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Veröffentlicht am 20.04.2022

Ein sozialkritischer Kriminalroman, hart und farbig

Die Knochenleser
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Einen Kriminalroman zu lesen, der in einer exotischen Gegend spielt, ist sehr reizvoll, keine Frage. Und so ist eine der besonderen Stärken des Buches, dass der Autor, der in der Karibik geboren ist und ...


Einen Kriminalroman zu lesen, der in einer exotischen Gegend spielt, ist sehr reizvoll, keine Frage. Und so ist eine der besonderen Stärken des Buches, dass der Autor, der in der Karibik geboren ist und heute in England lebt, das Umfeld der Handlung, die auf einer Insel in den Kleinen Antillen spielt, sehr genau trifft. Misslungen ist meiner Meinung nach jedoch, den Slang der Einheimischen ins Deutsche zu „übersetzen“. Das wirkt gekünstelt bis unfreiwillig komisch und behindert das ansonsten sehr flüssige Lesen.

Worum es geht: Auf einer Insel der Kleinen Antillen lebt der junge Digger in hoffnungsloser Armut. Detective Superintendent Chilman erkennt jedoch die Intelligenz und Wachheit dieses jungen Mannes und wirbt ihn für die Polizeiarbeit an. Digger sieht dies trotz aller inneren Widerstände als Chance, um nach seiner verschollenen Mutter zu suchen. Gesetzesferne Methoden sind üblich. Doch Digger geht seinen Weg, wird ausgebildet zum außerordentlich fähigen Forensiker und kommt bei seinen Ermittlungen zusammen mit Miss Stanislaus, der Tochter von Chilman, bis an seine äußersten Grenzen.

Gut liest sich der Kriminalroman, abgesehen von den verunglückten Slang-Übersetzungen. Geschrieben ist er in einer bildhaft-intensiven Sprache, voller Farben und Gerüche, aber auch mit lethargischen Bildern von verletzten Seelen. Es fehlt zwar an einem sich steigernden Spannungsbogen, doch die Welt, in der sich die Polizeiarbeit abspielt, ist eine solch grausame, sexistische, männerdominierte Welt voll von Mord und Totschlag, Machtmisbrauch, Korruption, Terror, Pädophilie und fanatisch-religiösen Auswüchsen, dass man als Leser schaudert. Jacob Ross zeichnet ein gesellschaftskritisches Bild weit, weit weg von der Postkarten-Urlaubs-Idylle der Karibik, wie wir sie kennen. Dies macht meines Erachtens die besondere Qualität des Kriminalromans aus. Irgendwie tröstlich, den Entwicklungsweg von Digger aus diesem Sumpf heraus hin zu einem glühenden Verfechter von Gerechtigkeit zu verfolgen.

Fazit: Ein sozialkritischer Kriminalroman, der uns den Postkartenkitsch der Karibik in unseren Köpfen gründlich vermiest.

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Veröffentlicht am 18.04.2022

Solide, fesselnd, unterhaltsam

Lost
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Die Autorin spricht es in ihrer Danksagung selbst an: „Das schwere zweite Buch.“ Sie berichtet über ihre Unsicherheiten, ob es ihr ein zweites Mal gelingen könnte, Verlag und Leserschaft zu beeindrucken. ...


Die Autorin spricht es in ihrer Danksagung selbst an: „Das schwere zweite Buch.“ Sie berichtet über ihre Unsicherheiten, ob es ihr ein zweites Mal gelingen könnte, Verlag und Leserschaft zu beeindrucken. Verständlich. Und ich kann allen Lesewilligen raten, unbedingt Band 1 „Mind Games“ vorab zu lesen, damit es ihnen nicht ergeht wie mir, die ich Band 1 nicht kenne und deshalb keinen Vergleich anstellen kann. Zwar werden zu Anfang des 2. Bandes etliche Informationen über den ersten Fall der beiden Ermittler Bloom und Jameson eingestreut, aber sie sind nicht ausreichend, um die tiefgreifenden Differenzen zwischen den Beiden vollständig zu verstehen oder gar das überraschende Auftauchen einer Person aus dieser Vergangenheit im neuen Fall und die gesamte Tragweite dessen einordnen zu können.

Kurz zum Inhalt: Eine Gala auf einer Militärbasis, auf der eine schwere Bombenexplosion mit wenigen Verletzten und Toten das Fest beendet. Captain Harry Peterson wird erst wenige Tage nach diesem Vorfall in einer weiter entfernten Klinik aufgefunden – ohne jegliche Erinnerung an das Geschehen. Schlimmer noch, es fehlen ihm vollständig die Erinnerungen an die vier letzten Jahre. Profilerin Dr. Augusta Bloom wird gebeten, der Sache auf den Grund zu gehen. Was war Zufall, was war Absicht?

