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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2018

Erinnerungen an die "Alte Heimat" ...

Das Auswanderer-Kochbuch
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Ich habe mir dieses Buch gewünscht, da es auch in meiner eigenen Familie Auswanderungen gab und ich mich durch die Küche ein wenig mit Ihnen verbunden fühlen wollte. Sehr groß war meine Freude dann, als ...

Ich habe mir dieses Buch gewünscht, da es auch in meiner eigenen Familie Auswanderungen gab und ich mich durch die Küche ein wenig mit Ihnen verbunden fühlen wollte. Sehr groß war meine Freude dann, als dieses tolle Kochbuch tatsächlich bei mir eintrudelte. Meine Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. Beim Aufschlagen stolpert man sofort über die Originalfahrkarte eines jungen Mannes, der wohl 1908 auch sein Glück in den Vereinigten Staaten suchen wollte. Weiter geht es mit wunderbaren Eindrücken zum Auswandererhaus in Bremerhaven, das ich selbst vor einigen Jahren besuchen durfte. Das Vorwort stimmt den Leser dann auf die ersten Rezepte ein. Kühlraum auf den Schiffen war begrenzt oder gar nicht vorhanden, so dass die Haltbarmachung von Lebensmitteln eine wichtige Rolle spielte. Verschiedene Dörr- und Trockenmethoden, sowie das Pökeln wird im ersten Kapitel anschaulich erklärt. Weiter geht es mit Speiseplänen zum Nachkochen …hier haben es mir besonders die sauren Linsen angetan, die auch bei uns zu Hause öfter mit Spätzle und Speck auf den Tisch kommen. Im nächsten Abschnitt wird die Küche anderer Länder beleuchtet, denn auch unsere englischen, irischen und schottischen Nachbarn wagten zu Hauf den Weg über den großen Teich. Neben leckerem Irish Stew fehlt hier auch nicht das Rezept zu meinem geliebten Shortbread. Darauffolgend entdeckt man einige kurze Auswanderergeschichten, die das Buch – das ja eigentlich als Kochbuch betitelt wurde – auflockern und unheimlich interessant machen. Nach weiteren Rezepten und Tipps und Tricks zur Vorratshaltung, Reinigung und Krankheitsbekämpfung landen wir wieder bei tollen Rezepten, die tatsächlich auf Überfahrten serviert wurden – hier allerdings sicherlich nicht in der dritten Klasse! Neben Frühlingssuppe und Potage a la Cardinal schließen wir den Magen mit einem großen Stück New York Dark Chocolate Cheesecake, den man übrigens auch hier zu Hause, genauer gesagt im Deutschen Auswandererhaus genießen kann.
Fazit: Wer ein Kochbuch mit hunderten von Rezepten erwartet, wird hier enttäuscht sein. Wer allerdings ein Stück Auswanderergeschichte gepaart mit außergewöhnlichen Köstlichkeiten wünscht, dem wird hier mehr als gerecht. Von mir eine absolute Empfehlung für (Hobby)Köche mit Interesse an der Geschichte der Auswanderung.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Vertrauen ist gut ... Kontrolle ist besser ....

Bei deinem Leben
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Durch geschickt eingesetzte Perspektivenwechsel verleiht die Autorin Adele Parks dem Roman eine Spannung, die sich immer weiter aufbaut bis man das Buch nur noch schwer aus der Hand legen kann. Was als ...

Durch geschickt eingesetzte Perspektivenwechsel verleiht die Autorin Adele Parks dem Roman eine Spannung, die sich immer weiter aufbaut bis man das Buch nur noch schwer aus der Hand legen kann. Was als eine Art Beziehungsroman beginnt, entwickelt sich immer schneller zu einem Psychothriller, der aufregender kaum sein kann. Was hat es auf sich mit den unterschiedlichen Zwillingen, deren Eltern seltsam distanziert wirken? Will die risikofreudige Zoe ihre Schwester wirklich schützen oder verfolgt sie ganz andere Absichten. Welche Rolle spielt der gut aussehende, charismatische Nick dabei? „Bei deinem Leben“ ist mal wieder so ein Buch mit Sogwirkung. Flüssig, schon fast rasant geschrieben, saugt es den Leser ein in das Leben der Zwillinge wie eine Schraube ohne Ende. Sehr passend dazu finde ich übrigens auch das Coverbild mit der unendlichen Treppe, die nicht enden zu scheint. Von mir eine klare Leseempfehlung für ein Buch, das einem locker mal eine Nacht den Schlaf rauben könnte.

