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Veröffentlicht am 06.06.2021

Ganz zauberhaft

Mirella Manusch – Achtung, hier kommt Frau Eule!
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Auch Mirellas zweites Abenteuer hat mich von der ersten Zeile an verzaubert. Das Buch ist wieder total süß und Mirella erlebt gleich zu Beginn ein aufregendes Abenteuer. Ich finde es toll, dass sie in ...

Auch Mirellas zweites Abenteuer hat mich von der ersten Zeile an verzaubert. Das Buch ist wieder total süß und Mirella erlebt gleich zu Beginn ein aufregendes Abenteuer. Ich finde es toll, dass sie in ihrem Alter schon so mutig, aber auch tierlieb und hilfsbereit ist. Doch als Vampirin muss sie noch viel lernen (Zum Bespiel, wie sie den verräterischen Eckzahn verschwinden lassen kann.), dafür ist ihre Tante Elly zuständig, die ebenfalls Vampirin ist. Die erzählt ihr auch mehr über ihre Familiengeschichte – schließlich stammen sie von DEM Grafen Dracula ab – wie aufregend!

Da gerade Ferien sind, verbringt Mirella die Tage meist mit ihrer besten Freundin Klara, vor der sie keine Geheimnisse hat, und in den Nächten bringt ihr „Badboy“ Manolo weitere Flugkunststücke bei. Mirella und Klara werden immer neugieriger, wie Manolo eigentlich als Junge aussieht, aber der will sich nicht ihnen nicht zeigen. „Warum willst Du eigentlich nicht, dass ich weiß, wie Du aussiehst?“ „Wer sagt, dass ich nicht will? Ich darf nicht.“ (S. 17) Damit können sich die beiden Mädchen natürlich nicht abfinden und versuchen trotzdem, sein Geheimnis zu lüften.
Außerdem gilt es wieder einige Tiere zu retten (u.a. Frau Eule), denn dank ihrem besonderen Talent versteht und spricht Mirella deren verschiedenen Sprachen. Dabei kann sie auf ihren Vater zurückgreifen, der Tierarzt im Zoo ist, denn allein wissen sie und Klara nicht immer das richtige Heilmittel. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie später selber mal Tierärztin werden möchten.
Erwähnen muss ich natürlich unbedingt auch Sir Lancelot – Mirellas Kater und Beschützer, der hier ein bisschen übers Ziel hinausschießt, aber trotzdem extrem sympathisch ist.

Ich mag die Reihe sehr und finde die Freundschaft der beiden Mädchen einfach toll! Ich kann verstehen, dass sie traurig sind, weil Klara keine Vampirin ist und sie so nicht alle Erlebnisse teilen können. Aber wird man nicht zum Vampir, wenn einen ein anderer beißt?! Vielleicht kann Mirella da ja was machen ???
Langsam werden auch Freundschaften mit Jungs im gleichen Alter geschlossen und ich bin schon gespannt, wann und in wen sich die erste verliebt.

Mit einem Augenzwinkern erzählen die Autorinnen Anne Barns und Christin-Marie Below eine wunderbare Geschichte über Freundschaft und Tierliebe, wie es ist Geheimnisse zu haben und zu teilen, und dass man niemanden ausschließen oder gar vor ihm Angst haben sollte, nur weil er anders ist.
Unbedingt erwähnen möchte ich wieder die zauberhaften Illustrationen von Anastasia Braun, welche die Handlung wunderschön in Szene setzen.

5 Fledermäuse für dieses zauberhafte Abenteuer.

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Veröffentlicht am 02.06.2021

Der schwarze Walzer

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Wien 1893: „Ein Mozart summender Totengräber, der mit Leichen spricht. Mir bleibt auch nichts erspart.“ (S. 64) Inspektor Leopold von Herzfeldt stammt aus Graz und ist neu bei der Wiener Polizei. Schon ...

