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Veröffentlicht am 17.11.2019

Ein typischer King: faszinierend, fesselnd, begeisternd!

Der Anschlag
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Wer bislang einen Bogen um Kings Romane gemacht hat, aus Angst, darin schrecklichen Monstern und Ungeheuern zu begegnen, der darf sich getrost an "Der Anschlag" heranwagen. Denn hier gibt es nur sehr, ...

Wer bislang einen Bogen um Kings Romane gemacht hat, aus Angst, darin schrecklichen Monstern und Ungeheuern zu begegnen, der darf sich getrost an "Der Anschlag" heranwagen. Denn hier gibt es nur sehr, sehr wenige Horror-Elemente. Auch der Fantasy-Anteil ist zwar bedeutsam, aber gering. Als Leser muss man sich lediglich darauf einlassen können, dass Zeitreisen tatsächlich möglich sind. Ansonsten ist "Der Anschlag" eher eine Charakter- und Milieustudie. Zwar begegnet der Leser durchaus auch Monstern, diese sind aber durchweg menschlicher Natur.

"Der Anschlag" wurde sehnsüchtig erwartet und schafft es, komplett zu überzeugen und die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Schon mit dem kurzen Prolog schafft es King, seine ganz eigene und besondere Atmosphäre aufzubauen und diese durchweg mit Spannung zu füllen. Kings Romane haben einfach etwas Besonderes an sich, das sich nur schwer in Worte fassen lässt, das aber einfach und schnell gefangen nimmt und begeistert.

Vielleicht liegt es an den Charakteren, mit denen sich King so viel Mühe gibt. Für die er sich so viel Zeit nimmt und deren Entwicklung auch bei "Der Anschlag" im Vordergrund steht. Jake ist ein Charakter, mit dem man sofort mitfühlt und vor allem mitlebt. Er wirkt auf Anhieb sympathisch und überzeugend und es macht Spaß, sich mit ihm zusammen auf die Handlung einzulassen. Auch Al, der ein kleines bisschen Überzeugungsarbeit leisten muss, um Jake von seinem "Projekt" zu überzeugen, gewinnt auf Anhieb die Sympathien des Lesers. Und das lässt sich einfach über jeden der "Guten" sagen - dabei ähneln sie sich aber nicht wie ein Ei dem Anderen. King schafft es stattdessen, für jede Figur besondere Eigenheiten und Charaktereigenschaften herauszuarbeiten, die sie von den anderen unterscheiden und einzigartig machen. Für die "Bösen" gilt dies natürlich auch. Allerdings fällt es hier wesentlich schwerer, Sympathien zu entwickeln. Aber auch diese Figuren sind überzeugend mit dem gewissen Etwas gezeichnet.

Vielleicht liegt das Besondere an Kings Romanen aber auch in dessen jeweiliger Handlung, die auch in "Der Anschlag" wieder sehr besonders ist. Schon allein die Idee zu diesem Buch ist einzigartig und die Umsetzung ebenso. Die Handlung ist fesselnd ohne durchweg spannend zu sein. Aber schon allein das Verhalten der Charaktere zu verfolgen, macht Spaß und begeistert. Was natürlich nicht zuletzt an den überzeugenden Charakteren selbst liegt. Dazu lässt es King sich nicht nehmen, überraschende Wendungen einzubauen, die begeistern, aber auch erschrecken können. Viele dieser Szenen lösen diesen "Wow"-Gedanken aus, der sich nur bei besonders unfassbaren Entwicklungen einstellt.

Das Buch besteht aus einem großen Haupterzählstrang, der sich an einigen Stellen verzweigt, Umwege nimmt oder noch einmal von vorn beginnt. Auch dies ist etwas Besonderes an diesem Roman. Er verläuft nicht geradlinig und konzentriert sich nicht nur auf einen Personenkreis. Stattdessen werden für kurze Zeit neue Charaktere eingeführt, die der Handlung Umfang und Anschaulichkeit verleihen und sie vorantreiben. Im Verlauf des Romans werden viele Andeutungen gemacht, aus denen sich zunächst nicht viel entnehmen lässt und die nicht dazu beitragen Erklärungen zu bieten. Am Ende des Romans findet sich jedoch auf jede offene Frage eine Antwort. Das Buch ist durchweg logisch konstruiert und ergibt ein nachvollziehbares und verständliches Bild.

