der Carbonaros zu Wort kommen lassen.
Um nicht zu spoilern, möchte ich gar nicht zu viel vom Inhalt verraten. Es geht im 1. Teil »Terra di Sicilia« um Barnaba Carbonaro, einem armen Tagelöhner, der zwar nicht schreiben aber wie kein Zweiter Kopfrechnen konnte, und zu einem erfolgreichen Zitrushändler am Münchner Großmarkt wird.
Ab Ende des 19. Jahrhunderts begleiten wir nun Pina, Barnabas Frau, die uns von einer teils wirklich grausamen Kindheit erzählt. Ein ganzes Volk hätte sie am liebsten gegründet und tatsächlich 23 Kinder geboren, von denen 6 überlebten. Sie ist eine willensstarke Frau, die entschlossen für ihre Ziele kämpft und auch um ihre Macht in der Familie.

»Männer verbringen ihr ganzes Leben damit, zu hadern, wer sie sind. Sie bekämpfen Windmühlen und halten sich für Ritter. Wir Frauen sind die Sancho Panzas dieser Welt. Die den Laden am Laufen halten und das Gleichgewicht herstellen, immer und immer wieder.« S.436

Ihre Tochter Anna hingegen hat Träume und möchte singen und wird wie viele Italiener*innen in den 1930ern nach Deutschland gehen, um ein kleines Stück Glück zu finden. Ihre rebellische Tochter Maria, die bereits in München aufwächst, kennt Sizilien nur noch aus ihrer Erinnerung, doch auch sie trägt, wie alle Frauen der Familie, das Erbe ihrer Vorfahrinnen in sich, die als Sirenen die Geschicke der Männer lenkten.

Die weibliche Perspektive hat so manches tatsächlich in ein anderes Licht gerückt und gezeigt, wie wichtig die Frauen sind, wenn es darum geht, Entscheidungen in der Familie zu treffen. Immer finden sie einen Weg, ihre Ziele und Träume zu verfolgen, denn sie wissen um ihre Macht und lassen sich nicht entmutigen auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben. Das alles setzt Giordano immer wieder mit den jeweiligen historischen Ereignissen authentisch in Verbindung. Kein einfaches Jahrhundert, das sowohl Leid und Verlust sowie Glück und Chancen für die Frauen parat hält.
Eine großartige Geschichte über Liebe und Eifersucht, Erfolge und Niederlagen, Aberglauben und Träume und voller sizilianischen Temperaments. Aber auch über das Fremdsein in Deutschland und die Sehnsucht nach der Heimat. Von Geistern, die sich nicht vertreiben lassen und dem »zweiten Schatten«, der die Frauen zu etwas Besonderem macht.
Ja, Giordano hat mich mit seiner zweiten Geschichte wieder absolut begeistert, mit der Atmosphäre, seinem Humor und seinem intensiven Erzählstil, der mich mit Leichtigkeit durchs Buch getragen hat. Ich habe mit ihnen gelitten, gelacht und geliebt.

»Wir waren die Frauen der Familie Carbonaro. Unsere Gespräche plätscherten wie ein schläfriges Meer an die Mole. Wenn es Tag wurde, würden wir wieder zwei Schatten werfen, aber wir fragten nicht mehr, wer wir sind. Wir sind das, was man von uns erzählt.« S.503

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Für Kenner und Liebhaber ein Genuss

Allmen und Herr Weynfeldt
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Kunstdetektiv Johann Friedrich von Allmen muss mal wieder eine unterfinanzierte Phase überbrücken, denn seiner Firma »Allmen International Inquiries« fehlt es vor allem an Aufträgen. Doch als Lebemann ...

Kunstdetektiv Johann Friedrich von Allmen muss mal wieder eine unterfinanzierte Phase überbrücken, denn seiner Firma »Allmen International Inquiries« fehlt es vor allem an Aufträgen. Doch als Lebemann und Privatier ist es wichtig, in gewissen Kreisen gesehen zu werden, weshalb er seine Zeit gern in Bars verbringt. Das Millionenerbe des Vaters hat längst durchgebracht und hätte er nicht sein Faktotum Carlos, der ihm ab und zu Geld vorschießt, könnte Allmen sich seinen Lebensstil samt großzügigen Trinkgeldern bei seinen vertrösteten Gläubigern gar nicht leisten.
Im 7. Band trifft Allmen den Kunstexperten Adrian Weynfeldt, der Suter-Fans kein Unbekannter ist. Es entspinnt sich eine sehr eigenwillige Freundschaft zwischen den beiden. Als Weynfeldt kurz darauf feststellt, dass ihm eins seiner Lieblingsbilder gestohlen wurde, ist das Allmens Chance, wieder zu Geld zu kommen. Natürlich muss er bei seinen Ermittlungen äußerst diskret vorgehen, was man als Leser auch mal schnell als geschickt getarnte Ahnungslosigkeit entlarven kann. Aber wie findet man etwas, von dem niemand wissen darf, dass es vermisst wird?
Weynfelds Freunde, die selbstverständlich vollkommen integer sind, halten sich bedeckt. Lediglich die Kunstbuchhändlerin Karin scheint reden zu wollen. Doch Allmen kommt zu spät und findet sich unversehens in seinem ersten Mordfall wieder.