Leicht und flüssig zu lesen ist dieser grundsolide geschriebene Psychothriller. Die meist kurzen Kapitel einschließlich der eingestreuten Rückblenden halten den Spannungspegel gleichmäßig hoch. Kurzweilig und abwechslungsreich in gemäßigtem Tempo wird erzählt.. Dass die Autorin Psychologin bzw. Psychotherapeutin ist, kann man spüren, denn sie beschreibt klug und differenzierend die für die Handlung wichtigen Personen, wobei sie ihr Augenmerk eher auf die Interaktionen zwischen den Akteuren legt, weniger auf individuell persönliche, mehr in die Tiefe gehende Beobachtungen. Auf die geschilderten militärischen Details hätte ich verzichten können, insbesondere da sie meines Erachtens für die Handlung nicht relevant waren. Mit meinen eigenen Vermutungen lag ich nicht richtig, doch trotz einiger überraschender Elemente zog sich das Ende zu lange hin. Es fügt sich zwar alles folgerichtig zusammen, aber die Autorin benötigt gleich mehrere Kapitel, um die Schlüssigkeit der Geschehnisse zu erläutern.

Fazit: Solide, fesselnd, unterhaltsam – aber bitte Band 1 zuerst lesen!

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Unerwartete Geschmackserlebnisse

Alkoholfreie Drinks
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Sehr neugierig war ich auf dieses Buch, denn Drinks ohne Alkohol, die dennoch vom Geschmack her überzeugen, konnte ich mir schlecht vorstellen. Aber ich bin immer bereit, Neues zu entdecken. Und in der ...


Sehr neugierig war ich auf dieses Buch, denn Drinks ohne Alkohol, die dennoch vom Geschmack her überzeugen, konnte ich mir schlecht vorstellen. Aber ich bin immer bereit, Neues zu entdecken. Und in der Tat gaben mir die Autorinnen viele neue und spannende Rezept-Anregungen.

Schade, dass man bei Neuauflage dieses Titels allerdings versäumt hat, dem Buch ein etwas weniger empfindliches Äußeres zu verpassen. Das Cover sieht sehr schnell schmuddelig aus bei häufigerem Benutzen, weil es sich zwangsläufig Flecken von Wasser, Saft u. a. einfängt. Was mich im Inneren des Buches leider auch sehr stört, ist die Typographie. Die schreiend riesigen Überschriften und der unnötige Schriftmix mit und ohne Serifen schmerzen meinem beruflich geschulten Blick. Das Buch bzw. sein Thema hätte meines Erachtens eine elegantere typographische Gestaltung verdient. Schade auch, dass nicht jeder Drink ein Foto erhalten hat, denn gerade die Fotos sind Eyecatcher und Appetitanreger.

Ob man den Hinweis benötigt, in welchem Glas der jeweilige Drink zu servieren ist, sei dahingestellt. Übersichtlich sind die jeweiligen Zutaten angegeben. Die Zubereitung wird kurz und bündig dargestellt. Nützlich empfinde ich persönlich die Vorschläge, zu welchen Snacks der jeweilige Drink besonders gut passt. Mein persönlicher Liebling war auf Anhieb die Mango-Weiße, weil sie problemlos und schnell zu servieren ist, bei größeren Gästegruppen problemlos wahlweise mit und ohne Alkohol. Auch das Rezept für Kir Royal habe ich nun schon mehrfach übernommen, allerdings mit Casissirup. Je nach Jahreszeit und Verfügbarkeit von Zutaten werde ich noch etliche Rezepte ausprobieren. Auch wenn ich nicht weiß, wie ich in unserer Kleinstadt Heusirup bekommen könnte…

Insgesamt gesehen bietet mir das Buch noch auf lange Sicht hin Anregungen für schmackhafte Rezepte, teilweise mit unerwarteten Geschmackserlebnissen, die aber gerade deshalb besonders interessant sind, egal ob es sich um Aperitifs, Liköre, Cocktails oder ganz einfache erfrischende Getränke handelt.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Ein Kochbuch eher zum Anschauen als zum Nachkochen

Zuhause kochen und genießen
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„Das Glück des Kochens“ will uns Christoph Rüffer vermitteln. Keine leichte Aufgabe für ihn, der Sterne-Koch im Hotel „Vier Jahreszeiten“ in Hamburg ist. Wie nah ist ein Koch feinster Gerichte noch dem ...


„Das Glück des Kochens“ will uns Christoph Rüffer vermitteln. Keine leichte Aufgabe für ihn, der Sterne-Koch im Hotel „Vier Jahreszeiten“ in Hamburg ist. Wie nah ist ein Koch feinster Gerichte noch dem „normalen“ Menschen mit durchschnittlichen Kochkenntnissen, durchschnittlichem Budget und durchschnittlichen Essgewohnheiten? Für mich jedenfalls ist das Kochbuch zwar eine echte Augenweide, aber leider, leider keine Verführung zum Kochen.