Insgesamt ist die Handlung sehr abwechslungsreich und vereint verschiedene Genres. Es finden sich Krimielemente, Szenen, wie sie in einem Liebesroman nicht schöner hätten geschrieben werden können oder Szenen aus einem Agentenroman. Manchem Leser mögen manche Genres lieber sein als andere, dementsprechend mag man manche Handlungsteile lieber lesen als andere.

Nicht jeder Leser dieses Romans hat die 60er Jahre selbst erlebt. Aber King schafft es problemlos, seine Leser in diese Zeit einzuführen und insbesondere das besondere Lebensgefühl der 60er lebendig werden zu lassen. Es sind viele kleine Details, für die King einen untrüglichen Blick hat und die ein farbenprächtiges und faszinierendes Bild ergeben. Das fängt bei den Autos an und hört bei der Bekleidung und Ausdrucksweise der Figuren auf. Es fällt nicht schwer, sich in der Vergangenheit wohlzufühlen, wenn man dabei von einem großartigen Erzähler und liebevollen Charakteren begleitet wird.

Treue King-Leser wird es freuen, in das altbekannte Derry zu reisen und dabei auf alte Bekannte zu treffen. Diese hat King nicht nur deshalb in seine Handlung eingebaut, um den Leser zu erfreuen. Stattdessen spielen die beiden Charaktere für das Voranschreiten der Handlunge eine besondere Rolle. Aber lest selbst.

Mein Fazit:

Ein typischer King: faszinierend, fesselnd, begeisternd!

Veröffentlicht am 17.11.2019

Ihr erster Thriller für Erwachsene

Fünf
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„Fünf“ richtet sich, im Gegensatz zu den Vorgängerromanen von Ursula Poznanski an ein erwachsenes Publikum. Während „Erebos“ und „Saeculum“ als Jugendthriller natürlich auch von Erwachsenen gelesen werden ...

„Fünf“ richtet sich, im Gegensatz zu den Vorgängerromanen von Ursula Poznanski an ein erwachsenes Publikum. Während „Erebos“ und „Saeculum“ als Jugendthriller natürlich auch von Erwachsenen gelesen werden können, empfiehlt es sich im Umkehrschluss nicht, „Fünf“ auch jugendlichen Lesern ans Herz zu legen. Denn „Fünf“ ist zum großen Teil ein erschreckendes Buch mit grausamen Szenen, die sich durch die bildhaften Beschreibungen der Autorin vor dem geistigen Auge des Lesers zu einem wahren Horrorfilm entwickeln können. Organe werden in Plastikbehältnissen versteckt und der Täter spielt mit den Ermittlern ein perfides Katz-und-Maus-Spiel, bei dem sie wie auf einer Schatzsuche Hinweisen hinterherjagen, die ihnen der Täter hinterlässt. Die Idee, aus dem unterhaltsamen Zeitvertreib des Geocachings Ernst werden zu lassen ist so neu wie genial. Zusammen mit den Ermittlern begibt sich der Leser in Wälder, in Höhlen, in Bachläufe, um nach Leichenteilen zu suchen. Nur um zu erkennen, dass der Täter wieder einen Schritt voraus ist und die Ermittler voll im Griff hat.

Mit der Kommissarin Beatrice Kaspary ist der Autorin eine sehr authentische Figur gelungen. Beatrice ist eine toughe Frau, die sagt, was sie denkt. Und doch ist sie keine Superheldin. Stattdessen hat sie Ecken und Kanten und liebenswerte Schwächen, die sie glaubhaft machen. Obwohl Beatrice meist überlegt vorgeht, kommt es auch zu Handlungen aus dem Bauch heraus. Für daraus resultierende Fehler steht sie gerade und hält ihren Kopf hin.

Der Leser lernt die Ermittlerin nicht nur von ihrer beruflichen Seite kennen. Auch ihr Privatleben wird beleuchtet und spielt für den Verlauf der Handlung eine wesentliche Rolle. Dadurch wird Beatrice umfassend beschrieben und charakterisiert und als Leser fällt es nicht schwer, sich in sie hinein zu denken und zu fühlen. Dafür sorgt auch der Humor der Figur, der an passenden Stellen für Schmunzler sorgt.

