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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2018

Knallharte Typen

Kleine Stadt der großen Träume
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Björnstadt ist ein kleines fiktives Städtchen in Schweden, eigentlich ist es dem Untergang geweiht, weil die Jugend in die größeren Städte abwandert. Die kleineren Geschäfte müssen schließen und es gibt ...

Björnstadt ist ein kleines fiktives Städtchen in Schweden, eigentlich ist es dem Untergang geweiht, weil die Jugend in die größeren Städte abwandert. Die kleineren Geschäfte müssen schließen und es gibt immer mehr Arbeitslose. Wer hier noch lebt, der ist ein Idealist und erinnert sich an Björnstadts ruhmreiche Zeiten mit einer sehr guten Eishockeymannschaft. Dieser Sport dominiert bei den meisten Bewohnern das ganze Leben und nun macht sich der Eishockey-Nachwuchs berechtigte Hoffnungen, den früheren Ruhm wieder aufleben zu lassen. Die Jungs sind sich ihrer Bedeutung bewusst. Von klein auf werden auf Macho gedrillt. Sie trainieren in buchstäblich jeder freien Minute, stecken die schlimmsten Verletzungen klaglos weg und teilen selbst aus. Der Autor gewährt persönliche Einblicke in das Leben und Denken einzelner Spieler und Manager, und als der alles verändernde Zwischenfall geschieht, weiß man als Leser, wieso alles zu so einer Katastrophe führen musste, weil man mit dieser einseitigen, ehrgeizigen Denkweise vertraut gemacht worden ist. Fredrik Backman geht sehr nah an seine Protagonisten heran. Als Leser fühlt man sich als Teil Björnstadts, aber nach der letzten Seite weiß man auch, das die Story mehr ist als die Geschichte eine Sportmannschaft.

Veröffentlicht am 15.04.2018

Mutige Schwestern

Die Nachtigall
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"Die Nachtigall" von Kristin Hannah ist ein sehr umfangreiches Buch. Zirka sechshundert Seiten lang begleitet der Leser die ungleichen Schwestern Isabelle und Vianne durch die Härten des zweiten Weltkrieges. ...

"Die Nachtigall" von Kristin Hannah ist ein sehr umfangreiches Buch. Zirka sechshundert Seiten lang begleitet der Leser die ungleichen Schwestern Isabelle und Vianne durch die Härten des zweiten Weltkrieges. Ihr Vater kam schon verstört und an der Seele verwundet aus dem ersten Weltkrieg heim. Mit Alkohol betäubt er sich, die Mädchen gibt er fort, als seine Frau stirbt.

Vianne findet sich besser mit den neuen Umständen ab. Sie findet Freunde, wird schwanger, heiratet.....auch wenn nicht alles glatt läuft, so scheint ihr Weg doch geradlinig vorgezeichnet.

Isabelle dagegen ist aufsässig, zornig, nicht zu bändigen. Sie flüchtet aus allen Internaten, nur um aufs Neue entweder vom Vater oder der Schwester auf die nächste Schule geschickt zu werden. Sie ist eine rechte Plage und unter der deutschen Besatzung sogar eine tickende Zeitbombe für Vianne und ihre Tochter, da Isabelle fast an ihrer ohnmächtigen Wut zu ersticken droht. Sie zeigt offen ihren Hass und kann ihren Mund nicht zügeln. Es ist eine gute Entscheidung in die Résistance abzutauchen, um hunderten abgestürzten Piloten der Alliierten die Flucht nach Spanien zu ermöglichen.

Die vernünftige Vianne macht indessen eine schwere Zeit durch. Ein deutscher Offizier nimmt Quartier in ihrem Haus und sie muss es hilflos dulden. Doch auch sie findet ihren Weg der geheimen Revolte.

Keine Seite dieses grossen Romans ist langweilig. Es ist eine Geschichte mit Spannung und mit grossen Emotionen vor einer schwierigen geschichtlichen Epoche. Es sind nicht ausschliesslich die persönlichen Schicksale, die berühren, sondern auch die Wirklichkeit des Überlebens in einer rundum feindlich gewordenen Umwelt. Jeder ist auf sich allein gestellt, Misstrauen schleicht sich in jede Freundschaft, Hunger und Kälte mergeln den Körper aus, während es sich die Besatzer vor aller Augen gut gehen lassen.

Das Ende ist dann so ergreifend, dass mir fast die Tränen gekommen sind. Aber es ist auch ein in sich runder Abschluss von zwei bewegenden Frauenschicksalen.

Veröffentlicht am 15.04.2018

Schwarzer Freitag für Frieda

Mörderischer Freitag
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In der Themse treibt ein Toter. Das Patientenarmband an seinem Handgelenk gehört seiner Ex-Lebensgefährtin, der Psychiaterin Frieda Klein. Sie war früher mal Beraterin der Polizei, aber nun genießt sie ...

