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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2021

Ein (fast) perfekter Psychothriller

Trauma – Kein Entkommen
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Vieles gefiel mir an diesem Thriller, jedenfalls so vieles, dass ich auch die beiden Folgebände lesen möchte. Dennoch reicht es nicht für ein uneingeschränktes Lob, denn es gab durchaus etwas, das mir ...


Vieles gefiel mir an diesem Thriller, jedenfalls so vieles, dass ich auch die beiden Folgebände lesen möchte. Dennoch reicht es nicht für ein uneingeschränktes Lob, denn es gab durchaus etwas, das mir ganz und gar nicht gefiel.

Worum geht es? Hauptsächlich um Katja Sand, eine Münchner Mordermittlerin, die von ihren eigenen Schatten aus der Vergangenheit gejagt wird. Die dennoch zäh, fast verbissen in ihrer Arbeit ihre eigenen Theorien verfolgt. Und dann hat sie zu allem Überfluss auch noch eine pubertierende Tochter, die für sich genommen schon Herausforderung genug ist. Zwei Tote werden gefunden, deren Vorgeschichte Traumata offenbart. Sie sollen gemäß Anweisung „von oben“ als Suizide aus der Welt geschafft werden. Doch Katja Sand glaubt nicht an Selbstmord. Gut, dass sie stets auf ihren Kollegen Rudi Dorfmüller bauen kann…

Was es heißt, traumatisiert zu werden, erfährt man im Prolog und in einigen weiteren Szenen im Buch. Diese Szenen sind in ihrer psychischen und physischen Brutalität kaum zu ertragen, umso mehr, da ein kleines Kind das Opfer ist. Insofern würde ich das Buch eher dem Genre der Psychothriller zuordnen, denn die auf Dauer beschädigten Seelen, die ihre individuellen Wege des Überlebens suchen, sind sozusagen der rote Faden im Geschehen. Der Kriminalfall als solcher ist logisch und nachvollziehbar aufgebaut, wenngleich in manchen Sequenzen unglaubwürdig überzeichnet. In nahezu gleichbleibender Spannung liest man das Buch schnell und gerne, denn der klare und punkgenaue Schreibstil im Präsens fesselt. Insbesondere die jeweiligen Kapitelenden schreien geradezu danach, dass man weiterliest. Auch das Buchende verlockt geschickt, die Nachfolgebände lesen zu wollen. Doch was auf die Dauer des Buches hinweg entsetzlich nervt, ist das pseudopsychologische Stochern in Katjas Vergangenheit und ihrer desolaten Mutter-Tochter-Beziehung, ohne dass der Leser wirklich erfährt, worum es eigentlich geht. Was vermutlich als ein über 3 Bände hinweg gesetzter Spannungsbogen konzipiert ist, macht ärgerlich, da dieser Bogen schlichtweg überspannt ist.

Fazit: Weniger Katja, mehr Thriller – dann wäre das Buch perfekt.

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Veröffentlicht am 19.03.2021

Gut gemachtes Buch, Rezepte allerdings sehr fetthaltig

Heimathäppchen – Für Gäste und Feste
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Mehr als 15 Jahre lebte ich im Bergischen Land und wurde nie wirklich heimisch dort. Nun kam mir vorliegendes Buch in die Finger. Damit hoffte ich, wenigstens im Nachhinein eine gewisse Verbindung zu ...


Mehr als 15 Jahre lebte ich im Bergischen Land und wurde nie wirklich heimisch dort. Nun kam mir vorliegendes Buch in die Finger. Damit hoffte ich, wenigstens im Nachhinein eine gewisse Verbindung zu NRW aufbauen zu können. Da ich weder die Sendung noch die Autorin kannte, ging ich recht erwartungsfroh und neugierig auf das Thema zu.
Bereits beim oberflächlichen Durchblättern fällt die sehr geschickte und übersichtliche typographische Gestaltung auf, die insbesondere den Arbeitszeitaufwand hervorhebt und damit bereits die Vorab-Auswahl des Rezeptes erleichtert. Aber auch die Zutatenliste und die einzelnen Arbeitsschritte sind gut gegliedert. Nettes Beiwerk ist, dass bei jedem Rezept ein orangefarbenes Auto durch die Lande braust und auf seiner Spur die Herkunft des Rezeptes hinterlässt. Appetitanregende Fotos machen Lust aufs Nachkochen.
Mit den Rezepten allerdings wurde ich genauso wenig warm wie mit den Menschen. Ich durfte einmal als Gast die Bergische Kaffeetafel erleben und staunte über die seltsame Zusammenstellung der einzelnen Zutaten, im Buch recht geschickt als „Brunch“ vorgeschlagen. Beim Kartoffelsalat mit Mayonnaise schaudert es mich, ebenso bei dem vielen Fettgebackenen. Andere Rezepte dagegen werde ich tatsächlich gerne ausprobieren, insbesondere mehrere der sehr leckeren Kuchen- und Tortenrezepte. Natürlich ist zu bedenken, dass es um Rezepte geht, die man Gästen vorsetzt, insofern geht es nicht um meine ganz persönlichen Essensvorlieben. Unter diesem Aspekt finde ich das Buch insgesamt gut gemacht.
Wollen wir hoffen, dass es bald wieder die Möglichkeit gibt, mit Freunden zusammen das eine oder andere Rezept aus diesem gut gemachten Buch gemeinsam auszuprobieren.

