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Veröffentlicht am 06.10.2023

Paradies mit dunklen Geheimnissen

Die dunkle Spur
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Nach dem Tod ihrer Mutter gehen die Schwestern Holly und Claire ganz unterschiedlich mit ihrer Trauer um. Während Holly einen Ferienjob auf Martha’s Vineyard annimmt, findet Clair vermeintlichen Trost ...

Nach dem Tod ihrer Mutter gehen die Schwestern Holly und Claire ganz unterschiedlich mit ihrer Trauer um. Während Holly einen Ferienjob auf Martha’s Vineyard annimmt, findet Clair vermeintlichen Trost im Alkohol. So reagiert sie auch nicht verwundert, als Holly sich mehrere Tage nicht meldet und muss erst von ihrer Freundin Jess auf die merkwürdige letzte Nachricht Hollys aufmerksam gemacht werden. Hin und her gerissen zwischen Wut auf Holly, weil sie einfach so davon gereist ist und auf sich selbst, weil sie sich als „schlechte Schwester“ fühlt, fliegt Claire spontan nach Martha’s Vineyard, um Holly zu suchen.

Mir gefällt, wie hier durch zwei Erzählebenen geschickt Spannung aufgebaut wird. Zum Einen begleiten wir Claire bei ihrer Suche nach Holly, zum Anderen erfahren wir in Rückblenden, was Holly auf Martha’s Vineyard erlebt hat. Wie sie schnell Freundinnen fand und Kontakt zu den „reichen Jungs“ bekam. Dass die Polizei Claires Suche nicht ernst nimmt und alle ein wenig zu oft betonen, dass es auf der Insel sicher sei, kommt Claire merkwürdig vor. Erst recht, als sie erfährt, dass vor ein paar Jahren schon einmal eine junge Frau spurlos verschwand und später tot aufgefunden wurde.

Der Gegensatz zwischen scheinbarer Idylle und lauernder Gefahr wird sehr schön dargestellt. Auch Hollys Hin- und Hergerissenheit im Umgang mit Slayton-Brüdern wirkt äußerst glaubhaft aus der Sicht einer 22-Jährigen. Die Autorin beschreibt die Insel und die Menschen, die dort leben, sehr gut, lockert das Geschehen durch viele Dialoge auf, sodass sich das Buch gut und flüssig liest. Wir verfolgen mit Claire verschiedene Fährten und haben doch die ganze Zeit den Verdacht, dass die Slayton-Brüder mit Hollys Verschwinden zu tun haben. Im letzten Drittel der Geschichte gibt es ein paar überraschende Wendungen, und zum Schluss werden (fast) alle Fragen beantwortet.

Fazit: Für mich ein spannender Ausflug nach Martha’s Vineyard, gleichzeitig bin ich nun neugierig auf andere Bücher der Autorin. 5*****

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 19.09.2023

Bibliothekarin mit Spürsinn

Sturzwasser
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„Sturzwasser“ ist nach „Bitterwasser“ der zweite Bad Gastein-Krimi von Karina Ewald. Carolin Halbach, die Bibliothekarin des örtlichen Kulturzentrums, wandert gemeinsam mit einem Freund zur malerischen ...

„Sturzwasser“ ist nach „Bitterwasser“ der zweite Bad Gastein-Krimi von Karina Ewald. Carolin Halbach, die Bibliothekarin des örtlichen Kulturzentrums, wandert gemeinsam mit einem Freund zur malerischen Wiesneralm. Statt des erfrischenden Almdudlers finden sie im Jausenbrunnen die Leiche eines reichen Russen, der die Wieneralm kaufen und ein kitschiges Feriendorf für reiche Leute draufsetzen wollte. Carolin findet sich nicht nur zwischen zwei bis drei interessanten Männern wieder, sondern stolpert auch ständig über neue Indizien und Spuren, die den Mordverdacht in immer neue Richtungen lenken. Wie gut, dass neben Carolin weitere vertraute Figuren aus „Bitterwasser“ auch in „Sturzwasser“ auftauchen. Rosi, Carolins Zimmerwirtin, die alles weiß und jeden kennt, Paul, Carolins Bruder, und der Revierinspektor Herzinger, der Carolin zunehmend respektvoll und nicht mehr spöttisch als Miss Marple betitelt.