Gleichzeitig sorgt der Erzählstrang, der sich mit Beas Privatleben befasst, für Spannung. Denn der Täter, dem die Ermittler auf der Spur sind, tritt persönlich mit ihr in Verbindung. Es sind SMS, die meist nur aus einem oder zwei Wörtern oder Abkürzungen bestehen, die aber für Gänsehaut und eine bedrückende Stimmung sorgen. Die anderen Charaktere sind ebenfalls ausführlich und bildhaft gezeichnet. Einige von ihnen scheinen jedoch vor den Zweck zu erfüllen, Vorurteile über Ermittler und ihre Vorgesetzten zu bedienen.

Poznanski gibt sich viel Mühe damit, die Arbeit der Kommissare anschaulich und detailliert zu beschreiben. Dabei verliert sie sich stellenweise in den ausführlichen Beschreibungen, wodurch die Handlung ins Stocken gerät und man als Leser den Drang verspürt, die Kommissare anzufeuern und dazu zu animieren, die Ermittlungen wieder aufzunehmen bzw. in eine andere Richtung zu lenken.

Die Handlung ist durchweg konsequent und logisch konstruiert. Einige Hinweise, die die Autorin im Verlauf des Buches streut, sorgen dafür, dass man als Leser die Lösung praktisch schon vor Augen sieht, sie aber einfach nicht greifen kann. So geht es auch Bea, die letztlich dem Täter auf die Spur kommt, dessen Motiv zwar nicht verständlich, aber doch nachvollziehbar ist.

Mein Fazit:

Poznanskis erster Thriller für Erwachsene sorgt für Gänsehaut und schafft es größtenteils mühelos, den Leser zu fesseln.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Tiefsinnig

Der Junge mit dem Herz aus Holz
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Als typischer Boyne lässt sich „Der Junge mit dem Herz aus Holz“ nur sehr schwer einem bestimmten Genre zuordnen. Dafür ist das Buch einfach zu vielschichtig und inhaltsvoll.

Junge Leser werden ihre Freude ...

Als typischer Boyne lässt sich „Der Junge mit dem Herz aus Holz“ nur sehr schwer einem bestimmten Genre zuordnen. Dafür ist das Buch einfach zu vielschichtig und inhaltsvoll.

Junge Leser werden ihre Freude an den sprechenden Tieren und Gegenständen haben, die in diesem Buch lebendig werden. Sie werden sich begeistern können an den Türen, die ihren Platz wechseln, je nachdem, wo sie gerade gebraucht werden. Sie werden Spaß haben mit dem sprechenden Esel, der nie genug zu futtern hat und jeden Menschen, den er trifft, um etwas zu Fressen bittet. Sie werden Noah mit Spannung auf seinem Abenteuer begleiten und sich wahrscheinlich in ihm selbst wiedererkennen. Zudem eignet sich das Buch aufgrund seiner Kürze, der großen Schrift und dem für junge Leser angemessenen Schreibstil hervorragend als Bettlektüre, zum Selberlesen oder zum Vorlesen.

Erwachsene Leser werden jedoch den tieferen Sinn, der hinter der Geschichte steckt, schnell verstehen. Sie werden die Melancholie und Traurigkeit, die dieses Buch umgibt, spüren können. Sie werden hinter die Fassade blicken und erkennen, welche Aussage der Autor mit diesem Buch machen möchte. Denn es gibt einen Grund, warum Noah von zu Hause wegläuft. Auch wenn dieser lange verborgen bleibt, ergibt er sich am Ende des Buches doch umso gewaltiger und eindringlicher. Und auch die Geschichte des namenlosen Spielzeugmachers ist nur auf den ersten Blick aufregend und spannend. Auf den zweiten Blick ergibt sich jedoch die Tragik, die dahintersteckt.

Die Handlung des Buches ist sehr geradlinig und steuert konsequent auf die große Auflösung zu. Nichts Überflüssiges wird erzählt, jede Handlung und jede Aussage hat ihren Sinn, auch wenn dieser oft sehr tiefgründig ist.

Das Buch hat aufgrund seiner sprechenden Tiere und Gegenstände etwas Märchenhaftes und Bezauberndes an sich. Gleichzeitig ist es aber ein sehr bewegendes und berührendes Buch. Der besondere Schreibstil des Autors, der lebendig und fesselnd ist, bei dem sich aber hervorragend zwischen den Zeilen lesen lässt, sorgt für ein besonderes Leseerlebnis.

Mein Fazit:

Ein tiefsinniges Buch, das sich auch für junge Leser eignet, dessen Gehalt aber wohl nur für erwachsene Leser richtig greifbar wird.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Für Groß und Klein

Wildwood
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„Wildwood“ ist ein Buch für Groß und Klein und entführt seine Leser in ein fantastisches Reich mit sprechenden Tieren, magischen Wesen und großartigen Abenteuern. Der Roman besticht durch seine liebevoll ...