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Leicht lesbarer Roman mit großem Unterhaltungswert

Strömung des Lebens
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Man mag es vielleicht gar nicht glauben. Aber im Laufe meines langen Leselebens hatte ich bislang noch kein einziges Buch von Nora Roberts gelesen. Irgendwie hatte es sich nie ergeben. Und so machte ich ...


Man mag es vielleicht gar nicht glauben. Aber im Laufe meines langen Leselebens hatte ich bislang noch kein einziges Buch von Nora Roberts gelesen. Irgendwie hatte es sich nie ergeben. Und so machte ich anhand des vorliegenden Buches meine erste Bekanntschaft mit dieser Autorin. Und ich muss sagen, dass ich die mehr als 500 Seiten sehr gerne und zügig gelesen habe.

Familie Bigelow zeigt nach außen hin eine perfekte Fassade. Aber in Wirklichkeit ist der Vater ein brutaler Schläger, dessen Tyrannei auch vor seinen Kindern nicht Halt macht. Als sich Sohn Zane schließlich zur Wehr setzt, kommt das gesamte Ausmaß des Martyriums ans Licht und der Vater ins Gefängnis. Zwanzig Jahre später ist Zane ein erfolgreicher Anwalt. Er lernt die neu zugezogene Darby McCray kennen, die als Landschaftsgärtnerin Fuß fassen will. Auch sie hatte Brutalität und Schläge in der Vergangenheit erfahren. Ihre wachsende Liebe zueinander erfährt jedoch eine lebensgefährliche Bedrohung…

Nora Roberts verwebt in ihrem Roman sehr geschickt die Elemente Romantik und Spannung zu einem überaus bunten Teppich. Als Leser fühlt man sich emotional sofort hineingezogen in die Handlung, ist fassungslos über Willkür und häusliche Gewalt und hofft mit Zane und Darby auf ein gutes Ende. Spaß machen die mitunter schlagfertig-humorvollen Dialoge. Die im Hintergrund permanent lauernde Bedrohung und die damit verbundene Spannung lassen den Leser Seite um Seite verschlingen. Doch ich muss auch Kritisches anmerken. Denn die Handlung ist fesselnd erzählt, aber immer ganz nahe am Rand des Kitsches entlang. Es wird mitreißend erzählt, aber immer etwas übertrieben. Es gibt von Vielem zu viel: Zu viel Gartenplanung, zu viel Baseball, zu viel Cola, zu viel Tiefkühl-Pizza, und geduscht wird auch zu viel. Doch trotz der vielen Wiederholungen bleibt als Fazit, dass für mich der Roman einen großen Unterhaltungswert hatte, ohne großen Anspruch, aber spannend, detailfreudig und durchaus einfühlsam erzählt.

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Veröffentlicht am 11.01.2021

Loslassen lernen

Wie viel Leben passt in eine Tüte?
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Zugegeben bin ich mit ü70 nicht unbedingt die Zielgruppe des Romans. Dennoch fand ich die Thematik des Buches so interessant, dass ich mich mit meiner immer vorhandenen Leseneugier an die Lektüre machte. ...


Zugegeben bin ich mit ü70 nicht unbedingt die Zielgruppe des Romans. Dennoch fand ich die Thematik des Buches so interessant, dass ich mich mit meiner immer vorhandenen Leseneugier an die Lektüre machte. Und stolperte schon mal über die zwar originelle, aber nicht gut zu benutzende Schutzumschlag-Idee. Und weiter stolperte ich über den holprig-seltsamen Buchtitel, der im Vergleich zum Originaltitel nur merkwürdige Assoziationen hervorruft. Und ich stolperte über die Playlist der Kapitelüberschriften, deren Titel mir allesamt unbekannt waren und auch bleiben. Abgesehen von diesen Äußerlichkeiten empfand ich das Buch eher wie eine in Form gebrachte Selbsterfahrung der Autorin, weniger als einen Jugendroman, was ja erst einmal nichts Schlechtes bedeuten muss.

