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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2023

Selbstjustiz

Stigma
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Das Cover wirkt wie aus der Zeit gefallen und würde besser zu einem Edgar-Wallace-Krimi passen.
In Hamburg werden Männer brutal ermordet, die in ihrer Vergangenheit Gewalt an Frauen verübt haben und die ...

Das Cover wirkt wie aus der Zeit gefallen und würde besser zu einem Edgar-Wallace-Krimi passen.
In Hamburg werden Männer brutal ermordet, die in ihrer Vergangenheit Gewalt an Frauen verübt haben und die durch die Maschen des Gesetzes schlüpfen konnten. Das Ermittlerduo Vince und Milo richtet den Focus schon bald auf eine Selbsthilfegruppe für vergewaltigte Frauen. Sie scheinen dem Täter dicht auf den Fersen zu sein, denn Milo erhält unmissverständliche Warnungen und wird sogar verprügelt. Milo selbst ist als Polizistin viel zu draufgängerisch und zu spontan, aber immerhin wirkt sie authentisch.
Mir selbst hat von Anfang an Spannung gefehlt. Einerseits drosseln lange Dialoge das Erzähltempo, andererseits verbeißen sich die Autorinnen zu sehr in Milos Privatleben, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt und sich nicht outen will. Zwischen den Zeilen erahne ich immer wieder den Generalverdacht gegen Männer. Das ist ein Punkt, der mir am wenigsten gefällt.
Als Leser kann man immer den Überblick behalten, weil der Plot absolut logisch konstruiert ist. Aber insgesamt hatte ich mir mehr von diesem Krimi, der in meinen Augen kein Thriller ist, erwartet.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Lebenszäsur

Macht
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Hier geht es um Liv, die äußerlich sicher und zufrieden in Oslo mit Ehemann und zwei Kindern lebt. Was aber außer dem Leser und Livs bester Freundin Frances niemand weiß: Liv ist in ihrer Jugend vergewaltigt ...

Hier geht es um Liv, die äußerlich sicher und zufrieden in Oslo mit Ehemann und zwei Kindern lebt. Was aber außer dem Leser und Livs bester Freundin Frances niemand weiß: Liv ist in ihrer Jugend vergewaltigt worden. Seitdem ist ihr Leben ein anderes geworden, alles ist von der Tat überschattet. Man erhält Einblick in eine Gedankenwelt, die alles mit dem Missbrauch verknüpft. Man lernt eine Frau kennen, die Situationen in gefährlich und ungefährlich unterteilt; die versucht, in Menschen Opfer oder Täter zu erkennen; die sich zwar vehement gegen die Opferrolle zur Wehr setzt, aber deren Gedanken doch viel zu oft um das Vergangene kreisen. Als Leser bleibt man leider immer sehr distanziert zur Hauptperson, weil diese selbst ihre Welt nur aus der Distanz betrachtet. Sie lebt nicht wirklich, sondern das Leben findet um sie herum statt.
Dieser Roman hilft, sich in die Gedankenwelt eines Opfers (denn Liv ist nun mal ein Opfer, auch wenn sie keins sein will) hineinzuversetzen. Wahrscheinlich ist es ein Kunstgriff der Autorin, die Tat nur vage anzudeuten, aber mir fehlt es an Fakten:
Liv ist angetrunken ohne Zwang dem Täter in die Wohnung gefolgt. Sie hat keine Erinnerung mehr daran, ob sie NEIN gesagt, oder nur gedacht hat.
Aber was geschah unmittelbar davor? Worüber haben sich die beiden unterhalten, war der Täter ebenfalls alkoholisiert, hat man sich geküsst? Wurde körperliche Gewalt angewendet?
Vor allem, wenn sie nicht hörbar NEIN gesagt hat, wie ist dann die Gesamtsituation zu bewerten?
Aufgrund dieser Fragen fällt es mir schwer, den detaillierten Gedankengängen adäquat zu folgen und ich kann das Buch auch nicht uneingeschränkt empfehlen.
Ich würde Liv wünschen, dass sie ihren Weg in die Freiheit findet, denn sie ist eine tolle, sympathische Frau, die es nicht verdient hat, wegen einer einzigen schrecklichen Stunde sich ihr Leben lang klein zu fühlen. 

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Veröffentlicht am 03.03.2023

Viele Frauenleichen

Ich will nur spielen
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Nach dem Tod seiner allesgeliebten Frau Sonja ist Kriminalkommissar Maik Michalski mit seiner Tochter in eine Kleinstadt gezogen. Doch auch hier lauert das Schwerverbrechen inform einer Serie von Frauenleichen, ...

