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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2017

Nicht immer ist weniger mehr ...

Nachtblau
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Für die damalige Zeit ist die Witwe Catrijn eine sehr starke junge Frau. Allein den Mut aufzubringen nach dem Tod ihres trunksüchtigen und gewalttätigen Mannes in eine fremde Stadt aufzubrechen, ist doch ...

Für die damalige Zeit ist die Witwe Catrijn eine sehr starke junge Frau. Allein den Mut aufzubringen nach dem Tod ihres trunksüchtigen und gewalttätigen Mannes in eine fremde Stadt aufzubrechen, ist doch sehr ungewöhnlich. Sie macht ihr Glück kurzzeitig in Amsterdam, wo sie bei einem bessergestellten Ehepaar im Haushalt unterkommt. Die Frau, von ihrer eigenen Malkunst recht eingenommen, ermöglicht ihr einen kleinen Einblick in das Leben der Kunst, ja sogar eine Stippvisite bei dem bekannten Rembrandt findet statt. Doch dieses Glück ist ihr nicht vergönnt und so zieht sie schweren Herzens weiter nach Delft. Auch hier erlaubt es ihr ein Wink des Schicksals, wieder mit der Malkunst verbunden zu sein und unter anderem den bekannte Maler Jan Vermeer zu treffen, vielen bekannt durch „Das Mädchen mit dem Perlohrring“. Wird sie hier am Ende glücklich werden?
Die Autorin hat mit diesem Buch ein vielseitiges und höchst interessantes Thema angerissen, die Kunst der Herstellung des „holländischen Porzellans“. Jeder der sich für Porzellan und Keramik interessiert, kommt an der berühmten Delfter Keramik natürlich nicht vorbei. Während Frau van der Flugt es geschafft hat, den roten Faden durch das ganze Buch hindurch aufrecht zu erhalten und so eine in sich stimmige und runde Geschichte zu schreiben, hätte ich mir an vielen Stellen noch mehr Detail und Tiefgang gewünscht. Es war eine spannende Zeit im 17. Jahrhundert in den Niederlanden, wie viele Ereignisse im Buch sehr schön beweisen. Ich hatte jedoch oft das Gefühl, dass die Autorin durch das Buch rennt und genau diese nur am Rande streift. Beispielsweise den „Delfter Donnerschlag“ – die Explosion eines riesigen Pulverarsenals – bei dem auch unsere Protagonistin verletzt wurde und die hunderten von Delftern das Leben kostete, oder der Ausbruch der Pest, und, und, und … ich könnte noch einiges aufzählen. Am Anhang im Buch kann man erkennen, dass die Autorin durchaus gut recherchiert hat. Schade, dass sie dieses Recherchewissen nicht ein bisschen gründlicher im Buch verarbeitet hat.
Alles in allem eine schöne Geschichte, die meines Erachtens nach leider zu schnell zu Ende war.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Wrong time, wrong place ..

Samariter
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Endlich mal wieder ein spannendes Hörbuch, das mich von der ersten CD bis zum Schluss gefesselt hat. Die Bezeichnung Thriller ist hier vielleicht nicht ganz gerechtfertigt, obwohl der Roman durchaus Psychothriller ...

Endlich mal wieder ein spannendes Hörbuch, das mich von der ersten CD bis zum Schluss gefesselt hat. Die Bezeichnung Thriller ist hier vielleicht nicht ganz gerechtfertigt, obwohl der Roman durchaus Psychothriller Elemente enthält. Was mich fasziniert hat, war die Darstellung der Hauptcharaktere, allen voran natürlich Faith, eine Frau, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war und dadurch ihr ganz Leben auf den Kopf gestellt wurde. Das Buch ist nicht reißerisch, steht in keinem Vergleich zu einem seiner Vorgängerbände. Aber auf eine ganz feinfühlige Art beleuchtet es das Innenleben von Faith und ihren Widersachern. Was lässt sie alle ticken? Wie gehen sie mit ihrem nicht immer selbstbestimmten Schicksal um? Erwähnen möchte ich an dieser Stelle wie tragisch ich es finde, dass auch die Psyche der kleinen Tochter durch die schrecklichen Vorfälle in Mitleidenschaft gezogen wurde!
Das Ende ist überraschend gut gelöst, das bisschen betreffende Wissen zu den Vorgängerbänden kann man sich leicht in den entsprechenden Klappentexten anlesen. Es lässt vermuten, dass es wohl bald weiter geht mit CJ Townsend, der Hauptdarstellerin der Cupido Reihe. Zumindest würde ich mir das wünschen, bin einfach ein Fan dieser Autorin.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Meine Neugier auf Afrika ist geweckt ...

Lady Africa
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Ich wollte zwischendurch mal „was ganz anderes“ lesen und habe mir die afrikanische Lady aus dem SUB gezogen. Obwohl ich sonst nicht so viel mit Afrika am Hut habe, hat mich dieses Buch doch sofort fasziniert. ...