Wien 1893: „Ein Mozart summender Totengräber, der mit Leichen spricht. Mir bleibt auch nichts erspart.“ (S. 64) Inspektor Leopold von Herzfeldt stammt aus Graz und ist neu bei der Wiener Polizei. Schon vor seinem Dienstantritt stolpert er in die Ermittlungen zum bestialischen Mord an einem Dienstmädchen, die er mit den neuesten technischen Möglichkeiten wie z.B. der Tatort-Fotografie vorantreiben will. Doch stattdessen soll er den versuchten Grabraub von Bernhard Strauß, einem Halbbruder des berühmten Komponisten, auf dem Zentralfriedhof aufklären – schließlich steht er noch ganz unten in der Hackordnung bei der Polizei und muss sich die spannenden Fälle erst verdienen. Dabei lernt er den ungewöhnlichen Totengräber Augustin Rothmayer kennen, der genau wie Leopold nie lockerlässt und den Dingen auf den Grund geht.
Als weitere getötete Dienstmädchen auftauchen und der Fall höchste Priorität bekommt, wird Leopold dem Ermittlerteam doch noch zugeteilt. Unerwartete Unterstützung bekommt er dabei ausgerechnet von Augustin Rothmayer und der Telefonistin Julia Wolf.

„Das Buch des Totengräbers“ ist der Auftakt einer neuen Reihe von Oliver Pötzsch und hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Wie schon bei der „Henkerstochter-Saga“ lässt der Autor die Vergangenheit lebendig werden, Wiens dunkle Seiten, vor allem die düstere Stimmung des Zentralfriedhofes und der Wiener Unterwelt, um die Jahrhundertwende vor unserem inneren Auge wieder auferstehen. Außerdem hat mich fasziniert, was die Wissenschaft damals alles schon konnte, dass es erste Taschenkameras, Fahrräder und Autos gab – an deren Zukunft man natürlich nicht geglaubt hat.

Leopold ist ein Mann der neuen Zeit. Er hat bei dem berühmten Grazer Staatsanwalt und Untersuchungsrichter Hans Gross „Kriminalistik“ studiert, ein damals gänzlich neues Fachgebiet, in dem z.B. Spuren gesichert, Fotos und Tatort- und Täteranalysen gemacht werden. Man verlässt sich nicht mehr nur auf die Aussagen von Zeugen, sondern sucht nach Indizien. „Ein Mord ist wie ein großes Rätsel, das gelöst werden muss.“ (S. 78) Weil diese Wissenschaft noch so neu ist, wird Leo von seinen Kollegen und Vorgesetzten nicht ernst genommen. Aber auch sonst eckt er gern an. Er stammt aus gutem Hause, ist immer (zu) gut angezogen und ein Einzelgänger, hat Schwierigkeiten, sich unter- oder in einem Team einzuordnen. Außerdem ist er Jude, was nicht allen passt, und hat ein Geheimnis, wegen dem er Graz verlassen musste.
Bei der Arbeit lernt er die Telefonistin Julia Wolf kennen, die sich im Dienst als Lämmchen gibt, privat aber ihrem Nachnamen alle Ehre macht. „In einer Welt, in der die Männer das sagen haben, müssen wir Frauen uns eben verkleiden, wenn wir nicht untergehen wollen.“ (S. 299) Ihre verschiedenen Facetten faszinieren ihn. So eine Frau hat er bisher noch nicht kennengelernt.
Der heimliche Star des Buches aber ist für mich der Totengräber Augustin Rothmayer. Dieser entstammt einer uralten Totengräberdynastie, weiß so ziemlich alles über den Tod und Leichen und schreibt gerade an einem umfassenden Totengräberalmanach. Zudem ist er extrem gebildeten, philosophiert und musiziert gern und hat Beziehungen in höchste Kreise. Und auch er verbirgt ein Geheimnis und ein weiches Herz unter seiner rauen, immer muffig und nach Tod riechenden Schale.
Die drei raufen sich trotz ihrer sehr verschiedenen Biographien zusammen und gehen ungewöhnlichen Wege, um den Fall aufzuklären. Dabei sitzen sie einigen Irrtümern und Vorurteilen auf, rätseln, ob es doch Vampire und Wiedergänger in Wien gibt und bringen sich selbst in Lebensgefahr …

„Das Buch des Totengräbers“ ist ein echtes Highlight: Ein extrem spannender Krimi mit wunderbar unangepassten Ermittlern und viel Wiener Schmäh, hervorragend recherchiert. Ich fiebere der Fortsetzung entgegen!