Veröffentlicht am 07.07.2018

Ohne viele Worte ... einfach ein Buch, das mich überzeugt hat!

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie 3)
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„Der fulminante Höhepunkt von Richard Dübells Jahrhundertsturm-Trilogie“ … mit diesen Worten bewirbt der Verlag den historischen Roman auf der Buchrückseite. Treffender hätte ich es wohl auch nicht ausdrücken ...

„Der fulminante Höhepunkt von Richard Dübells Jahrhundertsturm-Trilogie“ … mit diesen Worten bewirbt der Verlag den historischen Roman auf der Buchrückseite. Treffender hätte ich es wohl auch nicht ausdrücken können. Dieses Buch ist aber so viel mehr als nur ein historischer Roman.
So ist er zum einen eine Geschichtsstunde, wie ich sie mir von meinen Lehrern während der Schulzeit viel öfter gewünscht hätte. Mit viel Liebe zum Detail – und nein, ich meine das in keinster Form negativ – hat der Autor reale Figuren in seinen Roman eingebettet. So durfte z. B. Luisa mit bekannten Filmgrößen wie dem Produzenten Erich Pommer, der Schauspielerin Brigitte Helm und dem Regisseur Fritz Lang Bühnenluft schnuppern, während Max sich bei Autorennen die Hörner abstieß und mit namhaften Personen wie z. B. Hugo Stinnes, dem Besitzer der Dinos Automobilwerke AG und seiner wilden Tochter, sowie dem Sohn des Vorbesitzers Richard Loeb in Kontakt kam. Auch bei der politischen Geschichte Deutschlands in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg konnte Richard Dübell mir noch einiges beibringen. Was muss es für eine schwierige Zeit damals gewesen sein nach dem Krieg, in den die jungen Männer von schwenkenden Fähnchen begleitet eingezogen waren und der Deutschland nach der qualvollen Niederlage in die Knie gezwungen hatte. Umso so leichter hatten es da natürlich die braunen Schergen, denen mancher, der am Boden lag gerne folgte. Es scheint fast, als wären die Deutschen vom Regen in die Traufe gekommen.
Zum anderen aber birgt das Buch auch viele Elemente eines rasanten Kriminalromans, die nicht nur der Detektivagentur von Otto und Hermine geschuldet sind. Absolut grandios ist das Ende der Geschichte, in dem Familie Briest zusammen mit Max Brandow und dem „vollen Ernst“ Türk bei der Jagd auf feige und kriminelle Kreaturen nochmal beweisen, was wirklich in ihnen steckt. Ich konnte das Buch gegen Schluss vor Spannung fast nicht aus der Hand legen.
Und last but not least kommt natürlich auch die Liebe nicht zu kurz. Allen voran gehen Otto und Hermine mit leuchtendem Beispiel und ihrer zärtlichen Zuneigung füreinander. Mehr Liebesgeschichten seien an dieser Stelle nicht verraten …
Ich hoffe, man merkt es dieser Rezension an, dass ich so begeistert bin von diesem Buch, wie schon lange nicht mehr. Wie oft merkt man gerade bei Trilogien, dass der dritte Band der schwächste ist. Nicht aber bei Richard Dübells Jahrhundertversprechen. Hier fährt der Autor zu seiner absoluten Höchstform auf und erhält von mir ein riesiges Lob dafür!
P.S.: Noch ein kleiner Nachtrag … auch das Cover ist mal wieder sehr gut gelungen. Schemenhafte Personen im Hintergrund eines Rennwagens mit einer zauberhaften Schönheit der 20er Jahre davor … ein absoluter Hingucker.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Die Hoffnung stirbt zuletzt ...

Die andere Hälfte der Hoffnung
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Schon der Titel des Buches verrät, dass sich die Charaktere an jedes Stück Hoffnung klammern, eine Hoffnung, die aber mehr als dünn gesät ist. In diesem für mich fünften Buch der äußerst talentierten Autorin ...