Mir hat dieser Cosie-Krimi wegen seiner angenehmen Erzählart, Lebendigkeit und Spannung sehr gut gefallen. Es wird viel geredet, die Dialoge sind oft im für uns Deutsche gemütlichen österreichischen Dialekt. Einige Klischees werden bedient, andere gebrochen. Insgesamt bekam ich wie beim ersten Teil schon, große Lust, selbst nach Bad Gastein zu reisen, wo ich bisher noch nicht war. Karina Ewalds Bücher sind der beste Beweis dafür, dass ein Krimi unterhaltsam und spannend sein kann, ohne immer neue und grausamere Mordmethoden ist ins letzte Detail zu beschreiben. Dadurch bleibt der Focus des Lesers bei den Figuren, der wunderschönen Gebirgslandschaft und den Geschichten, die sich dort abspielen – kriminell, romantisch, hoffnungsvoll und zunehmend ehrlich. Denn am Ende kommt die Wahrheit ans Licht.

Vielen Dank für die gute und spannende Unterhaltung. Ich vergebe gern 5***** und hoffe, es wird bald einen nächsten Bad Gasteiner „...Wasser“-Krimi geben.

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  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.08.2023

Ein wundervolles, wichtiges Buch, das Männer und Frauen lesen sollten

Kompass Männergesundheit
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„Gesund, fit und potent in jedem Alter“, so lautet der Untertitel dieses Sachbuches. Ein verlockendes Angebot, denn wer würde nicht gern so leben? Prof. Dr. André Reitz findet Worte, die auch medizinische ...