In der Themse treibt ein Toter. Das Patientenarmband an seinem Handgelenk gehört seiner Ex-Lebensgefährtin, der Psychiaterin Frieda Klein. Sie war früher mal Beraterin der Polizei, aber nun genießt sie einen schlechten Ruf, weil sich um sie herum die Todesfälle häufen, man ihr jedoch nichts nachweisen kann. Weil die Polizei nur noch einseitig in ihre Richtung ermittelt und eine Verhaftung zu erwarten ist, taucht Frieda unter, um auf eigene Faust Nachforschungen zu betreiben.

Ich finde diese Story, wie immer bei Nicci French, superspannend aufgebaut mit vielen losen Enden und Verdächtigen. Frieda Klein erscheint anfangs durch ihre schroffe Art sehr verdächtig, doch bald wird sie zum Sympathieträger der Handlung. Der Leser versteht, warum sie einige verlässliche Freunde hat, die ihr Abtauchen erst möglich machen, so dass sie undercover eine Spur nach der anderen abhaken kann. Das Ende ist überraschend und lässt keine Fragen offen.

In der Hörbuchversion:

Die Sprecherin Nicole Engeln ist die perfekte Besetzung für die Rolle. Sie verkörpert perfekt die Emotionen von Frieda Klein, bringt atemlose Spannung in den Verlauf und verleiht jeder sprechenden Person einen unverwechselbaren Charakter.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Pütt

Tiefer denn die Hölle (Ein Martin-Bauer-Krimi 2)
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Bei dem Anblick einer schrecklich zugerichteten Leiche bricht der katholische Polizeidekan Vaals mit Herzinfarkt zusammen. Sein evangelischer Kollege Martin Bauer organisiert die Bergung und merkt an den ...

Bei dem Anblick einer schrecklich zugerichteten Leiche bricht der katholische Polizeidekan Vaals mit Herzinfarkt zusammen. Sein evangelischer Kollege Martin Bauer organisiert die Bergung und merkt an den undeutlichen Äußerungen Vaals, dass dieser einen wie auch immer gearteten Bezug zu diesem Verbrechen hat. In Vaals frühere Gemeinde munkelt man von einer ungebührlichen Nähe zum Kinderchor, aber Bauer weigert sich, diesem Gerede Glauben zu schenken. Er ermittelt auf eigene Faust, sehr zum Missfallen der Kommissarin Dohr, die ihrerseits in ihrer Abteilung einen schweren Stand hat, weil gewisse Kollegen schon an ihrem Stuhl sägen.

Ein ungewöhnlicher Mord, ein ungewöhnlicher Mörder und eine ebenso ungewöhnliche Ermittlungsarbeit machen diesen Krimi lesenswert. Die Mordmotive bleiben langen im Dunklen, manches ist auch recht unappetitlich. Die kurzen Abstecher ins komplizierte Familienleben von Bauer halten die Spannung aufrecht und runden das Persönlichkeitsbild des Seelsorgers ab. Besonders gut hat mir die wirklichkeitsnahe Darstellung des Ruhrpotts gefallen, ein nebeneinander von Dorfidylle, Kleinstadt, Industrie und Kohlerevier. Es bleibt zu hoffen, dass das Autorenduo Gallert Reiter schon den nächsten Fall für Bauer in der Schublade liegen hat!

Veröffentlicht am 07.04.2018

Seelenfrieden

Die Magnolienfrau
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In ein enges Gipskorsett gezwängt wächst die kleine Sabrina in den ersten drei Lebensjahren heran. Sie kann nur ihre Gedanken auf Wanderschaft schicken. Später holt sie alles nach, entwickelt einen unbändigen ...

In ein enges Gipskorsett gezwängt wächst die kleine Sabrina in den ersten drei Lebensjahren heran. Sie kann nur ihre Gedanken auf Wanderschaft schicken. Später holt sie alles nach, entwickelt einen unbändigen Lebenshunger. Trotzdem übernimmt sie früh die Verantwortung für ihr eigenes Leben, ist erfolgreich im Beruf und unglücklich in Liebesdingen. Eine innere Unruhe treibt sie in exotische Länder. Ganz radikal ändert sie ihre Lebensweise. Der letzte große Schritt führt sie nach Indien, wo sie als Schülerin eines charismatischen Gurus endlich die ersehnte Ruhe und das wahre Lebensglück findet. Leider, beziehungsweise zum Glück, ist dem Roman kein kitschiges Happyend bestimmt, denn Sabrina kommt noch einmal durch verbrecherische Intrigen in allergrößte Not und Gefahr. Zwar ist das Buch in sich abgeschlossen, aber nachdem man all die vielen, ergreifenden Seiten lang den inneren und äußeren Lebensweg dieser autarken jungen Frau begleitet hat, wünscht man sich doch noch eine Fortsetzung. Stoff gibt es genug, allein schon die Aufklärung der Verschwörung ergäbe sicherlich einen halben Roman, von der Liebesgeschichte einmal ganz abgesehen. Wollen wir hoffen, dass die Autorin Sabrina De Stefani schon den zweiten Band in Arbeit hat, denn ihr Stil ist einfach klasse: mitreissend, spannend und tiefgründig zugleich.