Jan-Peter Westermann hat traumhaft schöne Fotos geschaffen, die sogar eine ganz normale (und für mich eklige) Blutwurst so appetitlich erscheinen lassen, dass man reinbeißen möchte. Auch die gesamte Gestaltung des Buches ist sehr gut gelungen, wie ich finde. Gerade die doch sehr pragmatische Kapiteleinteilung nach Aufwand und Lebensmittelkategorien gefällt mir. Zutatenliste und Kochanweisung sind sehr übersichtlich dargestellt. Und, wie bereits gesagt, für jedes Rezept gibt es ein ganzseitiges, äußerst ansprechendes Foto, das jeweils äußerst verlockend wirkt. Und doch fand ich im gesamten Buch nicht ein einziges Rezept, das ich nachkochen würde! Entweder enthält es eine oder mehrere Zutaten, die ich, in einer Kleinstadt lebend, nicht zu kaufen bekäme. Oder das Rezept basiert auf Zutaten, die ich absolut nicht mag. Oder der notwendige Aufwand wäre mir das Ergebnis nicht wert. So leid es mir tut, in meiner Koch- und Esswelt findet der Sternekoch keinen Platz. „Das Glück des Kochens“ konnte er mir leider nicht vermitteln.

Fazit: Ein großartig gestaltetes, mit wunderschönen Fotos versehenes Kochbuch mit Gerichten, die leider allesamt keinen Platz in meinem Kochalltag finden können.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Ein Roman wie Ebbe und Flut

Der Holländer
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„Roman“ steht auf dem sehr passend zum Inhalt gestalteten Cover. Aber eigentlich ist es, wie ich finde, ein Kriminalroman, ein ruhig-unaufgeregt erzählter Kriminalroman, der mich, die ich weit entfernt ...


„Roman“ steht auf dem sehr passend zum Inhalt gestalteten Cover. Aber eigentlich ist es, wie ich finde, ein Kriminalroman, ein ruhig-unaufgeregt erzählter Kriminalroman, der mich, die ich weit entfernt vom Meer lebe, in mir völlig unbekannte Gegenden entführte.

Ausgerechnet bei ihrer letzten Fahrt vor der Pensionierung entdeckt Geeske Dobbenga, tätig beim niederländischen Grenzschutz, eine Leiche im Watt. Ein Deutscher, gefunden im Grenzgebiet zwischen den Niederlanden und Deutschland. Während man sich um Zuständigkeiten streitet, entsendet die Bundespolizei in Cuxhaven heimlich den Ermittler Liewe Cupido nach Delfzijl. Liewe ist Deutscher, aber auf Texel aufgewachsen. Er ist ein besonderer Typ, eigenwillig und wortkarg. Man nennt ihn den „Holländer“. Niemand könnte besser als er Licht in das Dunkel bringen, das sich um den Toten rankt.

Leicht machte es mir der Autor nicht, das Buch zu lesen. Im Präsens gehalten erzählt er sehr beschaulich-eindringlich von einer Welt, die mir bislang völlig fremd war. Wattwanderungen als eine Art Sport zu verstehen, überaus gefährlich einerseits, Grenzerfahrungen vermittelnd andererseits – diese Faszination, sich der Kraft der Natur zu stellen, konnte ich trotz der eindrücklichen Schilderungen des Autors nicht wirklich nachvollziehen. Beeindruckt jedoch hat mich seine seltsam lakonische Erzählweise, die genau die Wesensart der Menschen am Meer widerspiegelt, beobachtend und mit auf das Minimum reduzierten Gesprächen. Die vielen mir unbekannten nautischen Begriffe erschwerten mir jedoch das Lesen. Trotz allem lag von Anfang bis Ende über dem Buch eine permanente leise Spannung, besser noch würde ich es als eine andauernde Anspannung bezeichnen, wenn sich im Laufe der Ermittlungen die Beziehungen zwischen den Hauptpersonen nach und nach auftun und der Ermittler selbst mit seinen eigenen traumatischen Belastungen auf eigenwillige Weise mitwirkt. Sehr hilfreich war für mich übrigens die im Schutzumschlag aufgezeichnete Landkarte, auf der ich mich zum besseren Verständnis oftmals während des Lesens über Örtlichkeiten und Entfernungen informierten konnte.

Fazit: Ein leiser, langsamer, literarischer Kriminalroman, der in seiner Gestaltungskraft etwas von Ebbe und Flut hatte, im Wechsel zwischen Mensch und Natur.

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