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Veröffentlicht am 05.06.2021

Publikumsbeschimpfung in Buchform

Drei Kameradinnen
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Uff! Das war meine erste Reaktion, als ich "Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar aus der Hand legte. Und irgendwie hält diese Reaktion auch Tage später an, während ich versuche, eine Meinung zu diesem Buch ...

Uff! Das war meine erste Reaktion, als ich "Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar aus der Hand legte. Und irgendwie hält diese Reaktion auch Tage später an, während ich versuche, eine Meinung zu diesem Buch zu formulieren, das mich mit ausgesprochen zwiespältigen Gefühlen zurückgelassen hat. Ich hätte es gerne gemocht, die Themen sprechen mich an: Frauen, Freundschaft, multikulturelle Gesellschaft, Alltagsrassismus und der Umgang damit. Und ich mochte die Schreibweise der Ich-Erzählerin an sich - die Schnoddrigkeit, den sprunghaften Erzählfluss, das Atemlose.

Aber - und das ist ein großes Aber - genervt hat mich die unaufhörliche Schwarz-Weiß-Malerei, die Larmoyanz, die schablonenhafte Aggression, die Publikumsbeschimpfung in Buchform, die einfach mal voraussetzt, dass die Leser die "anderen" zu sein haben, die jetzt gefällig mal sehen sollen, wie es ist, wegen der ethnischen Herkunftsbiografie schief angesehen zu werden. Als ob nicht auch Menschen mit migrantischem Hintergrund zu dem Buch greifen könnten. Oder Biodeutsche, die es auch nicht leicht haben, weil sie queer sind oder eine Behinderung haben oder Altersdiskriminierung ausgesetzt sind oder einfach aufgrund ihrer sozialen Herkunft nie eine Chance hatten.

Denn auch wenn die drei Freundinnen Saya, Hani und Ich-Erzählerin Kasih, deren Biografien nur angedeutet werden, verkörpern die unterschiedlichen Chancen, auch wenn sie alle in der gleichen Siedlung aufgewachsen sind: Hani, deren Eltern aus einem nicht näher beschriebenen Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen sind und deren Vater auf dem Bau arbeitete, hat "nur" Realschulabschluss, arbeitet in einem hippen Start-Up als Sekretärin und wehrt sich nicht dagegen, permanent von den Kollegen ausgebeutet und mit zusätzlicher Arbeit überschüttet zu werden. Hani ist auch diejenige, über die wegen ihrer Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft auch in einem leicht verächtlichen Ton geschrieben wird.

Kasih hat Soziologie studiert und ist ganz erstaunt, dass es nach Abschluss des Studiums nicht mit einem Arbeitsplatz klappt, während Saya, die ständig Rassismus sehende und dagegen wütende, zur jet-settenden Kosmopolitin geworden ist, in Metropolen auf verschiedenen Kontinenten gelebt hat und offensichtlich sehr erfolgreich ist. Wer da für sich in Anspruch nimmt, unterprivilegiert und aus rassistischen Gründen benachteiligt zu sein - ich weiß ja nicht.

Saya ist auch der dreh- und Angelpunkt in Kasihs Gedanken, die aus reißerischen Medienartikeln zitiert, in denen angedeutet wird, dass Saya im Gefängnis ist, dass ihr ein islamistischer Brandanschlag vorgeworfen wird. In Rückblenden wird von den letzten Gesprächen der drei Freundinnen erzählt, von Jugenderinnerungen, vom gemeinsamen Besuch bei der Hochzeit einer Bekannten aus der Siedlung, in der sie aufgewachsen sind. Und zwischendurch immer wieder Ansprache an den Leser, häufig in aggressiv-herablassendem Tonfall nach dem Motto, ey du Ignorant, war doch alles ganz anders, aber natürlich peilst du es nicht, weil du nur Stereotypen im Kopf hast und so verpeilt bist, dass ich dir jetzt sagen muss, was Sache ist. Brauch ich das? Nein.

