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Veröffentlicht am 26.10.2016

Was manchmal einfach aus Frust passiert... unfassbar.

Der Totenleser
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Im Buch schildert Prof. Dr. Michael Tsokos die teilweise recht spektakulären (Todes-)Fälle, die bei ihm in der Rechtsmedizin "landen". Diese Todesfälle sind so alle passiert, ggf. sind mal die Namen geändert.

Ja, ...

Im Buch schildert Prof. Dr. Michael Tsokos die teilweise recht spektakulären (Todes-)Fälle, die bei ihm in der Rechtsmedizin "landen". Diese Todesfälle sind so alle passiert, ggf. sind mal die Namen geändert.

Ja, ich kannte Michael Tsokos bereits vom Vorgängerbuch und so war ich auch hier wieder sehr gespannt, welche kuriosen Fälle er so schildert. Der Schreibstil gefällt mir hier in diesem Buch wirklich sehr, im vorherigen Buch ("Dem Tod auf der Spur") kamen mir einfach zuviele Fachbegriffe vor, das Buch war sehr fachlich angehaucht. Das war hier nicht der Fall. Dieses Buch hat mir wieder einen guten Einblick in so manch kuriosen Todesfall gegeben, beispielsweise eine "autoerotischer Unfall" wird im Buch geschildert, hier stirbt eine Person während einer sexuellen Handlung (die er alleine verübt). Natürlich ist dieses Buch nicht auf Jubel-Dubel-Heiterkeit aus, die geschilderten Todesfälle sind teilweise brutal, blutig und vielleicht für manche auch eklig. Ich bin jedoch der Meinung, dass man das Buch ja nicht lesen muss. Mich hat hier nichts geekelt, ich war eher am Buch interessiert.

Generell bin ich hier übrigens der Meinung, dass solch ein Buch erst für Erwachsene "frei gegeben werden" sollte, meiner Ansicht nach sollten das Halbwüchsige nicht in die Hände bekommen (warum gibts hier eigentlich kein FSK?), denn ich denke, dass sie sowas noch nicht so gut verkraften. Besonders berührt hat mich ein im Buch geschilderter Fall eines siebenjährigen Mädchens, das erst vergewaltigt und dann getötet wird, ein Fall, der wohl auch durch die Presse ging. Sowas sollte man in jungen Jahren noch nicht lesen. Als Erwachsener hingegen ist man dem dann doch schon durchaus gewachsen, denn man hört ja auch täglich in den Medien von sämtlichen Verbrechen etc. Und gut geschildert bzw. sehr gut lesbar ist das Buch auf alle Fälle.

Entsprechend kann ich dieses wirklich gut geschriebene, gut nachvollziehbare Buch (auch ohne großartige medizinische Kenntnisse) absolut empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Leben retten ist oft auch kurios.

Die Sauerei geht weiter ...
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Im Buch sind 20 neue wahre Geschichten aus dem Alltag des Rettungsdienstes geschildert. Manche Geschichten sind wirklich ziemlich kurios, bei manch anderer mag man über die zu Rettenden nur den Kopf schütteln.

Ja, ...

Im Buch sind 20 neue wahre Geschichten aus dem Alltag des Rettungsdienstes geschildert. Manche Geschichten sind wirklich ziemlich kurios, bei manch anderer mag man über die zu Rettenden nur den Kopf schütteln.

Ja, ich wollte mal wieder was anderes lesen, so war ich wirklich gespannt, als ich das Buch zu Lesen angefangen hab. In zwanzig Geschichten mit jeweils einer Zeichnung teilt sich das Buch auf, die Geschichten sind meiner Ansicht nach sehr verschieden, mal geht es um einen äußerst gut geplanten Selbstmord eines alten Mannes, mal um das Treffen des Kleingärtnervereines, das aus dem Ruder läuft, mal trifft man auf einen vermeintlich suizidgefährdeten nicht-Deutschsprachigen.