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Ist Mitzi eine Mörderin?

Drei Morde für die MörderMitzi
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Bei ihren letzten Ermittlungen hatte Mitzi Kasimir kennenglernt, der bei einem versuchten Enkeltrick überführt und verurteilt wurde. Inzwischen ist er geläutert und geht geregelten Aushilfstätigkeiten ...

Bei ihren letzten Ermittlungen hatte Mitzi Kasimir kennenglernt, der bei einem versuchten Enkeltrick überführt und verurteilt wurde. Inzwischen ist er geläutert und geht geregelten Aushilfstätigkeiten nach, immer in der Hoffnung auf eine Festanstellung. Mitzi mag den etwas Jüngeren und hält losen Kontakt zu ihm, man schreibt sich Postkarten. Aber mehr will sie nicht, auch wenn es ihr natürlich schmeichelt, dass er ihr den Hof macht. Bei einer gemeinsamen Wanderung erzählte er ihr, dass er endlich DEN Job gefunden habe und will auch Mitzi mit einspannen. Aber kurz darauf wird er ermordet aufgefunden und ausgerechnet Mitzis Spuren werden an der Tatwaffe gefunden …

In „Drei Morde für die Mördermitzi“ ist drin, was draufsteht. Nach Kasimir tauchen noch zwei weitere Leichen auf und jedes Mal führen Spuren zu Mitzi. Auch wenn die Polizei sie nach ersten Vernehmungen freilassen muss, bleibt sie doch auf dem Radar der Ermittler. Und obwohl sie sich zurückhalten soll, ermittelt Mitzi wieder auf eigene Faust und bringt sich und andere dabei in Lebensgefahr.
Leider kann ihr die Inspektorin die Agnes Kirschnagel, ihre Freundin, diesmal nur inoffiziell helfen, da sie der offiziellen, kantonübergreifenden Ermittlungsgruppe in dieser Mordserie zugeteilt wird. Auch Agnes hat es nicht leicht. In der Ermittlungsgruppe scheint nur der Leiter sie dabeihaben zu wollen, von ihrem direkten Partner wird sie sogar angefeindet. Er hofft wie Agnes auf einen schnellen Aufstieg und teilt seine Erkenntnisse nicht mit ihr, hält wie immer wieder hin. Bald ist sie nicht mehr sicher, wem sie noch (ver)trauen kann …

Isabella Archan hat mit Mitzi und Agnes ein ganz besonderes Ermittlerduo geschaffen. Mitzi ist eine verschrobene Einzelgängerin. Seit dem frühen Verlust ihrer Familie und dem damit verbundenen Trauma hat sie nur noch ihre heißgeliebte, inzwischen leider demente Oma. Sie flüchtet sich in die heile Welt von Kinderbüchern und wird die Erinnerungen an das Unglück damals trotzdem nicht los. Mitzi lässt nur wenige Freunde an sich ran. Auf ihre Mitmenschen wirkt sie oft verschroben, etwas überdreht, mit leicht kindlichem Gemüt – man unterschätzt sie und nimmt sie nicht ernst. Außerdem ist sie sehr neugierig und wenn sie über ein Verbrechen stolpert, kann das Ermitteln einfach nicht lassen.
Agnes ist ungefähr gleichalt, noch am Beginn ihrer Polizeikarriere im kleinen Kufstein und hofft auf eine baldige Versetzung nach Wien oder wenigstens Salzburg. Sie ist sehr engagiert und menschlich und auch sie kann es nicht lassen, ihre Nase in Fälle zu stecken, die sie eigentlich nichts angehen.

Isabella Archan macht es diesmal sehr spannend. „Drei Morde für die Mördermitzi“ ist ein typischer Whodunit-Krimi. Im Laufe der Handlung gibt es immer wieder Hinweise auf den Täter, trotzdem bin ich ihm bis zuletzt nicht auf die Schliche gekommen, weil ich eigentlich jemand anderen im Verdacht hatte – und auch der änderte sich mehrfach. Zum Ende hin zieht sie das Tempo mächtig an und liefert wiedermal einen filmreifen Showdown.