Ich wollte zwischendurch mal „was ganz anderes“ lesen und habe mir die afrikanische Lady aus dem SUB gezogen. Obwohl ich sonst nicht so viel mit Afrika am Hut habe, hat mich dieses Buch doch sofort fasziniert. Die Autorin Paula McLain schafft es spielend mir das Afrika vor hundert Jahren vor Augen zu führen und näher zu bringen. Wer ging damals nach Afrika? Reiche Jungs, die ihren Spaß haben wollten aber auch hart arbeitende Menschen, die sich dort ein neues Zuhause und ein Geschäft aufbauen wollten. Im Falle von Beryl und ihrem Vater drehte sich vorerst alles um die Pferdezucht. Die Mutter und der kleine Bruder sind schnell total überfordert mit diesem Leben und ziehen sich nach England zurück, eine Tatsache, die der kleinen Beryl sehr nahe geht. Doch sie ist tough und beißt sich besser durchs afrikanische Leben als mancher Junge oder Mann. Ihre Mutproben besteht sie im Mädchenalter zusammen mit ihrem einheimischen Freund. Als der sich jedoch als junger Mann in eine andere Richtung entwickelt, ja stammesbedingt sogar entwickeln muss, sucht sie sich neue Herausforderungen. Ehrgeizig wie sie ist, gelingt es ihr als erster Frau die Lizenz als Pferdetrainerin zu erwerben. Weniger Glück hat sie in der Liebe. Ihre erste Ehe, die sie schon mit 16 Jahren eingeht, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Auch später wird sie immer nur bedingt glücklich. Die Krönung setzt sie ihrer Geschichte natürlich auf, in dem sie als erste Frau den Sprung über den Atlantik wagt!
Die Beschreibungen der Landschaft und ihrer Menschen, der Tierwelt, der Jagdveranstaltungen und der vielen unterschiedlichen Stimmungen sind der Autorin wirklich gelungen. Die Erwähnung der durch den Roman „Out of Africa“ bekannt und berühmt gewordenen Karen Blixen, die mit Beryl zeitweise befreundet war, hat mich dazu inspiriert, mir dieses Buch zu besorgen. Ich gehöre wahrscheinlich zu den Wenigen, die es noch nie gelesen haben und bin schon gespannt auf Frau Blixens Sicht der Dinge.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Barcelona im Hochsommer ...

Der Sommer der toten Puppen
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Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gelesen und muss sagen, dass sich bei weitem nicht jedes Buch dazu eignet während einer Diskussion „auseinandergepflückt“ zu werden. Dieser Kriminalroman hat die ...

Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gelesen und muss sagen, dass sich bei weitem nicht jedes Buch dazu eignet während einer Diskussion „auseinandergepflückt“ zu werden. Dieser Kriminalroman hat die Diskussion schadlos überstanden! Das atmosphärisch sehr dicht geschriebene Buch greift zwar nicht unbedingt ein neues Thema auf, dennoch ist es hier sehr spannend verpackt.
Es beginnt mit Inspektor Héctor Salgados Rückkehr aus dem „Exil“. Nach einem heftigen Ausraster mit Folgen, der ihm als Gesetzeshüter niemals hätte passieren dürfen, will er nach der gewählten Auszeit einen Neuanfang wagen. Doch der Fall um die Machenschaften des afrikanischen Mädchenhändlers ist noch lange nicht ausgestanden. Er wird jedoch vorerst abgelenkt durch den Fenstersturz eines Jungen aus sogenanntem gutem Hause. War es nun ein Unfall oder doch Selbstmord? Zwei einflussreiche Familien Barcelonas versuchen eben diesen einzusetzen, was die Aufklärung nicht gerade leichter macht. Nach und nach deckt Salgado immer grausigere Umstände auf. Gerade die Reichen und die Schönen scheinen immer tiefer in der Welt der Verbrechen zu stecken …
Die Verbrechen können beide aufgeklärt werden aber persönlich tut sich für Héctor am Ende eine neue Tragödie auf. Der Cliffhanger macht Lust auf mehr und ich freue mich, den zweiten Teil der Trilogie demnächst wieder in vertrauter Runde lesen zu dürfen.

Veröffentlicht am 01.06.2017

Kälte, die von innen kommt ...

Kellerkind
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Es ist kalt in München, bitterkalt. In dieser klirrenden Kälte geht es für das Ermittlerteam um Hauptkommissar Michel Waechter, Hauptkommissar Hannes Brandl, Oberkommissarin Elli Richter und den „Hüter ...

Es ist kalt in München, bitterkalt. In dieser klirrenden Kälte geht es für das Ermittlerteam um Hauptkommissar Michel Waechter, Hauptkommissar Hannes Brandl, Oberkommissarin Elli Richter und den „Hüter des Schweigens“ um alles. Nachdem die Leiche von Rose Benninghoff in ihrer Wohnung aufgefunden wird, stoßen sie auf das total verstörte „Kellerkind“, den 14jährigen Oliver Baptiste. Was hier erst als eindeutig mit Oliver als Mörder erscheint, entwickelt sich jedoch schnell als ein Knäuel schier unlösbarer Probleme. Hier geht es nicht nur um Mord, hier geht es um Machtgier, Kindesmissbrauch und Gewalt, sowohl psychischer als auch physischer Natur. Warum spricht Oliver nicht? Wovor hat er Angst? Welche dunklen Geheimnisse verbergen sich nicht nur in seinem Kopf? Zeitgleich kämpfen die Kommissare mit ihren eigenen Dämonen. Der raubeinige Waechter kämpft mit einem ganz privaten Messieproblem. Hauptkommissar Brandl versucht den Spagat zwischen vergangenem Leben und der Gegenwart zu meistern, Elli bekämpft ihr Gewicht oder auch nicht, tja und der „HMS“, nun er redet nicht viel, ist aber ein Meister ganz eigener Art.
Wer hier einen blutrünstigen, actiongeladenen Thriller erwartet, wird enttäuscht sein. Wer jedoch Lust hat, sich mit dem Münchner Team auf eine Aufklärungsreise der tiefgründigeren Art zu begeben, dem sein dieses Hörbuch zu empfehlen. Trotz einiger Längen freue ich mich jetzt schon auf den nächsten Teil.