Das Buch ist also wirklich sehr vielfältig, außerdem wird einem bei dem ausschmückenden, informativen und zugleich witzigen Schreibstil wirklich nicht langweilig. Im Buch schildert Jörg Nießen sehr gut den Alltag auf der Wache, der wirklich sehr abwechslungsreich und auch arbeitsreich ist, denn es müssen natürlich auch sämtliche Formulare ausgefüllt werden, außerdem diverse Kontrollen durchgeführt werden. Für mich kommen die Hauptpersonen im Buch, der Ich-Erzähler - Jörg selbst würde ich sagen - und Hein, der Kollege (sämtliche Namen sind geändert), sehr sympathisch rüber, die beiden sind sehr entspannt, wenn es an die Arbeit geht, d.h. sie treten den Patienten etc. sehr ruhig gegenüber, machen keinen Stress, verfallen nicht in Hektik und haben sonst auch immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. (Was ich aus meiner Erfahrung mit Sanitätern bzw. Feuerwehrleuten auch nur bestätigen kann, sie sind super nett und wirklich erstaunlich ruhig - was man in solch einer Situation auch brauchen kann.)

Für mich war es ein sehr interessantes Buch, ich wurde zum Einen ein kleines Stück weit über die Arbeit von Lebensrettern informiert, zum großen Teil aber super gut unterhalten. Manche Geschichten sind so kurios, dass man sie regelrecht mehrfach lesen möchte, bei anderen muss man einfach nur Schmunzeln.

Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die generell an diesem Thema interessiert sind, wobei die Schilderungen im Buch schon sehr lustig sind. (Dennoch sachlich.) Ich vergebe hier 5 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Emotionen pur.

Der alte König in seinem Exil
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Arno Geiger erzählt in diesem Buch vom Leben seines Vaters, welches duch die Demenz bzw. Alzheimer-Erkrankung immer mehr an Orientierung verliert. Es ist jedoch nicht nur die Lebensgeschichte des Vaters ...

Arno Geiger erzählt in diesem Buch vom Leben seines Vaters, welches duch die Demenz bzw. Alzheimer-Erkrankung immer mehr an Orientierung verliert. Es ist jedoch nicht nur die Lebensgeschichte des Vaters namens August die Inhalt des Buches ist, sondern auch der Umgang im Alter bzw. mit der neuen Situation (durch die Krankheit, einen Umzug in ein Heim). (Mehr gibt es dazu nicht zu sagen - m.M.n.)

Wer sich schon öfter mit dem Thema Demenz bzw. Alzheimer auseinander gesetzt hat, der wird dieses Buch sicher mit anderen Augen sehen, so erging es mir nämlich - um dies gleich mal vorweg zu sagen. (Meine Oma ist auch an Demenz "erkrankt", manche geschilderten Situationen kamen mir sehr bekannt vor...)

Im Buch erzählt Arno Geiger über das Leben seines Vaters, wie er so aufgewachsen ist, seine Frau kennen lernte, das Leben mit dem Vater. Über die Veränderungen, die die Krankheit Demenz bzw. Alzheimer mit sich bringt und die erst abgetan werden und nicht ernst genommen werden. Mit der Zeit lernt man aber den Umgang mit der Krankheit, so dass man den Vater eben auch möglichst versucht zu schonen bzw. keine Diskussionen einzugehen, auch wenn man hier oft mal geschickt manche Frage bzw. Fragestellung umgehen muss, was er im Buch recht gut schildert.

Es war für mich einfach mal "wunderbar" zu sehen, dass es auch anderen Menschen so geht, die mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, zu tun haben. So war es eine Bestätigung zu lesen, dass man eben auf keinen Fall große Diskussionen eingeht, sondern eine Aussage ggf. einfach bestätigt und die Person im Glauben lässt, dass es so ist. (Wenn gleich mir das anfangs echt oft schwer gefallen ist, weil man die Dinge ja doch richtig stellen will.) Es hat allerdings wirklich oft keinen Sinn, etwas richtig darzustellen, denn im nächsten Moment sind die Dinge schon wieder vergessen, da das Kurzzeitgedächtnis einfach nicht mehr mit Informationen "belieferbar" sind.