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Blackout

Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel
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Kommissar Jennerwein hat mit seinem Team in Rekordzeit den Mord an dem Industriellen Drittenbass gelöst und es ist nicht ungewöhnlich, dass er sich mitten in der Abschlussbesprechung kurz draußen die Beine ...

Kommissar Jennerwein hat mit seinem Team in Rekordzeit den Mord an dem Industriellen Drittenbass gelöst und es ist nicht ungewöhnlich, dass er sich mitten in der Abschlussbesprechung kurz draußen die Beine vertreten will, um besser nachdenken zu können. Doch diesmal kommt er nicht zurück und ist auch telefonisch nicht erreichbar. Auch nicht am nächsten Tag. Die Unruhe in seinem Team steigt. „Gestern Nachmittag wars merkwürdig. Am Abend wurde es eigenartig. Jetzt wirds langsam beunruhigend.“ (S. 66) Hat er etwa einen geheimen Auftrag bekommen, wurde er entführt oder musste er untertauchen!? Es wird wild spekuliert und zunächst unauffällig nach ihm gefahndet.

Jennerwein hat am Tag nach seinem Verschwinden einen totalen Blackout. Wie ist er auf die Holzbank mitten auf einer Wiese gekommen? Warum trägt er fremde Kleidung? Und warum fühlt er sich so komisch?! Während er noch überlegt, was das alles zu bedeuten hat, wird die nächste Leiche gefunden – und alle Spuren führen zu ihm. „Wenn es jemandem gelingt, das perfekte Verbrechen zu begehen, dann ihm.“ (S. 218) Jennerwein taucht unter und setzt im wahrsten Sinne des Wortes Himmel und Hölle in Bewegung, um seine Unschuld zu beweisen.

Die Krimis von Jörg Maurer sind ja immer irgendwie anders und auch mit „Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel“ hat sich der Autor wieder neu erfunden. Man hat beim Lesen die ganze Zeit das Gefühl, Jennerwein träume das alles nur (Er selbst glaubt bzw. hofft das ja auch.). Ich fand es faszinierend, wie aus dem genialen Ermittler und Jäger plötzlich ein Gejagter wird, wie schnell er alle (moralischen) Bedenken über Bord wirft und selbst zum Dieb und Betrüger wird. Zum Glück hat er im Laufe der Jahre viele Kontakte geknüpft und kann jetzt einige Gefallen einfordern.
Doch auch auf der Gegenseite ist man bestens gerüstet. Sein Team reaktiviert alle Kollegen, mit denen Jennerwein je gearbeitet habt, und bittet u.a. das Bestatterehepaar Grasegger um Hilfe (Ursel unterbricht dafür sogar den Kochvorgang der legendären Ochsenbäckchen!), die wiederum Swoboda (Es gibt ihn noch!!!) mit ins Boot holen. Und auch der Autor selbst tritt als Kellerassel – äh Nebenfigur – auf. Einfach genial!

Die Handlung ist ein verrücktes Katz-und-Maus-Spiel. Man weiß nie so richtig, woran man gerade ist, wem man trauen kann und ob noch alle Beteiligten leben. Und wie nebenbei malt Jörg Maurer eine beängstigende Zukunftsvision, die mir echte Gänsehaut beschert hat – hoffentlich wird nie möglich sein, was er beschreibt. Sehr amüsiert hat mich hingegen der geniale Seitenhieb auf Sendungen wie „Die Höhle des Löwen“.

Für mich ist Jennerwein einfach Kult. Wer keinen 0815 Krimi lesen will, sondern Spaß an witzigen, skurrilen und intelligenten Verwirrspielen hat greift bei der Reihe von Jörg Maurer nie daneben!

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Veröffentlicht am 19.05.2021

Zum Heulen schön

Ein letzter erster Augenblick
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„Wie zum Henker lässt man sich auf eine Beziehung ein, wenn man sich nicht traut, sich zu verlieben?“ (S. 216)
Joel hat sich in Callie verguckt, geht jeden Tag in das Café, in dem sie arbeitet. Trotzdem ...

