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Veröffentlicht am 29.06.2021

Meine Hochachtung für einen mutigen Mann ... Fritz Kolbe!

Kolbe
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Obwohl ich schon viele Bücher – sei es als Roman oder Sachbuch – zu dieser Thematik gelesen habe, war mir Fritz Kolbe bis dato gänzlich unbekannt. Kein Wunder, gehörte er zwar zu den vehementen Widerstandskämpfern ...

Obwohl ich schon viele Bücher – sei es als Roman oder Sachbuch – zu dieser Thematik gelesen habe, war mir Fritz Kolbe bis dato gänzlich unbekannt. Kein Wunder, gehörte er zwar zu den vehementen Widerstandskämpfern der damaligen Zeit, wurde ihm dafür jedoch lange jegliche Anerkennung abgesprochen.

Aber kurz zum Inhalt … der unauffällige Antiheld Fritz Kolbe wird während des Zweiten Weltkriegs im Auswärtigen Amt in Berlin mit einer besonderen Aufgabe betraut. Er ist dafür verantwortlich, streng geheime Dokumente zu vernichten. Dies bringt den erbitterten Nazi – und Kriegsgegner auf eine innovative Idee. Er fängt an, einige dieser vertraulichen Dokumente aufzubewahren, um sie später der Gegenseite zuzuspielen. Doch hier stößt er auf fast unverständlichen Widerstand bei den Engländern als auch den Amerikanern. Man traut ihm nicht, will nicht glauben, dass er das nicht für Geld, sondern ausschließlich für sein eigenes Gewissen tut. Schließlich findet er Unterstützung bei der Sekretärin von Dr. Sauerbruch, die später seine Frau werden wird …

Der Autor Andreas Kollender, auf den ich durch den Roman „Libertys Lächeln“ aufmerksam wurde, hat mit seiner auf Tatsachen basierenden Geschichte ein wichtiges Zeitzeugnis geschaffen. Geschickt verwebt er Wahrheit und Fiktion zu einem spannende Agentenroman der Extraklasse. Und Fritz Kolbe hat es mit seiner Unermüdlichkeit im Kampf gegen den Naziterror wahrlich verdient, dass ihm ein Denkmal geschaffen wird. Es kann nicht leicht gewesen sein damals, stets im Zwiespalt mit sich selbst leben zu müssen, denn Informationen, die er dem Feind zuspielte, führten auf direkt und unvermeidlich zu Verlusten in den eigenen Reihen. Auch nach dem Krieg, legte man ihm weiterhin Steine in den Weg, so dass er schließlich als kleiner Handlungsreisender seinen Lebensunterhalt bestreiten musste ...

Die Story ist großartig und durch den Autor auch wunderbar recherchiert. Von mir gibt es vier von fünf Sternen und ich wünsche mir, dass dieses Buch noch viele Leser finden möge.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Der Tanz gegen das Vergessen ...

Solange sie tanzen
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Was sich erst als kleine Vergesslichkeit ausnimmt, wächst bei Ada schnell zu einer ausgewachsenen Demenz, mit der sie bald nicht mehr allein leben kann. Doch sie sie hat Glück im Unglück, denn liebe Menschen ...

Was sich erst als kleine Vergesslichkeit ausnimmt, wächst bei Ada schnell zu einer ausgewachsenen Demenz, mit der sie bald nicht mehr allein leben kann. Doch sie sie hat Glück im Unglück, denn liebe Menschen in Form einer Haushälterin in Teilzeit und ihrem Enkel greifen ihr unter die Arme. Auch ihr Hund Hemingway und ein neu kennengelernter Nachbar halten sie agil. Doch immer mehr schwelgt sie in der Vergangenheit und sehnt sich nach ihrem verstorbenen Ehemann Hans. Immer wieder nimmt sie das Fernglas in die Hand und längst vergangene Geschichten übernehmen ihre Gedanken. Wie lange wird das noch gut gehen?

Die Autorin Barbara Leciejewski hat hier bestimmt kein leichtes, aber dafür omnipräsentes Thema zur Vorlage für ihren Roman genommen. Mit flüssigen und zugleich tiefsinnigem Schreibstil macht sie ihre Leser mit der sympathischen Ada bekannt, die es in ihrem Leben weiß Gott nicht immer leicht hatte. Ist es so manchmal fast ein Segen, wenn man vergessen darf? Das Buch geht unter die Haut und regt zum Nachdenken an. Harter Tobak und trotzdem bereichernde Kost. Für die manchmal ein wenig zu langausschweifenden Passagen ziehe ich ein kleines Sternchen ab und vergebe somit vergönnte vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Mutig, widerspenstig ... lesenswert ...

Bis wieder ein Tag erwacht
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Die Bücher von Charlotte Roth scheinen mich immer wie magisch anzuziehen, so kam ich natürlich auch an „Bis wieder ein Tag erwacht“ nicht ungestreift vorbei. Ein ganz schöner Wälzer mit knapp 750 Seiten, ...

