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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2021

Leicht lesbarer Roman mit großem Unterhaltungswert

Strömung des Lebens
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Man mag es vielleicht gar nicht glauben. Aber im Laufe meines langen Leselebens hatte ich bislang noch kein einziges Buch von Nora Roberts gelesen. Irgendwie hatte es sich nie ergeben. Und so machte ich ...


Man mag es vielleicht gar nicht glauben. Aber im Laufe meines langen Leselebens hatte ich bislang noch kein einziges Buch von Nora Roberts gelesen. Irgendwie hatte es sich nie ergeben. Und so machte ich anhand des vorliegenden Buches meine erste Bekanntschaft mit dieser Autorin. Und ich muss sagen, dass ich die mehr als 500 Seiten sehr gerne und zügig gelesen habe.

Familie Bigelow zeigt nach außen hin eine perfekte Fassade. Aber in Wirklichkeit ist der Vater ein brutaler Schläger, dessen Tyrannei auch vor seinen Kindern nicht Halt macht. Als sich Sohn Zane schließlich zur Wehr setzt, kommt das gesamte Ausmaß des Martyriums ans Licht und der Vater ins Gefängnis. Zwanzig Jahre später ist Zane ein erfolgreicher Anwalt. Er lernt die neu zugezogene Darby McCray kennen, die als Landschaftsgärtnerin Fuß fassen will. Auch sie hatte Brutalität und Schläge in der Vergangenheit erfahren. Ihre wachsende Liebe zueinander erfährt jedoch eine lebensgefährliche Bedrohung…

Nora Roberts verwebt in ihrem Roman sehr geschickt die Elemente Romantik und Spannung zu einem überaus bunten Teppich. Als Leser fühlt man sich emotional sofort hineingezogen in die Handlung, ist fassungslos über Willkür und häusliche Gewalt und hofft mit Zane und Darby auf ein gutes Ende. Spaß machen die mitunter schlagfertig-humorvollen Dialoge. Die im Hintergrund permanent lauernde Bedrohung und die damit verbundene Spannung lassen den Leser Seite um Seite verschlingen. Doch ich muss auch Kritisches anmerken. Denn die Handlung ist fesselnd erzählt, aber immer ganz nahe am Rand des Kitsches entlang. Es wird mitreißend erzählt, aber immer etwas übertrieben. Es gibt von Vielem zu viel: Zu viel Gartenplanung, zu viel Baseball, zu viel Cola, zu viel Tiefkühl-Pizza, und geduscht wird auch zu viel. Doch trotz der vielen Wiederholungen bleibt als Fazit, dass für mich der Roman einen großen Unterhaltungswert hatte, ohne großen Anspruch, aber spannend, detailfreudig und durchaus einfühlsam erzählt.

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Veröffentlicht am 11.01.2021

Loslassen lernen

Wie viel Leben passt in eine Tüte?
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Zugegeben bin ich mit ü70 nicht unbedingt die Zielgruppe des Romans. Dennoch fand ich die Thematik des Buches so interessant, dass ich mich mit meiner immer vorhandenen Leseneugier an die Lektüre machte. ...


Zugegeben bin ich mit ü70 nicht unbedingt die Zielgruppe des Romans. Dennoch fand ich die Thematik des Buches so interessant, dass ich mich mit meiner immer vorhandenen Leseneugier an die Lektüre machte. Und stolperte schon mal über die zwar originelle, aber nicht gut zu benutzende Schutzumschlag-Idee. Und weiter stolperte ich über den holprig-seltsamen Buchtitel, der im Vergleich zum Originaltitel nur merkwürdige Assoziationen hervorruft. Und ich stolperte über die Playlist der Kapitelüberschriften, deren Titel mir allesamt unbekannt waren und auch bleiben. Abgesehen von diesen Äußerlichkeiten empfand ich das Buch eher wie eine in Form gebrachte Selbsterfahrung der Autorin, weniger als einen Jugendroman, was ja erst einmal nichts Schlechtes bedeuten muss.