Manche im Buch geschilderte Situationen mögen einem als nicht-betroffenem Menschen wirklich lustig vorkommen, ich habe extra die oben ausgewählte Leseprobe hier genommen. Auch für mich ist diese Szene ein Stück weit "lustig", aber dennoch ist es schlimm hier zu sehen, wie sich ein Erkrankter die Welt zurecht bastelt. In manchen Momenten kann man sich manchmal wirklich nur wundern, ich habe beispielsweise meine Oma vor kurzem gefragt (unterwegs in der Stadt, schönster Sonnenschein) ob sie ein Eis möchte. Daraufhin habe ich die folgende Antwort erhalten: "Ich mag Eis, aber ich möchte heute keines." Ich war daraufhin regelrecht baff, denn solche Antworten bin ich weniger gewohnt - eben weil sie so dermaßen klar war. Über diese Antworten wundert man sich bei Demenzkranken eben doch auch manchmal - zumindest geht es mir so. Ich denke zwar auch gerne noch mit einem Schmunzeln an diese Szene, es gibt aber auch oft genug Momente, in denen man nur noch heulen könnte. Beispielsweise wenn eine erkrankte Person verwirrt ist. So wollte meine Oma schon zu ihren Eltern gehen, diese sind seit langem Tod, ich habe meine Urgroßeltern nicht mehr kennen gelernt... (In manchen Momenten - wie eben in der Eis-Szene - merkt man, dass Demenz auch mit "Altersschwachsinn" bzw. Altersblödsinn übersetzt wird. Ich möchte damit auf keinen Fall irgendetwas abwerten, aber es stimmt eben auch ein Stück weit...)

Ich habe nun wohl wirklich weit ausgeholt, ich hoffe man sieht mir dies nach, aber es ist eben ein Thema das mich unheimlich beschäftigt und mit diesem Buch noch mehr beschäftigt hat.

Für mich war dieses Buch ein Kraftspender, ein Mut-Macher. Ein Buch, das mir gezeigt hat, dass wir auf dem richtigen Weg hinsichtlich des Umganges sind. Dass man alles eigentlich lockerer sehen sollte. Und das tue ich auch.

Ich lege dieses Buch jedem ans Herzen, der sich mit Demenz auseinander setzen möchte bzw. muss. Für mich war es ein interessanter Einblick, zumal die Geschichte wunderbar geendet hat (und damit verrate ich nicht zuviel), so dass bei mir nur noch die Tränen gelaufen sind...

Ich vergebe 5 von 5 Sternen und spreche eine Lese-Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 26.10.2016

35. Oh, da werden deine Eier ja auch langsam müde...

Dann zeigte er mir seine Schlumpfsammlung
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... und die Fabrik schließt bald. (Seite 88 - aus "Vermehrungsdruck" - Ansage von Mann an Frau) Im Buch sind die verschiedensten eher ungewöhnlichen bzw. nicht so gut gelaufenen Dates geschildert - vom ...

... und die Fabrik schließt bald. (Seite 88 - aus "Vermehrungsdruck" - Ansage von Mann an Frau) Im Buch sind die verschiedensten eher ungewöhnlichen bzw. nicht so gut gelaufenen Dates geschildert - vom fliegenden Entrecote über nachplappernde Dating-Partner, getauschte Wohnungen, um mehr Schein und Sein vorzugeben als vorhanden ist, über Bewertungs-Apps bis hin zu Photoshop-Unterstellungen. Außerdem gibt der Autor verschiedene Tipps.

Jaaa, ich habe mich wirklich sehr auf dieses Buch und die kuriosen Datingszenen gefreut, war dann aber zu Beginn ein bißchen voreingenommen, gebe ich ganz ehrlich zu... Als ich gelesen habe, dass der Autor sonst noch für BILD-online arbeitet... nun ja... ;) das ist eben doch nicht das seriöseste Blatt... ;) aber gut, jeder hat eine Chance verdient, so also auch dieses Buch.

Eingeteilt ist es in verschiedene Kapitel, angefangen bei "Pannen, Pech und Peinlichkeiten" zu "Falsche Erwartungen", "Feine Unterschiede" über "Überraschungsei mit faulem Inhalt" bis hin zu "Zurückweisung". Die Kapitel leitet jeweils erst einmal ein kurzer Text zum Inhalt ein, anschließend folgen ggf. ein paar Tipps, danach in die Kategorie passende Date-Desaster von verschiedenen (scheinbar real existierenden) Personen, manchmal folgen dann noch einmal ein paar Tipps.

Ab und an liest man manche Namen immer mal wieder und kann so auch auf einen Bezug aus einem vorherigen Kapitel schließen, ich weiß auch nicht genau woher der Autor seine Aussagen bekommen hat, also ob es sich ggf. um Freunde bzw. Bekannte des Autors handelt, diese online gesammelt wurden, etc.