„Gesund, fit und potent in jedem Alter“, so lautet der Untertitel dieses Sachbuches. Ein verlockendes Angebot, denn wer würde nicht gern so leben? Prof. Dr. André Reitz findet Worte, die auch medizinische Laien verstehen. Durch eine geschickte Kombination von Fakten, belegt an Fallbeispielen, und daraus resultierenden Schlussfolgerungen, wird das Lesen zum sowohl informativen als auch unterhaltsamen Vergnügen. Man und auch frau mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Es entsteht das Bedürfnis, all das Wissen aufzusaugen und umzusetzen, um oben genanntes Ziel zu erreichen. Dabei scheint es zunächst fast egal, ob zuerst der Mann selbst oder seine, es mit ihm gut meinende, Partnerin das Buch liest.
Im Hauptteil bis Seite 189 dreht sich alles um Penis, Hoden, Prostata, Fruchtbarkeit und sexuell übertragbare Krankheiten. Frühere Generationen umschrieben diese Begriffe schamvoll mit „da unten“, sprachen nur ungern darüber und manifestierten so die heute noch stark ausgeprägte Unwissenheit. Um so wichtiger scheint mir, dass dieses Buch von Männern und Frauen gelesen wird, um beide Geschlechter auf dasselbe Wissensniveau zu heben.
Sehr praktisch sind die beiden Zeittafeln „Vorsorge- und Früherkennungskompass für Männer“ und „Präventionskompass für Männer“. Erster gibt einen Überblick über die medizinischen Vorsorgeuntersuchungen, sowie in / ab welchem Alter sie in Anspruch genommen werden sollten. Der zweite enthält allgemeine Ratschläge, wie man in Abhängigkeit vom Lebensalter, selbst aktiv etwas für seine Gesundheit tun kann. Diese Prävention scheint mir gar nicht so männerspezifisch, sondern kann im Prinzip auch von Frauen übernommen werden.
Die letzten rund 60 Seiten des Buches sprechen speziell Männer ab 50 an. Das ist das Alter, in dem die meisten Männer erst wirklich realisieren, dass sie älter werden, weil gesundheitliche Probleme oder zumindest „Wehwechen“ beginnen, verstärkt aufzutreten. Umso wichtiger ist es, diese richtig einzuordnen und entsprechend zu reagieren. Das Wort „Wechseljahre“ wird auch heute noch fast nur mit Frauen in Verbindung gebracht. Dabei gibt es auch beim Mann hormonelle Veränderungen und deren Auswirkungen auf den Allgemeinzustand. Dies betrifft in erster Linie Sexualität und Fruchtbarkeit. Zusammen mit den nachlassenden Fähigkeiten der Sinnesorgane und des Bewegungsapparates haben diese mehr oder weniger starken Einfluss auf die seelische Verfassung des Mannes. Gerade diesen Teil finde ich für die Partnerinnen der 50+Männer wichtig, damit sie physische und psychische Veränderungen ihres Ehemannes oder Lebensgefährten verstehen.
Abschließend werden die wichtigsten Warnsignale des Körpers erklärt. Der Autor zeigt auf, dass diese relativ harmlose, aber auch schwerwiegende Gründe haben können, und empfiehlt, immer einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abklären zu lassen. In seinem Resümee fordert Prof. Dr. Reitz die Männer auf, Verantwortung für ihren eigenen Körper zu übernehmen. Ein Glossar der (sparsam verwendeten) medizinischen Fachbegriffe sowie ein alphabetisch geordnetes Stichwortverzeichnis runden das Sachbuch ab und garantieren Benutzerfreundlichkeit bis auf die letzte Seite. Dass ich weiterführende Literaturempfehlungen vermisst habe, ist "Jammen auf hohem Niveau" und wahrscheinlich dem breiten Spektrum persönlicher Situationen geschuldet.
Meiner Meinung nach kann dieses Buch dazu dienen, offener mit dem Thema Männergesundheit, nicht nur „da unten“ umzugehen. Es ermutigt, sich gemeinsam mit dem Partner bzw. der Partnerin zu informieren, auszutauschen und die Empfehlungen des Autors umzusetzen.
Fazit: Ein wunderbares, wichtiges Buch, das sicherlich unzählige Männer gesünder, fitter und potenter altern lässt. 5*****

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Veröffentlicht am 08.06.2023

Ein bisschen wie Urlaub in der Provence

Lavendel-Zorn
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Mit Teil 5 ihrer Lavendel-Krimis knüpft die Autorin an die vorangegangenen vier Fälle an. Wir erfahren, wie es Lilou nach ihrer Ausbildung geht und auch das Restaurant ihres Lebensgefährten Simon spielt ...

Mit Teil 5 ihrer Lavendel-Krimis knüpft die Autorin an die vorangegangenen vier Fälle an. Wir erfahren, wie es Lilou nach ihrer Ausbildung geht und auch das Restaurant ihres Lebensgefährten Simon spielt nicht nur in kulinarischer Hinsicht eine wichtige Rolle in diesem Fall. Es beginnt ganz beschaulich – Lilou und Simon finden Zeit, um gemeinsam ein einsames Plätzchen am Stausee zu besuchen. Bei herrlichem Spätsommerwetter lockt das kühle Nass, doch dann entdeckt Lilou eine tot im Wasser treibende junge Frau. Ich finde es übrigens gut, wie die Autorin auch jedem Mordopfer eine Persönlichkeit gibt. Es ist nicht einfach nur eine Leiche, sondern ein Mensch, der ein Leben hatte, das er gern weitergelebt hätte. So empfinde ich beim Lesen immer selbst ein bisschen Trauer, wenn eine (fiktive) Figur aus diesem ihrem Leben gerissen wird.

Weil zunächst alles nach einem Badeunfall aussieht, wird Lilou wenig später zu einem anderen Einsatz geschickt – Ein Notar hat sich in seinem Büro eingeschlossen und erschossen. Als Lilou erfährt, dass die erste Tote bei ihm angestellt war, wird sie misstrauisch. Sollten beide Todesfälle zusammenhängen und von jemandem bewusst herbeigeführt worden sein? So beginnt Lilou ihre erste Mordermittlung als fertig ausgebildete Commissaire. Gleich mehrfach setzt sie durch, dass bestimmten Spuren genauer nachgegangen wird und weiß dabei einen hilfreichen, zu Überstunden bereiten Kriminaltechniker an ihrer Seite.