Es gibt eindrückliche Szenen in "Drei Kameradinnen", die unverbrüchliche Freundschaft, das füreinander einstehen, der Bezug zu den NSU-Morden und dem Umgang von Polizei und Justiz mit den Opfern und ihren Angehörigen. Leider, leider gerät all dies in den Hintergrund, wenn ich am Ende nach einer neuen Wendung der Erzählung das Gefühl habe, auf mehr als 300 Buchseiten verarscht worden zu sein. Wenn Bazyar ihren Lesern einen entlarvenden Spiegel vorhalten wollte (und überhaupt, wer ist denn "der/die Leser*in???) hat sie auf diese Weise der Sache, um die es ihr ja wohl ging, keinen echten Gefallen getan. Denn trotz aller unbestreitbaren guten und interessanten Aspekte dieses Buchs bleibt am Ende dieses genervt-verärgerte"Uff".

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Die Summe der Gemeinsamkeiten ist kleiner geworden

Der tiefe Graben
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Wie konnte es möglich sein, dass ein Mann wie Donald Trump Präsident der USA werden konnte? Der Machtwechsel im Weißen Haus lässt zwar wieder mit etwas mehr Hoffnung über den Atlantik blicken, doch schon ...

Wie konnte es möglich sein, dass ein Mann wie Donald Trump Präsident der USA werden konnte? Der Machtwechsel im Weißen Haus lässt zwar wieder mit etwas mehr Hoffnung über den Atlantik blicken, doch schon allein die Zahl der Menschen, die Trump die Stimmen für eine Wiederwahl gaben, muss nachdenklich stimmen. In seinem Buch "Der tiefe Graben" versucht der Journalist Ezra Klein eine Erklärung und liefert dabei zugleich eine Analyse des Parteiensystems, der jeweiligen politischen Blasen und des Grabens. der nicht nur innergesellschaftlich immer tiefer wird, sondern auch zwischen den politischen Eliten oder den Bevölkerungen an den Küsten und in der Weite des Landes.

Eine interessante Erkenntnis: Die Unterschiede zwischen den Parteien sind in einer ganzen Reihe von Punkten gar nicht so groß wie die zwischen den Anhängern der Parteien. Die Bereitschaft, den anderen mit seinen Ansichten nicht nur abzulehnen, sondern einen geradezu persönlichen Groll zu spüren, habe dagegen zugenommen. Themen wie Waffenbesitz, Abtreibung, Schwulenehe und Umgang mit Rassismus führen zu Diskussionen, die so emotional geführt werden, dass Konsens immer schwieriger zu erreichen ist. Kurz: Die Summe der Gemeinsamkeiten ist kleiner geworden, die Sprachlosigkeit über die politischen Gräben hinweg größer. Die Entscheidung an der Wahlurne ist weniger eine für eine Partei, sondern gegen das, was man selbst ablehnt.

Und auch die Parteien fokussieren sich auf bestimmte Gruppen, bei denen sie von sicheren Stimmgewinnen ausgehen können. Klein zitiert Sozialwissenschaftler zur Herausbildung sogenannter Mega-Identitäten. Ob jemand religiös ist oder nicht, Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe, Großstadt- oder Landbewohner, Lebensstil usw prägen die Wahrscheinlichkeit, für oder gegen eine bestimmte Partei zu stimmen - was wiederum eine zunehmende Polarisierung der Gruppen untereinander bedeutet.

Auch wenn "Der tiefe Graben" manchmal stark theorielastig daher kommt, überzeugt diese Analyse. Das Buch ist sicher nicht nur interessant für alle, die sich mit den USA beschäftigen. Schließlich sind politische Filterblasen auch hierzulande zu finden, gibt es Menschen, die sich von "denen da oben" abgehängt fühlen und ihre Rettung bei denen suchen, die mit vereinfachenden Welt- und klaren Feindbildern aus ihrer Sicht für eine neue Orientierung suchen. Da kann es nur sinnvoll sein, einer weiteren Grabenbildung entgegen zu treten

Veröffentlicht am 25.05.2021

Ermittlungen am Traumstrand

Tropische Gefahr
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Ermitteln, wo andere (Traum-)Urlaub machen - so könnte man die Arbeit von Josefa Horseman, Kriminalbeamter der Polizei der Fidschi-Inseln und obendrein Rugby-Held seiner Inselnation, beschreiben. Dabei ...