„Wie zum Henker lässt man sich auf eine Beziehung ein, wenn man sich nicht traut, sich zu verlieben?“ (S. 216)
Joel hat sich in Callie verguckt, geht jeden Tag in das Café, in dem sie arbeitet. Trotzdem hat Angst, von ihr zu träumen. Denn seit seiner frühesten Kindheit träumt er von der Zukunft der Menschen, die er liebt. Bis auf ganz wenige Freunde weiß niemand davon, denn er will nicht für verrückt gehalten werden. Sein Versuch, die Träume zu vermeiden indem er seinen Schlaf reduziert, funktioniert nicht. Stattdessen ist er immer müde, musste seinen Job als Tierarzt aufgeben und lebt sehr zurückgezogen. Denn je mehr Menschen er mag, desto mehr träumt er, desto schneller dreht sich das Gedankenkarussell in seinem Kopf. Wo soll er eingreifen und wo den Dingen seinen Lauf lassen? Doch jetzt ist da Callie und plötzlich ist alles anders: „Als hätte sie einen Teil von mir zum Leben erweckt, den ich dachte ein für alle Mal begraben zu haben.“ (S. 38)

Callie hat vor 18 Monaten ihre beste Freundin Grace verloren und sich ebenfalls zurückgezogen. Ihre Freunde heiraten und bekommen Kinder, sie hat Grace‘ Hund und Café übernommen – lebt irgendwie deren Leben für sie weiter, dabei ist sie eigentlich Ökologin. Jetzt hat das Naturschutzgebiet die perfekte Assistenzstelle ausgeschrieben, aber sie traut sich nicht, sich zu bewerben. Die Situation scheint festgefahren. „Ich wohne immer noch in der Stadt, in der ich geboren bin, und die Welt dort draußen pulsiert vor Möglichkeiten, während sie sich dreht, dreht, dreht.“ (S. 50) Doch es gibt etwas, was sie glücklich macht: Joels täglicher Besuch im Café. „… er kann mich mit einem bloßen Lächeln umwerfen, mich mit dem flüchtigsten Blick ganz kopflos machen.“ (S. 44)

Joel und Callie sind sich ziemlich ähnlich, leicht kaputt, sehr empathisch und introvertiert, leben sie ihr Leben ohne es genießen zu können, ohne sich was zu trauen. Trotzdem waren sie mir sehr sympathisch, ich wollte nur nicht in ihrer Haut stecken.
Ihre Annäherung ist wie ein leidenschaftlicher Tanz – wie ein Tango. Sie bewegen sich aufeinander zu und wieder voneinander weg, fühlen sich voneinander angezogen, doch trauen sich lange nicht. Und ihre Beziehung wird zu einer emotionalen Achterbahnfahrt. Denn als sie sich gefunden haben, treten Joels schlimmste Befürchtungen ein – er träumt von Callies Zukunft. Während er noch mit sich ringt, ob er es ihr sagen soll, sieht sie es ihm sofort an – und trifft eine Entscheidung. Sie will es nicht wissen, kann aber nicht aufhören, daran zu denken. Und Joel wird klar: „Ich kann nicht damit leben, es zu wissen. Ich kann das nicht mit mir rumtragen, jeden Tag, und sie trotzdem glücklich machen. Das ist unmöglich.“ (S. 346) Was soll also aus ihnen werden? Können sie trotzdem eine glückliche und erfüllte Beziehung führen, oder überlagern ihre Ängste alles? Ist ihre gemeinsame Zukunft zum Scheitern verurteilt, bevor sie richtig begonnen hat?

Wer bei diesem Buch keine Taschentücher braucht, hat kein Herz. „Ein letzter erster Augenblick“ ist die berührendste Liebesgeschichte seit langem, vergleichbar mit „Die Frau des Zeitreisenden“, „Ein ganzes halbes Jahr“ oder „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ und zum Heulen schön. Für mich ein absolutes Highlight. Ich hoffe, dass Holly Miller weiter so wunderbare Bücher schreibt.

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