Rose hat ihre Mutter verloren und verbannt ab diesem Zeitpunkt alles aus ihrem Leben, was ihr bisher selbstverständliche Freude und Spaß gebracht hatte. Sie hört keine Musik mehr. Sie beendet ihre Cheerleader-Einsätze. Sie erträgt die Nähe zu ihrem Freund Chris nicht mehr. Sie zieht sich völlig in sich selbst zurück. Durch Zufall findet sie im Kleiderschrank ihrer Mutter ein „Survival Kit“, das ihre Mutter dort für sie hinterlassen hatte, eine Tüte voller überraschender kleiner schlichter Dinge. Nur unter größten Schwierigkeiten lässt sich Rose nach und nach auf diese Gegenstände und auf ihre dadurch ausgelösten Gedanken und Empfindungen ein. Aus der Starre der Trauer heraus gerät Rose’s Leben in Bewegung…

Grundsätzlich ist das Buch gut geschrieben. Es erzählt nachvollziehbar und glaubhaft, wie unbewältigte Trauer den Menschen in Fesseln hält, ihn vom lebendigen Leben fernhält. Und es erzählt ebenso glaubhaft, wie es gelingen kann, aus dieser Erstarrung in langsamen Schritten wieder zum lebendigen Leben zurückzufinden, und dass Loslassen nichts mit Vergessen zu tun hat. Allerdings hätte ich mir eine Erzählweise mit mehr Pfiff erhofft. Irgendwie fehlt mir das gewisse Etwas. Insbesondere die Dialoge wirken zum Teil recht hölzern und lebensfern. Genauso lebensfern erschienen mir die Menschen rund um Rose. Sind Freundinnen im gleichen Alter wie Rose tatsächlich so sensibel und einfühlsam wie im Buch geschildert? Und wird der Ex-Freund von jetzt auf gleich tatsächlich zum verlässlichen und hilfsbereiten Kameraden? Während Will, der zunächst vorgestellt wird als einfühlsamer, sensibler Mensch, im entscheidenden Moment menschlich total versagt? Als Fazit würde ich dennoch diesen Jugendroman als sehr lesenswert bezeichnen, weil er sich gefühlvoll mit dem großen Thema Trauer und Neubeginn beschäftigt, und dies weitgehend, ohne oberflächliche Klischees zu bedienen.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Man sollte geistig gut zu Fuß sein

Warum es normal ist, dass die Welt untergeht
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Mit den Büchern aus dem Verlag wbg Theiss habe ich mir offensichtlich zu viel zugemutet. Aufgrund gewisser Einschränkungen altersbedingt musste ich meine Lesezeit deutlich reduzieren, außerdem sind für ...


Mit den Büchern aus dem Verlag wbg Theiss habe ich mir offensichtlich zu viel zugemutet. Aufgrund gewisser Einschränkungen altersbedingt musste ich meine Lesezeit deutlich reduzieren, außerdem sind für mich intellektuell herausfordernde Themen inzwischen nicht mehr so gut zu bewältigen wie früher, was mich psychisch sehr belastet. Dennoch muss ich einsehen, dass ich manchen Büchern einfach nicht gerecht werden kann.

So erging es mir auch mit dem vorliegenden Buch, dessen umfassendes Thema mit einem grundsätzlich positiven Fazit mich sehr ansprach. Mit dem Autor durch 6 Millionen Jahre Evolution zu wandern, stellte sich für mich als eine zu große Aufgabe heraus, so gut bin ich geistig nicht mehr zu Fuß. Obwohl es der Autor mit seiner ansprechenden, erfrischenden Erzählweise, die sehr persönlich wirkt, dem Leser durchaus leicht machen möchte. Viele Pausen legte ich beim Lesen ein, dennoch nahm ich das Buch von Mal zu Mal widerstrebender in die Hand. Zu viele, zu große, zu gewaltige, zu weitreichende Themen – ich fühlte mich fast wie Atlas, der die Weltkugel trägt. Übrig bleibt eine große Bewunderung für Robert Kelly und die Erkenntnis, dass es Sachbücher gibt, denen ich nicht (mehr) gewachsen bin.

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Veröffentlicht am 18.12.2020

Wenn man ein Buch zum falschen Zeitpunkt liest

Erinnerungen aus Glas
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Manchmal ist es wohl so, dass ein Buch nicht zur passenden (Lebens-)Zeit gelesen wird und deshalb nicht den Weg direkt ins Leserherz findet. So jedenfalls scheint es mir mit dem vorliegenden Buch gegangen ...