Ermitteln, wo andere (Traum-)Urlaub machen - so könnte man die Arbeit von Josefa Horseman, Kriminalbeamter der Polizei der Fidschi-Inseln und obendrein Rugby-Held seiner Inselnation, beschreiben. Dabei kommt er nach einem Jahr gesundheitlich bedingter Auszeit - eine Knieverletzung musste in den USA behandelt werden und erforderte lange Reha-Maßnahmen - zu Beginn von B.M. Allsopps Fidschi-Krimi "Tropische Gefahr" gerade erst wieder zurück in die Heimat.

Die weitverzweigte Verwandtschaft und insbesondere seine Mutter, die ihn eigentlich mit einem traditionellen Fest und sehr viel Leckereien begrüßen wollen, sind enttäuscht. Doch die Leiche eines Zimmermädchen, am Korallenriff vor einem Urlaubsresort gefunden, lässt ihm keine Wahl. Mit einer kleinen und unter allerhand technischen und logistischen Mängel leidenden Gruppe muss er ermitteln, und auch anfängliche Sorgen zerstreuen. Susi Singh etwa, die junge und ehrgeizige Kriminalbeamtin, fürchtet zunächst, das Sportas lasse andere arbeiten und wolle sich nur auf seinen Lorbeeren ausruhen. Als ethnische Inderin sieht sie sich nicht nur innerhalb der Polizei in einer Außenseiterrolle.

Zunächst deutet vieles darauf hin, dass das tote Zimmermädchen ertrunken ist - doch eine ausgezeichnete Schwimmerin? Erschwert werden die Ermittlungen dadurch, dass die Familie der Toten die Leiche bereits für die Beerdigung vorbereitet hat - viele Spuren sind unwiederbringlich zerstört. Die hübsche junge Frau hat offenbar gerne geflirtet und von der weiten Welt geträumt - spielte Eifersucht eine Rolle? Und warum wurde sie kurz vor ihrem Tod eine Woche krank geschrieben? Der Arzt, der das Personal des Ressorts betreut, reagiert nicht auf Anfragen der Polizei - hat er etwas zu verbergen? Oder könnte ein Konflikt zwischen Fischern und Meeresschützern eine Rolle spielen, die mit Hilfe eine örtlichen Häuptling erreichen konnten, dass am Riff nicht mehr gefischt werden darf?

Der Reiz dieses Buches liegt nicht nur in der Spannung und der exotischen Umgebung - auch wenn es natürlich eine tolle Sache ist, beim Lesen von weißem Korallensand, dem türkisblauen Wasser des Südpazifik und einer Ozeanbrise in den Kokospalmen zu träumen. Die Autorin thematisiert auch die Schattenseiten der Trauminseln - Armut und Unterentwicklung, Rückständigkeit, ein Wertesystem, das streng konservativ ist und zwischenmenschliche Beziehungen reglementiert, Rassismus. Gleichzeitig ist der Familiensinn, die Liebe zum Essen und die Freundlichkeit der Menschen sehr sympathisch. Mit eingewobenen Fidschi-Ausdrücken wird Ortskolorit geschaffen - am Ende des Buches werden die Worte noch einmal erklärt.

Insgesamt ein liebenswertes Ermittlerteam und ein wunderbares Setting. Gibt es weitere Fidschi-Fälle? Ich kann es nur hoffen.