„Wildwood“ ist ein Buch für Groß und Klein und entführt seine Leser in ein fantastisches Reich mit sprechenden Tieren, magischen Wesen und großartigen Abenteuern. Der Roman besticht durch seine liebevoll gezeichneten Charaktere, die detailreiche Handlung und den bildhaften Schreibstil des Autors. Die tollen Zeichnungen geben dem Lesevergnügen das gewisse Etwas und untermalen die Handlung auf eine sehr gelungene Art und Weise.

Da „Wildwood“ auch ein Buch für junge Leser ist, darf man sich nicht daran stören, dass es manche Szenen gibt, in denen einfach alles zu perfekt ist. Da kommt Prue zum Beispiel vom Spielen nach Hause und hat den Kinderwagen ihres Bruders so präpariert, dass es aussieht, als würde er seelenruhig darin liegen und schlafen. In Wirklichkeit aber wurde Mac gerade von einem Schwarm Krähen entführt und Prue hat keine Ahnung, wie sie das ihren Eltern erklären soll. Sie schafft es aber, ihnen vorzuspielen, ihr Bruder sei vom Spielen so müde, dass sie ihn am besten selbst sofort ins Bett bringt. Und das schafft sie dann auch, ohne dass ihre Eltern sich Gedanken darüber machen würden. Doch so perfekt läuft nicht alles in diesem Buch. Im Gegenteil: Prue und ihr Freund Curtis, der sie auf ihren Abenteuern begleitet, kommen von einem Problem zum nächsten und oft scheint die Lage aussichtslos. Sie geraten mitten hinein in Machtkämpfe, Kriege, Intrigen, Lügen und Verrat.

Doch das Buch ist nicht nur düster und gefährlich. Es gibt auch sehr warme und schöne Szenen, wie zum Beispiel die Beschreibung des Familienlebens von Prue, ihrem Bruder und ihren Eltern oder die Szenen, in denen sich zwischen Prue und Curtis eine besondere Freundschaft entwickelt. Auch der Zusammenhalt der Wesen von Wildwald, die gemeinsam gegen das Böse kämpfen, ist sehr schön beschrieben. Besonders lebendig wirken diese Szenen durch die lebhaften Charaktere, die anschaulich und greifbar beschrieben werden. Jede der Figuren hat seine besonderen Eigenheiten, die ihn liebenswert machen und die es ermöglichen, dass der Leser eine gewisse Nähe und Beziehung zu ihnen aufbaut. Das Verhalten der Charaktere ist durchweg nachvollziehbar und realistisch, die Figuren bleiben sich selbst treu und handeln ihrem Wesen entsprechend.

Die Handlungsumgebung des Romans verbreitet eine besondere Atmosphäre. Zu Beginn des Buches wird der Leser darauf hingewiesen, dass die Bewohner von St. Johns, Portland, im US-Bundesstaat Oregon einen Bogen um die Undurchdringliche Wildnis machen, weil dort nichts ist außer Wäldern, Gebüschen und Bergen. Eine Wildnis eben, durch die kein Durchkommen ist. Der Name „Undurchdringliche Wildnis“ strahlt dadurch etwas Besonderes aus und dann zusammen mit Prue und Curtis zu entdecken, wer sich alles in der Undurchdringlichen Wildnis aufhält, was für Wesen und Kreaturen dort hausen und wie diese es schaffen, vor den Menschen verborgen zu bleiben, macht einfach nur Spaß. Auch, wenn es nicht immer ganz ungefährlich ist. Aber das lest ihr am besten selbst.

Der Stil des Autors ist sehr angenehm, leicht verständlich und dem Niveau jüngerer Leser angemessen. Colin Meloy schafft es, den Leser durch seine bildhaften und lebendigen Beschreibungen ein Teil des Buches werden zu lassen und ihn unmittelbar in die Ereignisse einzubeziehen.

Das Ende des Buches schließt mit vielen offenen Fragen ab und ist dadurch kein echter Cliffhanger, lässt aber genug Raum für eine Fortsetzung.