Ich liebe Suters Blick hinter die Fassade der Reichen und Schönen. Und damit sind jetzt nicht die gemeint, die das mit allzu bekannten Initialen auf Sonnenbrillen und Taschen öffentlich zur Schau stellen. Es sind die kleinen, subtilen Momente, die Suter aufdeckt, wenn zum Beispiel Weynfeldt in der Bar nur die Olive genießt, den Drink aber nicht anrührt. Dinge, die auch Allmen sich abschaut. Denn wie wir ja wissen, stammt er aus einer bäuerlichen Familie ab, auch wenn er lieber von den Ländereien seines Vaters spricht als von Feldern.

Was wäre Allmen nur ohne seine Entourage – Carlos und Maria sorgen im Hintergrund dafür, dass Allmens Fassade keine Kratzer bekommt und er seine Kreditwürdigkeit behält. Für alle, die den kultivierten, dauerbankrotten Hochstapler und Kunstkenner noch nicht kennen: es geht hier weder um Spannung, noch erwartet uns eine Detektivgeschichte. Allmen ist weder besonders clever noch besitzt er überhaupt ein detektivisches Gespür. Und Arbeit jeglicher Art lehnt er kategorisch ab. Ein Müßiggänger, der seine Marotten pflegt.
Es ist Suters geschärfter Blick in die Welt der Schweizer Oberschicht, den er auch in der »Business Class« unter Beweis gestellt hat. Vielleicht ist es genau dieser Voyeurismus gepaart mit Suters Tonart und der pointierten Kurzweiligkeit, was mich in der Allmen-Reihe immer wieder begeistert, mir ein Dauerschmunzeln entlockt. Und nicht zuletzt Suters dezenter Humor, den ich auch in seinen Romanen so mag. Wie Schweizer Schokolade – ein kurzer, delikater Genuss.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Identitatssuche - eine Welt zwischen Deutschland und Kamrun

Issa
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In ihrem autofiktionalen Debüt erzählt die Frankfurter Autorin die Geschichte der schwangeren Issa, die sich auf dem Flug nach Kamerun befindet. Nicht ganz freiwillig kehrt sie in ihr Geburtsland zurück, ...

In ihrem autofiktionalen Debüt erzählt die Frankfurter Autorin die Geschichte der schwangeren Issa, die sich auf dem Flug nach Kamerun befindet. Nicht ganz freiwillig kehrt sie in ihr Geburtsland zurück, denn sie hat von einer gelben Schlange geträumt, ein schlechtes Omen, wie ihre Mutter meint. Und nun soll Issa sämtliche Rituale durchlaufen, damit sie ein gesundes Kind zu Welt bringt. Ganz ungelegen kommt das Issa nicht, denn sie braucht dringend etwas Abstand zu ihrem Leben und ihrer Beziehung. Scheinbar wissen es ja alle besser, was für sie gut ist: Ihr weißer Freund will sie sofort heiraten, ihre Mutter ist für eine Abtreibung und ihr Vater fühlt sich zu jung, um Opa zu werden. Begleitet von einer gehörigen Portion Skepsis, lässt sie sich von ihren Omas und Tanten durch die Rituale führen, begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln und ihrer eigenen Identität. Fühlt sie sich doch immer irgendwie zwischen den Welten – in Deutschland zu Schwarz, in Kamerun zu deutsch.

Wir springen von 2006 ins Jahr 1903 zurück zu Issas Ahnin Enanga. Es ist die Zeit der deutschen Kolonialherrschaft. Enanga ist Wilhelm schutzlos ausgeliefert und wird mit 12 von ihm schwanger, was sowohl für sie als auch für ihre Mutter dramatische Konsequenzen hat. Auf diesem Erzählstrang folgen wir den Frauen der Familie, ihrem Kampf für Selbstbestimmung und gegen ihre strukturelle Rolle.

Die Themen auf den 304 Seiten sind vielfältig: Rassismus, Kolonialismus, Patriarchat, Polygamie, Zwangsehe, Gewalt an Frauen, Kindersterblichkeit. Das verlangt einem beim Lesen schon einiges ab.

Doch Mahn schafft hier einen mühelosen Spagat zu Issas Kapiteln, die oft humorvoll und mit erfrischender Leichtigkeit geschrieben sind. Eine meiner Lieblingsszenen ist, als ihr Onkel ihr auf dem Markt verbietet zu sprechen, denn dann würden ihm die Händler mit Sicherheit den dreifachen Preis abknöpfen. Was natürlich wieder zeigt, dass sie auch hier eine Fremde ist – die wohlhabende Deutsche, eine Bushfalla.

Ich hatte beim Lesen das Gefühl, immer mehr von den Zusammenhängen und Auswirkungen zu verstehen, die Entscheidungen und Handlungsweisen der Frauen nachvollziehen zu können. Manchmal brauchte es ihrerseits eine Menge Mut. Bei aller Gewalt und allem Leid, das ihnen widerfahren ist, haben sie immer wieder Kraft im Zusammenhalt gefunden.
Ich finde, Mahn hat hier einen sehr guten Blick auf die Historie aus rein weiblicher Sicht geworfen. Davon kann es nicht genug geben. Auch die kamerunische Kultur, die tief verwurzelte Spiritualität fand ich sehr interessant und aufschlussreich. Ein durchweg gelungenes Buch, das mich sehr berührt hat.

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