Manchmal ist es wohl so, dass ein Buch nicht zur passenden (Lebens-)Zeit gelesen wird und deshalb nicht den Weg direkt ins Leserherz findet. So jedenfalls scheint es mir mit dem vorliegenden Buch gegangen zu sein. Einerseits hatte ich gerade in letzter Zeit sehr viel gelesen über die Jahre des NS-Regimes, der Judenverfolgung und über all das entsetzliche Kriegselend, das in manchen Menschen noch bis zu deren Lebensende Wirkung zeigte, andererseits ist unsere Gegenwart derzeit nicht gerade unbeschwert, auch voll von Ängsten, und man muss sich sehr bemühen um vorweihnachtliche Zuversicht. Vermutlich hatte ich deswegen einige Mühe, das Buch zu lesen, musste viele Pausen machen und kann dem Buch deshalb nicht wirklich gerecht werden.

Zwei Zeitstränge: 1942, die Freundinnen Josie und Eliese in den Niederlanden, und 75 Jahre später Ava Drake in den USA und Uganda. Und wie immer in Büchern, die in verschiedenen Perspektiven erzählen, gibt es irgendwann in der Geschichte ein Verbinden, ein Verstricken, das Aufdecken von Geschehnissen, die bislang totgeschwiegen wurden. Diesen Weg des Erzählens wählt auch Melanie Dobson, und dies in einem ganz feinen, sensiblen Schreibstil. Eindringlich und atmosphärisch dicht beschreibt sie sowohl die Personen als auch all die Ereignisse, die grausamsten ebenso wie die hoffnungsfrohen, alles sehr bildhaft und außerordentlich ausdrucksstark. Ein Buch über den Mut des Widerstands und ein Buch über die gefährliche Wirkung von Geld, Gier und Familiengeheimnissen, aber auch über die Kraft des christlichen Glaubens.

Fazit: Ein überaus lesenswertes, bewegendes und gut geschriebenes Buch. Dass es mich nicht wirklich erreichte, lag nicht am Buch, sondern ausschließlich an mir selbst.

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Veröffentlicht am 15.12.2020

Leicht lesbare, etwas unrealistische Thriller-Unterhaltung

Als die Nacht begann
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Aus der Reihe rund um Jan Tommen und sein Ermittlerteam hatte ich bisher noch nichts gelesen. Nach Lektüre dieses vorliegenden 7. Bandes habe ich jedoch große Lust, auch die früher erschienenen Bücher ...


Aus der Reihe rund um Jan Tommen und sein Ermittlerteam hatte ich bisher noch nichts gelesen. Nach Lektüre dieses vorliegenden 7. Bandes habe ich jedoch große Lust, auch die früher erschienenen Bücher zu lesen.

Auf offener Straße wird eine junge Frau erschossen. Alles bleibt rätselhaft und lässt die Vermutung aufkommen, dass ein Heckenschütze wahllos sein Opfer ausgesucht hatte. Doch dann wird ein weiterer Toter gefunden, der aus großer Entfernung auf einer Parkbank sitzend erschossen wurde. Jetzt geraten Jan und sein Team zunehmend unter Druck, da weitere Opfer zu befürchten sind.

Der Thriller ist leicht lesbar. In klar strukturierter Weise bauen sich Handlung und Spannung auf bis hin zum sehr spannenden Finale, das für mich durchaus überraschend war, denn der geschickt konstruierte Plot lässt den Leser lange im Ungewissen. Mit dem immer wieder durchblitzenden Humor werden die Protagonisten auf lebendige Weise in ihrer Individualität dargestellt, ohne dass das private „Gedöns“ zu breiten Raum einnimmt. Vielleicht tauchen etwas zu viele Namen auf, was Verwirrung schafft, vielleicht gibt es etwas zu viele Tote und vielleicht hat sich der Autor zu einigen unrealistischen Szenen hinreißen lassen. Doch trotz der insgesamt etwas realitätsfernen Geschichte fühlte ich mich insgesamt auf angenehme und spannende Weise gut unterhalten.

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