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Zwischen Schwarzmarkt und Wirtschaftswunder

Die im Dunkeln sieht man nicht
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wiggestrige und Vorwärtsblickende, Menschen, die die Vergangenheit verdrängen und solche, die von ihrer Last weiter geprägt sind - mit "die im Dunkeln sieht man nicht" hat Andreas Götz einen historischen ...

wiggestrige und Vorwärtsblickende, Menschen, die die Vergangenheit verdrängen und solche, die von ihrer Last weiter geprägt sind - mit "die im Dunkeln sieht man nicht" hat Andreas Götz einen historischen Kriminalroman geschrieben, der im München des Jahres 1950 spielt und damit in einer Zeit voller Schnittpunkte: Die Bundesrepublik ist noch ganz jung, die Nachkriegszeit neigt sich dem Ende entgegen und werden nicht nur vom absehbaren Wirtschaftswunder, sondern auch vom kalten Krieg abgelöst. Noch gibt es den Schwarzmarkt, doch außer den Trümmern gibt es Neubauten, Moderne, Aufbruch,

Die einen wollen alles vergessen, die anderen können es nicht - so wie Karl Wieners, der im Krieg Frau und Kinder verloren hat und aus Berlin in seine Heimatstadt München zurückkehrt. Ein alter Schulfreund will ihn für eine neue Zeitschrift rekrutieren und hat auch gleich einen Reportageauftrag: Karl soll einen Kunstdiebstahl aus den letzten Tagen recherchieren, damals verschwand aus dem Münchner Führerbunker jede Menge zuvor von den Nationalsozialisten gestohlene Raubkunst.

In München leben nicht nur Karls Mutter und jüngerer Bruder, zu denen er ein eher entfremdetes Verhältnis hat, sondern auch Nichte Magda, die Tochter seines ältesten Bruders, die ihn als Kind regelrecht angeschwärmt hat. Mittlerweile ist sie eine attraktive und selbstbewusste junge Frau, die mehr als nur das Interesse der kleinen Nichte an ihm zeigt und ihm auf eine Art gefällt, die Karl selbst erschreckt. Magda ist die vielleicht interessanteste Figur des Romans, eine Frau, die sich geradezu aggressiv nimmt, was sie will, die gelernt hat, mit Schwarzmarktgeschäften zu überleben, die so gar nicht dem Frauenbild der 50-er Jahre entspricht, knallhart sein kann und ihren Sex-Appeal überall einsetzt, wo sie darin einen Vorteil sieht.

Um gestohlene Kunst geht es auch Karls Schulfreund Ludwig, der bei der Münchner Kriminalpolizei ist und einen Mordfall untersucht. Ein Beamter aus dem Raubdezernat soll die Ermittlungen unterstützen. Da dieser Ermittler im Wirtshaus von Karls Familie lebt, könnte auch er eine Informationsquelle für die Recherchen sein, zeigt aber vor allem Interesse an Magda.

Persönliches und Dienstliches vermischen sich bei Recherchen und Ermittlungen und angesichts des Personenkarussels dieses Romans muss der Leser erst einmal sortieren - wer ist wichtig, wer ist eine Randfigur, wer dient nur dazu, den Plot voranzubringen? Das erotische Knistern ausgerechnet zwischen Onkel und Nichte ist nicht nur für Karl eher verstörend. Die Atmosphäre der Zeit ist allemal interessant und der Wendepunkt zwischen reinem Überleben und Aufbruch in eine bessere Zeit gut gezeichnet, etwa in der Figur des Großschiebers Blohm, der von der Schwarzmarkgröße zum Wirtschaftskapitän umsatteln will.

Spätestens seit dem Fall Gurlitt dürfte das Thema Raubkunst auch bei historisch weniger beschlagenen Lesern angekommen sein. Die Gier nach dem schnellen Geld, vergangenes Unrecht, aber auch Verdrängung und Rache spielen in "Die im Dunkeln sieht man nicht" eine Rolle. Spannendes Setting - und da im Nachwort eine Fortsetzung in Aussicht gestellt wird, kann man gespannt sein, wie die weitere Entwicklung aussieht.

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Veröffentlicht am 18.05.2021

Skandal in der Frauenklinik?

Fräulein Gold: Der Himmel über der Stadt
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Selbst wenn ich für historische Romane nichts übrig hätte - die Hörbücher der Hulda-Gold-Reihe über eine junge Hebamme im Berlin der 1920-er Jahre wären für mich auf jeden Fall ein Muss. Das liegt nicht ...