Wie in der Lavendelkrimi-Reihe üblich, gibt es wieder Einblicke in Lilous und Simons Privatleben, Ausblicke auf die die schöne provenzalische Landschaft und Anblicke (Kopfkino!) südfranzösischer kulinarischer Genüsse. Wenn man Carine Bernards Bücher liest, sollte man sich darauf einstellen, irgendwann vor der Entscheidung zu stehen: „weiterlesen, weil gerade so spannend, oder kochen, weil gerade so appetitlich?“

Die Geschichte ist locker und flüssig zu lesen. Der unblutige Cosykrimi bringt viel von der sommerlich leichten Lebensart mit, die ich mit Urlaub in Südfrankreich verbinde. Auch wenn der Täter für mich aus bestimmten Gründen schon recht früh feststand, war es spannend, den Ermittlungen zu folgen und hinter das Motiv zu kommen.

Vielen Dank für dieses sommerliche Lesevergnügen, das Lust macht auf den nächsten Urlaub in Südfrankreich. 5*****

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Liebenswerte Todsünde

Faul!
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Der Hirzl-Verlag hat sich der sieben Todsünden angenommen. In diesem Buch von Bernd Imgrund geht es um die fünfte, die Faulheit. Der Autor lässt uns zunächst zurückblicken in der Geschichte der Menschheit. ...

Der Hirzl-Verlag hat sich der sieben Todsünden angenommen. In diesem Buch von Bernd Imgrund geht es um die fünfte, die Faulheit. Der Autor lässt uns zunächst zurückblicken in der Geschichte der Menschheit. Bei den antiken Griechen galt Arbeit als unfein. Wir erfahren, dass Faulheit = Nichtstun = keine Erbringung produktiver Arbeit auch als Privileg und Grundvoraussetzung der künstlerischen Entfaltung gesehen wurde.
"Arbeiten um zu leben oder leben um zu arbeiten?" scheint eine Grundsatzfrage zu sein ,die auch heute die Gesellschaft spaltet. Jemand, der für seine Ziele hart arbeitet, neidvoll anerkennend "Worcaholic" genannt wird, während der Arbeitslose der Gesellschaft "auf der Tasche" liegt.

Wir lesen von Kunst und Künstlern, der Bogen spannt sich von Luther bis zum Punkrock, von den Bettelorden des 13. Jahrhunderts bis zu Salman Rushdie. Und auch das Faultier im zoologischen Sinne hat es in dieses Büchlein geschafft. "Faul" ist eine leicht zu lesende, unterhaltsame Lektüre mit vielen interessanten Fakten. Diese werden gekonnt Aufmerksamkeit heischend formuliert, wie beispielsweise "Faulheit rettet Leben". So überraschend und neu diese These zunächst klingt, fasst sie nur bereits Bekanntes zusammen. Nämlich, dass der Mensch Ruhe, Schlaf und Erholung braucht, um gesund und am Leben zu bleiben.

Und so bleibt für mich als Grundaussage des Büchleins, dass Faulsein im Sinne von "nicht produktiv arbeiten" zum Leben dazugehört. Ob dem Autor beim Waldspaziergang eine geniale Idee fürs nächste Kapitel einfällt oder der Fabrikarbeiter auf der Wiese im Freibad seine schmerzenden Muskeln entspannt, Tun und Nichtstun gehören zusammen wie Licht und Schatten, Yin und Yang. Eins ohne das Andere kann es nicht geben und darum sollten wir uns nicht schämen, wenn wir uns "faule" Auszeiten nehmen.

Fazit: 4 Sterne und herzlichen Dank für ein paar vergnüglich faule Stunden.

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