Mein Fazit:

„Wildwood“ bietet ein spannendes Lesevergnügen für Groß und Klein und besticht durch seine ideenreiche Handlung und deren besondere Umgebung.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Hat mir gut gefallen

Kyria & Reb - Bis ans Ende der Welt
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Es fällt recht schwer, einen Zugang zum Buch und zu dessen Handlung zu finden, da der Leser zu Beginn des Romans mit einem völlig neuen Gesellschaftssystem konfrontiert wird, zu dem es nur sehr wenige ...

Es fällt recht schwer, einen Zugang zum Buch und zu dessen Handlung zu finden, da der Leser zu Beginn des Romans mit einem völlig neuen Gesellschaftssystem konfrontiert wird, zu dem es nur sehr wenige Erklärungen gibt. Mit Begriffen wie Civitas, Electi, Id oder Duenna weiß der Leser nur wenig anzufangen und leider werden auch nicht alle Begriffe erklärt. Manche Bedeutungen ergeben sich aus dem Sinnzusammenhang, andere Verbindungen muss der Leser selbst herstellen. So bleibt einiges im Unklaren und offene Fragen bleiben unbeantwortet. Insbesondere wird nur angedeutet, wie sich das Gesellschaftssystem in mehr als 100 Jahren zu einem solchen Überwachungsstaat entwickeln konnte oder was genau dazu geführt hat, dass Frauen nun die Männer auf der Karriereleiter überholt haben und die wichtigsten Ämter bekleiden, während Männer nur noch unbedeutende Aufgaben wahrnehmen. Die Entwicklungen und Zusammenhänge des neuen Gesellschaftssystems, die erklärt werden, sind aber allesamt nachvollziehbar und plausibel.

Ebenso sind die Charaktere allesamt authentisch und lebendig gezeichnet. Kyria überzeugt von Anfang an mit ihrer lebendigen und offenen Art. Sie ist einfach ein sympathisches junges Mädchen. Sie ist zwar wohlbehütet und umsorgt aufgewacht, mit ihrer eigenen Dienerin, macht aber nicht den Eindruck einer verwöhnten Prinzessin, sondern hat durchaus ihren eigenen Kopf und ihren eigenen Willen. Reb ist hingegen ein Typ, an den man sich erst einmal gewöhnen muss. Er hat ein loses Mundwerk, redet munter drauf los, ohne sich seine Worte zu überlegen und trifft nicht immer den richtigen Ton. Man gewöhnt sich aber an ihn und die Dialoge zwischen ihm und Kyria, die zu Beginn des Buches noch sehr gestellt wirken, werden mehr und mehr lebendig und überzeugend. Insbesondere kommt der feine Humor von Reb zum Tragen und so sorgt er für einige Schmunzler. Auch die Nebencharaktere sind lebendig und greifbar gezeichnet. Aber Vorsicht: Genauso wenig wie Kyria weiß auch der Leser nicht, wem er trauen kann und wem nicht!

Die Handlung des Buches ist sehr abwechslungsreich, was aber auch den Spannungsbogen betrifft. Es gibt Szenen, in denen sich die Ereignisse überschlagen und es gibt Momente, in denen es sehr ruhig zugeht. Diese Szenen kann der Leser nutzen, um ein wenig zu Atem zu kommen und sich auf neue, temporeiche Ereignisse vorzubereiten. Das Buch macht aufgrund der Stichworte „22. Jahrhundert“ und „Überwachungsstaat“ den Eindruck einer Dystopie, aber es sei an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Großteil des Buches innerhalb einer Gemeinschaft spielt, die mit den Gesellschaftsentwicklungen nichts zu tun haben will.

Natürlich entwickelt sich zwischen Kyria und Reb etwas, was schon fast an eine Liebesbeziehung erinnert. Diese Entwicklungen gehen aber sehr langsam voran und der Leser darf keine tiefgründige Romantik erwarten. Die Beziehung zwischen den beiden beschränkt sich eher auf liebevolle Neckereien und Zickereien.

Der Schreibstil der Autorin bzw. der Erzählstil von Kyria ist sehr ansprechend, das Buch liest sich angenehm und flüssig. Allein die Dialoge sorgen zu Beginn des Buches für ein etwas befremdliches Gefühl, da sie konstruiert wirken. Aber wie bereits erwähnt, legt sich das im Verlauf des Buches.

Der Roman endet mit einem sehr gemeinen Cliffhanger, der neugierig auf die Fortsetzung macht.

Mein Fazit:

Ein Roman mit lebendigen Charakteren und einer abwechslungsreichen Handlung, dessen Zukunftsvisionen jedoch nicht alle nachvollziehbar bzw. erklärt sind.