Die geschilderten Dating-Desaster sind teilweise wirklich kurios, manchmal auch sehr zum Fremdschämen, ab und an aber auch gar nicht so schlimm wie vielleicht gedacht... Klar könnte Mann/Frau manchmal erst nachdenken, bevor er sie etwas ausspricht, aber gut... manchmal tut die Wahrheit eben auch weh - dann aber vielleicht lieber "ein Schlag ins Gesicht" - statt vielen weiteren zähen Dates... ;)

Vom Schreibstil her hat es mir sehr gut gefallen, denn die Einführungen zum jeweiligen Kapitel sind durchaus gut nachvollziehbar, nicht mit großartigen Fremdwörtern verbunden, wirklich sehr verständlich. Bei den einzelnen geschilderten Dating-Szenen ist neben einer kurzen "Überschrift" jeweils noch der Name sowie das Alter zu lesen.

Die anschließenden Tipps finde ich soweit ganz gut - generell sollte man eben einfach ehrlich sein (sich keine 10 cm größer machen, keine 20kg leichter, nicht erfolgreicher als man es ist, etc.), alles entspannt auf sich zukommen lassen, manches nicht vorschnell beurteilen, sich nicht rausreden... Alles aber vielleicht auch leichter gesagt (geschrieben...) als getan...

Mir hat dieses wunderbar unterhaltsame und mit Tipps gespickte Buch sehr gut gefallen, ein Buch, in das man immer mal wieder hineinschauen kann, kurze Szenen lesen kann, es wieder weglegen kann. Manche Szenen fand ich durchaus etwas berührend, bei anderen hingegen bin ich vor Lachen fast vom Sofa gefallen...

Neben dem Taschenbuchformat, das ich äußerst praktisch finde, gefällt mir auch der Preis ganz gut - 8,99 Euro finde ich dafür absolut ok.

Ich vergebe hier 5 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Ich hab so oft an Dich gedacht...

Die Frau Müller hat mir schon wieder die Zähne geklaut!
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Steffi ist Altenpflegerin und gibt einen schönen Einblick in ihren Beruf, den sie liebt – und stellt „ihre Alten“ ebenso vor, die sie im Heim betreut. Es gibt jedoch auch Tage, da möchte sie sich am Liebsten ...

Steffi ist Altenpflegerin und gibt einen schönen Einblick in ihren Beruf, den sie liebt – und stellt „ihre Alten“ ebenso vor, die sie im Heim betreut. Es gibt jedoch auch Tage, da möchte sie sich am Liebsten vor den Rollator werfen, eben wenn mal wieder jemand das Gebiss versteckt hat, Bewohner versuchen den Weihnachtsbaumschmuck zu essen – oder eben ähnlichen Dingen, die im täglichen Leben durchaus vorkommen. Sie schildert all dies in einer sehr direkten Art und Weise, man merkt aber auch, dass sie das Herz am rechten Fleck sitzen hat. (Stefanie Mann heißt nicht wirklich so, sondern hat sich diesen Namen als Pseudonym zugelegt. Ihre Arbeitsstätte ist auch nicht die Frankenruh, wie im Buch geschildert, auch sind die einzelnen Personen nicht so direkt vorgekommen, sondern aus einer Sammlung von Personen und Ereignissen aus ihrer Zeit in Altenheimen "entstanden".)

Ich hatte schon eine grobe Ahnung, was mich da beim Lesen wohl so erwartet, und so bin ich mit gemischten Gefühlen rangegangen. Eben einerseits weil ich selbst eine gewisse Erfahrung im Umgang mit dem Altenheim sowie gerade Dementen und alten Menschen gemacht habe, andererseits weil es mich emotional doch auch sehr packen könnte - was das Buch auch durchaus gemacht hat - aber durchaus eben im positiven Sinn.

Die Schilderungen von "Schwester Steffi" sind soweit alle sehr nachvollziehbar, ich fand es vom Sprach- und Lesestil her sehr gut geschrieben, keine großartigen Schachtelsätze, spezielle Begriffe werden im Glossar ganz hinten im Buch noch einmal erklärt. (Wobei die Begriffe sich auch schon im Kontext erschließen lassen und auch da oftmals schon kurz und verständlich erklärt werden.) Von der Sprache her kommt "Steffi", die das Buch ja wohl nicht selbst geschrieben hat, sondern "lediglich" die Erfahrungen und Geschichten Carina Heer mitteilt, die das Ganze dann aufgeschrieben hat, als sehr umgängliche Person rüber. Stefanie Mann kommt in den Schilderungen als durchaus selbstbewusste, aber auch pflege- und berufserfahrene, junge Frau daher und rüber, was ich sehr sympathisch, aber für ihr junges Alter auch bewundernswert finde. Sie wirkt oftmals vielleicht auch ein wenig burschikos bzw. auch robust, wobei man das in diesem Beruf sicher auch sein muss, man darf nicht zu zaghaft bzw. zerbrechlich sein, außerdem auch nicht empfindlich (weder emotional noch körperlich). Dennoch merkt man auch immer wieder wie liebevoll sie mit "ihren Alten" (Alte ist für sie kein Schimpfwort wie es andere ggf. so sehen!) umgeht, wie sie manches auch emotional packt, wie wunderbar sie aber auch gewisse Momente der einzelnen Personen betreut.