Rose hat ihre Mutter verloren und verbannt ab diesem Zeitpunkt alles aus ihrem Leben, was ihr bisher selbstverständliche Freude und Spaß gebracht hatte. Sie hört keine Musik mehr. Sie beendet ihre Cheerleader-Einsätze. Sie erträgt die Nähe zu ihrem Freund Chris nicht mehr. Sie zieht sich völlig in sich selbst zurück. Durch Zufall findet sie im Kleiderschrank ihrer Mutter ein „Survival Kit“, das ihre Mutter dort für sie hinterlassen hatte, eine Tüte voller überraschender kleiner schlichter Dinge. Nur unter größten Schwierigkeiten lässt sich Rose nach und nach auf diese Gegenstände und auf ihre dadurch ausgelösten Gedanken und Empfindungen ein. Aus der Starre der Trauer heraus gerät Rose’s Leben in Bewegung…

Grundsätzlich ist das Buch gut geschrieben. Es erzählt nachvollziehbar und glaubhaft, wie unbewältigte Trauer den Menschen in Fesseln hält, ihn vom lebendigen Leben fernhält. Und es erzählt ebenso glaubhaft, wie es gelingen kann, aus dieser Erstarrung in langsamen Schritten wieder zum lebendigen Leben zurückzufinden, und dass Loslassen nichts mit Vergessen zu tun hat. Allerdings hätte ich mir eine Erzählweise mit mehr Pfiff erhofft. Irgendwie fehlt mir das gewisse Etwas. Insbesondere die Dialoge wirken zum Teil recht hölzern und lebensfern. Genauso lebensfern erschienen mir die Menschen rund um Rose. Sind Freundinnen im gleichen Alter wie Rose tatsächlich so sensibel und einfühlsam wie im Buch geschildert? Und wird der Ex-Freund von jetzt auf gleich tatsächlich zum verlässlichen und hilfsbereiten Kameraden? Während Will, der zunächst vorgestellt wird als einfühlsamer, sensibler Mensch, im entscheidenden Moment menschlich total versagt? Als Fazit würde ich dennoch diesen Jugendroman als sehr lesenswert bezeichnen, weil er sich gefühlvoll mit dem großen Thema Trauer und Neubeginn beschäftigt, und dies weitgehend, ohne oberflächliche Klischees zu bedienen.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Man sollte geistig gut zu Fuß sein

Warum es normal ist, dass die Welt untergeht
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Mit den Büchern aus dem Verlag wbg Theiss habe ich mir offensichtlich zu viel zugemutet. Aufgrund gewisser Einschränkungen altersbedingt musste ich meine Lesezeit deutlich reduzieren, außerdem sind für ...


Mit den Büchern aus dem Verlag wbg Theiss habe ich mir offensichtlich zu viel zugemutet. Aufgrund gewisser Einschränkungen altersbedingt musste ich meine Lesezeit deutlich reduzieren, außerdem sind für mich intellektuell herausfordernde Themen inzwischen nicht mehr so gut zu bewältigen wie früher, was mich psychisch sehr belastet. Dennoch muss ich einsehen, dass ich manchen Büchern einfach nicht gerecht werden kann.

So erging es mir auch mit dem vorliegenden Buch, dessen umfassendes Thema mit einem grundsätzlich positiven Fazit mich sehr ansprach. Mit dem Autor durch 6 Millionen Jahre Evolution zu wandern, stellte sich für mich als eine zu große Aufgabe heraus, so gut bin ich geistig nicht mehr zu Fuß. Obwohl es der Autor mit seiner ansprechenden, erfrischenden Erzählweise, die sehr persönlich wirkt, dem Leser durchaus leicht machen möchte. Viele Pausen legte ich beim Lesen ein, dennoch nahm ich das Buch von Mal zu Mal widerstrebender in die Hand. Zu viele, zu große, zu gewaltige, zu weitreichende Themen – ich fühlte mich fast wie Atlas, der die Weltkugel trägt. Übrig bleibt eine große Bewunderung für Robert Kelly und die Erkenntnis, dass es Sachbücher gibt, denen ich nicht (mehr) gewachsen bin.

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