Nach dem Tod seiner allesgeliebten Frau Sonja ist Kriminalkommissar Maik Michalski mit seiner Tochter in eine Kleinstadt gezogen. Doch auch hier lauert das Schwerverbrechen inform einer Serie von Frauenleichen, denen man die Augen ausgestochen hat. Leider muss Maik mit einem unangenehmen Ex-Kollegen zusammenarbeiten, der nur auf sein eigenes Fortkommen ausgerichtet ist.
Der Leser liest viel, fast schon zu viel, über Maiks Privatleben, doch leider wird auch immer Sonjas schlimmer Tod angesprochen, ohne dass man nähere Details darüber erfährt. Wahrscheinlich soll das für ein späteres Buch aufgehoben werden, aber weil es für die aktuellen Fälle nicht wirklich relevant ist, stört es einfach. 
Mindestens ebenso viel erfährt man über die Gedankenwelt des Täters. Ein wenig Küchenpsychologie macht noch keinen Thriller aus. Alles wird sehr ausführlich dargestellt, und für die eigenen Gedanken des Lesers bleibt dabei kein Spielraum.
Mir persönlich hat dieser Krimi zu wenig Tiefe, auch wenn die Grundidee sehr gut ist. Deswegen reicht es leider bei mir nicht für den vierten Lesestern. 


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Veröffentlicht am 28.12.2022

Vererbte Wut

Verbrenn all meine Briefe
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Der Autor ist ein sehr aufbrausender Mensch. Unter seiner Wut leidet vor allem seine Familie. Doch die Wut existiert nicht nur in ihm allein, sondern scheint ein Problem zu sein, dass sich schon seit mindestens ...

Der Autor ist ein sehr aufbrausender Mensch. Unter seiner Wut leidet vor allem seine Familie. Doch die Wut existiert nicht nur in ihm allein, sondern scheint ein Problem zu sein, dass sich schon seit mindestens zwei Generationen durch die Familie seiner Mutter zieht, in der alle sehr ungeduldig und unfreundlich miteinander umgehen. Der Ursprung liegt augenscheinlich in seinem Großvater, dem bekannten schwedischen Schriftsteller Sven Stolpe. Ein gefährlicher Narzisst, wie aus dem Lehrbuch. Stolpe hat nicht nur seine Familie drangsaliert, sondern vor allem seine Ehefrau Karin unterjocht, ja sogar versucht, sie zu ermorden.
Alex Schulman untersucht Stolpes literarisches Werk, um die Hintergründe dieser Obsession zu klären. Dabei stößt er auf die Liebesgeschichte seiner Großmutter.
Manchmal konnte mich diese Liebesgeschichte fesseln, denn sie wird wie ein fiktionaler Roman geschildert. Größtenteils werden aber die Nachforschungen, aber auch die Jugenderinnerungen Schulmans sehr trocken erzählt. Wer sich für schwedische Literatur interessiert, den mögen die intimen Details eines bekannten Schriftstellers vielleicht fesseln, aber als reinen Unterhaltsroman kann ich dieses Buch nicht empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Hört mittendrin auf

Der Strand: Vermisst
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"Der Strand" ist ein spannender Krimi, der an der deutschen Ostseeküste spielt.
Die neunzehnjährige Lilli erscheint nicht zur Verabredung mit ihrer Freundin und ist seitdem spurlos verschwunden. Weil sie ...

"Der Strand" ist ein spannender Krimi, der an der deutschen Ostseeküste spielt.
Die neunzehnjährige Lilli erscheint nicht zur Verabredung mit ihrer Freundin und ist seitdem spurlos verschwunden. Weil sie zudem gehörlos ist, schaltet die Polizei schnell eine groß angelegte, leider erfolglose Suchaktion. Der brummige Tom Engelhardt von der örtlichen Polizei muss gezwungenermaßen mit der LKA-Kryptologin Mascha Krieger zusammenarbeiten, doch beide werden schnell ein eingespieltes Team, das sich mit einer Menge persönlicher Geheimnisse und zwei weiteren Toten konfrontiert sieht.
Besonders im engsten Umfeld der Verschwundenen scheint jeder etwas zu verbergen, angefangen mit ihrer besten Freundin, aber auch andere Freunde und Verwandte geben nicht alles preis, was sie wissen.
Das Ganze wird in einem flotten Tempo erzählt und ich fand die Story von Anfang an sehr spannend. 
Warum dann nur drei Lesesterne?
Wenn ich ein Buch lese, dann erwarte ich eine abgeschlossene Handlung.
In einer Buchreihe ist eine Hintergrundgeschichte, die wie ein roter Faden mitläuft, gern gesehen.
Aber hier ist die Hauptgeschichte mittendrin unterbrochen, denn der Fall Lilli ist nicht aufgeklärt und auch noch nicht längst alle großen und kleine Geheimnisse aufgedeckt. So etwas geht über einen akzeptablen Cliffhanger hinaus und ich werde mir die Fortsetzungen nicht kaufen.

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