Selbst wenn ich für historische Romane nichts übrig hätte - die Hörbücher der Hulda-Gold-Reihe über eine junge Hebamme im Berlin der 1920-er Jahre wären für mich auf jeden Fall ein Muss. Das liegt nicht zuletzt an der Sprecherin, Anna Thalbach. Die ist für mich eine großartige Schauspielerin und auch wenn sie "nur" ihre Stimme zur Verfügung hat, schafft sie es, den Figuren des Romans ein Gesicht zu geben, mal als Berliner Göre, mal im Hamburger Platt, mit Nuancen und Akzentuierungen, die die Figuren in soziale Milieus einordnen und Kopfkino entstehen lassen. Ein echter Hörgenuss also.

Außerdem hat Autorin Anne Stern mit dem Berlin der Weimarer Republik ein faszinierendes Setting geschaffen. Wie bereits in den beiden vorangegangenen Büchern steht die Handlung von "Der Himmel über der Stadt" im Gesamtzusammenhang einer quirligen, zugleich aber tiefst fragiler Zeit voller sozialer und politischer Spannungen. Der Erste Weltkrieg und die globale Wirtschaftskriege stehen den Menschen noch als Schrecken in Erinnerung, die junge Republik muss ihren eigenen Weg finden, doch trotz allem Freigeist des damaligen Berlins kündigt sich die zunehmende Bedeutung der Nationalsozialisten an, die ein ganz anderes Deutschland wollen.

Für Hulda als Tochter eines jüdischen Vaters ist das auch eine ganz persönliche Bedrohung. Ihr Freund, der Kioskbesitzer Bert, schwankt als Homosexueller zwischen dem Wunsch, in der Szene der Stadt seine "falsche Liebe" doch ausleben zu können und der Angst vor der Härte des Schwulenparagrafen im Strafrecht. Als Hebamme in der Frauenklinik erlebt Hulda ganz unmittelbar die Sorgen, die die angeblich wilden 20-er Jahre für junge Frauen bedeuten: Die Angst, schwanger zu werden und nicht wirklich zuverlässig verhüten zu können, ganz abgesehen davon, dass die sexuelle Aufklärung sehr zu wünschen übrig lässt.

Doch in der Klinik treiben sie in dem Buch weniger die ungewollt schwangeren Frauen um, sondern gleich mehrere Frauen, die nach zahlreichen Fehlgeburten nun endlich schwanger sind und als stationäre Patientinnen bis zur Geburt überwacht werden. Hulda ist neu in der Klinik, nach Jahren als freiberufliche Hebamme und muss sich daran gewöhnen, dass in der Klinik die Ärzte den Ton angeben und die erfahrenen Hebammen beiseite stehen müssen - ein Problem für die selbstbewusste junge Frau, die ihren Beruf mit Leidenschaft ausübt. Stutzig macht es sie, dass es gleich mehrfach bei Kaiserschnittgeburten zu Komplikationen gekommen ist, mehrere Frauen starben. Spielt der Ehrgeiz der beiden Oberärzte, die um eine Berufung an die Universität konkurrieren, eine Rolle?

Hulda, die sich schon in den Vorgängerbänden durch ihre Neugier angestachelt als Hobbydetektivin unterwegs war, bemüht sich auch hier um Aufklärung. Privat ist sie gleich doppelt abgelenkt: Ihr Freund, der Kriminalbeamte Karl, verliert zunehmend den Halt und den Kampf gegen seine Alkoholprobleme. Und ein junger Arzt an der Frauenklinik zeigt deutliches Interesse an Hulda, das ihr keineswegs unangenehm ist...

Als Krimi ist "Der Himmel über der Stadt" deutlich mehr "Cozy" als die historischen Polizeiromane von Volker Kutscher oder Philip Kerr. Reichlich Zeitgeist gibt es dennoch und mit Anna Thalbach eine Stimme für die Atmosphäre der mit so vielen Spannungen aufgeladenen Stadt.

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