Die Bücher von Charlotte Roth scheinen mich immer wie magisch anzuziehen, so kam ich natürlich auch an „Bis wieder ein Tag erwacht“ nicht ungestreift vorbei. Ein ganz schöner Wälzer mit knapp 750 Seiten, doch das Thema der Résistance Bewegung in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs verdient auf jeden Fall diese Beachtung. Vielen Dank an dieser Stelle für das Aufgreifen eines wichtigen Themas. In diesem Roman verbirgt sich jedoch noch so viel mehr. Deutlich zeigt er an den „Fingern einer Hand“, wie die fünf Freude sich nennen, die Klassenunterschiede der damaligen Zeit auf. Eine bunte Mischung aus Junkersöhnen, Bürgerstöchtern und dem jungen Algerier namens Salah versuchen dem immer wieder auf ihre Art zu trotzen und müssen verbittert feststellen, dass es kein Entkommen gibt. Zum Ausbruch des Krieges kommt zu den Klassenunterschieden noch die Verfolgung und Vernichtung der Juden und spätestens jetzt, kann niemand mehr die Augen vor der Realität verschließen. Sie alle kämpfen auf ihre Art mit sauberen, aber auch schmutzigen Waffen, doch wirkliche Gewinner kann und wird es auf keiner Seite geben ….
Diesmal brauchte ich ein Weilchen, bis ich mich in die Geschichte eingefunden und mich mit dem Schreibstil vertraut gemacht hatte. Doch als ich drin war, fiel es mir schwer, das Buch wegzulegen. Wie immer zaubert die Autorin auch diesmal mit ihren Beschreibungen feinstes Kopfkino. Ich konnte mich in das französische Küstendorf gedanklich genauso versetzen, wie in die Kriegsschauplätze Berlin und Paris. Einen kleinen Abzug gibt es diesmal von mir, da sich Charlotte für mein Empfinden manchmal einfach zu stark im Detail verliert. Manchmal hätten mir ein paar weniger Einzelheiten genügt, um die Geschichte rund zu machen. Dennoch verdient auch dieses Buch von mir wieder eine Leseempfehlung und ich vergebe wohlverdiente vier von fünf Punkten.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Wunder gibt es immer wieder ...

Die Wunderfrauen
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Geprägt durch den Klappentext machte ich mich hier eigentlich dazu bereit, eine Geschichte vierer Freundinnen zu hören, die sich gemeinsam in der Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders einen Weg noch ...

Geprägt durch den Klappentext machte ich mich hier eigentlich dazu bereit, eine Geschichte vierer Freundinnen zu hören, die sich gemeinsam in der Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders einen Weg noch oben bahnen. Aber mitnichten! In diesem (Hör)buch treffen wir auf vier Frauen, die jede auf ihre eigene Art mit dem Schicksal zu hadern hat. Hauptfigur ist definitiv Luise Dahlmann, die sih ihrem Laden, den sie ihrem Mann mit viel Liebe aber auch ein wenig List abgetrotzt hat. Hier scheinen ultimativ die Fäden zusammen zu laufen und eine Art Kameradschaft, ja vielleicht sogar zarte Freundschaften entstehen zwischen Luise, Anabell, Helga und Marie …

Das Buch gibt einen guten Einblick in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts, als nichts und doch alles möglich schien. Es zeigt mal wieder auf, wie schwer Frauen noch immer zu kämpfen haben und wie es für Männer noch immer ganz selbstverständlich war, das Regiment über Frau und Kinder zu führen. Obwohl ich nun zum gefühlt hundertsten Mal über das Wunder von Bern gehört habe, das wohl in meinem Roman der Nachkriegszeit fehlen darf, freue ich mich auf die nächsten beiden Bände der Trilogie. Bin gespannt, wie es weitergehen wird und vergebe hier vier von fünf möglichen Sternen.

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Veröffentlicht am 28.05.2021

"Wie sich der kleine Moritz die Weltgeschichte vorstellt, genau so ist sie ..." Anton Kuh

Grandhotel Odessa. Der Garten des Fauns
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Noch immer ist das echte Reisen in unserer von der Pandemie geschüttelten Zeit nicht wirklich realisierbar, wenn sich auch kleine Lichtblicke abzuzeichnen scheinen. Umso größer war deshalb meine Freude ...

Noch immer ist das echte Reisen in unserer von der Pandemie geschüttelten Zeit nicht wirklich realisierbar, wenn sich auch kleine Lichtblicke abzuzeichnen scheinen. Umso größer war deshalb meine Freude über Charlotte Roths erneute Einladung ins Grandhotel Odessa. Ich war sofort wieder bereit dort abzutauchen. Empfangen wurde ich wieder von Oda, die Herrin über das Hotel, die die Zügel noch immer fest in der Hand hält – ihr und natürlich dem sprudelnden Faun. Ich fühlte mich sofort wieder zu Hause. Doch der Hauptfocus scheint diesmal eher auf Manon, ihrer Ziehtochter, und Clara, der Tochter von Belles Bruder Bodo zu liegen, die ihre Mutter so jung auf tragische Weise verloren hatte und einen Tapetenwechsel bitter nötig hat. Die Freude über den Besuch aus Berlin ist jedoch bald getrübt, denn Manon, die schon ihr ganzes Leben in Maxim, ihren Stiefbruder, verliebt ist, ist schnell rasend vor Eifersucht. Nicht sie scheint mehr seine Sonne zu sein, sondern die bemerkenswerte Clara lässt sein Herz bald höherschlagen. Schnell wird aber auch klar, dass sich die politische Situation um Odessa zuspitzt und das Hotel bald seine Pforten auch für unliebsame Gäste öffnen muss. Wird Oda es schaffen, ihre Oase am Leben zu erhalten oder wird der Marmorfaun bald für immer trocken bleiben?

Auch dieser zweite Band hatte mich rasch wieder eingefangen, wenn bei mir der Funke auch nicht ganz so heftig wie im ersten Teil übersprang. Manchmal empfand ich die viele Politik als ein wenig niederdrückend, und viel Neid und Missgunst ließen kaum Raum auch mal für ein wenig Leichtigkeit und Liebe. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und spreche auch diesmal spontan wieder eine Leseempfehlung aus. Meine Frage an die Autorin ob noch ein dritter Band in Planung sein, wurde verneint, und im Nachhinein finde ich auch, dass sie meine Reise nach Odessa zu einem würdigen Abschluss gebracht hat. Ich freue mich schon auf neue Werke aus Charlottes Feder und vergebe bei diesem Werk solide vier von fünf Sternen.

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