Schon der Titel des Buches verrät, dass sich die Charaktere an jedes Stück Hoffnung klammern, eine Hoffnung, die aber mehr als dünn gesät ist. In diesem für mich fünften Buch der äußerst talentierten Autorin Mechtild Borrmann findet man sie wieder, die kurze und prägnante Sprache, die nur die Fakten zu beschreiben scheint und dennoch eine Flut von Emotionen in die Geschichte packt, die einen zu erschlagen droht. Man erfährt von Ungeheuerlichkeiten, die nach dem Reaktorunfall vertuscht wurden, die auch niemals den Weg in eine Fernsehübertragung fanden. Den Menschen damals wurden Lügen, im besten Fall noch Halbwahrheiten erzählt und somit ihr Leben für immer verändert. Walentyna entscheidet sich dennoch zurück in die Sperrzone um Tschernobyl zu gehen, die von den Ukrainern selbst als „Entfremdungszone“ bezeichnet wird. Sie sucht verzweifelt nach ihrem Leben, wie es vor dem Unglück war. Sie gibt sich der Hoffnung hin, dass Gott für ihre Tochter ein besseres Leben geplant hat und schreibt inzwischen in ihrer Verzweiflung an der Geschichte ihres und des Lebens der Tochter. Denn Tania und ihre Freundin – zwei junge ambitionierte Ukrainerinnen, werden vermisst, seit sie ihren Weg mit der Hoffnung auf ein Studium und ein besseres Leben in Deutschland angetreten haben. Und wie passt Lessmann in dieses Bild? War es ein Zufall, dass Tania – die in Wirklichkeit gar nicht so heißt – gerade dort aufschlägt und Hilfe sucht? Gibt es eine Verbindung zwischen den Protagonisten?
Dieser Roman erzählt von Schuld und Sühne, von roher Gewalt und Aussichtslosigkeit. Er lässt den Leser mit einer Sprachlosigkeit zurück, die man kaum beschreiben kann. Nach Beendigung musste ich mir erstmal wieder vor Augen halten, wie gut es mir geht. Ich kann inzwischen sagen, dass Mechtild Borrmann zu einer meiner Lieblingsautorinnen zählt und ich immer wieder begeistert von ihrer Art des Schreibens bin auch wenn die Themen oft schwerverdaulich sind.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Steinig ist der Weg zur Gleichberechtigung von Mann und Frau ...

Die Ärztin: Das Licht der Welt
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Puh, was bekam ich für einen Schreck, als dieser dicke Wälzer bei mir eintraf. Ich hatte mich innerlich schon auf zwei Wochen Lesezeit eingestellt. Umso überraschter war ich, als die Seiten beim Lesen ...

Puh, was bekam ich für einen Schreck, als dieser dicke Wälzer bei mir eintraf. Ich hatte mich innerlich schon auf zwei Wochen Lesezeit eingestellt. Umso überraschter war ich, als die Seiten beim Lesen nur so dahinflogen und ich das Buch in guten drei Tagen ausgelesen hatte. Meiner Meinung nach hat sich die Autorin hier fast selbst übertroffen, in dem sie ein Buch geschrieben hat, das authentisch wirkt und die Probleme der damaligen Zeit wunderbar wiederspiegelt. Wie habe ich mit Ricarda gelitten als sich selbst ihre eigene Mentorin plötzlich gegen sie stellte. Sie hatte doch in ihren eigenen Augen nichts falsch gemacht! Wunderbar wird auch der Standesunterschied dargestellt, der damals noch ausgeprägter schien als heute. Und dennoch konnte auch dieser Unterschied immer mal wieder überbrückt werden, wenn er den involvierten Parteien auch viel Kraft abverlangte.
Helene Sommerfeld hat mit diesem Buch eine authentische, flüssige und sehr ausdrucksstark beschriebene Geschichte geschrieben, die ich absolut weiterempfehlen möchte. Und da dieses Buch in einem Wahnsinnscliffhanger endet, ist das Lesen des im Herbst erscheinenden zweiten Teils natürlich Pflicht und Freude zugleich.