Das Buch zeigt durchaus auch die Pflegenotstände und generelle Engpässe in der Pflege auf, was ich einerseits persönlich als schlimm und heftig empfinde - Zeit ist oftmals quasi Mangelware, die Dokumentation der verschiedenen Schritte einer Behandlung nehmen viel Zeit in Anspruch, die man lieber mit der alten Person verbracht hätte - und aber andererseits auch wichtig empfinde, dass es angesprochen wird. Vielleicht wird man ja irgendwann einmal darauf aufmerksam, dass sich hier einiges ändern muss? (mehr Pflegekräfte, mehr Wert auf den Menschen legen zu können als in die Dokumentation einzelner Schritte/der Verwaltung, gerechte Löhne zu zahlen, etc.)

(Vielleicht bin ich da persönlich auch ein bißchen zu nah dran, da ich erlebt habe, wie sich in einem Alten- und Pflegeheim die Situation von "familiär, herzlich und dennoch sauber, korrekt" zu "alles gleich, alles ändern müssen, Bürokratie hoch 10, gemobbten Pflegekräften, wunderbaren Wand-Sprüchen" geändert hat - was nur durch den Wechsel der Heimleitung kam... )

Das Buch hat mich ziemlich gepackt, einerseits konnte ich oftmals auch mitlachen, wenn lustige bzw. kuriose Geschichten erzählt wurden, ich habe hier aus eigenen Besuchen im Heim auch so verschiedene Geschichten miterlebt, die mich heute auch noch schmunzeln lassen; zum Anderen war es für mich auch eine durchaus emotionale Sache, weil der sehr liebevolle Umgang auch in schwierigen Zeiten geschildert wurde - was einen wieder an das Gute im Menschen glauben lässt.

Gerade die folgende Aussage aus dem Buch finde ich absolut gelungen - vielleicht hilft es manchen Menschen ja, dass sie "Demenz" verstehen - und vor allem akzeptieren? (Demenz heißt u.a. auch "Altersblödsinn", "Altersstarrsinn" - was ich aus eigener Erfahrung auch absolut so unterschreiben würde - ohne dass ich dies abfällig meine!!!)

Seite 120

Man muss sich einfach bewusst sein, dass es einem Dementen nicht darum geht, dich zu ärgern. Er hat einfach nur seinen ganz eigenen Plan im Kopf, den du nicht verstehst – und den er häufig selbst nicht begreift.

Ich würde mir wünschen, dass es mehr solche Pflegekräfte wie "Stefanie Mann" gibt, ich habe zwar auch solche Pflegekräfte erlebt, leider aber auch andere, was aber sicher auch am enormen zeitlichen Druck liegt...

Sollte die Autorin dies irgendwie selbst mal lesen, würde ich mich wirklich freuen, wenn Sie Kontakt mit mir aufnimmt, teilweise hatte ich das Gefühl, dass wir im gleichen Pflegeheim unterwegs waren (ich war dort allerdings nur als Besucherin) - und "Stefanie Mann" ist ja wohl aus Franken, was man im Buch immer mal wieder auch "heraus hört". :)

Ich kann diese Lektüre wirklich nur jedem ans Herz legen, spreche eine absolute Empfehlung aus, jeder sollte hier einmal über seinen Tellerrand hinaus schauen, man wird ja auch durchaus gut unterhalten, es sind auch viele lustige und kuriose Situationen im Buch geschildert, ebenso sind andere wieder sehr emotional. Alles in allem ist es eben ein Buch, das einen guten Einblick in den Alltag in einem Alten-Pflegeheim gibt und dennoch nicht nur fachlich, sondern eben auch menschlich und emotional geschrieben ist. Von mir gibts dafür 5 von 5 Sternen.

verfasst April 2015